Seite 6„Sozialdemokrat"Freitag. 8. April 1988. Nr. 83Aus aller WettDir erste Nonnm-Arrzttn. Die gesamt« ameri«kanisch« Presse hat hie Abreise von„Dr. SchwesterAlma" nach Indien gebührend hervorgehoben, dennes ist der erste Fall, daß der Papst persönlich seineGenehmigung dazu erteilt hat, daß eine Nonne alsAerztln in einer Mission wirke. Schwester Almaheisst mit ihrem bürgerlichen Namen Mist EllenLalinfky und stammt aus Washington. Sie studiertean der llniversität von Georgetown und erhielt eineSpezialausbildung in Chirurgie und Geburtshilfe.Gleichzeitig lieh sie sich als Nonne in ein Klosterausnehmen und bot ihre Dienste der„Society ofCatliolic Medical Missionaries" an, die sie zunächstin einem Krankenhaus in Philadelphia unterbrachte.Sie steht jetzt an der Spitze der ärztlichen Mission,mit der sie nach Asien gegangen ist.Ein ArbeitSgesrtz für Elefanten. Die Negierungdes unabhängigen indischen Staates Travancore hateine Verordnung erlassen, mit der die Arbeitszeit derEleianten reglementiert wird. Im Haupttrmpel vonTravancore befinden sich 28 Elefanten, die als heilige Tiere gelten, die aber nichtsdestoweniger anherder nicht anstrengenden Teilnahme an Tempelzere»uiouien von ihren Wächtern als Last» und Arbeitstiere vermietet ivurden, und zivar für so schwereArbeiten, dah die Tiere völlig herunter kamen. Dieser Skandal int Tempel von Travancore hat dieganze„Elefanten-Frage" aufgerollt, die die Regierung des Staates jetzt grundsätzlich geregelt hat. EinElefant braucht nicht mehr als zwölf Stunden täglich zu arbeiten, und seine Tagesmärsche bet Transporten sind auf zehn Meilen limitiert. Ebenso ist einHöchstgewicht für die zulässige Fracht festgestcllt worden. Die Besitzer oder Wärter von Elefanten, diediele Verordnungen übertreten, haben schlvere Strafen zu gewärtigen.GebrauchSgegenstäiide für daS Jenseits. CSdürste fast vollkommen unbekannt sein, dah eS inChina einen besonderen Zweig der Papierindustriegibt, der Dinge herstellt, die für daS Jenseits benimmt sind. Nach dem Glauben der Chinesen müssendie Verstorbenen im Himmel genau die gleichenGebrauch-gegenstände haben wie auf der Erde, undum ihnen diese zu verschaffen, ist die in Fragestehende Industrie aufgebaut worden, die allein inder Provinz Tschekiang zum Beispiel über 200.000Menschen beschäftigt. Man kann alle üblichen Gebrauchsgegenstände auS Papier und Pappe kaufen,Betten, Schränke, Stühle, Geschirr, ja sogar Telephon» und Radioapparaie, elektrische Birnen undalle», was die Zivilisation nach China georacht hat.Die Angehörigen kaufen diese„Ausstattung", bringen sie in den Tempel, sie wird dort wie in der Wohnung aufgestellt, dann angezündet, und mit demRauch der heiligen Kerzen wandern auch ine*«„Gebrauch-gegenstände für das Jenseits" gen Himmel.Ta» Ende des Tolrranz-EdiktS für Autofahrer.Genau vor einem Jahr am 1. April 1037 hat dirChef der Londoner Verkehrspolizei Sir Philip Gaueeine Verfügung erlassen, die bei den Taxichauffeurenvon London nach dem großen historischen Beispiel„das Toleranz-Edikt" genannt wurde. ES solltenämlich der Versuch gemacht iverden, mit Güte undlleberredung einiges zu erreichen. Die Bobbies hatten die Anweisung, nicht sofort Strafmandate auS-zukchreiben, sondern den Chauffeuren, wenn sie sieauf frischer Tat anhielten, klarzumachen, welcheUebertretung der Verkehrsordnung diese begangenhätten, was dabei hätte angerichtet werden können,und vor allem, wie daS ohne weitere- hätte vermieden werden können. Di« Folge dieses menschenfreundlichen Versuches ist äußerst entmutigend; imletzten Jahr haben die BerkehrSunfälle mn 20 Prozent zugenommen, während die Anzeigen falt um dieHälfte zurückgingen. Sir Philip hat darum setzt resolut mit dieser Ordnung Schluß gemacht, und ab1. April haben die Uebeltäter am Steuer wieder mitden allerstrengsten Strafen zu