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kommen zu gelangen, der Spannungszustand, der das sudetendeutsche Wirtschaftsleben ruiniert, sei nicht länger zu ertragen. Ihnen, diesen gemäßig ten Gefolgsleuten, soll durch solche Zwischen fälle" klar gemacht werden, daß eine Verſtän­digung angesichts fortdauernder Gewalttaten ge­gen die Sdp- Leute nicht möglich ist. Und das alles ist noch die mildeste, die harmloseste Deutung, die man dem Aufruf der SdP geben kanner will, wahrscheinlich noch ganz anderes, will noch viel mehr!

Denn wenn es Zwischenfälle" gibt, bei denen die armen verfolgten, die von der marristi­

Samstag, 27. August 1938

in

Zwischenfälle" nicht geschehen zu lassen. Freilich: schaftlichen Schädigungen ausgesetzt sind General Miaja: wer raufen will, findet einen Anlaß dazu. Wer den nächsten Tagen ein Höchstmaß von Selbst- Almaden kriegen sie nicht! einen Zwischenfall" braucht, weiß ihn zu er beherrschung, von Geduld, von Zurückhaltung Mabrid.( Ag. Esp.) Bon einer Besichtigung zeugen. Wer intervenieren" pill, wird nicht aufbringen. Aber je entschlossener sie dazu sind, lange um einen Anlaß verlegen sein. Das weiß umso notwendiger ist es, daß die staatlichen der Estremadurafront kommend, ist General die Welt, und in diesem Wissen ist sie durch den Sicherheitsorgane sie, die sich selber nicht schüßen Miaja hier eingetroffen und von der Bevölke Aufruf der SdP bestärkt worden. Die demokrn- können, wirklich schützt! Es ist wohl selbstverständ- rung stürmisch begrüßt worden. Der Oberbefehls­tischen judetendeutschen Staatsbürger werden lich, daß der demokratische Sudetendeutsche vom haber erklärte: und was wäre selbstverständlicher, da sie doch Staate erwartet, daß er diese Treue durch den überall in der Minderheit und täglich neuen wirt- Schutz des Lebens lohnt!

ſchen Splitterpartei " drangfalierten deute Dr. Hodža kündigt neue Verhandlungsbasis an

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London . Der ,, Daily Telegraph " bringt eine Unterredung seiner Prager Korrespondentin Baula Le Cler mit dem Ministerpräsidenten Dr. Hodža.

Lord Runciman und Gemahlin nahmen ge= stern abends an einem Muſitabend teil, der von Frau Havránková in ihrer Villa, Hadovka" ver­anstaltet wurde, wo sie übernachteten, früh kehrten sie ins Hotel ,, Alcron" zurück.

