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Zur kommunalen Wahlrechtsfrage in Schleswig- Holstein .

Augenblicks- Kartelle.

fähige Unternehmer, insbesondere Aktiengesellschaften von einer be- I promisse sind unbedenklich, wenn sie auf dem Boden flarer, scharfer ftimmten Höhe der Dividende ab, verheiratete Arbeiter zu Löhnen Principien erwachsen, wenn jene nur dazu dienen, um den Sieg dieser anstellen, womit eine Familie nicht ernährt werden kann. Ein Staat, Die Socialdemokratie ist heute eine Macht, mit der jede Partei näher zu rücken. Erst wenn die Kompromisse dazu führen, das social­der sich gesetzliche Mittel verschafft hat, um Industrieen vor dem rechnen muß. Sie überragt an Einfluß auf die Maffen, an organi- demokratische Programm preiszugeben oder zu erweichen, wenn man Untergang zu bewahren( Buderfabriken, Brennereien), braucht fatorischer Kraft alle andern Parteien; und da sie die wachsende um augenblicklicher Erfolge willen grundsätzliche Forderungen in den auch den Weg der Gesezgebung nicht zu scheuen, Partet ist, der in näherer und fernerer Zukunft der Sieg gehören muß, Kauf giebt, wenn man materielle Vorteile mit wiffen­wenn es fich darum handelt, hunderttausende von Arbeitern wenn anders es eine Logik der Geschichte giebt, so dient ein Teil schaftlichen Einsichten bezahlt erst dann könnte und vor Ausbeutung zu schützen und ihren Familien die Gesund dieser Zukunftsmacht dazu, die moralische Bedeutung des Socialismus müßte man von Opportunitätspolitik reden, und dann würde Simson heit zu erhalten. von heute über seine wirkliche Macht hinauszusteigern. Es zählen seine beste Kraft einbüßen. Wir schließen Kompromisse, um die Unsere arbeiterfreundliche Regierung lacht natürlich solcher Nat nicht nur die Millionen Wahlstimmen, die heute abgegeben werden, andern zu schwächen, nicht uns. Wir nehmen lachend, was wir fchläge. Statt auf solchen Wegen zu wandeln, will sie das Koalitions- mit, sondern auch schon die weiteren Millionen, die sicher von Jahr bekommen können und fordern mehr. Uebrigens liegt die Gefahr, recht erheblich einengen, so daß die Arbeiterklasse des besten Mittels zu Jahr hinzukommen werden. daß taktische Augenblidstartelle zur programmatischen Erschlaffung zur Verbesserung ihrer Lohnlage beraubt und die angeblich bekämpfte Mit dieser Thatsache einer unüberwindlichen und zunehmenden führen könnten, weit weniger bei Wahltompromissen als bei parla Schwindsuchtsseuche noch unendlich gefördert werden würde.- Macht rechnen alle bürgerlichen Parteien. Infolge dessen sieht sich mentarischen Handelsgeschäften. die Socialdemokratie immer häufiger vor Entscheidungen gestellt, Ueber die Wahrheit eines Programms entscheidet tein Erfolg Gegen die Polizeistunde. Der Norddeutsche Gastwem und wofür sie ihre Unterstützung zur Verfügung zu stellen des Tages. Der Socialismus eilte als wissenschaftliches Syftem wirte Verband nahm in seiner in Elmshorn stattgehabten habe. weit seinem Einfluß als Partei voraus. Er wurde darum nicht Tagung u. a. folgende Resolution an: In Erwägung, daß das Gerade im Augenblick bietet sich eine bunte Mannigfaltigkeit falsch, daß man ihn nicht hörte und ihm nicht folgte. Er hat sich System der Polizeistunde in kultureller Beziehung einen