Nr. 170
Freitag, 22. Juli 1038
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„Gebt den arbeitslosen Deutschen Arbeit** Im nationalsozialistischen„A—Bet" lesen wir in einer Betrachtung über unsere grobartige Versammlung im Karlsbader Schützenhau» unter anderem: „Weder in den Gemeindewahlen, noch auch— um so weniger— im organisatorischen Leben hat Henlein die deutsche sozialdemokratische Partei in einer Weise bedroht, daß deren Existenz gebrochen worden wäre. Im Gegenteil. Wir haben schon mehrere riesenhaste Kundgebungen der deutschen Arbeiter in der allerletzten Zeit gesehen. Aber dar, war wir Mittwoch, den 20. Juli, in Karlsbad sehen konnten, hat auch einen eingefleischten Skeptiker in der Meinung befestigen müssen, dab diese Partei richt nur leb t, sondern, dab sie eine grobe Zulun f t vor sich hat. Mindesten» 8800 Arbeiter sahen wir in dem vollgepfropften Saal. E» sind Leute, die dem Hen« leinterror in den Fabriken preisgegeben sind. Bor Betreten de» Saales werden fie von„Ordnern" kontrolliert. Eie werden aufgeschrieben und photogra« pbiert für die schwarzen Liften. Eie sehen mehr auf» Spiel, als die Verachtung ihrer vom Nazismus wahnsinnigen Volksgenossen. Und doch kamen sie. Abg. Jaksch, dessen meisterhafte Rede den deutschen Mitbürgern eindrucksvoll die Unterschiede der beiden Weg« aufzuzeigen verstand, auf denen sich der Nazismus und die Demokratie bewegen, konnte die Versammlung zu einer nicht endenwollenden Huldigung für die F r e i h e i» tenderRepubik und die Unabhängigkeit derTschechoslowakei hin- reitzen... Die deutschen Arbeiter werden mit un» das Vaterland verteidigen, wenn e» angegriffen wird, denn sie wisien, dah sie ihr Brot und ihre Heimat verteidigen. Ein Krieg wäre der Untergang del sude tendeutschen Gebiete». Es gibt einen einzigen Ausweg au« dieser Situation. Und dieser besteht darin, den arbeitslosen Deutschen Arbeit zu geben. Wird diese» Problem gelöst, wird auch mindestens die Hälfte der sudetendeutschen Frage gelöst sein." Scherbensammler Henlein Die SdP, durch deren gewissenlose Propaganda es zur Ueberschreibung des Petschekbesihes besitze» an den Zivno-Konzern kam, betätigt sich nun als„Retterin" des deutschen Arbeitsplatzes. Sie veröffentlicht ein« Erklärung, in der sie zum Ausdruck bringt, dah, solange eine Sicherung des deutschen Arbeitsplätze» in den ehemaligen Pet« schck-Unternehmungen nicht erzielt sei, kein SdP« Mitglied ein Mandat in den Verwaltungsräten des Syndikat» annehmen dürfe. Erst zerschlägt die SdP da» Porzellan, dann tut sie sich etwas darauf zugute, die Scherben zu sammeln...
