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Einiges Aufrichtige über die erste Flugfahrt

Von M. G. Reta

Es gibt arme Schlucker und beinahe arme Schlucker: erstere bevölkern die Kaffeehäuser auf dem Wenzelsplay in Prag , um bei einer Tasse Schwarzen befriedigt festzustellen, daß wir am Schlimmsten diesmal doch noch vorbeigerutscht jind. Die beinahe armen Schlucker aber kommen zu einem Genuß, den sie sich in normalen Zeiten nicht hätten träumen lassen: zu ihrer ersten Flug­fahrt.( Von den Allerärmsten will ich lieber nicht sprechen!)

Die Vorstellung der Luftkrankheit scheint vor dem Antritt des ersten Fluges in der Luft zu lie gen: wie der Baum für den Radfahrneuling übi

sie eine magnetische Anziehungskraft aus. Um den

Baum kommt der Nadfahrer meistens herum.

Es empfiehlt sich, als erster die Stufen zum Flugzeug hinaufzusteigen so sieht höchstens die Bedienungsmannschaft, was für ein dummes Ge­sicht man macht. Die Mitpassagiere aber sehen nichts, denn erstens ist man von rücktvärts viel weniger ausdrucksvoll und zweitens sind sie ge­nau so mit sich selbst beschäftigt.

Wenn der Mensch Angst gehabt und sie dann überwunden hat, beginnt er zu essen: das und nicht die Vermeidung von Uebelteiten durch die Kaubewegung ist der wahre Grund für den Rie­senkonsum an Lebensmitteln während einer tur­zer Flugfahrt. Frauen können das Essen gege= benenfalls durch andauerndes Reden ersetzen. Bei Kindern ist es schwer: entweder sie kommen mit einem endgültig verdorbenen Magen unten an oder man muß sie anders beschäftigen.

: Dafür hat aber die Fluggesellschaft meines Erachtens nur mangelhaft vorgesorgt: außer der Büftungsklappe oberhalb jedes Sizes ist kein be­

weglicher Bestandteil des Flugzeuges erreichbar.

Und diese Klappe mache ich nun schon hunderimal auf und zu, ohne daß etwas davon abgebrochen ist oder daß es mir jemand verboten hat. Also wo ist da die Sensation.

Eine besonders sinnvolle Einrichtung ist der gut sichtbar angebrachte Höhenmesser. Es könnte doch vielleicht einer der Fluggäste weder essen, nech lesen, reden oder schreiben wollen( eigentlich unvorstellbar!). Dieser Gast kann sich dafür alle fünf Minuten davon überzeugen, wie tief er gegebenenfalls fallen kann. Das hat mit Angst nichts mehr zu tun es gibt einfach Statistiker unter den Menschen. Nichts leichter, als solche Menschen durch eine harmlose Beschäftigung zu erfreuen.

Den Statistikern verwandt sind die Pro­spektmenschen. Diese nehmen sich gewöhnlich ihren Vorrat an Ware selbst mit, weil ja die Auswahl schon eine Vorfreude bedeutet. Wenn so ein Pro­spektmensch nicht im Gepäcknes über sich die Land­farten von ganz Europa liegen hat, freut ihn der ganze Flug nicht. Auch die Hotelankündigungen von den Orten, über die wir fliegen, werden mit­genommen, obwohl ja ein Aussteigen auf der Strecke nicht gerade häufig vorkommt, dan! unserer guten Maschine.

Aber lacht mir nicht über die Prospetimen­schen: sie sehen wenigstens etwas von der Gegend, über die wir fliegen. Wir anderen bekommen nur hie und da einen dunklen Fleck im weißen Watta­meer zu Gesicht und dann steht dieses Stück Erde auch meist noch so windschief, daß man sich über nichts mehr wundert.

Seit ich von Eingeweihten gehört habe, daß dieses Fliegen in der Watta die Regel ist, wun­dere ich mich auch nicht mehr, daß die Dinge auf der Welt drunter und drüber gehen: ich glaube nicht, daß der liebe Gott aus so großer Höhe oft flare Sicht bekommt. Es kann aber auch sein, daß er von dem ewigen Hinunterschen so blasiert ge­worden ist wie mein Nachbar, der sich schon beim Abflug die Zeitung vorbereitet hat, sie auf dem Bauch ausgebreitet liegen hat und schläft. Das Wort Entspannung" auf der Titelseite schaufelt dabei beruhigend hin und her; wäre statt dieses Bortes ein weißer Fled in der Zeitung, würde der Mann vielleicht nicht so beruhigt dösen.

