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Sozialdemokrat
ſozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Rebatteur: Rarl Rern, Prag 18. Jahrgang
Sonntag, 1. Mai 1938
Wünsche, welche von gleichlaufenden Wünschen der machen werde.
franzöfifchen Klientel begleitet werden, geltend
Generalstabsbesprechungen
Franco- Vormarsch
Scharfe Kritik
aufgehalten
der Regierungspolitik gegenüber Henlein
Ein Beitrag
Nr. 102
zum Frieden
des Friedens einem Angriff auf sie, auf diese
Diese Angelegenheit ist in Hinblick auf das Ottawa - Abkommen Englands und den Umstand, Es ist nicht die Schuld der demokratischen Varis. Außenminister Georges in schwerer Zeit Beweise staatlicher Reife und solltendenzen zeigt und gerade bezüglich der tiche. haltung des Friedens gibt: durch so starte Rüstung daß die französische Industrie gesteigerte Schuh Staaten, daß es nur noch eine Hoffnung auf ErBonnet empfing Samstag nachmit Weitsicht gegeben. Deshalb haben die franzöfifchen effe an einer gesteigerten Ausfuhr nach Frankreich Zusammenarbeit dieser Staaten die ,, dynamischen" choslowakischen Industriezweige, welche ein Inter - der friedliebenden Staaten und durch politische tage den tschechoslowakischen Gesanden Dr. Ofufký, den er eingehend und britischen Minister eine bilo haben, auf die Regierung einen Druck ausübt, wächte davon zu überzeugen, daß jede Störung über den Verlauf der Londoner Mini- matische Intervention in nicht leicht zu lösen. fterbesprechungen, insbesondere in belichen Schritt in Prag beschlos- der mitteleuropäischen Wirtschaftsverhältniffe und niemanden dieser Angriff so gefährlich wäre wie Berlin und einen freundschaft. Außenminister Bonnet ist ein guter Kenner großen Demokratien, gleich käme und daß für zug auf die Tschechoslowakei , infor- fen, von denen die Beruhigung der man kann deshalb erwarten, daß er seinen Einfür die Angreifer. Die Demokratien find friedmierte. An den verantwortlichen fran Verhältnisse in Mitteleuropa erwartet fluß für die Erfüllung der tschechoslowakischen liebend. Die älteste demokratische Macht Europas . ösischen politischen Stellen herrscht die wird. England, hat viele Jahre hindurch nicht gerüstet, Ueberzeugung, daß die Frage der Tsche. Es wurde den britischen und franfeine Idee hatte so starken Anhang im englischen choslowakei nach den Londoner Bespre zösischen Sachverständigen überlassen, Bolf ivie die pazifistische, die englischen Voltschungen in einem to e itaus gün unter der Patronanz der beiden Regie massen wollten auch lange nach den politischen tigeren und in bezug auf einige rungen praktisch die Frage wirt. Umwälzungen auf dem Kontinente nicht glauben. ihrer Seiten neuem Lichte stehe. fchaftlicher Hilfe für die Es bestätigt sich, daß im Laufe der daß dadurch auch ihr Land zur Aufrüstung geSo habe die Ruhe nicht nur der Regierung, fuell anderer mitteleuropäischer Staa gen des britischen und frannenden Reden diktatorischer Staatsmänner, noch Tschechoslowakei und even nächsten Woche in Paris Beratungungen war. Nun, die vielen friegerischen, die Waffen verherrlichenden, die Friedensidee verhöh sondern auch der breiten Oeffentlichkeit und der Breffe nach der Karlsbader Rede Henleins und ten zu lösen, und einen gesteigerten ösischen Generalstab& be mehr aber die außenpolitischen Attionen der bie Fertigstellung des Minderheitenstatuts über- Ankauf und eine gesteigerte Einfuhr dynamischen" Staaten haben dafür gesorgt, daß all in England imponiert und der Tschechoslowakei tschechoslowakischer Produkte nach der Stimmungsumschung ein sehr radikaler neues Wohlwollen gewonnen. Diese Tatsachen England und Frankreich zu organi wurde. England hat nicht nur nachgeholt, was es haben, wie an Regierungsstellen versichert wurde, sieren. Jahre hindurch versäumt hatte, es wird bald mit seiner Luft- und Seerüstung wieder den ande ren weit voraus sein. Und auch das ist das undermeidliche Ergebnis des Dynamismus" der Achsen- Staaten: daß England, das doch in keiner friegerischen Eventualität allein stehen kann, die alte Freundschaft mit Frankreich festigte, daß aus dieser Freundschaft ein jo festes Bündnis vie nie zuvor wurde, ein so enges und militärischen Vereinbarungen regelndes, daß man, so sorgfältig schon im Frieden alle notwendigen auch wenn diese Bezeichnung vermieden wurde, doch von einer Militär- Allianz sprechen kann.
