Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag
18. Jahrgang
Sudetendeutsche
Industrielle erwacht!
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Freitag, 15. Juli 1938
Eine Warnung
Bückgang der Junk- Ausfahr 1958 der freien Gewerkschaften
gegen 1937 um Prozent
Das Statistische Staatsamt veröffentlicht foeben die Ziffern über die Entwicklung des Außenhandels der Tschechoslowakischen Republik im Juni 1938. Diese Ziffern sind ein Warnungsignal, insbesondere an die sudetendeutschen In dustriellen, eine solche Wirtschaftspolitik zu ma chen, die nicht einem Selbstmord der sudetendeutchen Induſtrie und ihres Exports gleichkommt. Die Entwicklung der internationalen Lage und die Heße der Sudetendeutschen Partei findet in der Entwicklung unseres Außenhandels im Monate Zuni bereits ihren Niederschlag. Während die Ausfuhr im Juni 1937 982,218.000 Kč betragen hat, ist sie im Juni 1938 auf 869,009.000Kč, das ist um ungefähr 11% Prozent, gesunken. Auch die Einfuhr ist vom Juni 1937 bis zum gleicher Monat 1938 von 976,196.000 auf 787,262.000 Kč gesunken. Da die ersten Monate des heurigen Jahres höhere Ausfuhrziffern aufweisen als die crsten Monate des Jahres 1937, ist die Ausfuhr im ersten Halbjahr 1938 noch immer größer als im ersten Halbjahr 1937. Sie betrug heuer 5.687,523.000 gegen 5.487,055.000 Kč im ersten Halbjahr 1937. Dagegen ist die Einfuhr im ersten Halbjahre 1938 gegen das Vorjahr zurückgegangen, sie betrug 4.651,821.000 gegen 5.306,472.000 Kč im ersten Halbjahr 1937.
Es ist höchste Zeit, daß man sich einer zielbewußten Exportpolitik zuwendet, statt eine politische Propaganda zu machen, welche die sudetendeutsche Wirtschaft erschlägt, die fudetendeutschen Arbeiter brotloß macht und auch die übrigen Schichten des Voltes immer mehr der Berarmung auführt.
Gegen die politische Streikhetze der SdP
Mitteilung ausgegeben: Pra g. Die Gemeinsame Gewerkschaftliche Landeszentrale hat folgende 29zzudzzansQUA 192018 295 In einigen Bezirken wird eine Agitation betrieben, die zu Streikssund Demonstrationen auffordert. Diese Agitation entspringt offenbar einer staatsfeindlichen Propaganda. In der gegenwärtigen Zeit jedoch ist die Er. haltung der Ruheinden Betrieben notwendig.
Die Gemeinsame Gewerkschaftliche Landeszentrale warnt daher vor der Niederlegung der Arbeit und ruft die Arbeitnehmer auf, Ruhe zu be wahren und sich an keinen Rundgebungen oder Streiks zu beteiligen, die nicht von den Gewerkschaftsorganisationen anerkannt wurden. von
Die Gewerkschaftszentrale ersucht gleichzeitig die Regierung und die Be. hörden, diejenigen zu schüßen, die wegen ihres Widerstandes gegen die offensichtlich staatsfeindliche Agitation, die den Arbeitnehmern wirtschaftlichen Schaden bringt, verfolgt würden. Sie verlangt insbesonders, daß die Regie rung dem Geseze gemäß gegen die Arbeitgeber vorgehe, die zur Betriebseinstellung greifen.
Umgruppierungen der Spargelder
Der Prager Börjencourier" beschäftigt Vor einigen Wochen tam es zu umfang sich im Leitaufsatz mit dem Boykott, den die reichen Sbp hervorgerufen hat und sagt treffend: Deutschböhmen sollte den Boykott mit allen Mitteln verhindern, denn ein Boykott, sobald er
Die Kommunisten bei Hodža ich ausbreitet, müßte
Der Borsitzende der Regierung empfing ferner den franzöfifchen Gesandten Grafen de Lacloig, der am Freitag nach Paris reist. Sechser- Ausschuß
Aus dem Inhalt:
Bürckel abberufen?
