Leite 2 Sonntag, 24. Aull 1938 Nr. 172 Vicht allein die traditionelle Verehrung»um Aus« druck, die das Königshaus In England genießt, sondern die Zufriedenheit der öffentlichen Mei­nung Englands mit dein Ergebnis der Zusammen« lunft König Eduards mit dem Oberhaupt der französischen Republik . Die Festigung der Entente zwischen England und Frankreich kann auch nlchi ohne Einfluß auf die Machtverhältnisse in Mit­ teleuropa bleiben. Beide Mächte wissen, daß sie| mit der Tschechoslowakei sich selbst verteidigen und alles das, was ihren Völkern teuer ist: ihre Wohl« fahrt, ihr Glück, ihren Frieden, ihre Freiheit. Die nationalsozialistischen Staatsmänner und die FUH« rer der Sudetendeutschen Partei mögen das»Halt* nicht vergessen, das ihnen vor jetzt gerade zwei Monaten zugerufen wurde. ES gibt Millionen in Europa , die heute von derselben Entschlossenheit erfüllt sind wie damals. Irreführung Das'Aussigcr Tagblalt* vom Freitag hat eine Londoner Meldung über einen angeblichen Artikel des AußenpolitikcrS de-»Daily Herald", 92. W. Ewer unter dem Titel»Eindrücke eines englischen Marxisten" veröffentlicht. In dieser Meldung wird behauptet, daßdas marxistische englische Blatt, das sich bisher durch besonder­schroffe und unfreundliche Haltung gegenüber dem Deutschtum hervortat, nunmehr durch seinen Be« richterstatter sich von den wirtschaftlichen Maßnah­men,"die sich gegen das Sudetendeutschtum auS- ivirkcn, überzeugen lassen mußte." Auch habe Ewer behauptet, daß die Deutschen auch in Ge­genden, in denen sic die große Mehrheit haben, sprachlich nicht glAchgestellt seien, daß in rein deutschen Städten fast jeder Beamte ein dorthin versetzter Tscheche sei usw. Diese»Londoner Mel­dung" ist eine grobe Irreführung der Leser. ES ist völlig unwahr, daß der»Daily Herald", das Blatt der englischen Labour-Party, jemals eine unfreundliche und schroffe Haltung gegenüber dem Deutschtum einnahm. Seit 1918 tritt der»Daily Herald" und sein Anßenpolitiker N. W. Ewer für eine gerechte Beurteilung begründeter deutscher Beschwerden und für eine Revision der Fehler des Versailler Vertrages ein. Besonder» der deutschen Minderheit hat sich das englische Sozialistenblatt immer angenommen, und gerade N. W. Ewer war eS, der im»Daily Herald" auf die Notwendigkeit, die Beschwerden der Sudetendeutschen zu prüfen, wiederholt hingcwicsen hat. Das genaue Gegen« teil der vom»Aussiger Tagblatt" behaupteten Tatsachen ist lvahr: daß 92. W. Ewer infolge der Gleichschaltung der sudetendeutschen bürgerlichen Parteien und des Henlein-TerrorS im sudeten­ deutschen Gebiet nachdenklicher geworden ist. Nach seinem Besuch in Prag anläßlich des Eokol-FesteS schrieb Ewer (in einem von uns kürzlich zitierten Artikel»Sokol und Sudeten"), daß sich an den Tschechen, die ein Volk von Granit sind,»jede» Möchtegern-Diktator die Zähne ausbrechen wird". »Die gegenwärtige Situation" schrieb Ewer mit Bezug auf das Verhältnis der Tschechen und Su­ detendeutschen »ist auf die Dauer unmöglich. Dies» beiden swlzen Völker, die tausend Jahre in dem­selben Lande gelebt haben, müssen dazu kommen, als Freunde miteinander zu leben". Und am 21. Juli, also einen Tag vor der»Londoner Meldung" des»Aussiger TagblattS"» erschien im»Daily Herald" eine Betrachtung N. W. EwerS über den Stand der Verhandlungen über das Nattonalitä- ten-Statut in der Tschechoslowakei , in der Ewer von den Befürchtungen der SdP, daß man ihnen das Statut aufzwingen wolle, schreibt:»Ich glaube, daß diese Befürchtungen grundlos sind, Präsident Beneä und Dr. Hodja bemühen sich beide um ein freiwilliges Einvernehmen, wenn eine Einigung zu haben ist. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie versuchen werden, die sudeten­ deutschen Führer zu überrumpeln. Und ich weiß, daß sie beide zu möglichen Verbesserungen de» Ge­setzes im Parlament bereit sind, wenn die Abge­ordneten der SdP sich bemühen, eine konstruktive Rolle in der Diskussion zu übernehmen." Das sind also die wirklichen Eindrücke de»»englischen Mar­xisten", der seit jeher für eine gerechte Behand­lung der Minderheiten eiugetreten ist, der aber gerade deshalb die Gefahr der SdP«Politik für den europäischen Frieden und die deutsche Minder­heit selbst erkannt hat und weit davon entfernt ist, der Gerüchtemacherei der SdP kritiklos zum Opfer zu fallen. Spanische Kampffronten wieder erstarrt Die Kriegswoche vom 16. bis 23. Juli Barcelona. (Ag. Esp.) Primärer Kampf­abschnitt der vergangenen Woche war und ist die Levantefront zwischen Villastar, südlich von Te- ruel 119 Kilometer weit bis zum Mittelmeer bei Rules. Seit 10. Juli ist der Feind auf dem Ost- skügel dieser Front bei Tale»ArtanaRuleS blockiert, seit 18. Juli auch auf dem Westflügel von Billastar bis zur Straße TeruclSagunto. Alle seine unter stärkstem Materialeinsatz und völliger Nichtachtung der blutigsten Verluste un­ternommenen Versuche, von beiden Flügeln auf Segovbia und Sagunto vorzudringen, sind ge­scheitert. Nicht minder gescheitert ist der Rrbcllcnplan, durch forcierte Operationen auf den Flügeln den »m Zentrum der ausgedehnten und unwegsamen Front stehenden republikanischen Divisionen«in vernichtendes Sanna zu bereiten. Diese von der deutschen Schule bevorzugte KampseSart. die schon oft genug in der Geschichte zu totalen Nieder­lagen geführt hat, setzte der republikanische Ge­neralstab durch überlegene Strategie matt. Auf dem Ostflügel, von der vom Feind zer­störten und von den revublikanischcn Kräften vor 18 Tagen al» nutzlos aufgcgebenen Stadt Nulo» über Artane-TaleS bis SuareS, ist nicht genü­gend Raum vorhanden für ein Abfangen eines gegnerischen Stoßes in die Tiefe. Hier mußte starr verteidigt, oft genug durch Offensivschläge operiert werden. Die republikanischen Truppen, die auf ihrem äußersten Flügel durch das Meer gesichert sind, haben ihre Aufgabe mit vollem Er­folg gelöst. In diesem Abschnitt, in dem der Geg­ner die schwersten Verluste erlitten hat, behaupten und beherrschen die republikanischen Truppen un­bestritten die Lage. Die Hügelkette de» Bal de Uxo, die Berge nördlich des EspadanmassivS, da» obere Secotal bildeten die drei nächstliegenden Ziele der feindlichen Offensive nicht ein ein­ziges Ist erreicht. Auf dem Westflügcl hatte der Feind vor allem seine Kräfte an und beiderseits der Straße Teruel Sagunto gesammelt. Die wiederholt un­ternommenen frontalen Angriffe sind immer wie­der im republikanischen Feuer zusammengebro­chen, ebenso