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Donnerstag, 15. September 1938

Der Aufruhr in Schwaderbach

Gendarmen über die Grenze verschleppt

Prag . Ueber die Lage in Schwaderbach wird amtlich mitgeteilt:

In der Gemeinde Schwaderbach , Bezirk Graslik, welche hart an der Staatsgrenze liegt und baulich mit der Gemeinde Sachsenberg in Sachsen zusammenhängt, von der sie nur durch die Grenzlinie getrennt ist, entstand eine sehr schwierige Situation, denn die widerseßliche Be­völkerung ist hier nicht nur mit Revolvern und Gewehren, sondern auch mit and granaten und Maschinengewehren ausgerüstet, die sie sich wahrscheinlich aus dem Auslande verschafft hat. Die Exzedenten haben die Möglichkeit, sich jederzeit auf das Ge­biet des Nachbarstaates in Sicherheit zu bringen. Von tschechoslowakischer Seite wurde die Ge­meinde durch eine Sicherheitsbereitschaft isoliert. Der Vorfall wurde bisher nicht liquidiert, weil das Bestreben besteht, soweit als möglich Verluste an Menschenleben zu vermeiden und weil man bei

der Lage des Brennpunktes des Widerstandes an der Grenze jedwede Möglichkeit, aus einem Swischenfall eine internationale Verwicklung hervorzurufen, verhindern will.

In den Abendstunden wird aus Schwaderbach gemeldet, daß die Aufrührer sich bis auf unwesent liche Reſte über die Grenze nach Deutschland au­rückgezogen haben. Die tschechoslowakischen Gen­darmen und Mitglieder der Finanzwache, die in Schwaderbach gefangengenommen worden sind, wurden nach den bisherigen aus Schwaderbach stammenden Meldungen über die Reichsgrenze nach Klingenthal geschafft.

Die Gendarmeriestation in Markhausen, Bezirk Grasliv, die ursprünglich von Ordnern befeht worden war, wurde nunmehr von den Auf­rührern ohne jodwedes Einschreiten verlaffen. Die Aufrührer baben sich über die Grenze be­geben.

Die Schuld der SdP festgestellt

Eine amtliche Erklärung

Prag.( Amtlich.) Die Sudetendeutsche Partei hat heute ein Stommuniqué veröffentlicht, in welchem sie sich bemüht, ihr Vorgehen in den letzten Tagen zu begründen und der Regierung die Schuld für das definitive Zerschlagen der Verhandlungen über die Regelung der Nationalitätenfragen zuzuschieben, weil die Regierung auf die vier Forderungen der Sudetendeutschen Partei nicht geantwortet habe,

welche der Stellvertreter Konrad Henleins, Abge­ordneter K. H. Frank , dem Vorsitzenden der Regie­rung telephonisch mit der ultimativen Forderung übermittelte, daß sie angenommen werden. Die Su­ detendeutsche Partei geht in ihrem Kommuniqué, das sie der Presse zustellen ließ, soweit, daß sie die Ver­antwortung für das Entstehen der bedauernswerten Ereignisse, zu denen es in den letzten beiden Tagen in einigen deutschen Gebieten der Republik gekom­men ist, auf die tschechoslowakische Regierung ab­schiebt. Zu dieser Behauptung des Kommuniqué der Sdp muß im Interesse der Wahrheit festgestellt werden:

male beweist, offensichtlich planmäßigunter. nommen und gefübrt wurden.

Beil seit einigen Tagen die unaeieblichen Aktionen und Straftaten der Zahl und dem Umfanae nach gefährliche Ausmaße annahmen, welche die staatliche Autorität, das Leben und den Besiß der Bürger, den Besitz des Staates und das Leben der staatlichen Organe bedrohten, proklamierte die Negie

rung zu deren Schub in elf Bezirken des Landes Böhmens das Standrecht.

hörigen auffordern würde, die gesetzliche Ordnung. streng einzuhalten und Ruhe zu bewahren.

Durch diese Mitteilung, die der Vorsitzende der Regierung dem Vertreter Konrad Henleins, Abg K. H. Frant, machte, war auch vollkommen ein­deutig und flar die Frage der Form der weiteren Verhandlungen erledigt. Die Voraussetzung ihres positiven und beruhigenden Ergebnisses war etne gründliche Durchberatung, welche jedwede ultimative Fristen ausschließt.

Troß dieser Aufforderung des Vorsitzenden der Regierung, die gleichzeitig der Ausdruck des guten Willens derselben war, hat die Sudetendeutsche Partei , obwohl sie den Ernst der Lage kannte, ihre Vertreter nicht nach Prag entsandt.

Nr. 217

Konrad Henlein prüfte heute mit der Delegation der Unterhändler die Lage. Im Hinblick auf die Er eignisse der letzten 48 Stunden sind die Voraussetzun­gen für eine Fortsetzung der Verhandlungen im Sinne der bisherigen Weisungen nicht mehr gegeben. Kon= rad Henlein hat daher die Delegation ihrer Auf­gaben entbunden und den Kameraden Kundt, Dr. Rosche, Dr. Peters, Dr. Schicketang und Dr. Sebes fowitý für ihre aufopfernde Tätigkeit gedankt.

An diesen Tatsachen kann durch keinerlei Nach­richten mehr etwas geändert werden.

