Das italienische   Phantom Von Bernard Vomier(Paris  ) Ein französischer Journalist sagte uns kürz­lich, Frankreich   habe alle Nachteile eines britischen Dominion» zu tragen, ohne dessen Vorteile zu be­sitzen. I» dieser überspitzten Formulierung liegt wieder ein Stück Wahrheit, seitdem Georges Bon­ net   den Quai d'Orsay leitet: Die massgebenden Persönlichkeiten der radikalsozialistifchen Partei geben Frankreich   nicht jene Initiative und Selb­ständigkeit auf außenpolitischem Gebiete, die man von einer Großmacht erwarten müßte, sie nehmen vielfach von London   das Losungswort auf, ohne daß die andere Seite auf ihre Anregungen ein­ginge. England hat zweifelsohne Trümpfe in der Hand: das Zusammenspiel zwischen der City und den konservativen Kreisen ermöglicht, die fran« zösischc Währung im gegebene» Fall unter Druck zu sehen und die Bereitschaft Londons   zur Erwei­terung der militärischen Zusammenarbeit zwischen den beide» Ländern wird davon abhängen, wieweit Paris   zur Befolgung der Chamberlain-Linie ge­wonnen werden kann. Der neue Außenminister bat sich gewiß sehr beeilt, die BeistandSverpflich« Hingen Frankreichs   gegenüber der Tschechoslowa­ kei   zu unterstreichen und man darf nicht daran zweifeln, daß die Garantierung der territorialen ilnverschrtheit der Tschechoslowakischen Republik eines der größten Besorgnisse auch der Regierung Daladier-Bonnet darstellt, aber man könnte weit zuversichtlicher sein, gäbe eS in Berlin   nicht diese wohlwollend-abwartende Haltung gegenüber dem neuen Kabinett und nicht jene offenkundige Zufrie­denheit in den Kreisen jener französischen   Rechten, welche mit den autoritären Mächten liebäugelt. Diese Rechte während des italienisch-äthiopi­schen Krieges Englands geschworene Feindin ist heute von einer verdächtigen Anglophilie, nur weil London   zuerst nach Rom   gegangen ist. Unter dem doppelten Druck der britischen Empfehlungen und der ungeduldigen Treibereien eines Teils der sogenannten»öffentlichen Meinung" finden also stanko-italienisch« Vorbesprechungen statt. Im Hintergrund steht ein halbes Dutzend Politiker, von denen sich ein jeder den römischen Botschafter­posten erhofft. Es gibt nichts Verfehlteres als eine rein ideo­logisch geführte Außenpolitik; sie schadet den In­teressen des Landes und sie nützt nicht dec Ideo­logie. Ergäbe sich die Möglichkeit, die Achse Rom- Berlin zu sprengen nicht» wäre begrüßenswer­ter als Konversationen oder mich Abkommen mit Italien  . Theoretisch ist eine italienisch-französische Freundschaft ebenso denkbar, wie daS Zusammen­gehen der alkerchristlichsten Königs Franz I.   mit der Türkei   oder Ludwigs XVI. mit der jungen amerikanischen   Republik  . Ein weltanschaulicher Einwand gegen die Verbesserung der Beziehungen mit Italien   wäre fehl am Platze, wohl aber gilt ein anderes Argument: Ist Mussolini   Herr seines Willen» und seiner Entschlüsse oder ist er ein Ge­fangener der Achsenpolitik? Italien  , das sich m:ch unter seiner faschistischen Führung nicht zwangs­läufig auf eine ideologische Diplomatie versteifen muß, ist gewiß daS Opfer der Achse gelvorden. Es sieht sich gezlvungen, den schweren Prestigeverlust, den der Anschluß für Rom   brachte, anderSwo aus« zuglcicheii. Wer vermag aber Mussolini  'hier zu verhelfen? England? Frankreich  ? Doch nur die dynamische Kraft des Nationalsozialismus, die