Seife 2 Sonntag, 28. August 1988 Rr. 202 Ungarn und die Tschechoslowakei Um den Frieden im Donauraum Neben dem Verhältnis der Tschechoslowakei zu Deutschland haben die Beziehungen der Tsche« choslowakischen Republik zu Ungarn die internatio­nale Aufmerksamkeit auf sich gezogen; sie bildeten den Gegenstand der Konferenz der Kleinen Entente in Bled . Die italienische und die deutsche Presse, ins­besondere derPopolo di Roma" und der»Völ­kische Beobachter" haben über den Standpunkt, den der tschechoslowakische Außenminister in Bled eingenommen hat, völlig entstellende Berichte ver­breitet. ES wird da erzählt, daß Jugoslawien und Rumänien von vornherein entschlossen waren, Ungarn Entgegenkommen zu beweisen, daß aber die Tschechoslowakei von Konzessionen an Buda­ pest nichts wissen wollte. An diesen Tartaren« nachrichten ist kein Wort toahr und es verlohnt sich, diesen Tendenzmeldungen den Spiegel der wirklichen Begebenheiten entgegenzuhalten. Schon seit 1932 beschäftigen sich die Staats­männer der Kleinen" Entente mit der Zuerken­nung der RüstungSgleichberechtigung an Ungarn . Anläßlich der Tagung der Kleinen Entente in Prag im Mai 1933 kani man überein, den Magyaren die Berechtigung zu Rüstungen, die das Land im Interesse seiner Verteidigung für notwendig hält, unter gewissen Umständen zuzu­erkennen, nämlich dann, wenn es den Kleinen Entente-Staaten Garantien für deren Sicherheit gäbe. Ebenso wurde in der Konferenz der Kleinen Entente in Belgrad , im April 1937, erklärt, man sei bereit, mit Ungarn zu verhandeln; es wurde dabei an einen gegenseitigen Nichtangriffspakt ge­dacht. Die Magyaren waren dazu bereit, aber sie wollten den Pakt nicht mit der Kleinen Entente als einer Gesamtheit abschließen. sondern bilate­rale Pakte mit jedem der drei Staaten, wogegen von der Kleinen Entente kein Einwand bestand. Die Magyaren verlangten freilich noch eines: Erklärungen der drei Staaten der Kleinen Entente bezüglich der magyarischen Minderheiten. Dem wollte aber es war gegen Ende 1937 Ru­ mänien nicht zustrmmen, weil eS vor den Wahlen stand und die Regierung ihre Wahlaussichten durch eine Erklärung zugunsten der magyarischen Minderheit nicht verschlechtern wollte. ES war also bei den Verhandlungen nicht die Tschechoslo­ wakei , die eine Einigung in der strittigen Frage einer Erklärung der Kleinen Entente-Staaten über die magyarischen Minderheiten verhinderte. In der allerletzten Zeit haben nun die Magyaren ihre Auffassung geändert. Sie verlan­gen nun von Jugoslawien und Rumänien wo sich die Verhältnisse seit dem Sturze der Regie­rung Goga geändert haben und man sich nun den magyarischen Wünschen gegenüber freundlicher zeigt einerseits, von der Tschechoslowakei an­dererseits verschiedene Deklarationen über die Minderheitenfrage. Während man sich bei den bei­den erstgenannten Staaten mit einem allgemeinen Versprechen der guten Behandlung und der Gleich­berechtigung der Staatsbürger magyarischer Volkszugehörigkeit zufrieden gibt, stellt man an die Tschechoslowakei konkrete Forderungen bezüg­lich der Magyaren in der Slowakei , schon des­wegen, weil Ungarn für die tschechoslowakischen Magyaren nicht weniger verlangen kann als die Deutschen in den historischen Ländern erhalten sollen. Dabei bestand wohl auch die Absicht, die Staaten der Kleinen Entente auseinander zu