Versuche, unter Einsatz frischer ita­lienischer Divisionen durch«in IlmgehungSmanö» ver vom Süden und Südwesicn her die Straße bei Biver zu forcieren. Zwar war es dem Geg­ner am 21. Juli gelungen, durch Neberraschung bi» in die Nähe von ToraS vorzustoßen, er wurde aber sofort durch Gegenangriff in seine Aus­gangsstellung zurückgeworfen. Seit einer Woche marschiert der Feind im Abschnitt TeruelSagunto auf der Stelle. Nir­gends ist e» ihm gelungen, die republikanischen Verteidigungslinien zu brechen. Im Zentralabschnitt, der nur durch seine Verbindung mit den Flügeln größere Bedeutung hat, führte da» republikanische Oberkommando eine Frontverkürzung durch, dit vor allem die Si­cherung und Stärkung der Flügel zum Ziele hatte. Dies« schwierige Operation, die höchste An­forderungen an Führung und Truppen stellt, wurde reibungslos und ohne Störung durch den Feind beendet. Seine Versuche, durch massive Flugangriffe Ausbau und Vollendung des repu­blikanischen Festungsgürtels um Valencia und Sagunto zu verhindern, gaben der republikani­schen Flugwaffe Gelegenheit zu glänzenden Lust­siegen, ost genug gegen starke Uebermächt. Mehr als 29 seindliche Fluzeugc sind in diesem Ab­schnitt in den letzten Tagen abgeschosscn worden. Nugangrlff auf Valencia Bolencia.(HavaS.) Drei Fluzeuggeschwa» der der Aufständischen bombardierten Samstag vormittag verschiedene Stadtteile. Die Flugzeuge warfen insgesamt etwa 100 Bomben ab, die nur geringen Schaden anrichtcten. Keiner der im Ha­fen befindlichen Dampfer wurde getroffen. Zahl­reiche Häuser wurden beschädigt, doch wurden bisher keine Opfer an Menschenleben gemeldet. Kirche und Flugmord Die Anklage eines Katholiken Pari-.(Ag Esp.) Auf der Wcltkonferenz für den Schutz der spanisch-republikanischen Kin­der sprach der berühmte katholische Schriftsteller Jost Bergamin. Er führte auS: Der spanische Kulturkampf hedeutct, das spanische Boll zum Selbstmord aufzufordern. Aber daS spanische Volk hat keineswegs die Ab­sicht, sich selbst umzubringen, was sein heroischer Kampf und Widerstand gut genug beweist. Al- gläubiger Katholik und als Spanier protestiere ich vor der Welt gegen die Massenmorde an Un­schuldigen, gegen die Hekatomben von Kindern durch die fremden Flugzeuge in Spanien . Ich protestiere laut gegen die von Häuptern der ka­ tholischen Kirche oft versuchte«Rechtfertigung" dieser Kinderschlächterei mit demArgument", sie seienRote". Sind denn Kinder verantwort­lich, kann man denn Kinder als ,Moie" bezeich­nen, um Massenmorde zu entschuldigen? Welche Schande für uns Gläubige, daß unsere Zivil, bcvölkerung und ihre Kinder durch Bomben ver­nichtet werden, die die Kirche gesegnet hatk Man vergleiche damit, was die Spanische Republik zum Schutz der Jugend und zur Erziehung der Kinder tut, gerade auch jener, deren Eltern in- Rebellengebiet gegangen sind und ihre Kinder zurückgelassen haben i Heute wird um die Zu­kunst de- spanischen Gewissen» mit dem Mut der spanischen Kinder gespielt. Es muß alle» in» Werk gesetzt werden, um die spanischen Kin­der zu schützen.