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Sozialdemokrat"
SamStng, 20. August 1038 Nr ISS
Kroger Rettung
Von neun auf siebzig Kinos Nicht nur die Einwohnerschaft von Prag wuchs mächtig nach dem Umsturz an, auch die Kino » setzten sich im Sturmschritt siegreich durch. Prag vordem Krieg besäst neun Kino», da» Prag von 1088 I>atschon70. Allein auf dem Wenzelr- platz sind nicht weniger al» elf moderne Lichtspieltheater. Sie erfahren gleichfalls«Inen Zuwachs, wenn die auf diesem Platz noch befindlichen Altbauten den Neubauten gewichen sein werden. Von den 70 Lichtsvieltheatern spielen t ä g l i ch 28. Elf Lichtspieltheater, elf Kaffeehäuser, elf Speisebüfett». -Wölf LänzbarS und Wcindlelen, sechs Hotel»: sie alle befinden sich zurzeit auf dem WenzelSplah und, ivenn man nianchmal einen Streiszua durch diese Vergnügungsstätten macht, hat man die Ueberzeu« gung, e» hätten— besonder» an Regentagen— noch weitere Kino», Cafi», Dielen, Büfett» usw. genug Gäste,
Er sehnte sich nach seiner Liebsten. Al» der 8ljährige Josef L e S ä l von der Arbeitsstrafanstalt zu Feldarbeiten in die Anstalt für Schwachsinnige nach Bohnitz beordert wurde, hatte er noch leinen Fluchtplan. Al- er aber die Umgebung sah, den Blick nach Prag gerichtet, überkam ihn die Sehnsucht, die Stätte, wo seine Liebste weilte, doch nochmal» in Freiheit geniesten zu könne». So benützt« er eine Gelegenheit tnährend der Arbeit und verliest unbemerkt den Arbeitsplatz. Jetzt hiest eS: wie weiterkommen? LeSäk dachte nicht lange nach. In einem Geschäft sah er ein Fahrrad. Er holte tt sich unbemerkt, und fuhr los. Er mustte aber seine AnstaltStleidung verdecken und wieder zur Selbsthilfe greifen. Da lag auf einer Fährte«in tvasserdichter Mantel, wie für LeSäk geschaffen. Nachdem er ihn über seine verräterische Kleidung augezogen hatte und nun wie jeder andere Zivilist au»sah, stand er n o ch vor einem Probiem. Wie über die Moldau gelangen? Sieh dal Heut' lacht dem LeSäk wirklich da» Glück! Kinder sah er in einem Kahn und um 60 Heller brachten ihn die kleinen Fährleute an da» Ufer von Dejwitz. Er war am Ziel. Welcher Art seine Gefühle und die de» Mädchen» waren, al» er nach dieser gelungenen Flucht in ihre Wohnung kam, darüber berichtet kein Polizeibericht. Der verzeichnet nur die Tatsache: Josef LeSäk wurde in der Wohnung seiner Geliebten verhaftet. Da» bedeutet für ihn: Abschied für längere Zeit von der Liebsten, von Prag und von der Feldarbeit in Bohnitz, zurück in die verschlossene Zelle einer Strafanstait. Da» Auge de» Gesetze»— hat ihn erkannt. E» ist ein Vorteil für Kriminalbeamte und Polizisten, ein gute» Persoiyngedächtni» zu besitzen. Ein immer wieder Gesuchter wünscht aber nicht» sehnlicher, al»: diese Gesetzeshüter sollten diese Eigenschaft nicht besitzen. Karl Marlan geht durch die Fochovä, auf dem lllücken den Rucksack, den Kopf nach vorn gebückt und bvsft, unerkannt zu bleiben. Er irrt. Er wurde er« kannt und must den Rucksack, statt an einen anderen Ort, in da» Polizeigesängni» tragen. Die Schreibmaschine, die Marlan so sicher verpackt glaubte, stammt au» einem Eiichruch in die Volksschule in Riian. Marlan wollte bei der Verhaftung die Fahrkarte Sträschnitz—Lbermichelnp verschlucken. E» mistlang. Eingeliefert in die Haft unternahm er noch einen Entlastung-Versuch: Umtausch seiner Halbschube mit denen eine» anderen Häftling. Doch Marlan war an diesem Tag vom Pech verfolgt, und so mistlang auch da». Also entdeckte man eben gleich olle- auf einmal. Au» den Halbschuhen. unter der Sohle verwahrt, zog man ein Register der Stellen, an denen Marian verschiedene Dinge aufbewahrt hatte. Nun resignierte der Ueberführte doch und unternahm nicht» mehr. Er ergab sich in da» Mistge- schick, da» ihn für einige Zeit von Spaziergängen durch Prag » Strasten enthob. Ein Aut» brenn«! Ein Tankauto der Vacuum- Oil-Company fuhr durch die Krälovslä in Lieben. Mit einmal geriet der Motor de» Auto» in Brand.
