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Mittwoch, 0. März 1038

Nr.»7

Krankheitstage, nicht wie bisher vom vierten auSae- zahlt wird. L-»S. Krieger« Die Klubs der Abgeordneten und Senatoren mögen sich dafür einsehen, daß die Altersgrenze. 8 112. 1, d. SBG zur Erreichung der Altersgrenze auf 60 Jahre herabgesetzt wird. L.-O. Koleschowlh Der Parteitag beauftragt den Klub der Abgeord­neten und Senatoren, den Entwurf eines Gesetzes über die Regelung des Doppelverdienertum» auszu­arbeiten. L.»O. Mfcher« Der Parteitag beauftragt den Parteivorstand und den Klub der Abgeordneten und Senatoren, eine Abänderung des Ueberalterten-Gesetze» unter Beach­tung folgender Grundsätze anzustreben: Jede nicht der Einkommensteuer unterliegende Person, soweit sie nicht Anspruch auf eine ander« Versorgung hat. hat einen rechtlichen Anspruch auf den Bezug der Üeberaltertenrente. Die Rente ist mit KL 1200. in Städten und mit KL 1000. in den übrigen Orten unter 2000 Einwohnern sestzusetzen. Wenn beide Eheleute Anspruch auf die Rente haben, ist sie allgemein mit KL 1800. festzusehen. Die bisher gewährte Gemcindrunterstützung bleibt aufrecht. Die Unterstützung ist im vorhinein anzuweisen. L.-O. ftehelsdorf, B.-O. Leltomischl-Poliöka Dir Partei möge alles unternehmen, wa» not­wendig ist. daß jene alten Leute, die durch die Krise die 100 Beitragswochen nicht mehr erreichen konnten, in den Genuß der Sozialrente gelangen. Anträge zu Punkt 6 Gebietsorganisation Eger Der Parteitag möge beschließen, den A 45 bet OrganisationSftatuteS in der Form abzuändern, daß auch die GebietSorganisationen(eine Zusammen- fasfung mehrerer GcrichtSbezirke zu einer Organi- sationSform) ein« größere Vertretung am Parteitag gugefichert erhalten. D.-O. Staab Der Parteitag wolle beschließen, daß die Par­teisekretär« a) auf den Parteitagen obligatorisch Sitz und Stimme haben, b) zu den Parteitagen vom Bar­trivorstand delegiert werden, c) daß der Parteivor« stand die Kosten dieser Delegierung aus eignem trägt. L^O. Silberbach Der ganze Parteiapparat ist zu verjüngen. Die Mitglieder des Parieivorstandes und der parlamen­tarischen Klubs dürfen nicht über 65 Jahre alt fein. L.-O. SUberbach Die soziale Zusammensetzung des Parteivor« stunde», als auch die der Parlamentarier, muß der sozialen Zusammensetzung der Parteimitgliedschaft angepaßt sein. Die frühere Beschäftigung kann be­rücksichtigt werden. Dir.Arbeitslosen müssen entspre­chend vertreten sein. Kreisorganisation Teplih-Saaz Zu 8 14: Der bisherige Text ist zu beseitigen und«S wird folgende Fassung vorgeschlagen:.^Orga­nisation der Republikanischen Wehr." Alle Organi­sationen der Partei sind verpflichtet, die Republi­kanische Wchr beim Ausbau ihrer Organisation zu unterstützen. Die Art der Gliederung dieser Orga­nisation. den Wirkungskreis und das Aufbringen der Mittel regeln besondere Satzungen, die im Einver­nehmen mit dem Parteivorstand zu beschließen sind. Im 8 18 müssen die WorteRoten Wehr" in Republikanische Wehr" geändert werden. 8 10. Der neue Text hätte zu lauten: Das VerwaltungS« jahr aller Organisationskörper in dem Kalenderjahre gleichgestellt. Di« 88 28, 29, SO, 31, 32, 33, 34, 35 und 36 sind zu streichen und die ganze Arbeit des ErziehungSwefeus den Bildungsstellen der Organi­sationen zu übertragen. 8 45, 1 a). Der durch­schnittliche Markenumsatz der KreiSorgamsation für die DelegierungSbcrechtigung zum Parteitag ist von 2000 auf durchschnittlich 8000 monatlich zu erhöhen. 8 45, 9. Nachdem der Bund proletarischer Frei­denker durch«inen«inseitigen Beschluß de» Bundes­vorstandes die Resolution des Rumburger Bundes­tages ausgehoben und die Bereinigung mit den kom­ munistischen Freidenkern durchgeführt hat, ist er von der Berechtigung zur Delegierung sowohl zum Par­teitag, als auch zu allen anderen OrganisationSkon« serenzcn auSzuschießen. 6 54,1. Der durchschnitt­liche Markenumsatz der Kreisorganisation zur Dele­gierung zur Frauenreichskonferenz ist von 2000 auf 1000 herabzusetzen. 2. Der durchschnittliche Mar» kenumsab der Lokalorganisationcn zur Delegierung zur Fraucnreichskonferenz ist von 150 auf 100 her- abzusetzen und der Bruchteil von 75 auf 50. 8 01 ist den Beschlüssen der Brünner Parteitages an­zupassen. 8 65> Dem Absatz 2 ist folgendes an« znschlicßen:oder der sich einer ehrlosen Handlung bei der Ausübung einer öffentlichen Funktion schul­dig macht". 8 68: 1. Absatz: Die Worteoder durch Ausschließung der Lokalorganisaiion, der der Cchuldiragende angehört" sind zu streichen. Ab­satz 2 dieses Paragraphen ist zur Gänze zu streichen. » 8 69: dritte Zeile, ist anstattParteimitglied" »Parteiorganisation" zu setzen. 8 71: 1. Absatz: Statt24" ist das Wortdie" einzusetzen, weil diese Bestimmung in der heutigen Fassung im Widerspruch zu 8 47, Punkt 6, steht. 8 73: Absatz 8: Hinter dem Wort.Beisitzer " ist einzufügen:.und einen Er­satzmann". 8 78 ist zu streichen. 8 81: Im dritten Absatz ist der letzte SatzWenn alle gewähl­ten Schiedsrichter..." bis zu... gewählt sind" zu streichen. 8 82 ist der Absatz 2 zu streichen. S 83 ist im ersten Absatz der zweite Satz:Wenn «in Schiedsrichter..." bis als Einzelrichter" zu streichen und dafür zu setzen:Ist ein Schieds­richter verhindert, an der Verhandlung teilzunehmen, dann hat er rechtzeitig dem Vorsitzenden davon Mit­teilung zu machen, der den Ersatzmann hiefür ein­zuberufen'tat Wäre auch der Ersatzmann verhin­dert, zur Verhandlung zu erscheinen, dann ist die Verhandlung auf möglichst kurze Zeit zu vertagen." 8 84: Absatz 8 soll heißen:Der Antrag aus Wiederholung muß binnen 14 Tagen gestellt wer­

