fficHiMMM beit westlichen Demokratien voraus. Hier ist der Wen des Diktats mit dqm Abkommen vom 18. Feber verlassen worden, bevor die su< detendeutschen Berständigungsparteion verblutet waren. Es besteht aber noch immer die Gefahr, bah der Geist eines engherzigen Nationalstaats^ begrisses die Früchte des IS. Feber verdirbt. Jene tschechischen Politiker haben recht behalten, welch? sich seinerzeit gegen die Ausschließung der Deut­ schen auS den VerfassungSberatungen und insbe­sondere von der Entscheidung über das Sprachen­recht wandten. In seinem innenpolitischen Ge- schichtSwerkSeit 1918.. hat Dr. H. Kle- p e t a r die Erinnerung daran wieder ausgefrischt, daß das Sprachengesetz in der revolutionären Na­tionalversammlung von der äußersten Rechten unter dem Druck der Straste gegen den Willen Masarhls und der gemäßigten Parteien in der heutigen Form durchgepresst wurde. Auch die Sprachenverordnung wurde ein halbes Jahrzehnt nach der Staatsgründung vereinbarungswidrig ohne Befragung der Deutschen oktroiert, ein Vor­gang, gegen welchen die tschechisch-sozialdemokra« tischen Minister durch Verweigerung ihrer Unter­schrift protestierten. Die gleichen Chauvinisten, welche eine demokratische Regelung des Sprachen ­rechtes seinerzeit verhinderten, beherrschen heule die deutsche Sprache sehr gut, ivenn sie sich mit Berlin verständigen wollen. Es ist daher Freun- deSpflicht, von der tschechischen Politik zu verlan­gen, dast die Demokratie fene Gleichberechtigung gewähre, welche die tschechischen Bewunderer Hit­ lers bereits für ihr Boll preiszugeben bereit sind. Me Verfassung ist demokratisch und daher ohne langwierigen Verfassungsstreit ausbaufähig. Das Sprachenrecht aber ist in seiner bisherigen Form ein grosses Hindernis der nationalen Befriedung. Wenn der Staat die Herzen der deutschen Bevöl­kerung gewinnen will, dann must er ihre Gefühle genau so respektieren lernen, wie die Gefühle des slowakischen BolkSteileS respektiert werden. Ge­rade fene tschechischen Politiker, welche jahrzehnte­lang für sprachliche Gleichberechtigung gekämpft haben, sollten dafür Verständnis haben, dast der Staat in der Sprache seiner Bürger sprechen must, wenn sie an ihm auch ihr Miteigentum erkennen solle». Der Weg zur Erfüllung der deutsch -tschechi­schen FriedenSaufgabe, der am 18. Feber 1987 beschritten wurde, führt nur über die staatspoli­tische und sprachliche Gleichberechtigung der Na­tionen zum Ziel. Der zweite Schritt Von Faul Fürstenau, Teplltz-Schönau Daü Uebereinkom« men vom 18. Feber 1937 wurde wieder­holt als der erste Schritt auf dem Wege der Verständigung zwischen Tschechen und Deutschen , zur völ ­ligen Befriedung ihres Zusammenlebens, be ­zeichnet. Hier wurde die gegenseitige prak ­tische Verwirklichung verfassungsmässig fest ­gelegter Rechte und Pflichten der deutschen Bürger unserer Republik dem Staat gegenüber und des Staates gegenüber seinen Bürgern vorgezeichnet und angebahnt. Wenn also damit einer materiell-rechtlichen Seite des Problems Genüge getan wurde, wohin soll uns der zweite Schritt führen, welchen Be­reich unseres gemeinsamen Lebens soll er er­schließen? Der Mensch lebt nicht vom Brot allein*, - dadurch, daß Menschen für ihr Zusammenleben und gemeinsame» Arbeiten selbst völlig aus­reichende. nach allen Seiten gerechte Satzungen und Formeln finden, wird ihrer Gemeinsamkeit' noch nicht fene innere Wahrheit und Notwendig­keit gegeben, au» denen sie ihr beste» Wesen, ihre Dauerhaftigkeit und die Widerstandskraft auch gegen heftige äußere Anfechtungen erhält. Diese innere Verbundenheit erwächst erst an» wahrer menschlicher Zuneigung, begründet auf der Kennt­nis und Hochschätzung de» Wesen» dessen, mit dem man verbunden ist. Man kann nur den Men­schen wirlkich schätzen, den man kennt, und nur zwischen Menschen, die sich