" Sozialbemokrat

Prager Zeitung

An alle Parteimitglieder!

wußtlos auf der Straße liegen blieb. Er wurde auf die Klinik Jiráset gebracht, wo er mit einer Gehirn erschütterung und einem Bruch des rechten Schien, beins in Pflege blieb.

An die Mitglieder des Atus und der übrigen Kulturorganisationen! Erschöpft auf der Straße liegen geblieben. Vor­Samstag nachmittags wird auf der Heßinsel ein Inselfest zugunsten des demokratischen Spa- gestern nachmittags fanden Fußgänger in der König­Georgsstraße in Wrichowiß einen alten Mann, der nien veranstaltet. Wir fordern alle Mitglieder der erschöpft liegen geblieben war und sichtlich au schvad Partei und der Kulturorganisationen auf, dieses war, um weiter zu gehen. Er wurde als der 74jah Fest zu besuchen und dadurch die Sache des helden- rige ehemalige Ziegeleiarbeiter Josef Pecina sicher­mütig fämpfenden spanischen Volkes zu untergestellt, der zuletzt in einer Notkolonie in Michle ge­stüßen. wohnt hatte. Der Greis wurde im allgemeinen Kran­fenhaus unterfucht und dann in das Spital der Barmherzigen Schweſtern gebracht, wo er in Pflege

Nicht weniger wichtig ist für uns alle die Gedenkfeier, die Dienstag, den 19. Juli,

abends 8 Uhr, im Handwerkervereinssaale für Otto Bauer veranstaltet wird. Diese Ge­denkfeier wird sich zu einer großen Manifestation für die Sache gestalten, für die Otto Bauer gelebt und gearbeitet hat. Die Bezirksvertretung.

Gedenkfeier für Otto Bauer Dienstag, den 19. Juli, abends acht Uhr im Handwerkervereins- Saale .

Redner: Dr. Robert Wiener Alle Sozialisten, alle Freunde der freien Wissenschaft kommen!

Spanien ! Spanien ! Die Jugendkommission der Gesellschaft der Freunde des demokratischen Spanien in der CSR. Prag II, Národni 35, veranstaltet am

22. d. M. anläßlich des zweiten Jahrestages des Aus­

bruches des Kampfes um die Freiheit Svaniens in der Lucerna einen großen Manifestations a ben d. Es sprechen 1. a. der Vertreter der spa­ nischen Revublif. Luis Montagud Tormo und der Kommandant der 1. Fliegerabwehrbatterie der spani­ schen Volksarmee. Eintritt 2.40, für Studenten 1.10.

reitag, 15. Sufi 1938. Nr. 164

Die Nacht

vor dem Wiener Paẞamt

Wer zählt die Völfer, nennt die Namen... Ein buntes Durcheinander, jung und alt, arm und reich. Sie alle stehen und warten auf das heute begehrteste aller Dokumente in Wien den Paß, der es ermöglichen soll, aus dem neu geschaffenen Paradies hinauszukommen...

Einstein muß bei seiner Relativitätstheorie eine Nacht vor dem Paßamt verbracht haben. Es ist kaum glaublich, wielange so eine einzige Nacht dauern kann. Als Optimiſtin von jeher verschrien, bin ich erst am Abend um 10 Uhr hingegangen. Zur Strafe habe ich auch schon Nummer 83 be tommen... illegale Nummern, wie mir der junge Leidensgefährte, der sie mir gab, zu= flüsterte. Der arme Teufel stand schon die zweite Nacht. Er hatte tags zuvor einen Moment nicht Fingierter Einbruch. Vor einigen Tagen erftat- aufgepaßt, es drängte jich jemand vor ihn in das tete auf dem Bizlover Polizeikommissariat die 27jäh- Paßamt hinein, und er kam nicht mehr hinein. rige Hausmeisterin eines Hauses in der Husstraße, Denn just in diesem Moment schlug es zwölf Uhr M. S. , die Anzeige, daß unbekannte Täter aus ihrer mittags. Nun gab er acht. Noch einmal zwölf bis Wohnung Wäsche und zwei Weder im Wert von vierzehn Stunden vergeblich stehen wollte er nicht. 300.- entwendet hätten. Außerdem hätten sie und darum gab er die ,, illegalen" Nummern in der Wohnung des benachbarten Kürschners dre heraus.