Der katholische Verrat
an Christus Racheprozeß
Einigung über Getreidepreise Weltflug in 91 Stunden geglückt
Nr. 164
Ein Wort zur Besinnung
Das sudetendeutsche Problem nähert sich einem entscheidenden Stadium. Wir haben stets den Standpunkt vertreten, daß unser arbeitstüch= tiges und begabtes Volt Anspruch auf ungeLebensmöglichkeit und auf volle
te fozialeigung besitzt. Für
diese Forderungen hat auch das demokratische Auswäischen Friedens, daß in dem exponierten fudeland Berständnis. Es liegt im Interesse des euro päischen Friedens, daß in dem exponierten fudetendeutschen Grenzland der Zustand der Unruhe und der Ungewißheit mit größter Beschleunigung iberwunden wird. Soweit die Sudetendeutschen soziale Lebensrechte und politische Gleichberechti gung fordern, haben sie die Sympathien und auch die werftätige Hilfe der fortschrittlichsten Nationen an ihrer Seite. Eine historische Gelegenheit zur Sicherung der nationalen Exiſtenz und der ungehemmten sozialen und kulturellen Entfaltungstritt an uns heran. In dieser Stunde kann sich möglichkeiten der sudetendeutschen Bevölkerung fein Politiker seiner Verantwortung entziehen.
Es liegt vor allem im Interesse der Sudeten deutschen selbst, daß der heutige labile Zustand Durch eine positive Lösung übertvunden wird. Nies mand fann ihnen verivehren, mit zielbewußter Energie ihr gutes Recht zu fordern und eine ge sicherte Zukunft anzustreben. Die Sudetendeut schen begeben sich aber in schwerste Gefahr, wenn jie sich als Werkzeug fremder Machtinteressen mißbrauchen lassen. Die empfindlichen Grund> lagen unserer Wirtschaft vertragen teine Abenteuerpolitiff. Während ein großer Teil unsere Mitbürger im Taumel nationaler Hochstimmung aus dem Randgebiet nach Innerböhmen und lebt, taudjen im wirtschaftlichen Leben Erschei Prag . Diese Verlegung der Spargelder bewirkt nungen auf, die uns mit wachsender Sorge erfüleine Verarmung der Randgebiete, weil die liquide len. Die Gesamtausfuhr der Tschechoslowakei weist Kraft der Geldinſtitute im dortigen Gebiet eben Südschläge auf. Im Juni 1937 haben wir für vermindert wurde. Dieser nunmehr zur Ruhe ge- 1982 Millionen Kč Waren exportiert, im Juni fommenen Verlegung der Gelder folgt jest aber 1938 nur noch für 869 Millionen Kč. Jeder eine Verlegung der großen Einkommen. Täglich weitere Ausfuhrrückgang bedeutet Stabilisierung hören wir, daß Industricdirektionen ihren Siß der Arbeitslosigkeit und den Einzug neuen Strifennach Prag oder Brünn verlegen. Dadurch wird elends vor allem in den sudetendeutschen Exportder Konsum und der ganze Wohlstand in den gebieten. Städten draußen gesenkt und nach Prag verlegt. Eine gewissenlose Gleichschaltungspolitik, die Ge wird die örtliche Kapitalsbildung draußen ver- selbst in den empfindlichen Sektor der Wirtschaft mindert, es wird der ganze Standard in den übertragen wurde, hat bereits da und dort einen Städten berührt, weil teuere Wohnungen frei Auslandsboykott sudetendeutscher War: werden und infolge Konsumrüdgang auch die ausgelöst. Auch in den tschechischen Gebieten zeigen sich Ansätze einer Boykottbewegung, die, ob Ladenzinse jinten müſſen. Wer wünscht diese Entwicklung weiter? Wer sie nun aus politischen oder geschäftlichen Motiven kann und darf die Verantwortung dafür überneh- erwachsen, eine Verschärfung der wirtſchaftlichen men, eine Minderbeschäftigung in den Fabriken Rage in den Randgebieten zur Folge haben mijund zugleich eine Abwanderung der vermögenden