Feuerwehr mustte alarmiert werden und löschte— umgeben von einem Krei» neugieriger Menschen— den Brand. Lachbrand. In Holleschowitz. aus dem Kai, befindet sich«ine Kantine und eine Fischverkaufsstelle. Au» nichi bekannter Ursache geriet da» Dach diese» Bau» in Brand. Arbeiter au» der nahen Omnipol- Fabrik löschten den Brand, bevor die Feuerwehr eintraf, doch entstand trotzdem ein Schaden von etwa KC 6000.—. Seltene Hochzeit, Eine Mindenhochzeit kommt nicht alle Tage vor. Auf deiy Standesamt in Zijl» koo wurden Donn«r»tag im Familienkreise der blinde Musiker Fr. Kuiera mit der gleichfalls blinden Eugenie Müller getraut. Prager Stromverbrauch steigt. Im Juli d. I. werden al» Verbrauch au»gew!esen: 26,664.04 KWh, gleich 10.8 Prozent mehr al» im Juli de» I. 1087. Pelzdieistahl. Zwei unbekannte Täter räumten die Auslage de» Pelzhändler MatijovSskh, in der Blaniekä au». Breitschwänze im Werte von 14.080 KC haben sie mitgenommen. Die AuSlageschribe hatten sie eingeschlagen, die den Wert von KC 1800.— repräsentiert. Als Andenken verblieb am Tatort ein Schraubenzieher und ein Ziegelstein. Während der Arbeit ließen die Täter den Motor eine» Auto» laufen. da» ermöglichte ihnen da» Scheibeneinschlagen. Antozusammmftoß. Eck« Klimentska und Sam- eova stiest da» Personenauto de» Direktor Karl Jindra auf da» Motorrad de» Karl Kkepelka. Der Motorradfahrer wurde niedergestosten und fiel unter da» Hinterrad«Ine» Fuhrwerk». Der Verletzte wurde! auf die Klinik Jiräsck gebracht, wo bei ihm ein -Schlüsselbeinbruch, Verletzungen am Bmich und Ouetschungen fcjtgestellt wurden. Nicht vorlaufen! In der HuSstraste in■ Ziikov■ lies die BeamtenSfrau Marie MaStalkobä vor einem fahrenden Auto über die Fahrbahn und einen gerade von der anderen Seite anfahrenoem Auto in den Weg. Di« Frau wurde niedergestosten nnd erlitt eine Gehirnerschütterung. Eine katholische OrdenSmittelschule. Die Schulschwestern de» Hl. Franziskus haben in Prag auf dem Weinberger Platz ein OrdenSrealgpmnastum errichtet, da» zn den modernsten Schulbauten der Republik zählt. Die Schul« hat u. a. ein eigene» Observatorium, da» zum eingehenden Studium der Astronomie benützt werden wird. Der Unterricht an dieser Anstalt wird im kommenden Schuljahr ausgenommen. Ein« ne« AntobuSlinie wird aus der Strecke Zlichov—Hluboiepy—Slivenec geschaffen werden. Sie beginnt bei der Endstation der Straßenbahn» linie 6 und führt über die BarrandovkomtNunikation zu den Filmatelier» und weiter über eine neue Per« bindungsslraste zur Bezirk»straste nach Slivenee. Die Strecke wird 16 Stationen und eine Länge von 6660 Meter haben. Die Autobu»strecke„S" vom Wenzeltplad zum Barrandov wird aufgelgflen. Für die StaatSverteidigung wurden al» Ergebnis der Sammlung unter den städtischen Angestellten und den Lehrern an den Prager Bolt», und Bürgerschulen bisher 124.000 Ki abgeführt. Mehr Wählerinnen al» Wähler. Die Zahl der Wähler beträgt nach dem letzten RekkamationSverfab» ren 688.802(davon 286.429 Männer und 861.968 Frauen. Mindesten» 24 Jahre alte Wähler wurden 608.765, mindesten» 26 Jahre alte 676.598 Wähler gezählt. Der Sonderzug der Aktion„Für die Gesundheit der Arbeitenden" nach Karvathorustland. den die Gesellschaft Narci» gemeinsam mit den Ausflug»- zögen der Staatsbahnen vom 8. bi» 11. September veranstalten wird, hat in der ganzen Republik unerwartete» Interesse hervorgerufen. Im Laufe einer Woche haben sich bereit» fast 200 Teilnehmer au» den verschiedensten Gegenden angemeldet. Informationen
