Seite 8 „Sozialdemokrat" Sam-tag, 23. Juli 1938. Nr. 171 existierte. Diese- sieht aber vor, daß der Chef de» Protokoll- Ihre Majestäten nicht nur-um Fahrstuhl bringt, sondern auch oben die Fahrstuhltitr Sssnet. Es ist ganz au-geschlossen, da- KönigSpaar. seine Znite, den Protokollchef und seine Suite, zusammen in den Fahrstuhl zu pressen; die Beamten de» Quai d'Orsay müssen darum die Treppen zu Fuß hinaufsteigen. Da» ist die-inal aber leichter gesagt al- getan, denn die Herren müssen ja oben zum Enipfang Eineinhalb Millionen XL veruntreut? Der Polizeibericht gibt bekannt:„Gemäß Strafanzeige vom 21. Juli wurde der Bankbeamte Wenzel Jekabek(87jährig), wohnhaft in Prag II, wegen Veruntreuung eine- Betrages von 800.009 Kc verhaftet. Die Ermittlungen ergaben, daß der Genannte einen weiteren Betrag in der Höhe von 800.000 XL geborgt hatte, den er gleichfalls nicht mehr besitzt. Tor Bankbeamte verantwortete sich mit Verlusten bei Geschäftsabschlüffen und daß er an Personen, die ihm Geld liehen, hohe Wucherzinsen zahlen mußte. Auf Grund dieser Angaben wurden auch ztvei Geschäftsleute in Untersuchung gezogen pitb zwar, ob sie sich tvirklich Wucher oder Erpreffung zu schulden kommen ließen." Die Anzeige bei der Polizei erstattete ein Rechtsanwalt. Die Polizei konnte den Bankbeamten in seiner Wohnung nicht stellig machen, denn er hatte bereits Donnerstag früh Prag verlaffen. Erst am 21. Juli nachmittag- wurde er auf dem Bahnhof in Tabor— beim Schnellzug, Richtung B.-Budweis — verhaftet und zurück nach Prag befördert. Prag - Bahnhöfe verschönert. Erst der Wilson«, dann der Masaryk» und DeniSbahnhof, jetzt auch der Bahnhof von Dejwitz erhielten— durch architektonischen An« und Umbau ein neues Antlitz. Der Dejwitzer Bahnhof(traditionell der „Burgbahnhof") ist nicht wieder zu erkennen. Seit Mitte des Vorjahres ivird an der Renovierung gearbeitet. Nun entstanden sehr schöne Wartesäle, eine-„Freiheitsstatue "(von Prof. Pelarek) und da» Präsidentenwappen aus Mosaik schmücken die Seitenwände. Eine beachtenswerte Neueinrichtung ist der elektrisch heizbare offene Kamin. Straßenbahnunterbrechung. Das heftige Abendgewitter am Donner-tag verursachte eine eindreiviertelstündige BerkehrSunterbrechung der Straßenbahn, weil ein Blitzschlag die elektrische Leitung in der Clam-Martineh-Gaffe auf dem Hradschin zerstörte. An den Haltestellen der betroffenen Straßenbahnlinien warteten die au» den Büros und Geschäften nach Hause Eilenden und wo es keinen Unterschlupf für sie gab, glichen sie lebenden Springsbrunnen, da der wollenbruchartige Regen sie ganz in Naß einhüllte. Wie immer bei ähnlichen Gelegenheiten wurde lebhaft diskutiert— manchmal auch kräftig geschimpft— erst als der wahre Grund der.Störung bekannt war, beruhigten sich die Gemüter. bereit stehen, bevor der Fahrstuhl ankommt. Da» Dilemma schien unlü-bar, bi» man endlich auf die naheliegendste Idee kam, an die über natürlich niemand gedacht hatte: man lieh in; letzten Moment den Fahrstuhl nochmals umbauen und seine Geschwindigkeit so regulieren, dah er jetzt ganz langsam fährt, und wenn der Protokollchef ztvei Stnfen auf einmal nimmt, so dürfte er zwar außer Atem, aber immerhin pünktlich oben die Tür aufreißen können. Wieviele Prager unternehmen Reisen? In diesem Jahre ,ab 1. Jänner bis Mitte Juli, wurden in Prag 18.9-10 Reisepässe ausgestellt, eine weit geringere Zahl als im Vorjahre zur gleichen Zeit.