den." 8 91 Ist die Bemerkung(Volle Berufung) zu streichen. 8 96 soll lauten:Wer im Sjnne der 88 65 und 95 aus der Partei ausgeschlossen wurde, kann binnen 14 Tagen nach Zustellung der Entschei­dung der Komniisiion bei der KreiSorganisation. der er angehört hat, das Begehren stellen, daß der Par« teivorstand darüber entscheidet, ob sein Ausschluß zu

Bulldog" Kennedy fährt nach Europa MTP Washington. Dieser Tage hat sich auf derManhattan " der neue amerikanische Bot­schafter in London Joseph P. Kennedy eingeschifft, am 1. März wird er offiziell die Geschäfte in der Botschaft übernehmen, und damit beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der englisch-ame« rikanischen Beziehungen, möglicherweise ein für das Schicksal Europas entscheidendes. Unmittel­bar vor der Abfahrt erklärte Kennedy den Jour­nalisten:Eine meiner ersten und hauptsächlich­sten Ausgaben besteht darin, dafür zu sorgen, daß der englisch -amerikanische Handelsvertrag mög­lichst schnell unter Dach> Fach kommt. Ich glaube, daß dieser Vertrag für die künftige Zu­sammenarbeit der beiden Länder von ausschlag­gebender Bedeutung ist, und deshalb werde ich alles tun, mn zu erreichen, daß er in kürzester Frist unterschrieben wird und in Kraft tritt." Und in dem Augenblick, wo Kennedy sich auf dem Wege von Washingwn nach dem Hofe von St. James befindet, beginnen im Weihen Haus die offizieUen Verhandlungen mit der englischen Delegation. Diese Verhandlungen werden nicht ein paar Tage, sie werden Wochen, vieUeicht so­gar Monate dauern. Aber da beide Länder In­teresse an einem Abschluß haben und da ein sol­cher Vertrag in diesem Augenblick politisch weit­aus mehr bedeutet als ein bloßes Handelsabkom­men, so wird man bestrebt sein, sich zu beeilen. Was den neuen Botschafter Kennedy be­trifft, einen der Vertrauten Roosevelts, so wird er sich mit der ihm eigentümlichen Energie und Kaltblütigkeit seiner Aufgabe widmen. Er ist ein Typ, dem manche traditionellen.Gesellschafts-