in Notwehr" Gewalt anwenden müssen, dann ist doch vor der Welt bewiesen", daß die Staats­autorität zu schwach oder nicht willens ist, die große judetennazistische Mehrheit vor der kleinen marristischen Minderheit zu schüßen, dann ist in jedem Augenblick, den man für günstig hält, der D. Hodéa sprach seine Hoffnung aus, daß " Anlaß" zur Intervention da, dann muß ein eine nene dritte Grundlage für die Verhandlun Heute um 11 Uhr vormittags empfingen geschritten" werden zur Wiederherstellung der gen, und zwar rasch gefunden werden würde. Wir Lord Runciman und die Mitglieder seiner Mission Ordnung". Der Aufruf der SdP, von dem nicht treten in eine Periode von Ereignissen ein, sagte den Abgeordneten Dr. Alfred Roſche, Mitglied erst gesagt zu werden braucht, daß er auf das er, wo die Entscheidung nicht aufgeschoben werden der politischen Delegation der Sudetendeutschen schverste gegen etliche Gesetze verstößt, müßte- lann. Ich hoffe, daß es mir in einigen Tagen Partei, ferner den Abgeordneten Hubert S. wenn etliche Anhänger der SdP verblendet genug möglich fein wird, genau zu sagen, welche präzi Birke, den Vorsißenden der Fachgruppe für Sozial wären, ihm Folge zu leisten die verhängnis fen Formen die weiteren Bemühungen um die vollsten Folgen haben. Er ist Aufruf zur Aniven- Erreichung eines Kompromiffes annehmen wer- politik bei der Sudetendeutschen Partei, den Ab­geordneten Hans Schüß, den Vorsitzenden der dung von Gewalt gegen den politischen Gegner! ben. deutschen christlichen Gewerkschaften, Josef Er will Deutsche gegen andersgesinnte Deutsche, Dr. Hodža sprach seine Hoffnung aus, daß Bude, den Vorsitzenden der deutschen Arbeiterge­Deutsche gegen Tschechen in Auseinanderſebunen bezügliche Frage, ist ein nebelhafter Begriff. wertschaft und Fr. Möldner, Verwaltungsrat des mit den Mitteln der Gewalt treiben. Würde die Dieses Problem kann man von zwei Gesichts­-DHV.( Deutscher Handels- und Induſtrieange­ser Aufruf befolgt, so stünde bald das Land in puntten ſehen: vom Gesichtspunkt des In- stellten- Verband), um mit ihnen über die Lage Flammen. halts und vom Gesichtspunkt der Form. der deutschen männlichen und weiblichen Ange­Wir sind davon überzeugt, daß die Organe Was den Inhalt anbetrifft, so war die Ne- stellten in staatlichen und privaten Diensten zu des Staates nun vielfach wachsam sein werden gierung in der Lage, der Partei Henleins verhandeln. Die Beratungen werden später fort­und daß sie wirklich jedem Versuch, durch Zwi- Selbstverwaltungsvorschläge zu machen, die sich gesetzt werden. schenfälle" die öffentliche Ruhe zu gefährden, nicht allzu sehr von deren eigenen Ansprüchen mit äußerster Energie entgegentreten werden. auf die Macht und auf Erweiterung der Macht De Lacroix bel Dr. Hodža Hunderttausende Staatsbürger im sudetendeut unterscheiden. In dieser Phase sind wir einem schen Siedlungsgebiet Tschechen , Sozialdemo- Einvernehmen nahe. Demgegenüber ist der Vor- Brag. Der Vorsisende der Regierung traten, Kommunisten, Juden haben gegenüber schlag der Partei Henleins bezüglich der Form for Milan Hodža empfing Freitag nachmittags der nationalsozialistischen Notwehr leinen an- weder mit den tatsächlichen Bedingungen des den französischen Gesandten in Prag de Lacroix. deren Schuß als den staatlichen! Denn zum öffentlichen Lebens in der Republik noch mit der Selbstschutz dürfen sie gerade jetzt, gerade ange- unteilbaren Einheit und Integrität des Parla­jichts des Aufrufes der SdP nicht greifen! Gie ments als der Vertretungskörperschaft unferes dürfen gerade jetzt nicht den Vorwand liefern, Staates zu vereinbaren. Troß dieser scheinbaren für nationalsozialistische Kampfaltionen". Obs| Unversöhnlichkeit, fuhr Dr. Hodža fort, fönnen wohl wir sehr gut wissen, wie schwer es den wir, was die Regierung anlangt, sagen: Es be­demokratischen Deutschen werden muß, die täglich steht die Möglichkeit einer Regelung gerade dar­jich steigernden SdP- Provokationen ruhig hinzu- um, weil es die Form ist, über die auf einer nehmen, fordern wir doch die Arbeiter zu größter neuen Grundlage verhandelt werden soll. Besonnenheit, zu äußerster Zurüdhaltung auf! Sitzung des Sechser- Ausschuss Wir wiederholen, was an' ieser Stelle vor einigen Wochen den Arbeitern gesagt wurde: Laßt euch nicht provozieren! Lieber höhnische Worte und Schimpfereien und auch den Vorwurf der eig­heit ertragen, als sich in irgendwelche Auseinan

