Seite S "Jr. 146 Donnerstag, 23. Juni 1938 IW&MuirWuift und äoLialpoLM Der Steuerertrag Im Mal Der Bruttoertrag der Steuern und Abgaben behielt auch im Mai seine steigende Tendenz bei. Die Gesamtsteigerung gegenüber dem Borjahr betrug im Mai rund 237 Millionen, da» sind 28.4 Prozent und im Zeitraum Jänner bis Mai 1988 im Vergleich zur entsprechenden vorjährigen Periode 622 Millionen, da» sind 16.6 Prozent. Nach den vorläufigen I Ergebnissen war der Ertrag im Mai(in 1909 KL): 1938 gegenüber 1987 % Direkte Steuern 858.565 + 140.781 66.2 Umsatz- und Luxutsteuer 322.752 + 51.557 19.0 stille 62.447 — 1.898 2.2 Verbrauchssteuern 205.185 + 24.628 18.6 Gebühren 124.880 + 24.289 241 Monopole 4.808 . 2.654 88.1 Zusammen 1,078.026 + 287.158 28.4 In den ersten fünf Monaten war der Er- trag(in 1999 XL): 1938 gegenüber ' 1987 % Direkte Steuern 1,507.445 +866.785 82.1 Umsatz- und Lurulfteuer 1,168.696 + 122.811 11.7 stelle 292.892 — 82.645 10.0 Verbrauchssteuern 084.512 + 05.998 10.8 Gebühren 652.698 + 67.865 11.6 Monopole 28.059 + 2.188 8.2 Zusammen 4,683.802 + 622.447 15.5 Die größte Steigerung weisen wiederum die direkten Steuern(rund 1*11 Millionen bzw. in fünf Monaten rund 367 Millionen) und die Umlatz- und Luxussteuer(rund 52 bzw. rund 122 Millionen) auf. Die Verbrauchssteuern ergaben einen Mehrertrag von 25 bzw. 96 Millionen, die Gebühren von 24 bzw. 68 Millionen K£. Der Ertrag der Monopole hielt sich im ganzen auf der vorjährigen Höhe. Nur die Zölle haben im Vergleich zum Jahre 1987 einen kleineren Ertrag— eine Holge de» verschlechterten internationalen Warenverkehr»— und schließen bisher mit einem Gesamtabgang von rund 88 Millionen. Nach Abzug der Anteile und Zuweisungen der SelbsiverwaltnngSkörper verbleibt als Rein» ertrag(in 1909 KL) ' Mai 1988 Jän. —Mai 1988 Direkte Sjeuzrn 328.282 1.85S.M,., Umsatz- u. fiuru» steuer 178.692 877.781 Zölle 50.909 281.684 Verbrauchssteuern 169.883 789.478 Gebühren 124.29» 649.763 Monopole 4.808 28.058 Zusammen 860.868 8,488.101 Zur Frage der Getreidepreise Innerhalb de» Vorstände» der tschechoslowakischen Getreidegesellschaft werden gegenwärtig intensive Verhandlungen über die Festsetzung der Getreidepreise für das nächste Erntejahr geführt. Die tschechischen agrarischen Kreise verlangen eine Erhöhung insbesondere des Weizenpreises, wogegen sich im„Prävo Lidu" der Direktor der tschechischen Großeinkaufsgesellschast Emil Lustig wendet. Er sagt, daß die Situation, in der sich Staat und Bevölkerung befinden, eine Erhöhung der Preise irgendwelcher Waren nicht ratsam erscheinen lassen. Der Weizenpreis ist in den letzten Monaten um 20 Prozent, der Roggenpreis um 80 Prozent heruntergegangen. Wenn nun in der ganzen Welt die Getreidepreise sinken, können sie in der Tschechoslowakei nicht erhöht werden. Im Gegenteil I Durch Jahre hindurch wird ev bei uns empfunden, daß der Weizenpreis unangemessen hoch ist; selbst die Landlvirte verweisen darauf, daß der Weizenpreis schon im Hinblick auf den KornpreiS zu hoch ist und daß also der KornpreiS dem Weizenpreis irgendlvie angenähert werden muß. Aus diesen Gründen beantragt Lustig, daß für da» heurige Jahr der Weizenprei» um mindesten» 5 Kö herabgesetzt werde, so daß die Ber - kaussparität Prag anstelle von llL 182.50 nur AL 177.50 betragen würde. Weiter» wird eine andere Preispolitik bei den Futtermitteln gefordert. Herrichtung von Staatsstraßen Im Rahmen der genehmigten Programme für die Herrichtungen der Staatsstraßen aus den Mitteln des Straßensondö kommen im Jahre 1938 in den Bezirken Prag -Land. Jung- bunzlau. Pisek und