Gelte 2

Donnerstag, 26. Mal 1988

Nr. 128

Präsident Dr. Benes an die Kinder In der demokratischen Schule seid Ihr alle gleich**

Prag . Im Nahmen der JubilüumSfcierlich« leiten veranstaltete die Schülerschaft der Prager Bolts- und Bürgerschulen am Mittwoch vormit­tags einen Ilmzug durch Prag , der seinen Höhe­punkt in einer Huldigung vor dem Staatspräsi­denten sand, der am SamStag seinen 64. Ge­burtstag feiert. Auf der Burg schlossen sich den Prager Kindern Delegationen der Schuljugend aller Nationen aus allen Teilen der Republik an. Trr Zug der Kinder traf um halb 10 llhr vor dem Burgtor ei». Im ersten Burghof versammelten sich Delegationen von Kindern ans allen Teilen und allen Nationen der Republik , darunter viele in Nationaltrachten. Etwa 44,000 Kinder waren vor der Burg versammelt. Um 11 Uhr betrat der Präsident in Begleitung seiner Gemahlin den ersten Burghof, von den Kindern mit brausenden Hochrufen empfangen. Schüler des Prager Kon­servatoriums trüge» eine ssansarcnkomposition vor, worauf zwei tschechische Kinder den Präsiden­ten begrüßten. Der Präsident antwortete auf die Begrüßung u. a.r Eignet Euch schon von kleinauf die Eigenschaf­ten an, die auS Euch gute Menschen und ordentliche Bürger der Republik machen werden. Bor allem redet stets die W a b r b e i t. AuS der Wahrheit entsteht die Achtung vor der sittlichen Ordnung und vor den Geietzen, durch die Familie, Gesellschaft und Staat geschützt werden. Lernt sie bald kennen und beachtet sie streng im ganzen Leben. Die Wahrheit ist auch die Grundlage der N ä ch st e n 1 i e b e. Ihr gebt gemeinsam in die Schule und fitzt nebeneinander, arme und reiche, Rngrhbrlge ver- schiedener GesellschaftSschichten, und verschiedener Glaubenlbekenntnisir. E» darf unter Euch keinen Unterschied geben, in der demokratischen Schul» seid Ihr alle einander gleich. Seid unterein­ander verträglich und entgegenkommend, helst rin- ander, gewöhnt Euch an Kameradschaft und Ge­meinschaftsgeist. Reben Euch Tschechoslowaken wachsen unter den gleichen Bedingungen Kinder anderer Na­tionalitäten der Republik In ihren nationalen Schu­le« auf. Lernt einander kennen, suchet dab, was Euch verbindet, bemüht Euch, Euch in allem zu vrrstehen, lernt die Sprache beb anderen, schafft und unterhaltet untereinander briefliche Beziehun­gen und habt Euch gegenseitig gern. TaS ist demo­kratisch und wahrhaft menschlich. Ich habe Euch gern und denke oft an Euch alle; an die Tschechoslowaken, an die Deutschen wie an die Ungarn , Polen und Rumänen, an die Kinder auS Karpathoruhland. An diese und ihre slowakischen Kameraden auS den armen Gebirgsgegenden viel­leicht am häufigsten. Die brauchen am meisten un­sere Liebe und Hilfe. Vergeßt nicht auf sie, vergeßt auch nicht auf jene deutsche» Kinder au» unseren Gebirgs­gegenden an den Grenzen, wo viel Gestein und we­nig Brot ist. Lernt gemeinsam und verlaßt ein­ander nicht in guten und bösen Zeiten. Wir befinden uns hier aus der Prager Burg , die der Sih der böhmischen Könige war. Heute residiert auf der Burg der Präsident, gewählt durch die Vertreter aller unserer Nationalitäten. Seine verfassungsmäßigen Recht« bieten ver­eint die Gewähr, daß alle Bürger diese» Staate» alle Vorzüge genießen können, welche rin freie», vom gemeinsamen Willen und der Zusammenarbeit aller getragene» Staatswesen einräumt, und daß ste stch so voller Freiheit und Ungebundeubeit erfreuen kön ­

nen. Die Prager Burg wurde zum Symbol des Rechte» und der Gerechtigkeit für a l l e Bürger der Republik . Hierauf trat eine Deputation nach der an­deren vor den Präsidenten und seine Gemahlin und begrüßten ihn im Namen der Kinder ihrer Nationalität und ihrer Gegend. ES sprachen slo­wakische, deutsche, ruthcnische, ungarische und pol­nische Kinder, denen der Präsident jedesmal in ihrer Muttersprache antlvortete. Auf die d e u t- s ch e Begrüßung erwiderte Dr. BcneS: Ich freue mich, daß Ihr heute erschienen seid, um gemeinsam mit Euren Schulkameraden tschechischer oder anderer Nationalität unserer Re­ publik Euren HuldigungSgruß darzubringen. In

Chamberlain rühmt die britische Luftwaffe London . In der UnterhauSdebatte über den Luftschutz erklärte Ministorpräsident Cham­berlain, daß er nicht ein» Verspätung, Ent­täuschung und Hindrrilisse leugnen könne, dir sich im Programm der Luftabwehr gezeigt hätten. Da» Programm sei von Zeit zu Zeit geändert und geregelt worden, immer nach dem derzeitigen Bedarf de» Lande». Er zögere aber nicht zu sagen, England bade in seiner Militärluftfahrt eine Verteidigung, auf welche jede» andere

Unter dem TitelDie Sckncksalrstunde" wid­met unser Freund Jexa», der Außenpolitiker de» BrüffelerP e u p l e", in besten TienStagnummer einen ungewöhnlich ausführlichen Leitartikel der tschechosloivakische Frage. Jexas skizziert u. a. die Notwendigkeiten, die der tschechoslowakischen Regie­rung in diesem Zeitpunkt auferlegt sind, und ver­zeichnet den allgemeinen Wunch der demokratischen Bevölkerung unserer Republik nach mehr Kraft und Initiative in der Außenpolitik in folgender Weise: «Die Mächte müssen klar vor ihre Verant­wortlichkeiten gestellt werden. Die Tschechoslowakei braucht nicht zu betteln. Ihre unabhängige und sichere Existenz ist ein LcbcnSintcresse für fast alle anderen"Länder Europas . Wenn Frankreich und England, Belgien oder Hol­ land , Ungarn oder Jugoslawien daS nicht verstehen, so umso schlechter für sie, aber sie würden dann nicht einmal die Entschuldigung haben, daß die Prager Regierung sie in Unkennt­nis der harten europäischen Wirklichkeit belassen hätte. Namentlich Frankreich , England und Ruß­ land müßten unmittelbar vor ihre Verantwort­lichkeiten gestellt werden. Sie müßten nicht nur durch Worte, sondern durch Handlungen beweisen, daß sie nicht die Absicht haben, die Tschechoslowakei ermorden zu lassen, wie sie Oesterreich ermorden ließen und Spanien oder China ermorden lassen. Wenn die feierliche Mahnung der Prager Regie-

Cuch allen, die Ihr hier steht, und daheim in den Schulen wächst die Zukunft unseres Staate» her­an. Diese Zukunft soll glücklich sein und reich an Segnungen eine» dauernden Frieden». Das ist der Sinn meiner Bestrebm^en und der Arbeit der Männer diese» Staate». Ich danke Euch herzlichst' für Eure Wünsche." ES folgten dann noch Begrüßungen durch Kinder aus Mähren und aus Schlesien , sowie durch eine Delegation des Nachwuchses des Noten Kreuzes. Mit der Staatshymne wurde der Fest­akt beendet, worauf dann der Vorbeimarsch aller Kinder in Achterreihen vor dem Präsidenten er­folgte. spielten hiebei die Kapelle der Mili- tärelcvcn und die Kapelle der deutschen Kinder aus N e u d e k, die der tschechischen Jugend sehr ge­fielen. Der Vorbeimarsch dauerte von halb 12 bi» 18 Uhr. Der Präsident verabschiedete sich dann vom Schulminister Dr. Franke, vom Pri­mator Dr. Zenkl und den anderen offiziellen Per­sönlichkeiten und kehrte in die Burg zurück.

dann den Antrag auf Erhebimgen über den Stand de» Luftschutzes ab, da rS in der gegenwärtigen Zeit nicht möglich sei, die Energie der Minister für Flugwesen und Flugindnstrie abzulrnken und zu zerstreuen.

rung nicht daS gewünschte Ergebnis haben sollte, so wären wenigstens die unmittelbaren und die späteren Verantwortlichkeiten klar festgestellt. Aber nicht nur daS verlangt man von der Regierung in Prag . Denn selbst wenn die jetzige Krise ohne Katastrophe vorübergehen sollte, bliebe dennoch da» ständige Problem der Tsche­ choslowakei . Kein Land hätte mehr Recht und Pflicht als sie, eine energische, von jeder diploma« tischen Empfindlichkeit absehende Initiative zu er­greifen, um die Wiederaufrichtung der zivilisierten Ordnung in Europa durch die Wiederherstellung der kollektiven Sicherheit zu verlangen. Der An­schluß hat die geographische Isolierung der Tsche« choflowakei in einem Maße verschärft,.daS auf die Dauer unerträglich ist. Man müsse dieser Isolie­rung«in Ende bereiten durch ein Arrangement großen Stil», sei eS von Polen her, sei eS von der Seite der D o n a u l ä n d e r. Die Schwierig­keiten von der einen wie von der anderen Seite sind allerdings riesig, aber sie müssen bewältigt werden, wenn man die Existenz und den Bestand der Tschechoflowakischen Republik gewährleisten wifl." Dies sind nach JexaS die berechtigten For­derungen der wahrhaften Patrioten der Tschecho­ slowakei , und er fügt hinzu, daß eine scheinbar un­abhängige, aber dem Einfluß Deutschlands unter­worfene Tschechosloioakei für Deutschland freie Bahn bedeutete zum Schwarzen und zum Mittel»

Jedes andere Land könnte stolz sein... Land stolz sein könnte. Wenn dies« Flugwaffe morgen stch der Prüfung unterziehen müßte, dann mögen ihre Mängel wir immer sein würde es sich zeigen, wir mächtig diese Waffe ist. Der Ministerpräsident lehnte

Vie Verantwortlichkeit der flächte für das Schicksal der Tschechoslowakei

« Der Sprang von der Brücke rzühlung von Martin Grill

»Was sollte ich Hier tun? TaS Geschäft des Vaters fortführen? Das verlangt Geld, Glück und Kenntnisse, und von diesen schönen Dingen habe ich nicht viel. Ich müßte mir einen Kom­pagnon nehmen, der mich bestimmt in ein paar Monaten um den Reichtum bringen würde und dann könnte ich wieder von vorn ansangen. Nein, da ist mir der»Condor " schon der bessere AuS- weg." v.

Einige Tage darauf wanderte er mit Evelyn an einem schönen Frühsommertag hinein in daS Land. Die letzten verstreuten Siedlungen blieben an der Landstraße zurück. Die Schornsteine der Fabriken standen als dünne Striche am Horizont und die Rauchwolken, die sie ausstießen, schwebten als grauer Dunst über die Stadt. Schon in der ersten Woche nach seiner Rück­kehr hatte Peter dem Mädchen versprochen, daß er es einmal zu jenen Stellen führen wolle, die in seiner Erinnerung für immer mit den ersten, dem Erlebnisdrang der Äinderjahre entsprungenen Fahrten verbunden waren. Gegen Mittag gingen sie zur.Küste zurück. Sie erstiegen einen mäßig hohen Felsenwall, der wie ein Damm das Land vom Meere trennte, und schauten hinaus in die unendliche Weite. Unter ihnen war noch ein schmaler, sandiger Landstreifen, hinter ihm aber wuchs in beklemmender Größe und Einsamkeit das Meer auf und erfüllte den Horizont. Auf dem Sand zu ihren Füßen liefen sich die jagenden Wellen tot, über den Klippen schrien die Möven und darüber lachte der klare Himmel eines Früh- V'mmertages. Hier hatte Peter manchen Tag

verbracht, allein oder mit einem Kameraden, in diesen windgeschützten Felseinschnitten hatten sie gelegen und von Seeräuberei und Heldentaten ge­träumt. Dann war alles anders gekommen: Die Seeräuber hatten sich modernisiert und hieyen nicht einmal Seeräuber mehr und von den wirk­lichen Helden dieser Zeit sprach selten jemand. Sie stiegen hinab zum Strand und warfen sich bald daraus wie übermütige Kinder den her­anrollenden Wellen entgegen. Evelyn war eine geschickte Schwimmerin und überwand leicht die Wellen, di« der Seelvind vor sich her trieb. Peter war ungeschickter und weniger flink beim Tauchen, so daß ihm nicht gelang, Evelyn einzuholen. Eine Weile jagten sie einander hin und her, bis sich das Mädchen großmütig fangen ließ, schein­bar erschöpft und bezwungen. Peter trug sie mit Siegermiene an den Strand, das Lächeln, das um Evelyns Mundwinkel spielte, entging ihm. Auch sie kannte schon die einfache Frauen-WeiSheit, daß man Männer in dem Glauben lassen soll, daß sie die Stärkereien seien, dann lassen sie sich in wich­tigeren Dingen um so eher leiten. Später, al» sie im tvarmen Sand lagen, er­zählte sie von ihrer Jugend. In ihrem Leben war viel Einsamkeit und Not und wenig Frepde ge­wesen. Al» ihre Eltern nacheinander starben, Ivar sie in Mutter Marie» Hau» gekommen und hatte sich dort bald geborgen und heimisch gefühlt. Daß sie sich diese» Gefühl» der Geborgenheit eigentlich erst in den letzten Wochen recht bewußt geworden Ivar, sagte sie nicht, sondern dachte es nur, als sie geendet.hatte und mit dunklen, träu­merischen Augen zum klarblauen Himmel enchor« schaute. Dann schlief sie, den Kopf an PeterS Schulter gelehnt, rin. Der Wind spielte mit ihren blonden Haaren und trieb sie dem jungen Mann inS Gesicht, die Luft war lau und lind und Über den wasserumspülten Klippen kreischten die im Sturzflug durcheinanderflatternden Möven. Drau­ßen in einer Meile Entfernung stampfte ein Küstendampfer nordwärts; den Horizont säumten die braunen Segel einiger Fischerboote. Die Welt

war groß und still und einsam, doch Peter fühlte das nicht: Zum ersten Mal im Ablauf seines be­wußten Lebens wurde ihm klar, daß er auf dieser Welt nicht allein stand, daß durch sein Dasein sich ein anderer Mensch sicher und geborgen, vielleicht sogar glücklich fühlt« und diese Erkenntnis machte ihn selbst glücklich und froh. Er lag unbetveglich, schaute zu den sich kräuselnden Wellenkämmen hin­unter und wagte nicht, sich zu bewegen, da er das Mädchen nicht wachrütteln wollte. Erst dann, als eS im Schlaf von seiner Schulter herabglitt, um sich, aufseufzend wie ein Kind, bequemer zu legen, beugte er sich behutsam und von Tunkbarkeit er­füllt hinüber und küßte scheu die roten, warmen Lippen. Später, als die Sonne sich gegen Westen neigte, Ivanderteu sie heinxzu. ES war ein schöner, froher Tag gewesen, ohne Mißflang und ungute Worte und wie von selbst fanden sich ihre.Hände, als sie der Stadt zuschritten. ES Ivar schon dun­kel, als sie nach Hause kamen. Bor dem Hause trafen sie Tom, der, zum AuSgang gerüstet, augenscheinlich auf jemanden wartete.Haflo", rief er,da kommen ja die zwei verlorenen Königskinder, um die sich Mamma so gesorgt hat! Werden gewiß froh ge­wesen sein, daß sie uns nicht gesehen haben. Na, jedenfalls wünsche ich, sich gut amüsiert zu haben!" Er schwenkte den Hut und ging lachend davon. Die zwei sahen sich etwas befremdet und ernüchtert an' und betraten das Haus. Die Har­monie des Tages war durch einen Mission ge­stört worden. 7. DaS Verhältnis zwischen den beiden Men­schen wurde herzlicher und inniger, und eS kam die Zeit, da sich Peter fragte, ob er nicht etwa» voreilig gewesen war, als er nach der Unter­redung mit seiner Stiefmutter an den Schiffer geschrieben hatte, ihm seinen Platz auf dem»Con­ dor " freiznhalten. Hier war ein frisches junges Geschöpf, das

ländischen Meer, freie Hand für die Armeen de» Reiches nach Westen, gegen Frankreich , England, Belgien und Holland .»Wir durchleben", so schließt der Artikel,einen der seltenen Augen­blicke der Geschichte, in denen die Schicksale eine» Kontinentes innerhalb weniger Wochen geschmie­det werden, in denen aber die Staatsmänner, wenn sie nur rasch handeln, noch die Möglichkeit besitzen, entscheidend Einfluß zu nehmen. Werden sie die flüchtige Stunde verstreichen lassen?"

VeruMguns auf dem Seldmsrlet (»richtet Or. Kalfus im Ministerrat Prag . Der Ministerrat hielt im Hinblick auf den auf den 26. Mai fallenden Feiertag, be­reits am Mittwoch mittags seine regelmäßige 2it> zung ab. ES wurden die Berichte Uber die Ver­handlungen de» MinistrrkomiteeS für politische Fragen genehmigt und der Bericht de» Finanz» ministerS über die ringetretene Beruhigung auf dem Geldmarkt mit Befriedigung zur Kenntnis genommen. Genehmigt wurde ein Gesetzentwurf über die öffentlichen, Straßen und Wege solvie über die Straßenpolizei und der Entwurf einer Regierungs­verordnung über die innere Organisation des Ober­sten BerivaltungSgerichtShofeS. Ferner wurde da» Filmabkoimnen mit Amerika und der Antrag auf Ratifizierung des Genfer Protokolle» vom 17. Juni 1025 über da» Verbot der Anwendung von Stick-, Gift- oder ähnlichen Gasen genehmigt, weiter» die vom Handelsministerium beantragte Regelung der ausländischen Filmeinfuhr und der Unterstützung der heimischen Filmproduktion.

Heldentum des 20. Jahrhunderts" Tschechische Blätterstimmen zum Wahl­ergebnis In»Prävo Lidu" zieht Milos B a n i k eine politische Bilanz der Gemeindewahlen, in der er zunächst das Wahlresultat in 05 tschechi­schen Gemeinden zusammenstellt, in denen die tschechische Sozialdemokratie kandidiert hat. Da­nach ergibt sich in diesen Gemeinden bei den tschechischen Sozialdemokraten ein Stimmen­zuwachs von 8.0 Prozent, bei den Nationalsozia­listen von 14.5 Prozent, bei den Agrariern von 4.7 Prozent und bei der tschechischen BolkSpartei von 4.6 Prozent, dem gegenüber steht ein Stim­menverlust der Nationalen Vereinigung von 28.8 Prozent, der Kommunisten von 21.2 Pro­zent und der Gewevbepartei von 14.2 Prozent. Die Nationalsozialisten, so wird in diesem Kom­mentar gesagt, haben ihr« Position in Prag be- deutsani verstärkt, und zwar auf Kosten der Na­tionalen Bereinigung und der Stkibrnh-Liga. Dieses Faktum läßt sich als ein Anzeichen der großen Llbkehr der Prager Kleinbürgerschast vom nationalen Chauvinismus zugunsten einer vor« ausschauenden und friedlichen Nationalitäten­politik, wie sie im Vorgehen des Präsidenten der Republik verkörpert ist, erklären." Die Kommu­nisten haben, so wird gesagt, in Prag bedeutend gewonnen, in der Provinz aber ebenso verloren. «Ihr Prager Erfolg hat seine Wurzel in der radikalen Veränderung des Kurses dieser Partei, in der Richtung zur Untersttzung der Demokratie, zur Stärkung der Wehrhaftigkeit des Staate», ja in der Umkehr zum Patriotismus, den ins­besondere in den lebten Tagen vor den Wahlen

ihn lieb hatte, das wußte er nun bestimmt, und an dem ihm mehr lag als an irgend einem Men­schen in der Welt. War er nicht ein Narr, wenn er jetzt auf große Fahrt ging, um lange Zeit fortzublriben und das Mädel allein zurückzu­lassen? Sie waren so gute Freunde geworden, es würde ihr sehr leid tun, wenn er sie nach so kurzer Zeit schon verließ. Peter ging mit wirrem Kopf umh.'r und suchte einen Ausweg. Die besonderen Verhält­nisse dieser Zeit erleichterten ihm keineswegs de» Entschluß. Der Mutter wollte er nicht auf der Tasche liegen, und eine LebenSmöglichleit zu finden war schwerer als je zuvor. Der Handel machte eine neue Krise durch, die Wersten arbei­teten mit halber Belegschaft und einige Fabriken waren überhaupt stillgelegt. Die Arbeiter standen an den Straßenecken und beim Haseneingang, hatten die Hände in den Taschen vergraben und machten sich mit dem Gedanken vertraut, betteln gehe» zu müssen, und die arbeitsscheuen Ele­mente, die in den guten Jahren auf Kosten der andern gelebt hatten, dachten ernstlich daran, sich eine Arbeit zu suchen. ES war aussichtslos, mit einem der beiden Lager konkurrieren zu wollen. Es ist nicht leicht, zu wählen, wenn man keine Wahl hat. Schließlich teilte er Evelyn seinen Entschluß mit. Sie waren abseits der belebten Straße in das Land hineingewandert. Zu feiten der ein­samen Wege dehnten sich blühende Wiesen, über deren waflendes Gräsermeer der laue Sommer­wind schmeichelnd dahinstrich, einzelne rote Blü­ten glühten wie Feuermale im Sonnenglanzt auf und grüßten wippend die beiden jungen Menschen. Der Weg senkte sich in ein schmales, verborgenes Tal hinab, das von einem kleinen Bach durchflossen war. An de» Hängen wucherten Weißdorn und grüne Weiden , zwischen ihnen ragten helle Birkenstämmchen auf, die ihre mit frischem Grün geschmückten Zweige über die kleine Wildnis ausbreiten. (Fortsetzung folgt.)