Recht erfolgt ist. Wenn der Parteivorstand zur Ueberzeugung kommt, daß die Kommiffion den Aus­schluß zu Unrecht verfügt hat, so spricht er mit Be­schluß die' Wiederaufnahme deS von der Kommiffion anSgeschloffenen ehemaligen Parteimitgliedes mit Wirkung vom Zeitpunkte der Fällung der Beschlusses des Parteivorstandes(ex nunc) aus."

kreise in England nicht ohne ein leises Gefühl des Unbehagens, gemischt mit Neugierde, entgegen­sehen. Läuft doch von ihm daS Gerücht, daß er sich weigern werde, bei seinem Empfang durch König Georg Vl. die üblichen Kniehosen der Diplomaten am St. James-Hof zu tragen. Tat­sächlich hat Kennedy sich höchst abfällig über diese Tracht geäußert und erklärt, ein ordentlicher Amerikaner trage Kniehosen höchstens beim Golf. Gar seine Karriere ist für britische Augen zum mindesten ungewöhnlich. Er ist nämlich alles andere als Berufsdiplomat, sondern hat ein Le­ben hinter sich, wie man eS sonst nur in Holly« tvood zu drehen pflegt. Er kommt tatsächlich von ganz u-iten". Gemäß der Tradition amerikani­scher Millionäre denn natürlich besitzt Ken­ nedy heute«in großes Vermögen begann er als Zeitungsjunge, dann beteiligte er sich an einemfliegenden" Erdnußhandel, verdiente einige hundert Dollar damit und beschloß,nach oben" vorzustoßen, das heißt, er wurde College- Student. Hier schuf er sich viele Freunde und Be­ziehungen, da er der beste Baseball-Spieler sei­nes Jahrgangs Ivar. Das Weitere ergab sich von selbst, er beteiligte sich an Börsengeschäften, reor­ganisierte bankrotte Firmen» hatte bald ein eige­nes Bankgeschäft und war mit vierzig Jahren ein gemachter Mann. Heute besitzt er«in Haus in Washington , eine Wohnung in Nelo Aork und einen herrlichen Landsitz in Palm Beach, bevölkert von seiner Frau und seinen neun Kindern zwischen 22 und sechs Jahren, von denen alle in nächster Zeit nach Lon­ don übersiedeln werden: eine kleine Kennedy -In­vasion. Im persönlichen Verkehr ist der ehemalige Zeitungsjunge und Baseballspieler mich mit 50 Jahren das geblieben, was er war, nämlich ein höchst unkonventioneller, großer, breitschultriger,