Elieb.

de etc. im Gesamtvert von 10.000.- geftoh

Schlösser abgeschraubt und Betten, leberzüge, Be

Im ersten Augenblick sieht das Warten gar

Ten. Die Untersuchung ergab nun, daß der Einbruch nicht so böse aus. Aber dann wird es schön lang= in die Wohnung der S. fingiert war, und daß te sam talt und vom ruhigen Stehen wird man sehr selbst den andern Einbruch in die Wohnung des schnell müde. Auch die Unterhaltung wird sehr Seürschners begangen hatte; um ihre Angaben wahr erschwert, denn die Gasse ist schmal und die Leute scheinlicher zu machen, hatte sie dann auch einen Ein- ringsum wollen schlafen. Von Zeit zu Zeit kom­bruch in die eigene Wohnung vorgetäuscht. Die ge- men Wachleute kontrollieren, ob auch wirklich ftohlenen Sachen wurden alle in einem Verſted im alles ruhig ist. Aus der gegenüberliegenden Wein­Seller gefunden und dem Eigentümer zurückgestellt; stube torfelt betrunkene SS heraus. Es wird in die S. wurde nach Pankrat gebracht. diesem Augenblick so ruhig, daß man die berühmte Stecknadel zu Boden fallen hören könnte. Dann ist auch der Spuk vorüber und die leise geführte Unterhaltung setzt von neuem wieder ein.

Urania- Kino

Da ist vor allem von jenem Mann die Rede,

..Ich suche einen Mann" mit Lucie Englisch , Joe Stöckl, Maria Paudler. 6. 149 Uhr. Montag: Unvergeßlicher Film! Rudolfo Vader bereits sein Evidefit für Amerika hatte. Er lentino in Die Kameliendame"!

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Vereinsnachrichten

Aus Schreck vom Gerüst gesprungen. Vorgestern Ortsgruppe Prag : Sonntag, den 17. nachmittags trugen einige Arbeiter ein Gerüst vor Juli, Treffpunkt 7 Uhr früh Endstation einem Saus in der Leihamisgasse ab, wobei sich ein Pfeiler loderte und der Aufseher den Arbeitern zus der 5er in Hlubočepy, Wanderung nach rief, fie möchten sich in Sicherheit bringen. Darüber Radotin, Černošice, Kazim, Jiloviště, erschrat einer der Arbeiier, der 37jährige Josef Ta­Zbraslav. Führer: Winterniß. In to use aus Nusle, derart, daß er als über unserer Hütte Demofrat" im Brdywald hat Dienst: Kopf drei Meter tief vom Gerüst sprang und be-| P 1 o 1.

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Der Wahrheitsdetektor bewährt sich

MTP. New York . ,, Wich werden Sie mit Ihren Apparat nicht hereinleger, Herr Professor." Ich sehe schon, daß Sie ein Poker Face" haben. Aber gerade solche Leute liebt mein Appa­rat. Je stoischer und überlegener nach außen hin jemand scheint, desto mehr ist er empfindlich gegenüber der elektrischen Nadel, die alles regi­striert. Mit dem Mund kann man lügen mit den Nerven nicht."

Das war mein Einführungsgespräch mit Reverend Walter T. Summers, Professor für Psychologie an der Fordham - Universität von New York , dem Erfinder des Wahrheitsdetektors. Mit diesem Apparat wird er die Kriminal- Psy­chologie und die Aufklärungsmethoden von Ver­brechern auf eine vollkommen neue Basis stellen. Als er vor etwa zwei Jahren die Erfindung des Apparates bekannt gab und die ersten Versuche anstellte, lachte alle Welt, voran die Fachleute. Heute wird der Apparat nicht nur von der New­Yorker Polizei und der einiger anderer Staaten von Nordamerika benugt, sondern ist bereits rich tig anerkannt und hat auch schon in Prozessen eine ausschlaggebende Rolle gespielt.

Halten Sie Ihren Apparat für unfehl bar?" fragte ich den Professor, der eigentlich ein Priester ist und den Apparat, wie er erklärt, nicht deshalb erfand, um Schuldige zu überfüh­ren, sondern um Unschuldige zu retten.

