Ne. 182 Freitag, 8. August 1938 Seite 8 Oberstes Verwaltungsgericht gegen Preiskommission AIS sich im Jahr« 1986 die Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung stärker bemerkbar mach­ten, waren die Kartelle sofort zur Stelle, um durch eine Erhöhung der Preise Ueberprofite herauSzu- Selen. Die verarbeitende Industrie, die Verbrau- Lecorganisationen und die Regierung sahen sich «ranlaßt, der PreiSteuerungSwelle entgegenzu­wirken. Es wurde eine Preiakommifsion eingesetzt, die die von den Kartellen festgesetzten Preise über- kiüfen und eventuell ermäßigen sollte. In erster Linie war dabei an eine Revision der Preise für Baumaterialien gedacht. Dem» die Ueberteuerung der Baumaterialien drohte die Bausaison erheblich abzuschwächen. Nach unendlich langen Verhand­lungen kam dann ein bescheidenes Ergebnis zu- slande: das Zementkartell in Böhmen wurde ver­anlagt, die Zementpreise um se zwei Kronen herabzusetzen. Diese Maßnahme hat die Baukosten verbil­ligt und aych dem Staat, der in den letzten Jahren ein starker Zementverbraucher geworden ist, einige Millionen Kronen erspart. Sie hat die Profite der ßementkapitalisten nicht gekürzt, denn di« ganz außerordentlich gute Baukonsunktur hat' den Ze« mentabsab in den letzten Jahren stark in die Höhe steigen lassen. Dennoch war das Zementkartell mit der ge­troffenen Regelung nicht einverstanden. Die Un­ternehmer wollen auf den Uebergewinn, den ihnen der Kartellpreis sichert, nicht verzichten. Sie haben eine Beschwerde beim Obersten Verwaltungsgericht eingebracht. lind dieses Gericht hat jetzt der Be­schwerde des Zementskartellö in den Hauptpunkten stattgegeben. Die Entscheidung der Schiedskommis­sion, durch die die Preisherabsetzung vorgenom­men werden mußt«, wird vor allemwegen man­gelnden Verfahrens", aufgehoben. Dabei ist monatelang darüber verhandelt worden. Aber das Oberste VerwaltungSgericht findet, daßdie Ent­scheidung der Preiskommission überhaupt nicht be­gründet" worden sei. Nach diesem Urteil des Obersten Berwal« tungSgerichteS beeilt sich das Zementkartell, daraus die Konsequenz zu ziehen. ES wird die Wieder­erhöhung der Zementpreise in Aussicht gestellt. Die Bezahlung der Weizen-Lagerung Die Verhandlunaen über die Lagerung von 29.999 Waggons Weizen alseiserne Reserve" ziehen sich, noch immep hin,-da bisher keine Eini­gung über die damit verbundenen Kosten'erteiöht werden könnte'. Auch die letzten Verhandlungen dec Getreidegesellschaft mit den Interessenten­gruppen die Verhandlungen fanden in Kaschau statt blieben erfolglos. Es wurde u. a. der Plan vorgebracht, die Kosten der Weizen-Lagerung auf die Müllergruppe zu übertragen und ihr da­für die Kontingentierung zuzugestehen. Ausschlag­gebend wird, der Standpunkt der Kleinmüller sein, die zahlenmäßig an erster Stelle stehen und' auf keinen Fall die Millionenkosten der Lagerung auf die Müllergruppe übertragen wissen wollen. (DND) Nena Handweberei in Braunau In den Fabriksräumen der ehemaligen Meihnerschen Kartonagenfabrik in Braunau -Oel- berg wurde eine Handweberei errichtet, die haupt­sächlich handgewebte Möbelstoffe, Behänge und englische Kleiderstoffe erzeugen wird.' Gründer ist Arnold Steiner.