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Nr. 100

Freitag, 29. April 1938

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Der Wiederanstieg der Löhne

Bir konnten schon mehrfach auf die erfolg eine Erhöhung des Anteils der in den höchsten reiche Versicherten um rund 20 Prozent ein­schaftlichen Verbände im vorigen Jahre zur Erhös getreten. bung der Löhne und Gehälter der Arbeiter und Es kann nicht oft genug unterstrichen wer­Hingeſtellten entwickelt haben. Nur ihr ist es zu den, daß diese Verbesserung in den Lohnverhält­Dinlet, daß ein großer Teil unserer Arbeiterschaft niſſen vor allem der Erfolg der freien Gewert­ine Erhöhung der in der Strifenzeit gekürzten schaften ist. Wir wissen sehr genau, daß auch das

politik der angrenzenden Staaten auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Dadurch verbleiben auch unferer Volkswirtschaft jene Beträge, die sonst fremden Unternehmungen für Frachten zu ents richten wären. Von ganz besonderer Bedeutung für unseren Staat wird der Transitverkehr in Form des kombinierten Frachtverkehres Donau­Elbe, bztv. von den volnischen Häfen und Statio= nen nach den tschechoslowakischen Umschlagsplät

zen und umgekehrt.

Eine besondere Bedeutung fällt gerade der Donau - Wasserstraße zu, indem sie als einziger billiger Beförderungsweg die Einfuhr von Moh­stoffen und Halbfabrikaten als auch die Ausfuhr unferer Fertigwaren und einen intensiven Trans fitverkehr ermöglicht. Leider wurde gerade dieser

Söhne erreichte. Jetzt wird dieser gewerkschaftliche mit das Lohnniveau unserer Arbeiterschaft noch Verkehrsader kein besonderes Augenmerk zuge­Erfolg auch durch die Statiſtik der Zentralſozial- keineswegs ein befriedigendes ift. Aber wenn die berſicherungsanstalt beſtätigt. Die ZSVA gibt in Pläne der SdP fich in unserem Staate verwirk wendet.

1937 1936 1935

Leicht

GEHT

BERSON

GEHT

Gerichtssaal

Crite 7

BERSON

Ehetragödie greiser Ehegatten Zweitägiger Mordprozeß eröffnet die zweite Schwurgerichtsperiode

Prag.( rb-) Die zweite Schwurgerichtsperiode

bren foeben erſchienenen Mitteilungen für April lichen könnten, dann würde der Arbeiterschaft das Bei dieser Gelegenheit möchten wir in erster eine lebersicht über die durchschmittliche Zahl der mit jede Möglichkeit genommen sein, weiter für Linie auf die Löfung der Personalfrage hinweis d. J. wurde mit einer Anklage wegen des Verbre Strankenversicherten nach den Lohntklaſſen. Wenn die Erhöhung ihrer Löhne zu kämpfen. Nach den sen. Unter der Angestelltenschaft der Donauschiffchens des nicht vollendeten meuchlerischen Gatten­wir die Ziffern für die letzten drei Jahre vergleis Bekenntnis Henleins zum Nationalsozialismus ist fahrt gärt es bedentlich. Dieses vom ganzstaat- mordes eröffnet, deren Verhandlung gestern vor dent then, so ergibt sich folgendes Bild. Von je hundert fein Zweifel, daß die SdP ebenso an die Ver- lichen und volkswirtschaftlichen Standpunkte aus hiesigen Schwurgericht( Vors. G.-R. Dr. Cer Bersicherten entfielen auf: nichtung der Gewerkschaften denkt wie die ungeheuer wichtige Unternehmen unserer Donauinta) begann. Es handelt sich um einen Indi Cohnklasse NSDAP im Deutschen Reich. Das bedeutet, daß schiffahrt besitzt mit seinen 1000 Angestellten bis zienprozeß, da die alte Frau auf der Antlagebant die Arbeiter dann ebenso schutzlos der Willtür zum heutigen Tage weder einen Betriebsrat, eine in Abrede stellt. Die Verhandlung wird zwei Tage not erdrückender Beweislait jede Schuld hartnädig und dem Diktat der niedrigsten Löhne durch die Dienstordnung noch ein Gehaltsreglement. Unternehmer ausgesetzt wären wie die deutsche Arbeiterschaft. Weil diese Selbstentrechtung kein Arbeiter wollen lann, deshalb darf sich auch kein Arbeiter zum Opfer des SDP- Terrors und der Demagogie machen lassen.