Hie und da scheint aber doch die Erde auf. Ich bin überzeugt und glaube, den wissen­Aufreizend klein und aufreizend ordentlich liegen schaftlichen Beweis dafür geliefert zu haben, daß die Städtchen und Dörfer zu unseren Füßen. der Apparat fehlerlos arbeitet. Ich habe bisher Kindheitserinnerungen tauchen auf und ich möchte im ganzen 6000 bis 7000 Versuche unternom für mein Leben gern irgendeinen, noch so kleinen men, und in keinem einzigen Fall gab es einen Gegenstand hinunterwerfen. Mir würde ein Versager. Die besondere Verbindung elektrischer Kirschfern genügen- für andere müssen es Wellen mit bestimmten Nervenzentren des Unter­gleich Bomben sein. Das sind Unterschiede des arms, die die geringste Gemütsbewegung regi Formats. strieren, schafft einwandfreie Resultate. Es gibt Ich habe nichts hinuntergeworfen. Man hat niemanden, dessen Nerven nicht in dem Augen­es mir nicht verboten, man hat es mir nicht er- blid, da er bewußt die unwahrheit sagt, eine laubt. Man hat es mir stillschweigend unmöglich Reaktion aufweisen, mag es auch eine unbewußte gemacht. Das finde ich empörend. sein aber eben diese Nervenbewegung notiert Die einzige Anordnung, die wir während der die elektrische Feder graphisch auf. Es handelt Reise empfangen, ist vor der Landung: Bitte, sich turz gesagt um eine Frage des inneren Gleich halten Sie sich an den Gurten fest." Dieser Text gewichts, und dieses ist nur vorhanden, wenn ein erscheint in Leuchtbuchstaben an der Stirnwand Mensch das ausspricht, was er im Augenblick für des Flugzeuges. Ich habe schüchtern nach den richtig und wahrhaftig hält. Kommen Sie, wir Gurten gegriffen, aber sofort losgelassen, als ich werden einen sehr einfachen Versuch machen. sah, daß die anderen den Rat mit betonter Ge- Hier" und Professor Summers wies auf ein Tassenheit ignorierten. Man muß doch nicht mer- paar auf dem Tisch liegende Photographien fen lassen, daß man ein Neuling ist. ,, tvählen Sie sich, während ich aus dem Zimmer gehe, eine davon aus, und der Apparat wird Sie nachher der Reihe nach fragen, welches von den Photos Sie sich gemerkt haben."

Bei diesem Hinuntergehen habe ich mir still schweigend, aber sehr energisch gedacht: Jeßt ist's aber genug!" und seit langem wieder einmal die Erde da unten verlockend gefunden. Das hat dann später nicht lange angehalten, leider.

sch war fest davon überzeugt, daß es der berteufelten Feder nicht gelingen würde, mich bei

einer so geringfügigen Lüge" wie ich sie vor­hatte, zu ertappen. Es ist schließlich ein Unter­schied, ob man ein Kapitalverbrechen eingestehen oder leugnen soll, eine bestimmte Photographie jid gemerkt zu haben. Das Experiment begann. Zwei Metallblöcke wurden auf meine innere Hand­fläche gelegt. Drähte, die daran befestigt waren, führten zu einem Verstärker, der seinerseits mit einem Aufnahmeapparat verbunden war. Direft davor befand sich ein Bogen Papier , auf dem die elektrische Nadel die Reaktion aufzeichnen sollte.

Summers nahm die Photos, hielt mir eines nach dem anderen vor und fragte, ob ich dieſes meinte. Ich antwortete jedesmal ,, nein", und die Nadel zeichnete eine gerade Linie. Das siebente Photo, das mir Summers vorhielt, war das, was ich gewählt hatte. Ich sagte wiederum" nein", völlig ruhig und kaltblütig, aber mit einem Rud ging die Nadel im gleichen Augenblick in die Höhe und zeichnete eine spiße Kurve. Summers warf einen Blick auf das Papier, lächelte und sagte: Nicht übel geschwindelt, aber meine Nadel be­trügt man nicht. Dieses Photo hier haben Sie ausgewählt, da hilft kein Leugnen.

Etwas beschämt mußte ich meine Niederlage eingestehen. Aber wenigstens telle ich diese Bla mage mit vielen hartgesottenen Sündern, die der Apparat überführte, wie auch mit Polizisten und Staatsanwälten, die ohne den Apparat Unschul­dige verurteilt hätten. Und ich kann mich mit den Worten des New- Yorker Richters Colden trösten, der der erste war, der den Wahrheitsdetektor offi­ziell zuließ und der erklärte:

sollte den Revers auf dem Paßamt unterschreiben, daß er nach erfolgter Ausreise deutsches Reichs­gebiet nicht mehr betreten werde. Er erlaubte jich die naive Frage, ob diese Verpflichtung nur für die jetzige oder auch für die kommende Regierung Gültigkeit habe. Die Frage, zweifellos berechtigt, brachte den Armen statt nach Amerika ins Kon­sentrationslager...

Mein Nachbar vertraut mir an, sozusagen als Kommentar hierzu, daß er, und wenn er ge­rade auf offener See sei, den Kapitän mit dem Revolver zwingen würde umzudrehen und zurüd­zufahren, sobald der Funkentelegraphist die erste Nachricht von der neuen Regierung melden wulirde...

