(Seite 2Freitag, 12. August 1SS8Nr. 188vis Kriesspartei ist unterlegen—der Friede im Osten blieb erhaltenseiner militärischen Kraft bewiesen Hai. Rußlandwar dazu in Fern-Ost bereit; eS würde, darankann nicht gezweifelt werden, dazu auch fähig undbereit sein in Europa. Während des Weltkriegeswar es eine der verhängnisvollsten Selbsttäuschungen Deutschlands, daß die amerikanischenSoldaten nicht nach Europa kommen könne». Siesind gekommen und haben den Kriegsausgang mitentschieden. Jetzt waren viele geneigt, sich ein«z» reden, daß die russische Armee ihre Bedeutungverloren habe. Die Selbsttäuschung wäre gleichverhängnisvoll, tvenn sie stark genug iväre, poli-lisch wirksam zu werden. Tu aber RußlandsFestigkeit in Fern-Ost gezeigt hat, daß es, wenngleich selbstverständlich friedensbereit, zum Kampfin Asien entschlossen war, obivohl es wußte, daßcs unter gewissen Umständen auch zum Einsatzseiner Kraft in Europa gezwungen sein könnte,dürfte die Achtung vor der russischen Armee indiesen wenigen Tagen beträchtlich' gestiegen seinund damit auch der Anreiz geschwunden, sie ausden außenpolitischen Erwägungen auSzuschalten.In diesen Tagen ist auch eine andere politische Illusion als solche erkennbar geworden: derAntikomintern-Pakt hat sich als ein rechtschwächliches, wenig reales Gebilde erwiesen. Die„ideologischen" Partner Japans haben zumNackigeben geraten. AIS ersten Prüfstein derStärke des Antikomintern-Paktes bezeichnete derBerliner Reuter-Korrespondent die Borsprachedek japanischen Gesandten Togo bei Ribbentrop.Die Aussprache scheint ergeben zu haben, daßDeutschland nicht viel mehr als moralische Unterstützung zu geben bereit Ivar, außer etwaigenWaffenlieferungen, die ja ein gutes Geschäft gewesen wären. In Deutschland hat man plötzlichentdeckt, daß der Antikomintern-Pakt hauptsächlich kulturellen Charakter habe und nicht als militärische- Instrument gedacht sei; aber die nazistisch-japanische Kulturverbundenheit konnte Japan in dieser Situation wenig nützen, eS hättesicherlich eine realistischere Auslegung des Paktesvorgezogen. Der Antikomintern-Pakt ist natürlichnicht ganz bedeutungslos; vor allein nicht jenerTeil, der sich uns als deutsch-italienische Achsepräsentiert. Aber daS Versagen deS Paktes just indem Augenblick, da er für Japan praktische Bedeutung bekommen sollte, läßt schließen, daß„ideologische" Gemeinschaften, selbst wenn siedurch Tafelreden und Händedrücke besiegelt wurden, nicht unter allen Umständen, nicht in jederSituation sich bewähren müssen. Im entscheidenden Augenblick würde immer lvieder die Abschätzung der Machtverhältnisfe Bedeutung bekommen.Wird eine Verständigung zwischen Rußlandund Japan erzielt, der Krieg zwischen den beidenStaaten, der so bedrohlich nahe schien, vermieden,so wird man sich dessen gewiß von Herzen freuen.Man wird sich der Entwicklung zum Frieden umso mehr freuen können, als die Art, wie sie erzielt wurde, zugleich zur Stärkung der Friedenskräfte in Europa beigetragen hat.Horthy nach DeutschlandBerlin.(DNB.) Der ungarische Reichsver-Iveser Admiral von Horthy wird, begleitet vonMinisterpräsident von Jmredy, Außenminister vonKanya und HeereSminister von Ratz im Laufedieses Monats auf Einladung des Reichskanzlerszu einem mehrtägigen Besuch in Deutschland eintreffen.'Die Nachricht über den Abschluß de» Waffenstillstands am Chasan-See wurde in den Morgenstunden amtlich au« MoSkau bestätigt.Am Mittwoch abend- wurde nach einerneuerlichen Besprechung zwischen dem japanischenBotschafter in MoSkau und dem AußenkommissärLitwinow ein russischer Vorschlag angenommen,der vorsteht, daß die Krieg-Handlungen beiTschang-kn-seng Donnerstag mittag- 12 Nhr,nach dortiger Zeit, eingestellt werden. Die russischen und die japanischen Soldaten