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Mittwoch, 0. März 1038
Nr.»7
Krankheitstage, nicht wie bisher vom vierten auSae- zahlt wird. L-»S. Krieger« Die Klubs der Abgeordneten und Senatoren mögen sich dafür einsehen, daß die Altersgrenze. 8 112. 1, d. SBG zur Erreichung der Altersgrenze auf 60 Jahre herabgesetzt wird. L.-O. Koleschowlh Der Parteitag beauftragt den Klub der Abgeordneten und Senatoren, den Entwurf eines Gesetzes über die Regelung des Doppelverdienertum» auszuarbeiten. L.»O. Mfcher« Der Parteitag beauftragt den Parteivorstand und den Klub der Abgeordneten und Senatoren, eine Abänderung des Ueberalterten-Gesetze» unter Beachtung folgender Grundsätze anzustreben: Jede nicht der Einkommensteuer unterliegende Person, soweit sie nicht Anspruch auf eine ander« Versorgung hat. hat einen rechtlichen Anspruch auf den Bezug der Üeberaltertenrente. Die Rente ist mit KL 1200.— in Städten und mit KL 1000.— in den übrigen Orten unter 2000 Einwohnern sestzusetzen. Wenn beide Eheleute Anspruch auf die Rente haben, ist sie allgemein mit KL 1800.— festzusehen. Die bisher gewährte Gemcindrunterstützung bleibt aufrecht. Die Unterstützung ist im vorhinein anzuweisen. L.-O. ftehelsdorf, B.-O. Leltomischl-Poliöka Dir Partei möge alles unternehmen, wa» notwendig ist. daß jene alten Leute, die durch die Krise die 100 Beitragswochen nicht mehr erreichen konnten, in den Genuß der Sozialrente gelangen. Anträge zu Punkt 6 Gebietsorganisation Eger Der Parteitag möge beschließen, den A 45 bet OrganisationSftatuteS in der Form abzuändern, daß auch die GebietSorganisationen(eine Zusammen- fasfung mehrerer GcrichtSbezirke zu einer Organi- sationSform) ein« größere Vertretung am Parteitag gugefichert erhalten. D.-O. Staab Der Parteitag wolle beschließen, daß die Parteisekretär« a) auf den Parteitagen obligatorisch Sitz und Stimme haben, b) zu den Parteitagen vom Bartrivorstand delegiert werden, c) daß der Parteivor« stand die Kosten dieser Delegierung aus eignem trägt. L^O. Silberbach Der ganze Parteiapparat ist zu verjüngen. Die Mitglieder des Parieivorstandes und der parlamentarischen Klubs dürfen nicht über 65 Jahre alt fein. L.-O. SUberbach Die soziale Zusammensetzung des Parteivor« stunde», als auch die der Parlamentarier, muß der sozialen Zusammensetzung der Parteimitgliedschaft angepaßt sein. Die frühere Beschäftigung kann berücksichtigt werden. Dir.Arbeitslosen müssen entsprechend vertreten sein. Kreisorganisation Teplih-Saaz Zu 8 14: Der bisherige Text ist zu beseitigen und«S wird folgende Fassung vorgeschlagen:.^Organisation der Republikanischen Wehr." Alle Organisationen der Partei sind verpflichtet, die Republikanische Wchr beim Ausbau ihrer Organisation zu unterstützen. Die Art der Gliederung dieser Organisation. den Wirkungskreis und das Aufbringen der Mittel regeln besondere Satzungen, die im Einvernehmen mit dem Parteivorstand zu beschließen sind. •— Im 8 18 müssen die Worte„Roten Wehr" in „Republikanische Wehr" geändert werden.— 8 10. Der neue Text hätte zu lauten: Das VerwaltungS« jahr aller Organisationskörper in dem Kalenderjahre gleichgestellt.— Di« 88 28, 29, SO, 31, 32, 33, 34, 35 und 36 sind zu streichen und die ganze Arbeit des ErziehungSwefeus den Bildungsstellen der Organisationen zu übertragen.— 8 45, 1 a). Der durchschnittliche Markenumsatz der KreiSorgamsation für die DelegierungSbcrechtigung zum Parteitag ist von 2000 auf durchschnittlich 8000 monatlich zu erhöhen. — 8 45, 9. Nachdem der Bund proletarischer Freidenker durch«inen«inseitigen Beschluß de» Bundesvorstandes die Resolution des Rumburger Bundestages ausgehoben und die Bereinigung mit den kom munistischen Freidenkern durchgeführt hat, ist er von der Berechtigung zur Delegierung sowohl zum Parteitag, als auch zu allen anderen OrganisationSkon« serenzcn auSzuschießen.— 6 54,1. Der durchschnittliche Markenumsatz der Kreisorganisation zur Delegierung zur Frauenreichskonferenz ist von 2000 auf 1000 herabzusetzen.