Seite 3 Ar. 77 Freitag, 1. April 1038 Aus dembefreiten Land Der Präsident der Republik empfing am Donner-tag den bulgarischen Gesandten Peter Nejkow, ferner den Primator der Hauptstadt Prag Dr. Peter Z e n 11 und schließlich den Re­dakteur derAssociated Press ", Loch ne r. und iu de» direkt vom von der der(üt> DaS Ehepaar Linauer wohnte im dritten Stock des Hauses Teplitzerstrasse 41. In der Ehe herrschten vielfach Unstimmigkeiten, die aber im» mer wieder ausgeglichen wurden. In der Nacht zum Mittwoch war Frau Linauer der gemein­samen Wohnung ferngeblieben. Nachmittags gegen 8 Uhr kam sie nach Hause und besorgte einige Einkäufe. Wenige Minuten später kam auch ihr Mann nach Hause, dann hörte man zwei Schüsse, und den herbeigeeilten Nachbarn bot sich ein ent­setzlicher Anblick. Die Frau lag tot auf dem Fuss­boden, der Manzi war schwer verlebt. Nach den Erhebungen der Mordkommission der Polizei, die der Leiter derKriminalabteilung Dr. Ripa leitete, war die Tat offenbar vorbe­dacht. Die tödlichen Schüsse gegen die Frau wur- den aus unmittelbarer Nähe abgegeben. Linauer wird allgemein als gutmütiger Mensch geschildert. Er dürfte die Tat in einer seelischen Depression wegen de» Ehekonfliktes auSgeführt haben. Ihrem Wortlaut noch ihrem Geiste nach als Ausdruck sich der Front der alten slowakischen Kämpfer anzu- irgend welcher Einsicht oder auch nur als Ausdruck schließen.(Stacker Beifall.) Bei der Abstimmung wurden dann die zur Beratung stehenden drei Verträge mit llngarn in beiden Lesungen genehmigt. Die Abkommen über die Tafelglas- und Flaschenproduktion genehmigt. Das Abgeordnetenhaus genehmigte am Donnerstag ohne Debatte die beiden internatio­nalen Abkommen über die Arbeitszeit in den automatischen Tafelglas« sowie in den GlaS- flaschenfabriken. Nächste Sitzung Dienstag, den 8. April, um 15 Uhr. Auf der Tagesordnung steht das Gebührenäquivalent und eine Novelle zum Ge­setz über den Schuh gegen Luftangriffe. Zipser Christlichsoziale lehnen Gleichschaltung ab Wie derPrager Mittag" meldet, fand in Pressburg unter dem Vorsitz deS Bürger­meisterstellvertreters von Pressburg , Dr. F ö r- st e t, eine Versammlung der christlichsozialen Partei der Zipser Deutschen statt. Die Teilneh­mer beschlossen, sich der SdP nicht anzuschliehen. Auch die ParteiZipser Deutsche" hat eS abge­lehnt mit der SdP in einer Front zn arbeiten. Iigcnu ivciurcb«miiuii vvet uuu/»ui »»» whwi.hu nuten Willens zu einer grundlegenden Lösung I des f ii r d i c E x i st c» z desStaateü enrscheidendeu Nationalitätenproblems be­tuchte". Im Schlusswort nahm sich der Berichterstatter ?-nda den Herrn Dr. Szüllö unter die Lupe, der sich in seiner Erklärung am Dienstag als grosser Freund der Slowaken ausgegeben hatte. Wer Dr. EMö aus dem Jahre 1007 und 1011 kenne, der wisse, dass er ein geschworener Feind der Slowaken war und daher kein Recht hat, von denslowakischen Brüdern" zu sprechen. Auch Abgeordneter Dr. Ti so sei moralisch nichr berech­tigt gewesen, seine Erklärung im Namen des slo- wakischen Volke- abzugeben, denn vor dem Krieg und noch während de» Krieges war er ein Unga­rischnationaler. Noa> nach der Deklaration von St. Martin blieb er im ungarischenNational« rat und erst als er ganz klar.var, dass die Un­ garn endgültig verloren haben, meldete er sich als Slowake an. Mit der Politik der ehemaligen Magpa- ronen sind auch die ehrlichen Hlinta-Leute nicht zu­frieden. Wir fordern sie auf, erklärte Benda, die Front der ungarischen Renegaten zu verlassen und Ole Deutsche Landpost** eingegangen DieDeutsche Landpost", bis zum