manövrieren und die Tschechoslowakei zu isolieren. Das ist nicht gelungen. Daß sich die Verhandlun­gen. welche die drei Minister in Bled mit dem magyarischen Gesandten in Belgrad führten, nicht zerschlagen haben, ist immerhin ein Erfolg für den Frieden und das Einvernehmen im Donau­raum. Man hat sich wenigstens über Rüstungs­gleichheit und Nichtangriffspakt geeinigt und die Verhandlungen über die Minderheiten gehen weiter. Ihr Ausgang wird wesentlich abhängig sein von der Regelung der sudetendeutschen Frage, also von dem Erfolg öder Nichterfolg der Mission Lord RuneimanS. Die Verhandlungen werden vom jugoslawischen Ministerpräsidenten Dr. Sto- jadinowitsch geführt weroen, nicht al» von einem Vermittler, wie einige Blätter schrieben, sondern als dem derzeitigen Vorsitzenden der Kleinen Entente , wobei der jugoslawische Staatsmann nichts ohne das Einvernehmen mit dem rumäni­schen und dem tschechosloivaklschen Außenminister tun wird. Es ist schließlich die Meinung geäußert wor» verukizuns i Paris . Der Konflikt, der durch DaladierS Rundfunkrede auSgelöft wurde, scheint der Bei­legung nahe zu sein. DaladierS Bemerkungen über die Vierzigstundenwoche hatten dir Arbeiter sehr beunruhigt, sie hatten in der sozialistischen und in der kommunistischen Partei die Befürchtung erweckt, Daladier wolle sich überhaupt mehr der Rechten nähern. Die Ge­werkschaften veranstalteten große Versammlun­gen, in denen leidenschaftlich gegen den etwaigen Versuch, die sozialen Gesetze aufzuheben, prote­stiert wurde. Die Parteien der Volksfront hiel­ten Beratungen ab, deren Ergebnis eine Au­dienz bei Daladier war. Eine zwei­stündige Beratung der Vertreter der Linksparteien mit dem Ministerpräsidenten am Freitag hatte kein definitives Ergebnis, doch erklärten die Ver­treter der Linksparteien, Daladier habe versichert, dass niemand daran denke, die geltenden sozialen Gesetze anzutasten, daß er ater den festen Willen habe, die Bedürfnisse der natio­nalen Verteidigung flcherzustellen. Eine Aende- rung der Sozialgesehe für die Privatindustrie komme nicht in Betracht. Auf die Frage, ob eine Aenderung der Regierungsmehrheit möglich sei, habe Daladier mit einem festenN e i n" geant­wortet. Am SamStag hatten die Vertreter der Linksparteien wieder eine zweistündige Unterre­dung mit dem Ministerpräsidenten, über deren Ergebnis sie sich sehr zurückhaltend äußerten. Ein Gewerkschaftsvertreter erklärte den Journalisten, daß die Arbeiterklasse getreu ihrer Tradition be­reit sei, alle notwendigen Opfer auf fich zu neh­men, wenn sie entsprechende Gegenleistungen für ihre Opfervereitschaft erhalte. ImPopulaire" stellt Lion Blum fest, daß die Volkskonzentration weiterlebt und daß das in den letzten zwei Jahren geschaffene so­ziale Werk weiterbestehe. Alle Versuche einer Aenderung der sozialen Orientierung, aber auch alle Versuche einer solchen Aenderung durch den Sturz der Regierung würden auf unüberwindlichen Wider­stand stoßen. Die Kraft und Spontan!