— 2. Der durchschnittliche Mar» kenumsab der Lokalorganisationcn zur Delegierung zur Fraucnreichskonferenz ist von 150 auf 100 her- abzusetzen und der Bruchteil von 75 auf 50.— 8 01 ist den Beschlüssen der Brünner Parteitages anzupassen.— 8 65> Dem Absatz 2 ist folgendes an« znschlicßen:„oder der sich einer ehrlosen Handlung bei der Ausübung einer öffentlichen Funktion schuldig macht".— 8 68: 1. Absatz: Die Worte„oder durch Ausschließung der Lokalorganisaiion, der der Cchuldiragende angehört" sind zu streichen.— Absatz 2 dieses Paragraphen ist zur Gänze zu streichen. »— 8 69: dritte Zeile, ist anstatt„Parteimitglied" »Parteiorganisation" zu setzen.— 8 71: 1. Absatz: Statt„24" ist das Wort„die" einzusetzen, weil diese Bestimmung in der heutigen Fassung im Widerspruch zu 8 47, Punkt 6, steht.— 8 73: Absatz 8: Hinter dem Wort.Beisitzer " ist einzufügen:.und einen Ersatzmann".— 8 78 ist zu streichen.— 8 81: Im dritten Absatz ist der letzte Satz„Wenn alle gewählten Schiedsrichter..." bis zu„... gewählt sind" zu streichen.— 8 82 ist der Absatz 2 zu streichen.— S 83 ist im ersten Absatz der zweite Satz:„Wenn «in Schiedsrichter..." bis als Einzelrichter" zu streichen und dafür zu setzen:„Ist ein Schiedsrichter verhindert, an der Verhandlung teilzunehmen, dann hat er rechtzeitig dem Vorsitzenden davon Mitteilung zu machen, der den Ersatzmann hiefür einzuberufen'tat Wäre auch der Ersatzmann verhindert, zur Verhandlung zu erscheinen, dann ist die Verhandlung auf möglichst kurze Zeit zu vertagen." — 8 84: Absatz 8 soll heißen:„Der Antrag aus Wiederholung muß binnen 14 Tagen gestellt wer
den."— 8 91 Ist die Bemerkung(Volle Berufung) zu streichen.— 8 96 soll lauten:„Wer im Sjnne der 88 65 und 95 aus der Partei ausgeschlossen wurde, kann binnen 14 Tagen nach Zustellung der Entscheidung der Komniisiion bei der KreiSorganisation. der er angehört hat, das Begehren stellen, daß der Par« teivorstand darüber entscheidet, ob sein Ausschluß zu
„Bulldog" Kennedy fährt nach Europa MTP Washington. Dieser Tage hat sich auf der„Manhattan " der neue amerikanische Botschafter in London Joseph P. Kennedy eingeschifft, am 1. März wird er offiziell die Geschäfte in der Botschaft übernehmen, und damit beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der englisch-ame« rikanischen Beziehungen, möglicherweise ein für das Schicksal Europas entscheidendes. Unmittelbar vor der Abfahrt erklärte Kennedy den Journalisten:„Eine meiner ersten und hauptsächlichsten Ausgaben besteht darin, dafür zu sorgen, daß der englisch -amerikanische Handelsvertrag möglichst schnell unter Dach mü> Fach kommt. Ich glaube, daß dieser Vertrag für die künftige Zusammenarbeit der beiden Länder von ausschlaggebender Bedeutung ist, und deshalb werde ich alles tun, mn zu erreichen, daß er in kürzester Frist unterschrieben wird und in Kraft tritt." Und in dem Augenblick, wo Kennedy sich auf dem Wege von Washingwn nach dem Hofe von St. James befindet, beginnen im Weihen Haus die offizieUen Verhandlungen mit der englischen Delegation. Diese Verhandlungen werden nicht ein paar Tage, sie werden Wochen, vieUeicht sogar Monate dauern. Aber da beide Länder Interesse an einem Abschluß haben und da ein solcher Vertrag in diesem Augenblick politisch weitaus mehr bedeutet als ein bloßes Handelsabkommen, so wird man bestrebt sein, sich zu beeilen. Was den neuen Botschafter Kennedy betrifft, einen der Vertrauten Roosevelts, so wird er sich mit der ihm eigentümlichen Energie und Kaltblütigkeit seiner Aufgabe widmen. Er ist ein Typ, dem manche traditionellen.Gesellschafts-
Recht erfolgt ist. Wenn der Parteivorstand zur Ueberzeugung kommt, daß die Kommiffion den Ausschluß zu Unrecht verfügt hat, so spricht er mit Beschluß die' Wiederaufnahme deS von der Kommiffion anSgeschloffenen ehemaligen Parteimitgliedes mit Wirkung vom Zeitpunkte der Fällung der Beschlusses des Parteivorstandes(ex nunc) aus."
