Das Memorandum an Lord Runciman Überreicht
Sozialdemokrat Zentralorgan der Deutsche  « sozial demokratisch en Arbeiterpartei in der rschechoflowakischen Republik arfche,«t»it in M  »«tA« tN,ttch sr«h/ E,«,el»rei» 75 Heller i8.^ahrgMg Samstag, 13. August 1938
Nr. 189
Politische Hetie
an Gräbern!
Wir haben gestern berichtet, datz H o i d e n, der Mann, der in Höhal den tödlichen Stich gegen denSdP-Mann Baierle geführt hat, keinSo- ^ialdemokrat ist. Wir sehen un» heute deranlaßt, auf diesen Tatbestand noch einmal hinzuweisen. Herr Abg. K. H. Franl, SteNvertreter de» .MhrerS", hat am Grabe de» getöteten SdP» Mannes eine Rede gehalten, die ein Schulbeispiel für die moralische Verworfenheit de» SdP-Kamp« set ist, ein Beweis mehr für die Niederträchtigkeit dec Methoden, die der Nationalsozialismus   im Kampfe gegen seine politischen Widersacher an- »endet. Die Auseinandersetzung in Höhal war einer jener WirtShauSstritte, die überaN vorloinmen, dar allem auch im Dritten Reich  . Diebayerische Kirchweih" hat z. B. infolge der Raufereien, die immer mit ihr verbunden sind und häufig mit einem Totschlag enden, in der ganzen Welt beson« deren Ruf. Erst der NationalsozialiS- m u S hat es zuwege gebracht, mit den Opfern von unpolitischen Wirtshausraufereien erbärmliche politische Geschäfte'zu machen. Wie wenig der Mord von. Höhal als politi« scher Totschlag zu werten ist, geht ja auch daraus iervor, daß nur drei der sieben Verhafteten So« zialdemolraten sind. Herr K. H. Franl hatte aber den-traurigen Mut, am Grabe vonroten Rorldbub en" zu sprechen, die schon längst
VssMmörmeÜim Überreicht Sn Friedensbeitrag der deutschen   Sozialdemokratie Prag  . Die Verhaadlungodelegation'der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpar­tei, bestehend aus den Abgeordneten Jiksch und Taub und Redakteur Roh­wald, überreichte Freitag nachmittag der Mission Runciman   ein umfassendes Memoran. dum, in welchem sowohl der allgemeine Standpunkt als auch die konkreten Vor* söhlige der Partei zum Problem der nationa­len Verständigung dargelegt werden. Dem Memorandum, welches die politische, wirt­schaftliche und soziale Seite des Fragenkom­plexes behandelt« wurde ein Schreiben an Lord Runciman beigeschlossen, das eine all­gemeine Motivierung der Stellungnahme der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpar­tei enthält. G Das von unserer Delegation Überreichte Memorandum umfaßt 45 Seiten maschinen­geschriebenen Text. i AZ Die Offiziere warnen Keine weitere Schmllerung der SteetMutorltlt Prag  . In einem Aufruf des Verbandes der tschechoslowakischen Offiziere heißt«S u. a.r Wir Offiziere, die als erste dem Tod ge­weiht sind, nehmen uns im vollen Bewußtsein unserer Berantwortung und entschloffen, mit allen Kräften Masaryks BermächtniS zu erfül­len, das Recht, warnend unsere Stimme»n er- heben: Die StaatSautoritSt darf unter keinen Umstanden geschmälert, untergraben oder her* abgesetzt werden. Richt durch eine einzige Tat, nicht durch ein einziges Wort mehr! Bor dieser Stellung darf kein RüSzug augetreten werden. Ja ihr können wir lesen und arbeiten, verteidi* gen und kämpfen,' wir können sterben, aber wir können nicht«ehr zurückweichen. Richt nm einen Schritt, nicht um ein Fußbreit!"