über die Fahrt und Anmeldungen im Basar neben dem Wilsonbahnhos, Del. 888-86.•* ,' Die AukflugSzüg« der Staatttahnrn veranstalten vom 27. August bi» 4. September d. I. folgende Fahrten: Auf die Sokolbaude und auf die Koliner Baude 490 AL. nach Johannisbad 420 Ai. nach Kar» paihorustland 490 Ai. Berg« und Städte Nordmäh ren » 680 AL. und schliesslich kreuz und guer durch die Slowakei im Autocar von Prag au» 860 Ai. Anmeldungen und Informationen im Basar neben dem Wilsonbahnhos. Telephon 888-86 .
Der Mm Ole Pariserin ist nach längerer Pause wieder ein tschechischer F'lm, dem aber keine besondere Bedeutung beikommt. Seme Handlung— von der Angestellten eine» Modehauie», die sich z>« Reklamezwecken fortgesetzt verkleiden muh, und von dem berühmten Piloten, in den sie sich verliebt hat— ist zu einfältig, um amüsant zu sein. Und der Regisseur S l a v i ns k h hat die Geschichte wieder einmal mit soviel Umständlichkeit und Ueler- deutlichkeit inszeniert, dass der Zuschauer, wenn er diese Art de» humorlos.gedehnten Ulk» nicht liebt, Geduld aufbringen must. Auch über Vera Ferba« s o v ä, die mit ihrer nun schon Routine gewordenen Naivität die neckische Verwandlungskünstlerin spielt, lässt sich nach dem. wa» bei ähnlichen Gelegenheiten schon früher über kie bemerkt wurde, nicht» Neue» sagen.—«iS— O Die Herrin des Dsdiungels - Der Titel de» Film» entspricht zwar seinem Inhalt nicht und man hat ihn in Hollywood noch schöner,„Ihr Dschungel-Geliebter", genannt, aber dem Wesen de» Film» wird jeder Name gerecht, der erotischen Kitsch auf primitiv« Art andeutet. H:er findet also wieder einmal ein in die Südsee Verschlagener sein Flieger, der abstiirzte, ohne Wetter Schaden zu nehmen) eine schöne Eingeborene leme „Wilde", die nach allen Regeln Hollywooder Schönheitspflege zurechtgemacht ist), lehrt ste englisch sprechen und lernt ste lieben, während er zu Hause eine Braut hat, die ihn am Ende retten, kommt, wobei e» dann also eine peinliche Ueberraschung gibt. Auch vorher schon ging e» wild zu, al» nämlich die schöne Eingeborene, von einem grausamen Häuptling hyp-- notisiert, die Opferimg«ine» gefangenen Weihen an die menschenfresserischen Krokodile vornahm und al» dann, kurz bevor ste selbst geopfert werden ,'ovt«, die Erde stch öffnete und die Felsen über den Wstden zusammenstürzten. So mischen stch Liebe»- mtt Schrecken»szen«n. alle in unbeschreiblichen Farben aiiSgeführt, und wenn man die Hauptdarsteller erwähnt kdie gar zu malerische Dorothy Lamour und den gar zu anstchtSkartenäbnlichen Rah Mil» land), darf man gerechkerweise auch einen A°len namens Gaga nicht vergessen, der seine Rolle mit überlegenem Humor spielt.—ei»—
Uranla-KIno „Mädchen für Alle», Roberts-Premiere,„Mickey im Riesenland" und Ufawoche. 6.%9.