kreise in England nicht ohne ein leises Gefühl des Unbehagens, gemischt mit Neugierde, entgegensehen. Läuft doch von ihm daS Gerücht, daß er sich weigern werde, bei seinem Empfang durch König Georg Vl. die üblichen Kniehosen der Diplomaten am St. James-Hof zu tragen. Tatsächlich hat Kennedy sich höchst abfällig über diese Tracht geäußert und erklärt, ein ordentlicher Amerikaner trage Kniehosen höchstens beim Golf. Gar seine Karriere ist für britische Augen zum mindesten ungewöhnlich. Er ist nämlich alles andere als Berufsdiplomat, sondern hat ein Leben hinter sich, wie man eS sonst nur in Holly« tvood zu drehen pflegt. Er kommt tatsächlich von „ganz u-iten". Gemäß der Tradition amerikanischer Millionäre— denn natürlich besitzt Ken nedy heute«in großes Vermögen— begann er als Zeitungsjunge, dann beteiligte er sich an einem„fliegenden" Erdnußhandel, verdiente einige hundert Dollar damit und beschloß,„nach oben" vorzustoßen, das heißt, er wurde College- Student. Hier schuf er sich viele Freunde und Beziehungen, da er der beste Baseball-Spieler seines Jahrgangs Ivar. Das Weitere ergab sich von selbst, er beteiligte sich an Börsengeschäften, reorganisierte bankrotte Firmen» hatte bald ein eigenes Bankgeschäft und war mit vierzig Jahren ein gemachter Mann. Heute besitzt er«in Haus in Washington , eine Wohnung in Nelo Aork und einen herrlichen Landsitz in Palm Beach, bevölkert von seiner Frau und seinen neun Kindern zwischen 22 und sechs Jahren, von denen alle in nächster Zeit nach Lon don übersiedeln werden: eine kleine Kennedy -Invasion. Im persönlichen Verkehr ist der ehemalige Zeitungsjunge und Baseballspieler mich mit 50 Jahren das geblieben, was er war, nämlich ein höchst unkonventioneller, großer, breitschultriger,
Die Vorgeschichte der Trag&dle lieber da» Motiv der Tat befragt, gab tzorä! zunächst nur allgemein an, daß seine Ehesiirihn eineOual gewesen sei. Er behauptete, seine ffrau sei ihm untreu gewesen. Bei der Feststellung de» Lor« leben» de» Angeklagten stieß indeffen die Polizei auf weitere bemerkenswerte Tatsachen. Josef Kamil Horäk hieß ursprünglich Pro« ch ä z k a. Ec hat sich von seinen Eltern, die ihn all mißraten bezeichnen, ganz getrennt und den Namen Horäk angenommen, als welcher er in Jilnckreisen bekannt war. Er hatte an der Technik Maschinenbau studiert und die erste Staatsprüfung absolviert. Len Jngenieurtitel führte er zu Unrecht und seine Än- stellungen hat er durch Fälschung de» zweiten S t a a t» p r ü f u n g» z e u g n i s s e» erschlichen. U. a. war er bei Baka in Zlin in der Patentabteilung angestellt. In welcher Eigenschaft er im Patentamte Akten stahl. Weiter» kam zutage, daß er seinen Paßgefälschr hatte. Endlich fand man bei ihm in der Speisekammer seiner Wohnung einen Keinen Schmelzofen und verschiedene Metallreste, die den schlüssigen Beweis liefern, daß er sich mit Geldfälscherversuchen abgab. Seine spätere Frau lernt« er anfangs 1836 i kennen und trat alsbald in intime Beziehungen mit ihr. Di« beiden wollten zuerst nach Persien aufwandern, machten aber dann statt deffen eine Reife nach Bukarest , wo sie infolge übermäßig luxuriösen und kostspieligen Auftreten» bald um ihr ganze» Geld kamen. Line zerrUttete Ehe Wie Horäk behauptet, wurde die Eheschließung