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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoſlowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag 18. Jahrgang
Sonntag, 8. Mai 1938
die Alpengrenze
Eröffnung
der Genossenschaftstagung
Für eine neue Regierung Versammlungsverbot
aufgehoben
Nr. 108
Freundschaftlicher Rat der Westmächte Gut sozialdemokratisch
Die Gesandten bei Krofta Keine konkreten Vorschläge
-
- gut deutsch!
Einen alten, beim Bürgertum aller Natios
Prag . Der Minister für Auswärtige An- Am Vormittag hatte der Vorsitzende der Re- England, noch Frankreich gestellt, nen sehr beliebten Trick gebraucht die Sdp, gelegenheiten Dr. Kamil Krofta empfing Samstag gierung. Dr. Hodža, im Ministerratspräsidium fie überlassen den Inhalt der wenn sie ihren Wahlkampf, wie die Sonderan nachmittags den britischen Gesandten in Prag , den Außenminister Dr. Krofta empfangen, der Regelung der Regierung der weisungen des Hauptamtes für Propaganda" 2. C. Newton, welcher dem Minister des von der Konferenz des Ständigen Rates der Republik. In Berlin haben die beiden beweisen, wie auch ihre Zeitungen bereits zeigen, freundschaftlichen Interesses und der Bereitschaft Kleinen Entente in Sinaia zurückgekehrt ist. Die Mächte zur Mäßigung geraten, wobei England ausschließlich führen will als Stampf des Deutschder britischen Regierung versicherte, der tschecho- Unterredung betraf die Ergebnisse dieser Konferenz seine Interessiertheit an den mitteleuropäischen flowakischen Regierung bei ihrem Bestreben be- und war auch den angekündigten Besuchen des Dingen betonte. hilflich zu sein, die deutsche Frage in der Tsaje- englischen und französischen Gesandten in Prag doslowakei durch Erfüllung vernünftiger beim Außenminister gewidmet. Forderungen der deutschen Bevölkerung im Geiste
Der Minister für Auswärtige Angelegen. der Erklärung des Ministerpräsidenten Chamber- heiten Dr. Krofta wird im Außenausschuß der lain vom 24. März d. 3. zu lösen. beiden Kammern etwa um den 20. Mai ein Ex
Eine ähnliche Intervention beim Minister posee über die internationale Lage erstatten. Dr. Krofta führte auch der französische Gefandte De Lacroix durch, wobei er sich na mens feiner Regierung für eine solche Lösung der deutschen Frage in der Tschechoslowakei einjente, welche mit der Integrität des Staates vereinbar wäre.
Die beiden Gesandten sprachen die Erwartung ihrer Regierungen aus, daß die tschechoslowatische Regierung in dem angedeuteten Rahmen bei der Lösung dieser Frage bis an die äußersten Grenzen ihrer Möglichkeiten gehen werde.
Voraussichtlich Versammlungen
in Komotau , Warnsdorf und Trautenau Montag nachmittags trifft, im Flugzeug. von London kommend, der bekannte Parlamenta. rier und Außenpolitiker der englischen Arbeiterpartei, Philip Noel Baker, mit seiner Gattin in Prag ein. Baker wird noch am selben Abend in einer gemeinsamen Veranstaltung der demokratischen Klubs„ Přítomnost" und" Die Tat" über das Thema ,, England und Mitteleuropa " sprechen. ( Weitere Redner: Abgeordneter Jaksch und Ghefredakteur Dr. L. Sychrava.)- Baker wird einige Tage feines Aufenthaltes in der Tichechoslowakei dem Besuche unserer fudetendeutschen Gebiete widmen. Vorläufig ist vorgesehen, daß Baker in Komotan, Warnsdorf und Trautenau zu unseren Arbeitern und ihren Vertrauensmännern sprechen wird. Belgischer Außenpolitiker in Prag
Der bekannte außenpolitische Redakteur des Brüsseler sozialdemokratischen Peuple, Sag ( Zeras), dessen Aufsäße über mitteleuropäische Probleme wir wiederholt zitierten, ist Freitag zu politischen Studienzwecken in der Tschechoslowakei eingetroffen. Sar wird im Rahmen seiner informativen Besprechungen auch Gelegenheit haben, in den deutschen Gebieten mit unseren Organisa tionen in Fühlung zu treten.
Valencia . Hydroavione der Aufständischen bombardierten Samstag vormittags den Hafen von Valencia. Visher wurden 8 Todesopfer und 15 Verletzte festgestellt. Der Materialschaden ist bedeutend.