keine Deutsche mehr seien und die man al» Ab­trünnige den Tschechen zuzählen müsse. Dem !sranl, der ein öffentliche» Amt bekleidet, sollten die Begriffe Wahrheit und Anständigkeit nicht remd sein, aber et ist wohl so, daß die Kenntnis und die Anwendung dieser Begriffe einen natio­nalsozialistischen Führer disqualifizie­ren würden. So wollen wir denn nochmals in aller Deut­lichkeit feststellen, datz die moralische Berantwor­tung für tausende eindeutig poli­tischer Mordtaten, dieimDritten Reich an Sozialdemokraten verübt wurden, datz die Berantwortung für die Morde an Rosen­zweig, Prof. Lessing und" Formi- dem Nationalsozialismus zufällt. Wie kann sich einer, der moralisch mitverantwort­lich ist für die viehischen Grausamkeiten, die tag­täglich im Dritten Reich   an wehrlosen Juden und Sozialdemokraten begangen werden, mit kalter, zynischer Berechnung begangen werden, als Hüter der Sitte und Moral aufspielenl Datz wir im Namen de» Deutschtums, da» un­unterbrochen durch die Praxis de» Nationalsozia­ lismus   geschändet wird, den Nationalsozialismus bekämpfen, das ist u n S genug nationale Legitimation, deren Wert die Geschichte ebenso icher anerkennen wird, wie sie die nationalsozia­listische Epoche al» die Epoche de» tiefsten morali­schen Verfall», den je ein Volk erleiden konnte, bezeichnen wird. Ws war die Stimme de» St. H. Frank, al» da» Bist LesstingS floß?«» blieb seine moralische Entrüstung, als der Sozialdemokrat Rosenzwei, in Kunan ermord et wurde, und zwar von einem Nationalsozialisten in
Die chinesische Gesandtschaft teilt mit: Bei Schanghai   kam eS in den letzten Tagen neuerlich zu Kämpfen» die am Montag durch einen heftigen Angriff der chinesischen Truppen auf die Stellungen der Japaner bei Putun Ihren. Höhe­punkt fanden.(Putun ist da» FatrlkSviertel Schanghais.) Aeder Putun und da» chinesische Viertel Nantao wurde unverzüglich der Au»- nahmözustand verhängt. Im Norden und Westen der Provinz Anhui  haben die chinesischen Truppen mehrere strategische Stellungen, au» denen sie kürzlich vertrieben wor­den waren, wieder zurückerobert. In Honan   schrei­tet der Vormarsch der chinesischen Truppen gegen Osten fort. Zahlreiche Siedlungen und Städte vor allem entlang der Lunghaj-Bahn wurden zurück­erobert. Irreguläre chinesische Abteilungen bela­gern die Stadt Kaifeng  , deren südliches Borland  bereit» vollständig vom Feinde gesäubert wurde. Seit Beginn der chinesischen   Offensive in Honan  , die hauptsächlich deshalb von Erfolg begleitet ist, weil bedeutende japanische Kräfte von dort an di« Jangtse  -Front abberufen wurden, haben die Ja­paner rund 8000 Tote und 6000 Verwundete zu beklagen. Autzerdem fielen den Chinesen hier er­hebliche Mengen von Kriegsmaterial In die Hände. Auch hu Süden der Provinz Schaust haßen die Chinesen einen bedeutsamen Sieg errungen. Die 108. japanische   Diviflon» die den hier bedroh» ien japanischen Truppen zur Hilfe eilte» stieß bei Wangtsai und Jangtschiaschan mit chinesischen Truppen zusammen und wurde nach einer mehr­tägige« Schlacht vollständig ausgerieben. Die Ja­paner verloren hier 1500 Mann und viel Kriegs­material. Westlich von Beiping   in der Provinz Suijan haben irreguläre chiuestsche Abteilungen ihre Tätigkeit wieder aufgenommen. Unruhen in Schanghai Schanghai. Freitag früh zwischen v und S Uhr explodierten in der Internationalen Konzes«: sion bei einer japanischen Fabrik, beim japanische«' Polizeiamt und' bei einer japanischen Spinnerei- drei Bomben. Drei Chinesen wurden getötet und 15 verlebt. Diese Aktionen per Chinesen erfolgten
Falle noch immer.seine menschliche Gesinnung be­weisen» indem er dagegen protestiert, daß da» Dritte Reich die Auslieferung deS feigen Mörder» verweigert. Wo» hat der Stellvertreter de»»Führer»" zur Ermordung de» unglücklichen Formis, die sich auf unserem Boden vollzog und Im Auftrag nationalsozialistischer AmtS» stellen begangen wurde, zu sagen gehabt? Wo blieb sein Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit, al» in Rirdireinstrdel die sozialdemokratische Ab­geordnete Kirpal durch BrrsammlnngSrowdie» der SdP schwer verletzt wurde? Wann hat der Frank gegen die feige Ermordung de» deutschen Sozial* dewokraten Pfeiffer In MirzmannS bei Znaim  , wann hat er gegen die Ermordung de» deutschen Sozialdemokraten Fuch» in Erdterg protestiert? Die SdP-Moral ist eben schon so«eit» daß Mordtaten an politischen Gegnern alS natio­nale» Verdienst bezeichnet werden. Nicht» hat der Frank zu sagen gewusst gegen den Versuch der reichsdeutschen Propaganda, die Mordtat von Hühal al» Kriegsvorwand gegen die Tschechoslowakei   zu missbrauchen. Nichts war von der Siimme seines empfindsamen Gewissen» zu vernehmen,, als der nationalsozialistische Propa­gandaapparat den Vorfall von Höhal zur Diffa­mierung eine» ganzen Volkes zu missbrauchen ver­suchte. Still bleibt er gegenüber der Tatsache, datz diese selbe Propaganda ganz offensichtlich den Krieg und damit die Abschlachtung zehntausender Sudetendeutscher zum Fiel hat.