deshalb hinausgeschoben, weil er von keiner Frau mit einer Geschlechtskrankheit infiziert worden sei. Nach seiner Auibei- lung heirateten sie aber doch und die Ehe ließ sich von Anfang schlecht genug an. Bei der Gendarmeriestation in HluboLeptz erschien bald er. bald sie. nm Beschwerde zu sichren. Doch versöhnten sie sich immer wieder. Die Frage de» ehelichenZusam- menleben» wird in diesem Prozeise eine bedeutende Rolle spielen. Anna Horäk beWverte sich einmal einem ihrer früheren Freunde gegenüber, daß ihr Mann von ihr Dinge verlange, zu denen sich keine Prostituierte hergeben würde. G Ole Einvernahme Dienstag bestritt Horäk im Gegensatz z» sein« früheren freiwilligen und ausführlichen Geständniffm die Mordabsicht. Er spricht pathetisch,»ft in»erstiegenen und theatralischen Redensarten, Der Vorsitzende verdirbt ihm durch seine nüchterne« und llar präzisierten Fragen mehrfach da» Konzept und die Wirkung. Bei Schilderung dar grausigen Einzelheiten ist Horäk in starker Erregung, behauptet hie und da sich nicht erinnern zu können, bestreitet unbestreitbar« Einzelheiten der Protokolle und sucht ersichtlich die Tat al» Affekthandlung hinzustellen. Seine Taktik ist offenbar auf di« Häufung mildernder Umstände angelegt. Zum großen Teil war die Einvernahme geheim, die übrigen» erst im Zuge de» BeweiSverfat- ren» durch Gegenüberstellung mit den Zeugeuaot- fagrn im richtigen Lichte erscheinen wird, denn be- deutnng»vollfw allerding» der Berichterstattung entzogen sind, wie die» gleich am ersten LerhandlungS- tag der Fall war. Sonst wurden im ganz« elf Zeugen einvemommen, darunter die Eltem der Enuor- dcten und der Vater de» Angeklagte», denn Aussagen nicht» wesentliche» beinhaltete«.
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rothaariger„boy", der sich auch bei feierlichen Geschäftskonferenzen am liebsten in Hemdsärmeln betvogt, die Füße auf den Schreibtisch legt und sich ungeniert ausdriickt. Er ist liebenswürdig bis zu einem gewissen Punkte, wenn es aber hart aus hart geht, so pflegt er so aggressiv zu werden, daß selbst hartgesottene Busineß-Männer aut Wall Street zittern. Ist der Sturm vorbei und hat Kennedy seinen Willen durchgesetzt, so strahlt er wieder vor Liebenswürdigkeit. Mit Hilfe dieser Fähigkeiten hat er viele» erreicht, und Roosevelt , der die Gabe hat, Per- fönllchkeiten zu entdecken, wurde früh auf ihn aus« merksam. Er holte ihn zu sich, und in den letzten Jahren hat Kcnnody zwei wichtige Aufgaben, die ihm Washington übertrug, mit glänzendem Erfolg durchgeführt. Zunächst übernahm er di« Leitung der„Securities Exchange Commission ", die die Börsenspekulationen von Wall Street zu überwachen und in vernünftige Grenzen einzudäm- inen hatte. Später betraute man ihn damit, die arg heruntergelvirtschaftcte amerikanische Han- delsmarine zu reorganisieren. Kennedy wurde Leiter der Marine-Kommission und erstattete nach mehrmonatigen Untersuchungen einen Bericht, der di« Grundlage für das jetzige Ausbauprogramm der Handelsmarine bildet. Dieser Bericht wird auch von den Gegnern Kennedys in den höchsten Tönen gelobt, Kein Wunder, daß Roosevelt auf der Suche nach neuen Leisten im diplomatischen Dienst Kennedy für den wichtigsten Botschafterposten, den es gibt, erwählte. Kennedy ist politisch ein überzeugter Demofvat. Obwohl er die Mängel auch des demokratischen Regimes nicht verkennt, so steht er auf dem Standpunkt:„Die Demokratie ist immerhin den Preis wert, den man für sie bezahlen mutz." Das.ist einer seiner Aussprüche, mit denen er. sich einen. Namen, machte. M, S,,
