Freitag, 15. Juli 1038 Freitag, 15. Juli 1S38. Nr. 1SL Seite 2 «- Neue Zwischenfälle In Haifa Jerusalem . Aus Haifa werden neue Zwi­schenfälle gemeldet. So ivurde dort ein arabischer Telephonarbeiter beschossen und verwundet. Zwei mit Juden besetzte Autobusse wurden mit Bomben betvorfen und beschossen, wobei ein jüdischer Arzt Verwundet tvurde. Ein Araber und ein jüdischer Chauffeur wurden verhaftet. stischen Losung den Betrieb verläßt, so ist zu be­fürchten, daß er den Rückweg zur Arbeitsstätte versperrt findet. Unter diesen Umständen wäre also eine poli­tische Streikaktion ein soziales wie ein nationales Verbrechen an der werk­tätigen sudetendcutschen Bevölkerung. Sie würde nur den Beweis liefern, daß die Führung der SdP aus Furcht vor einem totalen politischen Bankrott die LcbcnSintcressen dcS Volkes selbst als Einsatz in ein Hasardspiel wirft. Die näch­sten Wochen werden zeigen, ob im Lager Hen­leins noch ein Funken Verantwortungsgefühl vor­handen ist oder nicht. Nicht an eine selbstherrliche Führerschaft, die offenbar jeden Sinn für Reali ­täten zu verlieren droht, sondern an die Massen der sudetendeutschen Bevölkerung, richten wir ein» aufrichtig gemeinte Mahnung zur Besinnung. All», die im Dienste des sudetendeutfchen Volkes arbeiten wollen, müßten in diesen schicksalsschwe­ren Augenblicken ihre Kräfte für eine ehrenvolle innerpolitische Lösung zusammenfassen und das Terrain für eine zielbewußte wirtschaftliche und soziale Aufbaupolitik ebnen. Jede andere Taktik ist glatter Selbstmord und muß ins Verderben münden. Die deutsche Sozialdemokratie ist ent­schlossen, sich angesichts solcher Gefahren als ein letzter, aber unüberwindlicher Damm der Ver­nunft zu bewähren. In ihrem eigenen Interesse, aber auch im wahren Lebensinteresse des Sude­tendeutschtums fordern wir die Arbeiter und An­gestellten auf, keiner Drohung zu weichen, sich vor keinem Terror zu beugen und um keinen Preis billiges Kanonenfutter für Desperadopolitiker ab­zugeben. Wenn der Parteiwagen der SdP in den Abgrund rollt, dann müssen alle Bindungen zer­schnitten werden, welche das su­detendeutsche Arbeitervolk mit­reißen könnten l Nur das Vorspiel einer Revanche Segen Frankreich Der Vizepräsident des Pariser AuBenausschusses Uber die tschechoslowakische Frage Die Pariser ZeitungL a V o i x" veröffent­licht ein Interview mit E r n e st P e z e t, dem Vizepräsidenten des AußcnauSschuffeS der Pariser Deputiertenkammer, über die aktuellen tschecho­slowakischen Probleme. Nach einer ausführlichen Erklärung PezetS über die geographischen, ge­schichtlichen, bevölkerungsmäßigen und innenpoli­tischen Fragen und Voraussetzungen in der Tsche­ choslowakei unterstreicht der ftanzösische Politiker die Einzigartigkeit, mit der das Dritte Reich alle Deutschen der Welt in Beschlag zu nehmen versucht und führt diese imperialistische Politik Hitlers ad absurdum mit dem Hinweis darauf, daß analog Frankreich die wallonischen Teile Belgiens , die romanischen Gebiete der Schweiz und etwa auch daS französische Kanada beanspruchen könnte. Und um den Franzosen einen Begriff von dem Auftreten Hen­leins und seiner Partei zu geben, hält Pezet sei­nen Landsleuten vor Augen, was sie etlva dazu sagen möchten, wenn sich in E l s a ß-L o t h r in­ne n ein im Dienste Hitler » stehender Agitator etablierte, der mit deutschem Gelde eine antifran­zösische Propaganda hemmungslos entfalten würde, der ostentativ seine Aufträge von Berlin empfinge und, immer so wie Henlein, im Namen der Minderheit, die er repräsentieren will, diplomatische Reisen unternähme, bei denen er mit anderen Regierungen sich förmlich auf gleichen Fuß stellte.W