(17.845 Pässe.) Als Reiseziel waren in erster Reihe Jugoslawien , dann Italien angegeben. Nach dem„befreiten" Oesterreich aber zog e S fastkeinenPragermehr, nur ganz vereinzelt wurde dieses sonst von den Pragern so stark besuchte Land als Reiseziel angeführt. WUl'MlMl EPI q'eorgtberl hält lieh bestens empfohlen G Zehnjährige durch Auto schwer verletzt. Auf dem Wege zu ihrer Mutter wurde die zehnjährige Marie Wozilka durch ein Auto, das von dem Beamten Rudolf Sterel aus Bränik gelenkt wurde, am Raölnkai niedergestoßen und schwer verletzt. Nach der Aussage des Autolenkers sei das Kind direkt in das Auto hineingelaufen, al» es hinter einer Elektrischen die Straße überqueren wollte. Der Autolenker, der das Kind selbst in das Podoler Spital brachte, wurde verhaftet. AuSflug-züge der Staatsbahnen. 80. bi» 81- Juli Fahrt nach Deutsch-Brod Xi 14V.—, 80. Juli bi- 7..August Hohe Tatra XL 880.—, Riesengebrrae Xi 420.—, Streifzüge durch die Slowakei Xi 875, 80. Juli bi» 15. August Karpathorußland Xi 780. Anmeldungen und Informationen beim Referat der Au»flug»züge neben dem Wilsonbahnhof, Tele phon 888-85 . Urania -Kino Jushny-Gastspiel in der U r an i al Heute und täglich%9 Uhr in„Dankeschön, e»war bezaubernd" mit Abbel, Barring, Dewald ete.l Karten 6 bi» 24 Xi Urania. Im Oualifikationltumier um den Ausstieg in die Liga siegte Freitag in P r a g SK. Lieben «regen SK. Kaschau 4:0(8:0). Dem Spiele wohnten 2000 Zuschauer bei, die den Sieg der Heimischen stürmisch bejubelten. Lieben ist durch diesen Sieg al» erster Liga-Awvärter zu betrachten.* Der Mm Karriere mit Hindernissen ist ein Unterhalt' tung-sisin au» Hollywood mit allen Zutaten, die in solchen Fällen Üblich— und erforderlich sind, um die Dürftigkeit der Handlung zwischen Song», Grotesken, Revue-Szenen und Sensationen(hier sst et eine drohende Schisfrkatastrophe) vergessen zu lassen. Dah eine kleine Sängerin, die e» zu nicht» bringt, einen Sänger liebt, der sich ihretwegen die Karriere verdirbt, und dah der adlige Gönner der Sängerin sie nur finanzieren will, wem: sie ihn heiratet, während auch der Sänger nur durch Heirat mit einer Millionärin zum Erfolge kommen kann, und dah die beiden Liebenden trotz dieser Sachlage doch vor den Augen der beiden Geldgeber gewtssermahen„spielend" getraut werden— da» wäre, alle» in allem, weder sehr neu noch sehr glaubwürdig noch sehr witzig. Aber tl werden, wie bemerkt, au» dieser Handlung allerhand Wirkungen geholt, kitschige und komische in wechselnder Folge, e» werden Witze über Amerikaner und über ausländische Aristokraten gemacht, und da» Revue-Milieu, da» sonst oft fast feierlich erscheint, hat hier einen Anflug von Selbstironie. Wlsiam S e i t e r hat die Sache flott inszeniert, Aliee F a Y e und Tony Martin spielen und singen die Rollen de» Liebespaare» erträglich, und die exzentrische Komikerin Joan Da vis bringt in einer Nebenrolle al»„Zigeunerin" und„Brautjungfer" ansehnlich groteske Sololeistungen zustande.-eit- Fllme In Prager Lichtspielhäusern Adria-„Die Matrosen kommen." F. Astaire , G. Roger». A.— Alfar„Duchäiek schafft alle«." B. Burian. Tsch.