Seite 2 Dienstag, S. August 1938 Nr. IW Volksgenossen, bloß deshalb, weil du deiner Ueber« zeugung treu bleibst, weil du dich nicht veugen willst, als»Untermenschen" bezeichnen, alüPer« räter", gegen den alles, einfach aUeS erlaubt ist! Nie noch, In der ganzen neueren Geschichte nicht, hat es eine solche entsetzliche Atmosphäre im deutschen Bolt gegeben, nie noch war da­deutsche Volk so zerklüftet wie jetzt, da eS doch »geeinigt" istl In dieser Atnwsphäre bekommt altes, bekommt das Alltäglickffte ebenso wie aller Große politischen Charakter. Jede persönliche Gegnerschaft wird zu einer politischen, jede WirtShauSrauferei wird zu einer politischen Auseinandersetzung, jede Prügelei, aus welchem Anlaß sie auch entstanden sein mag, wird in einen Kampf zwischen Nazi und Roten umge» deutet. In einer Atmosphäre der Gewalt, von den TavaUaiwetern und Gewaltpredigern ge­schaffen, kann schließlich nichts andere- mehr ge­deihen al- Gewalt, gibt eS eine andere Form der Auseinandersetzung, des politischen Kampfes schließlich überhaupt nicht mehr. Und von denen wurde diese Atmosphäre beS nackten Gewalt­kampfe- erzeugt, die den Klassenkampf abschafsen wollen I Der Klassenkainpf ist eine gesellschaft­liche Tatsache. Wenn Arbeiter oder Angestellte um höheren Lohn kämpfen, wenn politisch Ent­rechtete politische Rechte fordern, ist da- Klassen­kampf. Der Marxismus hat den Klaffenkampf nicht erfunden, er hat einfach die Tatsache de- Klaffenkampfes festgestellt. ES hat seit dem Ent­stehen der Arbeiterbewegung viele bewußt, al- solche erkannte Klaffenkämpfe gegeben: gewaltige wirtschaftliche, wie etlva die großen DergarbeiterstreikS, große politische, wie den Kampf um da- allgemeine Wahlrecht. Und merk­würdig: an diesen Kämpfen haben nicht selten, mindestens als Sympathisierende, auch Nicht­sozialisten teilgenommen, Kleingewerbetreibende. Geschäftsleute, Beamte, Intellektuelle. Damals gab eS eben noch nicht den Nationalsozialismus, damals hielt man es für ganz selbstverständlich, daß eS das natürliche Recht der Schwachen ist, sich zur gemeinsamen Durchsetzung ihrer sozialen und politischen Ansprüche zusanunenzuschließen. Damals war eben da- sudetendeutsche Volk noch nicht»erwacht" und auch der Nationalist sah im Nichtnationalisten noch keinen.Untermenschen", der einfach auSzurotten ist. Große soziale und in­folgedessen auch politische Gegensätze hat eS innerhalb des Sudetendeutschtums, gerade wegen der weit vorgeschrittenen sozialen Differenzie­rung, seit Jahrzehnten gegeben. Aber der Kampf zwischen den politischen und sozialen Gruppen wurde in durchaus menschlichen Formen geführt, und kam eS einmal zu einer vereinzelten Ge­walttat, gar zu einer blutigen, wie es die Er­mordung des sozialdeinokratischen Abgeordneten Schuhmeier unb, knapp vor dem Kriege, des Bodenbacher- Buchdruckers Karl Solinger durch einen Streikbrecher waren, dann wär die Empörung über diese Bluttaten auch im Bürger­tum eine allgemeine. Dem Nationalsozialismus blieb es Vorbehalten, den politischen Dkord, wenn» ein Nationalist ihn verübte, zu einer Heldentat zu machen I Gab eS im sudetendeutschen natio­nalen Bürgertum etwa auch nur einen Mann, auch nur eine Zeitung, die den Mord an Pro- sessor Lessing, an dem Ingenieur FormiS, an dem sozialdemokratischen Vertrauensmann