MIA TOV Aus dem Inhalt:

Sozialdemokrat

Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Ginzelpreis 75 Heller

Rebaltion u. Berwaltung: Brag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Giegfried Taub- Berantwortlicher Rebatteur: Rarl Rern, Prag 18. Jahrgang. Freitag, 5. August 1938

Die Republikaner

vor Albarracin

SdP- Schulungskurs

auf Staatskosten

Zur Frage des Gaskrieges

Zwei Tote

bei Insektenvertilgung in Reichenberg

Nr. 182

Totengräber der Wirtschaft Grenzgänger

Zehntausende Arbeiterexistenzen durch die SdP- Politik vernichtet oder gefährdet

Nach einer Aufstellung der Bohemia" find seit dem Frühjahr 1938 nicht weniger als 176 Firmen, die früher ihren Sit in den deutschen Randgebieten hatten, in das tschechische Gebiet übergesiedelt. Darunter befinden sich nicht nur jüdische, sondern auch gut" arische" Unterneh mungen.

Die sudetendeutschen Arbeiter verstehen sehr wohl, was dies bedeutet: nicht weniger als die Berewigung der Arbeitslosigkeit in den Randgebieten, nicht weniger als den dauernden Entzug der natürlichen und fast einzig in Betracht fommenden Erwerbsmöglichkeiten, die dem sude­ tendeutschen Arbeitsmenschen bisher zur Ver­fügung standen.

versuchten. Für die Familie Betschek bedeutet der Berlauf der Gruben die Verfchentung der

Die Aufrüstung des Dritten Reiches ist in eine neue Phase eingetreten. Sperrzonen an allen Grenzen, die fieberhaft befestigt werden, entziehen dem Binnenland Arbeitskräfte kann dem Volt das Verlorene zurückbringen. Bis in großen Massen. Erdarbeiter und Maurer es wieder sehend geworden sein wird, wird es durch bauen Befestigungen an den Grenzen, im Innern die antisemitischen und anderen nationalsozialis des Landes macht sich Arbeitermangel bemerkbar. Das so entstehende Vakuum saugt begierig ſtiſchen Phraſen hindurch die wirtschaftlichen Trümmerhaufen sehen, die den Sudetendeutschen sudetendeutsche Arbeitsträfte auf. In allen Grenz­bezirken fann beobachtet werden, daß die Zahl der die Politik der SdP beschert hat. Grenzgänger auffällig steigt. Aus fleinen Bes zirken sind hunderte, aus größeren tausende Men­ichen ins Reich auf Arbeit gegangen. Im gan­zen zählen sie zweifellos nach zehntausenden. Sie sind unmittelbar Nuznießer, von einem höheren Gesichtspunkte betrachtet aber Objette der cutschen Rüstungstonjunttur in ihrem aftuellsten Stadium. Fleißige Hände sudetendeutscher Men schen helfen die Kriegsrüstung vollenden, die sich, wenn es der europäischen Staatskunst nicht gelingt, tas Unheil abzuwenden, gegen ihre Heimat wenden kann. Denn Konrad Henlein hat in Breslau noch einmal erklärt, daß er Staatstreue und Voltstreue in Einklang bringen wolle.

bewährten Quelle ihres Reichtum 8, beren Kapazität noch nicht einmal voll ausgenütt war, und den Verzicht auf ein Vielfaches def­fen, was die Živnostenská banka ihr gab; für den fubetendeutschen Bolts- und Siedlungskörper einen ungeheueren Schaden, denn nicht bloß die frucht. Die Verantwortung für das Geschehene, für tragende Scholle, sondern auch die in der Erde ruhenden Schäße verlangen den Bodenschutz und das Verlorene wird der SDP- Führung niemand der Uebergang der beiden großen Bergbaugesell- abnehmen, am allerwenigstens wir. Statt der Eri schaften in die tschechische Hand ift nicht weniger stenzsicherung des Sudetendeutschtums erblickt die schlimm, als der Verlust von tausend Bauernhöfen Sdß ihre Aufgabe darin, den Berliner Macht­es gewesen wäre." politikern zu gefallen. Aber die Stunde kommt, da fie für dieses Verbrechen an unferer Arbeiter­generation und den kommenden sudetendeutschen Arbeitergenerationen wird Rechenschaft geben müffen!

