Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller

Rebattion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Kern, Prag 18. Jahrgang Samstag, 27. August 1938

Lasset euch

von der SdP

nicht provozieren!

Scharfe Warnung an die SdP

Rundfunk- Erklärung gegen SdP- Aufruf SdP- Aufruf Britisches Radio für Prag

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Die Sudetendeutsche Partel braucht Zwischenfälle

Die Erklärung im Sender Melnik

Prag. In der gestrigen Abendsendung um 19.15 1hr gab der Prager deutsche Rundfunk fol­

gende Erklärung durch:

Durch ein mühsames Sammeln verschie dener Bagatellfachen aus Polizeichroniken und die Aufbauschung dieser Vorfälle durch die a u 8 l än­dische Propaganda hat die Sudetendeut sche Partei, deren Mitglieder auch heute bei Lord Runciman erschienen waren, ihre Vorbereitungs­arbeiten für die Steigerung des Druds auf den tschechischen Verhandlungspartner eingeleitet. Daß diese Tätigkeit ihren politischen Zwecken sowohl im Inlande als auch im Auslande dienen sollte, hat bie Parteileitung heute flar und eindeutig be­wiesen. Sie hat an ihre Anhänger einen Aufruf erlassen, in welchem sie versucht, der Welt einzu­

machen.

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' Mitteilungen über eine deutsche Demarche, die sudetendeutsche Frage betreffend, in einigen europäischen Hauptstädten; eine englische amtliche Rundfunkerklärung zum tschechoslowakischen Problem; ein die Notwehr" freigebender, also zur Gewaltanwendung auffordernder Aufruf der SdP und eine scharfe Regierungserklärung gegen diesen Aufruf, und dies alles knapp vor der mit äußerster Spannung erwarteten Rede Sir Simons diese Ereignisse eines Tages offenbaren die Zuspigung unserer innenpoliti­schen und der weltpolitischen Situation.

Wieder Drohungen Deutschlands

England anerkennt Versöhnlichkeit Prags

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Nr. 201

In der Erklärung des amtlichen britischen. Rundfunkdienstes über die Situation in der Tschechoslowakei wird hervorgehoben, daß es an gesichts des versöhnlichen Geistes der tschechoslo watischen Regierung offensichtlich höchst wichtig ist, daß ein gleich versöhnlicher Geist auch auf Seite der Sudetendeutschen gezeigt werde". Am selben Tag, am Freitag, hat die SdP auf ihre Art zu den Bemühungen, jede Trübung der Atmosphäre zu verhindern, beigetragen, hat sie flar und eindeutig geoffenbart, daß in ihren Reis hen für den Geist der Versöhnlichkeit kein Plaz ist, daß sie unbedingt eine Erschwerung der Sis tuation, eine Vergiftung der Atmosphäre will. Sie hat es getan durch die Veröffentlichung jenes Auf­rufes, gegen den in einer scharfen Erklärung das Innenministerium Stellung nimmt, in einer auch