Oesterreichs Nazis wieder illegal!
Ein aufsehenerregendes Flugblatt gegen das Preußendiktat Seyß- inquart soll zurücktreten
Die österreichischen Nazis sehen nun nicht ihre Blütenträume reifen, sondern sene der preußischen Nazi- Dittatoren. Es ist bekannt, daß Seyß- Inquart und seine Leute feineswegs einen so raschen Anschluß Oesterreichs an Deutschland beabsichtigten, wie ihn Hitler dann durchführte. Sie wollten vor allem Herren im eigenen Hause bleiben. Hitler hat jedoch aus Desterreich eine preußische Solonie gemacht. Die österreichische Polizei und das österreichische Bundesheer werden von schneidigen Preußen kommandiert und in Wien rejidiert nicht Herr Seyß- Inquart , der zu einer Schattenfigur wurde, sondern der preußische Reichsstatthalter Bür del. Der zeigt nun den Oesterreichern im allgemeinen, und selbstverständlich auch den schlappen" österreichischen Nazis ,,, wat eene Harte is". In den Kreisen der östers reichischen Nazis hat diese Entwicklung heftige Beſtürzung und Enttäuschung hervorgerufen. Sie sehen sich um die Früchte ihres Kampfes betrogen, sie sind Figuren zweiter Ordnung geworden. Wer nicht luicht vor den Preußen, kommt ins Sonzentrationslager, und mag es sich auch um einen ,, alten Stämpfer" handeln.
Nun ist es zu spät, und die österreichischen Nazis, die solange in der Illegalität waren, gehen nun wieder in die Illegalität im Kampfe gegen die Preußenherrschaft. Sie verbreiten dieser Tage in Wien , mittels ihres offenbar noch vollkommen intatten illegalen Apparates und mit den früher angewandten Methoden Flugblätter, die für die Stimmung in Cesterreich sehr aufschlußreich und sicherlich eine Erklärung dafür sind, warum heuer in Wien lein Maifeier Aufmarsch veranstaltet wurde.
In den Flugblättern heißt es u. a.:
ginnen werden, welche die Organisie rung der Verteidigung beider Staaten und verschiedene andere technische Rüftungsfragen behandeln werden.
auffälligerweise in der Preffe fast gar nichts zit finden war ganz im Gegensatz zu den Reden der Parteirebner aus dem Reich.“
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,, Es ist daher ein selbstverständliches Ge bot ber Selbst a chtung, wenn wir in diesem Augenblid unsere Stimme zum Einspruch gegen die Einsetzung eines Reichskommis fars mit unumschränkten Vollmachten erheben und zum Zeichen des Protestes die Aufforderung an unsere Führer richten, die Minister. ämter und das Reichsstatthalter amt niederzulegen. Möge die Welt baran erkennen, daß ein stolzes Bolt zu einem stolzen Volke fam und sich ihm anschloß unter der Parole: Gleiches zu Gleich em!"
