ice

A.

A.

8.

et:

in

n:

t

af

Sozialdemokrat

Sentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh Ginzelpreis 75 Seller

Rebattion u. Berwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Giegfried Taub- Berantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag 18. Sahrgang Sonntag, 28. August 1938

sib bu nispol sib.br

SdP- Mann

sand

von deutschen Grenzern

angeschossen

Nr. 202

Ein Konflikt könnte nicht lokalisiert werden

Simon beruft sich auf Chamberlain, Roosevelt , Hull

Britische Regierungserklärung vom März auch heute voll gültig

Sat Sir Simons Rede in Lanark, die mit London . Es kann kein Zweifel fügen oder an ihm zu ändern hätten.[ un möglich wäre, die Grenzen so großer Spannung erwartet wurde, befriedigt darüber bestehen, wie die Worte Gir Um eine Lösung in dem Konflikt in der der Wirren und Störun oder enttäuscht? Hat sie die Hoffnungen derer, Simons in seiner Rebe in Lanark, die ichechoslowakei zu finden, ist ein Beigen festzulegen, welche ein die ersehnten, daß sie eine friedensrettende Tat trag aller Beteiligten notwendig. Als Konflikt herbeiführen könnte, und je. werde, erfüllt oder schwächt diese die Annahme, der tschechoslowakischen Frage galten, Regierung haben wir in der Tschecho- berinjebem Lande, der über England werde nun, da der Friede wieder sehr aufzufassen sind und an weffen Adresse flowakei ein tatsächliches Problem an die Folgen nachdenkt, muß sich dessen gefährdet ist, seinen ganzen gewaltigen Ein- fie gerichtet waren. In diesem wichtig, erkannt, das einer bringenden Lösung eingebenk sein. fluß seine Weltgeltung zur Verhütung des Krie- ften Teil seiner Rede sagte Sir Simon: bedarf, und wir sind überzeugt, daß es Sie haben sicher überrascht die ges einsehen? Wie ist Sir Simons Rede zu bei gutem Willen auf allen Seiten mög- Rebe gelesen, die vor einigen Tagen werten? Es kommt darauf an, wie sie ausgelegt In dem besonderen Falle der Tfche lich sein sollte, eine Lösung zu finden, der amerikanische Staatssekretär Cor­werden wird, ja, es hängt vielleicht wirklich der choslowakei, der uns heute besonders die gerecht für alle beteiligten Inter- bell Hull hielt, der die weitgehenden Friede Europas davon ab, daß die sorgfältig im Sinne liegt, wurde die Stellung effen wäre. Es ist absolut nicht notwen- Reaktionen eines Krieges sowie die abgewogenen Worte Sir Simons richtig ver- Großbritanniens in der Rede vollkom big, die Bedeutung beffen zu betonen, Notwendigkeit hervorhob, daß der standen werden... men und genau proklamiert, die Mini- daß man zu einer ruhigen 23 Krieg durch die Methode freundschaft. In der englischen Presse wird jekt, was fterpräsident Chamberlain heuer fung gelange, denn in der modernen licher Zusammenarbeit ersetzt werde. In der engliſchen Preſſe wird jekt, was gar nicht verwunderlich ist, sehr eifrig die am 24. März im Parlament hielt. Welt gibt es keine Grenzen für die Das, was Hull und einige Tage später Kriegsschuldfrage diskutiert die Frage der Diese Erklärung ist auch Reaktion eines Krieges. Dieser Fall der Präsident Roosevelt in Ranada fagte, heute voll gültig. Wir haben Tschechoslowakei könnte für die Zu- muß ein günstiges Echo in vielen Schuld am Striegsausbruche im Juli 1914. In nichts, was wir ihrem Inhalt hinzuzu- kunft Europas so kritisch sein, daß es britischen Herzen wecken. Buschriften an die großen Zeitungen ebenso wie

-

in redaktionellen Auffäßen wird gesagt, der Krieg wäre vielleicht, ja wahrscheinlich vermie. den worden, wenn die englische Regierung im Jahre 1914 der deutschen Regierung klar und

Runcimans Sendung darf nicht gefährdet werden

gen, wohin er sich ausbreiten, oder welche Ber­lufte er verursachen würde oder schließlich, wie­viel Leute man wird berufen müssen, um ihn zu löschen. Ich denke und glaube, daß, ebenso wie die