Rückschritt scheinbar widersprechender Kompromisse zwischen Socialdemokraten auch niemals und das ist das Geheimnis seiner Kraft- dazu bedeutet, die persönliche Freiheit des Individuums einengt, gewerblich und ihren verschiedenen Gegnern dar. In Belgien geht verstanden, sich selbst zu modeln und zu beugen, um Gehör und den Wirtestand schädigt und zur Hebung der Moral und Sittlichkeit Socialismus mit dem Liberalismus Hand in hand wider die Gefolge zu gewinnen. Er lauschte nicht nach den Meinungen der Menge, nicht beitragen kann, beschließt der dritte Verbandstag des Nord- Klerifei, und die revolutionäre Kraft ist dadurch so wenig geschwächt sondern er ruhte sicher und unbeirrt in seiner wissenschaftlichen Erkenntnis. deutschen Gastwirte- Verbandes am 12. Juli 1899 zu Elmshorn , daß worden, daß die Verbündeten sogar in der Abwehr des Umfturzes Im Vertrauen auf die Wahrheit zog er in den Kampf, jene Wahrheit, die es Pflicht der gesamten Bevölkerung wie des gesamten Wirtestandes von oben die Argumente der Barrikade zu Hilfe gerufen haben. heute mißachtet und verhöhnt wird, um, wenn ihre Beit gekommen, ist, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln das schädigende In Frankreich tritt ein Socialist in ein Bourgeois- Ministerium, eine Welt zu erobern. Umgekehrt verhält es sich mit den fleinen System der Polizeistunde zu bekämpfen. dem ein militärischer Blutmensch angehört. In Oestreich nähern taktischen Maßnahmen, die die Stunde erfordert. Hier entscheidet fich die Todfeinde, die Socialisten und Liberalen, um den Kampf über die Richtigkeit einer Entschließung nur der Erfolg. Die Rechnung Wieder die Gründung einer Zwangsinnung bereitelt- gegen das pfäffisch gegängelte, borniert- brutale Kleinbürgertum auf- wird durch die Probe bewährt, und jede Handlung muß auf ihre und zwar wieder in Köln . Die dortige Tischler- Junung hatte vorzunehmen. Und endlich in Deutschland begiebt sich das Seltsame, politische Klugheit geprüft werden, ob sich erfüllen wird, wozu fie einigen Tagen Vorstandswahl. Es waren zwei Kandidatenlisten auf daß die bayrische Socialdemokratie mit dem Centrum Kuhhandel unternommen, und ob sie auf dem Wege des Socialismus liegt. gestellt: eine von dem Vorstand der Kölner Tischler- Innung, die treibt und ihm, wenn nicht die Mehrheit verschafft, so doch sie stärkt. Gerade in diesem auf den Erfolg gestellten Charakter aller andere von den Gegnern der Zwangsinnung. Die Beteiligung war Alle diese Bünde sind keine Anzeichen dafür, daß die Social Augenblicks- Kartelle liegt ein erzieherisches Moment für die Social­sehr lebhaft. Es wurden abgegeben bei der Wahl des Obermeisters demokratie einzubüßen beginnt an der Schärfe seiner principiellen demokratie. Sie lernt sich in dem Tagesbetrieb und Tagesbedarf 228 Stimmen, davon erhielt der Kandidat der Gegner der Zwangs- und tattischen Einsichten, daß sie in der Berfegung und Erweichung der Politik zurechtfinden; fie gewöhnt sich daran, in den kleinen immung 143 Stimmen, der Gegenkandidat 83 Stimmen. Bei der Wahl der elf Vorstandsmitglieder wurden 260 Stimmzettel ab- begriffen sei, sondern sie sind vielmehr wuchtige Beugen einer ge- Brattiken Entscheidungen zu treffen; sie schärft ihren Sinn für die steigerten materiellen Macht. rasche