am Jahrestag der ersten Kämpfe um Schanghai  . In den internationalen Koiuiessionen wurde da» Standrecht verhängt. «Verhandlnngsbeginn an der Grenze Juki.(Reuter.) Freitag nach Mittag (Ori-zeit) wurde der Waffenstillstand von Tschangkufeng von sowjetrusfischrr Seite durch General Schutern und von japanischer Seite durch Oberst Cho Unterzeichnet. Nach dem Bekanntwerden de» Waffenstill» ständeS sind viele Koreaner in ihre Heimat und ihre Anwesen zurückgekehrt, die jedoch zum grötz» ten Teile durch das Artilleriefeuer vernichtet sind. Die militärischen Schutzmassnahmen im ehemali­gen Kampfgebiete bleiben weiter bestehen. Zu der Unterredung des japanischen Bot­schafters Shigemitsu   mit Aussenkommissar Litwi­ now   gibt das Tokioter   Aussenamt noch folgende Eiiizelheiten bekannt: Gegenüber dem javanischen Vorschlag, den Status quo mit dem Stichtag des 89. Juli herzustellen, habe Litwinow   auf die im Lunchunvertrag festaeleate Grenze verwiesen. Der Einwurf ShjgemitsuS, dass die Anwesenheit sow» jetrussischer Truppen unmittelbar an der Grenze einer Grenzregulierung hinderlich sein könnte, wurde von Litwinow   verneint. Keine ausländische Macht, so betonte Litwinow  , könne von der sowjet­russischen Regierung die Zurückziehung von Trup­pen auf ihrem eigenen Territorium fordern. Hin­sichtlich deS Hunchunvertrage» habe sich Litwinow  schliesslich bereit erklärt, auch das von javanischer Seite herbeigeschaffte Material zu berücksichtigen. Am Zweifelsfalle sei jedoch der Lunchunvertrag allein ausschlaggebend.' Am Abend deS 11. August fand die erste Be­gegnung der militärischen Bevollmächtigten bei­der Seiten südlich der Anhöhe von Tschangkufeng statt, die sich mit Festlegeung der Positionen der belderfeitigen Truppen befaßten. Für den 12. August mittag» ist die nächst« Zusammenkunft der Bevollmächtigten geplant. Die japanische Verlustliste Tokio  . Der Sprecher de» japanischen Autzenamtes gab am Freitag die japanischen»««, lüste bei den Kämpfen an der sawjetrusfisch-man- dschurischen Grenze-iS-um S. August mit 300 Toten und 000. Verwundeten an.