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7

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10

11,48 11,92 11,79 20,69 22,95 23,93 14,83 16,55 17,45 12,24 12,88 12.57 11,38 10,15 9,53

7,20 6,46 6.27 4,61 4,05 3,87

2,58 3,23 8,18 3,06 2,68 2,67 11,03 9,18 8,74

Unser Donauproblem

Man kann die Wahrnehmung machen, daß unseren Wasserverkehrsadern bisher seitens unfes rer Deffentlichkeit nicht diese Bedeutung beigemes­fen wird, die sie verdienen.

Fehlt es hier an Mut oder Großzügigkeit, daß das einmal begonnene Wert, nach dem erſten Begeisterungsrausche ſeinem Schicksale überlassen bleibt? Der neuen Leitung sahen die Angestellten mit großen Hoffnungen entgegen. Diese jedoch brachte ihre Leute in das Unternehmen und fördert nur die Angestellten einer gewissen Einstel­lungsrichtung. Dies gereicht dem Unternehmen keinesfalls zum Vorteile.

Wir wollen uns nur dies vor Augen halten: Aus der Verschiebung, die in der Stärke der Die Stonkurrenz auf der Donau wächst. Trachten In den einzelnen Lohntlassen Versicherten vor sich wir unsere errungene Position nicht nur zu erhal­gegangen ist, ist die Besserung der Lohnverhält Man muß sich endlich einmal dessen bewußt ten, sondern vielmehr auszubauen. Zur Erfül­niffe abzulesen. Während 1936 nur eine geringe werden, in welchem Maße diese beiden Wasserstra- lung dieser Forderung ist es aber unumgänglich Erhöhung der Löhne, und darum auch nur ein ßen unser Verkehrsnes nach außenhin erweitern. notwendig, daß sich die Angestellten voll und ganz mäßiges Sinten des Anteils der in den niedrigen Unsere Schiffahrtsunternehmungen ermöglichen der ihnen auferlegten Pflicht widmen können und Lohntlassen Versicherten und eine schwache Erhö ein leichteres Vordringen unseres Außenhandels nicht durch stetige Gehaltskämpfe hievon abgehal hung des Anteils der in höheren Lohnklassen und ohne sie wären wir der willkürlichen Tarif- ten und entnervt werden. Versicherten stattgefunden hat, ist das Lohnni­veau nach dieser Lohnklassen- Statistik im Jahre 1987 stärker gestiegen. Während 1935 52,17

sten Lohnklassen angehörten, waren im Jahre

dauern.

Auf der Anklagebank sitt die 60jährige Müllers­gattin Berta o udstý aus der Ortschaft Chrus tenice bei Beraun . Die Anflage legt ihr sur Laſt ihren Gatten Josef Soudský durch einen Stirnschuß schwer verletzt zu haben, wobei es nur einem Bufall zuzuschreiben sei, daß der Angeschossene mit dem Le­ben davonkam. Josef Soudſty, der als Mühlenver­walter angestellt war, zählt heute 68 Jahre. Zu der Verhandlung erschien er nicht, denn er ist zwar mit dem Leben davongekommen, aber schwer gelähmt und wird sich nach menschlichem Ermessen wohl faum je mals von seinem Schmerzenslager erheben. Die Vorgeschichte dieses ebenso unheimlichen wie unbe greiflichen Dramas, soweit sie gerichtsbefannt ist, ift nicht eben geeignet, Licht in das Rätsel dieses Falles zu bringen.

useinanderſegungen,

Sprinel, war seinerzeit Industriallehrerin und ver Die angeflagie Veria Soubsti, eine geborene heiratete sich mit dem Müller Josef Soudský im Jahre 1914. Soudský tvar Witwer und hatte sieben Stinder. Die Ehe war weder besonders glücklich noch auch ausgesprochen unglücklich. Es gab im Laufe der Jahre, während derer die beiden zusammen lebten, verschiedene Meinungsverschiedenheiten und jchzorniger Natur war. Nach allem, was im guge Gegensätze zwischen den Ehegatten niemals ein der Voruntersuchung zutage fam, haben aber diese seldhes Ausmaß erreicht, daß sie als Mordmotiv an gesehen werden fönnen. Die materielle Lage des Ehepaares war nicht schlecht. Sturz nach dem Tag. an welchem die Tat geschah, die gegenwärtig die Ge­fchtvorenen beschäftigt, wollte das Ehepaar eine Villa in Lodenice beziehen, die es sich aus seinen Ersparnissen gebaut hatte.