Beurteilung verwidelter Verhältnisse; furz, sie übt sich für gegeben. Auch hier siegten die Gegner der Zwangsinnung mit großer Noch weniger sind diese Kompromisse taktische Neuerungen, fie jene geschäftliche Tagespraris der Politik, um deren Berücksichtigung Majorität. Die Zünftler haben Bech! find vielmehr älteste Tradition, Fortsetzungen einer Tattit, die schon und Leitung die Partei ungeachtet aller ihrer größeren Aufgaben­im Kommunistischen Manifest in ihrer Notwendigkeit flar erkannt auch dereinst nicht wird herumkommen können, wenn sie die Vers wurde. Stets haben zwei taktische Anschauungen in der Social antwortung für das politische Geschehen tragen wird. Senes Hand­demokratie nebeneinander bestanden und fich innig ergänzt. werksmäßige der Staatsmannskunst das heute der Inbegriff Aus st i e I wird uns geſchrieben: Wie richtig unsere Analiz Einmal, daß die Emancipation der Arbeiter das Wert politischer Weisheit ist wird niemals ganz fehlen; es ist gut, daß daß das Auftreten des Kieler Oberbürgermeisters in der Wahlrechts­frage das Signal gewesen sei für all die Kommunen, die das Wahl- flaſſe, als die Kerntruppe des socialen Befreiungskampfes, der Technik des politischen Kleingewerbes rechtzeitig aneignet. der Arbeiterklasse sein muß", das heißt daß die Arbeiter die Partei, der die Zukunft gehört, fich auch die Meisterschaft in recht verschlechtert haben, sich zunächst nicht an das Ober­Verwaltungsgerichts Urteil zu fehren, bestätigt sich danach streben müsse, start genug zu werden, um jede fremde Hilfe jett. Auch der Magistrat von Rate burg hat die gleiche Stellung entbehren und in den entscheidenden Zeiten allein den Sieg er eingenommen, wie der Kieler . Auf einen Antrag, die feiner Beit ringen zu können. Zu der Arbeiterklasse gehören natürlich auch jene aus der Bürgerrolle gestrichen Cenfiten wieder in dieselbe aufzuberiprengten bürgerlichen Elemente. In Zeiten... wo der Klassen­nehmen, hat der Bürgermeister Tronnier dieses als zunächst fampf sich der Entscheidung nähert, nimmt der Auflösungsprozeß unzulässig und ungefeglich erklärt. Die Bürger- innerhalb der herrschenden Klasse, innerhalb der ganzen alten rolle werde einzig und allein aufgestellt auf Grund des Gesellschaft, einen so heftigen, so grellen Charakter an, und die Wirkungen nicht mit mathematischer Zuverlässigkeit voraus­seiner Beit genehmigten Ortsstatuts. Hierzu bemerken die der Ne- daß ein kleiner Teil der herrschenden Klasse übergeht zu der Klasse, gierung in Schleswig nahestehenden Schlesw. Nachr.": welche die Zukunft in ihren Händen trägt. Wie daher früher ein Diese Auffassung trifft durchaus zu; die Bürgerrollen werden Teil des Adels zur Bourgeoisie überging, so geht jegt ein aufgestellt nach den zur Zeit geltenden Ortsstatuten der betreffenden Teil der Bourgeoisie zum Proletariat über, und namentlich ein Teil Kommunen; sollen fortan auf Grund der vielerwähnten Entschei- der Bourgeois- Ideologen, welche zum theoretischen Verständnis der dung vom 26. Mai 1899 in den verschiedenen Städten unserer ganzen geschichtlichen Bewegung sich hinaufgearbeitet haben." Proving die in diesem Urteil als allein zulässig und gesetzlich aus­Bei aller leberzeugung, diesen taktischen Grundgedanken in seiner gegebenen Normen