« tär der durch die Kundgebung DaladierS hervor­gerufenen Bewegung sei zu begrüßen, wenn auch den, daß im Falle einer Verständigung Magya- rienS mit der Kleinen Entente diese ihre raison d'Stre, ihren Zlveck und Sinn verlieren-würde, denn die Kleine Entente sei nur zum gegenseitigen Schutz der drei Staaten gegenüber einem unga­rischen Angriff gcbittet und erhalten worden. Das wird aber unseres Trachtens nicht der Fall sein. Einmal deswegen, weil ja die Kleinen Entente- Staaten weiter gemeinsam daran interessiert sein werden, daß der mit Ungarn abgeschlossene Nicht­angriffspakt von diesem nicht verletzt werde darüber sind sich die drei Staaten schon jetzt klar und dann bleibt der Kleinen Entente noch die positive Aufgabe der politischen Ordnung und wirtschaftlichen Konsolidierung im Donauraum, die Im Interesse der tschechoslowakischen Wirtschaft und ganz besonders der sudetendeutschen Industrie gelegen ist. Auch da soll uns die internationale Politik ein Mittel werden, die wirtschaftlichen und sozialen Lebensprobleme unseres sudctendeutschen Arbeitsvolks einer Lösung zuzuführen ohne neuen Weltkrieg, ohne Massenopfer an Gut und Blut, ohne Zerstörung unserer Heimat und Europas . n Frankreich die breiten Mussen ihren Sinn vielleicht nicht richtig erfaßt haben. Am Sonntag tritt die Verordnung in Kraft, durch welche der Streik der Hafenarbei­ter in Marseille beendet wird. Die Erhöhung der Taglöhne auf 61 Francs soll mit einer Neuregelung der Arbeitsordnung verbunden werden, die einen rascheren Arbeits­betrieb gestatten würde. In Arbeiterkreisen sollen Vorbehalte zu einigen Punkten der Verordnung geäußert tvorden sein. Der Beschluß der Ge« wcrkschaft steht noch aus. polnischer Protest In vensls Warschau . Auf dem Gebiete PomerellenS! dauern die gegen das nationalsozialistische Regime in Danzig gerichteten Kundgebungen der polni­schen Bevölkerung weiter an. Einer amtlichen Mitteilung zufolge legte der Gesandte der polni­schen Regierung in Tvnzig beim Danziger Senat einen energischen Protest gegen die in den letzten Tagen vorgekommenen Mißhandlungen von Polen em und forderte die Bestrafung der Schuldigen so« wie die Auszahlung einer Geldcntschädigung an die Opfer der Ucberfällc. Via Offensive auf Hankau Tokio.(HavaS.) Die japanische Offensive auf Hankau wurde von sechs Armeegruppen zu- gleich begonnen, deren Stärke nicht genau be­kannt ist. Sie greifen einerseits die chinesische Verteidigungslinie in Nord-Kiangst, andererseits in den Gebieten bei Juitschan und Nantschau an. Gangstermethoden der Araber Haifa . Die arabischen Terroristen, denen durch die Schließung der Grenzen von Palästina und durch die strengere Kontrolle ihrer Zentren in Syrien keine Geldmittel mehr zufließen. haben nunmehr zu Gangstermethoden gegriffen. Sie ha­ben bereits zweimal die Barclay-Bank in Nablus auSgeraubt, wo ihnen 79.909 Pfund Sterling (ungefähr 19,999.999 KL) in die Hände fielen. Ferner haben sie viele Juden beraubt und ent­führt, um von deren Angehörigen hohe Lösegelder DIE SPIONIN VON W. STERNFELD Von ihrem Vater schien man überhaupt nichts zu wissen, von Lampert konnte man augenscheinlich nur den Decknamen Louis, nicht aber den wahren Namen und seine Adresse. Wohl aber schien man von der Wichtigkeit der Nolle, die sie und dieser gewisse»Louis" in der Organisation spielten, genau unterrichtet zu sein(Lampert Ivar es, der außer Hermine alle Namen der Mitglieder der Organisation kannte). Nach ihm wurde deshalb eifrig gefahndet und mit allen Mitteln versuchte man, ihr seinen Namen und die Adresse zu ent­locken. Die Gewißheit jedoch, ihn und ihren Vater noch auf freiem Fuße zu wissen, gab ihr alle Kaltblütigkeit und Sicherheit