reden versuchen, die Sudetendeutschen seien so

reden, daß die Anhängerschaft der Sudetendeut- London . Der amtliche britische Radio- lands einige Mächte, bei denen sie beglaubigt durch den tschechoslowakischen Rundfunk verbrei fchen Bartei durch marxistische Terroristen bedroht dienst hat Freitag nach Mittag folgenden Be- sind, von der Auffassung des Reiches verstän- teten Erklärung, die die Bevölkerung vor der Be sei, die sich durch Anwendung von Gewaltmitteln richt ausgegeben: digt, daß Deutschland den Frieden wünsche und folgung dieses Aufrufes, der zur Notwehr" auf­fordert, eindringlich warnt. als politischer Faktor zu behaupten suchten. Diese In der Presse wird den Nachrichten aus daß cs das Verlangen habe, die sudetendeutsche funftvolle, aber leicht durchschaubare Prag große Bedeutung beigemessen, denen zu- Frage möge in Ruhe gelöst werden. Sollten ten. Aber es werden ihn längst alle deutschen Die Verbreitung dieses Aufrufes ist verbo­Konstruktion dient der Parteileitung zum folge die tschechoslowakische Regierung eine aber die Verhandlungen, die ohnehin lange dan Staatsbürger kennen, er wurde bereits Freitag Vorwand, von ihren bisher geltenden Wei­fungen an die Anhängerschaft abzurüden und auf neue Grundlage für die Annäherung in der ern, scheitern, dann müßte Deutschland sich ve- mittag durch den Leipziger Sender in die Weit die weitere Unmöglichkeit hinzuweisen, die Ver- judetendeutschen Frage erwägt. An informierten streben, zur Lösung dieser Frage beizutragen. geschrien. Und wo immer in der Welt ein politisch antwortung für Freiheit und Bermögen dieser An- Stellen wird dies als etwas angesehen, was be- Bezeichnend ist, das wohl der deutsche Gesandte urteilsfähiger Mensch den Wortlaut dieses Auf­hänger zu tragen. Die Leitung der Subeten- weist, daß die Regierung in ihrem Bemühen in Moskau die Sowjetregierung von dieser rufes gehört hat, wird er sich vor Staunen kaum deutschen Partei stellt es feit heute den Anhän- um die Auffindung einer Lösung tatsäch Auffassung Deutschlands in Kenntnis geser au fassen vermögen. Wie, das ist möglich? Führer gern frei hier zitieren wir wörtlich den Auf- lich von verföhnlichem Geifte hat, nicht aber der deutsche Gesandte in Paris bern ihre Anhänger durch den ausländischen Rund­einer Partei, Mitglieder des Parlamentes, for­tuf- in allen Fällen, in denen fie angegriffen durch brungen ist. In London ist nicht die Regierung Frankreichs . Die Mitteilung an funt auf, in allen Fällen, in denen sie angegrif werden, von dem Recht der Notwehr Gebrauch zu bekannt, welches diese neuen Vorschläge sind, die Sowjetregierung, mit der sonst Deutschland fen werden, von dem Rechte der Notwehr Gebrauch Diefe Worte zeigen deutlich, daß die zwei es wird jedoch hervorgehoben, daß es offensicht sich hütet, in nähere Beziehungen zu kommen, au machen? Sie fordern also ihre Anhänger zu Unterzeichner des Aufrufes, Herr Dr. Fritz Köll- lich höchst wichtig sei, daß ein gleich ver- wird damit erklärt, daß Deutschland fich im offenem Stampf auf, und dieselben Politifler tun ner und Herr Karl Frank , fich eine Rolle anmaken, föhnlicher Geiſt auch auf Seite der japanisch- ruffischen Konflikt neutral verhalten es, die der Welt freilich vergebens einzu­für die fie, keine Legitimation befizen. Das Sudetendeutschen gezeigt werde Innenministerium der Tschechoslowakischen Repu- und daß in diesem Stadium alle beteiligten habe und daß es von Rußland auch ein demeat furchtbar unterdrückt, daß sie einen Existenzlampf blik, beren Organe alle Ursachen und Urheber der Faktoren ihre Bemühungen auf das Ziel rich sprechendes Verhalten in den europäischen Fra - im wahrsten Sinne des Wortes führen müssen? sogenannten Zwischenfälle genau kennen, konfta- ten, jedweder Aktion auszuweichen, die auf eine gen erwarte. Wo in aller Welt, in welchem zweiten Staate tiert mit voller