Geltung haben, so bedarf es vor allem erst ganzen Reinheit als ein unantastbares Vermächtnis zu betrachten, ist einer dementsprechenden Abänderung der in Frage konimenden orts- für die Politik des Tages, für die Entscheidung des Augenblicks in jene Elasticität­der Wahl der Mittel ver statutarischen Bestimmungen durch die betreffenden Stadtkollegien wehrt worden, die in der praktischen Politik erfordert und der Genehmigung dieses Beschlusses durch den Bezirksausschuß werden. Je strenger die Grundsätze vor jeder Verunreinigung mit Gar feinen Anstoß hat in parteigenössischen Kreisen das Kom Die Konsequenz dieser Anschauung wäre, daß, im Falle die fremden Elementen bewahrt werden, um so gefahrloser darf die An­Stadtverordneten- Bersammlung feine Reigung verspüren follte, das passung an die jeweiligen Verhältnisse im taftischen Stleintampf ge promiß erregt, das in Belgien die Socialdemokratie mit den Liberalen Ortsstatut zu ändern, oder der Bezirksausschuß etwa die Ge- wagt werden. Dieses Doppelwejen socialdemokratischer Tattit, die einging. Obwohl das Bündnis von den belgischen socialdemo nehmigung zu einem geänderten Ortsstatut versagte, der Rechts- dem Dualismus des Programms entspricht, hat gerade jene ge- fratischen Führern teilweise in enthusiastischer Weise nach seirier Rechts- waltigen Erfolge, gezeitigt, hat die Partei vor jener schein Innigkeit und Festigkeit gewürdigt würde, und obwohl man vor spruch des höchsten Gerichts einfach nicht befolgt werden würde. Die Verteidigung dieses Standpuntes zeigt einen solchen revolutionären Faulenzerei bewahrt, die alles von der Entwicklung" nicht allzu langer Zeit noch hören konnte, daß die belgische Bourgeoisie erwartet und derweilen, Mangel an Respekt vor richterlichen Entscheidungen, wie er gerade ehe der große Tag des Gerichts die schofelfte Europas sei, haben auch die ausländischen Sitten­ben Verteidigern des eutigen Rechtsstaate seltsam ansteht. Die anbricht, in die Stube spuckt, um mit einem modernen Komödien wächter der Klassentampfreinheit dies Kartell zum Schuße und zur dichter Angst vor dem Eindringen der Socialdemokraten in die Stadt bereits die stete Attionsfähigkeit programmatisch gefordert und er- und Waffenverdumming mit großem Jubel aufgenommen. zu sprechen. Im Kommunistischen Manifest wurde Verbesserung des Wahlsystems gegen die fleritale Voltsentrechtung bertretungen richtet wunderliche Dinge an.- möglicht. Und seitdem die Klassiler des Socialismus aus den Ere Erfolg bewies rasch die Zweckmäßigkeit des Bündnisses und der fahrungen der Komnume die Lehre entnahmen, daß die Arbeiter sonst angewandten Mittel. flasie nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besiz nehmen und Anders in Frankreich . Der Eintritt eines Socialisten fie für ihre eigenen Zwede in Bewegung setzen tann", hatte die in ein Kabinett, in dem ein Gallifet Kriegsminister ist, hat Socialdemokratie erst recht keinen Anlaß, alle Entscheidungen und in Frankreich heftigen Parteizwist, im Auslande vielfach Schicken wir voraus, daß wir zunächst Die Maßregelung Négriers. Die Blätter melden, daß Die Blätter melden, daß alle Verantwortung der Zukunft zu überlassen. Die Absperrungs- Widerspruch gefunden. Millevoye nach Zusammentritt der Kammer den