Prozent aller Strankenversicherten den brei unter Deutscher und tschechoslowakischer Außenhandel siberießungen, zumal da der Gatte ziemlich 1987 in ihnen 47,0 Prozent versichert. Es ist Die Ziffern über die Entwicklung des Außenhandel des Deutschen Reiches nach der amt­demnach eine Verminderung des Anteils um mehr Außenhandels des Deutschen Neiches und der als 10 Prozent zu verzeichnen. Dagegen waren Tschechoslowakischen Republik widerlegen die von in den oberen drei Lohnklassen 1935 14,59 Pro- den Dittaturen so oft vorgetragene Behauptung, zent aller Versicherten versichert, 1937 jedoch daß nur ihr System den Wiederaufstieg der Wirt­17,62 Prozent. Es ist also im Vergleich zu 1935 schaft verbürge. Es betrug die Ausfuhr:

Deutschland

Tschechoslowaket

Einfubr Ausfuhr in Milliarden Stronen 15,7 17,5 5,9 7,3

Einfuhr Ausfuhr in Williarden Reichsmart

Man erhält für

1930

10.4 12,4

1933

100 Neichsmark

648.­

4,2

4,9

5,8

1934

4,0

4,2

6,4

_ Markmünzen

760.- 1935

4,2

4,3

6,7

7,4

100 rumänische Lei

100 polnische Zloty

540.50

16.95 1936 1937

4,2

4,9

7,9

5,5

5,9

11,0

8,0 12,0

100 ungarische Rengö

543.50

100 Schweizer Franken.

100 französische Francs

1 englisches Pfund.

1 amerikanischer Dollar.

100 italienische Lire

100 holländische Gulden

100 jugoslawische Dinare 100 Belgas

100 bänische Kronen

660.50 89.20 143.25 28.60 150.40

Dies zeigt zunächst, daß die Ein- und Aus­fuhr beider Länder durch die schwere Wirtschafts­trise einen schweren Rückschlag erlitten hat. Pros zentual gesehen hatte die tschechoslowakische Ein­und Ausfuhr bis 1933 sogar mehr verloren als die des Deutschen Reiches. Aber nun ist folgende interessante Beobachtung zu machen. Unter den 1597.­Folgen des nationalsozialistischen Regimes stags niert die deutsche Einfuhr in den folgenden vier 64.80 Sahren. Sie ist 1936 genau noch so hoch wie i. 3. 484.­1932. Das Gleiche gilt auch für die Ausfuhr. 638.- Nicht um eine Million Reichsmark hat sich der

Der Frühling und die Dichter

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8.- 9

Ein kleines Kapitel Literaturgeschichte

von Lenz und Liebe

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lichen Statistit erhöht. In der gleichen Zeit aber winst der Außenhandel der Tschechoslowakei eine beachtliche Zunahme auf. Die Einfuhr hat sich von 5,8 Milliarden im Jahre 1932 auf 7,9 Wil­liarden im Jahre 1936, oder um etwa 34 Prozent erhöht. Die Ausfuhr stieg von 5,9 auf 8,0 Milliarden, also um 2,1 Milliar den oder um etwa 33 Prozent. Auch im Jahre 1937 ist der tschechoslowakische Außenhandel viel stärker gewachsen als der des Deutschen Reiches. Während die deutsche Einfuhr um 25 Prozent und die Ausfuhr um etwas mehr als 20 Prozent gestiegen ist, hat die Einfuhr der Tschechoslowakei um mehr als 40 Prozent und die Ausfuhr sogar um über 50 Prozent zugenommen.

Der Gesamtumsatz im deutschen Außenhan­del erreicht im Jahre 1937 nur rund die Hälfte des Betrages von 1930, dagegen kommt der Ges famtumfaß im Außenhandel der Tschechoslowakei 1937 dem des Jahres 1930 um über 70 Prozent nahe. Diese Gegenüberstellung macht ganz ein­deutig klar, daß die Entwicklung des Außenhan dels der demokratischen Tschechoslowakischen Re­publik wesentlich günstiger ist als die des Außen­handels des terroristischen Dritten Reiches,

wichen dem Wonnemond

Am 15. September v. J. besuchte die Ange­flagte eine Theatervorstellung, die von einer Wan dertruppe veranstaltet wurde. Zur Aufführung ge langte das Stüd Die Frau unter dem Sere uz", das die Geschichte einer zerrütteten Ehe darstellt und mit dem Selbstmord des zwischen einer Galtin und einer jugendlichen Geliebten schwanken= den Gatten endet. Der Gatte der Angeklagten blieb it Gesellschaft eines Nachbars zu Hause und legte sich, nachdem sich dieser verabschiedet hatte, auf einem Divan in der Küche schlafen. Um zehn Uhr abends lam die Angeklagte nach Hause und begab sich in das anstoßende Zimmer zur Nachtruhe. Was weiter ge= schah, ist nur Annahme und mit absoluter Sicherheit nicht festzustellen. Die Auflage faßt alle festgestellten Einzelheiten zu folgenden mutmaßlichen Hergang zu sammen:

ließ aber den Angeschossenen doch in das Berauner Evital transportieren, wo sich herausstellte, daß die Berlegung zwar sehr schwer, aber nicht absolut töd­lich sei. Wie bereits erwähnt, wird der 68jährige Greis allerdings für den Rest seines Lebens ein Krüppel bleiben.