erden Sie einen Augenblick zögern, sich vorzu» stellen, waS in solchem Falle in Frankreich geschähe? Für Hitler ist nach dem Anschluß Oesterreichs die Stunde gekommen, da er verlangt,daß der Weg nach Prag dem Einfluß, oder, wenn es not­wendig ist, den Truppen Deutschlands geöffnet werde; das bedeutete eine gefügige, machtlose, wirtschaftlich beherrschte, kurzury: eine entweder verschwundene oder unterworfene BApchoslowakei. WaS uns anlangt, machen wir uni gar keine Illusionen. Dieser heimtückisch unternommene Kampf in Mitteleuropa ist nur daS Vorspiel einer Revanche gegen Frankreich . Der Endkampf dar sage ich den französischen Predigern einer französisch-deutschen Annäherung wird darin bestehen, daß der Rassismus, den man im Herzen und im Osten Europas sich all« Freiheiten nehmen ließ, sich sodann gegen uns wenden wird. Wenn die Tschechen Frankreichs und Englands nicht sicher sind, werden Sie im wesent­lichen Hitler auf dem Weg über Henlein welchen müssen. Von diesem Augenblick an werden sie ver­loren sein. Henlein wird die Rolle S e i h» JnquartS spielen, wenn den Sudetendeut- schen die Autonomie gegeben sein wird und dann den Slolvaken, den Ungarn , den Polen , den Ruthenen. Die Tschechoslowakei wird entweder nicht mehr existieren oder der Gnade anheim­gegeben sein. Im umgekehrten Falle werden di« Tschechen mit dem Heroismus, dessen wir sie fähig wissen, Widerstand leisten; dieser Widerstand wäre zumindest der Bürgerkrieg, dann der Krieg schlechthin, wenn Hitler Gewalt anwenden wollte. Dar wäre danndaS große Spiel": d i e ge­samt« Zukunft Europa» und Frankreich « hinge davon ab. Und hierin eben liegt einer der hundert Gründe dafür, daß«ine ununterbrochen drohende deutsche Vorherrschaft lm Herzen de« Kontinent« mit dem europäischen Frirden unvereinbar ist; und nicht nur die Hegemonie, sondern schon ihre Drohung genügt, um Europa in Verwirrung zu bringen, Frankreich zu beunruhigen und den Frie­den aufs Spiel zu setzen." Bürckel wird abberufen? Fortdauernde Unruhe in Oesterreich Au« Wien wird berichtet, daß der Reichö- kommtssär Bürckel, unter dessen Regentschaft dir österreichische« Nazis in wilden Auftuhr «egen die preußische« Herrschaft-Methoden gerie­ten,«inenprivaten" Urlaub angetreten hat. Der Urlaub begann DienStag nacht» und führte Bürckel zunächst in« Saargebiet, da» er bekannt­lich schon früher mit feiner Arbeit beglückt hat. Di« amtlichen Stellen versuchten, die Abreise Bürckel » gehrimzuhalten. Ausländische Bericht­erstatter drängten jedoch darauf, von ihm empfan­gen z« werden, worauf man ihnen schließlich sagen mußte, daß Bürckel nicht in Wien weile. Einig« Blätter wissen bereit» zu berichten, daß Bürckel von seinem vorläufig nicht begrenzten Urlaub überhaupt nicht mehr zurückkrhren werde. Es ist auffallend, daß Bürckel, der in den letzten Tagen noch Roden hielt, die auf die tiefe innere Zerrissenheit der österreichischen national« sozialistischen Bewegung viele Schlüffe zulieben, ausgerechnet jetzt einenvrivaten" Urlaub an­trat. Auch wenn die Kombinationen der Blätter über die angeblich schon beschlossene Nachfolge­schaft für Bürckel noch nicht zutreffen sollten man nennt den Major Klausner, ist dieser Urlaubsantritt bezeichnend für die Machtkämpfe, von denen der österreichische NattonalsozialiSmu» gegenwärtig erschüttert ist. Ganz offensichtlich haben die Preußen eine schwere Niederlage er­litten. Wenn aber die Abberufung BürckelS end­gültig und die Machtübernahme an die öster­reichischen Nationalsozialisten geplant sein sollte dazu würde auch die Auswechslung der Gestapo gehören könnte keineswegs mit einer Befriedung OestereichS gerechnet