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Verhandlungen

mit den Hafenarbeitern

,, An der Estramadurafront find alle Mak nahmen getroffen, um die lokalen Erfolge des Feindes zu begrenzen. Wo ihnen das überhaupt möglich war, hatten sie es dem Umstand zu ver danken, daß ihnen nur schwache republikanische Besatzungen gegenüberstanden. In militärischer Hinsicht haben die von den Rebellen eroberten Gebiete feinerlei Bedeutung. Die Absicht des Feindes war in der Hauptsache, die Republika­ ner dort zu schwächen, wo sich wichtige militä­rische Ereignisse abspielen, aber der Heldenmut der republikanischen Truppen hat diese Absicht zu­nichte gemacht. Die Estramadurafront ist uner schütterlich und die Rebellen werden auch weiter sich ihre Köpfe an ihr zerbrechen. Die Einnahme der Quecksilbergruben von Almadén , an deren Er­oberung Franco und seinen Verbündeten soviel liegt, wird für sie ein unerfüllbarer Traum blei­ben. Sie werden von den kampfbegeiſterten repu­blikanischen Truppen verteidigt, die den Stoß des Feindes bereits aufgehalten haben." General Miaja berichtete dann eine Episode, die sich soeben in der Zone von El Carneril ereignet hat, wo mehrere Abteilungen Rebellensoldaten unter dem Ruf Es lebe die Republik !" geſchloſſen zu uns übergegangen find. Miaja ſagte zum Schluß: Die republikanischen Soldaten können heute mit als die besten der Welt angesehen werden."

16 Tote nach einem Bombenanschlag Jaffa.( Havas.) Freitag in den frühen Mor Dot- genstunden wurde im Bazarviertel von Jaffa ein in seinen Wirkungen fürchterliches Attentat ver­übt. Unter die Massen der Käufer und Verkäufer wurde eine Bombe geschleudert, durch deren Ex­plosion 16 Araber getötet und 30 Araber verwun det wurden. Das Attentat hat in der ganzen Stadt große Erregung hervorgerufen. Vor der Anglo- Palästina- Bant rottete sich eine große Menschenmenge zusammen, welche das Gebäude der Anglo- Palästina- Bant in Brand zu stecken versuchte. Britische Truppen waren rechtzeitig zur Stelle, so daß nur die Frontseite des Bankgebäu­des ausbrannte. Auf einen Direktor der Engli­ schen Bant wurde ein Anschlag verübt.

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Paris . Arbeitsminister Pomaret betraute den Sekretär der Volkswirtschaft, den Deputier­ten Alerander Parodi, mit der Sonderaufgabe des Studiums der Durchführung der Sozialgeseze, in erster Reihe des Gesetzes über die 40stündige Ar­beitswoche. Der Minister für öffentliche Arbeiten Kanada Rüstungsbasis für England Brag Freitag vormittags fand im Abgeord de Monzie empfing Freitag die Delegierten der netenhause eine Sigung des sechsgliedrigen Par- Hafenarbeiter. Samstag vorm. sollte nach einem Ottawa.( Havas.) Die britische Mission, die lamentsausschusses statt, welcher beiwohnten: Kommuniqué des Ministers eine Entscheidung in mit der Organisierung eines Zentrums für den Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Jan dem Konflitt getroffen werden. In Marseille Bau von Militärflugzeugen in Kanada betraut 1 Es geht Malypetr, der Vorsigende des Senates der Na- arbeiteten die Arbeiter normal, haben aber teine ist, hat bereits alle Konstrukteure an zwei Orten geordneten Dr. L. Rašin, Dr. A. Meißner, Dr. Eine Delegation des Marseiller Arbeiter- Shndi- britszentren errichten. Es handelt sich um den Dufet, Dr. Slapta, Dr. J. Patejdl, Ostrý, Cha-| fats hat dem Präfetten befannt gegeben, daß sich ersten Fall, daß die kanadische Industrie auf eine luva und Msar. Dr. B. Staset. Abgeordneter Dr. das Syndikat mit den Hafenarbeitern solidarisch solche Weise für Arbeiten zur Verteidigung des Meißner gab eine Uebersicht der Verhandlungen erklären werde, wenn diese gezwungen sein wer- britischen Imperiums herangezogen wird. des sechsgliedrigen Ausschusses mit den Mitglieden, zu besonderen Maßnahmen zu greifen. Japan bestreitet die Anwendung dern des Stabes Lord Runcimans. Der Vorsit­zende der Regierung. Dr. Hodža, der gleichfalls ben die drei Bergarbeiter Synditate in den De Einem Bericht der Humanité" zufolge ha von Giftgasen an der Sigung teilnahm, erstattete ein Ervoiépartements Nord, Aisne und Pas- de- Calais be­über die Nationalitätenfragen und beantwortere schlossen, in den Generalstreit zu treten, wenn die einige vorgelegte Fragen.