fen. Es mehren sich wieder die Nachrichten über Sonsumenten zu verursachen, lediglich aus inner vollzogene oder geplante Betriebsverlegungen aus politischen Gründen? Der Boytott- Ferjinn schafft den deutschen Gegenden in die innertschechischen zur politischen Not des Landes noch die wirt Gebiete. Eine Erjazinduſtrie, die nach jahrelangen schaftliche und soziale Not. Denkt niemand über Mühen in der Elendsgemeinde to i ha u errichdiese Dinge nach? Ergreift niemand die Initia- tet werden sollte, droht ebenfalls der Angittive, wirtschaftlich dem deutschen Gebiet das zu psychose der Sapitalsbesitzer zum Opfer zu fallen. Sie wird voraussichtlich wenn nicht in letzter sichern, was es hat, seine Lebensgrundlage? Stunde eine Wendung kommt ihren Standort wahrscheinlich in das politisch ruhige Kerngebiet ins tschechische Gebiet des Staates verlegen. Die Folgejederpo litischen Unsicherheit ist Kapi Die Verlegung von Sigen industrieller Un- tals flucht. Nicht nur jüdisches, sondern auch Sternehmungen vom deutschen ins tschechische Gegut christliches Sapital, soweit in diesen Dingen biet, insbesondere aus der Provinz nach Prag , überhaupt ein konfessioneller Unterschied möglich dauern unvermindert fort. So will die Firma ist, wandert aus dem Fieberklima der Grenzbe Franz Kab. Attiengesellschaft für Textil airle ab und sucht anderswo gesicherte Anlage. industrie in Pelsdorf an der Elbe, den Sitz der Gesellschaft nach Prag verlegen. Die Gesell- In dieser wahrscheinlich nicht rosigen Situa
Prag.( Amtlich.) Der Borsitzende der Regierung Dr. Milan Hodža empfing eine Delegation des Abgeordnetenklubs der kommunistischen Partei, bestehend aus dem Vorsitzenden der Par- weil das deutsche Gebiet den größten Teil jener tei Abg. Gottwald und den Abgeordneten Konsumartikel erzeugt, die im tschechischen Gebiet Köhler, Široký, Steiner, Slimta verzehrt werden, die aber zum Teil bereits heute und Borkaňuk. Der Vorsitzende der Regie- auch in tschechischen Gebieten erzeugt werden. Da rung informierte die Delegation über den Inhalt diese Erzeugung vergrößert werden kann, kann der für die bevorstehende Sitzung der National- ein großer Teil der in den deutschen Gebieten versammlung vorbereiteten Vorlagen. erzeugten Waren ohne Einschränkung des Konsums vom tschechischen Gebiet gemieden werden, wenn die Dinge fonsequent auf die Spitze getricben werden. Das traurige Bild, welches Starlsbad heute bietet, ist ein Symbol für die EntwickTung, ein warnendes Symbol für eine Entwidnoch beim Nationalitätenstatut lung, die unter allen Umständen vermieden werDonnerstag vormittags sowie nachmittags den muß. Einige Karlsbader Gaststätten, die vom fand eine Sihung des Koalitions- Sechseraus- tschechischen und jüdischen Publikum besucht wer schusses unter dem Vorsitze des Präsidenten des den, sind bis auf den letzten Seſſel vollgepfropft, Abgeordnetenhauses Malypetr und des Präfiden- sie verdienen wie in den früheren Jahren, die ten des Senates Dr. Sontup statt. Der Sechser- anderen aber, und zwar die Mehrzahl, sind beiAusschuß behandelte neuerlich einen weiteren nahe leer, die Eigentümer sehen nur das wach größeren Teil des Nationalitäten sende Defizit. Der Jrrsinnsgedanke vom Boykott statutes und wird seine Arbeiten Freitag den wirkt in ganz Deutschböhmen in ähnlicher Nich- Ubersiedlungen ganzen Tag fortsetzen. tung wie in Karlsbad .
Krofta: ,, Bis an die äusserste Grenze!"
Aber kein totalitärer Staat Im Staate!