— Apollo:„Die glücklichste Ehe der Welt." Moser, Andergast. D.— Avion:„Indische« Mysterium." L. Stone, M. Evan». A.— Flora: „Der Triumph de» Detektiv» Bill." A.— Hollywood : ,K. u. k. Feldmarschall." B. Burian. Tsch.— Hvkzda:„Indische» Mysterium." A.— Juli«:„Die Drei-Groschen-Oper." G.W. Pabst. D, — Kinema: Journale, Grotesken, Reportagen.— Kiruna r Journale, Grotesken, Reportagen.—< Kotvar„Der Musterdiener." Charte» Laugh « ton. A.— Metro:„Karriere mit Hindernissen." Aliee Faye. A.— Praha :„Geheimnisvolle» Flugzeug." R. Keich. A.— Staut:„Scotland Aard befiehlt." Lorette Aoung. A.— Svitozor:„Der König amüsiert sich. G. Morlay. Fr.— Leletrhy: „Ekstas e." Hedi KieSler. Tsch.— Alma:„Fra Diabolo." Laurel und Hardy. A,— Belvedere :„Da« große Abenteuer." Schönhal», Andergast. D.— Carlton:„Flucht vor dem Tode." Homolka, Bennet. A.— Illusion:„Drei im Krei»." Ä.— Lido ll: „Sherlock Holme»." Han» Alber». D.— Tatra: die Zeit der Liebe." I. MaeTonalü. A.)— Macetka: „Scotland Aard befiehlt." A.— Olympier„Die H och z e i t»»ach t." Anna Sten . A.— Perothn: „Der Weg in» Ungewisse." Barthelme». A.— Rap» „Shelock Holme»." Han» Alber». D.— Tatra: „Musik für Madame." Nino Martini.— U Bejvodii: „Freunde au» dem Jenfeit»." C. Bennet. A.— Salbet:„Das große Abenteuer." D. Aut aller Welt Elektrizität al» Fischköder. ES ist eigentlich unrichtig, die neue'Ersindüng, die die Anglerwelt in ganz England" erregt,'„Elektrizität al » Fischköder" zu nennen. Tenn eigentlich handelt e» sich gerade darum, daß die Elektrizität nicht al» Köder dient, sondern die Fische vertreibt— allerdings mitten in die ausgestellten Netze hinein. Ta» Prinzip dieser merkwürdigen elektrischen Fijchjagd— denn von Fischfang kann man dabei wohl nicht mehr rede»— ist sehr einfach. Da» Wasser in nichtdestilliertem Zustand, da» heißt praktisch da» Wasser aller Flüsse und Teiche ist ein ausgezeichneter Elektrizitätsleiter. Nun wird an einer bestimmten Stelle ein schwacher Wechselstrom durch daS Wasser gesandt, der eine für die Fische undurchdringliche Sperre bildet. Chemisch siegelt die Dinge so, daß sich das Wasser dabei zersetzt, die Fische enipsinden e» al» sauer und flüchten von den Stellen, durch die der Strom hindurchgeht. Man kann, indem man die beiden in» Wasser versenkten metallischen Pole bewegt, eine ausgesprochene Treibjagd auf die Fische veranstalten und sie zwingen, in der Richtung davonzuschlvimmen, in der man e» gerade wünscht, und in der sie die Jangnetze erwarten. Amerikanische Frauen al» Aeschwirme. E» ist interessant, daß bei der sonst absoluten Gleichstellung der amerikanischen Frauen und bei ihrer überragenden Rolle in der amerikanischen Wirtschaft Frauen als Geschworene noch immer sehr selten austreten. Im Staate New Fort sind die Frauen überhaupt erst seit dem 1. September 1087 al» Geschworene zugelassen, aber sie werden für diese Funktion nicht, wie die männlichen Geschworenen, von den Justizbehörden bestimmt, sondern dürfen sich lediglich dafür melden. Seit diese Verfügung in Kraft trat, haben sich rund 12.000 Frauen al» Geschworene gemeldet, und man kann jetzt von den ersten Erfahrungen mit weiblichen Geschworenen reden. Die Oeffentlichkeit ist sich darüber einig, daß sie gewisse Vorzüge gegenüber ihren männlichen Kollegen haben, vor allem die größerer