de- Auftretens wieder. Mit keinem Wort und keiner Miene gab sie etwas von dem preis, was sie wußte. Auf alle Fragen antwortete sie:Ich weiß von nicht» und kenne weder einen Ernest noch einen LouiS". Nach ihrer Verhaftung hatte man ihre Wohnung gründlich durchsucht und dabei auch eine Anzahl von Briefen in französischer Sprache ge­funden. ES waren zärtliche Liebesbriefe, die meistens aus der Zeit vor dem Kriege, und nur wenige waren von Ende 1914 datiert. Offen­sichtlich hatte der Absender mit der Spionage­sache nichts zu tun. Dann aber hatte man ganz zum Schluß in einem kleinen Kasten eine zer­rissene Photographie, die das Bild eines deutschen Soldaten zeigte, mit der gleichen Unterschrift ge­funden. Jetzt vermutete man, daß eine Verbin­dung zwischen der Spionageorganisation und deutschen HeeteSangehörigen bestehen müsse. Man vernahm Hermine zu dieser Sache und stellte bald fest, daß der Absender der Briefe ein Mitglied de» deutschen Nachrichtendienste» in Charleroi sei: Henry! In einem scharfen Kreuzverhör ivurden seine Beziehungen zu der Spionageverdächtlgen bis in» letzte Detail geprüft, und al» man er­kannte, welche Freundschaft die beiden früher mit einander verbunden hatte, hielt man e» im Inter­esse der Untersuchung für ratsam, sich diese Be­ziehung zunutze zu machen. Sine Unterredung beider unter vier Augen wurde anberaumt. Au» den ihm vorgelegten Akten erkannte Henry, wie e» um seine frühere Freundin be­stellt war. Da» vorliegende Material belastete Hermine auf das allerschwerste. Au» den beim Advokaten Roels gefundenen Papieren schien klar hervorzugehen, daß sie und»Loui»" die Seele der Organisation sein mutzten. Die Art der Spionage hatte man endlich herausgefunden, nicht aber, wie weit sich da» Netz erstreckte, wie­viel Mann daran betelligt waren, wem die Mel­dungen überbracht und auf welchem Wege sie ge­leitet wurden. lieber alle diese Fragen Klarheit zu schaffen, war für den deutschen Generalstab von größter Wichtigkeit, denn wa» nützte e», ein paar Spione gefatzt zu haben, wenn die Organi­sation weiter bestand und man ihr nicht gänzlich da» Handwerk legen konnte! Henry» Hauptauf­gabe war e» also, hier nach Möglichkeit Aufklä­rung zu schaffen. Bon der ihm übertragenen Aufgabe war er keineswegs entzückt. War e» ihm schon unange­nehm gewesen, gegen sein« Landsleute agieren zu müssen, so war ihm eine Tätigkeit in einer Sache, die sehr wohl seiner früheren Freundin den Kopf kosten konnte, noch viel stärker verhaßt. Er hatte diese» Mädel lieb gehabt und nicht aufgehört, sie gern zu haben. Er hatte auch Herminen» Hal­tung verstanden, al» sie zu wissen glaubte, welcher Art sein Dienst im deutschen Heere war. Daß seine eigene Tätigkeit für die Nachrichtenabteilung der Anlaß gewesen war, daß auch sie für ihr Land in ähnlicher Weise handelte, ahnte er nicht. Er glaubte, daß sie sich leichtsinnig und ohne Ueber- legung al» Verführte in ein gefährliche» Aben ­teuer eingelassen hatte und zürnte ihr wegen die­se» Leichtsinn». Je mehr er sich in die Akten ver­tiefte, um so mehr erkannte er die Gefahr, in der Hermine schwebte. Ihn packte Mitleid mit dem gedankenlosen Menschenkind, da» Kopf und Kra­gen riskiert hatte, ohne sich, wie er annahm, die Folgen klar zu machen. Hilfe zu bringen, schien ihm nach Lage der Dinge so gut wie aussichtslos, nur ein