Der amtliche Frontbericht von Freitag mel det: An der Ostfront beschränkte sich die Tätig leit auf folgenloses Gewehr- und Geschüßfeuer. An der Levantefront halten unsere Truppen mit außerordentlicher gähigkeit und großem Mut dem Druck der Rebellen in den Abschnitten Süste und AI i ag a stand. Von den anderen Fronten nichts Neues.
Schwere Itallenische Verluste
Die Verluste der italienischen Freiwilligen in Spanien feit Beginn der Aragon - Offensive am 9. März bis zum 30. April werden mit 611 Gefallenen( darunter 67 Offiziere) und 2416 Verlezten( darunter 197 Offiziere), 11 Vermißten und 3 Gefangenen, insgesamt also mit 3041 Mann angegeben. Die Bresse unterstreicht, Italien sei it o la auf diese Männer, die entscheidend zum Siege am Ebro beigetragen hätten.
Der Besuch des englischen und franzöfifchen Gesandten beim Außenminister Krosta hatte, wie wir erfahren, den Zweck, der Tschechoslowakei den freundschaftlichen Nat zu geben, alles zu tun, um das Verhältnis der nationalen Mehrheit zu den Minderheiten zu regeln und es dabei an Entgegen kommen insbesondere gegenüber dem Sudeten deutschtum nicht fehlen zu lassen, wobei die Konseffionen nur so weit gehen sollen, als es die Son veränität der Tschechoslowakei zuläßt. Kon trete Forderungen haben weder
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tums gegen die nichtdeutschen" Sozialdemokra ten, gegen die ,, Volksverräter". So war es schon immer in deutschen Landen, seit die Sozialdemokratie Wahlgegnerin des Bürgertums ist: Die Sozialdemokraten werden als Nationalfeinde erklärt, aus der Nation ausgeschlossen, als deutsch wird nur anerkannt, wer antisozialistisch wählt.
Berlin. ( Reuter.) Der britische Botschafter Sir Neville Henderson besuchte Samstag vormittags das Auswärtige Amt, wo Freilich, diesmal spricht einer, der seinen er vom Unterstaatssekretär Woermann Worten gleiches Gewicht beimessen zu können empfangen wurde. Es verlautet, daß der Befuch glaubt wie Wilhelm II. , der die„ Sozialdemo mit den Londoner Beratungen der englischen und traten ,, vaterlandslose Gesellen" nannte. Wil französischen Staatsmänner in Angelegenheit der heim stützte sich auf die Macht des deutschen Tschechoslowakei im Zusammenhang steht. Staatsapparates Henlein weiß diese Wacht stüßend in seinem Rücken, er wäre ohne die Macht des nationalsozialistischen Staates nie Parteiführer geworden, ohne sie gäbe es nicht Sie Gleichschaltungsflut, die das Sudetendeutschtum erfaßt hat. So glaubt auch er, nach einem nicht unberühmten Muster, die Sozialdemokratie aus der Nation ausschließen zu tönnen, maßt seine Partei sich an, jeden als undeutsch zu er flären, der nicht für die sudetendeutsche Partei ſtimmt.
Wie weiter gemeldet wird, hat Botschafter Senderson die deutsche Reichsregierung über den Schritt unterrichtet, den die britische Regierung Samstag nachmittags in Prag zu dem Zwecke unternimmt, um eie friedliche Lösung der Frage der deutschen Minderheit in der Tschechoslowakei zu erzielen.
Auf zum Wahlkampf!
Die Regierung hat die Bevölkerung in einer großen Anzahl von Gemeinden zu einer Wahlentscheidung aufgerufen. Trok den außerordentlichen Verhältnissen, unter denen dieser Wahlgang stattfinden wird, stellt sich die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei zum Kampfe. Sie ruft die arbeitende Bevölkerung und alle demokratischen Menschen des sudeten deutschen Volkes auf, am Wahltage ein Bekenntnis zu den Grundprinzipien der Demokratie und der Menschlichkeit, ein Bekenntnis zum nationalen Frieden auf der Basis der Gleichberechtigung der Völker, ein Bekenntnis zur sozialen Gerechtigkeit und zur europäischen Verständigung abzulegen!
Die deutsche Sozialdemokratic wird den Wahlkampf in erster Linic gegen die nazistische Verhekung der sudetendeutschen Bevölkerung führen. Der schon so oft durch die Flüsterpropaganda angekündigte und von den sudetendeutschen Nationalisten sehnsüchtig erwartete faschistische Angriffs= frieg in Mitteleuropa ist- dank der Wachsamkeit der westlichen Demokratien zu einem halsbrecherischen Abenteuer gestempelt und dadurch verhindert worden. Mächtig regen sich in Europa die demokratischen so= zialistischen Gegenfräfte, welche keinen weiteren Triumph des Faschismus, keinen Ueberfall auf kleine Staaten und Völker mehr dulden wollen.