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Paris . Petit Journal" veröffentlicht eine| grität unseres Staates zu vereinbarenden Buge- schaft hat die ehemalige Tritotagenfabrik Brand tion mehren sich seit Tagen die Berichte, daß die in Prag - Nusle im Versteigerungswege erworben SdP eine große politischeStreitaktion Unterredung der beiden Sonderberichterstatter des ständnisse gehen. und da eine neue Wirkivarenerzeugung ins Leben plant. Ein solcher Streik würde nicht aus der
Blattes, Mac Corre und Georges Rotvand, Minister Dr. Krofta sprach hierauf über die| mit Außenminiſter Dr. Kamil Kroft a. Ihrer Art dieser Zugeständnisse, die den Minderheiten gerufen, deren Absatz speziell für den Export be- Stimmung in den Betrieben erwachsen. Ohne stimmt ist. Auch die Glaswerke Wein Zweifel hat unsere Arbeiterschaft berechtigte Schilderung zufolge hob Minister Dr. Strofta her- eine weitreichende Selbstverwaltung geben wer- mann werden, wie der„ Prager Börsen- Cou- Rohnforderungen zu stellen und dringende soziale ver, daß die tschechoslowakische Regierung von itutem Wi II en gegenüber den Minderhei- den, jedoch nicht eine absolute Auto- rier" erfährt, den Ciß ihrer Generaldirektion von Wünsche anzumelden. Wäre die Furcht vor der ten beseelt ist. Alle unsere Parteien, ſagte Dr. nomie der Minderheiten im Nah- Tepliz- Schönau nach Prag verlegen. Ueber die Arbeitslosigkeit nicht so groß, dann hätte schon so Strofta, die sich zur Verteidigung der Integrität men des tschechoslowakischen Gebietes zulaffen Verlegung des Sizes der Theresientaler mancher Lohntampf das Trugbild einer auf kapiunſeres Staates eng zusammengeschlossen haben, können. Wir können, fagte Dr. Krofta, nicht einen Sunst se i de fabrit von Theresiental nach talistischer Ausbeutung beruhenden Bollsgemeintreten einig für eine versöhnliche Polttir ein. Sie totalitären Sta at innerhalb unferes Prag haben wir bereits berichtet, ein Großteil der schaft zerrissen. Ein politischer Massenstreit könnte alle sind zu bedeutenden Anstrengungen des guten demokratischen Staates haben und dadurch ristic- Beamtenſchaft dieser Firma wird nach Prag ver- also nur auf das Stommando jener Unternehmer hin inszeniert werden, welche sich blindlings den Willens entschlossen. Frankreich und England, die ren, daß unsere Innen- und Außenpolitik unter seßt. Die unverantwortliche Hehe der SdP führt Befehlen einer politischen Partei unterwerfen. dem Frieden ergeben sind, ermuntern uns auf dem Drucke dieses Staates im Staate ausgerichdiesem Wege. Wir folgen dem Kate, tet würde. Wir hoffen, daß es zu einem Einver- zur völligen Berarmung des fudetendeutschen Ge- Die Folgen hätten wiederum die Arbeiter und den sie uns in kritischen Augenblicken gegeben ha- nehmen kommen wird und wollen den Minderhei- bietes. In der Geschichte der fudetendeutschen Po- Angestellten zu tragen. Der antisudetendeutschen ben, um so lieber, als er ein offenkundiger Beweis ten in jedem Falle ein Statut geben, daß für sie litik wird es wohl kaum eine Bewegung gegeben Boykottbewegung wäre ein neues Stichwort gege= ihres Interesses an unserer nationalen un a b- vorbereitet ist. Wir werden den Minderheiten sehr haben, die von derart katastrophalen Folgen für ben. In den national gemischten Betrieben gesellt hängigkeit ist. Wir werden bis an die große Zugeſtändniffe machen, möge das Ergebnis die Sudetendeutschen begleitet gewesen ist, wie die ſich zu dieſen wirtschaftlichen Befürchtungen auch äußerste Grenze der mit dem demofra der Berhandlungen mit den Parteien, welche diese SDP. Während Konrad Henlein immer mehr eine ernste nationale Gefahr. Wenn der deutsche Automobile erhält, verarmt das Bolt, Teil der Belegschaft im Zeichen einer nationalia tischen Geiste unserer Verfassung und der Inte- Minderheiten bilden, wie immer fein.
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