Jiiin Straßenbauarbeiten mit einer bewilligten Kostensumme von 2,046.700 AL zur Durchführung. Bon diesem Betrage entfallen auf Prag -Land 8,685.000 Ai , Jungdunzlau 596.800 Ai, Pilet 570.000 AL. Jiiin 1.115.000 Ai- Der für die Herrichtungen im Bezirke Prag -Land bestimmte Betrag betrifft auch die Pflasterung des Straßendiirck« zugeS der Prager BerbindungSsiraße II. deren tatsächliche Baukostensumme durch einen OOprozentigen Beitrag auS dem EträßenfondS gedeckt wird. Außerdem werden folgende Straßeuabschniite mit einer gepflasterten Fahrbahn versehen: auf der Rumburger Staatsstraße in Libezniee i» der Länge von 547 Meter, auf der Belvarner Staatsstraße bei Horomitiee in einer Länge von 860 Meter und auf der Jglauer Staatsstraße bei den Ortschaften Straö- niee und Micholupv in einer Länge von 1817 Meter. Im Bezirke Jiiin wird die Pflasterung der Staatsstraße Podibradh—Turnov bei der Ortschaft Ujezd in einer Länge von 1800 Meter durchge- führt. Daneben kommen in den obengenannten Bezirken Unterbauherrichtungen sowie dovvelte und dritte Straßenanstriche in einer Gesamtlänge von 4L4ü7.Lewr-zur Ausführung...2a Ulie. Lorberci- tüngSarbeiten beendet sind, werden in der allernächsten Zeit die HerrichtungSarbeiten in Angriff genommen werden. Heuer wird gleichzeitig mit den Regulierungsarbeiten am Otava-Fluß auch mit dem Ban einer Brücke über diesen Fluß in Pisek begonnen werden. Die neue Brücke soll die geschichtlich bedeutsame alte Brücke ersetzen. Die veranschlagte Baukostensumme für die Brücke beträgt 1.500.000 Ai . Im Bezirk Pisek wird auch die alte Drücke über den Ärloss-Bach bei Brush mit einem Aufwand 600.000 Ai rekonstruiert werden. In der allernächsten Zeit wird der Umbau der Brücke über di»'Moldau bei Podolsko in Angriff genommen a•■ Mit dein Dan der Brücke geht auch eine Um- ilegung der anschließenden Abschnitte der Staatsstraße. die dadurch um zwei Kilometer verkürzt wird, einher. Durch diese Danarbeiten werden die BerkebrSverhältniste auf dieser Staatsstraße ganz erheblich verbessert werden. Diese Brücke Wirtz die größte Brücke in der Republik sein. Die Baukosten werden sich schätzungsweise auf 14,000.000 AL stellen. Invsstltlonsardsitsn In Böhmen Der LandcSausschuß bewilligte in seiner Sitzung am Mittwoch u. a. die Ausnahme einer Anleihe von 682.000 AL für JnvestitionSarbeiten der Gemeinde Schlackenwert. Dem Bezirk Braunau wurde die Genehmigung zum Bau eine» JnfektionSpavillonS und Zubau zum chirurgischen Pavillon de» Braunauer Krankenhauses erteilt. 2m Rahmen der Landesstraßenaltion wurden Beiträge für Bezirk« st raßenbauten in der Höhe von 600.000.Kronen bewilligt und BezirkSanleihen in der Höhe von 1,600.000 Kronen für denselben Zweck genehmigt. lausende von Kranken finden Ifihrileh Genesung in• BAD LUHACOVKX Verlangen Sie Prospekt’ Arbeitskonferenz beendet Genf . Die 24. Tagung der Internationalen Arbeitskonserenz wurde Mittwoch geschlossen, nachdem die Vertreter der einzelnen Gruppen— Regierungen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber— gesprochen hatten. ES wurde in der Schlußsitzung beschloffen, in da» Programm der sür daS Jahr 1980 einberufenen Internationalen Arbeitskonferenz die Frage der allgemeinen Arbeitszeitkürzung in Handel, Industrie und Büro, ferner die Frage der technischen Schulung und der Berufswahl sowie der Arbeitsverhältnisfe und der Arbeitszeitverkürzung für die im Straßentransport» wesen beschäftigten Personen, wie Chauffeure und deren Gehilfen aufzunehmen. Der tschechoslowakische Delegierte, der technische Beirat für Arbeiterfragen D r a g