derjezungen mit uten auferei tionalversammlung Dr. Fr. Soukup und die Ab Nachtarbeit und keine Ueberzeitarbeit gemacht, versammelt, die dort nunmehr zwei große Fa­

ja nicht nur darum,

zu verhindern, und nicht darum, der leinen Vorwand für Wehllagen und Antlagen zu liefern. Es acht um mehr! Es geht darum, den frieden im Lande zu erhalten soweit es auf die foaia listischen Arbeiter ankommt. wird er erhalten ' bleiben. Und es geht darum, der SdP den Wor­wand zu nehmen, durch Unruben im Lande sei eine Atmosphäre entstanden, die ein Weitervers bandeln mit der Regierung unmöglich mache. Und schließlich handelt es sich darum, dem Natios nalsozialismus nicht den gewünschten Anlaß zu einer Intervention finden zu lassen.

So weit es an den sozialistischen Arbeitern liegt, wird gewiß alles getan werden, was zu tun möglich ist, um die von der SdP gewünschten

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DIE SPIONIN

VON W. STERNFELD

Die Bestellung der Vertrauensleute für die einzelnen Abschnitte hatte Hermine persönlich übernommen. Daß eine solche Tätigkeit für eine Belgierin nicht leicht war, weiß jeder, der zu jener Zeit in den Jahren 1915-16 in Bel­ gien gewesen ist. Reisen war in diesen Kriegs­jahren eine schwierige und mit ungemein vielen Unannehmlichkeiten verknüpfte, meist sogar uns mögliche Sache. Man war froh, wenn man nicht genötigt war, seinen Wohnsis zu verlassen und in

Das Bulletin der Mission Runciman Brag. Das Sekretariat der Mission Lord Run­ciman hat Freitag um 17.30 Uhr folgenden Be­richt ausgegeben:

reit fanden. Buweilen holte sich Hermine auch eine glatte Ablehnung und mußte froh sein, nicht sofort den deutschen Behörden übergeben zu wers den. Doch sie zählte auf den Patriotismus ihrer Landsleute und ihre Verschwiegenheit und hatte sich bei dieser Rechnung nicht getäuscht.

Grubenbesitzer die Lohnforderungen der Berg­arbeiter nicht bis 15. September erfüllen. Diese drei Syndikate vereinigen etwa zwei Drittel der gesamten Bergarbeiterschaft in Frankreich . Die nordfranzösischen Gruben beschäftigen insgesamt etiva 250.000 Bergarbeiter.

die Mitglieder ließen sich so wenig wie möglich außerhalb ihrer Behausung sehen.