restlose» offene» Bekenntnis konnte ihr eventuell noch Rettung auf dem Gnadenwege bringen, denn rechtlich schien ihm ihr Leben ver­wirkt. Er wollte tun, wa» in seinen Kräften stand, um sie davon zu Überzeugen, daß er nicht al» Beamter, sondern al» einstiger Freund zu ihr komme und ihr rate. Einer Begnadigung glaubte er im Falle eine» Geständnisse» sicher sein zu kön­nen, zumal e» sich um eine junge Frau handelte. Eine Tage» wurde Hermine, wie schon oft zuvor, au» ihrer Zelle geholt und zur Verneh­mung geführt. Sie vermutete,. daß wieder eine jener fruchtlosen Verhöre durch den Unter­suchungsrichter folgen werde. Sie folgte dem Gefängnisbeamten durch lange halbdunkle Gänge und wurde in einen Raum gebracht, in welchem sie bisher noch nicht gewesen war, und plöitzlich sah sie sich ihrem früheren Geliebten gegeniwer Eine Welle heißen Blute» jagte durch ihren Körper, al» sie ihn erkannte. Sie hatte in den letzten Monaten nur wenig an ihn gedacht, und wenn es schon einmal der Fall gewesen war, nur mit Gleichgültigkeit und Unwillen. Sie führte diese Veränderung ihrer Empfindungen auf die Ereignisse und die zeitliche und örtliche Tren­nung zurück und ahnte sewst nicht, wie grotz der Wandel war, der sich in ihr vollzogen hatte. Dennoch überkam sie Im ersten Augenblick de» Wiedersehen» ein Gefühl von Freude. Henry hatte givilkleider angelegt, weil er sich davon eine gute Wirkung versprochen hatte, sie hatte kaum acht darauf. Sie musterte ihn, wie weit er sich verändert hatte und sah nur den Ernst seiner Augen, einen Ausdruck, den sie bei A» erpressen. Ein unlängst von den Terroristen entführter Aufseher beim Straßenbau wurde erst nach Bezahlung von 999 Pfund(189.999 KL) Lösegeld freigelassen. Die Juden, die au» der Ge­fangenschaft der Terroristen frsigelassen wurden, erklären, daß man mit ihnen im ganzen gut um­gegangen sei und daß sie gute Kost erhalten HA- ten. Sie wurden die ganze Zeit tm gelte des Bandenführer» gefangen gehalten, und» wenn sie anderswohin gebracht wurden, wurden ihnen die Augen verbunden. Unweit von Jaffa wurde Freitag ein Mi­litärkrankenwagen beschossen. Dabei wurde der arabische Chauffeur getötet und sein Mitfahrer verletzt. Amtlich wurde bekannt gegeben, daß dem Bombenattentat im Basarviertel 23 Men­schenleben zum Opfer fielen. Vas Abkommen von Saloniki wird durch­geführt Istanbul . Gemäß dem Abkommen von Sa­loniki haben türkische Truppen die Ehemalige ent­militarisierte türkische gone läng» der bulgari­schen Grenze und hauptsächlich die alte Festung Drinopol besetzt. Nach Berichten aus Athen haben auch griechische Militärabteilungen die entmili­tarisierte gone läng» der bulgarischen und tür­kischen Grenzenbeseht und Ebenso wurde«ine bul­garische Militärabteilung auSgeschickt, um eine entsprechende Zone läng» der türkischen und grie­chischen Grenze zu besetzen. Hallen befestigt seine Nordostgrenzon Ein ausländischer Freund unseres Blatte», der seinen Urlaub in Kärnten verbrachte, schreibt un»; Al» ich jetzt auf Urlaub war, überschritt ich zweimal an verschiedenen Stellen die italienische Grenze. Und wa» ist dort zu sehen? Funkelnagel­neue Drahtverhaue in zwei Zonen, Bau von Be­festigungsanlagen, von Straßen hi» hinauf in die Felsen der Berge, Anlegen von Unterkünften, kurz, man begegnet überall jener fieberhaften Tä­tigkeit. die wir au» der Zeit unseres Aufenthaltes in Südtirol während des Kriege» so gut in Erin- nrrung haben, die aber ein wenig sonderbar an­muten, da es sich doch um die Grenzen verbün­deter Staaten handelt..." Aber von Verbündeten, die einander zu gut kennen, um nicht doch Vorsichtsmaßnahmen al» si­cherstes Unterpfand der Freundschaft anzusehen I Deutsche Arbeiter aus ihren Heimatstädten verschleppt Amsterdam .