(DND) Stillegung In der Papierindustrie Wie auS Lauterwasser berichtet wird, will die große Papierfabrik Hofer ihren Betrieb für die Dauer von 8 Wochen wegen Auftragsmangels einstellen. Oie Arbelter-Unfallverslcherungs- anstalt Der VertualtungSauSschuß der Arbeiter- UnfallversicherungSanstalt für Böhmen hielt im Juli zwei Sitzungen ab. Die-Anstalt zahlte seit Jahresbeginn bis Ende Juni 61,691.567 XL, im Juli 9,975.240 XL an Entschädigungen aus. Im Juli wurden 5814 Unfälle, feit Jahresbeginn 87.906 Unfälle gemeldet. Ende des vergangenen Monats liefen 15.057 Renten bis zu zwei Jah­ren nach Beendigung der Heilbehandlung, 68.408 Renten von mehr als zwei Jahren, und 9108 Hin­terbliebenenrente». Die Prämieneinnahmen be­trugen seit Beginn dcS Jahres 114,879.065.68 XL, die Zahl der eingetragenen Betriebe Ivar Ende Juli 90.878. Der Stand der Hypothckardar- lehcn machte Ende Juli 102,903.026,87 XL aus, der anderer Darlehen 88,217.869.85 Xi aus. Invalidität»- und Altersversicherte Achtung I Alle Personen, die in Deutschland invalidi- tätS- und altersversichcrt waren, konnten nach den Gesetzen der Weimarer Republik für den Fall, daß sie nicht mehr in Arbeit stehen Grenzgänger, die nicht mehr in Deutschland , sondern wieder in der Tschechoslowakei arbeiten sich die erworbe­nen Rechte sichern. Zur Erhaltung der Anwart­schaft genügte eS, wenn in zwei Jahren 20 Wo­chenbeiträge eingezahlt wurden. Mit 1. Jänner 1988 hat Hitlerdeutschland dieses Gesetz gewaltig verschlechtert. Zur Erhaltung der Anwartschaft ist cS jetzt notwendig, in zwei Jahren 52 Wochenbeiträge zu bezahlen. Da­durch besteht die Gefghr, daß Arbeiter, die nicht mehr in Deutschland arbeiten, die dort erworbe­nen Rechte verlieren, da die Hinaufsetzung von 2Y auf 52 Wochenbeiträge für die meisten Arbei« E unerschwinglich ist. Im Iulihtft der Mitteilungen der Zentral­sozialversicherungsanstalt in Prag erschien eine Notiz, derzufolge die freiwillige Fortsetzung der Invalidität- und Altersversicherung seitens jener Versicherten möglich ist, welche in der tschechoslo­wakischen Versicherung die Wartezeit bisher noch nicht zurückgelegt, jedoch bei Einrechnung der reichsdeutschen Invalidenversicherung 100 Wochen erreicht haben. Diese Bedingung der erreichten 100 Wochenbeiträge jst so gering gesetzt, daß für alle die Möglichkeit besteht, ihre Versicherung bei unse­rer Versicherung freiwillig fortzusetzen. Inter­essenten mögen sich in dieser Angelegenheit an die zuständige Kraysenkossa oder an sozialdcmokrati» sche Funktionäre wenden. Die Industrialisierung Jugoslawiens (Dr. W. H) Jugoslawien gehört zu den erz­reichsten Ländern Europas . Kein Wunder, daß sich säst sämtliche europäischen Staaten seit Jahren bemühen, in diesem kapital armen Lande Konzessionen zu erwerben. Besondem in den letz­ten Jahren hat ein direkter Wettlauf um Kon­zessionen auf die Erz- und Kohlevorkommen sei­tens der demokratischen Staaten und dem Dritten Reich eingesetzt, wobei allerdings die demokrati­schen Staaten den Sieg davongetragen haben. Nach einer amtlichen jugoslawischen Statistik war nämlich ausländische« Kapital am 1. Jänner 1988 wie. folgt am Gesamtkapital der jugoslawi­schen Bergwerke und Kohlengruben beteiligt: in Millionen in X de» Dinar Gesamtkapitals Frankreich 1056 17 England 851.2 14 Tschechoslowakei 741.2 12 Schweiz 707.8 11.4 Deutschland .