sollen jeneStellungen behalten, die sie am Mittwoch umMitternacht besetzt hielten. Nach den letzten eingegangenen Meldungen ist der Waffenstillstandeingetreten. Lediglich von einem kleineren Frontabschnitt meldete man, daß die Kämpfe andauerten.Noch keine Klärung wurde über die weiterenrussischen Forderungen erzielt, daß eine Kommission, bestehend aus zwei Sowjeivertretern, jeeinem Vertreter der japanischen und der mandschurischen Regierung unter Hinzuziehung einesNeutralen zwecks der Feststellung der Grenzengebildet werden soll. Nutzerem will Japan nichtnur die russischen Belege wegen der Grenzziehunggelten lassen, sondern auch eigenes Material vorlegen.Tokios Entschluß:„Feuer einstellen!“Tokio. Aus zuständiger Quelle wird mitgeteilt, daß die Armeen beider Gegner bei Tschan-kuseng und Schatsaoping nach Einstellung desFeuers sich von einander in einer Entfernung voneinem Kilometer befinden. Damit eS zu keinemneuen Zwischenfall kommt, wurde hie und da einbestimmter Ausgleich der Front angeordnet. Donnerstag kurz vor Mittag telephonierte der Hanpt-Falschmelduns der„Zelt**Einer Zuschrift aus Kreisen der Beamtenschaft der APA entnehmen wir:In den letzte» Tagen lourden in der Zeitschrift»Die Zeit" einige agressive Artikel veröf«entlicht, die die freiloillige Sammlung zugunstendeS»Jubiläumsfonds für StaatsverteidigungS-zwecke", welche unter den Angestellten der Allgemeinen Pensionsanstalt vom Zentralvertrauensmännerausschuß dieser Anstalt durchgeführt wird,zum Gegenstand haben. DaS Vertrauensmännerkollegium richtete an alle Anstaltsangestellten einRundschreiben, in welchem die Teilnahme an dieser Sammlung empfohlen wird. Der Abgeordnete Frank sandte diese- Rundschreiben, dasihm von Angehörigen der SdP au- den Kreisender AmtSstelle B in Prag übergeben worden ist,an Dr. EngliS mit einem Memorandum, in welchem er dieses Rundschreiben al-»Beleg eine- besonders krassen Falles von Beeinflussung" bezeichnet.; uf._•Aus den Reihen der Beamtenschaft der Allgemeinen Pensionsanstalt wurde uns bestätigt,daß es sich um eine freiwillige Sammlunghandelt und daß deren Veranstaltung auch von denVertretern des Vertrauensmännerausschusses der!Amtsstelle B(deutsche Amtsstelle) in Prag gebilligt wurde. Desgleichen ist auch der Wortlautdes Rundschreibens vom Präsidium und Delegierten des BertrauenSmännerauSschusseö der genann-stab der japanischen Armee aus der Hauptstadt vonKorea:»Feuer einstellen!"Nach japanischen Meldungen hatten dieGowjettruppen um 7.80 Uhr morgens die Offensive erneut ausgenommen.vio Bevölkerung atmet aufTokio. Reuter meldet: An amtlichen Stellenwird die Nachricht über den Waffenstillstand beiTschankufeng mit offensichtlicher Befriedigung zurKenntnis genommen. Auch die Bevölkerung atmeterleichtert auf, denn sie war durch die Möglichkeiteine» wirklichen japanisch-russischen Krieges sehrbeunruhigt.An her Börse haben die Nachrichten eineaugenblickliche Erhöhung fast aller Wertpapier-notierungen um 2 bis 5 Punkten verursacht.Erfolgs gegen Sie chinesischeZivilbevölkerungHankau.(DNB.) Die dreizehn Wuhamstädiewaren Donnerstag nachmittag einem schlverenLuftangriffe ausgesetzt. Von über 100 japanische»Flugzeugen, die wie gemeldet das Gebiet überflogen, gingen 80 Wuchang und Hanyang, die beidenNachbarstädte.Hankau», an. Sie warfen nahezu200 Bomben ab. Dadurch wurden u. a. 80 Booteeiner auf dem Hanfluß liegenden Dsckmnkenflottezerstört und deren Besatzung getötet. Die auf denBahnhof von Wuchang geworfene» Bomben töteten über 80 Flüchtlinge. Insgesamt sollen nachden bisherigen Feststellungen 080 Personen getütet oder verwundet und 487 Häuser zerstör*worden sein. Noch am späten Abend setzte da» Rot-Kreuz mit einer intensiven RettungSiätigkeit ein.Infolge niedrig hängender