Geduld und de» besseren Verständnisses für die Angeklagten. Umgekehrt aber werfen ihnen manche Zeitungen, in denen zur Zeit die Frage lebhaft diskusiert wird, vor, daß sie die Posten au» Sensationslust annehmen, deyn cs sst öfter» beobachtet worden, daß sie in besonders auffallenden Toiletten, die zu dem Ernst eine» Prozesse» gar nicht paßten, auf der Geschtvo- renenbanl erschienen sind, und e» ist schon einige Male vorgekommen, daß der Richter die Damen zu« rcchtwie» oder über sie abfällige Bemerkungen machte. Pässe für den Himmel. Die südafrikanischen Behörden haben seit einiger Zeit festgestellt, daß mehrere Eingeborenenstämme sich immer wieder gegen die Durchführung von sonst ohne weitere» hingenom- nrencn polizeilichen oder amtlichen Verordnungen auflehnen, zum Beispiel gegen da» Einziehen von Steuern. Matt ist der Sache nachgegangen, unb die Häuptlinge dieser Stämme haben zur größten Ver- wiinderung der Beamten erklärt, sie hätten gar keinen Grund mehr, irdssche Gesetze einzuhalte», da ihnen ihr Platz im Himmel sowieso gesichert sei. Die weiiere Nachprüfung ergab, daß die» worttvörtlich stimmte. Denn fast alle Männer der betreffenden Stämme hatten ganz reguläre Pässe vorzuweisen, in denen sich ein ebenso reguläre» Visum zum Eintritt in den Himmel befand. Diese Pässe sind ihnen ganz offenbar von irgendwelchen einfalllreichen Betrügern verkauft worden. Die Verkäufer handelten sonst noch mir Gegenständen de» täglichen Bedarf» und taten bei dein Angebot der Pässe sehr geheimnisvoll. Der Preis betrug ein Pfund, der Häuptling und seine Familie dursten da» Doppelte für einen bevorzugten Platz im Himmel zahlen. Die Polizei hat bi» jetzt nicht weniger al» 2000 Pässe beschlagnahmt, ist aber dieser eigenartigen Paßsälscherbande noch nicht auf die Spur gekommen. Ta» verbreitetste Verkehrsmittel Ne« Avrk». Wenn man von dem Verkehr der Riesenstadt New Uork spricht, so denkt man in allererster Linie wohl bestimmt an die Untergrundbahn und dann an die Autobusse, die täglich Millionen von einem Ende der Stadt zum anderen befördern müssen. Da» ist auch richrig, und die Autobusse und Straßenbahnen befördern täglich drei Millionen Menschen, die Untergrundbahn sogar sech» Millionen. Aber e» gibt noch ein andere» Verkehrsmittel, da» diese Zahlen bei weitem übertrifft. Es handelt sich nm den vertikalen Verkehr: die Fahrstühle in den unzähligen Geschäftshäusern und selbstverständlich in den Wolkenkratzern befördern täglich nicht weniger al» 15 Millionen Menschen, und man kann sich vorstellen, welche Katastrophe ein Streik der Fahrstuhlführer für New Port bedeutet. Uni nur eine einzige Angabe zu machen: in Rockefeller-City gibt es nicht weniger al» 180 Fahrstühle, von denen jeder im Lause eine» Jahre» über eine Million Kilometer zurücklegt. Ter Fahrstuhl de» Quai d'Orsay. Die königlichen Gäste werden im Ouai d'Orsay-Palast zu ihren Gemächern im Fahrstuhl gelangen. Ta» ist nur selbstverständlich, aber der Fahrstuhl ist ja ein neuere» Requisit, und vor hundert Jahren, al» da» Gebäude errichtet wurde, dachte niemand daran, einen Lift cinzubauen. Natürlich ist da» schon vor Jahren geschehen, aber sehr repräsentativ war dieser Fahrstuhl nicht. Bei den großen Umbauten, die jetzt an» Anlaß dr» englischen Königibesuche» vorgenommen