Kriegsminister über die Politik der Trägheit und Unfruchtbarkeit. Im Schlafe kann verbrechen und den Militarismus, daß zum Schuße der Republik Millevoye nach Busammentritt der Kammer den Kriegsminister über und Enthaltsamleitspolitit iſt bequem, flingt radifal, ist aber es für selbstverständlich halten, daß im Kampfe wider ein Justiz die Beweggründe der gegen die Generale getroffenen Maßregeln sowie insbesondere über die Maßregelung des Generals Négrier man allerdings nicht sündigen, mur ist es die größte Sünde, zu gegen ein militaristisch- fleritales Cafarentum die Socialdemokratie jede Hilfe suchen und gewähren muß, die zur Abwehr dieser Gefahren interpellieren werde. Ein Abendblatt behauptet, auch General Burschlafen, wo die Pflicht gebietet, zu wachen und thätig zu sein. linden solle seiner Funttionen als Mitglied des obersten Kriegsrates das politische Abstinenzlertum Front zu machen. Die Socialdemokratie hat es nie nötig gehabt, ernstlich gegen erforderlich und verfügbar ist. Wir verstehen ez sachlich umsoweniger, Sie ist immer daß das Verhalten einer socialistischen Gruppe in der Dreyfus- Affaire enthoben werden. Dem Ministerium nahestehende Blätter berichten, aftionsluftig gewesen, und nur, wenn die eine oder andere Aktion als verräterisches Pattieren mit der Bourgeoisie bezeichnet wurde, als die von dem Kriegsminister Gallifet eingeleitete Untersuchung habe Bedenken erregte, versuchte man bisweilen ein Princip zu verfechten, ja die Bourgeoisie in Frankreich vielleicht mehr als anderswo mit ergeben, daß General Négrier den Text der inkriminierten Das dem Militarismus und mit der torrumpierten Justiz verbündet ist. Ansprache vorher niedergeschrieben und sämtlichen Generalen des das niemals bestanden und niemals befolgt worden ist. 8. Armeekorps abschriftlich übermittelt habe. Es handele sich also evige Gerede der bürgerlichen Ignoranten- Bresse von der Mauferung In dem Kampf gegen die Reaktion der chauvinistisch- militariſtiſch um einen an die Truppen zu richtenden Korpsbefehl. Die mag manchmal diese verdrossene Tendenz des In- sich- selbst- Burüd Herital- antirepublikanischen Berschwörung unthätig zu verharren, be deutete in der Wirkung auch eine sehr bedeutsame Kompromiß Abschrift sollten die Generale, wie aus einer Randbemerkung ziehens verschärft haben. In Wahrheit ist schon die Geburt der Socialdemokratie ihre politit, freilich eine, in der man die mächtige Mehrheit der reaktio­Régriers hervorgehe, vernichten. Gallifet schloß hieraus, daß erste Mauserung. Wenn man sich heute über die verschiedenartigen nären Bourgeoisie gegen die schwachen, vereinzelten bürgerlichen Négrier sich der Gesez- und Disciplinwidrigkeit seines Vergehens Kartelle, die die Socialdemokratie eingeht, erstaunt und in Partei Idealisten förderte. völlig bewußt gewesen sei. Der Kriegsminister werde der Kammer treisen Besorgnisse um die Erhaltung der revolutionären Kraft hierauf den Text des Tagesbefehls gelegentlich der Juterpellation Millevoyes gründet, so sind schon die Verfasser des Kommunistischen Manifests vorlegen. Verräter am eigenen Princip gewesen. Es lohnt sich, in die Er innerung zurüdzurufen, welche mannigfache Kompromiffe Marg und Engels am Borabend der Revolution ben Kommunisten an empfahlen:

