Ar. 62 Dienstag, 15. Mär» 1638 Grit« 5 wird. Di« Kleinbauer» und Häusler wollen mit aller Entschiedenheit zum Ausdrucke bringen, das; sie alle landwirtschaftlichen Existenzfragen nur ihren eigenen Vertretern in den Landeskulturräten anvertrauen wolle». Wir anerkennen, daß sich in den letzten Jahren In der Behandlung der Landwirtschaftsfragen besonders in der deutschen Sektion des böhmischen LändeSlulturrateS«ine Wandlung im obiektiven Sinne vollzogen bat und erklären unsere Bereits chaftznr sachlichen Mitarbeit In allen kleinbäuerlichen Existenzfragen, wenn unseren Vertretern der gerechte Ante-l an der Vertretung nicht vorenthalten wird. Nach wie vor beharren wir darauf, das; in die LandeSkultur- räte bzw. in di« neuzuschaffenden Landwirtschaftskammern«in rein demokratisches Wahlrecht eingeführt wird. Mit Freude konstatieren wir, das; die deutsche Kleinbanernbeweguna trotz riesenhafter Schwierigkeiten auf allen Gebieten unerschütterlich festgebliebcn ist. Sie wird auch in Zukunft«in treuer Sachwaltee kleinbäuerlicher Interessen bleiben. Sie kann ihre Ausgaben, die sich von Jahr zu Jahr mehren, aber nur erfüllen. Wenn sich immer weitere Kreise ber kleinbäuerlichen Schichten ihr vertrauensvoll ankchliessen und an dem gemeinsamen Ringen um die Gestaltung Ihrer weiteren Schicksals teilnehmen. Daher rufen wir allen Kleinbauern in den deutschen Gebieten unserer Lander zu: Kommt, schließt euch an, helft mitbnnen an einer helleren Ankunft? Die Führung der Kk'inbauernverbandrs liegt Wiederum in den Händen des Genossen Zenker als Obmann, den Gen. Rupvrecht, Michel und Schweich - hart als Stellvertreter. tWfowhdwift und Für gesicherte Lebensmöglichkeiten! Nr die Gleichberechtigung der Kleinbauern und Häusler ! Auf dem Vcrbandsiage des Zeniralver» bandes der deutschen Kleinbauern und Häusler in Saaz wurde folgende Entschliessung angenommen: Die Tagung der Kleinbauern und Häusler in Leaz sieht sich gezwungen, mit aller Entschiedenheit «if die ungelösten wirtschaftlichen Probleme aufmerksam zu machen, die eine dringende Behandlung erklangen, um endlich die so oft geforderte Sicherung der kleinbäuerlichen Existenz zu gewährleisten. Sie kann nur erfolgen, wenn die Agrarpolitik u n s e r e L S t a a t e s v o n sozialem Geiste erfüllt wird. Alle bisherigen Raßnahmen tragen dieser Forderung nicht gebührende Rechnung. Dir verlangen daber in allererster Linie eine großzügige Arbeitsbeschaffung für die arbeitslose Landbevölkerung, Förderung des ländliche» Bauwesens, Schaffung von Ersatzindustrien an Stelle der stillgclegten, Begünstigung der Notstandsarbeiten und deren rasche Erledigung durch die Armier. Ferner ist unbedingt notwendig, daß das U n t e r st ü h u n g S P r o b I e m für die arbeitslosen Kleinlandwirte und Häusler einer solchen Lösung zugeführt wird, dass es künftig nicht mehr möglich ist, Bedürftig« auSzust alten. Die Entscheidung darüber, wer bedürftig ist, darf nicht auf oberflächliche Erhebungen gegründet werden. Dir fordern ferner die schon längst dringlichen Maßnahmen zum Schuhe der kleinen Viehzüchter, nicht nur durch Unterstützung der rein züchterischen Bestrebungen, sondern vor allem durch Beistellung genügend finanzieller Mittel für