wieder nur auf Kosten der beiden großen Demo­kratien eingesetzt werden kann. Wer vermag ernst­lich an die Möglichkeit einer bevorstehenden Kräfte­verschiebung zu glauben in einem Augenblick, da Italien   und daS Dritte Reich gemeinsam den spa« Nischen Krieg führen und ihn auch siegreich been­den wollen? Die Verständigung mit Italien   ge­hört ins Reich der Illusionen, daS Osterabkommen kann kaum größere Bedeutung haben als das gcntkeincn'S agreement vom 2. Jänner 1037, ein eventueller Vertrag mit Frankreich   nicht wirk- samer sein als das'Protokoll vom Jänner 1038, welches den Verzicht auf faschistische Zersetzungs­arbeit in Tunesien   enthielt. Sicher hat es eine Zeit gegeben, in der Mus­ solini   für eine enge Anlehnung an den Westen zu gewinnen war, sogar für eine völlig antideutsche Orientierung. Noch ist eS nicht allzu lange her, daß sich die beiden Diktaturländer sehr unfreund­lich gegcnüberstanden, was in den unausgesetzten Prcssckonfliktcn zu erkennen war. Seither ist je­doch die pronazistische Politik eine geheiligte Fa- inllienangelegenheit des Hauses Ciano   geworden. Edda Ciano  , die Tochter des Duce  , genannt»Tal» Icyrand in Nöcken", hat diese neue Atmosphäre im derbste 1036 bei einem ausgedehnten reichsdeut­schen Aufenthalt eingeleitet, der junge faschistische Außenminister glaubte auS der Entente mit dem Reiche sein diplomatisches Meisterstück machen zu können und in seinem Schwager Magistrati  , er­ster Botschaftsrat in Berlin  , fand er einen beson­der» zuverlässigen Garanten für die Wahrung der Achsenpolitik. Ciano  , Baumeister der Achse, ist der Verhandlungspartner von Lord Perth gewesen, er nimmt heute die Fühlungnahme mit dem fran« zvsischen chargö d'affaireS auf und man zwei­felt noch immer nicht, daß in Rom   einem Phan­tom nachgejagt wird! Italien   hat bei Verhandlungen mit London  und Paris   nichts zu verlieren. Die beiden Demo­kratien setzen sich bereits mit dem Vorhaben, ein Prinzip zu opfern, ein Stück internationaler Mo­ral anfzugeben, an den Verhandlungstisch, denn die Anerkennung der äthiopischen   Eroberung scheint kaum daS Thema, sondern die Vorausset­zung der Konversationen zu sein. Die Nachrichten, welche hier über die Lage I in ,,Italicnisch-Ostafrika" veröffentlicht werden, stinuncn darin überein, daß die faschistischen Be- satzmigsbchörden nur in de» größeren Siedlun­gen und in unmittelbarer Nähe der Straßenbauten die Souveränität tatsächlich auSüben, da» übrige Land wird nach wie vor von den Eingeborenen­fürsten, den»RaS", verwaltet, welche noch im­mer die Steuer» und Finanzhoheit auSüben. Die Anerkennung einer tatsächlich noch nicht vollende­ten Eroberung hat unter diesen Umständen auch einen praktischen Wert, denn sie schließt auS, daß die Eingeborenen AethiopienS   in Zukunft von den benachbarten französischen und britischen Kolonial­gebieten Unterstützung erhalten können. Auch für den Völkerbund handelt eS sich nicht darum, Lei­stung für Gegenleistung zu geben von einer Rückkehr Italiens   nach Genf   hört man nichts was man von der Liga der Nationen verlangt, ist eine einfache Kapitulation, die Entehrung ihrer selbst. Die Mehrzahl ihrer Mitglieder sind für diese neue Verleugnung internationaler Moralprinzi« Vien schon setzt gewonnen. DieS kann uns nicht hindern, Andrö Leroux' Feststellung aus dem »Populaire" zu