Die Vorgeschichte der Trag&dle lieber da» Motiv der Tat befragt, gab tzorä! zunächst nur allgemein an, daß seine Ehesiirihn eineOual gewesen sei. Er behauptete, seine ffrau sei ihm untreu gewesen. Bei der Feststellung de» Lor« leben» de» Angeklagten stieß indeffen die Polizei auf weitere bemerkenswerte Tatsachen. Josef Kamil Horäk hieß ursprünglich Pro« ch ä z k a. Ec hat sich von seinen Eltern, die ihn all mißraten bezeichnen, ganz getrennt und den Na­men Horäk angenommen, als welcher er in Jilnckreisen bekannt war. Er hatte an der Technik Maschinenbau studiert und die erste Staatsprüfung absolviert. Len Jngenieurtitel führte er zu Unrecht und seine Än- stellungen hat er durch Fälschung de» zwei­ten S t a a t» p r ü f u n g» z e u g n i s s e» erschlichen. U. a. war er bei Baka in Zlin in der Patentabteilung angestellt. In welcher Eigenschaft er im Patentamte Akten stahl. Weiter» kam zutage, daß er seinen Paßgefälschr hatte. Endlich fand man bei ihm in der Speisekammer seiner Wohnung einen Keinen Schmelzofen und verschiedene Metallreste, die den schlüssigen Beweis liefern, daß er sich mit Geldfälscherversuchen abgab. Seine spätere Frau lernt« er anfangs 1836 i kennen und trat alsbald in intime Beziehungen mit ihr. Di« beiden wollten zuerst nach Persien auf­wandern, machten aber dann statt deffen eine Reife nach Bukarest , wo sie infolge übermäßig luxuriösen und kostspieligen Auftreten» bald um ihr ganze» Geld kamen. Line zerrUttete Ehe Wie Horäk behauptet, wurde die Eheschließung deshalb hinausgeschoben, weil er von keiner Frau mit einer Geschlechtskrank­heit infiziert worden sei. Nach seiner Auibei- lung heirateten sie aber doch und die Ehe ließ sich von Anfang schlecht genug an. Bei der Gendarmerie­station in HluboLeptz erschien bald er. bald sie. nm Beschwerde zu sichren. Doch versöhnten sie sich immer wieder. Die Frage de» ehelichenZusam- menleben» wird in diesem Prozeise eine bedeu­tende Rolle spielen. Anna Horäk beWverte sich ein­mal einem ihrer früheren Freunde gegenüber, daß ihr Mann von ihr Dinge verlange, zu denen sich keine Prostituierte hergeben würde. G Ole Einvernahme Dienstag bestritt Horäk im Gegensatz z» sein« früheren freiwilligen und ausführlichen Geständniffm die Mordabsicht. Er spricht pathetisch,»ft in»erstie­genen und theatralischen Redensarten, Der Vor­sitzende verdirbt ihm durch seine nüchterne« und llar präzisierten Fragen mehrfach da» Konzept und die Wirkung. Bei Schilderung dar grausigen Einzelheiten ist Horäk in starker Erregung, behauptet hie und da sich nicht erinnern zu können, bestreitet unbestreit­bar« Einzelheiten der Protokolle und sucht ersichtlich die Tat al» Affekthandlung hinzustellen. Seine Taktik ist offenbar auf di« Häufung mildernder Umstände angelegt. Zum großen Teil war die Einvernahme ge­heim, die übrigen» erst im Zuge de» BeweiSverfat- ren» durch Gegenüberstellung mit den Zeugeuaot- fagrn im richtigen Lichte erscheinen wird, denn be- deutnng»vollfw allerding» der Berichterstattung ent­zogen sind, wie die» gleich am ersten LerhandlungS- tag der Fall war. Sonst wurden im ganz« elf Zeu­gen einvemommen, darunter die Eltem der Enuor- dcten und der Vater de» Angeklagte», denn Aussagen nicht» wesentliche» beinhaltete«.

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rothaarigerboy", der sich auch bei feierlichen Geschäftskonferenzen am liebsten in Hemdsärmeln betvogt, die Füße auf den Schreibtisch legt und sich ungeniert ausdriickt. Er ist liebenswürdig bis zu einem gewissen Punkte, wenn es aber hart aus hart geht, so pflegt er so aggressiv zu werden, daß selbst hartgesottene Busineß-Männer aut Wall Street zittern. Ist der Sturm vorbei und hat Kennedy seinen Willen durchgesetzt, so strahlt er wieder vor Liebenswürdigkeit. Mit Hilfe dieser Fähigkeiten hat er viele» erreicht, und Roosevelt , der die Gabe hat, Per- fönllchkeiten zu entdecken, wurde früh auf ihn aus« merksam. Er holte ihn zu sich, und in den letzten Jahren hat Kcnnody zwei wichtige Aufgaben, die ihm Washington übertrug, mit glänzendem Er­folg durchgeführt. Zunächst übernahm er di« Lei­tung derSecurities Exchange Commission ", die die Börsenspekulationen von Wall Street zu über­wachen und in vernünftige Grenzen einzudäm- inen hatte. Später betraute man ihn damit, die arg heruntergelvirtschaftcte amerikanische Han- delsmarine zu reorganisieren. Kennedy wurde Leiter der Marine-Kommission und erstattete nach mehrmonatigen Untersuchungen einen Bericht, der di« Grundlage für das jetzige Ausbaupro­gramm der Handelsmarine bildet. Dieser Bericht wird auch von den Gegnern Kennedys in den höchsten Tönen gelobt, Kein Wunder, daß Roosevelt auf der Suche nach neuen Leisten im diplomatischen Dienst Kennedy für den wichtigsten Botschafterposten, den es gibt, erwählte. Kennedy ist politisch ein überzeugter Demofvat. Obwohl er die Mängel auch des demokratischen Regimes nicht verkennt, so steht er auf dem Standpunkt:Die Demokra­tie ist immerhin den Preis wert, den man für sie bezahlen mutz." Das.ist einer seiner Aussprüche, mit denen er. sich einen. Namen, machte. M, S,,