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Einige Wochen nach der Verhaftung Rocks Hermine war gerade nach Hause gekommen trat, ohne angeklopft zu haben, ein ihr unbe­tannter Mann in ihr Zimmer.

ministeriums erklärte Pressevertretern, die in Totio. Der Sprecher des japanischen Kriegs­China kämpfenden japanischen Truppen hätten niemals Giftgase verivendet. A; erdings hätten Japaner im Notfalle zur Verdeckung ihrer Be­wegungen fünstlichen Nebelschleier verwendet. Da­gegen erklärte der Sprecher, daß gerade chinesische Abteilungen es seien, welche nicht nur Giftgaic, sondern auch Cholera- Bazillen anwenden.

den Kriminalbeamten zu folgen, die sie für ver­haftet erklärten. Sie wurde in das deutsche Untersuchungsgefängnis abgeführt.

seinen vier Wänden bleiben fonnte. Ziel und jedes Mitglied der Organisation täglich 18.50 Fr. ohne sich vor und wand Hermine, glieder zu verständigen, wäre tollkühne Vers

Swed der Fahrt mußten der deutschen Behörde jedes Mal genau angegeben werden und wurden vor Genehmigung der Reise scharf geprüft. Bei Antritt der Fahrt erfolgte eine genaue Kontrolle des Ausweises und der Person selbst, und sogar während der Reise war man mehrfachen Kontrol­len und einer Leibesvisitation ausgesetzt.