Die Unglüdslawine scheint nun im Rollen zu sein und keine schlechten Wiße der Zeit" über den Lord Runzelmann", aber auch fein noch so weitgehender Paragraph des Nationalitätenstatuts

Die Uebersiedlung der jüdischen Firmen ins tschechische Gebiet ist allein der antisemitischen Bropaganda zuzuschreiben, die von der SdP be­trieben wird. Ununterbrochen ertönt der Ruf: Juden hinaus!" Und wenn die Juden diesem Muf nachkommen, büßen tausende sudetendeutscher Arbeiter mit dem Verlust ihrer Existenz für die borbildliche" politische Arbeit der Sdp- Boltsrets ter. Die arischen Unternehmungen sind zum Die Zahl der gemeldeten Arbeitsuchenden ist im Juli von 224.170 auf 184.167 zurückge­allergrößten Teil der SdP bedingungslos dienst­bar, und die maßgebenden Leute dieser Unterneh- gangen. Eine Reihe von günstigen Umständen, vor allem aber die voll einsehenden Erntearbeiten, mungen nähren direkt oder indirett jene Flüfter haben eine Senkung um 40.003, das ist mehr als ein Sechstel( 17.8%) zur Folge gehabt und propaganda, die da wissen will, daß unserem Lande bewirkt, daß zum erstenmal im heurigen Jahr die Arbeitslofenzahl kleiner als im Vergleichs. feine lange Existenz mehr beschieden sein werde. monat des Jahres 1931 ist. Dieses Jahr wurde zwar auch schon 1937 unterboten, doch war dies Die Bitfen Unternehmer, die ihre erft in Oktober der Fall, während heuer das sünftigere Berhältnis um brei Monate früher er­Betriebe ins Tichechische verlegen, reben ben freicht wurde. Bedeutungsvoll wird der lekte Arbeitsmarktbericht aber vor allem baburch: Er zeigt detenbeutschen Arbeitsmenschen etwas ein ober helfen ihnen etwas einreben, was fie felber nicht glauben. Während sie, die Unternehmer, ihre Schäfchen ins Trodene bringen und im tfche­hismen Gebiet fröhlich weiterprobusieren mit tfchechischen Arbeitern, versteht sich, ſchen die Arbeiter hungern und traurig die Gr. Aebnisse der gewiffenlofen SbP- Flüfterpropaganda vor sich, und noch ihre Kinder und Kindeskinder werben für die Gewissenlosigkeit der völlischen Führer von heute mit der Unsicherheit der Existenz bezahlen müffen.

Arbeitslosenzahi unter 200.000

Rückgang Im Jull um 40.000 Stand von 1931 unterschritten

sum erftenmal feit 92 Monaten eine Arbeitslosenziffer, bie kleiner als 200.000 ift.

Seitdem im Dezember 1930, also vor fiebeneinhalb Jahren, die Zahl der Beschäftigungsløsen erstmals von 155.000 auf 240.000 gestiegen war, ist sie nic mehr unter 200.000 gesunken und es schien Jahre hindurch, daß dieß überhaupt nie mehr möglich fein werde. Wir können uns der lehten Entwicklung als eines Beweises dafür freuen, daß die tschechoslowakische Gesamtwirtschaft sich auch in der letzten Depreffion Aufstiegsmöglichkeiten erhalten hat und das Sonderproblem der deutschen Gebiete und ihrer Industrien so günstigere Lösungsvoraussetzungen besitzt.

Kampfpause im Osten

Bon dem gleichen Gesichtspunkt ist der Ver- m lauf des Petschet Besizes an den Rivno­Konzern zu beurteilen, wenn auch die Schuldigen an dieser Transaktionen von ihrer Schuld jest nichts wissen wollen. So haben die gleichgeschal­teten Beamten des Konzerns erklärt, die Fest­frellung ihrer Mitverantwortlichkeit sei ein halt­lojes Geschwäb". Unbestreithar aber ist die Tats

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Japanischer Kompromiẞvorschlag

Moska u.( Reuter.) Japan hat die Bedin- genaue Demarkierung der Grenzen in diesem Gebiete durchführt.