Die Londoner Konferenz, deren Bedeutung noch besonders hervorgehoben wurde durch den Empfang der französischen Staatsmänner beim Stönig, hat durch die militärischen Vereinbarungen allen mit dem Kriegsgedanken Spielenden sehr deutlich gezeigt, daß jeder Krieg England und Das Flugblatt schließt mit der Feststellung. Frankreich vorbereiteter, auch und vor allem daß der Inhalt dieses Flugblattes in einer soeben organisatorisch vorbereiteter träfe als der Kriegsabgehaltenen Vertrauensmännerkundgebung der ausbruch 1914. Die Londoner Stonferenz hat aber Nationalsozialistischen Partei Wiens einstimmig auch und das ist für uns von größter Wichtigs beschlossen worden sei und sein Inhalt und die feit, das läßt in uns die Hoffnung auf Erhaltung darin enthaltenen Forderungen sowohl dem des Friedens erstarken- allen, die es angeht, geReichsstatthalter Dr. Seyßz- Inquart, wie auch sagt, daß ein Angriff auf die sämtlichen Ministern der österreichischen Landes- Tschechoslowakei fein isolier regierung zugestellt worden seien. Unterschrie ben ist dieses Flugblatt: Für die nationalsozias listische Bewegung Desterreichs!"
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Wir sind nicht so optimistisch, zu glauben,
Haben wir dafür jahrelang Verfolgung, klar erkennen müssen, daß man offenbar nicht daß die österreichische Lehre auf unsere NaNot und Entbehrung auf uns genommen, und für gewillt ist, auch unfere große Sache anzuFreiheit gekämpft und geblutet, daß wir jetzt erkennen und zu würdigen, für die wir Jahre 3is Eindruck machen wird, haben sie doch einen plötzlich trot vollzogener Wachtergreifung eine lang gekämpft und gelitten haben. Und das sozusagen ,, bodenständigen" Gauleiter in Berlin Bevormundung erleben müssen, die für taten wir eben nicht für die fizzen, der dem Herrn Henlein schon deutlich gejeden freiheitsliebenden Volksgenossen nicht nur Serren Parteibeamten aus dem nug die Türe weisen würde, aber den Preußen als unerträglich, fondern auch im höchsten Grade Neich, die soeben unser ganzes Lap über wahrscheinlich doch nicht preußisch genug wäre. als unwürdig empfunden werden muß? Wir fluten und allerorts in gutbezahlte Stel. Aber es wird, wirklich zum Glück für unsere stellen heute vor dem ganzen nationalsozialistischungen ihren Einzug halten und gelassen aus Nazis, nicht dazu kommen, daß sie von dem gesinnten Volte Desterreichs die Frage: Gab es Slubfeffeln unseren Parteistellen Desterreichs verpreußten Hans Krebs oder echten Preußen aus unseren Meihen wirklich niemanden, der Waifungen" erteilen, und all das taten wir kommandiert werden, obwohl sie eine solche Lekdie Befähigung beseffen hätte, jene Aufgaben zu auch nicht darum, daß im Lande eine Organisation bewältigen, die heute auf der ganzen Linie in ihren Einzug hält, die zwar zur Bekämpfung der tion ſicherlich verdient hätten. der Verwaltung Desterreichs von Parteibeamten Gegner des Staates errichtet wurde, in Wahraus Berlin oder München verrichtet heit sich aber nicht scheut, auch unsere Parteiwerden? Bedurfte es wirklich der Bestellung mitglieder zu überwachen!"( Gemeint ist die eines Reichskommissars" für Desterreich, um die Ge st a po.)