Es bildet sich eine kleine Gruppe von Leuten, die politisiert und bespricht, was gewesen wäre

tvenn

aus.

Eine Frau hat Butterbrote mit und teilt

Ein anderer gibt Zigaretten und Feuer. Am begehrtesten sind die kleinen Klappsessel. Vielleicht acht bis zehn Stück sind vorhanden, aber wir sind mittlerweile es ist 1 Uhr geworden- mindestens zweihundert.

Eine zarte, kleine Frau jammert. Ihr ist talt, sie friert. Man tröstet sie: Sind Sie froh, daß Adolf nicht im Jänner gekommen ist!"

Und die Nacht vergeht wirklich. Um 5 Uhr fängt es an zu regnen. Der Mann, der sich schon gestern angestellt hat, weiß hiefür einen Trost: Um 6 Uhr wird die Einfahrt geöffnet, dann können wir uns unterstellen." Ja, Schnecken! Es gießt in Strömen, aber geöff­net wird diesmal erst um 8 Uhr.

Nach Durchquerung von zivci Höfen und ebensovielen Vorzimmern, nachdem man noch schnell ein Formular mit zwei Dußend Fragen ausgefüllt hat, kommt man endlich, truppweis, in

Urania- Kino, Klimentská 4.

Fernsprecher 61623.

3of sudie einen Jann Lachschlager, mit Lucie Englisch , Joc Stöckl, Maria Vaudler.

das Allerheiligste, zu dem Beamten, der, nicht etwa die Pässe ausgibt, sondern der lediglich das Gesuch huldvollst entgegennimmt.

Auch heute geht es nicht ohne Tragi­komödie ab.

Hunderte von Jahren hat man geglaubt, Mein Vordermann unterschreibt, daß er daß das Streuzberhör von Zeugen in einem offe- nicht mehr zurückkommen darf, mit dem Bemer­nen Gerichtsverfahren die beste Methode sei, die ten: Mit Vergnügen!" Erfolg: er wird vom Wahrheit zu erforschen. Doch ich bin der Ueber- Fleck weg verhaftet. zeugung, daß der Wahrheitsdetektor nicht nur Der Kommissar, nun etwas schlechter Laune, eine neue, sondern auch eine bessere wissenschaft- brüllt mich an: Heute ist doch Samstag, da wird liche Methode darstellt, dieser Wahrheit in einer Jehova teine Freude an Euch haben, wenn Ihr legalen Form auf die Spur zu kommen. Daß man Euch grad heute anstellt!" Ich gebe keine Ant­dagegen Einwendungen erhebt, wundert mich wort und er legt mein Gesuch gnädigst zu den nicht. Das Fingerabdruckverfahren, die Röntgen- andern... strahlen und alle anderen Untersuchungsmethoden Jezt hab ich für etiva vier Wochen Ruhe. wurden zu ihrer Zeit regelmäßig abgelehnt und Dann kommt die Benachrichtigung, daß ich be­bekämpft und haben sich troßdem durchgesezt. rechtigt bin, den Paß zu beheben, wenn ich vor Dasselbe wird mit dem Detektor geschehen." zulegen in der Lage bin: Geburtsschein, Heimat Es wird trotzdem noch einige Jahre dauern, schein, Meldezetter, Steuerquittung... und noch bis der Apparat überall gefeßlich anerkannt sein ein halbes Dußend anderer Bescheinigungen. Und wird. Noch immer ist in den USA selbst die Oppo- das bedeutet, daß ich nun wieder erst, vielleicht fition start, und in den übrigen Kulturstaaten viele Wochen lang, Nacht für Nacht vor einem wird er radikal abgelehnt. Aber ich glaube, daß anderen Amtsgebäude wachen muß... man in zehn Jahren mit ihm so selbstverständlich Aber was tut man nicht alles, um aus dem arbeiten wird wie heute mit jenen Methoden, die Paradies Drittes Reich " hinauszukommen, in ihrerseits Jahrzehnte brauchten, bis sie legal an- ein weniger paradiesisches Land. gewendet wurden. George Sullivan. Gertrud Je IIe s.

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Beaugsbedingungen: Bei Rustellung ins Haus oder bei Beaua durch die Boft monatlich 17. vierteljährig 51.- halbjährig 102. ganzjährig 204.­Inserate werden laur Tarif billigt berednet.-Rüditellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarten. Die Beitungsfrantatur wurde von der Post- u. Telegraphendirektion mit Erlak Nr. 13.800/ VII/ 1930 bemilliat( ontrollboftamt Braba 25. Drudersi: Drbis". Drud. Verlags- u. 8eitunas-.- 6. Craa

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