übrigen Völker diese Gefühle haben. Ich glaube,

eindeutig gefagt hätte, daß England bei beiben Parteien bazu gebraucht, um die An- Menschen in jedem Bolle wünschen müſſen, ihn England im im Falle Die britische Regierung hat ihren Einfluß ben. Ich bin überzeugt, daß alle vernünftigen eines Angriffes auf Frankreich gezwungen wäre, an der Seite Frankreichs in den Strieg wendung eines vernünftigen Vorgehens, in cher zu unterstüßen, als seine Bemühungen zu einzugreifen. Tatsächlich rechnete Deutschland dem Bemühen, eine Lösung zu erreichen, zu erschweren, die verschiedenen Faktoren im tsche­fest mit der Neutralität Englands, die Mah­empfehlen. choslowakischen Problem zu einem gerechten Runciman ist nicht Schlichter oder Richter, Ausgleich zu bringen. Bis dahin ist es nicht nur Menschen unseres Landes eine tiefe und stetige nungen und Warnungen des deutschen Gesand­te:: in London , des Fürsten Lichnowsky, wurden sondern Vermittler und Freund. Die Erfolgs- unsere, sondern auch die Pflicht aller Liebe für ben Frieben und gleichzeitig einen Haf verlacht, und als England dann doch in den wünsche der ganzen Welt, die begreift, wieviel lle brigen- und alle haben ein Interesse gegen den Krieg hegen, auch die Menschen aller Strieg eintrat, wurde das geradezu als tückischer von dem Erfolg Runcimans abhängt, beglei- am Weltfrieden alles zu vermeiden, was gegen den Krieg hegen, auch die Menschen aller - Berrat angesehen. Vieles spricht dafür, daß ten Lord Runciman bei seiner Vermittlungs- eine befriedigende Lösung gefährden würde. baft überall die einfachen Bürger wünschen, in Deutschland den Krieg nicht gewagt und Dester- aufgabe, die er mit so viel Bürgerfinn auf sich Wie ich bereits fagte, glauben wir fest, daß, einer Atmosphäre der Ruhe und Sicherheit zu reich noch im lezten Augenblick zurückgerissen nahm. Lord Runciman weilt feineswegs als wenn der rechte Geist überwiegen und sich erleben. Sicherheit, daß sie die Freuden des Lebens Vertreter der britischen Regierung in Prag , halten wird, mit Geduld und gutem Willen für fich und ihre Kinder suchen und die schred. hätte, wenn es an Englands Kriegsteilnahme sondern als Vertreter aller Menschen, wo ein gütlicher Ausgleich erreicht werden wird, lichen Folgen hassen und verabscheuen, welche ein geglaubt hätte. immer fie auch wohnen mögen, die Gerehber die berechtigten Interessen und Forderungen moderner Krieg für alle in gleicher Weise mit Daß jetzt die englische Presse die Kriegs- tigteit wollen und den Frieben lie- miteinander versöhnt. fchuldfrage erörtert, entspringt natürlich nicht theorethischem Interesse, sondern einem sehr aftuellen. Die Frage nämlich, ob nicht jetzt eine Simon sprach zu Beginn seiner Rede die off- waltmaßnahmen nicht zu einer wahren Regelung gegen die Gefahren und Schrecken des Luftkric­ähnliche Situation wiedergekehrt ist, ob es nicht nung aus, daß ein Krieg vermieden werden kann: gelangen kann. Lieber möchte ich de Anschauung Ausdruc jest wieder darauf ankommt, wie die britische Regierung spricht, was sie sagt. Und schon sind verleihen, daß ein Krieg niemals unvermeidbar fehr viele Engländer der Meinung, eine offene wäre, wenn alle Bölfer in ähnlicher Weise die Erklärung Englands, im Falle eines Krieges, größten Bemühungen darauf verwenden würden, zu dem Frankreich in Erfüllung seiner Bünd- führen könnten, und wenn sie sich bemühen wür­nispflichten gezwungen sei, Frankreich zu Hilfe den, in Ioyalem Geist e die Schwierig­tommen zu müssen, eine solche ganz eindeutige feiten verföhnlich zu lösen, mögen fie woher immer Erklärung allein könne den Frieden wirklich kommen. Der Einfluß Großbritanniens macht sichern.

die Ursachen zu beseitigen, die zu einem Kriege

sich ununterbrochen zugunsten des Friedens gel­tend. Alle Bemühungen der britischen Regierung Zu einer solchen Erklärung ist die Regie waren darauf gerichtet, daß die Grundlagen des rung nicht bereit. Sie war nicht in Chamber Friedens gefestigt werden und Argumente und lains Parlamentsrede vom 24. März enthal Berstand bei der Regelung internationaler Ron­ten, und auch die Rede des Schatzkanzlers Sir flikte zur Geltung fommen, denn wir sind über­Simon hat diese von manchen erwartete, von zeugt, daß man durch die Anwendung von Ge­bielen erhoffte Erklärung nicht gebracht. Ist aber deshalb diese Nede eine Enttäuschung?

te

fich bringt. Die Geister der Männer und Frauen in vielen europäischen Ländern sind erregt, wenn fie schen, daß man von ihnen erwartet, daß sie sich ges vorbereiten. Aber gerade dieser Umstand kann uns Hoffnung neben, denn nirgerds fann eine Regierung der Gesinnung und den Anschauungen ihres Volkes so gleichgültig gegenüberstehen, daß fie fein Gefühl, diese Dingen müßten vermieden werden, vollkommen ignorieren könnte. Eine wahrhaftig große Verantwortung würde jedem zufallen, der durch seine Aktion die Nöte über die Menschheit bringen würde, die einen Krieg begleiten.