(einschließlich Oesterreich) 520 > 7.5 Dieses ausländische Kapital arbeitet haupt­sächlich in den Bergwerken, deren Zahl sich aus 155 beläuft. Es sind dies: 4 Steinkohlengruben, 59 Braunkohlengruben, 7 Eisenerzbergwerke. Wei­tere Bergbauunternchmungcn betreffen: Lignit 48, Blei- und Zinkerz 8, Kupfererz 1. Pyrit 2, Chromerz 8, Manganerz 1, Antimonerz 4, Bauxit 7 und Magnesit 5. Die jugoslawische Hüttenindustrie ist schwach entwickelt, so daß die geförderten Erze zum größ­ten Teil exportiert werden müssen.« Nach den Plänen der jugoslawischen Regierung soll jedoch eine große, dem Erzreichtum de« Landes entspre­chende Hüttenindustrie almählich errichtet werden. Die vor wenigen Tagen gegründeteJugoslo- vensti Celik"(Jugoslawische Stahl A. G.") mit einem Kapital von 600 Millionen Dinar, ist ein Abschnitt auf diesem Wege. Dieses Unternehmen umfaßt die staatlichen Eisenerz- und Kohlengruben im Bezirk Zcnica und soll Jugoslawien vom Stahlimport auü dem Auslande vollkommen unabhängig machen. Das Aktien­kapital dieses Großunternehmens befindet sich zu 40 Prozent im Besitz der staatlichen Hypotheken­bank, während die Ministerien für Forstwesen und Bergbau ein großes Aktienpaket übernommen haben. Auch auf anderen industriellen Gebieten sind erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Am 1. Jän­ner 1988 wurden in Jugoslawien insgesamt »8054 industrielle Betriebe gezählt, gegenüber. 2976 am 1. Jänner des Vorjahres. Diese Unter­nehmungen gliedern sich wie folgt: Nahrung«- und Genußmittelindustrie 864, Forst« und Holz­industrie 408, Baumaterialicnindustrie 869, Textilindustrie 899, Elektroindustrie 284, Me­tall« und Metallwarenindustrie 186, chemische Industrie 170, Bergbau 105, Leder- und Schuh­ industrie 84 , Papier und graphisches Gewerbe 77, sonstige Industrien 144. Um der Uebcrfremdung einen Riegel vorzu­schieben, hat die jugoslawische Regierung kürzlich ein Gesetz erlassen, demzufolge die Vergebung Man erhält fUr Ki 100 Reichsmark(Noten). 548. Reichsmark(Münzen) 740. 100 rumänische Lei.. 19.10 100 polnische Zloty.. 548.50 100 ungarische Pcngö.. 638.50 100 Schiveizer Franken. 668.50 100 sranzüsischc Franc«. 82.08 1 englisches Pfund.. 144.88 1 amerikanischer Dollar 28.95 100 italienische Lire.. 170.40 100 holländische Gulden. 1500. 100 jugoslawische Dinare. 64.80 100 Belga«..... 400. neuer Konzessionen an die Bedingung geknüpft ist. daß mindestens 51 Prozent des Kapitals aller von Ausländern gegründeten Gesellschaften jugoslawischer Besitz bleiben müssen. Auf Grund dieses Gesetzes soll es nicht mehr möglich sein, ausschlaggebenden Einfluß auf die Bodenschätze des Landes zu gewinnen. Oie Wirtschaftslage in Palen In der polnischen Presse wird die Zahl dec Arbeitslosen auf 2 Millionen gefchätzt. Diefe hohe Zahl ist in dem überwiegend landwirtschaftlichen Polen auf die sich ständig verschlechternde Lage In der Industrie zurückzuführcn. Das Industriekapi­tal hat sich seit der Erneuening Polens nicht er­gänzt. In der letzten Zeit mußte die Negierung den Verbrauch ausländischer Erze einschränken. Da« Ergebnis ist für die Wirtschaft nicht ersprießlich. Im Jahre 1987 sind 776.000 Tonnen Eisenerze in Polen gewonnen und 691.000 Tonnen ein­geführt worden. Im gleichen Jahre sind 720 000 Tonnen Gußeisen erzeugt worden, d. h. nur 70% der Erzeugung des Jahres 1918. Nur die Kohlen­förderung war im Jahre 1928 größer als 0.