Autorität, daß der Aufruf einer Trübung der Atmosphäre gerichtet ist. Dieses Vorgehen Deutschlands reiht sich in der Welt, ist eine solche Handlung verantwort ieden ernsten Grundlage entbehrt. Sollte der Eine ähnlich lautende amtliche Rundfunkmet die deutsche Außenpolitik der letzten Wochen ein. licher politischer Führer möglich, wo auch nur Aufruf von jemandem zum Anlaß der Gefährdung, die Freitag abends im Londoner Sender ver- die darin besteht, die Tschechoslowakei in der denkbar? Welches Ausmaß von Freiheit, welche dung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit miß- lesen wurde, schließt mit den Worten: Presse ununterbrochen anzugreifen, sic womög- schier unbegrenzte politische Bewegungsfreiheit braucht werden, so wird jeder, der im Geiste die­fes Aufrufes handelt, an dem strengen und ener- Bestreben eines Teiles der reichsdeutschen durch Drohungen die Sudetendeutsche Partei In London empfindet man das offenbare lich bei allen Mächten zu diskreditieren und muß dieser Staat einer ihm in schroffster Feind­gischen Vorgehen des staatlichen Sicherheitsdien­eines Teiles der reichsdeutschen durch Drohungen die Sudetendeutsche Partei schaft gegenüberstehenden Partei gewähren, wenn Parteiführer einen solchen Aufruf zu erlassen stes scheitern. Das Innenministerium Presse, kleine Ereignisse zu Presseangriffen bei ihren Verhandlungen über die Lösung des wagen! macht die Bürger diefes Staates gegen die Tschechen und gegen den guten Willen nationalen Problems zu unterstützen. Diese Po- Aber es handelt sich nicht um den Eindruck aufmerksam, daß auch die Berbrei der Prager Regierung auszunügen, als einen litik der Drohungen dürfte aber vei den West- auf das Ausland. Das gesamte Ausland, soweit tung diefes Aufrufes eine gefet- bedauerlichen Umstand. mächten nicht die von Deutschland erwartete es sich ein objektives Bild der tschechoslowakischen widrige Handlung darstellt. Die Aufnahme finden, denn weder die Westmächte Verhältnisse schaffen will und es ist der ent­Ordnung und Ruhe in der Republit Demarchen noch die Tschechoslowakei werden sich durch diese scheidende Teil des Auslandes-, hat längst die werden durch die verantwortlichen Drohungen einschüchtern lassen. Die Antwort deutsche nazistische Rundfunk- und Preßpropa Organe des staatlichen Sicherheits­dienstes aufrechterhalten und auf die deutsche Demarche wird England heute ganda richtig einschäßen gelernt. Wollten Nazi­durch keine illegale Notwehr. durch den Mund Sir John Simons geben. funk und Nazipropaganda durch ihre Hekkam­pagne wider die Tschechoslowakei gegen unseren Staat wirken, so haben sie sich bei der Wahl der Mittel und der Methoden gründlich vergriffen, sie fei in mehr als der Hälfte der Grenzen umgibt und haben gegen den Nationalsozialismus, ge das eben iebt teilweise für die Manöver mobilisiert gen seine machtpolitischen Bestrebungen, sie ha­ist. Der Daily Expreß " bringt gleich, nach der Nach bei für die Tschechoslowakei gewirkt! Daß just richt über die forderung der britischen Regierung am Tage vor der Rede Sir Simons, just am nach Einstellung der deutschen Pressekampagne gegen Tage, da der amtliche britische Rundfunk die die Tschechoslowakei folgende Meldung aus Berlin in besonderem Rahmen: Die deutsche Presse ist auf- Hoffnung aussprach, auch auf Seite der Sd gebracht gegen die britische Bresse, weil sie die nazi- werde sich der Geist der Versöhnlichkeit zeigen, ftischen Blätter der antitschechischen Kampagne bes daß just an diesem Tage ein solcher Kampf­schuldigt, feßt aber heute die Angriffe gegen die aufruf veröffentlicht wurde und durch den Tschechoslowakei neuerlich fort. reichsdeutschen Rundfunk!, das wird die Mei­nung über die Sdp, die man sich in England ge= bildet hat, nur noch bekräftigen. Dieser Aufruf der SdP ist auch bestimmt, innenpolitisch zu wir fen, und zwar in zweifacher Beziehung.