I, hielt In der Plenarsitzung am Dienstag ein Referat Über die Bedeutung der Einheitsarbeitsschule für Kinder bis zu 15 Jahren vom Gesichtspunkte der Jugenderziehung für den künftigen Beruf. Eins bezeichnende Maßnahme in Oesterreich Nach der Besetzung Oesterreich » wurde die Einfuhr von Waren aus Deutschland freigegeben, die Ausfuhr von Waren au» Oesterreich nach Deutschland blieb aber an besondere Genehmigungen gebunden. Nunmehr wurden auch diese abgeschafft, jedoch mit einer charakteristischen Ausnahme. Landivirtschaftliche Erzeugnisse werden auch weiterhin nur mit einer besonderen schriftlichen Bewilligung aus dem österreichischen in da» reichsdeutsche Gebiet geliefert werden können, um. Genoffen! Genossinnen! 8 ,Q H» U * Betriebsversammlung Gewerkschaftsversammlung, Genostensckasttversammlung, Wählerversammlung, Frauenversanunlung, politischen Versammlung, Versammlung oder Sitzung einer proletarischen Organisation sollt Ihr für die WMarllltW Mchttffk intensivste Werbearbeit leisten. wie es in der Begründung dieser Vorschrift heißt, Schwierigkeiten in der Versorgung zu verhüten, die sich durch den ungeregelten Abfluß dieser Waren ergeben würden. Es wird also auch nun der bemerkenswerte und für die Versorgungslage Deutschland « bezeichnende Zustand aufrecht erhalten, daß in dem vereinigten Großdeutschland auf dem Gebiet der Ernährung zwei Wirtschaftskörper bestehen. Da» ist aber nur der vertvaltuugSmäßige Ausdruck der Tatsache, daß die Lebensmittelknappheit in Deutschland so kraß ist, daß der Sturm auf die österreichischen Lebenomittellager, von welchem gleich nach der Besetzung berichtet tvurde, auch jetzt nicht ander» al» durch da» angeführte Ausfuhrverbot abgeioehrt werden kann. Allerdings muß beachtet werden: Seine Lebensmittelvorräte wird Oesterreich nicht behalten! Man wird genau so wie die Goldvorräte der österreichische» Nationalbank und andere Güter auch alle», was sich transportieren läßt, nach Deutschland schaffen. Verhindert werden soll ja nur der»ungeregelte Abfluß- der Daren, also Einkäufe von Hausfrauen etc., während die Auspowerung im großen natürlich wei- tergeht und weitergehen wird. Die Londoner Schuldenverhandlungen London. (Reuter.) Mittwoch vormittags trat im britischen Schatzamte der Wirtschaftsberater der britischen Regierung, Sir Leith-Roß mit dem Unterhändler der Wirtschaftssektion des deutschen Auswärtigen Amte», Wiehl , zu einer Besprechung zusammen. Ihre Verhandlungen betrafen die Vereinbarung der Prozedur bei der Behandlung der österreichischen Schuldenfrage. Man erhält für 100 Reichsmark.,,, Martmünzen.... > 100 ungarische Pengö... 100" Schweizer Franken. , 100 franzlfische Francs.. 1 englische» Pfund.., 1 amerikanischer Dollar.. 100 Italienische Lire... 100 holländische Gulden.. 100 jugoslawische Dinare.» 100 BelgaS 100 dänische Kronen..• 100 schwedische Kronen.» 100 rumänische Lei... 100 polnische Zlow... Ke 668.— 870.— 603.50 663.50 82.20 148.75 28.80 163.40 1597.— 64.80 488.50 638.— 738.— 18.85 544.50 Flüsterwitze — einmal anders Gesammelt und erzählt von Marius Nicht nur Trauriges birgt unsere Zeit. Für jeden, der sich ein Fünkchen Gefühl für Humor bewahrt hat, bieten die großen und kleinen Lächerlichkeiten unserer Tage reichlich Stoff zur Unterhaltung. Welch' groteske Lächerlichkeit steckt schon in dem überheblichen Selbstlob einer sogenannten totalitären Bewegung, die sich als das letzte Wort der Geschichte bezeichnet. Mit der grausigen Komödie de« Reichstagsbrandes beginnend, stehen dem„tausendjährigen Regime" jetzt noch 995 Jahre zur Verfügung, seine