-1 dem Krieg. Sie erreichte damals 40.486.000 Tonnen, während sie im Jahre 1987 auf 86,216.000 Tonn. sank. Der Verbrauch auf dem Binnenmarkt nimmt ständig ab. Der einhei­mische Absatz an Eisen sank in den Jahren 19281987 um die Hälfte. Auch In der Oel« Industrie, die in Polen eine bedeutende Rolle spielt, ist ein bedeutender Rückgang zu bemerken. An Naphtha wurden in Galizien im Jahre 1918 1,114.000 Tonnen gewonnen, während sich die Gewinnung im Jahre 1987 nur auf 501.000 Tonnen stellte. Das ausländische Kapital, das zu 85% die polnische Naphtha-Industrie tontrolll'rt, investiert nicht mehr. Der Goldvorrat der pol­nischen Staatsbank ist in den letzten zwei Jahren um die Hälfte gesunken. Arbeitsmarkt In der Schweiz Ende Juni 1988 gab es in der. Schweiz 48.500 Arbeitslose. Die», ist der niedrigste Si-'iid der Krisenjahce. Von Mai bis Juni 1038 ist die Zahl der Arbeitslosen um 7500 zurlickgegang,». Am Ende de» ersten Halbjahres 1988 war der Stand um 2000 Erwerbslose geringer als zu der gleichen Zeit im Jahre 1987. In der Maschinen- nnd Metallindustrie waren Ende 1987 58.600 Arbeiter beschäftigt. Diese Zahl schließt eine C.- Höhung um rund 14.000 oder 30% von Ende 1986 bis Ende 1937 ei». Auch die Zahl der An­gestellten ist um 2000 gestiegen. Trotzdem war die Zahl der Arbeiter noch immer uni 8000 geringer als im Hochkonjunlturjahr 1929. Zur Frage des Gaskriegs Notwendige Vorkehrungen Trotz der außenpolitischen Ruhepause, welche die englische Regierung einzuleiten sich bemüht, ist die fortschreitende Versorgung unserer Bevöl­kerung mit Gasmasken ein dringendes Gebot. Gegen die behördlichen Vorschriften, Gasmasken zu beschaffen, hören wir mancherlei Einwände: ob denn der Schutz durch die. Masken ausreichend ist; und ob nach den letzten Kriegserfahrungen die Gefahr von Gasangriffen noch ernst zu nehmen ist. Zunächst ist soviel sicher: daß die Lebensgefahr in einer von folchen Angriffen heimgejuchten Stadt groß genug ist, um die Notwendigkeit eines Schuhes, sei er auch nur ein teilweiser Schutz, zu rechtfertigen. Das ist der weiteren Oesfentlichkeit zuerst zum Bewußtsein gebracht worden durch eine alarmierende Veröffentlichung des Völkerbunds im Jahre 1924. Eine Reihe von Gelehrten ver­schiedener Nationen hatten über Aufforderung einer Kommission des Völkerbundes Gutachten über die Gefahren eines Giftgasangriffes aus der Luft abgegeben. Aus dem zusammenfassenden Be­richt, den die Kommission in Druck gab, ging her­vor, daß ein Gaskrieg großen Maßstabs furcht­barere Opfer an Gut und Blut der bedrohten Be» böllerung zu fordern droht als die größten Bul- kanaushrüche und Erdbeben je gefordert haben. Eine starke Bewegung gegen die ungeheuer­liche