Wolken war die chinesische Flugabwehr stark behindert.ten Amtsstelle vor seiner Herausgabe einstimmig genehmigt worden.Ein Ersuchen des Zentralvertrauensmänner«auSschuffeS, dies zu bestätigen, wurde aber von derMehrheit der Mitglieder de» Vertrauensmännerkollegiums dieser deutschen Amtsstelle abgelehnt.Die Vertrauensmänner der Amtsstelle B in Prag,welche ursprünglich für die Sammlung stimmten,verzichteten auf die Mitgliedschaft im Vertrauen»«mannerauSschusse und wichen auf diese Art undWeise einer wahrheitsgetreuen Erklärung, umwelche sie das ZentralvertrauenSmännerkolleginmersuchte, au». Wenn auf die deutschen Bedienstetender Allgemeinen PenstonSanstalt irgendein DruckctuSgeübt wird, dann geschieht dies nicht von feiten de» ZentralvertrauenSmänneranSschusse», sondern von den Angehörigen der SdP und zwar indem Sinne, daß sich die deutschen Bediensteten ander Sammlung zu Staatsverteidigungszweckennicht beteiligen sollen.Für die Staatsverteidigung! Die Einzahlungen an den Jubiläumsfonds der Staatsverteidigung erreichten gemäß dem Ausweis des Arbeitsausschusses am Mittwoch, den 10. August,^»»gesamt 438,809.082 K£, es sind gegenüberdem Vortage weitere 1,807.688 AL htnzugekom»men. Die Zahl der Spender ist um 2020 auf172.077 Personen angewachsen.Fortsetzungder VerhandlungenPrag. Donnerstag um 17 Uhr fand imMinisterratspräsidium- unter dem Vorsitze delMinisterpräsidenten Dr. Milan HodZa eine gemeinsame Sitzung der Regierung und der StP«Delegation, erweitert um me acht Pertreter decKlubs der Koalitionsparkeienvstatt.^Die Sitzungstellt die Fortsetzung der am LÜ^Jvni erstmaligstattgesundenen Beratung der Regierung und decVertreter der SdP dar. Zu Beginn der Sitzungteilte Ministerpräsident Dr. HodZa den Standpunkt der Regierung und des Ausschusses der koalierten Parteien zu einigen Prinzipien des Elaborate» der Regierung und des Memorandums derSdP mit. Seiten» der koalierten Regierungsparteien ergänzten die Ausführungen de» Ministerpräsidenten die Abgeordneten Dr. Meißner,Dr. Klapka und Ostrh. Die Beratungen werdenMittwoch, den 17. August, fortgesetzt, wo dieSdP-Delegation ihre Auffassung zu den Darlegungen des Ministerpräsidenten Dr. HodZa sowie dec Vertreter der koalierten Parteien Mitteilen wird.Tu» Sekretariat der Mission Lord Runci«manü hot folgenden Bericht au-gegeben:Gestern, den 10. August» abend- veranstaltete der Vorsitzende der Regierung, Dr. MilanHodZa, im Gesellschaft-klub»Athenäum" einDiner, an welchem Lord Runeiman und HerrPeto, ferner der ürstische Gesandte Newton,Außenminister Dr. Krofta und der Minister fürSchulwesen und Botkskultur Dr. Franke teilnah-»ien. Gleichzeitig waren die Mitglieder des Staves der Mission Lord Runeimans von hohen Beamten der tschechoslowakischen Regierung zu einemDiner auf dem Darrandow geladen.Donnerstag vormittags empfing Lord Run-ciman die Mitglieder der Delegation der Sudetendeutschen Partei, um ihnen den Fortgang und dieGrundlagen der weiteren Verhandlungen darzulegen. Lord Runeiman und seine Gemahlin speiste» mittag» auf der englischen Gesandtschaft inPrag.Lltzuny 6« Sediser-AusschussesPrag. Donnerstag nachmittags um 18 Uhrtrat im Abgeordnetenhause eine Sitzung des sechsgliedrigen Parlamentsausschusses der koaliertenParteien zusammen, deren Verhandlungen derVorsitzende des Abgeordnetenhauses Jan Malhpcwleitete. In der Sitzung, die den Fragen der Nationalitätenpolitik gewidmet war, fand sich der Borsitzende der Negierung, Dr. Milan HodZa ein, derden parlamentarischen Vertretern der Koalitioneinen Situationsbericht und eine eingehende Information über den Stand der Verhandlungenüber die Nationalitätenfragen gab. Die Sitzungwurde kurz vor 17 Ilhr geschlossen.Hodia bei MalypetrPrag. Der Vorsitzende der Regierung, Dr.Milan