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Nr. 41

Das Wandern

war des Müllers Lust

Das Wandern einmal des Müllers Lust gehört längst zu den verbotenen Dingen. Und so haben sich fast alle Länder der Erde eine gefeß Tiche Einwanderungssperre zugelegt. Aber nicht nur das Wandern ist verboten, sondern es ist auch den Unternehmern verboten, einen ausländischen Mitarbeiter zu beschäftigen. Dadurch erst wurde Die Wanderungssperre effektiv", das heißt wirk fam gemacht. Zwar wird in den Wanderungs fperregejeben zumeist zugestanden, daß Spezial­arbeiter, die im Inland nicht zu finden sind, aus dem Ausland bezogen werden können, aber diese

UNION

VERSICHERUNGS- A.- G. ZENTRALE: PRAG   MASARYKOVO

FILIALEN:

REICHENBERG BRUNN BRATISLAVA  

VERTRETUNGEN

IM GANZEN BEREICHE DER REPUBLIK  

Freitag, 18. Feber 1938

Schlafen gehen­

Zähne putzen!

AG UNION

VERSICHERUNGEN

ALLER ART

KAL

Bestimmung wird so engherzig ausgelegt, daß nur die wenigsten Fälle die Maschen des Gesetzes pajfieren fönnen.

Wie die Wanderungssperre anfing

Die Banderungssperre hatte ursprünglich politische Gründe. Als nach dem Weltfrieg der Kommunismus hochtam, da bauten einzelne Staaten einen gefeßlichen Damm gegen die Eins wanderung, in der Meinung, daß dies auch ein Damm gegen die kommunistische Infeltion wäre. Die Erfahrung hat inzwischen gelehrt, daß der Damm diesen Schuß nicht bieten tann.

Mit dem Aufhören der Einwanderung in Amerifa ist die von den Einwanderern gebildete niederste gesellschaftliche Schichte verschwunden. Dadurch wurde die Arbeitnehmerschaft zur gesells schaftlichen Unterschichte, die ihre Interessen nun nicht mehr nach unten gegen die Einwanderer, sondern nur noch nach oben zu verteidigen hatte. In der Zeit der Krise machte sich das zum erstens mal gefahrdrohend fühlbar. Damals fürchtete man sich in den Vereinigten Staaten   ernsthaft vor dem Volfchewismus. Und es war nicht zulest bie Gefahr der Rebellion der Massen, die Roosevelt  veranlaßt hat, das wirtschafts- und sozialpolis tische Steuer herumaureißen.

Später erhielt die Einwanderungssperre eine sozialpolitische Bedeutung, sie soll in erster

KALODONT

gegen Zahnstein

so engherziger die Arbeitsmarktpolitik.

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Reihe die Arbeitspläße der inländischen Arbeiter Pölten vermitteln wollte. Je fleiner der Ort, um zwischen den von Arbeitslosigkeit heimgesuchten und jede wirtschaftliche Entfaltung unmöglich ge­schüßen. Nach dem Ende des Weltkrieges trat be­fanntlich die unangenehmste Form der Arbeitss Gebieten und den Gebieten mit Bedarf an Ar- macht, dann führt dies zur Taumpolitik- ein losigkeit auf: die strutturelle Massenarbeitslosig­In Deutschland   hat man den Gedanken der beitskräften, fie ermöglicht die Erschließung neuer neues Wort für den alten Begriff Merkantilis  keit. Mit den Einwanderungsverboten glaubte Sperre der Binnenwanderung noch weiter ausges Arbeitsgebiete und ihre wirtschaftliche Fruchtbar mus, deren Ziel die Erweiterung des eigenen man eines der Mittel gefunden zu haben, diefer baut. Die Arbeitslosigkeit ist bekanntlich im Deut- machung, ſie ſchafft neue Arbeitsmöglichkeiten und Wirtschaftsgebietes mit imperialistischen Mit­Arbeitslosigkeit beikommen zu können; man wollte ſchen Reich so gut wie verschwunden, hingegen gibt neue Arbeitsplätze im besten Sinne des Wortes. teln ist. zumindest verhindern, daß irgendein freier Arses in manchen Berufszweigen einen Arbeiterman- Die Wanderungssperre- die doch zum Japans   entschlossener Griff nach der Man­beitsplatz dem inländischen Arbeiter von einem gel. Um nun zu verhindern, daß das knappe An- Schuße der Arbeitspläße eingeführt wurde dschurei, ſein Zupaden in China   erfolgte, nach­ausländischen Arbeiter weggenommen werde. So gebot an Arbeitskraft zu Lohnsteigerungen führe, vermindert dagegen die Zahl der Arbeitspläke. dem es sicher war, daß Amerita, die Südseelolo­wurde der Arbeitsmarkt nationalisiert. Damit hat man die Freizügigkeit der Arbeiter in einigen sie verewigt die Strifen in den von einer strut- nien Englands, Hollands und Amerikas   sich wurde aber auch einer der folgenschwersten An­wichtigen Wirtschaftszweigen einfach aufgehoben. turellen Arbeitslosigkeit betroffenen Gebieten und dauernd weigern werden, den Bevölkerungsüber­griffe auf das weltwirtschaftliche Denten und Der Arbeiter darf also dort, selbst wenn er einen verhindert die wirtschaftliche Erschließung und schuß Japans   weiterhin aufzunehmen. Erst recht Sandeln verübt; wirtschaftliche Kirchturmpolitik besseren und besser bezahlten Arbeitsplatz gegen Ausbeutung neuer Gebiete. bestärkt wurde Japan   in seinem imperialistischen beherrscht den Arbeitsmartt. jeinen gegenwärtigen cintauschen könnte, diesen Die Wanderungssperre hat der Weltwirt Vorgehen, als mit Unterstützung Englands in Amerika   hat mit den Einwanderungsverbo­Tausch nur mit Zustimmung der Behörden vollschaft unermeßlichen Schaden zugefügt. Sie hat China   der Boykott über japanische   Waren ver­ten begonnen. Hier geschah der Sündenfall. Die ziehen. die Weltarbeitslosigkeit gesteigert. Sie hat in vie- hängt wurde. Italien   sieht in der Eroberung Vereinigten Staaten waren vor dem Krieg das In der gleichen Richtung liegt die fast para- len Ländern den Bevölkerungsdrud verstärkt und Abessiniens ebenfalls unter anderem eine Erwei­tlaſſiſche Einwanderungsland, das den Bevölke dor erscheinende Maßnahme 3taliens gegen das die sozialen Spannungen in einem Maße erhöht, terung seines Wirtschaftsraumes und die wirt­rungsüberschuß der Alten Welt immer wieder Einwanderungsverbot der Ueberseeländer: näm- daß es schließlich zu politischen Explosionen fam, schaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten, die ihm die aufnahm. Als die Vereinigten Staaten die Ein- lich die vor einigen Jahren von Mussolini delre- die dann eine nach jeder Richtung hin sehr unvor- gestörte Weltwirtschaft nicht zu bieten vermochte. wanderung beschränkten, folgten bald fast alle tierte Auswanderungssperre für italienische teilhafte politische Wanderungsbewegung verur- In der gleichen Weise begründet Deutschland   seine übrigen Länder der Erde. Es gibt heute faum( Staatsbürger. Eine prestige- politische Maßnahme, facht haben. Kolonialforderungen. einen Staat, der nicht unter irgend einem Eitel, bie in ihren legten Auswirkungen aber nicht un­sei es als Wanderungsset" oder Inlandsarbeis terschätzt werden darf. terschutzgesetz". den Zuzug ausländischer Arbeits­Träfte verbietet.