ehrlich gerne haben, gibt es Vertrauen und festes Zusammenhalten in allen Lagen diese» so wechselreichen Leben». Kennen unsere Völker einander? Ist diese Voraussetzung für ihr vertrauensvolle» Zusam­menarbeiten erfüllt? Ich fürchte, wir können diese Frage noch nicht bejahen. Wie entstellt, wie unzulänglich und unlebendig ist da» Bild, das der I Deutsche vom Tschechen , der Tscheche vom Deut­ schen im Durchschnitt vor Augen hat. Wieviele Tschechen wissen etwa» von dem stillen Wesen des Schlesier», in dem sich neben praktisch nüchternem Arbeitüsinn Raum findet für die Mystik de» Jakob Böhme und de» Emanuel Quint? von der heiter lebendigen Art dc» Elbländer», von dem derb humorigen Egerländer und dem anspruchs­losen, treuen Böhmerwäldler? Und wa» weiß, der Deutsche umgekehrt von dem urgesunden > Bauerntum, da» in Böhmen , in der Hanna und in der Slowakei lebt, von der rauhen, aber tiefen Menschlichkeit de» ostschlesischen Bergmann»; was kennt er von dem gütigen Humor, der Schlagfer­tigkeit und Bildkraft der tschechischen Sprache? Ueberall, wo Deutsche und Tschechen persön­lich menschlich einander nahekommen, finden sie sich, erkennen wechselseitig ihren Wert und fangen gewöhnlich an sich zu Wundern, woher denn also ewig diese Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten kommen können. Die grosse Aufgabe besteht nur darin, solche» menschliche Nahekommen und Ken­nenlernen der großen Masse der beiden Völker zu ermöglichen. Wir können freilich keine Völker­wanderung beginnen; aber eine gute Wirkung üben z. B. schon die Ferienwochen, die deutsche Kinder unter tschechischen Menschen und umgekehrr verbringen--Nur darf dann:- wenn die an sich' vorurteilslosen, unbefangen urteilenden Kinder wieder in die Heimat zurückgekehrt sind, da» so Gewonnene nicht durch falsöbe Reaktion der Er­wachsenen wieder zerstört werden. Nächst der persönlichen Berührung ist der beste Führer zum Wesen eine» Volker seine Kunst. Denn in ihr gibt jede» Volk sein Tiefste» und Be­ste». Ausstellungen deutscher Künstler in den tschechischen Städten und umgekehrt, wofür freilich da» Beste und Kennzeichnendste auSgewählt wer­den müsste, sollten neben Aufführungen der Musil, der Tbeaterkunst treten. Dann aber öffnet sich das Reich der Dich­tung, der Sprache. Wo ander» könnte der Deut­ sche den Tschechen besser kennenlernen al» etwa in dem rührend reinen Bild derBabiäka", in NerndaS Gestalten, bei Jgnät Henna» und Karel Capek und so vielen, vielen anderen! Und wie­viel gäben dem Tschechen unsere Eibner-Eschenbach, unsere'Stifter, Leutelt, keine Aufzählung, son­dern nur Erinnerung an Reihen, die seitenlang fortgesetzt werden könnten. Gute, volkstümlich billige Ilebersehungen waren wahre Friedens­engel, vor deren Flügelrauschen alteingefressene Vorurteile vergehen würden. Freilich kann auch die beste Uebersehung von der Dichtung annähernd nur soviel geben, wie die Schwarzweißwiedergabe von einem farbigen Bild. Darum, nicht nur au» praktischen Erwä­gungen, müssen wir einer des anderen Sprache lernen. Das geschieht wohl schon in den Schulen, aber dort müßte viel mehr als jetzt neben dem Eifer für» sprachlich Formelle die verständnis­volle Liebe für den Geist und die Schönheit dessen,, was in der Sprache ausgedrückt Ist, stehen. E» muß eine neue Jugend heranwachsen, mit klaren und liebevollen Augen, ungetrübt durch überkom­mene Vorurteile, ohne die Brille der Abneigung oder Geringschätzung, die ihr viele Alte immer wieder gerne auf die Nase sehen möchten. Wenn wir, Deutsche und Tschechen, einan­der derart kennen lernen, werden wir erfahren, wie nahe wir uns in Wirklichkeit stehen. Der gemeinsame Heimatboden, gleiche» Klima, gleiche Lebensbedingungen haben in vielen Jahrh'nnder« ten unter den Verschiedenheiten der Sprache, de» Temperament» und der äusseren