«f. 13» Mittwoch, 15. Juni 1938 Lett« 5' Marie Becker kämpft um ihr Leben Der große Glftmordprozatt In Lüttich Von Dr. E. Jolowlcz nießen, trieb sie in die Nachtlokale, Gier in die Arme der Liebhaber und die gleiche Gier brachte das Verlangen nach Geld und erzeugte möglicherweise die Mordplänc, die ihr das Geld schnell und sicher verschaffen sollten. Klug wie eine Schlange Wenn auch die Angst im Hintergrund der Seele dieser Frau lauert, so läßt ihr Verhalten bei den Verbrechen und im Prozeß kaum etwas davon merken. Die kluge Voraussicht, die Ab» schätznng persönlicher Wirkung, die Organisation und die prompte und zielsichere Durchführung kennzeichnen am schärfsten das Vorgehen der Marie Becker. Sie weiß, wie aus der traurigen und fast monotonen ersten liebersicht über die Vorgänge beim Tode der verschiedenen Opfer hervorgeht, leicht das Vertrauen alter Frauen zu gewinnen. Sic sucht sich Franc» aus, die etwas besitzen und kommt ihnen schnell nahe. Eine kleine Unpäßlichkeit oder eine chronische Kränklichkeit gibt der neuen Freundin Anlaß, ihre Hilfsbereitschaft zu zeigen. Die Becker übernimmt die Pflege— und wenige Tage darauf sind die Frauen tot, und es fehlen aus ihrem Besitz Juwelen und Geld. Die Becker aber hat nichts mit dem Tode zu schaffen, sie ist unschuldig, und ein Opfer ihrer Gutmütigkeit— so sagt sic immer wieder. Auch daß sie in ausfallenden Mengen ein merkwürdiges Gift bezogen hat— Digitalis — da» gleichzeitig ein sehr nützliches Medikament ist, dürste man nicht gegen sie auSnuhen. Auch dafür hat sie eine Erklärung vorbereitet. Sie hat da» Gift einer Holländerin geliefert, die es. über die Grenze schmuggelte. Ole grolle Unbekannte meldet sich Die Einführung der„Großen Unbekannten" wäre nun an sich kein besonders origineller Trick. Die Klugheit besteht nur darin, daß sie sehr genaue Details angock, die Frau so darstellte, daß sie auS Gründen der eigenen Sicherheit nicht vor Gericht erscheinen könne und dabei in stark suggestiver Weise die Vorstellung heraufbcschwor, die Freundin werde sich doch melden, um sie zu retten. Und wirklich bekamen der Präsident und die Verteidiger schon am zweiten VerhandlungStage Briefe von dieser Frau. Ob diese Briefe echt sind, wer sie geschrieben hat. ob sie vorher bestellte Arbeit sind oder vielleicht ein Fanatiker sie unter dem suggestiven Einsluß der Worte der Becker geschrieben hat, das wird erst die weitere Verhandlung ergebe». Vorläufig scheint der Schlag daneben gegangen zu sein, da immer noch niemand von der Existenz dieser Uiibekannte» überzeugt ist. Ein vielleicht unvermeidlicher Fehler liegt in der Wahl des Giftes. Tas Digitalis ist ein aus den Blättern einer in gemäßigtem Klima tveit verbreiteten Pflanze, des Fingerhute». Es ist das gebräuchlichste Herzmittel und leicht zu beschaffen. Um er als tödliches Gift wirken z» lassen, muß man aber schon recht erhebliche Mengen nehmen. Der schlvächste Punkt im Ausbau de» Systems der Becker scheint mir zu sein, daß für eine Rauschgiftschmngglcrln kaum Anlaß bestehen könnte, da» billige, überall erhältliche und leicht herstellbare Digitalis sich in schwachen Lösungen zum Schmuggel zu verschaffen.