Die Folgen

Die Wanderungssperre hat aber vor allem Man spricht gegenwärtig viel vom Wieder­das dem weltwirtschaftlichen Denten zuwiderlau- aufbau der Weltwirtschaft und weist vor allem fende merkantilistische Denken wieder belebt. Es darauf hin, daß es in erster Reihe notwendig set, mag übertrieben erscheinen, aber es ist wahr, das die internationalen Handelshemmnisse und die attive Machtstreben Japans  , Italiens   und Deutsch   Semmungen des zwischenstaatlichen Zahlungsvers lands ist nicht zuleßt auf das Konto der Wande- tehres abzubauen. Auch wenn dies bald gelänge, rungssverre zu sehen. wäre es ein Stückwert. Man muß auch die Frei­zügigkeit der Menschen wieder herstellen.

Die Einwanderungssperre, die seit mehr als Die Einwanderungssperre und ihre Blüten fünfzehn Jahren für alle Länder der Welt gilt, haben den breiten Strom der Wanderungsbeive hat merkwürdige Blüten hervorgetrieben. In den gung von einstmals in ein trübes, dünnft ießen­Ländern mit großer Arbeitslosigkeit wurde, wenn des Bässerdhen verwandelt und die Bevölkerungs. Eine gutfunktionierende Weltwirtschaft, in auch nicht gefeßlich, to boch faltijd), nadh unb nad) bewegung in der Welt zum Erstarren gebracht. der der Güteraustausch nicht gehemmt, in der ber auch die Binnenwanderung weitestgehend be- Wirtschaftlich gesehen ist bas ein Unglüd. Denn Geld- und Kapitalsverfehr sich frei entwideln schränkt. Es wurde zum Grundjab, vor allem den so wie au einer gefunden Weltwirtschaft eine lann und in der auch der wirtschaftende Mensch lolalen Arbeitsmarkt zu betreuen und man ver- weitgehende Freizügigkeit der Ware und des Sta- freizügig ist, sichert allen Staaten der Welt am Parteigeaoffin! Parteigenosse! suchte es bald, zu verhindern, daß etwa die Ur- pitals gehört, gehört au ihr auch die Freizügig besten die Rohstoffe, deren sie bedürfen und das beitslosen eines Ortes durch Zuwanderung von keit der Menschen. Nur diese sichert die gegensei- Brot, das sie brauchen. Sie bietet auch den Vürs Arbeitsträften aus anderen Orten konkurrenziert tige reistige Anregung auch in Wirtschaftsdingen, gern dieser Staaten alle Möglichkeiten, au Arbeit würden. In der Schweiz   blüht der Schuß des den Austausch von Sach- und Fachkenntnissen; und Verdienst zu kommen und sich wirtschaftlich lantonalen Arbeitsmarktes". In Desterreich ist es sie gibt dem Unternehmungsgeist des einzelnen zu entfalten. Wird der Warenaustausch gehemmt, eine Sünde, einen Arbeiter aus St. Pölten   nach die Freiheit und den unbegrenzten Naum, deren der Stapitals- und Geldverkehr eingeschränkt, wird Bien zu vermitteln; die Sünde wäre noch grö- er bedarf, um sich voll entfalten zu können. Sie die zwischenstaatliche Freizügigkeit aufgehoben ber, wenn man einen Wiener   Arbeiter nach St. ermöglicht den sozialen Spannungsausgleich und so jeder internationale Spannungsausgleic

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