Lebensformen einen Wesenskern sich bilden lassen, durch den wir un», al» Menschen der Mitte in jedem Sinne, eng verwandt sind. Vielleicht haben wir un» gerade deshalb oft nicht gut vertragen. Wenn wir uns dessen aber bewußt werden, muss e» un» gelingen, das Trennende zu überwinden, das Gemeinsame zu finden, sind Verschiedenheiten ittt Wesen der Völker sind nicht nur wichtig als geschichtlich gewordene Gegebenheiten, sonder» vielmehr noch dadurch, dass sie einander wertvoll ergänzen. Wa» dem einen fehlt, kann der andere beisteuern zum Wohle und Gedeihen aller. Da» gilt nicht nur im materiellen Bereich, wo sich Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie und Handel nicht bekämpfen, sondern in die Hände arbeiten müssen, da» gilt in weit höherem Sinne im Be­reich der Kultur. Nation und Menschlichkeit Das nationale Gefühl und das Ge/iA| der Menschlichkeit ergänzen sich. Bis zwei Seiten einer und derselben reinen gd denen MedaUle. Edvard Bend Au» wechselseitigem Anregen entsteht dg I schöne Wetteifer, jeder auf seinem Gebiet, I seinen Mitteln, in seiner Art, da» Beste zu leist,«. I Wa» wir im Sport schon gelernt haben: bei eigr, I ner Anspannung zu höchster Leistung die neiMofe, I ehrliche Anerkennung für da» Können de» anderen.! da» un» zugleich zum Massstab für da» eigen,] Streben wird, da» müssen wir in allen b,> I reichen de» Leben» erreichen und verwirllüben. Dann wird all die Energie und Kraft, die sith fest in unfruchtbarer Negation verzehrt, s<böpstrisj wirksam werden und beide Völker werden n>t hinau»wachsen über die Grenzen, die Ihnen sitz gesteckt scheinen. Einen unschätzbaren Gewinn werden ste für ihr Seelenleben davontragen. Sie werden au) der trüben, lähmenden Atmosphäre de» Mist, trauen» in den reinen, befreienden Sonnensiieln de» Vertrauen» eingehen. Da sie einander kein nen und nach ihrem wahren Werte schätzen ge­lernt haben, werden sie wissen, wa» ste einandn zu geben, voneinander zu erwarten haben w miteinander erreichen können. Da» wird ste in* Niger und fester miteinander verbinden, al» di. Formen der äusseren Organisation ihre» ssusain- menleben» und da» Ist eben der zweite Schritt ans dem Wege der Befriedung. Wir müssen gleich anheben, ihn zu tun. denn durch seine Wirkung soll ja da» Crgebni- de» ersten, durchblutet und genährt, au» rinm politischen llebereinkommen, zu einem organischen Bestandteil de» Leben» unserer Völker werden. E» ist Arbeit für Generationen, aber Bemühung um da» schönste Ziel auf dem Wege der Mensch­heit. das Ziel, das diesem Weg allein Sinn und Bedeutung verleiht, um die reine Mensch­lichkeit. Die Slowakei und der 18. Feber Von Frits Tejesay, Freßburg Da» Problem der Deutschen unsere» Staate» ist da» Problem der histori­schen Länder. Dort leben die Deutschen in Millionenzahl in gro­ssen zusammenhängen­den Gebieten, dort kann keine Verwal­tungsgeometrie ver­wischen, dass ganze Bezirke, und sehr viele, ganz deutsch sind deutsche Mehrheit ha ­ben. Au» der Problematik der historischen Länder ist der 18. Feber 1987 emporgewachsen, an sei­ner Wiege standen, ob man e» zugeben will oder nicht, die Erfahrungen der nationalen Kämpfe, die in Böhmen und Mähren vor dem Weltkrieg geführt worden sind, der mährische Ausgleich wie die böhmische AuSgleichslostgkeit. Die nationalen Probleme der Slowakei wurzeln in einer andern Tradition. Der öster ­reich-ungarische Ausgleich von 1867 mit seiner völligen Preisgabe der nationalen Minderheiten Ungarn», die zusammengenommen die Mehrheit bildeten, an eine entwicklungsfeindliche ausbeu­terische Grossgrundbesitzer-Gen tri; bildete hier die Grundlage der Innenpolitik. E» gab schließlich nur madjarische Schulen, fa> wer sich als Schüler einer madjarischen Mittelschule ertappen ließ, daß er aus der Straße slowakisch sprach oder nach Hause in