sache, daß es der Firma Betschek nicht eingefallen gungen für die Erledigung des Grenzkonfliktes wäre, ihren Besitz zu veräußern und durch diese mit der USSN bekanntgegeben. Die vom japani­Beräußerung tausende deutscher Arbeitspläße zu

gefährden, wenn sich die politischen Verhältnisse fchen Botschafter in Moskau heute dem Bolts im sudetendeutschen Gebiet durch die Schuld der kommiffär für Aeußeres Litwinow vorgelegten SdP, und damit auch der gleichgeschalteten Beam- Bedingungen befagen: len, nicht so augespitzt hätten. Es ist bekannt,

daß den legten Anstoß zur Besikveräußerung bei 1. Japan räumt das Gebiet um den stritti­Betschel jene Mai- Rundgebung der Sbẞ in Aussia sen Berg Tschan- ku- feng. gegeben hat, bei der der ganze Beamtenstab der 2. Sowjetrußland verspricht, diese Gegend Firma Betschet, antisemitische und antidemokra- nicht neuerlich zu befehen. tische Parolen ausrufend, begeistert und hervor ragend mitgewirkt hat. 3. Der fo geschaffene neutrale Gürtel bleibt fog in Gültigkeit, bis eine zuständige Kommiffion die

mindedligins of a Der erste Tag Lord Runcimans Der erste 1

In Moskau werden diese Vorschläge als ein Kompromiß betrachtet, auf deffen Grundlage die Einstellung der Feindseligkeiten ohne Prestigever. lust der einen wie der anderen Seite möglich wäre.

Aber die fudetendeutschen Arbeiter im Drit ten Reich sind auch Objefte der nationalsozialisti schen Propaganda. Der Arbeiter, der zwei Drit iel seines Lohnes zu einem besonders günstigen Surje zehn bis elf Kronen für eine Reichsmart

umwechseln und seiner Familie heimsenden oder selbst in der Tschechoslowakei mit ihren billi gen Preisen und ihrem Reichtum an Lebensmitteln verbrauchen fann, ruft hier die Vorstellung von einer großen Wirtschaftsblüte im Deutschen Reiche hervor. Dort

herrscht noch immer Not an Arbeitsgelegenheiten. immer heit, gut bezahlte Arbeit, hier zugleich wird den fudetendeutschen Proleten die Macht der Boltsgemeinschaft augenfällig vor demonstriert. Ohne SdP- Legitimation gibt es natürlich keine Arbeit im Reich. Die SdP Sekre tariate find die Arbeitsvermittlungsstellen. Wer feine Kinder nicht um Eristenzmöglichkeiten brin gen will, muß feine demokratische Gesinnung vers leugnen. An sozialistische Vertrauensmänner tritt die Lockung, tritt die Drohung heran. Das stille Heldentum der Braven, die solchem Druce wider­itehen, tritt lange nicht so sichtbar in Erscheinung wie die Tatsache, daß der Sozialismus der Tat" Arbeit und Eristenz schaffen kann.

Denn die Schattenseiten sehen die fudetendeutschen Menschen nicht. Wer freilich tiefer drin im Lande arbeitet, merkt die Teuerung. die Knappheit, die schlechte Qualität der Lebenss mittel. Für ihn verliert das Tritte Reich rasch seinen Glanz. Auch als Lohndrücker wer­den die Sudetendeutschen ausgenüßt. Ungemein charakteristisch ist ein Bericht aus einer bayrischen Glasfabrik:

Man macht keinen Lohnabbau, sondern bringt neue Mufter von Waren. Diese gibt man zuerst den fudetendeutschen Arbeitern und setzt bafür einen Akkordlohn fest, bei dem diese Arbei­ter erheblich weniger verdienen als vordem. Nach ein oder zwei Wochen bekommen auch die reichs­deutschen Arbeiter diesen Artikel in Arbeit zum gleichen Lohn, denn wenn der Böhm'" mit dem Lohne zurecht kommt, muß auch der Deutsche da mit zurecht kommen."

Bum Unterschiede von den im Volfe verbrei teten Ansichten glauben ausländische Beobachter in Moskau nicht, daß der Sowjetverband einen Strieg für unausweichlich hält, mag die Situation auch zweifelsohne ernst sein. Der japanische Bots schafter Schigemitsu hatte Donnerstag nachmittag eine zweistündige Unterredung mit dem Bolts- Aber die geschäftige SdP- Propaganda wirkt auf tommiffär für äußere Angelegenheiten Litwirow. die daheimgebliebenen Frauen ein, daß sie ja nichts davon verlauten lassen, wenn die Männer flagen! Bugleich reißt dieses raffinierte System eine