Ro­senzweig ernstlich verurteilte? Wo ist der Mann im nationalsozialistischen Lager, der mit dem tausendfachen Terror gegen sozialistische AÄeiter nicht nur nicht einverstanden ist, sondern ihn so­gar zu mißbilligen wagt? Sind nicht alle Na­tionalsozialisten dem Machtwahn verfallen? Und niemand sieht, wie diese Gewaltverherrlichung, wie diese Vergottung der Gewalt das Leben unsere- Volke- verwüstet, niemand erkennt, daß dadurch die Gegensätze nicht aufgehoben, sondern auf- schärfste zugespitzt werden! Nicht die Marxisten, die ja seit jeher" die Individuelle Gewalt verurteilt haben, sondern die' Gegner deS Klaffenkampfes, die.Einiger" der Nation haben eine schauerliche Kluft zwischen Deutschen und Deutschen aufgeriffen. Sie haben eine dumpfe, drückende, qualvolle Atmosphäre der Umviffenheit, der Furcht, de- steten Auf-der« Hut-seins, des Mißtrauens geschaffen. Wähnten sie, sie brauchten nur zu drohen und dort, wo sie die Möglichkeit dazu haben, rücksichtslos Gewalt anziiwenden, um auch schon jeden zur Unterwer­fung zu bewegen? Glaubten sie. das sudeten­deutsche Volk bestehe nur aus Gesinnungskrüp­peln und Selbswerrätern und Feiglingen,. e» gebe überhaupt keine aufrechten Menschen? Wa­gen sie zu leugnen, daß sie, sie allein, diesen Zu­stand geschaffen haben? War denn nicht vor dem Großwerden der SdP, vor der sudeiendeutschen Totalität, da- Leben der Sudetendeutschen ruhi­ger, friedlicher, schöner, menschlicher, sah nicht trotz allen selbswerständlichen politischen Gegen­sätzen jeder im anderen den Menschen? ES ist nicht die Schuld der Sozialdemokraten, daß die Menschlichkeit au- der Politik verschwunden ist. Richt die Sozialdemokraten haben die Menschen derart klassifiziert,- daß.ein Teil al»»Unter­menschen" gewissermaßen» vogelfrei istl Auch im bösesten Gegner hat die Sozialdemokratie sinnier noch den Menschen gesehen! Aber wer Gewalt verkündet und nur auf die Gewalt vertraut, darf Ach nicht wundern, daß es Menschen gibt, die sich ver Gewalt nicht ergeben. Web eine Atmosphäre der Gewalt erzeugt, kann nicht darüber erstaunen, daß eS auch Folgen der Gewalt gibt, die nicht nur den.Untermenschen" treffen. Wer Totalität predigt, muß eS erleben» daß sich Widerstand gegen sie erhebt. Im kleinen und im großen. Die Sozialdemokratie bedauert jede Gewalttat. Die Sozialdemokratie führt ihren Kampf wahr­haftig, wie die ganze Geschichte der Arbeiterbe­wegung lehrt, lieber al» einen Kampf mit gei­stigen Waffen, als den Kampf der Argumente, de» Überzeugens. Und wenn sie nun den Kampf gegen die nationalsozialistischen Gewalttheore­tiker und-Praktiker führt, in der festen Umber­zeugung de» Siege- der Idee über die Gewalt, gen, um wieder dem geistigen Kampfe freie Balm fo deshalb, um wieder dem Kampf der Meinun« zu schaffen. Budgetvorbenltunseni und Nationalitätenfrage Prag . Montag weilten einige Mitglieder der Regierung noch Außerhalb Prag ». E» fanden keine Ministerkvnferenzcn statt. Für Heute sollte eine Sitzung des Ausschusses der politischen Minister einoerufen werden. Die angekündigte Beratung de» Vorsitzenden der Regierung mit dem Finanz, Minister Tr. KalfuS wird vormittag» stattsindvu Ihren Gegenstand' werden Budgetfragen bilden. In den Vordergrund des Arbeit-Programmes der Regierung treten nunmehr Wirtschaft»fragen und die rasche Vorüereüung des Staatsbudget», wobei es notwendig sein wird, auf allfällige Auswirkun­gen der projektierten nationalpolitischen Maßnah­men Rücksicht zu nehmen. Der Ausschuß der po­litischen Minister beschloß in der vergangenen Woche nach den Referaten des Fsnanzminister», daß die einzelnen Reffort» mit dem Finanzmini­sterium ihren Budzetentwucfäbschnitt unter dem Gesichtspunkt der strengen Sparvorschriften, welche die Regierung beschlossen hat, Beratungen abhalten. Diese Beratungen werden bereits in der lausenden Woche ausgenommen werden. Zunächst wird da- Ministerratspräsidium mit dem Finanz« Minister seinen Budgetentwurfabschnitt durchbe­raten und an diesen Verhandlungen wird wahr­scheinlich auch der Gouverneur von Karpathoruß» land Hrabar teilnehmen, da das Budget seiner Kanzlei in da- BudgetkapitelMinisterratSpräsi- dium" eingegliedert ist. Der weitere Verlauf der Budgetverhandlungen wird sich so entwickeln, daß stet» die einzelnen Minister über da» Teilbvdget ihre» ReffortS mit dem Finanzminister verhan­deln werden, und zwar unter Teilnahme der Bud­getfachleute sowohl de» zuständigen Reffort» al» auch de- Finanzministerium». * Die parlamentarische Spar, und Kontroll« tonunisston, die ihre üblichen Arbeiten am Budget bereit» in der Form der Generaldebatte über da» Expos» de- FinanzmInisterS betreffend den Wirt« schaftSplan für das Jahr 1939 ausgenommen hat, wird gleichfalls in Spezialdebatten über die ein­zelnen Kapitel an der Vorbereitung des Budget» arbeiten, so daß ev Heuer möglich sein wird, den definitiven Entwurf deS Staatsbudgets für da» Parlament gründlich durchzuarbeiten und allseitig vorzubereiten, wie dies die zahlreichen neuen Aus­gaben erfordern, welche der Staat-Wirtschaft au» den von der Regierung geplanten Neuregelungen im Zusammenhang mit der Lösung der National!« iäienfragen, auf dem Gebiete der Selbswerwal« tung und der aktuellen Organisation»« und Wirt« schaftsprobleme erwachsen. Studium der Probleme Prag , Da» Sekretariat der Mission Lord Runciman» gab am Montag um 17 Uhr folgen­den Berichte au»: Lord Runeiman Ist.mit seiner Gattin in Begleitung de» Herrn Peto samt Gattin Montag früh nach Prag zurückgekehrt. Die Mis» sion Lord Runeiman» seht da» Studium der ihr vorgelegten Dokumente sort. Prag . Der Vorsitzende der Regierung, Dr. Milan H o d z a, setzte Montag seine Unterredun­gen mit de» Vertretern der politischen Parteien fort und empfing im Ministerratspräsidium die Delegierten der Zipfer deutschen Parteien, Abge­ordneten Andor Nitsch und Emerich Varga.- Prävo lidu": Lord Runeiman hat selbst die Vertreter der deutschen Sozialdemokraten, die<öe- voffen Jaksch, Taub und Rehwald, gerufen. Die man steht, begriff ec sofort, daß die SdP nicht die Repräsentantin der tschechoslowakischen Deutschen ist, Die Ebro -Front steht fest Barcelona.(Ag. Esp.) Der Feind hat auch am Sonntag, und zwar mit erheblich gestei­gerter Heftigkeit, seine Gegenangriffe auf die republikanischen Stellungen der Ebrofront fortge­setzt. Unter rücksichtslosem Einsatz und nach kon- bentrierter Artillerie, und Flugvorbereitung schickte er immer wieder von Neuem seine Elitetruppen, die eiligst von der Levante - und der Lerida-Bala- guer-Front zur Verstärkung herangezogen worden waren, gegen die republikanischen Linien vor. Alle Angriffe der Rebellen brachen unter schwersten Verlusten zusammen, an keiner Stelle konnte der Gegner auch nur einen Quadratmeter Raum ge­winnen. Bon besonderer Heftigkeit waren die Kämpfe in den Abschnitten Gandesa und Pobla de Masaluea. Dem Gegner war kein Opfer zu groß, um an diesen für ihn neuralgischen Punkten des Ebrobogen» in da- republikanische BerteidignngS- svstem vorzustoßen. Seine sämtlichen AngriffSver» suche scheiterten. Die Höhe seiner Verluste ist außerordentlich. In dem dem Ebrobogen nördlich benachbarten Abschnitt gelang eS dem Gegner, unterstützt von rund siebzig schweren deutsch.italienischen Bom- lern und von über hundert Tank» die Höhen von Aut» einzunehmen. Diese Stellungen liegen am Oftabhang der Sierra de Meqnienza, nördlich von Fayon und haben für die republikgnischen Opera­tionen im Ebrobogen nür mittelbare Bedeutung Vas Rillten der Invasionsflleger Barcelona. (Ag. Esp.) Um 23 Uhr 80 am SamStag erschien ein feindliche» Flugzeug über dem Hafen Palamo» und überflog mehrmals den dort verankerten englischen Dampfer»Lake Lu­ gano ". Um 2 Uhr 30 morgens warfen zwei Was, serflugzeuge 40 Bomben von 80 bis 100 Kilo- gramm rund um diese» Schiff, da- in Brand ge­riet. Um S Uhr 15, als mit der Bemannung auch Spanier sich um die Rettung des»Lake Lugano " bemühten, kam ein Rebellenflugzeug ganz tief her­unter,.um durch MG-Feuer diese Arbeit zu stören. Sonntag früh waren von dem Schiff nur noch rauchende Trümmer zu sehen. Während der Ret« tungs- und Bergungsarbeiten wurden zwei Per­sonen schwer durch Flugbomben und«Beschießung verlebt: einer der Matrosen und ein Spanier. Alicante.(Ag. Esp.) Zugleich mit dem briti­schen Konsularagenten Mr. Callejon ist beim Bom­benüberfall am SamStag auch einer der beiden britischen Kapitäne schwer verwundet worden, die gerade bei ihm lvaren. Der Chauffeur, der sie hingebracht hatte, wurde durch Bombensplitter ge­tötet. Trn Ueberfall hatten sechs Savoys verübt, die 40 Bomben auf das Villenviertel Vistahermofa warfen, elf Personen verletzten und sieben Häu­ser zerstörten. Im Hafen von Valencia wurde der englische Dampfer»Stanleigh" durch Jnvasioniflugbom» den schwer beschädigt. London . Der Sohn de» englischen Labourabge« ordneten Guest, David Guest, ist in Spanien auf Seite der republikanischen Truppen gefallen. Starke chinesische Aktivität Während die Kämpfe am Mittellauf deS Jangtse aufgehört haben, haben die Chinesen nördlich von dort an der Grenze der Provinzen Anhuj und Hupt die Offensive eröffnet. Sie drangen, die Japaner, aus. dem Hügelland, wohin sich-diese- vor-dem Hochwasser geflüchtet hatten,' in die noch überschwemmten Talgebieie: Das Zen«' irum der an der Anhuj« und Kiangsi -Front kämpfenden chinesischen Truppen bildet Tsien- schang. In Westschantung haben die chinesischen Truppen gemeinsam mit irregulären Abteilungen einige nördlich von Tsining liegenden Ortschaften wiedererobert. In Ostschaniung steigern irregu­läre chinesische Abteilungen ihre Kampftätigkeit. Vor einigen Tagen unternahmen sie einen Nacht­angriff auf den Hafen von Tschifuklde. Dabei lourden 80 Japaner getötet. Die japanische Be­satzung mußte sich zurückziehen, wobei die Chi­nesen außer einer größeren Anzahl von Geweh­ren auch Maschinengewehre und Panzerautomo­bile erbeuteten. 40 I Zwischen I Mann und Kind D Roman von LIU Körber Der Kellner ging vor, Martha folgte ihm, sah jede jüngere Frau prüfend an. Ihr Herz klopfte. Endlich blieb ihr Blick an einem jungen Mädel haften, zu der sie der Kellner führte. Tat­sächlich machte er vor ihren: Tische halt und sagte: DaS ist die Dame." Wiesinger", stellte sich Martha vor und streckte die Hand aus. DaS Mädel nahm sie» ohne aufzustehen. Ihre Augen zwischen geschlvärzten Wimpern rich­teten sich starr vor Neugier auf MarthaS Gesicht. UcbrigenS war sie nicht gar so jung, Martha be­merkte leichte Fältchen um ihre Augenwinkel. Sie sagte mit der vollen, klingenden Stimme von Schauspielerinnen: Wollen Sie nicht Platz nehmen, Frau Wie­singer?" Martha gab dem Kellner ihren Mantel und sitzt« sich, bestellte einen Kaffee mit Schlag. Fräulein Braun verschlang sie mit den Augen, trank jede ihrer Bewegungen. AlS der Keiürer gegangen war, ließ sie sich zu einer Erklärung herbei: Ich wollte Sie kennenlernen zur Beschwich­tigung meiner Minderwertigkeitsgefühle. Wenn er mich für irgendeinen ordinären Trampel hätte sitzen laffen, ich hätte e» nicht überleben können überleben schon, aber e» wäre mir noch mieser gewesen al» jetzt." Sie zündete sich eine Zigarette aiu -.Aber ich sehe zu meiner Berlchigung-- und insgeheim vielleicht Enttäuschung, daß ich Sie bejahen kann. Sie sind eine Frau mit Atmosphäre, eigentlich der Typ» der heute beliebt ist." Martha begann sich zu ärgern. War sie zu einer Musterung gekommen? Sie sagte: Ich dachte. Sie wollten mich sprechen?" Fräulein Braun zog die Brauen hoch: Ich? Warum glauben Sie das? Natürlich, unter anderem wollte ich auch Ihre Stimme hören und den Wortschatz kennen lernen, deffen sie sich zu bedienen pflegen. Aber ivas man so sprechen nennt besprechen was hätten wir miteinan­der zu besprechen? Halten Sie mich für so naiv, daß ich annehme, Sie würden auf Albert verzich­ten, um mir eine Freude zu bereiten?" Bei dem Namen Albert» fühlte Frau Martha einen kleinen Stich. Daß eine Frau so familiär von Dr. Gehler sprach und ihn mit der größten Selbstverständlichkeit bei seinem Bornamen nannte, war ihr peinlich. Sie sagte abwehrend: Dr. Geßler und ich stehen miteinander nicht so, wie Sie anzunehmen scheinen." Fräulein Braun machte eine hoheitsvolle Geste. Gar nichts nehme ich an, meine Beste, gar nichts. Ist es nicht belanglos, üb etwas Konkretes vorgefallen ist oder nicht? Ich weiß, was Sie für Albert bedeuten. Ich wollte eben sehen, was Sie für ein Mensch sind, was ihn an Sie fesselt. Nicht aus Neugier, gestehe ich, und nicht zur Beschwich- tigung meiner Minderwertigkeitsgefühle, ich bin mir nicht einmal klar darüber, ob ich welche Ija6e. Aber wissen Sie, vielleicht kann ich das auch, was Sie können; ich habe es bis jetzt noch nicht pro­biert. Ich mußte Sie also sehen. Sie schauen mich empört an. Bin ich Ihnen, zu aufrichtig?" DaS auch. Aber vor allem, begreife ich Nicht..." Wa» begreifen Sie nicht?" Fräulein Brauns Stimme war scharf.Daß eine Frau um einen Mann kämpft, haben Sie da» bisher nie gehört?""-<, Sie haben sehr viel Mut," sagte Martha, aber glauben Sie wirklich, daß man... ein» Zuneigung erzwingen kann?" Fräulein Braun zuckte die Achseln. Was weiß ich, die Männer sind doch so blöd in diesen Dingen, fallen immer auf den gröbsten Schwindel'rein. Wir ja auch. Ich weiß, ich habe e» mit Albert sehr dumm gemacht. Ich war nicht diplomatisch genug. Ich habe mich ihm gegenüber ganz loSgelaffen, habe mich so gegeben, wie ich bin. Wenn man fo einen anstrengenden Beruf Hai, dann möchte man im Privatleben gem ausspan- nen. Aber scheinbar darf man das nicht, als Frau. Muß immer parat sein,'im Galaanzug." Ach, Fräulein Braun» glauben Sie doch nicht, daß Sie etwas falsch gemacht haben. Da­denkt man immer, wenn es schief geht. Sie sind so aufrichtig mir gegenWer, so will ich es auch sein. Sehen Sie, ich habe bei meinem verstorbenen Mann auch immer da» Empfinden gehabt, daß ich vielleicht zu dumm bin und eine andere Frau ganz anders gehandelt hätte. Sie. müssen nämlich wis­sen", sie wurde etwas verlegenmein Mann war Kapellmeister, er war sehr schön, interessant und natürlich..." Sie stockte. Frauen!" Fräulein Braun beschrieb mit der Hand einen Kreis in der Lust.Regimenter von Frauen!" Ja," sagte Martha,und mit einer, eS war eine Sängerin, da dauerte es lange, sie ist auch schuld an seinem Tod!" Ach!" Fräulein Braun blickte sie teilnahms­voll an.Wie ist das nur gekommen? Oder er­zählen Sie nicht» wenn es Sie schmerzt." Rein, da» tut nichts, ist ja schon so lang» her. Er fuhr mit ihr im Auw zu den Salzburger Festspielen , da erkältete er sich, bekam die Grippe, dann Lungenentzündung mit Komplikationen und er war aus.. Sie müssen es mit den kleinen Kindern"sehr schwer gehabt haben." >.Ach. von meinen Lüben hoben Sie auch schon gehört?" Martha lächelte erfreut, wie im­mer, wenn von ihren Dreien die Rede war.HK Ihnen Dr. Gehler von ihnen erzählt?" Er wird sich doch keine Gelegenhest entge­hen laffen, um mir weh zu tun!" Fräulein Braun» Gesicht zog sich zusammen, bekam wieder den frü­heren lauernden, gezwungenen Ausdruck.Da ist eine Frau urit drei Kindern und du haft kein ein­ziges! Kann ich was dafür? Er war eS doch, du keines mochtet" Aber Fräulein Braun!" Martha hob be­schwörend die Hände.DaS ist doch ganz unmög­lich, was Sie mir da erzählen! Dr. Geßler ist ein so guter Mensch I Er wird Ihnen doch nicht weh tun wollen I" Ein so guter Mensch!" Die Braun kreischt« plötzlich auf.Ein so guter Mensch! Ein rücksichtl- loser Egoist mit sadistischen Anwandlungen, ein Feigling, ein Drückeberger vor dem Leben!" Fräulein Braun! Fräulein Braun! Und um diesen Mann kämpfen Sie!" Dieser Mann nicht um ihn kämpfe Ich, um meine Lugend, um die Lugend, die ich ihm gegeben, um meine Liebe, die ich in ihn investier! habe, kämpfe ich. War denn alles umsonst? Alle» sinnlos? Ich kann mich nicht damit abfinden, daß mein Leben sinnlos war, begreifen Sie denn da» nicht? Daß ich meine Jugend weggeworfen habe? Nein, Sie werden da» nicht verstehen, Sie haben ja Kinder, wenn er Sie hundertmal enttäuscht und um alle» betrogen hat, Sie haben die Kinder. Ich habe von ihm nichts al» ihn selbst!" Aber Sie lieben ihn nicht mehr! Fühle« Sie es denn nicht? Sie empfinden ihn nicht alt Menschen, Sie wollen ihn nur besitzen, wie eint Sachet Dazu ist doch Albert Geßler zu gut!" Alma Braun kniff die Augen zusammen: «Ufo lieben Sie ihn?" Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe, aber wenn da», wa» Sie für ihn fühlen, Liebe sein soll,,." .(Fortsetzung folgt.)