Wiedervereinigung mit dem Reiche durchzuführen ,, Wie unendlich geringes Verständnis dieser und der Erteilung von Vollmachten hierzu, die über Nacht unsere fämtlichen Landesbehörden Herr Reichskommissar für unsere Gefühle in vom kleinsten Dorf bis Wien zu handienen Tagen des Umbruches gehabt hat, das haben all die, die mit diesem Manne während des langern dieses Reichskommiffärs herabwürdigen, und ebenso den Reichsstatthalter und fämt. liche österreichischen Minister, die in Zukunft nichts anderes zu tun haben werden, als lediglich die " Weisungen" des Reichskommissars gehorsamst auszuführen!"
ter tonflitt wäre, daß er der Beginn eines europäischen Krieges wäre. Nun fann wohl niemand mehr sich über den Ernst der französischen Bündnistreue hinweg ,, trösten" mit der Annahme, England werde sich der Tschechoslowakei wegen nicht in einen Strieg stürzen. Wohl sind auch diesmal die englischen Minister nicht über die früheren Erklärungen Chamberlains hinausgegangen, aber während der Verhandlungen wurde anerkannt. daß Großbritannien , das nunmehr eine ſo feſte Bürgschaft für die Integrität Frankreichs übernommen hat, im Falle eines Angriffs auf die Tschechoslowa tei, der unvermeidlich zu einem europäischen Strieg führen müßte, gebunden wäre, an der Seite seines Alliierten zu
stehen."
Aber auch wenn Chamberlain noch zurückhaltender gewesen wäre und wenn jetzt in London tveniger deutlich über Frankreichs Bündnistreue Hanku. Chinesischen Berichten zufolge zur Tschechoslowakei und Englands Verbundenheit haben sich die chinesischen Truppen wiederum der mit Frankreich gesprochen worden wäre- daß Stadt Tanschan bemächtigt. Der Kampf um diese England in einem großen europäischen Konflikt nicht neutraler Beobachter bleiben könnte, daß es Stadt bauerte volle 24 Stunden. Durch einen plöhlichen Angriff von Jihsien nicht sich selber aufgeben kann, indem es zuschaut, verdrängten die Japaner nördich bost Ta- wie der eine., dynamische" Staat zum Herrn der Wahlkampfes zu tun gehabt haben, im Nebermaß jertfchwang die Chineſen in die Berge, wo jett östlichen, der andere zum Beherrscher der westerleben können. War es doch einfach unmöglich, gekämpft wird. An die südliche Grenze der Bro- lichen Hälfte des Kontinents wird, muß jedem den Wahlkampfleiter Bürckel dazu zu bewegen, vinz Schantung cilen starke chinesische Abteilun- nüchternen Beurteiler flar sein. Es ist sehr zu auch für die österreichischen Führer der gen und wahrscheinlich wird es an der Grenze hoffen, daß sich niemand mehr denselben trügeriBewegung Groß kundgebungen zu veranstal- Schantung- Kianfu in den nächsten Tagen zur schen Annahmen hingibt wie Deutschland im ten, wie dieses für sämtliche Redner aus dem| Entscheidungsschlacht kommen. Jahre 1914, daß nämlich England feine unmittel " Es sind gar manche Dinge in den vergan- Neiche so reichlich geschah. Und so kam es, daß baren Interessen auf dem Kontinent habe und des genen Wochen geschehen, die in uns alten die Führer der nationalsozialistischen Bewegu halb in einen Strieg nicht eingreifen werde. Das Kämpfern der nationalsozialistischen Bewegung Desterreichs zumeist nur in fleinen Städten Schanghai . Auf ein Mitglied der neuen Schang- haben 1914 die Berliner und Wiener StaatsDesterreichs Empör ung ausgelöst haben, wir Deutschlands oder Desterreichs zum Worte tamen haier Regierung wurden zwei Sandgranaten gewor- lenker fest geglaubt und die gegen diesen Wahn aber haben gefähwiegen um der großen Sache und unser Parteigenoffe Dr. Seyß- Inquart erſt fen, durch die vier Chineſen verwundet wurden, wäh- sich wendenden Warnungen des Fürſten Lichwillen. Aber nun hat auch dieses am Ende des Wahlkampfes in einer einzigen rend das geplante Opfer des Attentates unverletzt nowky, des deutschen Botschafters in London , Schweigen ein Ende, nachdem wir Kundgebung in Berlin sprechen konnte, über die blieb. Zwei Terroristen wurden verhaftet. überlegen lächelnd beiseite geschoben. Diesmal, in