Was sollte sie jetzt tun? Sie hatte keine Ahnung, was der Grund ihrer Verhaftung war und welche Beweise man gegen sie in Händere Sie arbeitete mit unerhörtem Glück und Er- Es dämmerte bereits, und draußen goß es hatte. Sie empfand nur, daß sie selbst, die andern folg, was um so höher zu werten ist, als sie den in Strömen. Der Fremde, schwarzhaarig und mit Mitglieder, die Organisation und das Land in Vertrauensleuten so gut wie kein Entgelt für scharfem, forschenden Blick, hatte den Mantel- sehr großer Gefahr waren. Wenn sie doch nur ihre gefährliche Tätigkeit bieten konnte. Die Mit- fragen hochgeschlagen und den Hut tief in die Lampert verständigen könnte, damit er alle ande­glieder der Organisation erhielten von der Ben- Stirn gezogen. Ohne daß der Mann auf sie einen ren warne! Sie dachte an ihren Vater, der ebens trale in Vlissingen über Brüssel täglich 3.50 Frs unheimlichen Eindruck gemacht hätte, hatte sie falls in Diensten der Spionagezentrale stand. und die Barauslagen für gemachte Reisen. Ge- doch sofort das Gefühl, daß dieser Besuch nichts Wenn sie nur wüßte, wer außer ihr noch vers nau soviel erhielt auch Hermine selbst. Beträge, Gutes für sie bedeute. Einen Augenblick betrach- haftet war! Den Stunden quälender banger die von Lampert ausbezahlt wurden. Ernest hin- tete der Fremde musternd seine Umgebung, streifte Fragen folgten solche, in denen sie sich klar über gegen, der ungefährdet in Vlissingen saß, betam die wenigen Möbel und an der Wand hängenden ihr Verhalten wurde. Unternehmen konnte sie von von seinen englischen Auftraggebern für sich und Bilder mit kurzem Blick und wandte sich dann, hier aus nichts. sich dann, hier aus nichts. Jeder Versuch, einzelne Mit­mit zu vergütet. Da mindestens fünfaig, wahrscheinlich ob sie Mademoiselle sei. Sie bejahte und fragte messenheit gewesen, wäre einem Verrat gleich­aber wesentlich mehr Menschen in Diensten der ihn nach seinem Namen und den Bwed seines Be- gekommen. Also konzentrierte sie ihr Denten dar­Sache standen, so bedeutete für ihn die Sache ein ſuches. Hermine erwiderte ihm, daß da wohl ein auf, wie sie sich in dieser Lage am richtigsten vers gutes Geschäft, während alle die, die von ihm so Irrtum vorliegen müsse, denn ein Herr Ernest sei halte, damit sie niemanden gefährde. Sie wurde schlecht bezahlt wurden, mit ihrem Tun ihren ihr unbekannt. Der Unbekannte ließ sich indes sich schlüssig, alles und jedes zu leugnen, was Kopf ristierten. dadurch keineswegs irre machen und zeigte einen man ihr auch vorwerfe, so lange sie nicht über­Brief vor, dessen Inhalt er zwar nicht sehen ließ, führt sei. Sie hoffte, schon bei der ersten Ver­Am leichtesten hatten es in dieser Hinsicht der aber deutlich die Unterschrift Ernests trug. nehmung herauszubekommen, wer neben ihr ins die Arbeiter, die von ihren Wohnpläßen zu ihren Dennoch ließ sich Hermine nicht von ihrer Bala Garn gegangen war und worauf sich ihre Ver­Arbeitsstätten fuhren. So fuhr denn auch her tung abbringen, erklärte nochmals, daß sie keinen haftung ftüße. mine, meist als Arbeiterin, verkleidet, zu ihren Herrn Ernest kenne und bat den Fremden, ihr Werbe- und Inspektionsfahrten. Am Arm hatte Die Nachricht von der Verhaftung des No- Bimmer nunmehr zu verlassen, dem jeßt nichts sie häufig einen Korb mit Klöppeleiarbeiten, da tars verbreitete sich in den eingeweihten Kreisen anderes übrig blieb, als sich zu entfernen. ihr Paß auf Spitzenarbeiterin" lautete und sie schnell. Es hieß zwar, daß die Festnahme nur Kaum, daß er verschivunden war, nahm jich Handarbeiten in dem Geschäft, in welchem fie ivegen eines unbedeutenden Vorfalles erfolgt sei. Sermine den regentriefenden Hut und Mantel angestellt war, leicht beschaffen konnte. Im aus- aber dieser Mitteilung wollte niemand Glauben und schickte sich an, sofort trotz dem Wetter und gehöhlten Absatz trug fie Ausweis und Dokus schenken, und die deutschen Behörden hüteten na der späten Stunde alle ihr erreichbaren Mit mente. Sie verhandelte mit Rechtsanwälten und sehr wohl, etwas von dem in ihre Hände gefal- glieder der Organisation aufzusuchen und sie von Ingenieuren, mit Magistratsbeamten und Kauf- lenen Dossier verlauten zu lassen. Doch die bloße dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Sie eilte die Teuten, mit Handwerkern und Angestellten, mit Tatsache der Verhaftung genügte, um die Leitung Treppe hinunter und der Haustür zu, als sich Straßenhändlern und Bahnarbeitern. Manchmal der Organisation mißtrauisch zu machen. Sie ihr eine fremde Gestalt in den Weg stellte, und bedurfte es mehrerer Unterredungen, ehe sich die arbeitete awar intensiv weiter, war aber noch vor- fie gewahrte, daß andere ähnliche auch an der zu einem Dienste Auserschenen zu dem gefähr sichtiger als bisher. Sie wechselte noch häufiger Haus- und Softür Posten gefaßt hatten. Sie war lichen Bosten, den man ihnen zugedacht hatte, beal die Treffpuntte, vermied jede auffällige Reise und gefangen und es blieb ihr nichts übrig, als willig

Monate hindurch ging alles gut. Der Dienst funktionierte ausgezeichnet. Jedes Glied der Kette erwies sich als zuverlässig und hätte gewiß weiter so gearbeitet, wenn nicht dem Mitglied Noels das Mißgeschick mit dem Att" augestoßen wäre.

Die Behandlung durch die deutschen Bes hörden war höflich und ohne Härte, ihre Verneh­mung durch den Untersuchungsrichter aber für Hermine eine große Enttäuschung. Mit keinem Wort verriet er, wer außer ihr noch festgenom­men worden sei. Nach einigen Tagen wurde sie in das Untersuchungsgefängnis nach Mons über­geführt, wo die Behandlung weit schlechter und die Vernehmungen viel schärfer und genauer waren. Bald hatte sie herausgefunden, daß ihr Vater und auch Lampert noch in Freiheit waren.

( Fortschung folgt.)

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