vis Bestie Im Menschen Der ProzeB seien den HosttvaFer Gattenmörder 3. K. Horäk Eine grauenhafte Anklage— Fünf Tage ProzeBdauer
Prag , k-rb») Lanze vor brr neunten Morgenstunde de» Dienstag stauten sich vor dem Justiz- Valast in Pankraz dichte Menschenmaffen, dir» al» da» Tor geöffnet wurde, sich den Eingang erzwingen wollten. Da» KrriSgerichtSpräsidium hatte desondere Borkehrungrn getroffen. Ein dicht« Kordon von Polizisten»nd Aufsehern hatte alle Mühe den Ansturm aufzuhaltrn und nur die Besitzer von Eintrittskarten passieren zu lassen. Dir Schaulustige« waren fast durchweg» Frauen. Da» Prozeßdrama, das diesen Ansturm entfesselte, ist die Verhandlung gegen den 26jährigen Josef Kamil Horäk au» Hostivak, der angeklagt ist de» Meuchelmordes an seiner 2 2 j ä h r i- genGattinAnna. Auf der Anklagebank erschien ein junger schmächtiger Mann, elegant gekleidet, mit blassem Gesicht und dichtem schwarzem Haar, der in seinem Auftreten von Anfang an nicht da» Gutachten der psychiatrischen Sachverständigen verleugnet, die als wesentlichen Charakterzug Hang zum theatralischen und possenhaften Wesen bezeichnen. Den Vorsitz in diesem Prozeß führt GR. Dr. H r u 6 f a, die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. A n d r e s, die Verteidigung führt Dr. P ö»l. Al» ärztliche Sachverständig«, di« in diesem Prozeß eine sehr bedeutende Rolle spielen, ftmgieren die Gerichtsärzte Dozent Dr. Knobloch und Dr. Cuba. Die 22 Seiten umfassende Anklage entwirft folgende» Bild der Tragödie; Eine Abgängigkeitsanzeige Am 0. August erschien auf der Polizeiwachstube in Hostivak der dort wohnhafte, angebliche Ingenieur Josef Kamil Horäk und erstattete die Anzeige, daß feine Frau Anna abgängig sei. Er gab an, daß sie einen Streit gehabt hätten, weil er kein Geld hatte, um ihr ein Kleid zu kaufen, da» sie sich wünschte. In den Abendstunden des SamSiag hätten sie sich auf dem Wenzelsplatz getrennt und seither sei seine Frau nicht mehr nachhause gekommen. Während die Polizei die Erhebungen aufnimmt, kommt au» Roztok die Meldung, daß am dortigen Moldauufer ein Damenhut und ein H a n d- täschchengefundenwurde, da» die Personaldokumente der Vermißten enthielt und außerdem noch einen Papirrfetzen, auf dem— unzweifelhaft von der Hand der Verschollenen geschrieben— die Worte standen: „.-- Ich ertrag« e» nicht mehr. Ich möchte mich am liebsten nicht mehr auf dieser Welt sehen... Nach diesem Fund wurde allgemein Selbstmord angenommen, doch fiel die Ruhe auf, mit der der Gatte diesen Verlust ertrug. Jnzlvischen gingen in Hostivak allerlei Gerücht« um. Dir Schwägerin de» Angeklagten, Frau Kram« pera, behauptete von Anfang an, daß ihre Schwester da» Opfer eine» Morde» geworden fei. Wie die Stimmung in Hostivak war, geht au» einer zynischen Antwort de» Angeklagten an einen Bekannten, der ihm riet, rin« der Brrdächtigungrn mit der Klag» zu beantworten:„Ta müßte ich ganz Hostivak klagen...* Die Polizei nahm damals eine ergebnislose Haussuchung vor und die Sache schien allmählich in Vergessenheit zu geraten. Oer 24. November 1937 war der Tag, der den Umschwung bringen sollte. Am folgenden Tage sollte die Wohnung geräumt