HodZa besuchte Donnerstag vormittags denVorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Jan Mal»«petr, in dessen Arbeitszimmer im Abgeordnetenhaus. Die Beratung des Vorsitzenden der Regierung mit dem Vorsitzenden de» Abgeordnetenhauses Ivar einerseits der Vorbereitung der nachmittägigen Sitzung de» parlamentarischen Koali-tionSauSschusseS für die Regelung der Fragen derNationalitätenpolitik und andererseits den aktuel-len Aufgaben der Zusammenarbeit der Regierungmit dem Parlament gewidmet.43I Zwischen IMann und KindH Roman von LIU K ö r b e rEr saß da, in seinem FirmlingSanzug, in demer sich vorstellen gewesen war; er saß stumm, auS-gestoßen, erledigt. Nun begann das Leben desjungen Arbeitslosen, der nicht einmal das Anrechtauf Arbeitslosenunterstützung erheben darf, weiler niemals in Arbeit gestanden ist. Ein wenigSport, Kartenspiel, vielleicht bekam man späterauch ein Mädel, die anderen Burschen lvaren jaauch arbeitslos, es gab keine Wahl. Man konnteauch auf die Walze gehen oder bei der Ernte auS-helsen.Da griff Herr Direktor Blau zum zweitenmal ein und vermittelte Eduard wieder eineStelle— und zwar bei der Frau Gräfin imSchloß, als Diener. Da Herr Direktor Blau einJud' war, wenn auch ein anständiger Mensch, soverkehrte er nicht im Schloß, aber trotzdem schiener Beziehungen zu haben, denn Eduard lvurdeausgenommen. Auch der Frau Gräfin wareö zu Ohren gekommen, daß seine Mutter zu denbesseren Leuten zählte. Und die VlasakS freutensich, wußten nicht, daß das Verhängnis schon überdem blonden Kopf ihres Einzigen schwebte...Im Schloß war daS Personal zahlreicher alsdie Herrschaften, die nur aus der alten Gräfin,ihrer Tochter, der jungen Baronin, deren Mannund dem Baby mit der Nurse bestanden. So oftEmilie die Nurse mit dem Kinderwagen traf—wenn sie zum Gärtner, der den Gemüsegarten imSchloß verpachtet hatte, einkausen ging— konntesie einen Seufzer nicht unterdrücken. Auch sie gehörte einst zur Herrschaft, brauchte nicht dieeigene Wäsche zu waschen, ließ sich bedienen. Undheute mußte sie froh sein, daß ihr Sohn, ihrEduard, als Gehilfe des alten Dieners gegenKost und Quartier ausgenommen und al» Kammerdiener des jungen Baron» ausgebildet wurde.Jeden Abend kam der Bub todmüde heim— erschlief nicht im Schloß. Tagsüber wusch er da»Geschirr, wichste das Parkett, putzte die Türklin»len, half dem alten Anton beim Servieren, dasganze Haus trug ihm Besorgungen auf, die ernicht vergessen durfte, er mußte auf sein Benehmen achtgeben, stet» höflich und entgegenkommendsein— wahrhaftig, wäre er nicht von Emilie erzogen worden, er hätte den Dienst kaum auSge-halien. Und da» Schloß war düster, Wände,Möbel dunkel, massiv, die hohen Fenster ließen dieSonne nicht richtig herein, ei gab viele Porträt»von Leuten in altmodischen Trachten mit bösen,zugekniffenen Gesichtern. Man wurde melancholisch dabei, konnte es dem alten Grafen so rechtnachfühlen, daß er sich ebenso wie sein Vater seinerzeit das Leben genommen hatte.. Wo anderslvürde er den Aerger, den die LeopoldSdorfer ihmverursachten, überwunden haben. Das war imneunzehner Jahr al» es im Lande nicht» zufressen gab und der Respekt infolgedessen starknachlieb. In der LeopoldSdorfer Fabrik wurdegestreikt, im Schlosse bekamen sie keinen GroschenPachtzins mehr und die Bauern wollten gebetenwerden, ehe sie mit ein paar Eiem oder SpeckherauSrtickten. Gebeten und teuer mit Kleidernoder Einrichtungsgegenständen bezahlt. Grafen»hatten Immer den urbaren Boden verpachtet, nunwaren sie nicht viel besser dran al» die Städter.Unter der Nase des Grafen wurden Hasen undRebhühner im Park und im Wäldchen abgeschossen, die Holzstange mit der Aufschrift„Unbefugten ist der Eintritt verboten" hatte jemandumgeworfen, die Aufschrift