vis Bestie Im Menschen Der ProzeB seien den HosttvaFer Gattenmörder 3. K. Horäk Eine grauenhafte Anklage Fünf Tage ProzeBdauer

Prag , k-rb») Lanze vor brr neunten Mor­genstunde de» Dienstag stauten sich vor dem Justiz- Valast in Pankraz dichte Menschenmaffen, dir» al» da» Tor geöffnet wurde, sich den Eingang erzwingen wollten. Da» KrriSgerichtSpräsidium hatte desondere Borkehrungrn getroffen. Ein dicht« Kordon von Polizisten»nd Aufsehern hatte alle Mühe den Ansturm aufzuhaltrn und nur die Besitzer von Eintrittskarten passieren zu lassen. Dir Schau­lustige« waren fast durchweg» Frauen. Da» Prozeßdrama, das diesen Ansturm ent­fesselte, ist die Verhandlung gegen den 26jährigen Josef Kamil Horäk au» Hostivak, der angeklagt ist de» Meuchelmordes an seiner 2 2 j ä h r i- genGattinAnna. Auf der Anklagebank erschien ein junger schmächtiger Mann, elegant ge­kleidet, mit blassem Gesicht und dichtem schwarzem Haar, der in seinem Auftreten von Anfang an nicht da» Gutachten der psychiatrischen Sachverständigen verleugnet, die als wesentlichen Charakterzug Hang zum theatralischen und possenhaften Wesen bezeich­nen. Den Vorsitz in diesem Prozeß führt GR. Dr. H r u 6 f a, die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. A n d r e s, die Verteidigung führt Dr. P ö»l. Al» ärztliche Sachverständig«, di« in diesem Prozeß eine sehr bedeutende Rolle spielen, ftmgieren die Ge­richtsärzte Dozent Dr. Knobloch und Dr. Cuba. Die 22 Seiten umfassende Anklage entwirft folgende» Bild der Tragödie; Eine Abgängigkeitsanzeige Am 0. August erschien auf der Polizeiwachstube in Hostivak der dort wohnhafte, angebliche Ingenieur Josef Kamil Horäk und erstattete die Anzeige, daß feine Frau Anna abgängig sei. Er gab an, daß sie einen Streit gehabt hätten, weil er kein Geld hatte, um ihr ein Kleid zu kaufen, da» sie sich wünschte. In den Abendstunden des SamSiag hätten sie sich auf dem Wenzelsplatz getrennt und seither sei seine Frau nicht mehr nachhause gekommen. Während die Polizei die Erhebungen aufnimmt, kommt au» Roztok die Meldung, daß am dortigen Moldauufer ein Damenhut und ein H a n d- täschchengefundenwurde, da» die Personaldokumente der Vermißten enthielt und außerdem noch einen Papirrfetzen, auf dem un­zweifelhaft von der Hand der Verschollenen ge­schrieben die Worte standen: .-- Ich ertrag« e» nicht mehr. Ich möchte mich am liebsten nicht mehr auf dieser Welt sehen... Nach diesem Fund wurde allgemein Selbstmord angenommen, doch fiel die Ruhe auf, mit der der Gatte diesen Verlust ertrug. Jnzlvischen gingen in Hostivak allerlei Gerücht« um. Dir Schwägerin de» Angeklagten, Frau Kram« pera, behauptete von Anfang an, daß ihre Schwester da» Opfer eine» Morde» geworden fei. Wie die Stimmung in Hostivak war, geht au» einer zynischen Antwort de» Angeklagten an einen Bekannten, der ihm riet, rin« der Brrdächtigungrn mit der Klag» zu beantworten:Ta müßte ich ganz Hostivak kla­gen...* Die Polizei nahm damals eine ergebnislose Haussuchung vor und die Sache schien allmählich in Vergessenheit zu geraten. Oer 24. November 1937 war der Tag, der den Umschwung bringen sollte. Am folgenden Tage sollte die Wohnung geräumt