die Sub« Rationierung moderner Dünge» und Jaucheanlagen, toeiterS für den Ausbau der Güllewirtschast. In der Getreidewirtschaft müssen olle bisher zutage getretenen Mängel beseitigt werden. Darunter gehört insbesondere die Regelung der Futtermittelpreisc, die einen solch niedrigen Preisstand haben müssen, daß sie für den Keinen Viehzüchter erschwinglich sind. ES soll den Äleinland- mrten ermöglicht werden, Futtcrgetreide direkt beim Landwirte ohne Zuschläge kaufen zu können. Die birherigen Auswirkungen des GetreidcmonopolS haben eine Preissteigerung der Futtermittel gebracht »ad machen eS den Kleinlandwirten fast unmöglich, Äroftfuttermittel anzukaufen. Gerade durch diesen lbnsiand ist. die kleinlandwirtschastlich« Tierzucht schwer geschädigt worden. Wir beharren nach wie vor auf einer Regelung der Cetreidepreise, die gestaffelt sein müssen nach dem Heliarausmass und nach oben hin geringer werden. Die Verordnungen über die S ch u l d e n r e- gelang sind völlig unzulänglich und haben, wenn man von der ZiiiSfuijscnkung absieht,' den Kleinlandwirten auch nicht den bescheidensten Nutzen gebracht Es ist dringend notwendig," dass seitens des Staates nach Möglichkeit finanzielle Mittel zugunsten einer Entschuldung der Kleinlandwirt« beige» stellt werden, wie dies in anderen Ländern geschehen ist. Wir beharren auf einer Revision der Schiildenverordnungen im Sinn« unserer Forderungen de? BerbandstageS von Wallern. Sie beinhalten gablungSerleichterungen und Schub für die Ar- beitzioscn, Erleichterungen bei der Rückzahlung von Krediten, ferner«inen Zahlungsaufschub für unverschuldet zahlungsunfähig« Schuldner und Anpassung des landwirtschaftlichen Ausgleichsverfahrens an die sozialen Bedürfnisse der Keinen Besitzer. Nach wie vor erheben wir unsere Stimme nach einem zureichenden B ä ch t« r s ch u v. der den Kleinpächtern Existenzsicherung bietet, toozu in erster Linie eine gesetzliche Regelung der Gevieindever- pachtungen notwendig ist. Gemeindegrundstücke müssen in erster Linie an die bedürftige Ortsbevölkerung bis zu einem Ausmass bis 6 Hektar Besitz zu einem stabilen Preise verpachtet werden, also unter Ausschaltung der Lizitation. Die sozialen Probleme des Landes erheischen dringend eine neue und gerechte Bodenresorm, vor allem eine Wiedergutmachung d«S Unrechts in nationaler Hinsicht. Die hcrabgewirtschafteten Restgüter in den deutschen Gebieten müssen senen Keinen Besitzern zugeteilt werden, die Mangel an Grund und Boden haben, damit ihre Existenz als selbständige Landwirte gewährleistet Wird. Damit würde auch ein Teil des Arbeitslosenproblems gelöst werden. Wir begrüssen es, dass man endlich der langjährigen Forderung unseres Verbände» und der deutschen Kleinbauern und Häusler nach Einführung einer Alter»- und In validen der» s i ch e r u n g Rechnung trägt und die entscheidenden Verhandlungen angesetzt wurden. Dafür gebührt in erster Linie Minister Jng. NekaS der herzlichste Dank. Wenn eine gerecht« Agrarvolisik nach sozialen Gesichtspunkten endlich in unserem Lande Einzug halten soll, so ist eS notwendig, dass den Massen der Kleinbauern und Häusler , die nahezu 80 Prozent der gesamten Landwirtschaft ausmachen. eine gerechte Vertretung in