* Der Präsident der Republik empfing am 23. Juli den Nationalbankgouverneur Dr. Karel Engli-, 27 I Zwischen| Mann und Kind Um sechs Uhr klingelte es wieder diesmal wurde die Tür auf und zugeschlagen, gleich dar­auf erkannte sie Werners Schritt. Um sieben deckte sie den Tisch für fünf Personen. Dr. Geßler setzte sie neben sich. Lange überlegte sic, welcher von den Buben an ihrer anderen Seite, Geßler gegen­über, seinen Platz haben sollte. Sie entschloß sich für Franzl, er war der Zugänglichere. Sie holte da» Silberbesteck ihrer Mutter, faltete die Ser­vietten, stellte eine Blumciivase neben dem Brot­korb. Dann setzte sie sich ans Fenster und sah auf die leere Gasse hinaus, es dämmerte, die Tage wurden kürzer. Sie stand lange am Fenster, ganz gegen ihre Gewohnheit, es war still im Zimmer, die Uhr tickte regelmäßig. Es schien ihr unmöglich, eine Arbeit in die Hand zu nehmen. Sie sagte sich:»In einer Stunde iverde ich wissen, ob er gekommen ist. Wenn sie doch vorbei wäre. Ich muß ruhig sein, ich werde doch arbeiten." Sie ging in» Zimmer, wühlte in ihrem Flickkorb, nahm die Stücke auseinander, legte sie wieder zu­sammen.»Daß man sich immer so wegen dieser Männer quält, und sie können meist gar nicht» dafür, wir verlangen- sie sollen so sein wie wir. Eine Frau hätte mich bestimmt angerufen, schon au» Neugier, schon um zu fragen, was ich Wer­ner gesagt habe usw." Sie schob den Flickkorb weg:»Nein, ich will keine Männer mehr in mei­nem Leben haben, ich will nicht wieder warten müssen, ewig warten, darin besteht doch die Liebe für eine Frau. Ich will meine Ruhe haben»tnb meine Kinder, ich bin auch zu alt dazu." Draußen läutete es.»Wieder ein Bettler,* dachte Frau Martha gehässig.Auch die Bettler quälen mich, täuschen mir etwas vor, ich weiß doch, ich weiß, daß er es nicht sein kann." Sie hörte die Haustür zuschlagen.ES geht mich nichts an," sagte sie,daS Mädchen von GillerS komm» wieder einmal, um sich etwas auszuborgen:Frm> Hofrat läßt grüßen und bittet um ein Ei." DaS ist sie, ich erkenne ihren Schritt. «Bitte hier links," hörte sie Steffi sagen. Sie saß still vor ihrem Flickkorb, die Tischlampe warf einen kreisförmigen Fleck auf die weiße Wäsche, was war da- nun, fragte sie sich müh­sam, ein Tischtuch oder ein Hemd?Ich muß gehen," dachte sie und rührte sich nicht. Da klopfte eS an der Tür: Gnä' Frau, der Herr ist da." Dr. Geßler sah etwas verlegen auf. als sie hereintrat, in der Hand hielt er einige Dahlien. Helle Freude schoß ihr in- Herz, so lange hatte ihr niemand Blumen geschenkt. »O wie schön sie sind!" bewunderte sie. Er schien erfreut:2a, gefallen sie Ihnen? Denken Sie, sie heißen Andreas Hofer ." Er lachte auf, als wäre es besonder» beglückend, daß diese Blu­men Andreas Hofer hießen. Ich geb' sie ins Wasser, gut? Entschuldigen Sie, Herr Doktor, bitte nehmen Sie einstweilen Platz." Sie nahm die schöne rote Base, lief in die Küche um Wasser. Durch die Tür bemerkte sie Franzl» neugierige- Näschen. »Franzl!" rief sie plötzlich übermütig, willst du nicht ins Arbeitszimmer gehen und dem Herrn Doktor Gesellschaft leisten?"Arbeitszim­mer" nannte Gustav den Raum, wo das Klavier stand und er nicht gestört werden durfte.Warte mal Franzl, komm einmal her!" Sie zerrte den Buben in» Zimmer, zog aus dem Schrank,«ine frische Matrosenbluse, fuhr ihm durchs Haar. Zeig' mal, wie du ausschaust, bist du