Gegen die ihr zur Last gelegte Tat verwahrt sich indessen die Angeklagte mit außergewöhnlicher Energie und Hartnäckigfeit. Sie versucht glaubhaft au machen- was durch die Aussagen des Ange­schossenen, wie auch durch andere Umstände wider­legt wird, daß dieser Selbstmord habe begehen wol­

Die Angeklagte hat sich nach den Annahmen der Anklage gegen halb vier Uhr früh in die Küche ge­schlichen und gegen die Stirne ihres schlafenden Gatten einen Schuß aus einer Repetierpistole abges feuert. Der schwer Verlebte kam auf einen Augen­blic zum Bewußtsein, fiel aber gleich daraus in Seriegs hat wenig literarischen Niederschlag ge- ten, der holde Frühling verwelken wird, das Ohnmacht. Später hat er ausgesagt, daß seine funden, und erst Rousseau predigt die Rückkehr Weib wird mich verraten." Gerade diese leise Me Frau ihn angeschossen und ihn dann den zur Natur", während ein halbes Jahrhundert spä- lancholie des Frühlings hat der deutschen Sprache e volver in die hand gedrüdt ter Kant verkündet:..Unmittelbares Interesse an die schönsten und inngsten Verse geschaffen: Es nabe, um auf solche Art einen Selbstmord vorzu­der Schönheit der Natur zu nehmen, ist jederzeit fiel ein Reif in der Frühlingsnacht, er friel tauschen. Erst eine halbe Stunde ipä­ter alarmierte die Angeklagte ihren Bruder und den ein Kennzeichen einer guten Seele". auf die zarten Blaublümelein,/ sie sind vertvel­in dieser Mühle angestellten Schweizer Wolf und Vom Völlerfrühling", den die Dichter der fet, verdorret. Ein Jüngling hatte ein Mäderflärte ihnen aufgeregt, daß sich ein Unglüd er­Und dräut der Winter noch so sehr es Sturm- und Drangperiode ersehnen, distanziert chen lieb, sie flohen heimlich von Hause eignet habe". Der herbeigerufene Ärat jah die ſehr muz boch Frühling werden!" zitiert der Beit- Goethe den realen Frühling: Vom Eise befreit fort... Sie sind verdorben, gestorben." Und: ſchwere Verlegung zunächſt für hoffnungslos an, genosse dieses unwirtlichen Lenzes, der mit sind Strom und Bäche" beginnt der Faust'sche Das ist des Frühlings traurige Lust". Das wun Schneeſturm und Hagelschauer allen Kalender- Diterspaziergang. Noch wird die Natur geschildert, dervollste seiner Lenzgedichte aber ist jenes: terminen spottet. In dide Decken eingewickelt wie sie ist; aber nun beginnt die Welle der No- Leise zieht durch mein Gemüt/ liebliches Ge­denn die Zentralheizung hat schon ihren Sommer- mantit jeden Naturalismus zu überspülen: Lenz läute./ Slinge, leines Frühlingslied,/ kling urlaub angetreten, durchblättert man die und Liebe werden einz im Gefühl des Dichters, hinaus ins Weite..." deutsche Literatur nach den Spuren, die der Früh- und er sieht das, was er sehen will: ,, Lieblich war Mit pathetisch rollendem Stabreim feiert ling darin hinterlassen hat. die Maiennacht. Silberwölflein flogen" Frühling läßt jein blaues Baub wieber Hattern Richard Wagner den Frühling:" Winterſtürme Merkwürdig man sollte meinen, der im linden Lichte Frühling und die damit untrennbar verbundene durch die Lüfte"-" Die linden Lüfte sind erleuchtet der Lenz". Eine Welt liegt zwischen ihm menschliche Liebe, für die er den stärksten Motor wacht"-: der Frühling ist zur Kulisse für die und dem tragischen Frühlingserwachen" Wede­bedeutet, seien seit Urzeiten im Bewußtsein der Empfindungen des Dichters geworden, der ruhe- tinds, eine Welt zwischen Wedelind und Richard Menschen lebendig gewesen. Aber in unseren los nach der blauen Blume" sucht. Lenau ,- Dehmels unbeschwerten Jugendstil- Reimen: Wagenichmerzen auf und sie habe sich um Breitengraden war es erst Walther von der Vo- rite, Eichendorff- und ihr tschechischer Nollege Wiel nun wieder Frühling ist, streu ich, butter­gelweide, der dem deutschen Minnesang die Natur Sarel Syne! Mácha: Je první máj, je lásty blumengelber Frühlingstasperl, hei! Tilablaue und damit den Lenz entdeckte. Du bist furzer, čas" sie alle brauchen den Lenz als wichtig- Asternblüten, liebe Leute..." ich bin langer/ also striten uf dem angerftes Requisit ihrer Gefühlsdarstellung. bluemen unde flee" heißt es in seinem berühm Der Dichter, der den Frühling am meisten Eine ganz andere Frühlingsauffassung zei testen Lenzgedicht. Die persönlichen Empfindun- besungen hat, ist wohl Heinrich Heine . Und doch gen uns die Modernen" à la Bert Brecht : gen des Menschen müssen erst formuliert. be- ist sein Lenzlied kein hemmungsloses Schwelgen Vor violetten Horizonten/ still unter bleichem wußtgemacht, vom Dichter herausgeschält werden in Sentiments, meist bricht die tiefe Traurigkeit Mond im Eis/ bei schwarzer Nacht in Frühjahrs­noch gibt es ja auch keine individuelle Liebe, über die Bergänglichkeit allen Blühens und monden/ wo keiner von dem andern weiß...", und alle nachträglich erdachten Geschichten von Fühlens durch: Ernst ist der Frühling, seine oder: Im Frühjahr unter grünen Simmeln, ſchmachtenden Goelfräuleins und anbetenden Mit- Träume/ find traurig, jede Blume schaut/ von wilden/ verliebten Winden schon etwas vertiert, tern sind aus der Mentalität späterer Jahrhun Schmerz betvegt, es bebt geheime/ Wehmut im fuhr ich hinunter in die schwarzen Städte/ mit derte entstanden. Die Knechte und Mägde, Bauern Nachtigallenlaut./O lächle nicht, geliebte Schöne, falten Sprüchen innen tapeziert..." Am altu­und Bäuerinnen wurden von ihren Herrn nach so freundlich heiter, lächle nicht!/ veine braktischen Gesichtspunkten zusammengetan, und lieber, eine Träne/ lüß ich so gern dir vom Ge­für die Heiraten unter der Mitterschaft waren po- ficht." Und:" Die holden Wünsche blühen/ und litische und wirtschaftliche Faktoren entscheidend.| welken wieder ab, und blühen und welken wie Walther von der Vogelweide blieb lange Zeit der so geht es bis ans Grab." Charakteri ein einsamer Sünder menschlicher Lenzgefühle. stisch ist Heines Vers: Vergängliches Glüd! Sie derbe Landsknechtserotit des dreißigjährigen Schon morgen Hirrt die Sichel über die Saas