wurden, ist auch eine vollkomnien neue, sehr prächtige Fahrstuhlanlage geschasfen worden. Soweit wäre nun alle» in Ordnung gewesen, wenn nicht da» Protokoll Begegnung Im dunkeln Indochina Die Geschichte von dem Monteur aus Zijkow hat mir der tschechoslowakische Konsul in Sin« gapore an einem glühendheißen Abend erzählt. Wir saßen in seiner Billa , einige Kilometer von den Festungswerken entfernt, die England jetzt in dkm wichtigsten Stützpunkt seiner Weltmacht im Osten ansbaut, da» Grammophon spielte da» Amerikanische Quartett von Dvokäk und wir kamen auf jenes Thema zu sprechen, bei dem in Singapore alle anlangen, früher oder später: die Heimat. Die Geschichte klingt phantastisch und unglaubwürdig, aber sie ist wahr. Doch das ist nicht der einzige Grund, sie zu erzählen, aber da jeder von uns, die wir weit reisen, schon eine solche Geschichte erlebt hat, soll sie den Leuten, in der Heimat Freude machen und zeigen, daß es in jedem Land der Welt, unter allen Breiten.,. Aber urteilen Sie selbst! Die Geschichte beginnt in Saigon , Jndo- china, seither ist schon einige Zeit vergangen. Der Konsul hatte eine Autotour»ach Dalat , dem berühmten Höhenkurort von Cochinchina gemacht, dem Luftreservoir der Leute au» Saigon, einem kühlen Gebirgöort, in den alle flüchten, die es in der feuchten Hitze von Saigon schon nicht mehr . auShaltcn. Er war von einem zweiten Landsmann, einem Baka-Mann, in dessen Auto eingeladen worden, aber die Fahrt gestaltete sich sehr abenteuerlich, denn das Auto, in dem sie fuhren, spielte ihnen die tollsten Streiche., Es war ein billiger Wagen, aber auch ein billiger Wagen sollte einen Auto-Stolz haben. Doch dieser hatte ihn nicht. Die beiden Touristen hatten zwischen Saigon und Dalat alle Autopannen, die man überhaupt haben kann. Sie kamen um zwei Tage zu spät in Dalat an, nachdem sie in der Nacht auf offener Straße liegen geblieben waren und dann bei einem opiumrauchenden Residenten Aufnahme gefunden hatten. So sahen sie der Rückfahrt mit gemischten Gefühlen entgegen, und nm kein Risiko einzugehen— denn Dalat ist von Saigon einige hundert Kilometer entfernt und der Weg fiihrt stellemveije durch Uvwaldgebiete und Dschungel, Ivo es noch Tiger und andere liebliche Tiere gibt— beschlossen sie, über die „Route des Mandarins" zu fahren. Das ist eine berühmte Autostraße, die die Franzosen in Indo china gebaut haben, viel befahren und immer voll Leben. Auf dieser Straße konnte nicht viel passieren, dachten sie und fuhren los. Erste Panne. Keine Sache, wir warten eben, meinte der Bata-Mann, jeden Augenblick kommt ein Auto und der Chauffeur wird uns helfen. Aber aus dem Augenblick wurde eine halbe Stunde, eine Stunde, kein Auto kam, kein Lebewesen. Die Route des Mandarins war verlassen wie ein Mondgebirge. Jetzt machen sie sich an die Arbeit, wirklich gelang eS ihnen, den Wagen zu starten. Sie fuhren weiter, nicht lange: eS gab einen Ruck und das famose Auto stand wieder. DieSinal war der Fall hoffnungslos, wie sie auf den ersten Blick sahen: der Gummischlauch der Benzinzuleitung war geplatzt.