Selbst­mord des BdL dessen Hauptorgan, teilt in ihrer Nummer vom 31. März mit, dass sie hiemit zumlehtenMaleerschienenist. Nach zwanzig Jahren tut daS Blatt, wie es in Auch in seiner ehemaligen Eigenschaft alS Prä­sident der österreichischen Bundesbahnen waren schon mehrfach Beschuldigungen gegen ihn er­hoben worden, sich aus unerlaubte Weise bereichert zu haben. Amtlich werden alle Gerüchte demen­tiert, dass der ehemalige Landeshauptniann von Aiederösterreich,!)i c i t h e r, Selbstmord verübt habe. Pros. Sigmund Freud wurde trotz amerikanischer Intervention die Ausreiseerlaubnis verweigert. Dieösterreichische Legion" Wien . Am Donnerstag, kurz nach 7 Uhr, hat der Rückmarsch der österreichischen Legion aus Vahern nach Oesterreich begonnen, Ungefähr 8000 SS -Männer und 800 Fahrzeuge kamen in den Vormittagsstunden nach Salzburg . In Wien tvird die Legion am' Freitagabend eintreffen. Ottmar Spann Im Konzentrationslager Aus Wien wird gemeldet, dass Professor Othmar Spann , der Schöpfer der Stände­staatstheorie, die den Nationalsozialismus ausser­ordentlich stark beeinflusste, verhaftet und in ein Konzentrationslager eingeliefert wurde. Spann hat auch durch den Umstand, dass Walter Brand fein Anhänger war, grossen Einfluss auf die SdP genommen. Seine Söhne haben sich auch im nationalsozialistischen Sinne betätigt.' kiü neues Gesetz Uber die Staatsbürgerschaft Regierungsvorlage Im Parlament eingebracht Angst der deutschen Katholiken um Ihre Verbünde Die Gleichschaltung und der politische Selbstniord der christlichsozialen Partei hat im Lager der christlichsozialen Verbände Angst um den Bestand ihrer Verbände und Vereine hervor­gerufen. DaS JägerndorferVolk" berichtet ans mehreren Orten, dass SdP-Leute.il! verständlichem Uebereifer und in Unkenntnis der Sachlage da und dort Aeuheningen getan haben, dass nun auch die katholischenBolksvereineüber« treten" sollten und dass da» oder jene» katho­lische Verein Sh aus nun in die Hände der SdP, d. h. des politisch geeinigte» Deutschtums übergehen werde. Solche' Ansichten sind natürlich ganz und gar verfehlt und baben keine Aussicht auf Berwirklichung. Die katholischen Vereine und ihr Besitz geht die Politik nicht» an." Dieser Bericht und die weiteren Feststellun­gen des zitierten Blattes, dass die Katholiken mit der Gleichschaltungein grohesOpfer" brachten, dass sie nunmehrim politischen Leben nicht mehr sichtbar" vertreten und dass darum jetzt ohneMutlosigkeit" erst recht an den Ausbau der unpolitischen deutsch­katholischen Organisationen geschritsen werden müsse, beweisen, dass den ehemaligen Christlich­sozialen angst und bang geworden ist. dann die Behörde, da Prüfungen nicht vorgesehen sind, die Sprachenkenntniü feststellen will. Auch hier liegt es doch ganz im Belieben der Behörde, was sie als angemessene Kenntnis gelten lässt und worin sie den Nackuveis dieser Kenntnis erblickt. Der Motibenbericht bemerkt, dass auf Alter, Bil­dung, Berufsstellung, besonders aber auch auf die Umgebung, in welcher der GesuchSsteller lebt, zu achten fei. Danach sollte man meinen, dass bei­spielsweise von einem Arbeiter, dem höhere Schul­bildung versagt blieb und der, in einer deutschen Gegend weder beruflich veranlasst war, noch ent­sprechende Gelegenheit hatte, die tschechische Sprache zu erlernen, die Kenntnis dieser Sprache überhaupt nicht gefordert'werden kann. Aber wenn es im Motivenberichte weiter heisst, dass i n besonders berücksichtigungs­werten Fällen von der Kenntnis der Staatssprache abgesehen toerden kann, so sehe» wir schön, dass eine solche