den öffentlich-rechtlichen Körperschaften, da» sind die Landeskulturräte zuteil Fertigwaren gehen nach USA Wir haben bei der Besprechung des soeben zustande gekommenen neuen Handelsvertrages zwischen den Vereinigten Staaten und der Tschechoslowakischen Republik bereits auf die günstigen Chancen für eine Nussuhrsteigerung für unsere Fertigwarenindustrie hingewiesen. Dass im besonderen die vorwiegend im sudctendeutschen Gebiet ansässigen Industriezweige Vorteile aus der durch die Vereinigten Staaten gewährten Zollbegünstigungen haben werden, das lässt die Entwitklung der tschechoslowakischen Ausfuhr nach den Ver einigten Staaten in den lebten vier Jahren erkennen. Richt allein die Gesamtausfuhr hat sich im Jahre 1037 gegenüber 1034 um rund 128 Prozent erhöht, sondern bei einigen typischen Fertigwaren ist die perzentuclle Steigerung der Ausfuhr sogar noch höher. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung in den Ver einigten Staaten die durch den neuen Handelsvertrag möglich gewordene AuStveitung unserer Warenausfuhr nicht hemmt, so dürfte schon im Jahre 1038 eine Zunahme um einige weitere hurrdert Millionen Kronen zu verzeichnen sein. Dieses Resultat bedeutet, dass einigen tausenden sudetendeutschen Arbeitern der Arbeitsplatz und der Erwerb erhalten bleibt. Folgende Uebersicht ze igt die AuSfu »renk« Wicklung in den wichtigsten Warcngruppen 1037 1986 1985 1934 in Millione n Kron en Gesamtausfuhr 1112.0 729.9 615.9 494.3 davon: Konfektion... 176.4 117.1 91.0 58.0 Schuhe und Leder 150.0 82.4 74.6 79.4 Glas- u. GlaSwarcn 114.0 192.1 80.9 72.8 Baumwollwaren 120.1 87.9 88.9 52.1 Hanf« und Jute» erzeugnisie... 86.9 85.1 79.1 75.0 Papier « und Papier waren.... 79.2 54.1 88.0 85.8 Seide und Seiden« Waren...» 34.8 23.8 21.8 0.4 Tonwaren.,. 27.7 15.0 13.5 8.4 Wolltvaren.,. 84.8 17.6 18.6 5.1 Getreide, Malz.. 48.6 41.2 17.1 17.5 Ole Messe bleibt gut Auf der Frühjahrsmesse bat wieder Optimismus Platz gegriffen. Die Mehrheit der Aussteller ist mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden. Der Geschäftsverkehr an: 4. Messetag hlicb lebhaft. ES zeigt sich, dass einige Branchen durch die politischen Ereignisse sogar gewannen. Ausländer, welche nach Wien weitersahren wollten, vergaben zum Teil in Prag die für Oesterreich reservierten Aufträge. Es handelt sich um Branchen, wo aus Saisongründen die Warenversorgung dringend ist. Der AnSlandsznstrom hält im Nachfragedienst an. Die hohe Zahl der eingetroffenen Bul garen . Rumänen, Jugoslawen und Ungarn haben die Befürchtungen, dass auS diesen Ländern der Besuch leiden werde, zerstreut. Auch die Frequenz aus den West» und Nordstaaten war stärker als im Vorjahre. Uebersee war wieder durch die USA , Australien , Neuseeland , Algier , Kanada und die Türkei vertreten. DaS Interesse des Auslandes erstreckt sich auf alle Branchen. Gewisse Gruppen waren naturgemäss favorisiert. Bemerkenswert ist, dass auch Firmen, die ohne Exportabsicht zur Messe kamen, Auslandsaufträge erzielten. Ole Berufskrankheiten Die gegeMvärtigcn Novellierungsarbeiten an dem Gesetz über die Berufskrankheiten haben daS Interesse weiterer Schichten der Arbeiterschaft auf dieses wichtig« soziale Problem gelenkt, dessen Ernst der Kamps der JoachimSthaler Bergarbeiter eindringlich demonstriert hat. Für die Arbeiter einer ganzen Reihe von Derufölrankheiten Habel die Bestimmungen des BerusSkrankheitengeset- zes vom Jahre 1082 schon praktische Bedeutung, andere Gruppen streben die Erweiterung deS Verzeichnisses der Berufskrankheiten und damit die Anerkennung ihrer besonderen Forderungen an. DaS Büchlein, welche- die ZentralgewerkschastS- kommission jetzt erscheinen liess, kam daher zur rechten Zeit.