Außer den Verlusten, den Leiden und den Toten, die solche Maßnahmen begleiten, kann deren Anwendung, in welchen gegebenen Fällen immer, leicht dazu führen, daß solche Maß­nahmen eine Reaktion zur Folge haben, die unter bestimmten Umständen in den Konflikt auch andere Parteien hineinziehen kann als die, welche ursprünglich verwidelt waren und sobald Wir werden zu jeder Zeit das ganze Gewicht eine derartige Berwicklung einmal beginnt, unferes Einflusses dahin geltend machen, daß der wer kann sagen, wo sie halt macht? Der Be- Ausbruch eines Krieges, in welchem Teile der Welt immer vermieden wird und wir glauben, ginn eines Konfliktes ähnelt dem Ausbruch daß wir dabei die Unterstützung des britischen eines Brandes bei starkem Wind. Er fann zu Bolfes und in hohem Maße die Sympathien der Beginn lokalisiert werden, aber wer kann fa- befreundeten Völker jenseits der Grenzen besitzen.

sen gefunden. Das bedeutet, daß England die lich genug gesprochen. Es kann kein Zweifel Barnung der amerikanischen Staatsmänner darüber bestehen, daß England seine Bemühun­bor der Anwendung friegerischer Methoden be- gen, den Frieden zu erhalten, unbeirrbar fort­grüßt und ihnen zustimmt. England befindet feßen wird, aber auch kein Zweifel darüber, daß fich in Uebereinstimmung mit Amerikas deme- ein Friedensbruch in Mitteleuropa England nicht unbeteiligt lassen würde. Fraglich ist nur, fratischer Friedenspolitit.

Nein! Denn Sir Simons ernste Worte über bereit sein, unseren Beitrag zur Erhaltung des die Schrecken des seiner Ueberzeugung nach ver- Friedens zu leisten"- Warnung an die meidbaren Krieges und über die Segnungen etwaigen Friedensstörer. Sir Simon erwähnte, als er von der des Friedens und seine Feststellung, wie groß die Berantwortung derer wäre, die durch ihre Aktion Tschechoslowakei sprach, die Erklärung der Rede die Nöte des Krieges über die Menschen brin- Chamberlains am 24. März, die heute noch Sir Simons Rede war nüchtern, sachlich, ob man dort, wo es darauf ankommt, hören gen würden, waren ja nicht an seine englischen gelte und der nichts hinzuzufügen, an der nichts Zuhörer gerichtet, auch nicht an das englische zu ändern sei. Diese Erklärung Chamberlains ernst, jedes Wort war genau überlegt. Diese will oder sich nicht lieber so wie 1914 einer Bolt im allgemeinen, sondern an jene euro - gibt, ohne England zu binden, doch sehr deut- Rede hat keine Ueberraschungen gebracht und verhängnisvollen Selbsttäuschung hingibt. Für päischen Staatsmänner und Regierungen, von lich zu verstehen, daß, weil der Drud der Tat teine Enttäuschungen, sondern war Bestätigung diese Stellen wünschte man eine deutlichere denen man weiß, daß für sie der Krieg nur ein fachen stärter sein könne als formale Erklärun- und Bekräftigung der Politik Chamberlains. Sprache, nicht eine Wiederholung der Verklay­Rechenerempel ist, feineswegs aber ein ethisches gen, England im Falle eines Strieges fehr konnte nichts anderes sein einer Politik fulierungen, Umschreibungen und diplomati. Problem. Diese Worte Sir Simons waren, in wahrscheinlich nicht unbeteiligt bleiben könnte. allerdings, von der zwar jedermann überzeugt fchen Andeutungen von 1914. Wollten damals Verbindung mit der Erklärung: wir werden Schließlich darf auch nicht die Erwähnung der ist, daß fie vor allem der Erhaltung des Frie. die geschulten Diplomaten, die mit der üblichen zu jeder Zeit das ganze Gewicht unseres Ein- Reden des amerikanischen Staatssekretärs Sull dens dienen will, deren Methoden aber auch in Diplomatensprache Vertrauten, sie nicht ver. flusses dahin geltend machen, daß der Ausbruch und des Präsidenten Roosevelt übersehen wer- England selbst nicht ungeteilt zugestimmt wird. stehen um wieviel größer ist die Gefahr, daß eines Krieges, in welchem Teile der Welt den, von denen Sir Simon sagte, sie hätten Für jeden, der hören will, für jeden, der sich die heutigen Verantwortlichen sie nicht vec­immer, vermieden wird und wir werden stets günstigsten Widerhall in vielen englischen Ser- nicht selber täuschen will, hat Sir Simon deut stehen können oder nicht verstehen wollen!

-

J

-