Vortrefflichkeit zu beweisen. Oder ist eS nickt lächerlich, wenn die verschiedenen nationalen Ableger der totalitären Mutterorganisation überall in stupider Gleichförmigkeit mit gleichfarbigen Hemden, Reithosen und Schaftstiefeln den Mangel an Gehirn verdecken wollen. Ist eS nicht lächerlich, tvenn die Nachahmung ausländischer Vorbilder sich bis aus die Schnurrbartfliegen und Grußformen erstreckt? War eS bei „Heil Schuschnigg" und„Heil Henlein" schlimm genug, wie wird dies aber klingen, wenn sich einmal ein Herr Schwandlgruber oder Herr Schleh« michelbauer als gottgesandter Führer entpuppt? Was dann? Gerade das ernste Geschehen der letzten Zeit brachte immer wieder auch Stoff zum Lachen. Was da an Voraussagen Gerüchten und Anekdoten kolportiert wurde... 2n den meisten Fällen waren die Führer-Gläubigen die unfreiwilligen Autoren dieser Geschichten. Daß sie aber die Komik nicht erkannten, daß sie, mit toternsten Verschwörerge- sichtern dabeistehend, nicht verstehen konnten, warum die andern eigentlich lachten, das ist schon wieder ein Stück sudetendeutscher Tragik. Dar geflohene President A:„Haben Sie schon gehört, der Präsident ist In» Ausland geflohen!" A: ,,Da» glaube ich nicht, da» ist gewiß wieder eine verantwortungslose Herumrederei, von der im Radio ausdrücklich gewarnt wird." A:„Und doch ist er wahr! Sogar der Melniker Sender hat ez gebracht.—(Trumphierend)— Na, wa» sagen Sie nun?— Da» sind also euere Demokraten; wenn eS heiß wird, lasten sie ihr Land im Stich und reißen aus." B:„Ich kann e» trotzdem nicht glauben.— Haben Sie e* denn selber gehört?" A:..Mit meinen eigenen Ohren.(Zitiert:)— ,Der Präsident der Republik ist heute morgen von Prag nach T ä b o r abgereist.'— Wenn dar unser Führer... Nanu, warum lachen Sie denn?" Ein Ortsleiter der SdP bei der Lektüre der»Zeit" „Ra, in unserem Orte sind die Tschechen eigentlich gar nicht so schlimm wie sie hier geschildert wer- den. Und wenn auch anderwärts die Sozialdemokraten ganz gefährliche Banditen zu sein scheinen, mit den unserigen kommen wir ganz güt au». Sogar mit unseren Kommunisten kann man noch reden. Am schlimmsten aber sind die Marxisten, diese Gauner,— zum Glück gibt er bei uns keine!"— Geographie, von Asch aus gesehen Es wird besprochen, ob England der Tschechoslo wakei helfen würde oder nickt. Die Meinungen sind geteilt, der Kampf wogt heftig hin und her. Listenführer Wondräkek glaubt an keine Intervention.— „England den Tschechen helfen?— Daß ich nicht lache!— Die haben doch fortwährend mit Groß britannien zu tun. da bleibt ihnen für un» keine Zeit." „Ganz recht hast", nickt ihm ein Kampfgefährte zu,„diese Bolschewiken sollen sich nur untereinander auffresten!" Enttäuschung „Horts mir auf mit Henlein , nichts mehr wissen will ich von ihm. Erst ham sie mir Unterstützung versprochen.' Wa» hab ich kriegt?— Paar Pfund Graupen und ä Stückel Margarine.— Dann Hamm sie gsagt, ich werd Briefträger, wenn.der Henlein in die Regierung kommt. Was bin ich warn? An Schmarrn bin ich worn!— Dann Ham sie gsagt, der Einmarsch kummt und die Juden"Wern ausgehängt, und do hbb ich mir schnell bei elm Juden um tausend Kronen Wäsche kauft und Anzüge. Und wo» iS gescheh»? Nix iS geschehn, und ich kann die tausend Kronen bezahl». Jetzt hab ich« satt, jetzt könnS mich.... PW Die Fiihrergläubigen von Buchsberg sind in höchster Aufregung: Nach unbedingt verläßlichen Nachrichten soll heute, SamStag abend um 7 Uhr der Einmarsch erfolgen. Jnimer wieder laufen die Frauen, die sich nach Schaftstiefeln und dem Geruch brauner Hemden sehnen, vor die Türe