Jikina Sedläkkovck in dem Film »Da» Ideal der Srpttma"
Filme in Prager Lichtspielhäusern Urania-Kino:„Mädchen für alle»." Rohert»- Premiere.— Adria:»Der unbekannt Troubadour." A. Faye. A.— Alfa:„Marco Polo." Gary Cooper , A. Apollo:„Vier unruhige Mädchen." H. Moser. K. v. Nagy.— Avion:„Fräulein Mama." lDie Paris «, rin). Bira Ferbasovä. Tsch.— Baikal :„Der schwarze Sahara -Herrscher." Robeson . E.— Beränek:..Der König amüstert sich." Franz,— Feniz:„Da» letzte Zigeunerlager". Russ.— Flora. .Liebes-Parade." I. MacDonatd. M. Chevalier. A. — Hollywood :„Fräulein Mama." Tsch.— Hvezda: „Tarzan» Rache." Glenn Morri», E. Holm. Ä.— Juli»:„Ihr Husar." Magda Schneider . D.- Kinema d. 18. B-: Journale. Groteske. Report.— Koruna: sAkt.-Th.): Journale. Grotesken. Report.— Koloa: „D i e lustige W i t w e." A.— Lurerna: „Spanische Blockade." A.— Metro: „Herrin der Dschungel." A.— Passage:„Spanische Blockade." A.— Praha :„Der chwarze Kosar."— Radio:„Der König amüstert ich." Franz.— Maut:„Der König amüsiertsich." Franz.— Svktozor:„Vier unruhige Mädchen." Moser, K. v. Nagy. D.— Belrtrhy:„Die Entehrte." Pictor Franken. Hayakawa. Fr."— Belvedere : „Die Frau im Geheimdienst." L. Harvey. A.— Besedar„Der Mustergatte." H. Rübmann. D— Earlton:„Wolkenstürme." Wallace Beery .'Clark Gable . A.— Illusion:„Sie sündigen Frauen von Boom." Fr.— Lido II:„Das Geheimnis de» Kapitän»." Fay Wray . A.— Louvre: „Der schwarze Sahara -Herrscher." E.— Maceika: ,Kavalkad e." A.— Olympier„Die Korallen» Prinzessin." I. Petrovii. D.— R»»y:.Li,,der auf Bestellustg." Plachta. Petek. Ls«.— Tatra-Wein- berge:„Prinzessin Inkognito." A.— U Bejpvdü: „TeraSreiter." Jean Parker . A. Okie. A.— Waldek: ..Indisches Mysterium." Elissa Land!.
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Ortsgruppe Prag . SamStag. den 20. August. Treffpunkt auf dem Schubbau»„Demokrat" im Brdywald Sonntag früh Wanderung nach Karlstein — Cernotice. Führt Pauer.— Benützet
jede Gelegenheit, unsere Naturfreundehäuser aufzusuchen. Sie vermitteln Euch einen schönen und billigen Weekend- und Urlaubsaufenthalt.— Unsere Hütten im Brdywald und Schelesen erwarten Euch! Hüttendienst: Brdywald: Korn. Schelesen: Gregor«.