in Schleswig .

Ausland. Frankreich .

Paris , 27. Juli. Der frühere Präsident Cafimir Perier wird als erster 8euge im Dreyfus- Prozeß in Rennes vernommen werden, weil er gleich nach seinem Verhör in die Sommerfrische abzureisen beabsichtigt.

Einer offiziellen Meldung aus Rennes zufolge ist der Ge­fundheitszustand Dreyfus ein guter.

Belgien .

Brüffel, 27. Juli. ( Eig. Ber.) Das Einstimmrecht ist endgültig beseitigt. Die Rechte neigt immer mehr zur proportionalen Ver­tretung, aber der Führer der Rechten, Wueste, will den neuen Anschauungen seiner Parteigenossen nicht folgen und zieht den jezigen Zustand vor. Da die Linke nicht für Proportionalsystem ohne allgemeines gleiches Wahlrecht stimmen will, so wird, wenn nur 12 Mitglieder der Rechten nicht für das Proportionalsystem ein­treten, wahrscheinlich keiner der Vorschläge eine Mehrheit finden. Dann würde der gegenwärtige Zustand bleiben und das Ministerium müßte abtreten.

Spanien .

niemals

" Sie( die Kommunisten) fämpfen für die Erreichung der un mittelbar vorliegenden Zwecke und Intereffen der Arbeiterklassen, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung. In Frankreich schießen sich die Kom­munisten an die socialistisch- demokratische Partei an gegen die konservative und radikale Bourgeoisie, ohne darum das Recht auf­zugeben, sich fritisch zu den aus der revolutionären Ueberlieferung herrührenden Phrasen und Illufionen zu verhalten.

" In der Schweiz unterstüßen sie die Radikalen, ohne zu ver­kennen, daß diese Partei aus widersprechenden Elementen besteht, teils aus demokratischen Socialisten im französischen Sinne, teils aus radikalen Bourgeois. Unter den Bolen unterstüßen die Kommunisten die Bartei, welche eine agrarische Revolution zur Bedingung der nationalen Befreiung macht, dieselbe Partei, welche die Krakauer Insurrektion von 1846 ins Leben rief.

tim

Freilich wird man vor Mißgriffen nicht geschüßt sein, wenn man sich einmal auf solche Aktionen einläßt. Aber in der Möglichkeit des Irrens reift gerade die Sicherheit und Richtigkeit des Handelns. Andererseits fällt es gerade auf diesem Gebiete schwer, rasche und bestimmte Enscheidungen zu treffen. Gründe und Gegengründe werden stets gegen einander ringen, die Ursachen find fompliziert zusagen, weil die Fülle der bedingenden Fattoren taum übersehbar ist. Schließlich ist der einzige Beweis der Erfolg; und darum wird auch das Urteil über derartige Kompromisse im voraus nur ohne Gewähr" abgegeben werden können, namentlich dann, wenn der Kritiker aus der Ferne urteilt und nicht in das Innerste des politischen Getriebes eingeweiht ist.

Versuchen wir nun, die drei markanten Fälle socialistischer Kom­promißpolitik, die gleichzeitig in den legten Wochen die Aufmerksam. feit erregten, unter dem angegebenen Gesichtspunkt zu würdigen: nicht als Principienfrage, sondern als Handlungen des Augenblicks, die ausschließlich nach ihrer politischen Klugheit oder ihrer Unawed­mäßigkeit zu verteidigen oder zu verfehmen sind.

Der

Bleibt die besondere Frage des Eintritts Millerands in das Ministerium. Man stellt hier die Frage falsch und übertreibt des halb die Wichtigkeit der ganzen Angelegenheit. Die allgemeine Politit in den Kulturländern freist heute, um die Gegenfäge bes Stapitalismus und des Socialismus. Bewegt sich die Politik in dien Strome, so ist es in der That bedentlich, daß ein einzelner socialistischer Führer seine Aktionsfähigkeit durch den Eintritt in ein bourgeoises Kabinett aufgiebt, wenngleich darauf hinzuweisen ist, daß sowohl in Frankreich wie in der Schweiz Socialisten unan gefochten zahlreich staatliche und kommunale Aemter bekleiden; es bedürfte also noch des näheren Nachweises, daß entweder die bestehende Bragis falsch ist oder die Parteischädigung erst mit dem Ministeramt beginnt.