übernehmen, wonach eS im In­teresse des Friedens, der Ehre und der Zukunft Europas   zu wünschen gewesen wäre, daß der Völ­kerbund weder durch ein osfizieUeS Votum, noch in der Form einer Empfehlung daü fait accompli anerkennt. Der Völkerbund   war in der Nachkriegszeit für die kleinen Nationen die Tribüne, von der aus sie ihre Stimme einer ganzen Welt zu Ge­hör bringen konnten. Die fortschreitende Liquidie ­rung des Völkerrechtes, die sie im Gefolge der Großen niitgemacht haben, tvird sich zuerst gegen. sie richten, denn hinter der Anerkennung der äthiopischen   Eroberung hält Chamberlain ein neues Biennächtepaktprojekt In Reserve. Dann werden sie einer Institution nachtrauern, die ihnen, wenn nicht daS Recht der Mitbestimmung, so doch da» der Mitberatung gab. Die Genfer   Termino­logie ist gewiß unmodern geworden, aber daö Wort vom»unteilbaren Frieden" sollte man doch nicht vergessen. ES würde dann schwerer fallen, die Politik der Anerkennung vollendeter Tatsachen zu vertreten. neue Weisungen für Blonde! Pari s. Der Geschäftsträger der französi­sche» Botschaft in Rom  , Botschaftsrat B l o n d e k, kehrt nach dreitägigem Aufenthalt in Paris  , wo er von feiner Regierung neue genaue Weisungen für die französisch-italienischen Verhandlungen erhalten hat, nach Rom   zurück. Beitritt polens rum londoner Flottenvertrag Warschau  . Die Polnische Telegraphen« Agentur veröffentlicht Eii^elheiten über den am Mittwoch unterzeichneten polnisch-britischen Flot­tenvertrag. Danach hat sich Polen   die Bestimmun­gen deS Londoner   FlottenvertrageS zucigcn ge­macht. England und Polen   werden jährlich In­formationen über ihr Flottenbanprogramm auS- tauschen. Der Vertrag läuft bis zum 31. Dezem­ber 1042. Die Judentöterei der Nazis Die amtlichen Stellen in Wien   sahen sich gezwungen, gegen die unerhörte» Aktionen ein« zuschreiteu, die von SA-Banditen gegen die Ju­den unternommen wurden. Das Einschreiten ge­schah dadurch, daß die Behörden vorEinzel­aktionen" lvarntcn vor kurzem hatte man noch den Mut, diese Aktionen als das Werk von Bol­schewiken zu bezeichnen! SS aufmar­schieren ließen und daß sie schließlich im»Völ­kischen Beobachter" anlündigen ließen, der Kampf gegen die Juden werde ohnehin planmäßig wei­tergeführt tverden, und zwar so, daß das, wozu man in Deutschland   Jahre brauchte, in wenigen Monaten getan sein werde. In kurzer Zeit werde in Oesterreich   kein einziger Jude mehr Verdien st» Möglichkeit haben. Die abgrundtiefe Gemeinheit dieser Ankün­digung kann man erst dann richtig ermessen, wenn man weiß, daß es in Oesterreich   auch zehntausend« proletarischer Juden gibt, insbesondere aber in Wien  . Sie leben lediglich von ihrer Hände Arbeit, sei es, daß sie Arbeiter, kleine Angestellte, kleine Handwerker sind. Und den Nazis ist es ernst mit ihrer Drohung! Die auf die Donauinsel ge­setzten Juden aus dem Burgenland   Ivaren fast durchwegs Proletarier. Den reichen Juden aber nehmen die Nazis die Vermögen weg. Es bleibt den Juden in Oesterreich   nichts anderes übrig, als das langsame Verhungern oder der Selbstmord, denn die Möglichkeit der Emigration haben sie in den wenigsten Fällen. Uns dünkt, daß diese schamlose Verfolgung i einer Minderheit in der Geschichte nur eine Parallele hat, nämlich in der Armenier­verfolgung durch die Türken. Die Türken machten es nur im