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Verlanget überall Volkszünder
Charles Cunningham Boykott Von Erich Roseck Boykott— ein Wort, das aus dem täglichen Sprachgebrauch nicht mehr foctzudenken ist, sind doch Boykottbeschlüsse, Boykottaufrufe und Boylottierungen in allen Teilen der Welt heute an der Tagesordnung. Und doch ist e» erst genau sechs Jahrzehnte her, dah das Wort entstandet ist. Der Mann, der durch dieses Wort den Sprachschatz aller Völler bereichert hat, ist in Vergessenheit geraten. Der Mann, nach dem das Wort Boykott in seiner heutigen Bedeutung geprägt wurde, war der englische Kapitän Charles Cunningham Boykott. Er stand in den Diensten des irischen Groh» arundbesitzer» Lord Erne und iibte seine Tätigleit in Lough MaSk in der Grafschaft Mayo auS. Lord Erne hatte, wie zu jener Zeit fast alle seine StandeKgenossen, seine riesigen Güter in kleine Ländereien aufgeteilt, die er einer großen Gruppe kleiner Pächter überlassen hatte. Die Pachtverträge sahen für die kleinen Pächter nur Lasten und Abgaben vor. Die Pachtverträge de» Lord Erne waren in diesem Punkt keine Ausnahme im Vergleich mit jenen Verträgen, die die anderen irischen Grossgrundbesitzer mit ihren Pächtern abgeschlossen hatten. Ueberall war das. gleiche Bild festzustellen: drückende Lasten und völlige Entrechtung, durch das Gesetz legalisiert, auf der einen Seite, und Nur-Rechte auf der andern Seit«. Lord Erne nahm den als besonders energisch bekannten Kapitän Boykott in seine Dienstr.
dessen Aufgabe darin bestand, die kleinen Pächter zu überwachen und die Pachtabgaben rücksichtslos einzutreiben. Kapitän Charles Cunningham Boykott führte feine Aufgabe mit aller Energie durch, geradezu grausam und unerbittlich ging er gegen die in Rückstand gekommenen, Pächter vor. Manchen von ihnen trieb er durch sein rigorose» Vorgehen zum Selbstmord. Und da griff endlich, vor nunmehr sechzig Jahren, die Irische Landliga ein. Sie untersagre ihren Mitgliedem jeden Verkehr, jede Berührung »lit dem Engländer Boykott. Dieser Beschluß wurde so streng hurchgefichrt, dah es dem Kapitän nicht mehr möglich war, Waren von seinem Kaufmann zu beziehen, es fand stch in der ganzen Grafschaft kein Schuhmacher, der ihm Schuhe richtete und kein Schneider, der einen Anzug für den Kapitän änzüfertigen bereit war! Und auch die irischen Eisenbahngesellschaften lehnten e» ab, die Waren des Kapitäns Boykott zu befördere. Trotz größtev Arbeitslosigkeit war«S ihm nicht möglich, Landarbeiter für sein eigene» Gut zu bekommen. Energisch wie. er aber war, wollte er seinen Willen durchsetzen. Er wandte stch an di« Regierung in London und diese stellte ihm eine Kompagnie Söldate'n zur Verfügung. Unter dem Schuhe de» Militärs holte stch Kapitän Boykott au» Nordirland • bie notwendigen Erntcarbeiter. Al» sie eintrafen, war die Ernte jedoch bereitverdorben., Der' Kampf.de».hartnäckigen' Kapitän- Charles Cunningham Boykott mit, der nicht mitt- der. hartnäckigen Irischen Landliga dauerte bi» zum Jahre 1881. Die englische Regierung gab