*) Franz Kirchhof hat hier in übersichtlicher Weise nicht nur die gesetzlichen Bestimmungen über die Berufskrankheiten behandelt, sondern auch die für diePraxiS so wichtigen Richtlinien der Arbeiter-llnfallversicherungSanstalt in bezug auf die Anmeldung von Berufskrankheiten Man erhält für K6 100 Reichsmark... 503.—. Markiniin-,en... 695.— 100 österreichische Schilling nicht notiert 100 rumänische Lei •• 16.97 100 polnische Zlotp. 531.50 100 ungarische Pengö. 579.50 100 Schweizer Franken 660.— 100 französische Francs 88.20 1 englisches Pfund • 142.62 1 amerikanischer Dollar .• 28.35 100 italienische Lire • 133.40 100 holländische Gulden 1581.— 100 jugoslawische Dinare • 64.80 100 BelgaS.... 479.50 100 dänische Kronen • 630.— 100 schwedische Kronen. • •• 728.— und ihre Hauptgrundsätze für die Entschädigung dieser Krankheiten. Berücksichtigt sind sowohl die Prager als auch die Brünner Anstalt. Diesem darstellenden Teil geht eine Schilderung deö Wesender Berufskrankheiten, des Werdegangs der gesetzlichen Regelung und der Auswirkungen des geltenden Gesetzes voraus, aber auch die Feststellung dessen, was an ihm unvollkommen ist. In einem besonderen Abschnitt ist alles znsammengcfasst, was der Arbeiter und Angestellte über die Entschädigung von Berufskrankheiten wissen muss. Die Arbeit Franz Kirchhofs bietet weit mehr, als das vom Verfasser gewählte anspruchslose Wort Zusammenstellung andeutet. Sie ist nicht nur für Funktionäre, sondern für alle von den Berufskrankheiten bedrohten Arbeiter und Angestellte eine gediegene Informationsquelle und Belehrung. *) Gesetz über die Entscheidung aus Anlass von Berufskrankheiten Znsannnengestellt von Franz Kirchhof. Verlag der ZentralgewcrkschaftSkommifsion in Reichenberg. Gablonzerstmsse 20. Aus der Bergarbeiter-Internationale Am 8. und 0. März 1038 fand in den Räumen der englischen Bergarbeiter-Federation in London eine Sitzung des Exekutivkomitees der Bergarbeiter-Internationale statt, welche sich hauptsächlich mit der Haltung der Bergarbeiterdelegation auf der am 2. Mai 1088 in Genf zu- sammentrrtenden dreigliedrigen technischen Kon« fercnz zur internationalen Regelung der Arbeitszeit im Bergbau, ferner mit Fragen, die ans dem Verhältnis der Internationalen Berufssekretariate zum JGB resultieren, beschäftigte. Der vom Präsidium angeregten Reform der Satzungen der Bergarbeiterinternationale wurde im Prinzip zugcstimmt und zu diesem Zwecke ein Ausschuss eingesetzt. Zum Schluss befasste sich noch die Sitzung mit der Lage der asturischen Bergarbeiter und mit Fragen, die den im Mai d. I. in Luxemburg stattfindenden Internationalen Dergarbeiterkon- g:ess berühren. An der Sitzung waren folgende Länder vertreten: England, Frankreich , Belgien , Tsche choslowakei , Polen , Holland und Schweden . Entschuldigt hatte sich Rumänien und Luxemburg . Parteigenossin! Parteigenoffe! Bist Du schon Mitglied der tiNhrfrtnnUe? wenn nicht, dann tritt bei. ^reunbftdoftr Bravo , Mucki! Von J. Klag Tas Gastspiel des amerikanischen Zirkus Bithman bedeutete für Kopenhagen eine Sensa- :ion. Die Bewohner dieser Stadt waren sonst nicht leicht zu begeistern. DaS, was aber die Aithman Compagnie bot, übertraf alles bisher Gezeigte. Die Hohe Schule, geritten auf einem Klassepferd, der Todessprung zweier Artisten aus zwanzig Meter Höhe, die Raubtiernummer und anderes waren Spitzenleistungen. Und trotzdem: Alle Tage gcw es Krach in der Direktionskanzlei wegen der Reihenfolge. Keiner der Künstler wollte seine Nummer nach dem Auftreten des weltberühmten ClownS Mucki absolvieren. DaS Publikum, so sagten sie, hätte sich dann bereits ausgetobt und jede, auch die beste Leistung, fiel ab. Mucki war es auch tatsächlich, der die Leute in den Zirkus lotste. Menschen, die sonst für derlei nicht viel übrig hatten, rauften sich um die Eintrittskarten. Ganz Kopenhagen wollte ihn sehen und hören und war dies geschehen, wollten sie diesen unübertrefflichen Spassmacher noch einmal. erleben. Es war ohne Uebertreibung ein Erlebnis Mucki lachen zu hören. DaS Lachen des Urkomischen war nicht überlaut oder aufdringlich, auch nicht kichernd oder mit sonst einer komisch veränderten Stimme. Nein. MuckiS Lachen war ein helles, unschuldiges, ganz normales, also wirklich herzhaftes Lachen.. Das Komische an diesem Lachen war jedoch der Grund. Er lachte nämlich nach jeder Ohrfeige, die er empfing. Und er bekam solche in Masse. Und dann rief er auch nach jeder einpfangenen Ohrfeige, als ob dies sein Verdienst wäre,„Bravo Muckil", um gleich darauf über sich selbst zu lachen. Und dieses„Bravo Muckil" wurde in dem sonst so nüchternen Kopenhagen zum geflügelten Wort. Im ZirkuS seGft brüllten es zweitausend enthusiasmierte Zuschauer, so dass die hohe Kuppel erzitterte. DaS war Mucki im Zirkus. Wer wusste aber etwas von seinem Privatleben? Wer ahnte etwas von den grossen und kleineren Tragödien, siber die der Lustigmacher hinwegkommen musste? Das alte Bajazzo-Motiv? Nein. MuckiS Schicksal war ein noch grausameres und vielseitigeres. Gleich am Anfang seiner Karriere erkrankte sein geliebtes Weib. Cs hatte alle Not, alle Enttäuschungen und Demütigungen mittragen helfen und jetzt, da sich endlich Ruhm und Verdienst einstellte, erkrankte die Treue. Während einer Galavorstellung übermittelte ein brutaler, neidischer Kollege dem eben in die Dlanege springenden Clown die Nachricht, dass seine Frau gestorben sei. Und Mucki musste lachen, lachen und wieder lachen... Kurz darauf ging sein Stolz, sein sechzehnjähriger Junge, mit einer Tänzerin durch und kaum hatte er sich von diesem Schlag einigermassen erholt, starb ihm die letzte und beste Getreue, die Mutter. Und er musste am selben Tage noch hinaus auf den Sandboden und Ohrfeigen empfangen, die er mit Lachen zu quittieren hatte. Und was für Ohrfeigen? Die vom Stallmeister und dem übrigen Personal verabreichten gingen noch an. Die waren mehr vorgetäuscht. Wenn- aber dann einige Leute aus dem