abgekürzten Verfahren und also fast menschlicher: sie lvarsen die Armenier in die Bergschluchten. Nach solchen Methoden sehnen sich die unter Henlein Gleichgeschalteten I Diese Me­thoden sind die Methoden jenes Nationalsozialis­mus, zu dem sich nunmehr auch gewisse Katholiken bekennen, Männer und Frauen, die einmal vor­gaben, daß ihnen die christliche Lehre von der Nächstenliebe etiva» bedeutet. Henlein   sehnt sich nach der Kulturgcmein- schaft mit den feigen Judenhctzern. Wir aber schämen unö zutiefst darüber, daß es möglich ist, diese Judentöterei auf daü moralische Konto unsere» Volkes zu schreiben! Steyr erhält 600 Mann SA Wien  . Die Industriestadt Steyr wird eine Garnison von 60V Mann SA der sogenannten Totenkopfstandarte Nr. 3" erhalten. Das Kom­mando dieser Standarte ist bereits in der Stadt eingetroffen. Modernes Arbeitszeitgesetz In Estland  Tallinn  . Die estnische Regierung hat dieser Tage ein neue» Gesetz über die Arbeitszeit in den Ge­schäften und Büro» verlautbart. In GeschäflSun- leriiehiuen darf die tägliche Arbeitszeit 8 Stunden nicht übers.breiten. Tie Entlohnung für Uebcr- slunden muß um 80 Prozent höher sein als die Be­zahlung für eine normale Arbeitsstunde. Diese Re­gelung bezieht sich jedoch nicht auf staatliche und städ­tische Behörden, auf die Redaktionen der Taaeszei- tuugen, Apotheken, Hotels, Restaurationen und Kaf­feehäuser. Angestellte privater Unternehmungen haben Anspruch auf einen zweiwöchige» Urlaub, bei dreijähriger ununterbrochener Dienstzeit auf 3 Wo­chen und nach fünfjähriger Dienstzeit auf 4 Wochen. Das letzte Bollwerk der Demokratie und des Humanismus In Mitteleuropa   Nochmals das Blatt LOon Blums über die Tschechoslowakei  Der Pariser  »Popukaire" beschäftigte sich sn seiner Dienstag-Nummer nochmals mit der durch die Karlsbader Rede Henleins geschaffenen Lage..Populaire" schreibt u. a.: »Diese Rede ist eine schlagende Bestätigung jener Wahrheit, die alle aufrichtigen Freunde deS Friedens und der Demokratie unaufhörlich wieder­holen, nämlich, daß eS sich hier nicht um ein tsche« chosloivakischcS, sondern um ein europäisches Pro­blem handelt. ES ist nicht paradox, wenn wir sa­gen: Wäre die Tschechoslotvakei sich selbst über- lassen und könnte sie frei daS Gleichgewicht ihrer eigenen inneren Kräfte suchen, jenseits jede» Drnk- kes, so würden die Schwierigkeiten, die jetzt für sie auftanchen, nicht existieren oder doch leicht zu überwinden sein." DaS Blatt beschäftigt sich dann mit dem un­glücklichen Versailler Vertrag, der aber dennoch nur sehr schiver der Tschechoslotvakei ander« Gren­zen hätte geben können als sie heute vorhanden sind.»Populaire" stellt weiter fest, daß keine an­dere deutsche   Minderheit solche politische, wirt­schaftliche und kulturelle Rechte besitzt wie die Su- detcndcutschcn, weist auf Polen   und Italien  hin, und gibt neuerdings Einzelheiten über das tatsächliche Verhältnis, in dem die Sudetendeut­ schen   leben. Ein Blick auf die Landkarte genüge, um klarzustellen, welch« Forderungen Henlein  » unerfüllbar seien. Insbesondere befaßt sich das Blatt dann mit den außenpolitischen Forderungen, die Henlein in Karlsbad   aufgestellt hat, und fügt dem folgende Betrachtung bei: cheil ihr« Verbündeten verraten, ihre Treue zur Demokratie aufgeben und sich in daS System der Achse Berlin-Rom einschatte» wollten, gäbe eS so wenig eine sudetendentfche Frage wie für den Augenblick die Frage des Korridor» und Ober­ schlesien  » zwischen Deutschland   und Polen  . H i t- l e r ist zu jedem Kompromiss in der Frage der Minderheiten bereit, wenn man sich darein schickt, seinen Plänen in der äusseren Politik zu dienen. Und in diesem Falle wird er die Grenze Böhmen  » ebenso anerkennen, wir er die am Brenner aner­kannt hat unter dem Vorbehalt, im geeigneten Augenblick darauf zurückzukommen. Wenn Herr Bene» aus demselben Stoff gemacht wäre wie die Mitarbeiter de»Gringoire  " und Herr Josef Barthelkmy, dann hätte er Frankreich   gelassen, bevor dieses, um die Ratschläge jener Herren z» befolgen, die Tschechoslowakei   aufgäbe. Aber Herr Bene» ist ein Staatsmann von Verantwortungsgefühl und ein groster Europäer. Er bleibt in dramatischer Situation am Steuer, um sein Land den Weg der Ehre und de» Ideales zu führen, dem e» feine Geburt verdankt. Er ver­teidigt mit seinem Volk da» ErbeMasaryk». Er wird mit seinem Volk seine Pflicht tun. Er braucht niemanden al» Stütze, wenn niemand kommt, um da» Spiel zu fälschen und die Lage zu verschärfen. Und von da ab Ist da» tschechoslo­wakische Problem rin europäische», weil Hitler nicht da» Recht hat, Ultimata   nach Prag   durch die Vermittlung des Herr» Henlein   zu lancieren und < weil Benes mit der tschechoslowakischen Verfassung da» letzte Bollwerk der Demokratie und de» Hu- Wenn Präsident Benes und wenn die Tsche-1 maniönius in Mitteleuropa   verteidigt." Amerika   baut Motorhäuser Von Henry Wreath(New York  ) Alles, was über das»Tempo" de» Amerika­ners gesagt und geschrieben wurde, ist nur in ge- tvissem Sinne richtig. Diese» Tempo bezieht sich nur auf den Verkehr in den Bereinigten Staaten, auf die Abwicklung gelviffer Geschäfte, auf die Entschlußfähigkeit der Amerikaner. Im Gruirde genommen, liebt aber auch der amerikanische   Ge­schäftsmann nichts mehr als Ruhe, Bequemlichkeit und Komfort. Darum hat sich auch ein« Reihe großer Industrien hier so überraschend schnell entwickeln können. Wer imstande ist, dem ameri­ kanischen   Publikum eine neue Art von Komfort zu bieten, kann gotviß sein, damit reich zu werden, cs muß nicht gerade eine neue Schaukelstuhl-Kon­struktion sein, die verkauft werden soll. Die neueste amerikanische   Industrie stellt »am laufenden Band" Wohnhäuser her. Es sind Wohnhäuser ganz besonderer Art, ultramodern­ster Herstellung. Man nennt sie»Motorhäuser", weil sie mittels Druckknöpfen motorisch bewegt, bergestellt, transportiert, gereinigt, au»einander- genommen und gelenkt werdeg. Jede Handarbeit fällt weg. Ein Truck auf einen Knopf genügt, um sich jeden erdenklichen Luxus und Komfort zu er­möglichen. Schon 14 Tage nach der Bestellung ist das HauS, dessen Bestandteile in der Fabrik zusam­mengesetzt und mittels Lastauto herbcigebracht werden, vollkommen fertig und bewohnbar. Die Fabrik tut noch ein übriges. Sie versorgt di« Küche des Hauses mit Nahrungsmitteln, die für die nächsten zwei Tage ausreichen. Eine bezau­bernde Art von»service", dem amerikanischen  Dienst am Kunden". Sechs Jahre unermüdlichen Experimentierens gingen- der neuen Herstellungsmethode voraus. Nun hat der Verkauf der ersten»motorhomcS" begonnen. Es sind Stahlkonstruktionen mit fcuer- und lärmdichten Holztäfelungen. Sie sind iso­liert, ventiliert, elektrisch beleuchtet und geheizt. DaS Wunderbarste ist, daß man diese Häuser sozusagenaufknöpfeln" kann. Die Betätigung einiger Druckknöpfe genügt, um die einzelnen Räume zu vergrößern oder zu verkleinern, wie man eck gerade tvünscht. Ebenso können Stockwerke aufgesetzt werden, falls man sich einmal dazu ent­schließt. lind hat man Lust, da» Haus ein paar Meilen weiter aufzustellen, so wird auch dies iimerhalü von 48 Stunden bewerkstelligt. Alle möglichen Annehmlichkeiten sind vorge­sehen. Eine Sonnenveranda, eine elektrische Küche mit Ventilation, mit Eiskästen, fließendem kalten und heißen Wasser ein Druck auf einen Knopf regelt den Mechanismus. Ilnd dieser ist in einem sogenannten»motorunit" vereinigt, der Nervenzentrale" de» ganzen Hause», wo in einer kleinen Stahlkammer alle Leitungen zusammen­laufen. Im ganzen HauS sind Anschlüsse vorge­sehen, elektrische und Wasserleitungen. Nur ein paar Handgriffe, ein paar neue Knöpfe werden eingesetzt und dann funktioniert daS»motorunit". Natürlich Ist an jedes dieser Häuser eine Garage angeschlossen. Die einstöckigen Häuser haben zwei Schlafzimmer, einen Wahnraum, eine Küche, ein Bad. Die zweistöckigen weisen drei Schlafzimmer, einen Speifefaal, einen Wahnraum, zwei Badezimmer und Küche auf. Hier gibt es auch ein Sonnendeck. Ein einzelner Druck auf einen der Knöpf« im motorunst" genügt, um die Heizung zu regeln, um Licht einzuschnlten, um das Wasser zu er­wärmen, um die Luft zu ventilieren.©er Ame­rikaner, der in ständiger Jagd nach dem Geld kei­nen sehnlicheren Wunsch als den nach Komfort hat, hat im«motorhome" ein geradezu ideales Heim gefunden, lind mangelt es ihm vielleicht zufällig an dem nötigen Bargeld, nm sich diesen Komfort zu verschaffen, so tut das nichts. Die Fabrik, die jetzt diemotorhomeS" Herstellen wird, hat er­klärt, sie sei natürlich bereit, auch mitRaten­zahlungen" zu arbeiten. Stahl, Aluminium, Asbest und Zement die Vereinigung dieser Materialien ist ganz aus­gezeichnet. Regen, Schnee, Sonne und Wirbel­winde können den kleinen Häusern nichts antun.. Die Wände sind mit einem Mineral gestrichen, das unzerstörbar ist. Man kann sie daher wa­schen. Wasser und Seife genügen. Das gleiche gilt für die Fußböden und für das Dach. Der Amerikaner arbeitet gerne, aber nur, wenn ibm   die Arbeit Vergnügen macht. Hier, im motorhome" ist die Arbeit geradezu ein Spaß. Und ist man ein Ivenig müde, dann geht man in den kleinen Garten hinaus, der jedes der Häuser umgibt, setzt sich in den Schatten der Bäume, die von der Fabrik eingepflanzt wurden und träumt von dem Wolkenkratzer, den man sich einst bauen wird. Ist das Wetter aber ungünstig, dann sitzt man beim Kamin, drückt auf einen Knopf, es wird warm, drückt auf einen weiteren Knopf, hört Radiomusik, nimmt einer der Micher vom einge­bauten Bücherschrank die Herstellungssirma hat nicht vergessen, eine Reihe ausgezeichneter neuerer Werke zur Verfügung zu stelle» und kann dann vergessen, daß man in Amerika   ist. dem Land, wo der Kampf um das Dasein viel härter und grau­samer ist als irgendwo auf der Welt. Das neueMotorhaus" mit seinem uner­reichten Luxus und Komfort schläfert bald jeden Gedanken daran ein. Und ein Blick durchs Fen­ster aus das kleine Wasserbecken im Garten ent­führt in«ine stille, friedliche Welt, wo es kein busineß" o'kit und keinenjob", dem man keu­chend nachläuft.