seiner slowakischen Muttersprache einen Brief schrieb, wurde von der Schule wegen Un,' tvürdigkeit entfernt; es waren Zustände, die sich fast nicht von den Leiden unterscheiden, die heute die deutschen Südtiroler ertragen müssen. Nicht einmal die Schnüffelei nach der Sprache dec Grabsteine auf den Friedhöfen fehlte. Und doch war zwsschen Deutschen und Slo­waken als unterdrückter nationaler Minderheit ein erheblicher Unterschied. Die Gentrp-Politil sah im Deutschen Angehörige eines Herrenvolkei. ( im Slowaken aber nur das Dienstniädchen und den Knecht. Einige Schulen, eigene» nationale» Leben erhielten weder Deutsche noch Slowaken zugebilligt,' gegen beide richtete sich der gleiche Lehren der Geschichte Von Dr. Emil Strauß Da» 10. und 20. Jahrhundert haben die Frage deü Nebenein- anderlebenS der Völ­ker zum Schicksalspro­blem der europäischen Menschheit gemacht. Im alten Oesterreich- Ungarn ebenso wie seit 1918 in der Tschecho­ slowakei handelt e» sich hiebei um inne r- politische Probleme, um die Frage, wie ein Staat, der mehrere grosse Völker in seinen Grenzen beherbergt, seinen Nationen die politi­sche, wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung er- >;licht und sicherstellt. In den böhmischen Ländern trat die Frage de» Zusammenleben» der Tschechen und Deutschen zum ersten Mal im Sturmjahre 1848 als Schick­salsfrage des alten Staates hervor. Da» tsche­chische Bürgertum verlangte tticht nur politische Freiheit, sondern auch die Sicherung der Volts­entwicklung, welckie e» in der Anerkennung de» böhmischen Staatsrechtes, d. h. in der Wieder­errichtung de» in der Schlacht auf dem Weissen Berge zerstörten Staate» der Wenzelökrone et« blickte. Für Böhmen. Mähren und Schlesien soll­ten Zentralbehörden in Prag errichtet, Oesterreich sollte ein Bundesstaat werden. die Deutschen ab, weil ste fürchteten, im neu­errichteten böhmischen Staat zu einer einflußlosen Minderheit herabgedrückt zu werden. Im ersten Heigewählten Parlament Oesterreichs , das erst tu Wien, seit 15. November 1818 aber in dem mäh­rischen Landstädtchen Kremsier versammelt war, wurde um die künftige Staatsverfassung heftig gekämpft, aber schliesslich doch eine Einigung ge­funden. Danach wurde zwar kein böhmischer l Staat geschaffen, aber es sollten wenigstens die drei Kronländer al» VerwaltungSkörper erhalten werden. Innerhalb dieser Länder sollten natio­nal abgegrenzte Kreise entstehen, in denen die beiden Völker sich selbst verwaltet hätten. Die Demokratie des Jahres 1848 brachte es also zu einer einvernehmlichen Lösung der nationalen Frage in den Sudetenländern, dass diese Lösung Theorie blieb und nicht Wirklichkeit wurde, war Schuld des habsburgischen Absolutismus, der durch seine Dragoner den Kremsierer Reichstag auSeinanderjagte und mit dem VerfassungSwert auch den deutsch-tschechischen Ausgleich begrub. So lehren uns die Ereignisse der Jahre 1848 und 1849, dass daSnationaleProblemnur d u c ch d e m'o kratischeBerständigung, nicht durch Gewalt gelöst werden kann. Aber nur wenig mehr als ein Jahrzehnt ver­mochte der bürokratisch-militärische Gewaltappa­rat Oesterreich» die Welt glauben zu machen, daß es eine nationale Frage in der Monarchie nicht gebe. Die Niederlagen von 1859 und 1860 er­schütterten die Herrschaft deS Absolutismus und ztvaitgen zu verfassungsmäßigem Leben. Si- trieben den Kaiser zum Ausgleich mit dem Bür­gertum und mit den Ungarn(1867), welch letz­tere ihren eigenen Staat tm Rahmen einer Dop­pelmonarchie erhielten. In ähnlicher Weife sollte mich die tschechische Frage gelöst werden. Am 12 September 1871 erschien unter Verantwortung de» Ministerpräsidenten Grafen Hohenwart e!r. in welchem die historischen Rechte Böhmens anerkannt wurden. Das aber hgtte einen Sturm der Deutschen und Ungarn zur Folge, welche darin eine