auch schön?" Sie küßte ihn. Er schlang den Arm um ihren Hal-: Der Tintenfleck am Daumen will nicht weg, der Ekel!" Sie lachte: es war doch nur eine Ausrede, damit sie ihm die Hände wusch: «Na, komm her, wo ist der Bimsstein? Und Rvbert? Wo ist Robert?" Ich wasch' mich schon," brummte eS au» dem Badezimmer. Frau Martha rief:»Steffi, bitte stellen Sie die Blumen ins Wasser," und wusch Franzl die Hände, führte ihn dann in den Salon, wo Dr. Geßler interessiert ein Photoalbum anschaute.DaS ist mein Jüngster," stellte sie vor, stolz wie eine Königin. Dr. Geßler schüttelte Franzl die Hand wie einem Erwachsenen, Uopfte ihm auf die Schulter, legte ihm dann die Hand auf den Kopf. Es war, al» nähme er von dem ganzen Buben Besitz. Na, so hab' ich mir dich vorgestellt,* sagte er,du weißt gar nicht, wieviel mir deine Mutter von dir erzählt hat." Ich bin im Sommer um drei Zentimeter gewachsen," meldete Franzl. DaS ist brav von dir. Du wirst bald ein ganz großer Bub werden." Ich bin fast so groß wie Robert, da» ist mein älterer Bruder," berichtete Franzl.Aber in der Klaffe bin ich nicht der Größte." Darauf kommt es doch auch nicht an," meinte Dr. Geßler. O doch," nickte Franzl.Ein Mann mutz groß sein. Wie hoch sind Sie?" Ich weiß e» nicht genau. Ueber ein Meter siebzig, schätze ich." Ich schätze Sie auch so. Aber wenn Sie einen Augenblick warten wollen, hole ich einen Zentimeter und werde Sie messen." Dr. Geßler lachte und schien von der Idee begeistert. Aber Frau Martha schüttelte den Kopf, Franzl, du bist wirklich zu keck. Und außer­dem werden wir gleich essen." Bekenntnis zu den gemeinsamen Idealen Die Scblaßkundgebungen des Königsbesuchs Pari».(Havas.)' Beim Abschuß de» Besuch«» de» britischen Königspaare- in Frankreich sandte ÄS, nig Georg VI. an den Präsidenten Lebrun«ine au» Calais datierte Depesche, in der eS heißt: Wir werden nie den überaus herzlichen und warmen Empfang durch die französischen Männer und Frauen vergessen. Ich sehe darin einen neuer- Nchen Beweis teS Bande» herzlicher Freundschaft, die ich für gegenseitig halte, einer Freundschaft, die seit langem unser« beiden Länder verbindet, die ge­stützt ist auf gemeinsame Ideale, die ausschließlich aus die Anfrrchtrrhaltnng eine» gerech­ten und dauernde» Frieden» gerichtet sind." Präsident Lebrun antwortete u. a. fol­gende»: Ich bin glücklich, der französischen Regierung und der französischen Siatton die Worte, die Euere Majestät am Ende dr- unvergeßlichen Besuche» ge­äußert baten, verdolmetschen zu können. Die fron- zösische Ratto» hat fat einmütiger Begeisterung ihre erhabenen Gäste empfangen und Ihr Besuch bleibt In deren Gedächtnis etngeprägt al» die höchste Weite jener Bindungen, die unser« leiben Staaten, die dieselben Prüfungen durchgemacht haben und Im Geiste de» Ideal» der Frei­heit die gemeinsame» Bestrebungen für eine all­gemeine gedeihliche Entwicklung und den Frieden sortsehen, verbinden." Verbotene Sympathien Eigenartiges Verhalten nun demokra­tischen Spanien Lidovt Noviny* machen darauf aufmerk­sam, daß Freitag abend» in Prag die Gesellschaft der Freunde de» demokratischen Spanien einen Abend anläßlich de» zweiten Jahrestage» des Ausbruch» de» spanischen Bürgerkrieges