werden, denn dann hatte die tiefe Unzufriedenheit, die in Oesterreich gegen denAnschluß" Platz gegriffen hat, erst recht Gelegenheit, sich zu äußern. Racheprozeß gegen Dollfußleute Klagenfurt. Die hiesige Staatsanwaltschaft hat gegen zahlreich« höhere Beamte und Funk­tionäre der vaterländischen Front in Kärnten die Anklage erhoben, die sich bei dem national­sozialistischen Putsch im Juli 1034 an der Un­terdrückung des Aufstande» beteiligt haben. Die Anklage lautet auf kriminell« verbrechen, Mißbrauch der Amtsgewalt, schwere SAirperver« lctzung und öffentliche Gewalttätigkeit. Ange­klagt ist u. a. der ehemalige Bezirkshauptmann von Linz Worzekovsky, OberlandeSrcgierungS- kommissäre Dr. Hunegqer, Dr. Wanner, ferner der HandelSschulprofeffor Arsenschek, der Schlos­ser Pedit und der Beamte Jakober. Bei einigen wird die Anklage auf Diebstahl und Unzucht wider die Natur ausgedehnt. Die Haupwerhandlung dürfte demnächst beginnen und einige Tage dauern. Anne Oesterreicher! Wien . Auf Anordnung de» Reichsministers für Propaganda Goebbels werden in allen sieben Gauen Oesterreich » besondere Propaganda-Aemter errichtet werden. Vie Resolution von Evlan Nachbarstaaten sollen wenigstens Durchreise ermöglichen Pari«. Der Ausschuß der RegierungSdele- gierten auf der Konferenz von Evian, die sich mit dem Problem der politischen Flüchtlinge beschäf­tigt, hat Freitag einstimmig den französischen, englischen und amerikanischen Resolutionsantrag angenommen. Diese Resolution enthält in» Detail ausgearbeitete Erwägungen und einen Antrag über die Frage der politischen Flüchtling«, haupt­sächlich au» Deutschland , und über die Möglich­keit ihrer Ansiedlung in fremden Staaten. ES wird festgestellt, daß einige Staaten He­re»» die Möslichkett, politische Flüchtlinge anfzu- nehmen, in Erwägung gezogen haben, andere Staaten werben fich erst äußern, ti» di« ganze Angelegenheit systemattsch dirigiert«erden wird, andere wieder erklären, sie könnten kein« Flücht­linge aufnrhmen. Wa« die Nachbarstaaten Deutsch­ lands und dr»«hrmaligen Oesterreich betrifft, wird in der Resolution anerkannt, daß dies« Staaten unter den gegebene« Umständen keine politischen Flüchtlinge aufnehmen können. Man erwartet jedoch, daß ttohdem au» rein menschlichen Gründen diese Staaten zur Ermöglichung der Durchreise beitragen und eine zeitlich beschränkte Niederlassung ermöglichen werden. Anfang» August tritt in London der Exeku­tivausschuß der ständigen Kommission für Fragen der politischen Flüchtlinge zusammen. Große Truppenparade in Paris Zwei Divisionen zeigen ihr ganzes Offensivmaterial Paris . Der heurige 14. Juli wurde in Frankreich großartig begangen. Nachmittag fan­den Truppenparaden in den Garnisonsstädten statt, nachmittag» wurden Umzüge und Volksfeste ver­anstaltet. Ueberall wehten französische und engli­sche Fahnen. Die Truppenparade, di« vormittag« vor dem Pariser Triumphbogen in Anwesenheit des Präsidenten der Republik, stattfand, stellte die Hauptprobe für die große Truppenparade dar, die nächste Woche in Versailles zu Ehren de» Königs Georg VI . von England stattfinden wird. I« Vierundzwanziger-Reihen defilierten die Truppen in musterhafter Ordnung vor dem Präsidenten der Republik und den übrigen Würdenträgern. E» defilierten Angehörige sämtlicher Waffengattun­gen. Neu waren Heuer die Sportovganssationen des Heeres und zweiDivisionen, diemit sämtlichem O f f e n s i v m a t e r i al ausgerüstet waren. Während der Parade lreiste eine Flugeskader über demParadeplatz. Heuer fand auch zum ersten Male eine Trup­penparade auf dem Gipfel de» Mont Blanc i(4810 Meter) statt. Einige Erkundungsflüge und