Erschütterung ihrer Stel­lung in den beiden Reichshälften sahen und so fiel Tn» aber lehnten I kaiserliches Reskript, im Oktober 1871 die Entscheidung des Kaiser? gegen die Errichtung eine» böhmischen Staate». Die Enttäuschung der Tschechen war groß seit­her waren weite Teile des Volkes von antidtzna- stischen Gefühlen beseelt. Habsburg hatte neuerlich die Unfähigkeit bewie­sen, das nationale Problem in bet: Sudetenländern z u lösen. Von 1871 bis 1918, von dem Experiment Hohemoarts bis zu dem verspätete» Versuch Kaiser Karls, Oesterreich in einen Bundesstaat zu ver­wandel», haben die österreichischen Staatsmän­ner an eine grosszügige staatliche Neugestaltung und Umformung der Monarchie nicht gedacht. Man bemühte sich höchstens um eine Regelung der Sprachenfrage. Am 9. April 1880 setzte der Minister Stremapr für Böhmen und Mähren die Doppelsprachigleit fest fortan sollte bei allen Gerichten und Behörden in beiden Ländern in bei­den Sprachen amtiert werden. Die deutschen Bürgerparteien sahen da» Heil ihre» Bolle» in der Festsetzung des Deutschen al» Staatssprache zwei Versuche, diese Forderung aus parlamentari­schem Wege durchzusetzen(1884 und 1886) schlugen fehl. WederdamalSnoch heute kann die Einführung einer Sprache als. Staatssprache irgend etwa» zur Befriedung der beiden Völ­ker der Sudetenländer beitragen. Wertvoller waren schon die Ergebnisse der Ausgleichsverhandlungen zwischen Deutsche » und Tschechen, die am 19. Jänner 1890 zu einer Ber« eiicharung in Böhmen führten. Danach sollten der Landesschulrat und Landeskulturrat eigene nationale Sektionen erhalten, die Bezirks- und Kreisgerichtssprengel national abgegrenzt und Mtnderhettsschulen überall dort errichtet werden, wo mindestens 40 schulpflichtige, Kinder der Min« derheitSnation verhanden waren. Nur ein Teil de» Ausgleiches konnte verwirklicht werden: trotz alle» Sturms gegen diePunktationen" von 1890 wurde die Sektionierung des Landesschulrates und LandeSkulturrates durchgeführt, dort, wo man jedem Volk ein Stück innerpo- litischer Selbstbestimmung gibt, schafft man Dauerndes. Der übrige Teil de» AuSgleichSwerkS tourt! dadurch begraben, dass auf tschechischer Seite dir ausgleichsfreundlichen Alttschechen bei den Kah­len von 1891 durch die Jungtschechen nahezu weg« gefegt wurden. So ging der Kampf weiter und die späteren Regierungen suchten vor allem eine Regelung dcr Sprachenfrage herbeizuführen. Am 5. April 180« gab der Ministerpräsident Badeni Sprachenver- ovdnungen heraus, wonach beide Sprachen in Böh­men und Mähren Amtssprachen sein sollten und die Behörden und Gerichte mit den Betuohneru in der Sprache der Eingabe zu verkehren hatte». Diese Verordnungen wurden von den Trutschcn abgelehnt, weil diese darin einen Einbruch in da» sogenannte geschlossene deutsche Sprachgebiet sahen. Heute erkennt man, wie sehr der N a» tionaliSmurdeSdeutschen Bürger­tum» dem Deutschtum geschadet hat; wäre diese Doppelsprachigleit durchgeführt worden, stünde e» um da» sudetendeutsche Volt besser. Nach dem Sturz Badenis versuchte es dessen Nachfolger Gautsch mit einer anderen Methode der Regelung: am 4. März 1898 erschien ein neuer Sprachenerlaß, wonach Böhmen in tschechische, deutsche und gemischtsprachige Bezirke zerfallen, in welchen dementsprechend amtiert werden sollte. Damit aber waren wieder die Tschechen unzufrie­den, mit Rücksicht auf ihre Minderheiten im deut­ schen Gebiet schliesslich hob der Ministerpräsi­dent Elary-Aldringen am 14. Oktober 1899 dicke Sprachenverordnung auf, man verzichtete auf I die Regelung der Sprachenfrage überhaupt. Tvn einzige» grosszügigen Versuch zur Lösung de» österreichischen Staatsproblems in den letzten Jahrzehnten des alten Oesterreich machte die Sozialdemokratie, welche sich auf ihrem Brünner Parteitag 1899 ein Programm der national«;