durchgestrichen unddarunter mit großen ungelenken Buchstaben eineZote hingemalt. Der Förster Walter war ganzeingeschüchtert, wagte e» nicht mehr, den Buben,die im Park Aepsel und Zwetschken stahlen, mitSchlveineborsten in den Hintern zu schießen ausAngst, selbst eine Kugel in den Bauch zu bekommen. Als der Graf einmal ein paar Strolchen in»Gewissen reden wollte, verhöhnten sie ihn, einerfragte, ob e» nett war in der Etappe mit demvielen Chainpagner und den Pupperln, und al»er davonging, auf seinen Stock mit dem silbernenKnauf gestützt, ritzte ihm eine nachgeworfeneEichel da» Ohr. Er kam Hause, schickte seine Frauin den Garten, ein paar der letzten Astern holen,die der Frost noch verschont hatte, und schoß sicheme Kugel durch den Mund. Den Lauf seine»Gewehr» hatte er mit Wasser gefüllt, so daß seinHirn an der Decke klebte. Schade, schade, nocheinige Jahre Geduld, und er hätte Genugtuungbekommen für die Eichel und die Pupperln undalles...Was diese Geschichte vom alten Grafen undseinem Edelsmanntod Eduard, dem Kinde, zuOhren gekommen? Sprach die Mutter einmal davon, als die alte Jellinek wiedereinmal so unverschämt war zu sagen, derenglische Millionär, den die Stanzi geheiratethatte, imponiere ihr nicht, aber schon gar nicht,und eine nicht mißzuverstehende Aufforderung andie Adresse diese» vornehmen Au»lander» richtete?Bitter beklagte sich Frau Emilie hei ihremMann über die Frechheit d'er Leute, die auch denalten Grafen in den Tod getrieben hatte. Ernahm sein Jagdgewehr und drückte e» an dieKehle, ihn grauste vor dieser Welt, wo der Geisteiner Jellinek herrschte, jawohl. Zum Leichenbegängnis kamen lauter feine Herrschaften au»Wien, Menschen mit Manieren, die wußten, wa»sich gehört. Und wasch dich, Edi, du kannst dichnicht mit so schmutzigen Händen zum Essen setzen,bist nicht der Sohn der Jellinek.So kam's, daß vor einigen Tagen, nein, e»war eine Woche her. die Poldi vom Schloß umdie Mittagszeit plötzlich bei Blasais erschien undfragte, ob Eduard da sei, er wäre seit zwei Stunden verschwunden. Jawohl, die Frau Gräfin hab:ihn anögezankt, Iveil er vergessen batte, da» Breiabzubestellen, und seitdem fehle jede Spur vonihm. Frau Gräfin dachte, er sei zur Mutter gegangen. Nicht? Ja, dann... Hatte er e» gewagt,jetzt, mitten am Tag, wo e» soviel Arbeit gab, einfach spazieren zu gehen? Wa» Frau Blasak wohlglaube, wo er sein könnte?Aber Emilie hörte nicht mehr zu. Sie warschon draußen, sperrte mit zitternden Händen dieTür ab und ging mit ihren schlveren Füßen in denschadhaften Schuhen Poldi voran. Und Poldierschrak über den Ausdruck ihre» roten, aufgedunsenen Gesichte» unter dem spärlichen Blondhaar.War denn das möglich, woran Frau Blasakdachte, nein, dazu lag doch wirklich kein Grundvor, wegen der Hex«, der alten...Und dann standen sie vor der Schloßtür undniemand wollte ihnen ausschließen, so viel sie auchklingeln mochten. Aber Emilie ging nicht weg, siedrückte sich an die Tür, zäh wie ein Hund. Immerwieder klingest« sie. Sie hörte den schrillen Tonder Glocke, dann war wieder alle» still, wie au»«gestorben, ein richtiges veriounschenes Schloß.Endlich kamen leichte Schritte die Stiege herunter,ein Schlüssel wurde umgedreht, eine junge Franmit weichem Haar um die feine Stirn sagte verlegen, indem sie dem Blick der Mutter auswich:„Ach, Sie sind e», Frau Vlasak. Nein, virhaben ihn noch nicht gefunden."Frau Blasak antwortete mit keinem Wort,sah nur die Stiege hinauf, von der die jungeBaronin heruntergekommen war und begann, eineStufe nach der anderen zu nehmen, mit der Sicherheit einer Nachtwandlerin stteg sie in denersten, in den zloeiten Stock und weiter zur Mansarde. Da lag er auf der Seite. Die Hand umklammerte noch das Jagdgewehr de» Grafen...(Fortsetzung folgt.)