Für Verbesserung der Lage der dffentlldien Angestellten Die Arbeitsgemeinschaft der Organisationen der öffentlichen Angestellten verfolgt sorgfältig die Entwicklung der ivirtschafllichen und der politischen Lage im Zusammenhang mit den Ver- hältnisien der öffentlichen Angestellten und arbeitet zielbewußt an deren Verbesserung unter Unterstützung der Koalitionsparteien. Diese ihre Bestrebungen dokumentierte sie in einer Beratung mit den Vertretern der ExekutivauSschüsie der politischen Parteien, welche Donnerstag, den 21. Juli, vormittags im Parlament unter dem Vorsitz des Abgeordneten H. Bergmann stattfand, der in seiner einleitenden Kundgebung die materiellen Verhältnisse der öffentlichen Angestellten charakterisierte und die auf Abhilfe und Besserung abzielenden Forderungen derselben hervorhob. Die Vertreter der politischen Parteien— die Abgeordneten Dr. O. Suchh für die Republikanische Partei , Dr. Boh. Svörät für die sozialdemokra« tifche Arbeiterpartei, Dr. Josef Patejdl für die nationalsozialistische Partei, Dr. I. Karas für die Volkrpartei, Anton Chmelik für die Nationale Vereinigung, toeiter Direktor Äräsa für die Ge- wcrbepartei und Sekretär Dr. R. Wiener für die deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei sprachen sich zu den Forderungen der öffentlichen Angestellten im positiven Sinne aus und erklärten, in voller Uebereinstimmung anläßlich der Budgetberatungen zusammenarbeiten zu wollen, damit der gute Wille, den Staatsangestellten zu helfen, auch zum Ausdruck komme und die Berhältnisie der Angestellten, vor allem die GehaltSverhält- niffe, so geregelt werden, wie die» die ernste Situation deS Staates erfordert.— Das Präsidium der Arbeitsgemeinschaft wurde vor dieser Beratung vom Innenminister Dr. I. Eernh empfangen und informierte ihn über die dringliche Notwendigkeit der Regelung der Urlaubsverhältnisse und der Einrechnung der Militär-Präsenz- dienstzeit und etwaiger bereits vorher geleisteter Dienste bei solchen Angestellten, denen bisher nichts davon eingerechnet wurde. Im einzelnen wurde sodann mit den zuständigen Referenten des Innenministeriums verhandelt. Nun wartet die Arbeitsgemeinschaft auf einen Empfang beim Vorsitzenden der Regierung, Dr. HodZa.
Deutscher Direktor der Zentralsozialversiche- rungsanstalt. Der bisherige Direktor-Stellvertreter der Zentralsozialversicherungsanstalt Dr. Riedl ist zum Direktor ernannt worden. Der neue Direktor ist Deutscher , stammt aus dem Arnauer Gebiet, war lange Jahre leitender Beamter der Gllterverwaltung in Bilin und kam dann zur Zentralsozialversicherung, wo er vor etwa zehn Jahren Vorstand der Jnvalidenabteilung wurde. Seit drei Jahren war er Direktor-Stellvertreter. Dr. Riedl genießt den Ruf eines gewissenhaften, obsektiven und sozial fühlenden Beamten.
Lesefrüchte über die Verfälschung des Christentums durch Gleichschaltung
Die katholische Selbsterkenntnis scheint mit Riesenschritten vorwärtszuschreiten; zunächst zwar noch nicht recht in der Tat, wohl dbtt im Gedanken und im Wort. Aber im Anfang war ja da» Wort! Derzeit steht am Anfang unter anderem folgendes: „Wie konnte e» so weit kommen, dah dal Christentum so offensichtlich an Einfluß verloren, daß der Kirche Christi die Seelen in so erschreckend großer Zahl entglitten, daß die Stimme der Kirche in der Welt kaum noch gehört wird? Zunächst die grundsätzliche Antwort: E» gehört zum Wesen de» Geschöpfe», daß«» versagen kann. Also kann auch der Christ, ob Priester oder Laie, da er Geschöpf ist, versagen." Da» scheint uni so recht auf die Innitzer und Hilgenreiner zu passen. Desgleichen bie»:- „Man wollte um jede» Preis mit der übrig« Welt konkurrier«.. Denn: „Der Christ geht notwendig seiner eigentlichen Kraft verlustig, wo er dem Christentum Ziele steckt, die mehr einer Verfälschung al» einer Bewährung seiner Wahrheit gleichkommen." Oder gar: „So komntt es dazu, daß wir nicht nur der Welt und den Heiden Christum zu predigen haben, sondern zuerst den Christen selbst und un
ter dm Christen vornehmlich denen, die so leicht Gefahr laufen, in der äußeren Tätigkeit Christus die einzige Quelle ihrer Kraft zu vergesien." Und schließlich: „Da» ist die Verantwortung Europa » gegenüber ven Heidmvölkem. Alle», wa» die strengen Vordeutungen Christi irgendwie abschwächen möchte, wa» den Christen au» der lebendigen Mitte de» vollen christlichen Leben» auf da» sumpfige Grenzland»wisch« Gut und Bös« abdrängen möchte, alle», war langsam zu einem Minimalismus führt, Wal den schlechten Durchschnitt der Masse begünstigt, kurz aller, was nach K o m- p r o m i ß mit den Auffassungen und den P r a k- tiken der„Welt" au»sieiht, da» alle» ist höchst verdächtig und muß auf die Dauer ein lebendinges Christentum erstick«." Diese frommen Lehren stammen au» einem kürzlich in Salzburg erschienen«, von Bi. Christmann stammenden Buch.Lebendige Einheit", mit der wohl die Totalität in» Katholische überseht Werden sollte. Wir selber bekommen solche Bücher nicht oft in die Hände und sind also, wie in diesem Falle, auf die teilweise Wiedergabe durch die „D e u t s ch e P r e s s e"(16. Juli 1088) angewiesen, die sich damit ein ungewollte» Verdienst um die Durchleuchtung solcher Christen erwirbt, wie beispielsweise Prälat Hilgenreiner einer ist...