Patrouillen, insgesamt etwa 800 Mann, bestiegen den Gipfel des Mont Blanc, wo der Befehlshaber dieser Abteilungen vormittags eine Pamde ab­nahm. 10 I Zwischen I Mann und Kind Roman von LUI K ö r b e r Die Hofrätin Heller genoß weniger die Musik als die Genugtuung, wieder wie früher standesgemäß" einem Konzert beizuwohnen, nicht irgendivo rückwärts auf einer Galerie, die sie ja ohnedies nicht betrat, sondern wie bessere Menschen in einer Loge, mitten unter dem soignierten, kultivierten Publikum. Wie lange hatte sie daS entbehren müssen! Sie feierte Wie­dersehen selbst mit den männlichen, muskulösen Musen, die derb und flachbrüstig, von der Decke aus Orchester und Zuhörer bedrohen. Martha blickte nicht nach rechts und nicht nach links, ihre Augen hingen an dem Taktstöckchen Gustavs und den Bewegungen seines blonden Kopfe». Wäh­rend er sich mitten im brausenden Beifall ver­beugte, sah er sie in ihrem schlichten dunkelblauen Seidenkleid, über die Brüstung gelehnt, stumm vor Entzücken. Am Ausgang holte er sie«In: Daß Sie nicht zu mir ins Künstlerzimmer ge­kommen sind, Fräulein Martha! Ich hab« auf Sie gewartet!" Allen Einladungen zum Trotz begleitete er die Damen nach Hause, faß ihr im Auto gegenüber, seine Knie dicht an den ihrigen, genoß ihre Verlegenheit, den Glanz Unter den schnell gesenkten Ädern. Wo gcch es das noch in dieser Zeit, wo alles, was den Krallen des Krie­ges, der Grippe und des Hungers entronnen war, gierig nach bloßem Rausch griff, wo die Frauen sich um die übriggebliebenen Männer stritten wie Hyänen, sich unterboten und sich einem auf ein freundliches Wort hin an den Hals warfen? Gustav Wiesinger brachte Mutter und Tochter heim, empfahl sich am HauStor mit zwei Hand­küssen, ließ den Chauffeur kehrt machen und fuhr in den Prater, wo die ersten Knospen au« den Bäumen schossen. In der Hmrptallee ließ er hal­ten, ging zu Fuß weiter, da» Herz voll von seinem jungen Ruhm und seiner jungen Liebe, ging durch die blühenden Wiesen, durch die Haine, die so vielen Wiener Dichtern, Komponisten und Malern schöpferische Kraft schenkten; so fest vertraute er sich und seinem Stern, daß er nicht einmal an die Gefahr dachte, di« der nächtliche Prater noch dazu in dieser Nachkriegszeit in sich barg. Bi» zur Dämmerung lief er durch die Alleen in allen Himmelsrichtungen und als er frühmorgens nach Hause zurückkehrt«, brachte er außer nassen durchgetretenen Schuhen, einem enormen Schlaf­bedürfnis und einen ebenso«normen Hunger noch die Grundmelodien für die drei Sätze seiner ersten Symphonie mit... Abends fuhr er nach Berlin . Und zwei Tage lpäter bekam Martha eine Ansicht von der Sieges­säule mit folgendem Text: Liebe» Fräulein Marthai In meinem Schreibtisch recht» befinden sich obenauf oder auch nicht zwei Seiten einer angefangenen Partitur, auf dem 1. Blatt in der linken Ecke stehtHertha " und eine Tele­phonnummer, also leicht zu finden. Bitte si» mir umgehend zu schicken» expreß eingeschrie­ben, die Adresse haben Die. In zwei Wochen komme ich zurück, dann können wir heiraten. Herzliche Grüße. Handküsse an die Mama. Ihr G. W." Quer auf dem Berliner Himmel über die Siegessäule stand noch: »Wenn die Partitur nicht links im Dchrechtisch ist, dann im Nachtkastel oder wo- NWöH Martha schickte die Partitur, bekam kein« Antwort und hielt die Sache mit dem Heiraten für einen Künstlerscherz. Solche Scherze macht man nicht, mein Kind", sagte die Mutter, die die Karte gelesen hatte und leicht verletzt war, seitdem sie vom Ver­mieten leben mußte.Solche Scherze kann er sich mit einer anderen erlauben, nicht mit einem an­ständigen Mädel wie du. Das werde ich ihm auch sagen.Herr