Die Methode, lediglich die Wirkungen Au bedauern, aber die Ursachen zu übersehen, ist leineswegs geeignet, dem sudetendeutschen Bolt einen Weg zu feiner Eriftenaficherung zu zeigen. Lord Runciman wird, wie die Bohemia" tiefe Kluft zwischen den Arbeitern auf. Der Es handelt sich jest ber 6b3 fur bara en melbet, in den allernächsten Tagen auch eine Dele- Böhm", dem man weniger Abzüge macht, den Bernebelungsversuch zu unternehmen, Pras . Das Sekretariat der Miſſion des gation der Deutschen fozialdemokratischen Arbei- man in der Krantentasse, bei Zahnreparaturen, bei der die Folgen ihrer gewiffenlosen, wirtschafts- Lord Runciman hat Donnerstag folgendes Rom - terpartei unter Führung des Abg. 3ath Unfällen mit besonderer Bevorzugung behandelt, und vollszerstörenden Politik verdeden soll. Nicht muniqué verlautbart: Lord Runciman stattete empfangen. auf daß die Sdẞ damit in der Tschechoslowakei toir, sondern die gleichgeschaltete" Brüger heute in Begleitung feines Stabes offizielle Brag. Donnerstag nachmittags fand eine res, des passes. Die reichsdeutschen Arbeiter Beitung hat die Bedeutung der Betidjet e fuche beim Bräsidenten der Republik , beim Brag. Donnerstag nachmittags fand eine gitation treiben könne, wird Gegenstand des Neis Transaltion und deren Ursachen in folgenden Ministerpräsidenten und beim Minister des Sizung des politischen Ministerkomitees statt, der reden gar nicht mit uns", berichtet eine Frau aus Borten festgestellt: Aeußeren ab. Hierauf gab er auf dem Altstädter auch der Minister des Aeußeren Dr. Kamil einer böhmischen Grenzstadt. Was wissen unsere Rathaus eine Bifitkarte für den Primator der Kroft a beiwohnte. Hitlerbegeisterten davon, wieviel glühender Haß Betfchers waren nicht Deutsche im völlischen binter der glänzenden Fassade der Boltsgemein Sinne; als Juben konnten fie es nicht fein und Sauptstadt Brag ab. Um 5 Uhr nachmittags emp­schaft" schwelt! ber antisemitisme Charakter ber beutschen völkischen fing Lord Runciman im Hotel ,, Alcron" die Mit­Bewegung erlaubt nicht einmal, ihnen aus ihrer alieber der Delegation der Subetenbentschen Bar­Aber der tschechoslowakischen Wirtschafts­Handlung einen Borwurf su machen; in einem tei, den Abgeordneten Kundt, Dr. Sebekowski, den und Sozialpolitit erwächst aus diesen Dingen eine grundfählichen Kampf fallen fchließlich die Rüd- Abgeordneten Peters und Dr. Schicketanz, die Baris. Außenminister Georges Bonnet große und unabweisbare Aufgabe. Im Wins Roten und ein Gegret ett bann bem anderen Lorb Runciman einen& if I i te it be hatte Donnerstag gegen Abend mit dem tschecho- ter werden die Männer wieder baheim fißen, ar­nichts mehr verübeln. Die Betfibers find teine fuch abſtatteten. Es wurbe befchloffen, daß die flowakischen Gesandten Dr. Ofufts eine unter Deutschen , aber sie waren auch keine Feinde bes Bertreter der Sudetendeutschen Partei noch redung. Beide Staatsmänner tauschten ihre Deutschtums und haben bem beutfchen Sergarbeiter Brat gewährt, ohne abends mit dem Stabe des Lord Runciman Anschauungen über die aktuelle internationale po­Unterschiebesu machen und ohne fich dem aufammenkommen und ihm Memoranda var litische Lage, hauptsächlich über das tschechoslowa­Drud zu unterwerfen, ben bie Grenglerpresse und legen, die den Standpunkt der Sudetendeutschenfche Problem aus, wie es sich nach der Ankunft tichechische nationale Organisationen auszuüben Partei darlegen. bes Lord Runciman in Prag barstellt.

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Osuský bel Bonnet

1550

beitslos und ohne Goffnung, und wieder wird das Dritte Reich ein Reich der Hoffnung für tausende Sudetendeutscher sein. Tarum gilt es, teine Ges lcgenheit zu verfäumen, um den Menschen in unserem Lande Arbeit zu verschaffen, die ihnen die schöpferische Kraft der Demofratie zeigt,