Oer Terror In Reichenberg Der Pariser„Populaire" widmete in den letzten Tagen in zlvei Artikeln.Loui» Lkvy» seine besondere Aufmerksamkeit dem Terror im Reichenberger Gebiet, da» er al» eine der Bastionen Konrad Henlein » bezeichnet. Lövy bringt ganz ausführliche Daten über die wirtschaftliche und soziale Situation, indem er eine Unterhaltung reproduziert, die er mit dem Zentralgewerkschafts- Sekretär Weigel in Reichenberg hatte. Alle die Fortschritte, die in der Republik auf sozialpolitischem Gebiete erzielt wurden, werden hier besonder» unterstrichen und mit Freuden wird festste« stellt, daß die deutschen freien Gewerkschaften keine nennenSlverten Verluste infolge der Gleichschaltungswelle erlitten. Aber der„Populaire" gibt auch weiten Raum den Klagen unserer Reichenberger Vertrauensmänner darüber, daß die sozia listischen Arbeiter zu wenig geschützt sind und daß die bestehenden Gesetze nicht immer angewendet werden. Im übrigen gibt LSvy seiner Bewunderung Ausdruck über die ausgezeichnete Haltung auch unserer Reichenbevger Genossen, die voll Vertrauen an eine Neberwindung der Schwierigkeiten glaben.„Wenn die Regierung sich festzeigtund wenn Frankreich und England hinter un» stehen, wird Henlein die Partie verlieren." Ein zweiter Aussatz über Reichenberg ist dann durchweg» den Terrorerscheinungen gewidmet, die insbesondere in den letzten Wochen gerade in den Reichenberger Betrieben auftraten. Wa» den Boykott anlangt, so wäre e» von Nutzen, wenn die Käufer„dirigiert" würden. Denn e» gibt ja doch demokratische, tschechische, jüdische Unternehmungen, welche die sozialistischen Arbeiter anständig behandeln und bei denen die ausländische Kundschaft nun erst recht einkaufen müßte.— ttebrigen» beschäftigt sich der„Populaire" an anderen Stellen sehr ausführlich und eindeutig mit der neuen Hetze, die da» Dritte Reich gegen die Tschechoslowakei entfaltet. Heimkehr aus dem Dritten Reich Eingekerkert, mißhandelt and schließlich Uber die Grenze geworfen Merkwürdige Erfahrungen machte der Tischlergehilfe I. Palme aus OberhennerSdorf bei Rumburg im Dritten Reich , wohin er im Jänner d. I. gegangen war. Wi^.„A-Zet" berichtet, fand ihn die Grenzwache auf dem Gelände eines Frier« hofeS, dessenMauer gerade dieStaatSgrenze bildet, in jämmerlichem Zustande auf. Palme wurde in» Krankenhaus gebracht, wo er berichtete, daß er in Zittau von der Gestapo angehalten und ins Gefängnis gesetzt wurde. Nach langer Haft brachte man ihn in eine sächsische Grenzgemeinde, wo er den Gendarmen übergeben wurde. Diese führten ihn bis zur Grenze, also eben zu der genannten FriedShofSmauer und warfen ihn ohne weiteres über die Mauer in den Friedhof, wo der arme Teufel liegen blieb. Bei ihm wurden verschiedene Aufzeichnungen— offenkundig amtliche Falsifikate— vorgefunden, wie auch ein Bild des Präsidenten Masarnk und ein Stück einer Karte. Man hat„driiben" offenbar einen Mann gebraucht, der die Rolle des»verdächtige« Tschechen " zu spielen hatte, ungeachtet dessen, daß Palme ein Deutscher ist. Objektiv festgestellt ist, daß der Heimkehrer eine Menge Hiebnarben auf dem ganzen Körper auf- wieS. Ferner wurden am rechten Handgelenk Spuren von JnjektionSeinstichen konstatiert. Er ist der erste nicht und Fälle dieser Art scheinen sich gerade in letzter Zeit beträchtlich zu mehren. ES werden ihrer allerdings noch viel, viel mehr sein müssen, ehe allen Verblendeten die Augen aufgehen.