der deutschen Gesandten Prag . Wie erst jest bekannt wird, haben vor etwa fünf Tagen die Gesandten Deutsch­

In Erwartung der Rede Simons London. Die aeſamte Aufmerkſamkeit iſt auf die Die Londoner Blätter bezeichneten Freitax die Rede gerichtet, die Schabkanzler Sir John Simon in Lage in Prag fait durditvegs als hoffnungsboller. Die Lanart halten wird. Die Voraussage des Inhaltes Times" fanen: In der Entscheidung der tschechoslo­macht den Blättern keine Schwierigkeiten, da sich die watischen Regierung vielen strategische Rüdfichten Rede wahrscheinlich mit der Wichtigkeit einer defini- eine große Rolle. Bei den Verhandlungen mit den tiven britischen Politik in der Frage Mitteleuropa Sudetendeutschen kann sich die tschechoslowakische Re­befassen wird. Dem..Daily Herald" zufolge wird der gierung des Gefühles nicht erwehren. daß sie es mit Schabfanzler erklären, daß an der Festigung des dem Dritten Reich zu tun hat, das die Tschechoslowa Friedens in Mitteleurova und der Unabhängigkeit der Tschechoslowakei die britische Politik hauptsächlich interessiert sei. Wenn ein Krieg ausbrechen werde, werde Großbritannien nicht abseits stehen können. Die Blätter sind aber der Ansicht, daß die Rede des Schabfanzlers feine Drohung enthalten wird. Auch der Daily Erpres" teilt mit, daß der Schabkanaler

Regierungsumbildung in Belgrad

Pra g. Wie die Pr. Pr." aus Bled er- der jugoslawischen Armee, General Milutin Ne­nachdrücklich verlangen werde, daß die deutsche Preise- fährt, hat der dort weilende Ministerpräsident die, das Handelsministerium übernimmt der Ab­kampagne gegen die Tschechoslowakei eingestellt und Stojadinović eine Kabinettsumbildung vorge- geordnete Ingenieur Nikola Kabalin und das Mi­daß alles vermieden werde, was die Spannung in der Zeit erhöhen würde, da Lord Runciman das schwie- nommen. Der Minister für Krieg und Marine mationen Afton Gwatting ist das Prager Problem rige Problem zu lösen bestrebt ist. Nach den Infor- Ljubomir Marič, der Minister für Handel und

alvar sehr schwierig, eine Einigung aber nicht unmög

lich. Die Aussichten find ein wenig beiser als zur

Beit, da Lord Runciman seine Mission übernahm. es wird aber anerkannt, daß noch sehr viel Reit und Mühe notwendig sind, wenn die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluß gelangen sollen.

nifterium für phyfische Ertüchtigung der bisherige Industrie Dr. Milan Vrbanić und der Minister Bürgermeister von Split Dr. Mirko Bujić. Der für physische Ertüchtigung Dr. Vjekoslav Miletić neue Kriegsminister General Nedić war, bevor Dr. Die a haben ihre Demission gegeben, angenommen er zum Chef des Generalstabes und zum Kriegs­wurde. An ihre Stelle treten im Ministerium für minifter vorrückte, jugoslawischer Militärattaché Krieg und Marine der bisherige Generalstabschef in Rom und Armeckommandant in Stoplic.

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Er soll den Druck auf den Verhandlungs­partner, auf die Regierung und die Koalitions­parteien, aber auch auf die Mission Lord Run­cimans verstärken. Er soll aber auch noch in viel verhängnisvollerer Art wirken: er wiII.3 wi­jchenfälle" schaffen 1 Die Sd braucht Zwischenfälle". Sie braucht sie für ihre Anhän­ger, deren Kampflust nach Betätigung verlangt, aber sie braucht sie nicht nur für die kampfluſti­die der Meinung sind, man solle doch schon ends gen" Anhänger, sondern nicht minder für jene, lich versuchen, mit den Tschechen zu einem Ab

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