werden. Die Detektive nahmen nun eine letzte gründliche Haussuchung vor. Diesmal entdeckten sie eine unscheinbare, aber sehr gewichtige Spur, nämlich ganz kleine Blutspritoer auf dem Bettgestell und«inen verblaßten Blutfleck auf einer Matratze. Horäk erklärte beim Verhör, dieser Fleck stamme von oer Menstruation seiner Frau her. Die» wurde bald widerlegt. JmKreuzverhör verwickelt« sich Horäk mehrfach in Widersprüche und verlor sichtlich seine bi» dahin ostentativ zur Schau getragene Sicherheit. Da» Netz zog sich zusammen. Immer neue Einzelheiten wurden ihm nachgewiesen, die er nicht zu erklären vermochte. Am 25. November wurde die ordentliche Haft über ihn verhängt und die Kreuzverhöre gingen weiter. Endlich in der Nacht vom 26. November war er sichtlich mürbe und legte um halb'elf Ahr ein Teil- geständni» ab, da» aber verquickt war mit einer unglaublich dummen Geschichte, dem Märchen vom „kommunistischen Emigranten Fleischer ". Geständnisse und Lügen Er räumte rin, seine Frau sei mit seinem Mitwiffen erschlagen worden, aber nicht er, sondem ein„Emigrant Fleischer" sei der Mörder. Al» er dem neuen Bekannten erzählte, daß seine Ehe unglücklich sei, habe dieser schlankweg gesagt, er solle seine Frau erschlagen, und al» er sich weigerte, die» zu tun, habe er ihn eine„B a i k o r a"(einen Patschen) genannt und sich ohne weitere» erboten, ihm diese„Arbeit" abzunehmen. Am 7. August habe „Fleischer " die Frau mit einem Hammer betäubt und erwürgt. Da Horäk nicht» von all dem sehen wollte, sei er fortgegangen, während„Fleischer " die Leiche zerstückelte und in den Ofen verbrannt hab«. Horäk habe ihm 2000 Ai gegeben, woraus sie sich für den ersten Jänner ein Rendezvous auf der— Djerjinskhbrücke in DtoSkau gegeben hatten, wohin beide auswandern sollten! Diese» alberne Märchen konnte Horäk kaum zwei Stunden aufrechtrrhalten. E» genügte schon die Tatsache, daß er, der kein Wort deutsch versteht, nicht einmal wußte, wie da» deutsche Wort für„Baikora" lautet. Um 0.45 Uhr, wie die Anklage verzeichnet, brach er endlich zusammen und legt, ein volles Geständnis ab, in dem er den Mord in allen seinen schrecklichen Einzelheiten und seinem grauenhafte« Nachspiel schil». derte, Al» Samstag(am 7. August) seine Frau eingeschlafen war, versetzte er ihr mit einem bereitgehaltenen Hammer mehrere Schläge gegen den 5kopf, dann hüllte-er den zerschmetterten Kopf mitsamt dem blutigen»Affen in«in Handtuch und trug den Körper in» Badezimmer, wo er mit einem vorher geschärften Messer die Halsschlagader öffnete und seine Frau auibluten ließ. Dann säuberte er die Wohnung und heizte sämtliche drei Oesen mit Kok» an. Fünfzehn Stunden Schlächterarbeit Nun zerteilte er dm Körper seiner Frau und verbrannt« die einzelnen Körperteile in den drei Oesen Stück für Stück. WoS die Anklage nach dem eigenen Eütgrständni» dr» Angeklagten hierüber berichtet, ist so gräßlich, daß darüber nicht berichtet werden kann. Gegen acht Uhr abend», am Tage nach dem Morde, war di« schrecklich« Arbeit vollbracht, nach welcher er nach eigenem Geständnis„Erleichterung sühlte".