(Insa.) Ein deutscher Arbeiter auö Gronau schildert un» folgende Einzelheiten über die Mobilisierung der deutschen Arbeiter für Hitler» Kriegsziele: Die' ganze Mobilisierung wird geheim und mittel» der unter Kontrolle der Militärbehörden stehenden Post durchgeführt. Kein Mensch ist mehr seine» Leben» sicher. Abend» um acht Uhr kommt der Postbote und bringt einen Brief, in dem der Befehl enthalten ist, sich am nächsten Morgen um sechs Uhr an einer bestimm­ten Stelle zumArbeitsdienst" zu melden. Kraft­fahrer erhalten den Befehl, ihren Wagen, dem sie zur Bestreitung ihre» Lebensunterhaltes be­nötigen, sofort bereitzustellen. Die für denAr­beitsdienst" mobilisierten Arbeiter werden auf Lastauws verfrachtet und nach unbekannten Orten verschleppt. Auf diese Weise wurden in einer Woche 2099 Arbeiter au» Gronau weggeholt. In AhauS , Epe und Ochttrup wurde genau so ver­fahren. Die Transporte gehen nach der franko« fischen Grenze, wo Befestigungen erstellt werden, doch wird der genaue Aufenthaltsort nicht an­gegeben. ihm nicht gekannt hatte. Sie glaubte, einen Vor­wurf gegen sie in diesem Blick zu lesen, und die» rief sie in die Wirklichkeit zurück, die für einige Sekunden versunken gewesen war. Der Gedanke, Von seiner Seite einen Borwurf hören zu sollen, empörte sie. Was sollte diese Unterredung unter vier Augen in dieser Umgebung? War er gekommen, um sie auszuforschen? Wollte er ihr ob ihrer Handlungsweise Bortpürfe machen? Er hatte wohl am wenigsten da» Recht dazu! Wa» hatte sie denn andere» getan al» er? War sie dehalb verwerflicher, well sie au» freiem Wil­len da» unternahm, wa» er gezwungen wt? Gc« Witz, sie Ivar kein Soldat und kein Beamter, aber sie hatte sich in den Dienst für ihr Volk gestellr, hatte lediglich au» Liebe zu ihm gehandelt. Sic war dabei gefaßt worden und jetzt erwartete sic da» Schicksal aller Kriegsspione. Kein Mensch hatte da» Recht, ihr einen Borwurf zu machen, Wenn nicht sie selbst e» tat. Und sie war himmel­weit davon entfernt, sich anzuklagen. Oder glaubte er etwa, etwa» von ihr erfahren zu kön­nen, wa» seinem Lande nützen könne? Hatte man ibn gar geschickt, um sie auszuhorchen? Dann sollten er und seine Auftraggeber sich geirrt haben I Verachtung und Trotz packten sie. Sie mustert« ihn feindselig und wandte sich ab. Henry hatte den Wechsel ihrer Empfindun­gen in den wenigen Sekunden wohl bemerkt. Er sah, daß hier ein anderer Mensch ihm gegenüber­stand als der, den er ehedem gekannt zu haben glaubte. Nie war ihm früher ein solcher Ernst aufgefallen, wie er jetzt au» jedem ihrer Blicke sprach. Er hatte seine Hermine nur lachend ge­kannt, und wenn sie einmal geschmollt hatte, dann war'» mit einem nahen und mit einem heitren Auge geschehen. Ihm wurde bewußt, daß die An­nahme, Hermine habe aus Gedankenlosigkeit und Unüberlegtheit gehandelt, falsch war. Die Sache wurde damit noch ernster, al» er sie eingeschätzt hatte. ^Fortsetzung folgt.)'