Gefahr setzte ein. Doch fanden sich auch Fach­leute, insbesondere Offiziere auS dem Weltkrieg, die behaupteten, daß die Gefahr übertrieben werde. Die Beobachtungen im spanischen Bürgerkrieg und im japanisch-chinesischen Konflikt, in denen Gasangriffe ganz auSgeblieben sind, scheinen die­ser Ansicht in gewissem Sinne Recht zu geben doch kann dieser Schein nur bei ganz oberfläch­licher Betrachtung entstehen. Letzte Erfahrungen Wer au« dem bisherigen Ablauf der gegen, tvärtigen Kriege auf das künftige Ausbleiben von Gaskriegen schließen will, vergißt vor allem, daß die Gaswaffe im abessinischen Feldzug Italiens eine sehr große Rolle gespielt hat. Die größte im April 1986, als die Italiener die abessinische Nordfront durch Senfgas-Angriffe zum Zusam­menbruch brachten; die Kriegsentscheidung wurde dadurch mindestens teilweise herbeigeführt. Die Abessinier hatten keine Gasmasken, ja sie hat­ten auch keine Schuhe, und das spielte bei der ausgesprühten Senfgas-Flüssigkeit, die im Ge­lände längere Zeit haftst, eine verhängnisvoll« Rolle. Denn dieses Gift verätzt die Haut in töd­licher Weise. Spanischer Luftschutz Auch die Spanier und die Chinesen besitzen keine Gasmasken. Vergleicht man die Schutzmaß­nahmen der städtischen Bevölkerung Spaniens mit den üblichen Vorschriften für den städtischen Lust­schuh, so zeigt sich, daß zwar die verheerenden Wirkungen der Luftkrieges, vor welchen die Völ­kerbundkommission warnte, an vielen Orten ein­getreten sind, obwohl nur Spreng, und Brand­bomben abgeworfen wurden; daß aber die tapfe­ren Einwohner der Städte sich vielerorts wirksame Sicherung wenigstens des Leben« schaffen, konnten eben infolge de« Ausbleibens von Gasangrif­fen. So berichtete einer der großen englischen Zei­tungen ihr Korrespondent: Castellon , das kürzlich eingenommen wurde, sei Wochen vorher immer wieder schwer bombardiert worden. Bei einem Angriff haben 50 Flugzeuge 450 Bomben in die Stadt geworfen; ihnen fiel ein Menschenleben zum Opfer. Bei einem zweiten Angriff wurden 60 Häuser zerstört. Auch das Krankenhaus wurde getroffen, in ihm fünf Personen getötet: sonst gab e» in der Stadt kein Menschenopfer. Die Ursache ist, daß die Einwohner Keller in etwa 12 Meter Tiefe ausgehoben hatten; fast jedes Hau» hatte einen und sie waren durch Tunnels verbunden. In sie flüchteten die Bewohner bei jedem Angriff. Ein zweiter» Blatt berichtet in ähnlichem Sinn über die Stadt Alicante . Dort sind die Keller be­reits elektrisch beleuchtet: Nach sechs Wochen Luft­krieg, die durchschnittlich einen Bombenangriff täglich brachten, fand der Berichterstatter zwar die Stadt halb zerstört, aber die Bevölkerung ganz kaltblütig und nur von einem Haß gegen Franco erfüllt, der, wie er sagt, in Generationen nicht vergessen werden wird. Die Standhaftigkeit der spanischen Männer und Frauen ist jeder Bewunderung wert, aber ihre Unterstände würden bei Gasangriffen nicht Schutz bieten, sondern erhöhte Gefahr bedeuten. In keiner Weise gegen da» Eindringen der schweren, nach unten strömenden Giftgase geschützt, von maSken- losen Menschen ausgesucht, die dann vielleicht die AuSgänge durch ExplosionS - und Einsturztrüm­mer