rechnen. IPropagandawochefür den zlvhen LuftschutzDa e- sich bei den Luftschutzübungen gezeigthat. daß zwar zahlreiche au-gebildete Einzelpersonen,keineswegs aber die breiteste Bevölkerung mit derLuftschubabwehr vertraut ist, werden die in Betrachtkommenden Händler eine Provagandawoche deszivilen Luftschutzes durchführen. Die Geschäfte werden allen Interessenten die Systeme und Zusammensetzung der Gasmasken, die Benützung der Gummi»und Äsbestanzüge. die Verwendung von Handfeuer«löschapparaten erklären und sie weiter- mit den wichtigsten Grundsätzen der ersten Hilfe und der Wirkung und Neutralisierung der bekanntesten Kampfgase bekannt machen.Kampf um den Gehsteig. In Prag tvar e», besonder- in der Inneren Stadt, bisher üblich, als Zugang zum Lager bei größeren Firmen Laftenauf-züae in den Gehsteig einzubauen. In seiner letztenSitzung bat die Prager Stadtvertrctung beschloßen,diese Laftenaufzüge zu verbieten. Die betroffenenGeschäftsleute haben gegen dielen Beschluß denRekurs«ingcbracht. Einen eigenen Rekurs« brachtedie Firuta Bata ein, die bereit- die Erlaubnis zurErrichtung eines solchen Lastenaufzuges erhaltenbatte und der. diese Bewilligung wieder entzogenwurde. Daka hat sich neuerlich an die Stadt nm Bewilligung eine- provisorischen Auszuges gewandt, dochwurde sein Ansuchen wiederum abgcwiesen. Da»Verbot der Lastenaufzüge unter dem Gehsteig wirdmit Sicherheitsgründen begründet.Schwachsinnige verwundet ihren Liebhaber. Inder Nacht auf gestern lmirde auf da- Polizcikommis-sariar in Prag l die 24jährige Arbeiterin RosaHouska vorgesührt, die ihrem Geliebten, dem 26jäh-rigen Beamten Jaroslav Krejhanzl eine Bierflascheso heftig um den Kopf geschlagen hatte, daß dieFlasche ttt Scherben ging und Krejhanzl Schnitilvun-den im Gesicht und am Kopf davontrug. Aus seineHilferufe wurde die Hous'a festgenommen und vorgeführt, wobei festgejtellt wurde, dah sie ebenfallsWunden an den Handgelenken aufwier. Sie gaban. sie habe sich zwei Stunden vorher in selbstmörderischer Absicht die Pulsadern aufschneiden wollen,da Krejhanzl die Beziehungen zu ihr abbrechen wollte.Da sie Anzeichen von Geistesgestörtheit zeigte, wurdesie vom Polizeiarzt untersucht, der ihre Ueberführungin die Landesirrenanstalt anordnete.In kochendes Wasser gefallen. In der Nacht aufgestern wurde der 16jährige Fleischerlehrling StefanCeller aus Prag XI auf die Klinik Samberger gebracht. Er hatte sich kurz vorher auf den Deckel einesKessels mit kochendem Wasser gesetzt, wobei der Deckeldurchbrach und Celler Verbrühungen dritten Gradeserlitt. Sein Zustand ist lebensgefährlich. Es istdie» binneir zwei Tagen der zweite Unfall dieser Art.Schüler überfahren. Der siebenjährige SchülerMiroslav Kotek lief in der Gass« Na Hräzi in Liebenbeim Ueberqueren der Fahrbahn vor den Kraftwagendes Josef Slik, wurde zu Boden gestoßen und erlittdrei tiefe Rißwunden am Kopf; außerdem wurde dieHaut des Hinterkopfs vollständig skalpiert. DerKnabe wurde schwerverletzt in» Krankenhaus auf derBulovka gebracht.Rauferei mit dem Portier. Gestern wurde mn8 Uhr fÄh in der Hurgasse in Prag I vor demWirtSbauS„1t Bocilkü" ein unbekannter Mann verletzt aufgefunden. Auf der Klinik Schlosser wurdefestgestellt, daß er einen Bruch de» rechten Schienbein» erlitten hatte. Er gab an, der 80jährigeBeamte Franz Mrhal aus Prag-Weinberge zu sein;die Verletzung habe ihm der Portier des Gasthauseszugesügt. Der Fall wird untersucht.Der Postdienst zu Ostern. Am SamStag, den16. Avril 1988, endet der Dienst bei den Kassen derPostsparkaffa In Prag um 15 Uhr. Am Montag, den18. April 1988, findet bei der Postsparkassa keinParteienverkehr statt.Kunst mui WUaenSpielplan deS Neuen Deutschen Theaters.Heut«, Freitag, halb 8 Uhr:„Carmen". D.— SamStag halb 8 Uhr: Kammerjungfer, A 2.