und halten Ausschau, und wirklich,— um sieben Uhr marschiert eine Kolonne Männer heran, zwar ohne Kanonen und Gewehre, aber im schneidigen Marschschritt. Graue Uniformen haben sie an und breite Gürtel darübergeschnallt:„NW " steht auf dem Verschluß. Verdutzt und unsicher schauen die Frauen,„WaS sind da» sür welche?" fragt eine, aber niemand weiß eine Antwort. Die Männer sind schon beim Dorf- auSgang verschwunden, da endlich kommt einer Frau eine Erleuchtung: RW, daß sie aber nicht gleich daran dachte. Aufgeregt läuft sie in» Hau » und ruft:„Sie sind da, eben ist sie einmarschiert— die Reichs wehr !"—' Das ai kurze Gesicht Nazi trägt immer noch die Wahlplakate mit dem lächelnden Gesicht de» Führers. Stolz geht er damit umher und trifft auch einen alten Bekannten, der trotz drohender AufnahmSsperre immer noch keine Beitrittserklärung unterschrieben hat. Aufmerksam imd stlrnrunzelnd betrachtet der Bekannte da» Bild und sagt schließlich:„Nazi, dar Bild stimmt nicht, der da hat ja ein viel zu kurze« Gesicht!" „Wieso", sagt der Nazi,,,stimmt denn da» nicht? Da» habe ich doch erst am 12. April bekommen." „Siehst du", sagt der andere,„dann hab' ich doch recht. Seit dem 21. Mai weiß er nämlich, daß e« mit der Dresdner Feuerwehr allein nicht geht, und seitdem hat er ein viel längere» Gesicht/— Gar gute Rat Ein Führer ist verzweifelt; er ärgert sich'so über eine schwarze Haarsträhne, die ihm immer wieder in die Stirn fällt. Die besten französischen Friseure werden bemüht, doch die Strähne fällt immer wieder auf die hohe Germanenstirn. Endlich läßt er einen alten Rabbi rufen, der ob seiner Weisheit berühmt ist, und frägt ihn um Rat. Der Jude sogt, daß er Ivohl einen Rat wisse, aber ihn nicht audzusvrechen wage. Der Führer verspricht ihm vollkommene Straflosigkeit, da sagt der Jude„Mein Führer", sagt er, ,,geben Sie vierundzwanzig Stunden Pressefreiheit, dann werden Ihnen alle Haare zu Berge stehen!" Die neue Uniform Im Führerrat ist großer Streit. Anton ist gegen, Hermann für die Aktion. Endlich bringt er sein gewichtigste» Argliment vor.„Glaub! ihr", schrei) er. „daß ich mir so eine Gelegenheit entgehen laste, wo noch gerade gestern mein Schneider da« slowakische Nationalkoslüm sertiggestellt hat?l Glaubt ihr. ich will mich umsonst gefreut haben? Ausgeschlossen!" Pausenzeichen Sie gehören schon In da» Gebiet der Tragikomödie und sollen deshalb an den Schluß gesetzt werden. Ein Staat sperrt seine freiheitsliebenden und aufrechten Menschen in Zuchthäuser und Konzen- trationllager, läßt sie auf der Flucht erschießen oder zu Tode prügeln, den Entkommenen will er die Volkszugehörigkeit absprechen. Vom ersten Tag diese« Beginnen« aber sunkt der Reichssender:„U e b immer Treu und Redlichkeit..." In einem anderen Land herrscht Gewitter- stimmung. Intervention droht, Kriegrsurcht macht sich breit, wirtschaftlicher und politischer Terror lastet auf einem großen Teile der Bevölkerung. Das Ausland ist schwer besorgt, die Militär» machen sich für den Smstfall bereit: Tod und Bemichtung sind näher al» irgend einmal in der Geschichte. Der Sender diese» Lande» weiß von alledem nicht», er spricht von Obstschädlingen und Baumkulturen, Kunstdünger und Frühling-diäten und funkt täglich ein paar dutzend- mal in die Welt:„Kein schöner Land in dieser Zeit..." G Diese Zeit birgt immer noch Stoff für Heiterkeit^ mag sie auch manchmal einen biiteren Nachgeschmack haben.— Stimmt» oder hab' ich recht?!—
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18 (23.6.1938) 146
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