Die deutsche Sozialdemokratie kämpft als eine tapfere Vorhut des europäischen Friedens- und Freiheitskampfes auf dem Boden der demokratischen Republik für einen Sieg der Vernunft in der sudetendeutschen Bevölkerung. Sie wird den Gleichschaltungspolitikern einen grandiosen Kampf liefern und ihnen beweisen, daß ihre Pläne dazu verurteilt sind, an dem eisernen Widerstand demokratisch- sozialistischer Gesinnung zu scheitern.
Jede Stimme, die am Wahltage für die Kandidaten der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei abgegeben wird, ist ein historischer Beitrag zur Abwehr der Kriegsgefahr, zur Rettung der Freiheit und des Friedens, zum Wiederauf= bau eines neuen Europas der sozialen Gerechtigkeit und des friedlichen Zusammenlebens gleichberechtigter Völker.
Schon zeichnen sich die Umrisse eines großen nationalen Friedens zwischen Deutschen und Tschechen ab; es reift endlich so das Werk, das in mühsamer Arbeit die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei in zwei Jahrzehnten vorbereitet hat.
Wir rufen die sturmbewährten Kaders der sudetendeutschen Arbekterbewegung, wir rufen alle aufrechten, demokratischen Sudetendeutschen , mit uns den Wahltag zu einem großen Bekenntnistag für Frieden und Freiheit zu gestalten!
Es ist wahr: Henlein hat eine große Partei zufammengebracht. Es ist wahr: außer der deut schen Sozialdemokratie gibt es teine des Wider standes, des entfchloffenen Kampfes gegen den Gleichschaltungszwang fähige deutsche Parter, neben ihr faum noch da und dort kleine bürgerItche Gruppen. Aber wie ist denn diese großze Partei geworden? Weil nun wirklich alles sich nach der Totalität sehnt, nach Verzicht auf eige nes politisches Denten, nach Aufgeben jeglicher eigener Meinung, nach Unterordnung, nach Schaftstiefeln und Uniform, nach Judenhaß und Neuheidentum oder deutschem Christentum". nach militärischer Ausrichtung der Leiber und Gleichschaltung der Gehirne? Nein! Seit allem Anfang war wichtiger als das, was die SdPRedner in der Deffentlichkeit sagten, die drohende Flüsterpropaganda, die unermüdlich durch das Land getragene drohende Verheizung:„ Es tommt der Tag!" Hitler wird kommen!"
Heuer die Saar die Sudeten übers Jahr!" - und so wurde die sehr menschliche, aber doch wahrlich nicht als besondere Tugend zu preisende Angst der vielen, die eigentlich werbende Kraft. die wachsende Massen angst trieb der Sdy die Massen zu! Nach der Annerion Desterreichs entstand doch geradezu eine Panik:..Jegt ist es gewiß, daß Hitler auch zu uns tommi! Schnell in die Sdy, damit wir uns noch in letzter Stund retten!" Nicht jene Eigenschaften, die wir, weil sie wertvolle menschliche Eigenschaften sind, immer auch als wahrhaft deutsche Eigenschaften werteten: nicht Gesinnungstreue. Betennermut, Tapferkeit, Wahrheitsliebe, Menich, lichkeit führten der SdP die vielen zu. Sie wurde groß durch die aus Friedrichs II. stammenden preußischen Methoden, durch Gewalt und Drohung mit der Gewalt, durch Furchterweckung, und freilich auch durch Erzeugung von Untertanen, von Snechtsgesinnung. Und diese Partei maßt sich an, im Namen des Deutschtums zu sprechen! Sie erfrecht sich. im Namen des Deutschtums die deutsche Sozialdemokratie zu bekämpfen, deren ganze Geschichte die eines nie endenden Kampfes für Leben, Recht und Kultur der deutschen Arbeiter ist!
Davon braucht Henlein nichts zu wissen, denn er ist ein Nationalist. Für ihn ist der sude tendeutsche Arbeiter nur Objeft der Politik und er interessiert ihn nur insoweit, als er hier auf die größten, ja auf unüberwindliche Schwierig Teiten der Gleichschaltung stößt. So ist's nicht anders möglich, als daß die Nazi in den So zialdemokraten die Feinde schlechthin sehen! Nicht in den Tschechen! Denn unter den Tschechen gibt es Geistesverwandte, mit denen sich die Sd zu verständigen hoffen kann. Mit den tschechischen Nationalisten gegen die deutschen Arbeiter! Auch die tschechischen Nationalisten sind ja bereit, mit