—Sonntag 8: Victoria Regina, halb 8: Ariadneauf Naxo», C 1.Spielplan der Kleinen Bühne. Heute, Freitag, 8 Uhr:„Die Reise", volkstümliche Vorstellung.— SamStag halb 8 Uhr: Liaison, Erstaufführung.— Sonntag halb 4 Uhr: Da- Ministeriumist beleidigt, 8 Uhr: Liaison.KKedrov und A. Gorjunov in dem russischen Film„Wir schwören!“Kinderfreunde PragFreitag, den 8. April, 8 lihr abend-,findet im Parteiheim, Handwerkerverein, PnzII., Smeiky 22, einEltern-Abendmit Bortrng des Genossen C n r t h über da«Thema:„Schwöre Zeilen für die Erziehungunserer Kinder“statt. Alle Genossinnen und Genossen sind zu diesem Bortrag herzlichst eingeladen.Urania-Kino„Nanga Parbat", alleinige Premiere deS Filmberichte» der deutschen Himalala-Ervedition. Aktua-lita. Normale Preise. 6 und%9 Uhr. Heute undMontag] ,40 Uhr AlvenvereinS-Sondervorstellungen„Nanga Parbat". Mitglieder Ermäßigung. Vorverkauf eröffnet.VercumacftricfttefiDer Klub„Die Tat" veranstaltet SamStag, den9. April, zu Ehren der ausländischen Teilnehmer ander schwedischen Kulturwoche einen Empfang. Beginn 16H Uhr. Reklamation werktäglich in denAmtSstunden, Prag I., KriZovnickä 8, Tel. 34S-8V.Kinderfreunde Prag. Freitag um 7 Uhr abend»im Parteiheim wichtige Ausschuß', itzung.Aussprache über da» Osterlager.Ortsgruppe Prag. Sonntag, den10. Avril, Treffpunkt 9 Uhr früh, Endstation 1er Hornk Liboc—Hvözda. Wanderung Sterntiergarten— FlugplatzRuztü— Besichtigung der Anlagen—Sarka. Führung: Liewald. Dienst in unseremWochenendhause im Brdywald: Lauer.— Zu unserer Ostcrwanderung können wir Ihre Meldung nochentgcgennehmen.— Auskünfte jeden Freitag von6 bis%8 Ilbr abends im„Verein deutscher Arbeiter", Smeiky 27. Telephon 27.727.Urania-Kino, Klimentskä 4.Fernsprecher 61623.Atteinvremiere:„Nanga Parbat“Der Heidentum»? der deutslben Hlmalala Crvedvion!Aiwaltw. Normale Breite.Kauft nurVolkszünder!Elektrischer Stuhloder Giftgas?Audi ein Zeichen der modernen„Kultur“MTP New Bork. Während die meistenStaaten der USA die Hinrichtung durch denclektrischen Stuhl eingeführt hatten, wurden inMissouri und Iowa die zum Tode Verurteiltennoch bis vor kurzem gehängt. Jetzt hat man dieseArt der Hinrichtung abgeschafft, aber nicht aushtunanitären Gründen, sondern— aus Rücksichtauf die öffentliche Moral.Noch vor einigen Fahren wurden die Hinrichtungen nämlich auf öffentlichen Plätzen vollzogen. Im Laufe der Jahre waren sie zu regelrechten„Volksbelustigungen" geworden, zu denenoft Tausende.von Neugierigen herbeiströmten.Kirmesbuden wurden errichtet, Akkordeonspielertraten auf, Händler verkauften warme Würstchen, die drüben„hot dogs" heißen. Außerdemkam es zu peinlichen Szenen. Wenn ein Negergehängt wurde, so umdrängten ihn die Frauen,um ihm ins Gesicht zu spucken; war der Todeskandidat jedoch ein Weißer, so ließen die Männer an ihm ihre faulen Witze los, wie etwa:„Dir ist sicher dein Kragen zu eng? Sei beruhigt;du wirst gleich einen anderen bekommen!"Um diesem Skandal ein Ende zu machen,ordneten die Behörden zunächst an, daß die Verurteilten auf dem Gefängnishof zu hängen undals Zuschauer nur Beamte und Journalisten zu gelassen seien. Aber auch hierbei ergaben sich Unzuträglichkeiten. Die Gefangenen, die von ihrenZellen auS die Exekution beobachteten, ermunterten den Todeskandidaten durch Zurufe undüberschütteten Henker und Zuschauer mit wüstenAeichimpfungen. Die Behörden von Missouri undIowa haben darum jetzt ihr Hinrichtungssystemzum zweitenmal geändert; sie haben sich jedochnicht für den„unmodernen" elektrischen Stuhlentschieden, sondern im Zentralgefängnis vonJefferson City eine„Gaskammer" einbaue»lassen.Vor dem Ende des elektrischenStuhls?Die Erfahrungen, die in einigen Staatender Union bereits mit der Hinrichtung durchGiftgas gemacht wurden, haben im ganzen Landeeine lebhafte Propaganda für die Abschaffungdes elektrischen Stuhls ins Leben gerufen. DieWortführer dieser Kampagne sagen, die