Die Kolporteurln mit Steinen beworfen I Die Kolporteurin der„Z u k u n f t" in T a- ch a u, Marie H o l l i ck. wurde am Dienstag, den 10. Juli, als sie die Zeitung den Abonnenten zustellte, mit Steinen.beworfen. Ein Stein traf sie am Rücken und verletzte sie. Zwei Burschen konnte sie erkennen. Die Strafanzeige gegen die beiden und die übrigen unbekannten Täter wurde erstattet. Einer dieser Burschen heißt Nebelacker. Sein Vater war früher Sozialdemokrat, dann Kommunist, wieder Sozialdeinokrat, bis er schließlich bei den Christlichsozialen, Nationalsozialtsten und zuletzt bei der SdP landete.
Nette Geschichten Der Gendarmerie ist es im Verein mit der F a h n d u n g S st e l l e in Eger gelungen, eine Serie von Diebstählen aufzuklären und die Diebe hinter Schloß und Riegel zu bringen. Dabei ergab sich, daß viele Hehler mit den Dieben zusammen arbeiteten. Die Diebe waren gesprächig und gaben ihre Hehler preis. Im Gebiete von Haid-Neu st adtl sollen in diese DiebstahlSafsäre etwa 80 Personen verwickelt sein. Darunter befinden sich auch S d P l e r, welche Funktionen in der Partei bekleiden.
Ein Werk der Verständigung und des Friedens So darf man die Bemühungen nennen, welche die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit mit Unterstützung des Roten Kreuzes und im Verein mit der Schulleitung von N o v h H r a d e c(Neu-Königgräh) für da» Zustandekommen einer Feri«aktion sudetendeutscher Arbeiterkinder verwandte. Allein au» dem Bezirke Braunau nehmen an dieser beachtenswerten Aktion SV Kinder teil und 6 Kinder sind aus Reichenberg. Am Samstag, den 16. Juli, fanden die seit etwa zwei Wochen gehegten Hoffnungen der Kinder,«inen Teil der Schulferien gemeinsam und mit Hilfe von Menschen zu verbringen, denen der Verstän» digung-gedanke kein leerer Begriff ist, ihr« Erfüllung. Lachend und singend zogen die Kleinen zur Bahn und in froher Fahrt ging eS bis nach Königgräh, wo die Kinder bereits von einem Autobus am Bahnhof ertvartet wurden und mit dem sie in das-Heim, da» eine schöne Schule in Novh Hradec ist, gebracht wurden. Und wieder kamen die Kinder, von denen viele kaum in ihrem Leben einmal in einem so wunderschönen Bett geschlafen hüben dürften, nicht au» dem Staunen heraus, denn in drei Schulklassen standen wunderschöne neue Betten mit Matratzen und der sonst dazu gehörigen Einrichtung, welche die Frauenliga in Prag mit bedeutenden Mitteln angeschafft hatte. In einem großen und lichten Eßsaal werden gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen und die kräftige und gute Kost ist nicht zuletzt der Anlaß für die geradezu prächtige Stimmunng, die sich unmittelbar nach der Ankunft feststellen läßt. Hier, so sagen sich die Reisebegleiter, wird keinem Kinde da» Heimweh ankommen und bald schallen frische Kampflieder, wie sie jene Kinder au» dem Sudetenland zu singen wissen, die entweder in den Rotfalkengruppen oder im AtuS aktiv tätig sind, empor. Für die tschechische Schulleitung wurden die Kinder durch den dortigen Direktor in tschechischer und deutscher Sprache in herzlichster Weise willkommen geheißen. Wir glauben schon heute versichern zu dürfen, daß der Wunsch des Herrn Direktors, daß da» Gemeinschaftswerk in Erfüllung gehen wird. An diesen Kleinen, die zumeist schon im persönlichen Erleben den Haß, der heute nicht nur von Nation zu Nation bewußt von bestimmter Seite geschürt wird, verspür«, sondern den sie auch von Angehörigen der eigenen Nation dulden und ertragen müssen, werden alle Versuche der Verhetzung abprallen, denn sie erfahren durch das praktische Beispiel, daß es auch in der tschechischen Nation viele liebe und gute Menschen gibt. So wird auch diese mit bedeutendem Aufwand in materieller Hinsicht durchgeführte Aktion ihren Teil dazu beitragen, um deutschen Kinde« und darüber hinaus auch ihren Eltern und einer weiteren deutschen Oeffentlichkeit zu beweisen, dah durch guten Willen Wege gefunden werden, die ein gutes Zusammenleben der beiden Völker in Böhmen erreichbar und möglich manchen.