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elſten aber ist heuer wohl der alte chinesische Dichter Li- tai - pe, den uns Klabund und Bethg: verdolmetscht haben und der, vielleicht auch in solch einem falten, nach innerer Erwärmung ver­langenden Lenz gedichtet hat:

,, Was geht denn mich der Frühling an G. 2. lagt mich betrunten fein!"

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len. Angeblich wachte er in iener Nacht mit starten ihn bemüht. Troßdem habe er in einem unbewach­ten Moment zu dem Revolver gegriffen, stets unter dem Kissen liegen hatte. Im Widerspruch zu dieser Verteidigung stehen verschiedene Zeugen­aussagen, die die starke Lebenslust des Verwundeten befunden, aber auch noch eine Reihe anderer Indi aien, die sie teils direft, teils indirekt belasten. In ihren Aussagen treten starke Widersprüche zutage. Bemerkenswert sind die Bengenaussagen naber An­schörigen, nach welchen fie fich mehrfach aus gerings fügigen Gründen in Morddrohungen cr ging. Bu einer ihrer Stieftöchter äußerte, fie fid 8. B. bei einem geringfügigen Anlaß, daß sie ,, n a ch lut dürfte und iemanden um­bringen müfie". Schwer ins Gewicht fällt, daß fie tros Belehrung durch den Arzt die Gendarmerie nicht verständigte. Bei dieser Konfron­tation stellte sie allerdings iede derartige Aeußerung

entschieden in Abrede. Das entscheidende Wort in diesem Prozeß dürften die ärztlichen Sachverständigen haben. In den Abendstunden wurde die Verhandlung pertagt.