neueHinrichtungSart sei sicherer, schneller,„rationeller" und für den Delinquenten wenigerschmerzlich. Das Letzte scheint richtig zu sein,denn die Behörden haben in der Tat fistgestellt,daß sich die Verurteilten leichter und widerspruchsloser in die Gaskammer als auf den elektrischen Stuhl führen lassen. Die Kriminalistenerklären demgegenüber jedoch, der Gastod sei„zu human" und schrecke nicht genug ab, während ihre Gegner wiederum den elektrischenStuhl alS«letzten Ueberrest der Barbarei"brandmarken.Ihre stärkste Stütze findet die Propagandafür den GaStod aber in der Stellungnahme derAerzte, die einstimmig die elektrische Art derHinrichtung als unsicher bezeichnen und sich dabeiauf zahlreiche Fälle berufen, in denen in der Tatauf dem elektrischen Stuhl„Hingerichtete" wieder zum Leben erweckt werden konnten.Neben diesen beiden Richtungen gibt cSober auch noch Anhänger des„altgewohnten"Hängens, die allerdings die Hinrichtung amGalgen auf öffentlichen Plätzen oder auf demGefängnishof ebenfalls verwerfen, dafür jedochdie Einführung des englischen Verfahrens befürworten, bei dem der Verurteilte im Moment desGehängtwerdens auf eine sich automatisch zweiDieter tief senkende Falltreppe gestellt wird.Oer erste Gas-ToteDie erste Hinrichtung durch Giftgas wurdevor einigen Monaten im Staate Iowa vollzogen,und zwar au dem wegen mehrfachen Mordes zumTode verurteilte» Gangster Robertson. Vertreterder verschiedensten Staats« und Bundesbehördenund mehrere Journalisten nahmen an ihr teil.Zunächst wurde die Einrichtung genau inspiziert,um ein Versagen auSzuschließen. Dann führteman Robertson in die luftdicht abgeschlosseneStahlkammer, verschloß sie, ließ das Gas einströmen, zog eS fünf Minuten später wieder ab,und dann betraten die draußen Wartenden dieKammer, um die Wirkung festzustellen, Robertson mußte, wie der Arzt feststellt«, in kaum zwei'Minuten okne die geringsten Schmerzen gestorben sein. Seine rechte Hand hielt die noch glim»mende letzte Zigarette, und aus seinem Gesicht!log ein amüsiertes, etwas ironisches Lächeln. Ecwar offenbar gestorben, bevor er bemerkt hatte,daß das GaS bereits auSströmte.Gas-Hinrichtungen en blocDiese„Probe" hat für die Entscheidung decBehörden deS Nachbarstaates den Ausschlaggegeben. Auch Missouri hat jetzt den„Gastod"eingeführt, und mehrere andere Staaten sinddabei, seinem Beispiel zu folgen. Selbst tn NewBork wächst die Propaganda für die Ersetzungdes elektrischen Stuhls durch das Giftgas vonTag zu Tag.Der Streit unter den Anhängern der verschiedenen Hinrichtungsarten ist damit jedochnicht beseitigt, sondern lediglich auf ein anderesGleis geschoben. Ein neuer Kampf hat begonnenund wird nicht weniger heftig geführt als deralte: der Krieg zwischen den verschiedenen Richtungen der„Giftgaö-Partei". Die einen befürworten auS humanitären Gründen die Einzel-Hinrichtung, während die anderen aus wirtschaftlichen ErsparungSrücksichten dafür eintreten, sämtliche zum Tode Verurteilten mehrereWochen oder Monate zu„sammeln" und dann inder gleichen Stunde des gleichen Tages in dieStahlkammer zu sperren.In Missouri ist dieser neue Streit bereitsprovisorisch entschieden worden: die Negierunghat zwar die Einzel-Hinrichtung im Prinzip beibehalten, aber angeordnet, daß zum Tode Verurteilte des gleichen Prozesses oder der gleichenBande gemeinsam«vergast" werden.A l l a n E. K> n g.B«zu«H b«d i n a u n a e n: Bet Zustellung tnIHau» oder bei Bezug durch di« Post monatlich Ai 17.—, vierteliährig Ai öl.—, halbjährig Ai 102,—. ganzjährig Ai 204. Inserate werden lauTarik billigst berechnet.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.- Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- u. Telearaphendirektion mit Erlaß Nr. 18.800,'V11/1980bewilligt-(Kontrollpostamt Praha 25.— Druckerei:„Orbis" Druck». Verlag»- u. ZeitungS-A.-G. Prag.