(Copyright bn lMitropreß.) IMhwirWtaft und MTP Lüttich. Feierlich, schwer und imponierend wirkt der historische Saal in LüttiK, in dem sich eben einer der größten Giftmordprozcsse ab« spielt, der seit 00 Jahren vorgckommen ist. Würdig sitzen vor getäfelter Wand der Präsident und die Beisitzer, drohend neben ihnen der Generalstaatsanwalt Dellvaidc, der die furchtbare Anklage erhebt, eine Frau habe 16 Men« sche.n innerhalb von zwei Jahre»durch Gift ums Leben gebracht. Auf der rechten Seile des Saales sieht man auf der Geschworencnbank die gespannten Gesichter von Bürgern, die sich ihrer Pflicht und ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen mehl bewußt zu sein scheine». Daneben gibt c» noch eine Bank mit den Zivilvertretern der Opfer, ilnlvälte, die noch nicht in Aktion getreten sind, een denen aber noch manch tatkräftiges Eingreifen zu erwarten ist. Und diesem Apparat steht auf ebenso feierlicher Szene eine fast 55 Jahre alte Frau gegenüber, gllesn, nur auf die Hilfe zweier Anwälte angewiesen, die ihr zwar den Kampf erleichtern, abir nicht abnehmen könne». Den ganzen ersten Tag steht sic aufrecht zwischen zivei jungen Gendarmen, verliert keinen Augenblick ihre Ruhe, ihr breiter, schmaUippiger Mund formt klare Antworten, in denen sic alle Schuld ableugnct und sich al» Opfer einer Reihe von Irrtümern hinstellt. Da die Angeklagte Marie Becker, geborene Petitjean leugnet, müssen die Geschworenen mit Hilfe des Gerichtes die Wahrheit suchen. Die Voruntersuchung, die 18 Monate dauerte, hat jedenfalls ein Beweismaterial von erdrückender Kraft gesammelt. Ole Motive Schon die einfachste Handlung— so lehrt die moderne Psychologie— ist nicht durch ein einziges Motiv bedingt, sondern durch ein Motivbündel. Innerhalb dieses Bündels haben die Teilmotive einen unterschiedlichen Wert, und nicht immer ist die» am deutlichsten hervorgctre- tene Motiv auch da» entscheidende. Der Begriff „Motiv" muß bei dieser Betrachtung sehr weit verstanden Iverden und alle Gründe, Neigungen, Leidenschaften, Triebe, Konstellationen umfassen, die eine Tat bestimmen können. Eine verbrecherische Tat aus Leidenschaft ist motivisch anders zu sehen, als ein überlegte» Verbrechen, eine einmalige Tat ander« als eine Serie von Verbrechen. Eine einnialige Konstellation von GclegenheitSumständen, da» unglückliche Zusammentreffen mehrerer Determinanten kann eine- verbrecherische Neigung, einen Zerstö« rungSIrieb plötzlich und einmalig zum Aufsprin- gm bringen. Bei Masscnverbrechcn, bei Serienmorden dagegen, wie Im Falle Becker, spielt der Charakter, die ganze Lebensentwicklung, die Intelligenz und die moralische Grundhaltung eine viel entscheidendere Rolle innerhalb des Motivbündel». Oss Vorleben Bisher ist nnr die Tatsache ausfallend, daß die große Verbrecherin, wie die Voruntersuchung und die Anklage sie sehen, bi» zu ihrem 50. Lebensjahre ein völlig unaufsälligcS und ereignisarme« Leben geführt Hal. Sie lebte al» kleine Schneiderin, deren Kundenkreis meist au» Arbeiterfrauen und kleinen Angestellten bestand, führte eine durchschnittliche Ehe, ohne viel Wert auf AuS» gehen und Liebesbeziehungen zu legen und trat in keiner Weise hervor. Mit 50 Jahren tritt eine Wandlung ein. Sie fälscht ihren Paß nnd macht sich nm zehn Jahre jünger. Sie schneidert sich ein auffallendes Abendkleid und geht aus die Licbhabersnche. Sie führt ein Doppelleben, bleibt am Tage die kleine Schneiderin, die mit den Kleinbürgern ihres Viertels auf gutem freundschaftlichem Fuße steht und treibt sich abend» und nacht» in zweifelhafter Gesellschaft in zweifelhaften Lokalen herum und trinkt. Toilettensorgen von„Madame“ Wie tief die Wandlung geht, kann man an zwei kleinen Symptomen sehen. Für den ersten Vcrhandlungötag, bei dem cs für die Frau um Leben und Tod geht, beschäftigen die Becker... Toilettenfragen. Nach anderthalb Jahren Untersuchungshaft läßt sie sich zur Verhandlung ein neue» Kleid kommen, Hut, Mantel, Handschuhe und erscheint ans der Anklagebank sorgfältig mit einer gewissen Eleganz gekleidet. Ihr Gesicht hat sie mit Puder und Lippenstift zurechtgemacht. Torschlußpanik Man bezeichnet die Angst alternder Frauen als Torschlutzpanik. Die Frauen spüren und wissen, daß ihr frauliche» Leben sich seinem En' c nähert. Sie werden v'on der Angst gejagt, sie hätten da» Schönste im Leben versäumt, seien zu kurz gekommen, hätten das Leven nicht genossen und morgen schon könnte es zu spät sein, um das Versäumte nachzuholen. Panischer Schrecken ergreift sie, das Tor könne zufallen, und sie seien unwiderruflich ausgeschlossen. . Dieser panische Schrecken treibt viele Frauen zu unbesonnenen Handlungen, manche in schwere nervöse Krankheiten und Depressionen. Marie Becker stieß vielleicht ihre Torschlußpanik in ihr Doppelleben. Gier, das verlöschende Leben zu ge- Generalversammlung des Industriellenverbandes Prag . Dienstag hielt der Zentralverband der tschechoslowakischen Industriellen seine 20. Generalversammlung ab. welcher eine Manifestationsversammlung in Gegenwart des Ministerpräsidenten Dr. HodZa, der Minister Mlioch und Je« jek, des Gouverneurs der Nationalbank Dr. Engliö sowie zahlreicher Vertreter öffentlicher Körperschaften folgte. Die Versammlung wurde durch eine Kundgebung des HandclSminister» eröffnet, nach welchem Dr. Preiß, im Namen de» Deutschen HauptverbandeS der Industrie Th. Lie- bieg und'für die slowakischen Industriellen Dr. Ing. Zuffa, ferner Dr. I. Bata sprachen. Eine weitere Serie von StraBenarbelten Im Bereich der teckmischen Abteilungen der Bezirksämter in Teplih-Schönau, Telsche n und Böhmisch- Leipa werden im Jahre 1938 folgende au» dem staatlichen Straßcn- fondö unterstützte Herrichtungen von BczirkSstra- ßen fortgesetzt, rcsp. begonnen werden: Der Bezirk Teplih-Schönau seht heuer die Herrichtung der Straße Teplih-Schöna u— Zinnwald, die einen Teil der zwischenstaatlichen Verbindung Oslo —Berlin —Prag —Wien bildet, fort. Die Fahrbahn dieser Straße wird mit Kleinwür» fein gepflastert; Heuer werden ungefähr 1,500.000 Xä verbaut, wovon der staatliche StraßensondS 1,880.000 Kö erseht. Außerdem wurde dem Bezirk Teplih-Schönau ein weiterer Beitrag von 812.000 EL aus dem Straßenfonds zur Pflasterung der Be« zirksstraße Tur n—M a r i a s ch e i n in der Gemeinde Sobortcn bewilligt. Der Aufwand für diese Pflasterung ist mit 520.000 Xö veranschlagt. Dem Bezirk Dux wurde rin böprozcntiger Beitrag aus dem StraßensondS in der maximalen Höhe von 1,000.000 Xi für die Pflasterung der BezirkS- straße B r ü x—K lost ergrab in der Stadt Klostergrab bewilligt., Im Bezirke B i I r n' wird die Bezirksstraße D u x—A ussig in der Gemeinde H o st o m i tz mit einem veranschlagten Bauauftvand von 500.000 X» gepflastert werden. Zu diesen Baukosten wurde auch ein Beitrag au» dem staatlichen StraßensondS in der Höbe von 400.000 Xö bewilligt. Der Bezirk Brüx beendigt die Pflasterung der Bezirksstraße Khan— Obrnih—Bikin, für welch« au» dem StraßensondS ein SOprozentiger Bet- irag zu dem veranschlagten Baufauswand von 750.000 Kt bewilligt wurde. Ter Bezirk T e t s ch e n richtet mit Beihilfe des staatlichen StraßensondS fortschreitend die Bezirksstraße HerrnSkretschen— Rainwiese— Dittersbach her. die für den lokalen Touristenverkehr große Bedeutung hat. Der Bezirk schreitet im heurigen Jahr zur Herrichtung eine» Abschnittes mit einem Aufwand von 1,685.000 XL, zu welchem«in VOprozentiger Beitrag aus dem Straßenfonds bewilligt wurde. Die prosektirrt« Verbesserung wird an» der Verfestigung der sehigen gewalzten Fahrbahn durch eine schwer« Steinbeton-Decke bestehen- Außerdem wurde dem Bezirk ein 80prozen« tiger Beitrag au« dem Straßenfonds zur Herrichtung der Bezirksstraße Steinfchönau—Mei« stersdor f—G ersdorfmit einem Aufwand von 210.000 XL bewilligt. Mit dieser Arbeit wird ebenfalls noch heuer begonnen werden. Der Bezirk R u m b u r g beabsichtigt noch in diesem Jahr die BezirkSstraße D ch ö n b o r n— Schönlinde in der Läng« von 406 Metern.zu rekonstruieren, wofür ihm aus dem Straßenfond» ein SOprozentiger Beitrag zu den auf 287.000 Xi. veranschlagten Baukosten bewilligt wurde. Dem Bezirke Schluckenau wurde In der lehten Zeit ein SOprozentiger Beitrag au« dem staatlichen StraßensondS zur Pflasterung der Bezirktstraße Alt-Ehrenber g—N ieder-Einsie- d el in N i x d o r f. die mit 880.000 Xi veranschlagt wurde, bewilligt. Der Bezirk Böhmisch-Leipa stellte Im Jahre 1087 mit Unterstützung de» StraßensondS«ine Asphalt-Fahrbahn auf der BezirkSstraße N i e m e S— Deutsch-Gabel her und in diesem Jahr wurde ihm ein 75prozentiger Beitrag zur Herstellung eine» mit 06.000 Xi veranschlagten Abdichtung»anstriche» bewilligt. Im Bereiche der nordböhmischen Bezirke Reichenbcrg und Trautenau werden Heuer im Die ausgezeichneten Heilerfolge der Quöllen von M BAD LUHACOVICE sind das Geheimnis größter J Beliebtheit. Tuhffi W» Jint«l» Rahmen der genehmigten Straßenbauprogramme Herrichtungen von einzelnen Abschnitten der Staatsstraßen mit einem Gesamtaufwand von 2,984.000 Xi dnrchgesührt. Hievon entfallen im Bezirke Reichenberg auf Untcrbauherrichtung und Walzung l 10.000 Xi, leichte Straßenbelage 225.000 Xi und schwere Straßendecken 1,404.000 Xi und im Bezirke Trau tenau auf leichte Straßenbelage 185.000 Xi und auf schwer« Straßendecken 1,020.000 Xi. Als schwere Straßendecken werde» Pflasterungen mit Kleinwürseln von vier städtischen Straßendurchzügen im Bezirke Reichenberg und von«Wei städtischen Straßendurchzügcn im Bezirke Trautenau errichtet werden. Der Kostenaufwand für diese städtischen Straßendurchzüge von Staatsstraßen lvird zu 00 Prozent durch Subvention au» den Mitteln de» Straßenfonds gedeckt. Die Vorbereitungsarbeiten sind so weit gediehen, daß die Bauarbeiten in der allernächsten Zeit in Angriff genommen werden können. Die Durchführung dieser Arbeiten wird in erheblichem Maße zur Linderung der Arbeitslosigkeit beitragen. Ole Refundierung der Handelssteuern Der Zentralverband der Industrie intervenierte, wie die„Prager Presse" meldet, beim Vorsitzenden der Regierung und bei den Wittschast»- ministerien wegen beschleunigter Lösung der Refundierung der Handelssteuern in einigen Industriezweigen überhaupt, sowie Refundierung der Umsahsteuer bei der Ausfuhr für das Steuerjahr 1938. Diese Refundierung wurde bi» heute noch nicht festgesetzt. Das Finanzministerium hat an seinem ursprünglichen Antrag einige geringere Aenderungen vorgenommen. Für die Ausfuhr von Glas und Glaswaren wird jeht festgesetzt, daß sofern für die Erzeuger, die in der Verkaufsvereinigung der DafelglaSfabriken A.-G. in Prag zusamniengeschlossen sind, diese Bereinigung GlaS und Glaswaren ausführt, sie auf Rückerstattung des RefundierungSbetrage» an Stelle der Erzeuger Anspruch hat. Die Erleichterungen bei-er Ausfuhr von Kleimnetall« waren werden ausgedehnt. Uiw:reinbart bleiben jedoch nachstehende Erleichterungen: 1. Erleichterungen bei der Ausfuhr von Textilgegenständen, bei denen das Ministerium verlangt, daß di« beantragten RefundierungSbeträge erhöht werden. 2. Die Erleichterungen bei der Ausfuhr von Metallgegenständen. 8. Die Erleichterungen beim Export von Braupech, 4. Die Erleichterun- I gen beim Export von Gummiwaren. 5. Die Er leichterung bei der Ausfuhr von Lcderschuhcn. 6. Die Einführung einer neuen Erleichterung bei der Ausfuhr von Lederhandschuhen. Der umge- arbeitcte Entlvurf des Finanzministeriums berücksichtigt nicht Erleichterungen bei der Ausfuhr von Bugholzmöbeln, desgleichen nicht bei der Ausfuhr von Viskosepapier. Das Finanzministerium lehnt ferner den Antrag ab, daß die Erleichterungen bei der Ausfuhr von Musikinstrumenten auf Piano» und PianinoZ ausgedehnt werden. Man erhält für KL 100 Reichsmark<««,, , 708.— Markmünzrn.».» 817.50 100 rumänische Lei.»- 18.00 100 polnische Zloty.... 540.50 100 ungarische Pengö... 598.50 100 Schweizer Franken.. 659.50 100 französische Franrü.. 82.20 1 englische» Pfund... 143.50 1 amerikanischer Dollar., 28.80 100 italienische Lire.». 161.40 100 holländische Gnlde».. 1593.— 100 sngoslawisch« Dinar«., 64.80 100 Belga» 488.— 100 dänisch« Kronen... 638.— Mitteleuropäische Konferenz der Angestelltenverbändo Die Arbeitsgemeinschaft der Angestelltengewerkschaften Mitteleuropas mit dem Sitz in Prag , die im Sommer 1983 begründet worden Ivar, hat sich in den abgetan jenen fünf Jahren ür die Gestattung einer einheitlichen Grvßraum- wirtschast im Donanbccken eingesetzt. Ein von der Arbeitsgemeinschaft im Jahr« 1934 beschlossener Donauwirtschastsplan hat bei den maßgebenden Stellen in Mitteleuropa , aber auch in England und Frankreich allgemeine Anerkennung gesunden. Die Schaffung einer Donau -Wirtschaftseinheit soll vor allem auch eine notivendige Voraussetzung bilden, um den Lebensstandard der arbeitenden Bevölkerung in den mittel- und si'idosteuropäischc» Ländern heben zu können. Durch den Anschluß Oesterreich « an Groß-Deutschland hat sich die Situation handelspolitisch wesentlich geändert, doch hält die Föderation daran fest, daß«ine gemeinsame regionale Wirtschaftspolitik der Donau - länder heute notwendiger denn je ist, um eine wirtschaftliche Konsolidierung und den politischen Frieden in Gesamt-Europa zu gewährleisten. Die in der heutigen Lage erforderlichen Maßnahmen werden Gegenstand der Beratungen einer mitteleuropäischen Konferenz aller Angestellte.nver- bände auS sämtlichen Staaten Mittel- und Süd« osteuropa » sein, die in den nächsten Tagen in Prag zusannnentretcn wird. Schweizer Bundesrat gegen Arbeitszeitverkürzung In der Textilindustrie Bern . Der Bundesrat beschloß, das lieber« einkommen über die Berlürzung der Arbeitszeit in der Textilindustrie nicht zu ratifizieren. Diese» Abkommen beruhte auf dem Grundsatz der 40« Stundenwochc. Die Stellungnahme zur Ratifikation des llebereinkonnnen« über die Zulassung von Kindern zur gewerblichen und nichtgcwerb« tichen Arbeit soll vertagt Iverden, bis die eigene Vorlage über die Erhöhung de« Mindestallers von 14 aus 15 Jahre entschieden ist. Lin Rohling Pro».—rb— Der 86jährige Landwirt Franz L i s k a aus KunLlice war vor dem Straiiena: der GR. Vycpälek des Verbrechen» der schweren Körperbeschädigung angctlagl, weil er, nach eigenem Geständnis, den Schüler der ersten Volksschulklasse Josef Fi»er mit einem Peitschenstiel derart mißhandelt hat, daß dem armen Jungen ver Unterarm gebrochen wurde. Wie die Anklage mit den Morten de» Paragraphen ausführt, war der verletzte Junge „durch mehr al« dreißig Tage arbeitsunfähig". Die„Arbeitsunfähigkeit" eine» Sechsjährigen zu bestimmen, ist allerdings eine ziemlich schwierige Sache. Festgestellt ist jedenfalls die besondere Roheit der erfolgten Mißhandlung. Mit Rücksicht auf die Unbescholtenheit des Angeklagten wurde dieser zwar zu d r e i M o n a t e n s ch w e r e n Kerker» verurteilt, aber unter gleichzeitiger Zuerkennung de« auf drei Jahre bedingten Strasauf« schube». VERLANGET UEBERALL
Ausgabe
18 (15.6.1938) 139
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