Unser Wort Die deutsche   sozialdemokratische Delegation hat mit dem Memorandum über die national­politischen Probleme folgende» Begleitschreiben an Lord Runciman überreicht: Sehr geehrter Herr Minister l Wir haben da» Bedürfnis, unsere Motive zu erklären, welche den in beiliegender Abhandlung niedergelegten Standpunkt der Deutschen   sozial­demokratischen Arbeiterpartei zum sudetendeut­schen Problem diktieren. Unser Standpunkt ergibt sich au» der Posi­tion einer nach jeder Richtung hin unabhängigen Interessenvertretung der deutschen   arbeitenden Schichten unsere» Landes. Was wir an diesem historischen Wendepunkt der inneren Geschichte der Tschechoslowakei   al» unsere Meinung vertreten, soll vor dem Urteil de* sudetendeutschen Bevölkerung bestehen, mit der wir un» als deutsch  « Partei unlösbar ver­bunden fühlen. Diese Meinung ist der Ausdruck unserer traditionellen Bemühungen, im Rahmen einer friedlichen Lösung der tschechoslowakischen Ratio­nalitätenprobleme der sudetendeutschen Bevölle» rung volle staatspolitische Gleichbe«' recht ig u ng, soziale und kulturelle Existenzsicherung zu erringen. Wir sind tief von der Ueberzeugung durch­drungen, dass ein freundschaftliche» Zusammen­leben und eine bessere wirtschaftlich-soziale Zu­kunft der Sudetendeutschen   und ihre» tschechischen Nachbarvolkes nuraufdemBodeneiner demokratischen Staatsform ge­sichert werden können. Au»-dem Bekenntnis zur Demokratie ergeben sich auch absolut friedliche Zielsetzungen in der Aussenpolitik und da» Be­dürfnis, ein gutnachbarliche» Verhältnis zwischen der Tschechoslowakischen Republik und allen ihren Nachbarstaaten anzubahnen. Die Anerkennung der demokratischen Prin­zipien erfordert die Verwirklichung derGleich« berechtigung der Nationalitäten unseres Staate» auf dem Gebiete der Innen­politik. Die gleichen Prinzipien aber verlangen, datz in auhenpolitischen Fragen die Lebensinter« essen der kleinen Völker nicht dem Diktat ihrer großen Nachbarn ausgeliefert werden. Wir fordem von der tschechischen Politik, dass sie die LebenSrechtedersudeten« deutschen   Bevölkerung in vollem Umfangt respektiert. Al» selbstverständliche Ge­genleistung müssen aber vom deutschen Stand­punkte au» ebenso die Lebensrechte de» tschechischen Volke» anerkannt werden. DaS deutsche   Volk in seiner Gesamtheit hat kein Interesse daran, die nationale Freiheit und staatliche Selbständigkeit der Tschechen und Slo­waken zu bedrohen. Eine solche Politik würde e» wiederum in einen verhängnisvollen Konflikt mit allen kleineren und mittleren Nachbarvölkern ver­wickeln. welche durch den Weltkrieg ihre staatliche Selbständigkeit wiedergewonnen oder anSgebaut haben. As demokratisch und europäisch orientierte Deutsche   treten wir für ein« Neuordnung der zen­traleuropäischen Probleme ein, die allen betei­ligten Böllen  , allen Nationalitäten und Mino­ritäten die weitestgehenden Sicherungen ihrer nationalen Existenz und ihre» wirtschaft-sozialen Aufstieges darbietet. Ein besonderes Kapitel unserer Erwägun­gen ist den Notwendigkeiten einer speziellen wirtschaftlich-sozialen Hilfe­leistung für die durch die Weltkrise außer« ordentlich hart betroffenen Sudetengebiete ge­widmet. Unsere dahinzielenden Vorschläge sind von der Erkenntnis getragen, datz die Beschaffung von Arbeit und die zielbewußte Hebung de» Le­bensniveau» der arbeitenden Volksmassen einen unentbehrlichen Beitrag zur nationalen und poli­tischen Befriedung darstellt. ES wär« eine Belei­digung für die Sudetendeutschen, in ihnen nur ein Bettlervolk zu sehen, welches da» Mitleid der Welt herausfordert. DieSudetendeut« schen sind einBoU der Arbeit und wir wollen, dass sie al» ökonomisch-sozialer Qua» liiätsfaktor wiederum in die Zusammenarbeit der Nationen unseres Kontinents ausgenommen wer­den. Indem wir mit unseren Anträgen dem sudetendeutschen   Export-JndustrialiSmu» wie­derum einen Platz in der Weltwirtschaft sichern wollen, berühren wir die tieferen Ursachen de» politisch-ökonomischen Krisenzustande» in Zen« , traleuropa. Nur ein Sieg der nationalen und
«Deutsch   sein, heißt wahr sein" do» ist rin Lieblingspruch der national- sozialistischen Führer. Er dient ihney zur Tarnung einer lumpigen Gesinnung, die vor der seigen Berfälschung der Wahrheit nicht einmal an offenen
kalter Berechnung au» dem Hinterhalt,Verfälschungder»vahr ermordet wurde? K. H. Frank könnt« in diesem I Gräbern zurückschreckt.
Die Chinesen greifen Schanghai   an