Nr. 110 Seife 5 Mittwoch, 11. Mai 1008 Grubenexplosion In England! Bisher 72 Todesopfer London -(Reuter.) Dienötag um k Uhr morgens ereignete sich auf der Kohlengrube Markham" in Dnckmanton in Derbishire beim Schichtwechsel eine Explosion. ES wurden augen­blicklich HilsSnmnnschaften und zahlreiche Acrzte un die UnglückSstätle geschickt. Die Explosion er­folgte untertagS, alS gerade 20V Bergarbeiter auSfahren wollten. Auf derselben Grube hatte sich bereits im Jänner vorigen JahrrS ein« Explosion ereignet, dir damals neun Menschenopfer forderte. Während die Verletzten obertagS gebracht wurden, ist eS zu einer neuen Explosion gekommen. London.(Reuter.) Der britische Berg» bauminister erklärte im Untrrhause, dass feinen letzten Informationen zufolge bei der in der Grube Markham erfolgten Explosion mehr alS 7V Bergleute getätet wurden. Nach den letzten amtlichen Meldungen hat daS Grubenunglück in der Markham-Hüttc bisher 72 Menschenleben gefordert. Diese Zahl stellt sedoch wahrscheinlich noch nicht die endgültige Totenzisser dar. Die Bergungsarbeiten wurden von abwech­selnd arbeitenden NettungSmannschaftrn den gan­zen Tag über fortgesetzt, ohne das) rS gelungen wäre, die verschlossenen Stollen freizubrkommrn. Einer Rettungsmannschaft war eS gelungen, ge­gen Mittag telephonische Verbindung mit dem Unglückstollen herzustellen. Seit Nachmittag ant­wortet jedoch niemand mehr. Biele der im Kran­kenhaus liegenden Schwerverletzten haben durch die furchtbare Explosion da» Gedächtnis verloren und können sich an nicht» mehr erinnern. Explosion auf einer holländischen Kohlenmine Amsterdam . Eine schwere Ervlosion in einer Entlüftungsanlage der staatlichen Kohlenmine Maurits in Lutterade(Holländisch-Limburg) richtete in der Nacht zum Dienstag bedeutenden Schaden an. Auster einer Gaszuleitung wurde die Förderanlage des Schachtes beschädigt, so dast e» unmöglich war, in die Grube einzufahren. Auch die lieberlandzentrale, die einen grasten Teil der Provinz Limburg mit Strom versorgt, wurde be­schädigt, so dast die meisten limburgischen In­dustriestädte etwa zwei Stunden hindurch ohne Strom waren. Da die Explosion Lbertag» er­folgte, sind keine Menschenleben zu beklagen. Zwei Arbeiter wurden verletzt. Die Arbeiter in der Grube sind auster Gefahr. siin Viertel jahrhunceri SASI In diesen Tagen sind 88 Jahr, seit der im Jahre 1018 in Gent erfolgten Grundsteinlegung der Sozialistischen Arbeirer-Sport-Jnternationale verflossen. Au» dem Westen, Belgien und Frankreich , erscholl der Ruf nach Zusammenfassung der Arbel- tersportler aller Länder. Viel Mühe. Arbeit und Ausdauer waren erforderlich, bis dieser Ruf Gehör fand und sich au» einigen Ländern bejahend« Stim­men hören liesten. Ein Anfang war jedoch gemacht und die Vorberatungen zur Abhaltung de» e r st e n Kongresse»(10. Diärz 1018) in Gent (Bel­ gien ) wurden getroffen. Die mit der Gründung einer Arbeiteriportinternational« einverstandenen Länder umsastten zu jener Zeit etwa 820.000 Mit­glieder. Aus dieser Tagung wurde da» Internatio­nale Büro bestellt und zu seinen Vorsitzenden Saini, Venant(Frankreich ) und G. Bridoux(Belgien ) gewählt. Im August de» Jahre» 1014 sollt« in Köln ein weiterer Kongreß stattfinden. Seme Ab­haltung tourde durch den Ausbruch des Welt- kriege» verhindert. Doch gleich nach Friedenöschlust machten sich G. Bridoux und Devlieger(beide Belgier) daran, die vor dem Kriege bestandenen Bande auf» neue zu knüpfen. 