werden. Die Detektive nahmen nun eine letzte gründliche Haussuchung vor. Diesmal entdeckten sie eine unscheinbare, aber sehr gewichtige Spur, näm­lich ganz kleine Blutspritoer auf dem Bettgestell und«inen verblaßten Blutfleck auf einer Matratze. Horäk erklärte beim Verhör, dieser Fleck stamme von oer Menstruation seiner Frau her. Die» wurde bald widerlegt. JmKreuzverhör verwickelt« sich Horäk mehrfach in Widersprüche und verlor sichtlich seine bi» dahin ostentativ zur Schau getragene Si­cherheit. Da» Netz zog sich zusammen. Immer neue Einzelheiten wurden ihm nachgewiesen, die er nicht zu erklären vermochte. Am 25. November wurde die ordentliche Haft über ihn verhängt und die Kreuzverhöre gingen wei­ter. Endlich in der Nacht vom 26. November war er sichtlich mürbe und legte um halb'elf Ahr ein Teil- geständni» ab, da» aber verquickt war mit einer un­glaublich dummen Geschichte, dem Märchen vom kommunistischen Emigranten Fleischer ". Geständnisse und Lügen Er räumte rin, seine Frau sei mit seinem Mitwiffen erschlagen worden, aber nicht er, sondem einEmi­grant Fleischer" sei der Mörder. Al» er dem neuen Bekannten erzählte, daß seine Ehe unglücklich sei, habe dieser schlankweg gesagt, er solle seine Frau erschlagen, und al» er sich weigerte, die» zu tun, habe er ihn eineB a i k o r a"(einen Pat­schen) genannt und sich ohne weitere» erboten, ihm dieseArbeit" abzunehmen. Am 7. August habe Fleischer " die Frau mit einem Hammer betäubt und erwürgt. Da Horäk nicht» von all dem sehen wollte, sei er fortgegangen, währendFleischer " die Leiche zerstückelte und in den Ofen verbrannt hab«. Horäk habe ihm 2000 Ai gegeben, woraus sie sich für den ersten Jänner ein Rendezvous auf der Djerjinskhbrücke in DtoSkau gegeben hatten, wohin beide auswandern sollten! Diese» alberne Märchen konnte Horäk kaum zwei Stunden aufrechtrrhalten. E» genügte schon die Tatsache, daß er, der kein Wort deutsch versteht, nicht einmal wußte, wie da» deutsche Wort fürBaikora" lautet. Um 0.45 Uhr, wie die Anklage verzeichnet, brach er endlich zusammen und legt, ein volles Geständnis ab, in dem er den Mord in allen seinen schrecklichen Ein­zelheiten und seinem grauenhafte« Nachspiel schil». derte, Al» Samstag(am 7. August) seine Frau ein­geschlafen war, versetzte er ihr mit einem bereitge­haltenen Hammer mehrere Schläge gegen den 5kopf, dann hüllte-er den zerschmetterten Kopf mitsamt dem blutigen»Affen in«in Handtuch und trug den Kör­per in» Badezimmer, wo er mit einem vorher ge­schärften Messer die Halsschlagader öffnete und seine Frau auibluten ließ. Dann säuberte er die Wohnung und heizte sämtliche drei Oesen mit Kok» an. Fünfzehn Stunden Schlächterarbeit Nun zerteilte er dm Körper seiner Frau und ver­brannt« die einzelnen Körperteile in den drei Oesen Stück für Stück. WoS die Anklage nach dem eigenen Eütgrständni» dr» Angeklagten hierüber berichtet, ist so gräßlich, daß darüber nicht berichtet werden kann. Gegen acht Uhr abend», am Tage nach dem Morde, war di« schrecklich« Arbeit vollbracht, nach welcher er nach eigenem GeständnisErleichterung sühlte".