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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Rebakteur: Rarl Kern, Prag 18. Jahrgang
Mittwoch, 11. Mai 1938
Aus dem Inhalt:
Große Wahlkundgebung
Schwere Grubenkatastrophe in England
Katzenjammer
bei den Troppauer Nazis
Kein Recht ohne Freiheit! Sozialdemokratie
Der Labour - Abgeordnete Noël- Baker vor sudetendeutschen Arbeitern
Philipp Noel- B ker, der bekannte Abgeordnete der Labour Party , hat Dienstag abends in einer großen Wählerversammlung der deutschen Sozialdemokraten in Komotan die Auffassung der Labour Party über die politischen Probleme der Gegenwart dargelegt. NoelBaker führte n. a. ans:
Ich bin sehr froh, heute Abend hier mit Euch Ein geschichtliches Beispiel zusammen sein und der Deutschen sozialdemokrati fchen Arbeiterpartei von Komotan und allen Euren Genoffen hier die Grüße der britischen Arbeiter partei übermitteln zu fönnen. Diese Grüße sind leine leere Formfache. Sie fommen von den Herzen eurer Freunde in unserer britischen Bewegung. Die internationale Aufgabe
Vor hundert Jahren wurde Kanada das Recht der Selbstregierung gewährt. Damals bestand eine bittere Feindschaft zwischen der englischen und fran zösischen Bevölkerung des Landes. Ich erinnere mich an die Geschichte, wie die französischen Einwohner sich beim englischen Gouverneur beflagien, daß feine ihrer neuen Städte und Dörfer französische Namen bekommen hätten. Sie sagten, sie wollten franzöfifche In diesem weltpolitisch so ernsten Augenblid Namen. Nun gut, sie sollten sie haben und der Gou fühlen wir uns noch enger verbunden als jemals zu verneur nannte zwei Orte Ajancourt und Erech. bor. Wir sehen fast in jedem Lande dasselbe furcht Das sind zwei Orte, wo vor Jahrhunderten die Eng bare Problem der Armut und der Arbeitslosigkeit in länder den Franzosen schwere Niederlagen bereitet einer Welt, die es vermag. Reichium genug für alle hatten. Heute ist dieser Geist verschwunden. Durch zu produzieren. Wir fehen in jedem Lande dasselbe Zusammenarbeit innerhalb der Demokratie haben Problem der wachsenden Rüstungen und dieselbe die Franzosen und Engländer in Kanada die Achtung Furcht vor dem Kriege. Kein vernünftiger Mensch vereinander gelernt und leben nicht nur als freund wird versuchen, die Gefahren der gegenwärtigen Sifchaftliche Nachbarn ausammen, sondern als gemein ivation zu verkleinern. Aber fein realiſtiſcher Be fam wirkende Variner in einem geeinten und befries obachter kann leugnen, daß die Ideen, für die wir deten Staate. So glauben wir, fönnten alle Mindereintreten, Fortschritte gemacht haben. Es ist die ge- beitenprobleme gelöst werden, und solche Lösungen schichtliche Aufgabe unserer sozialdemokratischen Behalten wir nicht für unerreichbar. wegung, die Nationen zur Verständigung zu führen und sie zur Zusammenarbeit in dem Geiste der Brüberlichkeit zu bringen, der unser Geist ist. Ich freue mich, euch fagen zu fönnen, daß in Britannien unsere Labour Barth von Tag zu Tag stärker wird, und daß in Schweden , Nortvegen, Neuseeland und ande ren Ländern Arbeiter- Regierungen an der Macht find, die beweisen, daß, die Politit, für die wir ein neten, gefund ist. Aber, wir fönnen sicher sein: daß nicht einmal die Arbeiter Regierungen das Problem der Armut und der Arbeitslosigkeit lösen fönnen, wenn sie nicht zuvor das Problem der Rüstungen und des Strieges lösen. Fast immer, wenn ich im britischen Unterhause spreche, sage ich, daß nichts anderes in der heutigen Außenpolitik Bedeutung fat, daß jede Frage, auch wenn fie noch so unvedeniend scheint, in Wirklichkeit das zentrale Problem berührt: wie der Strieg verhindert und die Rüstun gen vermindert werden können.
Das Problem der Minderheiten
Es gibt Leute, die manchmal so reden, als wenn jetzt die Lösung des Problems für die ganze Welt in den Händen eurer Nation und eurer Regie rung läge. Diese Leute haben plöglich entdeckt, daß der Schutz der Minderheiten ein entscheidender Faftor bei der Verhütung des Krie ges ist. In unserer Partei sind wir immer für den Schutz der Weinderheitenrechte eingetreten. Wir has ben immer verlangt, daß das System des Minderheitenschutzes a Ilen Minderheiten auf dem gan zen europäischen Kontinent zugute fommen soll. Wir glauben noch immer, daß der Gedante des Krieges nur dann aus unseren Köpfen gebannt werden fann, wenn die gemischte Bevölkerung unseres Kontinen te gelernt haben wird, in Freundschaft miteinan ber zu leben.
Kein Recht ohne Freiheit!"
Der Krieg ist das Schlimmste!
Aber wir werden diese Probleme nicht cher lösen, als die Probleme der Armut, der Arbeits
Liigfeit und der Rüftungen, wir werden fie nicht lösen außerhalb eines Systems, durch das wir dem Krieg ein Ende machen werden. Es gibt Leute in meinem Lande, die manchmal fagen: Die Dinge find so schlimm geworden, daß selbst ein Strieg fie nicht daß Arbeitslose in unseren Notstandsgebieten sagen, schlimmer machen fönnte. Ich habe ſogar gehört. daß im Falle eines Strieges wenigstens Arbeit wäre. Ich kann verstehen, daß ein Mensch, der 15 Jahre lang arbeitslos war, so denfen kann. Man hat mir erzählt, daß auch Leute in den Notstandsgebieten ure& Landes so denken.
Die Kosten des Sterbens
Ich wünschte, diese Leute könnten die Wahrheit über die furchtbare Berrüttung des heutigen Europa verstehen. Ich wünschte, jie fönnten verstehen, wie sehr die gegenwärtige Armut eine direkte Folge des festen großen Strieges ist. Sie vergessen die furcht bare Zerstörung des Lebens und Eigentums, für
die sie immer noch zahlen müffen. Sie vergessen die Milliarden von Witwen, Waisen, Invaliden, derüp peln und Wahnsinnigen, welche die Gesellschaft immer noch unterſtüßen muß. Sie vergessen die Last der Kriegsschulden, den irrsinnigen Nationalismus, ben der Krieg hervorbrachte und das System der gegenseitigen Aushungerung, das die sogenannte Autarkie hervorgebracht hat.
Nr. 110
und Selbstverwaltung
Unter Verhältnissen, wie wir sie bisher nicht erlebt haben und in einer durch die innen- und außenpolitischen Ereignisse erhöhten Spannung, die sich in gewaltsamen Erschütterungen zu ent laden droht, wenn es nicht gelingt einen Ausweg zu erarbeiten, finden im Jubiläumsjahr der tiche= choslowakischen Republik die Gemeindewahlen statt. Jede Erörterung über die beruhigende Zwed mäßigkeit diefer Wahlen, ihr Ergebnis, ihre lokale Bedeutung und Auswirkung auf die fünftige Ent Und Leute, die leichtfinnig von einem neuen wicklung der Gemeindetvirtschaft in sozialer und Krieg sprechen, fehen nicht ein, in wie hohem Maße Kultureller Hinsicht, treten besonders im deutschen das gegenwärtige Elend von den Rüstungen verursacht ist, die heute erzeugt werden. Ich erinnere Gebiet der Republik zurück vor der großen Frage, mich an die Gefchichte eines teinen Jungen, der ob in den nengewählten Gemeindevertretungen. feinen Vater fragte, was denn die Roften des Lebens eine demokratische Zusammenarbeit überhaupt fo erhöht habe. Und der Vater antwortete: Die möglich sein wird. Und eben deshalb sind die Geoften des Sterbens. meindewahlen 1988 von besonderer politischer und weltgeschichtlicher Bedeutung.
Vor allem wünschte ich, daß Leute, die leicht sinnig von einem neuen Kriege sprechen, sehen fönn ten, was ein moderner Krieg wirklich bedeutet. Ich bin in Barcelona gewesen. Ich habe gesehen, wie die feindlichen Flugzeuge über unseren Köpfen erschie nen, und ich habe am nächsten Morgen die zerfetzten Leiber der Frauen und Kinder in den Straßen liegen sehen. Ich wünschte, jeder könnte ſehen, wie Barcelona aussieht, wenn ein Luftangriff erfolgt ist. Die Leute würden erkennen, was für eine Art des Krieges es ist, auf die wir uns vorbereiten: Es ist eine Attade auf die Zivilbevölkerung, wie das Oberhaupt eines großen Staates fürzlich sagte, daß, die ſer Luftkampf ein follektiver Wahnsinn werden wird. der unsere Zivilisation zerstören wird, wenn wir nicht mit allen Kriegen ein Ende machen.
Die Herrschaft des internationalen Gesetzes
Wir Sozialdemokraten sind von jeher ent< schiedene Anhänger und Verteidiger der freien, demokratischen Wahl der Vertreter der Bevölke rung zur Verwaltung der Gemeinden und Gegner jeder bürokratischen staatlichen Bevormundung. Die politische Gleichberechtigung aller Staatsbür ger ohne Unterschied der Abstammung und des Geschlechtes, die Wahrung der bürgerlichen und der nationalen Freiheit, der Schutz vor fulture! Ter, wirtschaftlicher und volflicher Unterdrückung gehören zu den unerläßlichen, festen und schöpferischen Grundlagen der demokratischen Republif. In der Gemeinde müssen, diese Postulate eines freien Volksstaates besonders beachtet werden. weil hier die Stimmen für objektive Verwaltung. nationale Gerechtigkeit am deutlichsten vernom men werden, und Forderungen nach fulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt nicht über hört werden dürfen, wenn sie überlegt, von allgemeiner Bedeutung und erfüllbar sind. Die Ge meinde, in der sich die Bürger am nächsten find, ist eine Stätte verwaltungswirtschaftlicher und Wir müssen die Herrschaft des internationalen politischer Erziehung, wo persönliche Tüchtigkeit, Gefeßes wieder aufrichten! Wir müffen ein System aufbauender Gemeinsinn und Fähigkeiten zur schaffen, durch welches jede Streitigkeit zwischen den Teilnahme an der staatlichen Vollzugsgewalt zur Nationen mit friedlichen Mitteln geschlichtet werden Geltung kommen und sich entwickeln können. tann , ein System, in dem die Ungerechtigkeit nicht Das freie, demokratische Wahlrecht hat im durch Waffengewalt beseitigt wird, sondern durch Jahre 1919 die seit Jahrhunderten bestandenen Verträge im Geiste der Versöhnung und der Privilegien der Abstammung und des Besitzes beVernunft. feitigt und die Vorbedingung dafür geschaffen, daß die mit dem öffentlichen Amt eines Gemeindever walters betrauten Bürger die Rechte und Pflichten aller in einen harmonischen Einklang bringen fönnen.
Können wir allen Kriegen ein Ende machen? Glauben aufrecht erhalten, daß wir in unserer Ge Die sozialdemokratische Bewegung hat immer den neration es fönnen. Aber es gibt nur eine off nung und nur eine Methode, wie es gemacht wer den kann.
( Schluß auf Seite 2.)
gegen Innitzer und Hilgenreiner
P. Reichenberger kennzeichnet die Gleichschaltungs- Christen als ,, Konjunkturritter schmählichster Art"
In der Mai- Nummer feiner im 17. heroisch zu verbrämen und die eigene Jahrgange erscheinenden Beitschrift Der Wandlung als große Seitenwende auszugeben." Führer" tritt der befannte aufrechte und An einer anderen Stelle heißt es: streitbare fudetendeutsche Priester Emanuel Meichenberger allen Gleichschaltungs-„ Wenn in einer Erklärung von katholischer bestrebungen innerhalb des fudetendeutschen Seite der Zusammenschluß aller nichtjüdischen, Statholizismus entgegen und betont den unver- antimarristischen Parteien" begrüßi wurde, so rüdten Standpunte des Volksbundes ist der Boden sachlicher Auseinandersetzung ver deutscher Katholite n", dessen Ge- lassen. Die Judenfrage ist zunächst eine Frage neraldirektor er ist. Reichenberger schreibt an die Christenheit. Naffenantisemitismus ist unter anderem: und bleibt unfatholisch. Uebrigens lehrt die GeSe schichte, wie Bischof Hudal in seinem Buch„ Die Grundlagen des Nationalsozialismus“, S. 89, feststellt ,,, daß die Ueberspißung der Judenfrage fast immer mit der Aufgabe des Christentums geendet hat, und es iſt bemerkenswert, daß alle radikalen Vertreter des Antisemitismus besonders den Katholizismus ablehnen."
Aber welches sind die Minderheitenrechte, die wir jedem Bürger Europas sichern wollen? Sie find nicht schwer zu definieren, es find: Die Freiheit der Sprache, die Freiheit des Denken 8, die Freiheit der 92 e de, die Vereinsfreiheit, die Gewiffensfreiheit, und die Freiheit der Religionsübung, die Gleichheit der Rechte in der Erziehung von der Voltsschule bis zu den Universitäten und die glei„ Es fann nicht minder selbstverständlich sein, che Achtung vor der Literatur und 1171 pet, an beter bie Nation daß wir das Zeitgeschehen mit der Eile des Christentum 3 mesen, das niezufammengesett ist. Die Gleichheit des mals gegebene Tatsachen als Schnes für jedes Individuum vor dem Gefet, bie Gleimbeit der Bertretung in solches on als gottgewollt und der Legislative und der Regierung: das sind die gerecht anerkennt, das sich nie und nimmer Diechte, die nach unferer sozialdemokratischen Ueber zu dem Saße bekennt, daß recht sei, was dem zeugung den Minderheiten zustehen. Wenn in jedem Volle nüßt." Lunde die Verfassung auf Grundsätze dieser Art gestellt ist, dann wird eine Hauptursache der internationalen Mißverständnisse beseitigt sein.
Aber ich gestehe, daß ich keine Möglichkeit sehe, diese Grundsätze wirksam zu machen auferhalb des Rahmens einer parlamentarischen Demofratic.
Schließlich ist besonders die scharfe Aleh nung bemerkenswert, mit der sich Reichenberger gegen den Wiener Kardinal Innißer und gegen Prälaten Silgenreiner äußert:
Politische Rechte haben aber nur dann vollen Wert, wenn sie wirklich frei und uneingeengt ausgeübt werden können, wenn sie weder von jenen, die sie in Anspruch nehmen, mißbraucht, noch durch ein bürokratisches Herrschaftsſyſtem ufurpiert werden.
Das geschriebene Wort des Gesetzes erhält nur richtiges pulsierendes Leben durch den Geist, der jene Stellen und verantwortlich. Menschen beherrscht, die das Gesetz anzuwenden haben. Leider muß festgestellt werden, daß unsere deut schen Gemeinden oft durch ungleiche Rechtsbe handlung, willkürliche Bevormundung und völ liges Unverständnis für ihre schwere Lage an der Ausübung ihrer Pflichten gegenüber der Bevölke tung gehemmt und behindert wurden. Die Bürotratie der Aufsichtsbehörden wirkte oft nicht fördend, sondern er lahmend und zernörend; sie belastete die Selbstverwaltung mit den un angenehmsten und verantwortungsvollsten Aufgaben, mutete den Gemeindevorständen Handnicht zu vereinbaren waren und übten einen lungen zu, die mit Gesez, Gewissen und Vernunft Druck aus, der Würde und Ansehen der Gemeindeverwalter gefährdete und untergraben hat. Der Beweis für diese Behauptung ist durch eine lange Reihe von kontreten Fällen, die Staatsverteidigung, Polizeiverstaatlichung, Finanzwirtschaft und Schulwesen betreffen, era bracht worden.
Gegen die Deutsche Presse". das..unabhängige Zentralblatt der deutschen Katholiken", das in seinem Osteraufruf festgestellt hat..e ute find die religiösen Fragen mehr in den Hintergrund getreten".„ Wir lassen uns durch Schlagworte nicht Die verständnislose, ungerechte und in nicht wendet sich Reichenberger mit folgenden Worten: geistig vernebeln wie etwa durch das ganz und wenigen Beispielen geradezu unsinnige Vehand,, Es machen sich Anzeichen eines verschärften gar unhaltbare and unverantwortliche Wir lung der Gemeinden im deutschen Siedlungs Kulturtampfes geltend. Es ist durchaus nicht benuchen nicht katholischer sein als Inniker!" gebiet hat wesentlich zur Verschärfung der po mentarischen Demokratie erfreut, deshalb glaube ich, grunde stünden, es geht vielmehr gerade in an eines Kardinals haben für uns und staatstreuen Gemeindeverwalter dem AntWeil euer Land fich des Vorteiles der parla. 10, daß heute weltanschauliche Fragen im Hinter- Politische Erklärungen selbst tischen Lage beigetragen und die demokratischen doß es ein Syſtem aufbauen kann, in dem die ver- ferem Volte um letzte weltanschauliche Ent- teinerlei verpflichtende kraft. griff und dem Unwillen der mit allen Mitteln der schiedenen Gruppen der Gemeinschaft in Harmonie fcheidungen. Es ist lächerlich, Konjunktur. In religiöfen Fragen sind wir so katholisch wie Agitation verheßten Krisenopfer, gegen jede nd Frieden miteinander leben können. rittertum fchmählich ster Art der Papst! Der Papst in Nom!" Steuer oder Abgabe revoltierenden Unternehmer,