vernünftige Auslegung des Gesetzes nicht erwartet Iverden kann. Wir fragen vergeben» nach dem Sinne dieser Bestimmung. Das Beispiel anderer, national einheitlicher Staa­ten kann für die TschechosiotvakischeRepublik nichts beweisen. So bleibt es ein wenig glücklicher Pre­stigestandpunkt, der von neuen Staatsbürgern als Voraussetzung der Staatsbürgerschaft etwas for­dert, was für Millionen Menschen keineswegs Voraussetzung ihre» Besitze» ist. Dke Verleihung der Staatbürgerschaft bleibt ErmessenSsache. Nur ehemalige österreichische oder ungarische Bür­ger, die seit 1. August 1914 ununterbrochen auf dem heutigen Gebiete der Republik wohnen, haben einen Rechtsanspruch, den sie binnen fünf Jahren geltend machen müssen. Auf Gesuche vonPersonen, die früher Staatsbürger waren, oder nahe Ver­wandte von Staatsbürgern sind, soll gebührend Rücksicht genommen werden. In versahrenSrecht- licher Beziehung besteht die wichtigste Aenderung darin, dass nun da» Ministerium des Innern direkt über die Verleihung der Staatsbürger­schaft entscheidet. Damit wird aber nur ein fak­tischer Anstand sanktioniert, denn schon jetzt lag die wirkliche Entscheidung beim Ministerium als Berufungsinstanz. Ansammenfaffend können wir sagen, dass der Entwurf in mancher Beziehung fortschrittlichen Charakter hat, im Sprachenpunkte aber nicht von jenem Geiste wahrer Demokratie erfüllt ist, den wir der Gesetzgebung unserer Republik wünschen. Die Vorbereitungen zu derWahl" genann­ten Abstimmung sind in vollem Gange. An der Abstimmung tverden auch die Staatsangehörigen tschechoslowakischer Nationalität teilnehmen. In Wie» wurden 36 selbständige Wahllokale für Tschechoslowaken errichtet. TerTschechoslowakische Minderheitenrat für Wien und Niederösterreich " fordert in einer Proklamation zur Teilnahme an der Abstimmung am l ü. April auf; selüswerständ- lich zumJa"-Stimmen. Das Wichtigst« Wien . Der ReichSstatthalter für Oester­reich veröffentlicht ei» Rundschreiben des ReichS- sührerS der SS nnd des ChefS der deutschen Po­lizei über die O r g a n i sie r u n g d e r G e- Heimen Staatspolizei in Oester­ reich . Die Staatspolizei in Wien österreichischen Bnndesläudern wird Chef des Sicherheitsdienstes, bzw. Berliner Zentral st elle Heimen Staatspolizei dirigiert werden. Der Leiter der Wiener Staatspolizei ist zugleich politischer Referent deö Staatssekretariats für SicherheitSwesm. Die Verfolgungen Dem ehemaligen HeereSminister B a u- goin, der verhaftet wurde, soll ein Korrup­tionsprozeh gemacht werden. Baugoin ist in den Zusammenbruch der Phönir-BerstcherungS- gesellschaft verwickelt, deren Vizepräsident er war. der Todesstunde schreibt, daS, waSzwangs­läufig" nach der Gleichschaltung seiner Partei habe erfolgen müssen. An Stelle derDeutschen Landpost" wird deren Lesern nunDie Zeit" zngestellt werden. Und mit einem wahrhaftig nicht von Freudentränen feuchten Auge setzt die nun bei Herrn Henlein versammelte Schriftlei­tung hinzu: Wir verabschieden uns von unseren Lesern mit dem Wunsche, unsere NachfolgerinDie Zeit" möge ihnen ein ebenso guter und treuer Freund werden, wie e» unser Blatt gewesen ist." Viel Vertrauen in die Erfüllung dieses frommen Wunsches scheint nicht einmal die ster­bendeLandpost" selber gehabt zu haben! Dem KarlsbaderBolkswille" entnehmen wir: In einzelnen Gegenden, besonders im Grenz­gebiete, gebärden sich die Hitlerleute wie toll, um die von ihnen verängstigten und verschüchterten Menschen in die SdP zu pressen. ES wird we­der Gesinnung noch Ueberzeu- g u n g verlangt, sondern nur die Unter« s ch r i f t auf die