der Gebäude verlegt fänden, wären sic ge­fährlicher als etwa Kohlengruben, in denen schla­gende Wetter angesammelt sind. Warum greifen die Franco-Leute nicht mit GaS an? Sie zerstören mit ihren Spreng- und Brandbomben ganze Städte, der Aufbau nach dem Kriege wird ein drohende» finanzielle« Problem sein und der Sieger, wer e« sei, vom englischen Kapital abhängig machen. Hingegen wäre die Ent­giftung der Bauten eine Leichtigkeit sie würden erhalten bleiben, mit dem Inventar. Jedoch gerade der Gaskrieg ist durch die kriegsgegnerische Propaganda am schärfsten ver­urteilt und von der öffentlichen Meinung am ent­schiedensten abgelehnt worden. Nur die» kann die Ursache sein, daß Franco, der gegen die stet» wach­sende Empörung der Kulturmenschen gegen seine Kriegsführung keineswegs unempfänglich ist so wenig wie die Japaner Gasangriffe unter­läßt:«in beklagenswert kleiner, aber doch ein Teilerfolg der kriegsgegnerischen Arbeit. In» Zukunftskrieg Anders, so müssen wir fürchten, stünden die Dinge in einem großen europäischen Swieg. Die Lebensfrage der Diktatoren wäre aufgerollt und -{eine- Rücksicht würde sie an der Verfolgung de» KriegSziel» hindern. Der militärische Vorteil ins­besondere deS.kombinierten Luftangriffs, mit Spreng-, Brand« und Gasbomben würde wahrgenommen werden; davon sind die möglichen Gegner so überzeugt, daß sic insbesondere auch die Gasabwehr i» größtem Stile organisieren. England baute riesige staatliche Fabriken und hat bereits 85 Millionen Gasmasken für nahezu die ganze Bevölkerung vorbereitet. Frankreich hat zwar nur 1,700.000 Masken vorgesehen, hin­gegen große gaSgeschüdte llnierstände und den Ab­transport eines großen Teiles der städtischen Be­völkerung aufs flache Land. So müssen auch wir un» gegen die GaSgefahr schützen. Neus Giftgase? Die Frage, ob zu den im Weltkriege vcrstcn- detcn Giftgasen neue mit noch verderblicheren Eigenschaften hinziigekommen sind, kann nicht im't Sicherheit beantwortet werden. Die Frage ist auch nicht von entscheidender Bedeutung. Der eine Hauptbestandteil der Filter an unseren Gas­masken schützt allgemein gegen alle Gistgase; es ist dies die aktive Holzkohle, die sic sämtlich absor­biert. Andererseits bedrohen die blasenziehenden Gase die ganze Körperoberslächc und da ist die Wirkung der schon bekannten Gifte, insbesondere dcS Senfgases und des Lcwisits, dermaßen ver­heerend, daß eigp Steigerung kaum mehr großen militärischen Vorteil verspricht. Die Gefahr, daß ei»»euer großer Krieg, der nach de» furchtbaren Gesetzen deö Kriegsverlaufs bis zur Ausrottung ganzer Völker abrollen würde, auch als Gaskrieg geführt werden würde, sei es mit den altbekannten oder auch mit neuen Gasen, muß anerkannt werde». Indem tvir uns vor der GaSgefahr des relativen Schutzes durch Masken, Unterstände und Evakuierung sichern, gleichen tvir den Vorsprung des möglichen Gegners im Schutz seiner Bevölkerung au« und nehmen ihm eine Sie- gcShoffnung. Der Gasschutz schädigt niemanden am Leben, er tragt anderseits dazu bei, den An­reiz. uns zu Überfällen, herabzusehen und damit auch die Wahrscheinlichkeit, daß cs zum kriegeri­schen Konflikt kommt. E. B.