Aber diese ganze principielle Frage der socialistischen Minister portefeuilles braucht hier nicht entschieden zu werden, weil sie gar nicht vorliegt. Millerand ist in kein Kabinett eingetreten, das allgemeine Politik zu treiben hatte. Das Ministerium hatte eine begrenzte Aufgabe genau die au erfüllen, mit dem Socialismus an fich nichts zu thun hat, an der es aber doch ein wesentliches Interesse hat. Es sollte ein Ministerium der Abwehr einer übermächtigen reaktionären Sippe gegenüber sein, ein Kabinett der Notattion. War Millerands Eintreten für diese " In Deutschland fämpft die fommunistische Partei, sobald Aufgabe förderlich oder nicht, das allein war zu entscheiden. Gr Madrid , 26. Juli. Der Senat beriet die Vorlage betreffend die Bourgeoisie revolutionär auftritt, gemeinsam mit der hatte nicht den Beruf, den Socialismus direkt zu fördern oder das Armee- Kontingent. Wehler sprach sich für Verminderung Bourgeoisie gegen die absolute Monarchie, das feudale Grund- Stellung zu nehmen in dem weltgeschichtlichen Streit der tapitalistischen und proletarischen Mächte, eigentum und die Kleinbürgerei." er sollte für die Zwecke desselben aus und bemerkte, die Lage sei ernst. Es sei wahr Man wird zugestehen, daß diese alten Kompromißvorschläge einer Ausnahme- und Augenblidspolitik, für die Erhaltung scheinlich, daß eine Revolution ansbrechen werde, die grundsätzlich und fachlich viel weiter gehen als unsere heutigen und Sicherung der republikanisch- bürgerlichen Gewalt seinen Spanien erretten werde, wie die von Serrano gemachte Revolution Kompromisse mit bürgerlichen Parteien. In der Gegenwart handelt Einfluß geltend machen. Hätte es fich um Aufgaben der in der Spanien errettet habe. Der Minister des Innern Dato erwiderte es sich immer nur um Augenblicks- Kartelle, die zwischen Feinden für Richtung der tapitalistisch socialistischen Richtung liegenden Bolitik Weyler, das Heer stehe im Dienste des Vaterlandes und sei nicht den Tag geschlossen werden, um Tücken der Wahlsysteme zu gehandelt, so würde man im Ernst peinlich untersuchen müssen, ob zur Befriedigung der ehrgeizigen Bestrebungen überwinden, um Gefahren abzuwehren und dringende, aber nicht Millerand fich durch den Eintritt in ein Bourgeois- Ministerium Man sucht da nicht zur Ohnmacht verurteilte. Aber hier kommt lediglich einzelner da. Wenn irgend jemand, ob hoch oder niedrig, sich specifisch socialistische Aufgaben, zu erledigen. außerhalb des Gesetzes stellen wolle, werde das Gesez unerbittlich den Einfluß der Socialdemokratie, um eine gemeinsame Angelegenheit eine besondere Aufgabe in Betracht, in der das Ministeruim des Proletariats und der Bourgeoisie gegenüber reaktionären Mächten im wesentlichen einmütig ist und in dem deshalb auch sein. Darauf nahm der Senat den Gefeßentwurf an. Einzelne feinen persönlichen Einfluß zur zu fördern. Ja, bisweilen entbehren die Kompromisse jeder fach- der Geltung Man tann heute schon jagen, daß lichen Grundlage, sie werden zum bloßen politischen Geschäft, in zu bringen bermag. dem Todfeinde pattieren, um die Macht kaufmännisch- rechnerisch Millerand der specifischen Sache, der dieses Kabinett zu dienen hat, unter sich zu verteilen. Ein Musterbeispiel der letzteren Art ist der mindestens nichts geschabet hat. Gang belanglos ist es, daß er gerade bayrische Kuhhandel. mit dem Kommuneschlächter" Gallifet zusammenfist. Es hieße nüchterne Vernunfttoli.it Voraussetzung aller dieser Augenblids- Rartelle ift bie eine eine unflare Empfindungs, statt erhaltung der principiellen Gegenfäße. Je mehr fich die Socialdemokratie treiben, es hieße hinabtauchen in jenes gährende Chars, auf Kompromiffe einläßt, um so sorgsamer muß fie darüber wachen, in dem noch unaufgeklärte Maffen ihre triebhaften, politi bas fie an ihrem Broaramm teinen Schaben leidet. Tattische Nom schen Bedürfnisse lärmend, fanatis, aiellos äußern, wenn man

Amerika .

Kap Baltien, 27. Juli. Gerüchtweise verlautet, der Präsident der Dominikanischen Republik , Heureang, sei gestern abend in Moca ermordet worden. Der Mörder sollte ein gewisser Ramon Caceres sein; die gesamte Polizei verfolge seine Spur. Der Vice­präsident Figuero habe die Staatsleitung übernommen. Auf Harti herrsche völlige Ruhe.