„Jetzt könnten wir ein Klistier brauchen, meinte der Konsul,«damit wir den Schaden reparieren..." Aber eS war Galgenhumor. Welcher Tourist, der von Dalat nach Saigon über die berühmte Route des Mandarins fähxt, nimmt ein Klistier mit? Eher ein Gewehr, und auch daran hatten die beiden vergessen. Und die Nacht kam und sie hörten Schreie aus dem Dschungel, die sie nur zu gut kannten... Peinliche Situation. Hungrige Raubtiere sind keine angenehme Nachtgesellschaft. Die Männer legten sich, so gut es ging, in» Auto, verbarrikadierten sich; daß jemand entgegenkommen könnte, der Hilfe brächte, erwarteten sie nicht mehr, denn die „belebte" Route erwies sich verlassener als ein Karollenriff im Stillen Ozean . Sie hatten das Auto gerade an die Seite gerückt, als ein Scheinwerfer anftnuchte. Tatsächlich, das waren Lichter, die näherkamen. Also I wagte sich noch jemand in finsterer Nacht auf die I wilde und verlassene Route? Das Auto—r denn e» war ei» Auto— hielt. Die Insassen stiegen aus: ein vermummter Anamite, seine Frau, zwei Kinder. Ein anderer Anamite saß am Steuer. Tie beiden Touristen erzählten ihr Unglück, bitten rlm Hilfe. Der Anamit lächelt.„Mais naturelle- m'ent... aber wie soll er helfen? Er versteht ja nichts davon. Der Mann agr Volant rührt sich. Es ist dunkel, man kann ihn kaum erkennen. Aber er scheint größer zu sein als ein Einheimischer. Sein Französisch hat nicht den weichen Akzent der Anamite». Der Konsul stellt eine Frage. Oui, knurrt der Mann, er sei aus Europa. — Aut Europa ? Vielleicht aus Frankreich ?—„Non. Tch ^choslovaguie...", sagt der Fremde und beugt sich über die Motorhaube. Die beiden Schiffbrüchigen springen auf ihn zu.„Sie sind aus der Tschechoslowakei ?" Jetzt beginnt auch der andere lebhaft zu werden.„Sehen Sie", schloß der Konsul seine Erzählung,„so sind wir hinderte Kilometer auf der Route des Mandarins gefahren, ohne eine Menschenseele zu tresfen. Und als wir jede Hoffnung ausgegeben hatten, kam dieses Auto mit diesen Mann. Er war Monteur und stammte aus Zijkov und der Baka-Mann, der mit mir war, hat in derselben Straße in ZiZkow drei Jahre gewohnt. Stellen Sie sich das nur bildhaft vor, mitten in Jndochina, ini östlichen Asien , weit im Land zwischen Urwäldern und meilenweiten Reisfeldern. Damals habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß es so etwa» wie Wunder geben muß. Und wir waren gar nicht mehr überrascht, als der Monteur aus Zijkow auf der Route des Mandarins ein Klistier aus feinem Auto zog und den Schaden reparierte. Es gehöre ihm nicht, sagte er verschämt, aber wenn man mit Kindern reist, muß man an alles denken... Er hat nicht verstanden, warum wir zehn Minuten lang lachten, ohne uns beruhigen zu können. Natürlich I Schließlich gibt es nichts Selbstverständlicheres, als im dunkelsten Jndochina einen Monterir aus Zijkow mit einem Klistier in der Hand zu treffen....' I. W. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung in»Hau » oder bei Bezug durch die Bost monatlich XL 17.—, vierteljährig Xi 51.—, halbtährig XL 102.—, ganzjäbria Xi 204. Inserate werden lau Tarif billigst berechnet.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Rerourmarten.— Die ZeitungSfraukatur wurde von Her Post« u. Telegraphendirektion mir Erlaß Nr. 13.800.VIl/108') bewilligt-(Kontrollpoltamt Praha 25.— Druckerei:.Orbis". Druck-, Verlag»- u. ZeitunaS-A.-G. Prag .
Ausgabe
18 (23.7.1938) 171
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten