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„Sozialdemokrat"
Mittwoch, 10. August 1938 Nr. 188
Eine Expedition zum Mittelpunkt der Erde Das Kohlenbergwerk von Red Jacket In den Bereinigten Staaten wird den Ausgangspunkt einer Expedition bilden, die die Erde nach einer unbekannten Dimension hin erschließen soll. Während die Oberfläche unseres Planeten bis aus verschwindend wenige Weiße Flecken auf der Landkarte bekannt ist und während man sogar Uber die Weltmeere durch Echolotungen und Schleppnetze schon viel aussagen kann, ist die Oberfläche der Erde erst angeritzt. Was unterhalb einer Schicht liegt, die sich bis zu allerhöch- stens vier Kilometer Tiefe erstreckt, ist nicht bekannt. Bohrlöcher von annähernd dieser Tiefe befinden sich in Südafrika und in Texas . Da» Bergwerk von Red Jacket hat sogar nür 1400 Meter Tiefe; dennoch sind die Bedingungen für eine erfolgreiche Rekordbohrung hier als besonders günstig befunden worden. Die Tiefen-Expedition führt selbstverständlich nicht zum„Mittelpunkt der Erde", wie etwa» großsprecherisch angegeben worden ist. Der Mittelpunkt der Erdkugel liegt in über 6000 Kilometer Tiefe. ES dürfte bei dem heutigen Stand bc Wissenschaft kaum gelingen, auch nur den zwanzigsten Teil dieser Entfernung zurückzulegen. Soweit nämlich, bi» zu einer Zone von 300 Kilometer, soll sich, wie die herrschenden wissenschaftlichen Theorien besagen, die seste oder halbseste Erdkruste erstrecken. Andere Wissenschaftler geben dieser Kruste eine Dicke von„nur" 60 Kilometer. Auch hierbei wäre noch eine Strecke ziiriickzulegen, die die größte bisher gemachte Tiefenbohrung um das Fünfzehnfache übertrifft. Die Schlvierigkeiten, in die tieferen Regionen vorzustoßen, liegen keineswegs in der Unzulänglichkeit des Bohrmaterials. Die neuen Maschinen. die bei Red Jacket benutzt werden, und die teilweise schon bei Erdölbohrungen in Mexiko ausprobiert worden sind, arbeiten mit einer Spitze von Hart-Karborunden, die an Härte dem härtesten bekannten Material, dem Diamanten, nicht nachstehen. Auch ihre Abnutzung ist so geringfügig, daß jedenfalls technische Schwierigkeiten in dieser Beziehung kaum entstehen werden. Das Haupthindernis besteht in der Tempi ratur, die auf 83 Meter Tiefe in der ganzen Welt ziemlich regelmäßig um ein Grad Celsius zvnimmt. In noch nicht dreieinhalb Kilometer Tiefe wären 100 Grad Celsius erreicht, und wenn bi» dorthin und noch etwas weiter auch Kühl-, BentilationS- oder Gefrieranlagen und Asbestanzüge helfen könnten, so wird doch sehr bald eine Temperatur erreicht, der auch die besten JsolierungSmaterialien nicht mehr gewachsen sind. Die Techniker glauben, daß diese äußerste Grenze sich heute vielleicht auf neun bis zehn Kilometer vorschieben läßt. Auch daS würde schon einen gewaltigen Fortschritt bedeuten und der Wissenschaft jedenfalls neue Erkenntnisse vermitteln. In zehn Kilometer Tiefe herrschen Druckverhältnisse, die von denen an der Erdoberfläche vollkommen abweichen. Durch Laboratoriumsversuche ist festgestellt, daß die Eigenschaften der Körper sich unter der Einwirkung deS Druckes grundlegend ändern kön« 'nen, daß beispielsweise ihr Berhalten in einem elektromagnetischen Kraftfelde ein anderes wird, und daß wahrscheinlich auch ihre molekulare Struktur beeinflußt wird. Das Laboratorium ist auS naheliegenden Gründen für Großversuche nicht geeignet, wohl aber ein Tiefenschacht, der die Möglichkeit bietet, die Veränderung der Materie von Stufe zu Stufe zu verfolgen. WaS dann kommt, wenn die vergleichSIveise irdischen Verhältnisse Überhaupt aufhören, dürfte auch die Expedition zum Mittelpunkt der Erde
kaum klären. Die Wissenschaft streitet noch darüber, ob daS Erdinnere aus einem Eisenkern, aus einem flüssigen Magmabrei oder einem Gasgemisch von enormer Temperatur besteht, daunter einem ungeheuren Druck zusammengepreßt wird. Selbstverständlich wird man auch in Red Jacket nicht einmal in die Nähe der Zone gelangen können, von der auS entsprechende Beobachtungen möglich Ivären. Höchsten» sind vielleicht auS dem Verhalten de» Materials in größeren Tiefen Rückschlüsse darauf möglich, wie e» im eigentlichen Erdkern aussehen könnte.
„Ein», zwei, drei ei—ns— zwei— drei— nicht die Beine strecken— einziehen I"„Ich geh' murr!"„Nix gehen Sie, Tempo machen— ein»— zwei— drei—I" Ich schwimme narb Kommando und schnappe nach Luft. Zehn„Spiegel" und dann erst Zulassung zur Freivrobe. Al» ich mich in die Militärschwimmschule einschreiben ließ, war ich voller Zuversicht. Zwei Tempi und— lo» in die Moldau. Mein Lehrer— der Zugsführer X.— hatte zwar nicht die gleiche Zuversicht, immerhin hoffte er, ich werde, wie der Durchschnitt seiner Schüler, bestimmt in einer„Saison" frei! Nun, leugnen nübt' nichts, ich übte nach des Unermüdlichen Kommando noch eine ganze zweite Sai- s o n. Endlich war ich beim Training für die Freiprobe. Noch einen„Spiegel", dann hatte ich die zehn vorschriftsmäßigen. Na. die Busta war mir doch aus- gegangen. Ruhte neben dem Sprungbrett au» und sah Nichts sah ich. denn auf einmal ruft mir
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der unerbittliche Lehrmeister zu:.Jetzt gehen» auf» Sprungbrett und springen», wenn» gut geht, fahrn mr in den Fluß!" Ich beguckte da» Sprungbrett von allen Seiten.„Herr ZugSführer, ich krieg' keinen Atem unter Wasser— springen darf ich nicht!" „SchaunS, erzählen» mr nix. unterm Wasser brauch»» ka Atem, den holn» schön vorher, also—(oll* Ich schlich— gehen kann man e» nicht nennen— auf da» Sprungbrett. Vorher hat mich der Zugsführer ange- seilt„Auf alle Fäll, damit nix gschehen tut!"„Was kann denn geschehen!" lispelte ich und trat wieder einen Schritt zurück. Mit einmal ein Schwung, sch steh.in der Lust, versinke...!„Sehens, nix.ist geschähen... schwimmen wie ein Fisch... und jetzt rau» in die Moldau!" Da» war an einem ebenso glutheißen Augusttag, wo der Mensch kaum japsen konnte und Ersri« schung im Wasser suchte. Und es war in der gleichen Militärschwimmschule, die in diesem Sommer 180 Jahre alt geworden ist. Zwar ist e» nicht der gleiche Schwimmlehrer— natürlich sind auch die Kinder und jintne Menschen von heute ganz andere Schüler, al» wir damals, und ich ließ mir erzählen, daß viele von ihnen nach den ersten ztvei Stunden ohne Aufforderung nicht nur einmal kopfüber in da» Wasser springen. Nur eine» blieb, wie in früherer Zeit: die geduldige Moldau, lauwarm und sanft, bei großer Hitze— genau wie heute— billigste Erfrischung»« statte der Prager .
Prager Ferngespräch.Telephonzentralr wird ne« organisiert. Damit soll eine Beschleunigung de» interurbanen Telephonverkehr» erzielt werden. Trotzdem wird eine Selbswerbindung ohne Mitwirkung der Vermittlung nicht möglich sein, die Fern-
Unterhalb einer gewissen Zone wird die Hitze jedoch so unerträglich werden, daß alle Elemente au» dem festen ist den flüssigen oder sogar gasförmigen Aggregatzustand überführt werden. Die dauerhaftesten Asbestanzüge würden bei der enormen Hitze schmelzen und verdampfen. Die Techniker haben nur die Hoffnung, daß die Märmezunahme von einem Grad pro 88 Meter nach unten hin nicht gleichbleibend anhält, und auch nur unter dieser Voraussetzung wäre e» möglich, da» berechnete Optimum von neun bis zehn Kilonieter zu erreichen.
sprechzentrale muß nach wie vor verständigt werden. Meldungen, die kürzlich in der Bresse von automatischem Selbstverbinden schrieben, sind irrig. Schwlndelfammkungen für Balöftina. In Prag treibt eine Schwindlerbande ihr Sandwerk, deren Mitglieder bei wohlhabenden Familien erscheinen und sich mit Sammellisten de» Palästinaamte» ausweisen. Die Unterschriften dieser Listen sind gefälscht, ebenso die Stampiglien, die den Aufdruck„Zidovskü spolek Cbaluzü v Praze" und.Poale Zion und Hechaluz Praha " enthalten.(DND.) Wissen die Prager , daß e» In Prag 69 Postämter gib» und diese noch immer nicht ganz«»»reichen, um alle»» Ansprüche»» gerecht zu werden? Trotzdem ist in dieser Beziehung alle» geschehen. was möglich»var. Wenn aber neue Stadtteile, sozusagen au» dem Bzpen schieße», reichen die Aemter nicht au». Nicht uninteressant, daß die Postämter Prag 28 und Prag 20 nur für Senat und Parlament amtieren und km» Postamt 16. die Filiale von Postamt Prag 1(Hauptpost- amt in der HeinrichSgasse) die wichtige Arbeit der Zensur ausländischer Zeiwngen sowie Zollabfertigung für Aullandssendunaen durchführt. Mit einem Bruch der Wirbelsäule wurde die 16jährige Friederike H. au» Prag XII. auf die Klinik SchlosseLgebracht. Die Polizei stellte fest, daß sie auf der Sawiminschule von den Turnringen gestürzt ist und beim Absturz die schwere Verletzung erlitt. Ertrunken beim Baden ist der Lliäbrige Karl Scharm au» Prag H. Der Unfall wurde erst bemerkt, al» man die Kleidung de» Ertrunkenen, zu der sich niemand meldete, vorfand. Bom Soziussitz gestürzt. Während der Motorradfahrer C i b e l k a in der Bahnhofstraße in Swichov da» Geleise überauerte, stürzte die Mitfahrerin, Marie Dole^al. vom Tandem und blieb in ttefer Bewußtlosigkeit liegen. Sie wurde in da» Krankenhaus Prof. Jiräsek» gebracht. Der Fall wird untersucht. Ueber 16.000 K£ In Schmucksachen holten ssch Einbrecher bei dem Juwelier Kleinkopf in Brlovic«, dem fie nacht» einen Besuch abstatteteg. Eine neue Remise der EkektrizititSunterneh» mungrn wird in Kobeli» errichtet. Die Remise»vird in einer Breite von 7 2 Meter und Länge von von118Meter gebaut, mit allen htzgie« nischen Einrichtungen für die Arbeiter. Die Räume werden mittel» Heißluft erwärmt. Eine moderne Werkftätte und lichte, geräumige Lagerräume werden eingebaut. AuSfkugSzüge der StaatSbabnen. Die Staats« bähndirektion in Prag veranstaltet vom 18. bi» 21. August eine Reise in» Riesengebirge für 480 Xi. Wanderfahrten durch die Slowakei für 820 Xi und einen Aufenthalt ick Marienbad vom 14. bi» 28. August für 705 Xi. Anmeldungen und Informationen im Referat der AuSfluglzüge neben dem Wilson- Bahnhof. Telephon 888.85.
Uranis-Kino Freitag Wiedereröffnung mit der Berliner Operettenpremiere„W i e e i n ft im Mai", mit 80 Darstellern.
Vladimir Borsktz und Adina M and lobt In dem Film„Abendläuten"
Sport-Spief-JCStpCTpffege Wo wird DFC Prag spielen? Tschechischer Mittelgau■(Prag ) lehnt ab Eine BorstandSsitzung de» Prager mittelböhmischen Fnßballgaue» befaßte sich dieser Tage auch mit dein Ansuchen de» Prager DFC um Aufnahme. Rach langer Debatte faßten die in diesen» Vorstand ver- saninielten Vertreter der tschechischen Divisionsver- eine den Beschluß, dei» Prager DFC nicht aufzunehmen. Diefe Ablehnung kommt nach allen vor- auSgegangenen Zusicherungen sehr überraschend und man kann jetzt gespannt sein, wie sich nun der Staatsverband(CsAF) zu dieser feiner BrüSkiennig stellen wird. Haben jene Pessimisten recht, die davon sprechen, daß die CsAF eS selbst nicht mehr ernst mit ihren Versprechungen ninnnt und lieber Frieden mit dem faschistische»» DFB halten will al» einem demokratisch und freiheitlich gesinnten deutschen Klub zu schützen, dann offenbart sich auch bei uns die alte und vielfach bewiesene Wahrheit: Der Bürgerspptt ist der Steigbügelhalter der Reaktion. Die nächsten Wochen werden es ja erweisen, welche Wege die CsAF und damit einsttveilen der tschechisch-bürgerliche Sport zu gehe»» gedenkt. Borl仫fig sind die Herren anscheinend von Demokratie und Humanismus sehr weit entfernt...
Bei den Enropa-Meisterschasten Im Schwimmen, die in London zur Durchführung gelangen, gab er gleich an» ersten Tage über 100 Meter Freistil eine uueotvartete lleberraschung: Der Titelverteidig,. Csik <Ungarn ) trat Wege»» Krankheit nicht an, so daß der Vertreter de» Dritten Reiche», Fischer, alle Chancen eingeräumt bekam. Nicht der Nazi, sondern der bisher unbekannte Holländer Hoving gewain» mit 50.8 Sek. den Titel, gefolgt voi» dem Engländer Dove mit 1:00.6 Min. Fischer belegte nur den vierten Platz! Im Wasserball verlor Belgien gegen die Deutschen 1:5(0:2). Die tschechoslowakische Geher-Meisterschaft über 50 Kilonieter auf. der Strecke Prag —Podiebrad gewann Zofka(Sparta.Prag ) in 4:58:44 Stunden. Der Leichtgthlstikwettkampf Polen—Rumänien ist Czernowitz endete mit 06:40 Punkte»» für die Polen . Die Rumänen gewannen nur eine Disziplin, und zwar im Speerwerfen'(62.50 Meter). Neuer Frauen-Weltrekord im Speerwerfen. In Mannheim ersielke die Sportlerin Voltshausen im Speerwerfen mit 47.17 Meter eine neue Weltbestleistung.
MllltUrichwImmschule 130 Jahrs alt
Die Wachspuppe im Familiengrab MTP New Aork. Robert N. Napier, Privatdozent für Biologie in Phoenix (Arizona ), galt seinerzeit in der Stadt ebenso tute in Kollegen- lreisen als fanatischer und überaus intelligenter Gelehrter, der feine Zeit bis zur letzten Sekunde in dei» Dienst der Wissenschaft gestellt hatte. Morgens fuhr er mit dein Auto bis zum College, hielt »eine Vorlesungen, fuhr dann sofort wieder nach Hause und wurde fiir den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Wer ihn sprechen wollte, fand ihn in feinem Laboratoriuin zwischen zahllosen Präparaten und Büchern, zwischen denen er feine Experimente machte. Sein Spezialgebiet war die Vererbungslehre, die ihn mit unzähligen Versuchen an der Drosophilia(Taufliege) beschäftigte. Dabei lebte er in einer Ehe, die als denkbar glücklich galt. Amira, seine Frau, war jung, blendend schön, reich und an den wissenschaftlichen Arbeiten ihres Mannes interessiert. Sie selbst hatte einige Studien über VererbungSvorgänge an Taufliegen veröffentlicht. Um so härter mußte der Schlag für Napier fein, als Amira nach sehr kurzer Krankheit starb. Sie wurde in der Familien- gruft der Napiers beigesetzt, und derWitwer zog sich noch mehr zurück. Man war deshalb sehr überrascht, als Napier wenige Monate darauf wieder heiratete. Seine zweite Frau entstammte einer der führenden Familien der Stadt, war ebenfalls reich, und sie schenkte ihm zwei Kinder. An seinen Arbeiten war sie weniger interessiert, zumal
da er ihr verboten hatte, das Laboratorium und! die angrenzenden Räume jemals zu betreten. Helen— so war der Name der zweiten Frau— nahm hieran keinen Anstoß. Ihr Mann gab ihr »m übrigen volle Freiheit, an den gesellschaftlichen Veranstaltungen, die er selbst mied, teilzunehmen, und auch diese Ehe wurde als überaus glücklich bezeichnet. Im Vorjahre wurde Phoenix von einer Naturkatastrophe betroffen, die mit einem Schlage eine der seltsamsten Ehetragödien aufdecken sollte, die sich jemals abgespielt haben. Ein Tornado verwüstete die Stadt. Mehrere Häuser stürzten ein, einige Einwohner fanden den Tod, die Anlagen wurden vernichtet, und auf dem Friedhof stürzte eine dicke Platane über das Familiengrab der Napiers. Unter ihrem Gewicht barsten die Marmorplatten, die die Gräber bedeckten, und die FriedhosSarbeiter machten sich sofort daran, den Schaden wieder auszubessern. Dabei lvar es unumgänglich nötig, ein Grab— das der verstorbenen Amira— zu öffnen. Zu ihrer grenzenlosen Verblüffung fanden die Arbeiter darin aber nicht, Ivie sie evivartet hatten, die Gebeine der Toten, sondern eine vollständig erhaltene Wachdp»ippe. Es war offensichtlich, daß Amira nicht in der Familiengruft beigesetzt worden war. Die Polizei, die die Angelegenheit sofort aufgrisf, führte ihre Untersuchungen durch und nahm zunächst bei Napier eine Haussuchung vor. In den unteren Räumen wurde Napier und Helen, ebenso die beiden Kinder und die Dienstboten festgehalten, während drei Beamte da» übrige Haus durchsuch« I ten. Und hinter einer Tapetentür, dir vom Neben
raum des Hauptlaboratoriums ausging, entdeckten' sie eine abgemagerte Frau mit schlohweißem Haar, die sich, als die Beamten eintralen, aus dem Fenster stürzen wollte. Sie wurde daran gehindert. ' Es stellte sich heraus, daß die Frau mit der ehemals bildschönen Amira identisch war. Amira war nicht gestorben, hatte sich aber, im Einverständnis mit ihrem Manne, für tot erklären lassen, weil sie seinem Glü8 nicht im Wege stehen wollte. Napier hatte sich Kinder gewünscht; Ainira hätte ihm niemals Kinder schenfen können. Sie hatte ursprünglich beschlossen, ihre Einwilligung zu einer Scheidung zu geben, doch hiermit war Napier nicht einverstanden, da er Amira für seine wissenschaftlichen Arbeiter nicht entbehren wollte. Also kam man schließlich auf eine einzigartige Lösung: Amira sollte für die Welt sterben und auch beerdigt werden, damit Robert Napier sich nach angemessener Zeit wieder mit einer Frau verheiraten könnte, die ihm Kinder schenken würde. Dabei wollte Amira aber aus dem Leben ihres Mannes nicht verschwinden, sondern für immer ein Ge, heimzimmer im obersten Stockwerk des Hguses bewohnen, das von der zweiten Frau unter keinen Umständen entdeckt werden könnte. Dort wollte ste weiter al» Sekretärin und Helferin ihres Mannes arbeiten und dazu beitragen, daß sein Ruhm sich noch mehr vergrößerte. Nicht weniger als acht Jahre hatte Amira tatsächlich in der Dachkammer gewohnt. Mährend dieser Zeit verließ sie nicht ein einziges Mal da- HauS, und sie lebte von dem Essen, das Robert ihr auf einem Spirituskocher im Laboratorium be« rettete. Ihr Berschtvinden war indessen, nur mög
lich, wenn eine dritte Person ins Vertrauen gezogen wurde. Die Wahl war auf den Hausarzt Dr. Wristley gefallen, der sich nach einigem Zögern auch bereit erklärt hatte, bei der Komödie mitzuwirken und den Totenschein zu unterzeichnen. ES dauerte außerordentlich lange, bevor dieser Sachverhalt festgestellt war, denn nicht nur Napier leugnete, sondern auch Amira versuchte, ihre Identität mit der angeblich Gestorbenen und Beerdigten bis zuletzt zu verschleiern. Es gelang ihr indessen nicht, und in der Folge wurde ein Strafverfahren eingeleitet, in dessen Verlauf Robert N. Napier zu acht, der mitschuldige Arzt zu fünf Jahren Kerker verurteilt wurden. Amira selbst, die ebenfalls angellagt worden war, wurde freigesprochen. Helen hatte von der grausigen Komödie, die sich hinter ihrem Rücken im eigenen. Hause abgespielt hatte, nicht die geringste Ahnung gehabt. Sie hatte die ganzen acht Jahre im Hause gelebt, ohne zu wissen, daß Napiers erste Frau wenige Zimmer entfernt ein seltsames Geheimleben führte. Die Verurteilten starben beide, nachdem sie nur wenige Höchen im Zuchthaus zugebracht hatten. Anfang' dieses Jahres wurde Amira die alleinige Erbin Napiers, da seine zweite Ehe selbstverständlich ungültig lvar. Amira Napier erhielt auch eilten Lehrauftrag und setzte die Arbeiten ihres verstorbenen Mannes an der Universität fort. Sie ist vor einigen Wochen ebenfalls gestorben und hat zu ihrer Erbin die unglückliche Helen eingesetzt, die sie, gemeinsam mit ihrem Gatten, um ihr legitimes Eheglück und um acht Jahre ihres Lebens betrogen hatte.
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