Beitrittserklärung. Was die Flüsterpropaganda nicht vermag, besorgt der kille und offene Terror, gegen den sich zu wenden Pflicht aller anständig denkenden Deutschen wäre. Die Methoden derAnständigen und Sauberen" sind alles andere als anständig und sauber. In Fabriken und Betrieben werden die A r b e i t e r einfach bedroht, dass sie die Arbeit verlieren, wenn sie sich nicht einreihen in die Front, in der auch die Ausbeu­ter und Antreiber stehen. In den Wohnungen, auf der Strasse, beim Kaufmann, versucht man die Menschen mit den blödesten Redensarten einzu­schüchtern, wie:Entschliesse dich, ehe es zu spät ist. Du wirst eS bereuen. Wir werden dir dann nicht helfen, wenn's losgeht. Es wird mancher dran glauben müssen" usw. kieberall wird der Trick angewendet, dass er­zählt wird, dieser oder jener sozialdemokratische Funktionär oder Vertrauensmann sei bereits zu Henlein übergetreten, andere hätten überlaufen wollen, seien aber nicht anfgenommen tvorden, im GraSlitzer Bezirk gibt es Leute, die den Schwerer Unfall In einem Steinbruch Die Arbeiter Lorenz und Gebhardt hatten im Steinbruch der FirmaTechnoba­salt" in Saara einen Wagen mit Lehm ab- transportiert nnd wollten den leeren Wagen wie­der zurückschieben, als Gebhardt mit der rechten Hand in das Getriebe des Wagens geriet, wobei ihm zwei Finger glatt abgeschlagen wurden. Kaum hatte sich die Aufregung über den Vorfall ge­legt, als ein Arbeiter sah, wie ein Felsblock sich über einer Arbeitergruppe löste. Der Arbeiter gab sofort daS Alarmsignal und die Arbeiter konnten rechtzeitig zurücksprlngen, bis auf den Arbeiter Kleinpeter, der von den Felstrümmern er­fasst und verletzt wurde. Mit einem Rippenbruch musste er dem Krankenhaus zugeführt werden. Lasset euch nichts sefallen 1 Machet Front gegen den SdP-Terrorl Mord und Selbstmord In Aussig Au» Aussig wird unS berichtet: Der Friseur Otto Linauer erschoss seine Ehefrau und richtete dann die Waffe gegen sich. Er ver­letzte sich schwer und ist abend» im Krankenhaus an de» Folgen der Schussverletziing gestorben. Als Motiv der Tat werden Familienzwistigkeiten angegeben. Die Regierung hat dem Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf unterbreitet, durch den Er­werbung und Verlust der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft neu geregelt werden. Der Entwurf bringt eine Reihe von Neuerungen gegenüber dem geltenden RechtSzustande, die Beachtung verdienen. Eine wichtige, nur grundsätzlich durchaus begrüssenswerte Aenderung des StaalSbürgerrech- IcS besteht darin, dass die Frau nun nicht mehr automatisch dem Gatten in der Staatsbürgerschaft folgt. Eine Ausländerin, die einen Inländer heiratet, soll in Zukunst die tschechoslowakische Staatsbür­gerschaft nur erwerben, wenn sie ausdrücklich dar­um ansucht. Die Behörde kann jedoch diese» An­suchen abweisen, allerdings nur wegen staats­feindlicher Betätigung der Frau, wegen der Be- jürchtung, dass sie keine verlässliche Staatsbür­gerin fein tvird und schliesslich, weil eine Schein­ehe vorliegt, die nur um der Erwerbung der Staatsbürgerschaft willen eingegangen wurde. Ebenso wird Verfahren, wenn eS sich um die Gat» iin eines Ausländers handelt, dem die Staats­bürgerschaft verliehen wurde. Umgekehrt kann die Inländerin, welche einen Ausländer heiratet und dadurch nach der Rechtsordnung de» Heimatstaa- teS ihres Gatten seine Staatsbürgerschaft erwirkt, binnen drei Monaten nach der Eheschliessung er­klären, dass sie die tschechosiowakische Staatsbür­gerschaft beibehalten will. Manche ausländische Gesetzgebungen, vor allem die englische, behandeln jede auf dem Bo­den ihres Staates geborene Person als Staats­bürger. Zur Vermeidung einer doppelten Staats­angehörigkeit bestimmt nun der Entwurf, dass ein im Ausland geborene» Kind tschechoslowa­kischer Staatsbürger nur dann die tschechoslowakische Staatsbürger­schaft erwirbt, wenn eS nicht nach der ausländi­schen Gesetzgebung die Staatsbürgerschaft seines Geburtsstandes erlangt hat. DaS gilt nicht für Linder, deren Eltern in amtlicher Mission'im AuSlande weilen. Da» Kind, ivelcheS durch Ge­burt im AuSlande zum Ausländer geworden ist, kann aber für die tschechoslowakische Staatsbür­gerschaft optieren. Die Frist hiefür ist lange, das Wahlrecht muss längsten» innerhalb eine» Jahres nach Erlangung der Volljährigkeit auSgeübt Iverden. Eine weitere wesentliche Neuerung besteht darin, dass die Einrichtung der Ausbürgerung auch in unsere Rechtsordnung ausgenommen wird. Die Staatsbürgerschaft kann danach solchen Personen aberkannt werden, die ins Ausland flüchten, um sich der Verantwortung für eine staatsfeindliche Tätigkeit zu entziehen, vom Aus­lände her eine solche Tätigkeit entwickeln, die sich im AuSlande aufhalten und der Militärpflicht entziehen, oder die ohne Bewilligung in auslän­dische Militärdienste oder militärische Formatio­nen eintreten. ES ist gewiss nicht erfreulich, dass faschistische Vorbilder nachgeahmt werden, aber wer kann der Demokratie die Waffen versagen, von denen antidemokratische Staate» einen viel weitergehenden Gebrauch machen? Eine Frage hat die Oeffentlichkeit schon vor lleberreichung der Vorlage lebhaft beschäftigt, das Erfordernis, dass jeder neue Staatsbürger die Staatssprache beherrschen muss. Die Regie­rungsvorlage hat angesichts de» Widerstandes, aus den diese Bedingung gestossen ist. nach einer Lösung gesucht, aber der Ausweg, den sie gefun­den hat, vermag keineswegs zu befriedigen; Die Vorlage macht die Kenntnis der Staatssprache nicht zur Bedingung für die Verleihung der Staatsbürgerschaft. Die Behörde soll aber bei der Verleihung auch darauf achten, ob der Bewerber die Staats­sprache in einem seinen Verhältnissen ange­messene» Maße beherrscht! Damit ist der Behörde in Wirklichkeit vollkommen freie Hand gegeben, das sogenannte freie Ermes­sen wird dann Belieben. E» wäre zu fragen, wie Unsinn glauben, dass bald die gesamte Lokalor­ganisation Rothau , bald wieder die Hauptfunk­tionäre von Schönwerth übergetreten seien und anderes Zeug mehr. Mit allen Mitteln wird ver­sucht, Pogrom st immung zu machen. Ganze Trupps Uniformierter ziehen durch die Orte, in Schmiedeberg werden Schulkinder zur Verbreitung von Flüsterparolen missbraucht und die Lehrerschaft merkt nichts davon. Auch 20- jährige Burschen als Rekruten marschieren unter Assistenz von Scharen Schulkinder mitSieg- Heil-, Sieg-Heill"-Gegröhle herum, und e» wäre ein Irrtum, da» zur Gänze mit übermässi­gem Alkoholgenuss zu entschuldigen. So macht die Herrenllasie durch ihre Knechte Stimmung zur Mitgliederwerbung der SdP. Freiheitsliebende Deutscheund wahre Sozial! st en fallen auf dieses Gehaben nicht herein. Diesem Taumel wird eine Ernüchterung folgen. Aber länger zusehen dürfen wir dem Unfug nicht. E» gilt energisch Front zu machen gegen die Gemeinheiten, die in Massen kolportiert wer­den. Wenn nämlich die Burschen gepackt werden und Rede stehen sollen, fallen sie auf die Knie und bitten um Verzeihung wie kleine Kinder. Dafür liegen schon aus etlichen Orten Beweise vor. Es darf lein Terror geduldet werden! Laßt euch nicht» gefallen! Wehrt euch gegen Niedertracht und Ge­meinheit!