Kapellmeister", werde ich ihm sagen,wenn wir heute auch keine Mittckl haben und vermieten, deswegen steht es Ihnen noch nicht zu, werd' ich ihm sagen, meine Tochter zu behan­deln, al» wäre sie Gott weiß wer, eine leichte Dam«, mit der Sie Musik machen". Der zitternden Martha gelang e» nicht, ihre Mutter, die an der empfindlichsten Stelle getrof­fen worden war, zu beschwichtigen. Sie sprach so­gar davon, Gustav Wiesinger zu kündigen, ob­zwar der Sommer vor der Tür stand und sie nur sihwer einen anderen Mieter bekommen konnte. Aber die Hauptsache ist mir deine Ehre, mein Kind", erklärte sie und gefiel sich in der Nolle der beleidigten Muter. Gustav sagte später lochend, es sei für sie fast«ine Enttäuschung ge­wesen. daß sie nicht strafen, sondern segnen mußte. Sie aber war vollständig überzeugt, daß einzig und allein ihr Verhalten den Kapellmeister ge­zwungen hatte, ernst zu machen:Er sah, daß er er mit einer jungen Dame aus der Gesellschaft zu tun hatte, und schämte sich. Auch hat er sich sagen müssen, daß er sich auf ein Mädchen, das so erzogen war, eher verlassen kann, als auf alle diese Flitscherln, mit denen er Musik macht." Kn Munde der Hofrätin Haller bekam das.Musik machen" etwa» Anstößiges. Martha aber schwebte in solcher Seligkeit, daß selbst der Neid ihrer Freundinnen diesem Glücke nicht« mehr zufügen konnte. Gustav war strahlend und zärtlich und die ersten drei Monate sogar treu. Jetzt erinnerte sich Frau Martha, wie oft ihr Mann und die anderen Mieter chrer Mutter angerufen wurden, also war nichts dabei, wenn sie Dr. Geßler antolephonierte. Al» sie an der Telephonscheibe zu drehen begann, klopfte ihr Herz Wie das eine» Backfischchen» beim ersten Stelldich-. ein. Das Telephon läutete laut und ausgiebig, aber niemand meldete sich.Jetzt müßte ich also die Aerztezentrale anrufen", dachte sie.Und wa» tu' ich, wenn man mich fragt, was ich wünsche? Ich kann doch nicht sagen:Ich möchte wissen, ob Dr. Geßler mich Montag abends besucht?" Ich muß es darauf ankommen lassen. Ich kaufe Auf­schnitt, schlimmstenfalls kriegen es die Buben Dienstag in die Schule mit." Sie löschte das Licht im Vorzimmer, wo das Telephon hing und wollte sich ins Speisezimmer begeben. Da be­gann es plötzlich zu läuten, ein Ruf, eine Fan­fare! Erlöst stürzte sie sich an den Apparat zu­rück. Bor Aufregung konnte sie kaum einHallo" hervorbringen. Ist dort Frau Wiesinger?" ließ sich eine näselnde Stimme vernehmen.Küß' d' Hand, gnä' Frau? Wissen'», wer spricht? Aber gehen's, gnä' Frau, Sie wollen mich nur frotzeln." Eine Kunstpause trat ein, Martha war nah am Wei­nen.Also, gnä' Frau wissen wirklich net, wirt­lich net? Na also, wcnn's sein muß: hier Leopold Bühler." Wieder schob er eine Kunstpause ein. vermutlich, damit sie einen kleinen Freudenschrei ausstoßen könne. Er bekam aber nur ein Stam­meln zu hären, das er günstig für sich auslegte. Also, gnä' Frau, hören'»«mal, ich habe mir nochmals die Geschichte mit dem Griechen durch den Kopf gehen lassen na. Sie wissen schon, mit dem Beilchenstein, hehe. Und hab' mir gesagt:Poldi", hab' ich zu mir gesagt, da» geht doch net, daß der Sohn deines Freundes Wie­singer verpfuscht wird von dem Griechen hehe. Und heut« hab' ich im Konservatorium ganz sachie vorgefühlt ganz sachte ob da was zu machen ist, ein Stipendium oder so. Also zu machen ist nichts und überdies hat das Schuljahr schon an- gefangen. Aber wenn der Bühler wen vorschlägt der Bühler, der sein kleines Ansehen hat hehe na also, jedenfalls wäre e» nicht ausge­schlossen, daß man für den Sohn WiesingerS und den Schützling Bühlers... hallo, hallo, sind<3? noch da, gnä' Frau?"'.(Fortsetzung folgt.),