veran­stalten wollte, daß aber dieser Abend abgesagt werden mußte. Die» geschah aus dem Grunde, weil die Gesellschaft nicht die Bedingungen der Behör­den anzunehmen berett war, die Redner des Abend» mögen sich in ihren Kundgebungen nicht gegen die ausländische Intervention in Spanien wenden und nicht allzu scharf gegen die Franco- Generale reden.Diese ängstliche Rücksichtnahme", so schreibt das Blatt,auf diejenigen, welche di« Vernichtung der spanischen Demokratte anstreben, ist in der Tat eigenarttg. Es ist tatsächlich unbe­greiflich» daß man sich dagegen stellt, daß die tschechoslowakischen Demokraten wenigstens ihre Sympathien den kämpfenden spanischen Demokra­ten aussprechen, wenn sie ihyeN schon nicht anders helfen können al» mit dem Ausdruck aufrichtiger Teilnahme an den heldenmütigen Kämpfen, welche sie nicht nur zur eigenen Verteidigung, sondern auch zur Verteidigung aller anderen bedrohten Demokratien führen. In letzter Zeit macht sich überhaupt an einigen unserer Stellen eine bemer­kenswerte Abneigung gegenüber dem republikani­schen Spanien bemerkbar. Wir erachten e» all notwendig, auf diese Dinge aufmerksam zu machen, welche nicht im Einllang stehen weder mit der Ehre und Würde,"noch mit dem tatsächlichen Interesse der tschechoslowakischen Demokratie. Un» kann da» Schicksal der spanischen Demokratte nicht gleich« I gültig sein, weder au» prinzipiellen, noch au» be­ideutenden taktischen Gründen." Ich will ihn nur messen,* sagte Franzl und lief hinaus. Dr. Geßler lachte noch immer, er hatte Helle Augen. Martha entschuldigte sich und ging in die Küche, um nachzusehen, ob Steffi den Aufschnitt schön aufgelegt hatte. Als sie zurück­kam, blieb sie starr vor Verwunderung: Dr. Geh­ler hielt Franzl, der einen Zenttmeter an seine Schläfe drückte, auf dem Arm. Vor ihm kniete Robert und preßte das andere Ende des Zenttme- ter» an sein Knie.Laß' los," sagte er zu Franzl. Dr. Geßler stellte den Jungen auf den Boden. Ein Meter vierundsiebzig," meldete Robert. Bitte zum Essen," strahlte Frm: Martha. Werner kam herein als die anderen schon bei Tisch saßen. Er verbeugte sich etwas mürrisch vor Dr. Geßler, daS schuldete er seinem Prestige. Ansonsten war sein Widerstand gegenden Dok­tor" erlahmt. Weil di« Mutter so patent gewesen Ivar, den Bühler herzubringen und weil sich mor­gen sein Schicksal enffchied. Er satz still und gei­stesabwesend da.Nur noch 14 Stunden rechnete er,nur noch dreizehn und ein halb!" Haben Sie die Blumen gebracht?" Franzl wie» auf die Dahlien auf dem Tisch. Denk' dir, Franzl," sagte die Mutter,sie heißen Andrea» Hofer." Sind sie au- Tirol?" fragte Franzl.Wa­ren Sie schon in Tirol, Herr Dokwr? Ich war einmal in Innsbruck , als ich klein war, es ist schon lange her. Aber ich kenne das Gedicht: Zu Man­tua in Banden der treue Hofer war." Wenn Sie es nicht kennen, werde ich eS Ihnen aufsagen." ' jetzt, Franzl," msschte sich die Mut­ter ein. Ich möchte die Speckschwarte haben, Mut­ter. Wissen Sie, Herr Doktor, ich kann auch dich­ten. Ich hab' der Mutter zum Geburtstag ein Ge­dicht gemacht und eine Zeichnung dazu. Zeichnen kann ich auch. Mutter, zeig' doch dem Herrn meine Zeichnungen, die ich dir geschenkt habe." (Fortsetzung folgt.)