1019 war es endlich so weit, dast man nach Seraing sur Wense(Belgien ) einen Kongrest einberusen konnte, der von vier Län­dern beschickt war. Seine Beratungen galten, in der Hauptsache der Einberufung einer internationalen Konferenz. 1020, im September, tagte dieser Kon« grest in Luzern ; er war von Deutschland , Eng­land. Belgien . Finnland , Frankreich , der Tschecho­ slowakei (DTg-Verband) beschickt. Biel Mistver­ständnisse, die durch die Kriegsjahre hervorgerufen worden waren, mußten noch beseitigt werden; doch der Gedanke der Zusammengehörigkeit überwand alle Hindernisse. DerWiederaufbau-Kongreß" von Luzern legte den Grundstein zur sogenannten.^Lu­zerner Arbeitersportinternatio­nal e". Zu ihrem Vorsitzenden wurde G. B r i- dour und al» Sekretär Devlieger bestinunt. Der Sitz der Internationale war Brüssel . Der Weg zum Aufstieg der internationalen Arbeitersport­bewegung war nun offen. 1925 wurden auf dem Pariser Kongrest schon 1,800.000 Mitglieder ge­mustert. 1927(Kongrest in Helsinki ) waren e» be­reit» 1,600.000 und auf dem Prager Kongrest (1929) waren schon 1,720.000 Mitglieder in den in der Arbeitersportinternationale vereinigten Lan­desverbänden. Der Prager Kongrest brachte u. a. auch einige Veränderungen in der Leitung der Internationale. Zu Vorsitzenden wurde(!. Gel­lert(Deutschland ) und Dr. Julius Deutsch (Oesterreich ) gewählt und Gaston Bridoux wurde auf Grund seiner Tätigkeit zum Ehren­vorsitzenden ernannt. Al» Sekretär war R. Silaba(Prag ) schon auf dem Helsinki -Kon­grest eingesetzt wordrn. Der erfreuliche Aufstieg und die Einheit de» internationalen Arbeitersport» Ivar aber im Jahre 1920 arg erschüttert worden. Die Spaltung durch die K o m m u n i st e n und die Gründung ihrer Roten Sportinternationale wirkten hauptsäch­lich in der Tschechoslowakei und Frankreich sowie in Deutschland schädigend auf die Ärbeitersportbetve- gung. So verwerflich und bedauerlich diese» Kapitel de» sozialistischen Arbeitersport» ist und war. e» gelang den Störern nicht, den Arbeitersport in die­sen Ländern in seiner Tätigkeit aufzuhalten. In einigen anderen Ländern mischten sich in diesen Richtungsstreit auch reaktionäre und faschistische Organisationen, welche z. B. in Lettland schwere Kämpfe hervorriesen. Von den grasten internationalen Kundgebungen der SASI seiendieArbeiter-Olvmviaden an erster Stelle genannt. Sie toaren immer eine gewaltig« Heerschau und LeistungSprülung de» internationalen Arbeitersports. Die erste OInmpiade ging 1928 in Frankfurt a. M. vor sich, ihr folgte 1081 die zweite in Wien und 1987 fand in Antwerpen die dritte Olympiade statt. Nach der Wiener Olympiade wurde die pol i- tisch« Lage in einigen Staaten sehr ernst. In Deutschland wurde 1933 der Arbeiter-Turn- und Sportverband aufgelöst, sein Eigentum ent­eignet und viele Sportler und Sportlerinnin wur­den gemeinsam mit den Parteimitgliedern an Leib und Leben schwer getroffen. Auch in Lettland brachte ein Putsch der Reaktion die Vernichtung de» Arbeitersport» mit sich, da» gleiche geschah in Litauen . Im Jahre 1934 unterlag Oester­ reich » Arbeitersport dem dortigen Kleriko» und Heimwehrfaschilmu». Diese Ereignisie brachten e» mit sich, dast die Mitgliederzahl der SASI einen grosten Verlust und Abgang zu verzeichnen bat. Tie nun beschränkte Mitgliederzahl hat jedoch nicht dazu geführt, dast Leistungsfähigkeit und Tätigkeit litten. Da» bat 1987 die in Antwerpen stattgefundene Arbeiter-Olympiade unter Bewei» gestellt. Bemerkenswert sind in der Auszählung der Geschehniffe von 88 Jahren auch die mit der Sowjetunion zweck» sportlichen Verkehr» ge­pflogenen Verhandlungen. Greifbare Erfolge baden sie nicht mit sich gebracht, wenn man von der Teil­nahme der russischen Sportler an der Antwerpener Olympiade absteht. Die 28 Jahre internationaler Arbeitersport sind Jahre wohl schwerer, aber freudvoll geleisteter Arbeit für die Volksgesundheit. Und der vom 86. bi» 89. Mai d. I. in Amsterdam stattfindende Jubiläumskonarest wird neben seinen sonstigen Arbeiten auch eine Rückschau geben. Die Arbeltersportbewegung In der Tschecho- slowakei kann sich zu den bestentivickelten zäh­len. Wir sind stolz darauf, sagt der internationale Sekretär der DLSJ. Silaba. in einem Jubiläums­artikel, dast die DTIC und die Atu»«Union nicht nur zu den größten, sondern auch zu den tech­nisch leistungsfähigsten Verbänden der Jiuernatio- nalc gehören. Die beiden untrennbar brüderlich mit­einander verbundenen Organisationen sind der Ausdruck der Solidarität aller demokratischen Kräfte der SASI. Diese Solidarität, welche sich auf die Stärke und Macht der andern sozialistischen Inter­nationalen stützt, ist un» eine Gewähr für die glän­zende Zukunft unserer Arbeitersportinternationale. en Ungarns Kegleruns macht Ordnung Ein energischer Innenminister Budapest. (MT2) 2m Laufe der Debatte über die Wahlrechtsvorlage im Abgeordnetenhaus erklärte Iniienininister S z e l l in Beantwortung verschiedener Darlegungen betreffend die öffent­lichen Zustände u. a.: »ES ist bedauerlich, dast die in den letzten Jahren in den verschiedenen AuSlandSftaaten auf revolutionärem Wege eingetreteucn Ereignisse auf einen nur kleinen, aber leicht beeinflustbaren Teil der ungarischen Gesellschaft eine betäubende Wir­kung auSgeübt haben. Diese Elemente wollen jetzt unter dem Deckmantel der rechtsradikalen Politik in der Menge Unruhe stiften und den Bazillu» der Revolution verbreiten. Die nüchterne Ueberlegung und die patriotische Moral werden diese krankheit­erregenden ungesunden Elemente bald a u S d e m Organismus unseres öffentli­chen Leben» auS in erzen. Ich kann ver­sichern, dast sowohl die Regierung alS auch ich, der für die öffentliche Ruhe verantwortliche In­nenminister fest entschlossen bin, jeden gegen die Verfassung und öffentliche Ruhe de» Landes unter, nommenen Versuch aus daS energischeste zu unterbinden und zu vergelten. Dazu bin ich nicht nur fest entschlossen, sondern ich er­kläre dieö im volle« Bewußtsein meiner Verant­wortlichkeit. Ich bin mit ausreichender Kraft sür jede Möglichkeit und Eventualität vorbereitet. Ich rate niemanden, sich der B e r f a s s u n g und den Gesetzen de».tausendjährigen ungarischen Staates zu widersetzen." Musterhafter Minderheitsschutz** Deutsche In Polen vollkommen entrechtet. Berlin . DaSBerliner Tageblatt" be­schäftigt sich in einem Artikel unter dem Titel Apeli an Polens Einsicht" mit der polnischen Minderheitrnpolitik und beschwert sich, dast in Polen sür die Bedürfnisse deS deutschen Schul­wesens kein genügendes BerständniS aufgebracht worden ist. Man habe dir öffentlichen deutschen Schulen und Klassen durch Verdrängung deutscher Lehrer durch Polen , denen dir deutsche Sprache nachweislich ost die gröstten Schwierigkeiten be­reitet, ihres Eharakter» als deutsche Anstalten fast völlig entkleidet. ES mag genügen daraus zu verweise», dast in llwlnisch-Ostoberschlesien an den öffentlichen deutschen Schulen 187 polnische und nur 87 Volksdeutsche Lehrer tätig und von 39 Schulleitern nur zwei deutscher Volkszuge­hörigkeit sind. Unter diesen Umständen müsse dir Zukunft de» deutschen Schulwesen» völlig unsicher erscheinen, um so mehr al» die polnischen Be­hörden die Schließung der deutschen Abteilung an der Pädagogischen Akademie in Krakau ange- ordnet haben. Run hat sich der NeichSer-irhungS- leiter veranlaßt gesehen, die Einstellung der bis­her in Beuthen abgehaltenen Kurse zur Ausbil­dung von Lehrkräften an polnischen MinderheitS- schulen anzuordnen. Polen ist ein Land, daS mit dem Dritten Reich formal in den besten Beziehungen lebt und die SdP-Presse hat seinerzeit daS deutsch­polnische Abkommen vom 8. November 1987 als da» Muster eines gerechten Minderheitenabkom­mens hingestellt. Da» Ergebnis dieses Abkom­mens liegt nun vor: die vollkommene kulturelle Entrechtung der deutschen Minderheit. Und die Deutschen rächen sich anihrer polnischen Min­derheit. Fürwahr, wo immer daS Dritte Reich Freundschaftspakte unter dem Beifall der SdP «^schließt, geht es den von diesen Freundschastö- pakten betroffenen Deutschen schlecht. Die Tagung des Völkerbundes Genf . Der Völkerbundrat begann seine Ar­beiten am Montag mit einer vielstündigcn ge­heimen Sitzung, in der er sich mit jenen heiklen Fragen beschäftigte, denen er ratlos gegenüber­steht: mit der abessinischen, der spanischen und der chinesischen Frage. Am Dienstag sprach in der öffentlichen Ratssitzung Lord Halifax über den Vertrag mit Rom , der von England al» wert­voller Beitrag zum Werke de» Völkeichundea an« gesehen werde. Dieser Vertrag stärke den Glau­ben, dast Vernunft und guter Wille genügen, um daS Gefühl der Sicherheit zu kräftigen. Der Ver­trag von Rom und der Pakt des Völkerbundes wollen beide den Krieg verhindern. Litwinow begrüßte, trotz der russischen Bedenken gegen bilateriale Verträge, den Ver­trag und beglückwünschte England. Der polnische Delegierte Komarnicki prie» den Wert bila­teraler Verträge, der französische Außenminister Bonnet sprach von seiner Hoffnung auf da» Gelingen de» französisch-italienischen Abkom­men», der Sprecher der Kleinen Entente der rumänische Außenminister C o m n e n, bekundete die Sympathien der Kleinen Entente und der Balkan-Entente für diesen Versuch, den Frieden zu sichern. EinenMission" in diesen Thor der Opti­misten brachte die Rede des Vertreters Chinas . Wellington K o o s, der die Apathie und Gleichgültigkeit der Mächte anllagte. vom Völker, bund wirksame materielle Hilfe und die Erleich­terung von Waffenlieferungen verlangte und seststellte, daß China keineswegs ein asiatische» Problem ist, sondern daß China mit dem Einsatz von Blut und Leben seinen Krieg gegen den An­greifer führe. Gelingt China , den Angreiferzu besiegen, dann wird davon ganz Europa profitieren, eS wird für immer von den Drohungen de» japani­schen Imperialismus befreit sein.. Wie immer gibt eS auch diesmal neben den offiziellen Ratssitzungen zahlreiche Besprechungen zwischen den Vertretern der verschiedensten Mächte. Besprechungen, über deren Inhalt und Ergebnis natürlich nur allerlei Mutmaßun­gen möglich sind. Chinesen vor Peking Schanghai . Chinesische Freischärler und Kommunisten operieren sehr rege in einer Ent­fernung von weniger als zwölf Meilen von Peking . Nach chinesischen Informationen wird die Marco-Polo-Brücke, der Ort, wo die ersten Schüsse zu Beginn deS chinesisch«;.panischen Krieges sielen, ehesten» den Gegenstand von An­griffen bilden. Die Japaner schätz n die Zahl der Freischärler auf 80.000; diese befinden sich setzt auf dem Marsche der Provinz Hopei. Die Japaner geben zu, daß die Situation auf dem Schlachtfeld sich in der letzten Zeit wesentlich verschlechtert hat. Eingreifen der englischen Regierung gefordert London. (Reuter.) Die Kapitäne von drei­zehn britischen Schiffen, die in Valencia vor Anker liegen, sandten an das britische Außenamt ein Telegramm, in welchem si« erklärten, daß die Angriffe auf britische Dampfer, welche in den spanischen Häfen ankern, jetzt absolut plan­mäßig vor sich gehen. Die Kapitäne fordern ein sofortiges Einschreiten der britischen Reglreung und verlangen die Schaffung von neutralen Zonen in allen spanischen Häfen, damit dort die bewilligten Frachten ungefährdet gelöscht, bzw. verladen werden können. Lumpen" E» war, wenn wir un» recht erinnern, im Jahre 1904 Lueger , damals allmächtiger Herr von Wien , sagte über die sozialdemokratische Mai­feier:Alle, die am er st en Mai in den Prater gehen, sind Lumpe n." Es waren etliche hunderttausend, die am ersten Mai in den Prater marschierten, e» tvaren die Wiener so« ziaGemokratischen Arbeiterinnen und Arbeiter. Lueger war gctviß ein Meister der Demagogie, aber doch ein Stümper im Vergleich zu denen, die heute den Kamps gegen die Sozialdemokratie führen. Auf den Einfall, man könne den Sozialdemokraten den ersten Mai stehlen und ihn in einen christlichen oder nationalen Feiertag umlügen, kam er nicht. Er beschimpfte einfach alle, die den ersten Mai feierten. Seine vornehme Art aber hat sich in den Rei­hen der Antisozialisten erhalten. Aber da sie nun selber den ersten Maifeiern", können sie nicht alle Maifeiernden schlechthin beschimpfen; nur die Teil­nehmer an den sozialdemokratischen Nkaifeiern, die Sozialdemokraten. Henlein», desFührers" der Partei der Anständigen und Sauberen", Wochen­blattRundschau" schleudert wieder einmal den deutschsprechenden Sozialdemokraten ihren Volks­verrat in» Gesicht" und rüst den Arbeitern, die der Nazi-Terror gleichzuschakten vermochte, zu:An dich aber, dentscher Arbeiter, wenden wir un»: Erkennst du nun, wie recht du tatest, al» du diesen Lumpen den Rücken wandtest?" E» sind, trotz Flüsterpropaganda und Terror, trotz Lockungen und Drohungen, innner noch viel« zehntausende, die den ersten Mai al» Sozialdemo­kraten feierten. Sie all« sind, so sagt e» Henlein » Blatt, nach nationalsozialistischer Ausfassung Lum­pen. Die Namen der Schimpfenden sind andere. Die Schimpstvort« sind die gleichen geblieben. Hoffentlich gibt es noch«ine andere Gleich­artigkeit. Lueger hat e» sehr zu bereuen ge­habt, daß er die sozialdemokratischen Arbeiter Lum­pen nannte! Grauenhafte Giftmorde In der Prager Umgebung rb> In der Ortschaft Krusiöant) unweit der Bezirksstadt Neveklov bei Beneschau ist eine Kriminalassäre ausgedeckt worden, die zu den größten und aufsehenerregendsten Fällen ihrer Art gehört. Gewissermaßen die Einleitung za der nachfolgenden Tragödie bildete der Umstand» daß am 2. Feber d. I. der dort wohnhafte 4öjährige Häusler Josef Rehäk bei der Gen­darmerie erschien und seine Frau der fortgesetz­ten ehelichen Untreue mit dem 68jährigen Mat­thias B o r IS e k, wie auch mit dessen Sohn Franz beschuldigte und die Gendarmen bat» auf die Frau einzuwirken, da daS doppelte Ver­hältnis mit Vater und Sohn allgemeines Aer- gernis errege. Am 8. Feber erkrankte Rchäk plötzlich und starb nach kurzem und sehr schmerz­haftem Krankenlager. Obwohl allerlei Gerüchte umgingen, wurde doch einstweilen nichts weiteres unternommen. Erst als Ende März die 82jäh- rige Gattin Marie des Franz VokiSel (deS Sohnes, der sich mit seinem Baiec in die Gunst der nunmehrigen Witwe Agnes Rehäl teilte) plötzlich unter ganz ähnlichen Umständen starb, wurden gründliche Erhebungen eingeleitct. Der Witwer versuchte den Tod als'eine Wurst­vergiftung hinzustellen, doch ergab sich alsbald die völlige Haltlosigkeit dieser Angabe. Eine Untersuchung de» DarminhalicS der Verstorbe­nen stellte dann fest, daß diese da» Opfer einer schweren Arsenvergiftung geworden war und daß ihr daS Gift zweifellos von einer drit­ten Person ringegeben worden war. Daraufhin wurde die Exhumierung des verstorbene» Josef Rehäk und einer weiteren Verwandten der Agnes VokiSek angeordnet, worauf die Lcichcnteilc gleichfalls dem Chemischen Institut zur Durch­führung der entsprechenden Untersuchung über­stellt werden. Die Vorcrhcbung befindet sich noch im ersten Stadium und läßt keine sicheren Schlüsse auf Einzelheiten zu. Immerhin steht der Hinter­grund dieser tragischen Affäre bereit» ziemlich fest. Es besteht der Verdacht, daß die Marie Vokiäcl von ihrem Gatten unter Beihilfe von dessen eigenem Baler und seiner Aekiebien, der sungverwitwetcn Agnes Rehäk. vergiftet wurde, nachdem die Letzgcnannte ihren Gatten auf gleiche Weise in den Tod geschickt hatte. Wie be­reits erwähnt, tvaren der 65jährige Vater Mat­thias und sein Sohn Franz gleichzeitig Lieb­haber der Agnes Rehäk. Zugleich unterhielten aber Vater und Sohn verbotene Beziehungen zu der minderjährigen Tochter ihrer ehebrecheri­schen Geliebten, und zwar m i t W i s s e n der entarteten Mutter und durch geraume Zeit. Die Frau des jüngeren Borltäck da» zweite Todesopfer versuchte ihren Gatten und Schwiegervater zunächst durch Güte von diesen Beziehungen abzubringen. Schließlich drohte sie mit der Strasanzcige wegen Schändung, tva» tvohl den Anstoß gab, daß die drei den Beschluß faßten, sich ihrer zu entledigen, wie sie sich vorher des Gatten der Agne» Rchäk entledigt halten. Erst nach dem Tode dcr Un­glücklichen und auf eine ganz andere Anzeige hin wurde der ältere VoktSek wegen Schändung verhaftet und so der Hinicrgrund der Giftassäre klargelegt.