Publikum— das war nämlich für manche der Hauptspass— auf den Bedauernswerten hinhauten, dann nahmen die wenigsten Rücksicht. Ein solcher Rohling schlug einmal derart zu, dass Mucki zwei Zähne verlor und heftig blutet«. DaS Publikum quietschte nahezu vor Vergnügen. ES glartbte an einen Trick und hielt daS Blut für Schminke. Mucki aber musste lache«, herzhaft und natürlich lachen. Denn dafür bekam er ja seine Gage, eine Riesen-, eine Stargage... Mucki lebte trotzdem einfach und sparte. Sparte für die Zukunft, für die Seinen, für das Alter. Er wollte nicht, wie viele seiner Kollegen, im Alter betteln gehen, lind nachdem er sich innerhalb von fünf Jahren ein ansehnliches Vermögen erspart hatte und dies auf Grund von zehntausend empfangenen Backpfeifen, erhielt er abermals knapp vor Beginn seines Auftretens die Mitteilung, dass die Bank, der er sein Geld anvertraut hatte, zusammengebrochen ist. Und Mucki musste vertragsgemäss einige Zeit später in der Manege lachen. Er musste auch bei den Püffen des boxenden Känguruhs lachen und immer vorher das blödsinnige ,o8ravo Muckil" rufen. Eine Tages wurde er knapp vor seinem Auftreten wieder einmal dringend verlangt. Ein fremder Herr stand vor der Garderobe. WaS wird es jetzt wieder für eine Hiobsbotschaft sein, dachte der Schwergeprüfte und fragte seufzend den Besucher nach seinen Wünschen. „Ich komme von der Lotteriestelle... Sie sind doch Mister Morton und haben bei uns das LoS Nr. 17.876 gekauft... stimmt das?" „Einen Augenblick, bitte...."— Mucki mit seinem bürgerlichen Namen Morton, entnimmt seiner Brieftasche daS Los und prüft es —„Jawohl, ich bin im Besitze des Loses... doch WaS soll's?" „Sie haben gewonnen... ziemlich viel..." und als dec Beamte sieht, dass diese Meldung auf den Artisten keinen Eindruck macht, lässt er die schonenden Vorbereitungen und platzt gleich heraus: „Mister Morton, meinen Glückivunsch.... Sie sind ab heute reich... sehr, sehr reich! Sie haben das Grosse Los gewonnen...." „Mucki— Muuu—uckiiiil— Deine Nummer!" wird der vom Glück überbürdete gerufen. Er eilt in die Manege. Und strhe da: wie ein llnglück selten allein kommt, ist's au.ch:m umgekehrten Falle. Gleich nachdem ec erfahren hatte, dass er von heute ab reich und unabhängig geworden ist, erblickt er auch nun in den ersten Sitzreihen den„verlorenen Sohn", seinen Abgott, der reumütig zum Vater zurückgekehrt ist. Die Ohrfeigen klatschen. Mucki lacht. Gezwungen, gekünstelt. Abermals gibt er sein Gesicht den Händen fremder Leute preis. Aber er lacht nicht und das Publikum ist schwer enttäuscht. Frühzeitig wird die Nummer abgebrochen. „Mister Morton, Sie sollen sofort hinmrf in die Direktionskanzlei l" Einige Minuten später steht der Clown vor seinem Direktor. „Mensch— Morton— WaS ist loS?_j—» Warum haben Sie heute die Nummer geschmis« sen— mich und sich selbst blamiert— der Schaden— unausdenkbar— morgen die Zeitungen .... So reden Sie doch.... was ist geschehen?"^ -Sehr viel, Herr Direktor... ich bin nämlich plötzlich in die Lage versetzt worden, endlich das tun zu dürfen, was ich mir schon lange sehnlichst wünschte." „WaS denn?" „Traurig sein!"
Ausgabe
18 (15.3.1938) 62
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