Spenden für di« StaatSvrrteidigung. Der DonnerStag-SpendenauSweiS des LubiläumSfondS für die Nationalverteidigung gibt den Zuwachs der Spenden mit 6.4 Millionen Kä an, wodurch sich der Gesamtstand der bereits effektiv eingezahlten Spenden auf 876.6 Millionen KL erhöhte. Die Zahl der Spender ist um 2777 auf 120.806 Personen gestiegen.
Unerhörte Nazifrechheit Aus WuSleben(Gerichtsbezirk Pfraumberg) wird uns berichtet: An einem Tage der Vorwoche erschien der Bauernstandesvertreter aus U j e st in WuSleben, ließ einige Bauern und Häusler zusammenrufen und erklärte ihnen, daß nunmehr der„Landwirtschaftliche Verein"(der landwirtschaftliche Einrichtungen und«in stattliches Vermögen besitzt) aufgelöst ist und daß Einrichtungen und Vermögen an die SdP übergehen. Wer der SdP angehört oder beitritt, wird Anspruch auf die Benützung der Einrichtungen haben. Alle anderen erklärte.er.ihrer bisherigen Mitgliedsrechte für verlustig.-Eine gleich« Erklärung gab er über die örtliche V i e h- Versicherung ab. Als ihm einer der anwesenden Häusler sagte, daß Einrichtungen und Vermögen allen bisherigen Mitgliedern gehören und die SdP nichts dareinzureden habe, da überdies der Vorgang völlig ungesetzlich sei, erklärte der Herr LauemstandeSvertreter, daß Berlin «tscheidet. Er hielt dann noch eine kurze Ansprache an den neugegriindeten Nährstand und seine Ordnung und verwies darauf, daß sich alle Bauern untec- zuordnen haben. Höher geht die Frechheit wohl nicht mehr! Ein Ortsfremder kommt im Auftrage der SdP und erllärt einen unpolitischen, rein wirtschaftlichen Verein für aufgelöst, beschlagnahmt da» Vermögen und die Einrichtungen deö Vereine» und antwortet auf einen Protest ganz keck: Berlin entscheidet. Wollen unsere Behörden diesem frechen Treiben noch weiter zusehen?
Herrn Mraseks totsichere Totalltat Im Brünner„Tagesbote" schließt ein Herr Mrasek seinen Aufsatz über die Vorbereitung der Wallenstein-Festspiele in E g e r mit folgenden Bemerkungen: Eger gleicht einer fröhlich aufgescheuchten, ertvartungSfrohen Stadt. Abends ist auf der Bahnhofstraße großer Bummel,„A-B" würden die Brünner sagen. Schmucke Dirndlkleider, Jungturnerkleider, Wadenstrümpfe herrschen vor. Wer ander» gekleidet geht, ist ein Fremder. Totsicher.... Da Herr Mrasek ein Urgermane ist, wäre eS immerhin möglich, daß er den Unterschied von todsicher und totsicher gar nicht kennt. Todsicher bedeutete nämlich immerhin nur, daß Leute, die eben keine Wadenstrümpfe tragen, so sicher wie der Tod„Fremhe" sind. Aber vielleicht kann der Mrasek deutsch und wollte mit dem„t" hart noch ganz etwa» andere» sagen. Und auf jeden Fall: wer also in Eger 1088 auf.Friedrich Schiller sich nicht mit Wadenstrümpfen, Dirndlkleid und Faschistentracht vorbereitet, ist ein„Fremder"— so denken jene Mraseks, die dort ganz bestimmt(todsicher) die berufensten, totsicheren Kulturträger sind.