25.000 Pfund her für die. militärische Bewachung. Und dann gab Boykott den Kampf auf. Er hatte sein ganze» Vermögen verloren. Gerade dah er noch da» Geld hatte, um nach Amerika auszuwandern. Man hat nie wieder etwa» von ihm gehört, er ist in Amerika verschollen. Sein Name aber lebt fort, ist ein Begriff geworden. Der Begriff Boykott selbst ist übrigen» viU älter al» dieser erste nachweisbare„Boykott". Im Mittelalter war im deutschen Zunftwesen der Begriff de»„Schelten»" bekannt. Meister, die gegen die Zunftbeschlüsse verstossen hatten, wurdur öffentlich„gescholten". Dadurch wurden sie„unehrlich"^ sie verloren die Privilegien, die die Handwerksmeister damals hatten, durften ihr Gewerbe nicht mehr ausüben, hatten keinen Sitz im Rat, konnte keine Gesellen beschäftigen oder Lehrlinge ausbilden und dergleichen mehr. Da» Gegenstück hierzu bildete da»„Auftreiben",' da» von den Gesellenvereinigungen geübt würde, und sich gegen jene Meister richtete, di-..die Gesellen zu stark au»beuteten. Obwohl e» damals noch keine Zeitung und kein Radio gab, wurden die AuftreibungSbeschlüffe durch die wandernden Handwerksburschen sehr schnell überall bekannt. Die Beschlüsse, wurden streng eingehalten und ein Meister, der„aufgetrieben" war, konnte unmöglich einen neuen Gesellen bekommen.'Die Macht der Gesellenbereine war so stark, daß im Jahre 1781 da»„Auftreiben".den Gesellenvereinen durch Gesetz verboten wurde, Zuwiderhandlungen wurden Aschwer bestraft. Der erste große Boykott— um da» erst später entstandene Wort vorweg zu nehmen■— der
internationales Aufsehen erregte, ereignete sich gleichfalls in Irland und ging von England au». England„boykottierte" damals den Export irischer Wollstoffe, um aus politischen Gründen die irischen Tuchhändler zu schädigen. Da» geschah 1690, fast zweihundert bevor durch den englischen Kapitän Charles Cunningham Boy le t dieser Name zn einem Begriff wurde.. Bon England bzw. Irland griff Begriff und Name Boykott sehr bald nach Amerika übec, wo der Boykott al» Kampfmittel der Arbeiterorganisationen gebraucht wurde. Man stützte'sich dabei aber auf die Bibel, indem man den Apostel Paulus zitierte:„Wir hören, das etliche unter Euch wandeln unordentlich und treiben Vorwitz... So aber jemand nicht gehorsam ist un« serm Wort den zeichnet an durch einen Brief und habt nichts mit ihm zu schaffen, auf daß er schamrot werden." Die Boykottbeschliisse wurden ausschließlich gefaßt zur Unterstützung streikender Arbeiter. Diese Maßnahmen erwiesen sich äl» so wirkungsvoll, daß, trotz der Zitierung des Apostel Paulus, jeder Boykott in der amerikani schen Anti-Trust-Gesetzgebung verboten wurde. In der deutschen Arbeiterbewegung wurde erst« mav ein Boykott 1880 in Sachsen gegen die dortigen Gastwirte verhängt. Neun Jahre später folgten die Hamburger Arbeiter mit einem Boykott der dortigen Brauereien. Und 1009 wurde auf dem Parteitag der deutschen Sozialdemokratie ejn großer Brayntweinboykott beschlossen. Dadurch wollte man hie Steuerpolitik her Regierung treffen. Der Boykott erwies sich jedoch al» wir» kungÄo».
Be,ua»bedinaunaen:Bet Zultelluna tn»Sau» oder bet Bezua Kur» die Poft monatlich Ii« 17.—. vierteljährig KL 61—, halbjährig Ui 102.—. ganzjährig KL 294.—— Anker»« werd«,.kam Tarif billigst berechnet.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die ZettungSfrankatur wurde von der Poft- u. Telearaphendirektton mit Erlast Nr. 1S.S90.VH/19Stt bewilligt- LKontrvllpvstatnt Praha 26.— Druckerci;^OrbiS". Druck-. Verlag»« u. Zeitungr-A.-G. Praa.