Standrecht

in weiteren drei Bezirken

Prag . In der Nacht auf Mittwoch wurde das Standrecht auch in den Bezirken Joachims. thal, Bischofteinitz und Graslit verkündet. Die Bahl der Bezirke unter Standrecht ist damit auf

Sitzung der politischen Minister

Kurz nachdem Abgeordneter K. S Frank dem Vorsitzenden der Regierung die ultimativen Forde rungen der Sudetendeutschen Partei bekannt gegeben hatte, bemühte sich auch die Mission Lord Walter Runcimans, die Lage zu flären und verhandelte elf gestiegen. ebenfalls mit dem Vertreter Henleins, dem Abge­ordneten K. S. Frank. Die Miſſion Loed Runcimans erhielt hiebei die Zusicherung, daß, sobald die Bera­tung der Verhandlungsdelegation der StP mit Kon- Prag. Mittwoch um 18.15 Uhr fand eine rad Henlein in Asch beendet sein werde, sich ihr dazu Sitzung des politischen Ministerkomitees statt, ermächtigtes Mitglied telephonisch mit dem Vor- das unter dem Vorsitz des Vorsitzenden der Regie­sitzenden der Regierung in Verbindung setzen werde. rung, Dr. Milan Hodža , alle Maßnahmen zur Diese Busage wurde nicht erfüllt. An Stelle dessen Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung dis­ließ der Vorsitzende der Sudetendeutschen Partei kutierte. Das politische Ministerkomitee widmete durch seinen Adjutanten Mittwoch, den 14. Sep- neben den dringendsten Aufgaben, welche die Ver­tember, um 0.15 Uhr an das Ministeriatspräsidium hältnisse der Regierung auferlegen, seine heutige folgende Mitteilung für den Vorsitzenden der Regie-| Debatte wirtschaftlichen Fragen und der Vor­bereitung des Staatsbudgets. rung telephonieren:

Das Ausland spricht das Urteil

London

erkennt Henleins Schuld London . Die englische Presse beurteilt die Lage, die durch die Zwischenfälle im Sudetengebiet nach Hitlers Nürnberger Rede entstanden ist. sehr ernst und stellt eindeutig die Berantwortung der Sdß und der hinter ihr stehenden Macht fest.

Frage hoffen werde, daß aber die Entscheidung in anderen Händen liege. Wenn es zu einem Gewalt afte gegen die Tichechoslowakei kommen sollte, würde dies unermeßliche Folgen haben und gegen diese Folgen müsse man die entsprechenden Borkehrungen treffen.

find nur eine Handbreit von einem deutschen Einfall Der sozialistische ,, Daily Herald" schreibt: Wir entfernt, welcher Krieg bedeutet, und zwar einen europäischen Serieg, in welchen England sofort ver­widelt werden würde. Die übrigbleibende Zeit ist hoffnungslos furz, doch muß jeder geeignete Augen­werden. blick- mag er auch noch so fura sein ausgenützt

der Friede noch erhalten werden, doch erfordere dies Nach der Meinung des News Chronicle" tönne eine sehr entschiedene Tätigkeit der englischen Regie­rung, die sehr eng mit der Tschechoslowakei zusam­menarbeiten müßte. Auch Frankreich und Sowjet­rußland dürften teinen Augenblid verlieren.

Die Sudetendeutsche Partei beantwortete diese pflichtgemäße Obsorge der Regierung damit, daß sie eine Forderung mit ultimativem Charat­ter stellte, diese Maßnahmen zu widerrufen. Gleich aeitia forderte die Sudetendeutsche Partei , daß die In einem langen Leitartikel beschäftigen fich die Draane des erefutiven Sicherheitsdienstes einerseits Time3" mit den von der Sdß erhobenen Forde abberufen und andererseits in der Ausübung ihrer rungen und den Maßnahmen der Prager Regierung. Funktionen eingeschränkt würden. Schließlich sprach tät und der Zufälligkeit der Zusammenstöße zweifeln, Die Times" schreiben, man müsse an der Spontani­sie auch die Forderung aus, daß die militärischen die sich nach Hitlers Rede ereignet haben. Vor allem Formationen in ibre ubilationen aurüdgezogen aber beweisen sie, wie unwahr die Behauptung von würden. Und auf diese Forderungen erwartete fie der Unterdrückung" der Sudendeutschen sei, denn Die Sbp betonte in ihren Erklärungen wieder die Antwort der Regierung innerhalb sechs Stunden, gerade die völlige Versammlungs- und Demonstra holt, daß die grundsätzliche Voraussehung des welche Frist am 18. September fura vor Mitternacht tionsfreiheit der Sudetendeutschen war eine Voraus fudetendeutschen Problems die Ordnung und die ablief. Die Sudetendeutsche Partei erklärte gleich feßung der Zwischenfälle. Wenn Henleins Wunsch Sicherheit jei. Die Verantwortung für die Aufrechtzeitig, daß sie die Verantwortung für die weitere wirklich Friede und Sicherheit im Sudetengebiet erhaltung der Ruhe und öffentlichen Ordnung iſt in Entwicklung ablehnt und die Verhandlungen über wäre, hätte er Angebote machen können, die wenig jebem Staate selbstverständlich die Sache ber stens während d der Dauer der Verhandlungen Maß­Regierung und der Staatsgewalt. As wenn thtens die Reaclung der Nationalitätenverhältnisse abbricht, nahmen wie das Standrecht überflüssig gemacht hät daher in manchen von Deutschen bewohnten Gebieten nicht zur Gänze entsprochen wird. Forderungen in der angeführten Frist ten. Statt dessen habe er nicht einmal einen Abbell an seine Anhänger gerichtet, Selbstdisziplin au be­die öffentliche Ordnung und Sicherheit an vielen Orten und in bedenklichem Ausmaß durch ungeset Der Vorsitzende der Regierung antwortete dem wahren. Die deutsche Propaganda, die von dem un­erträglichen Leben und der Unterdrückung der Sudes Abgeordneten St. S. Frank, der ihm diese Forderung tendeutschen erzählte, hat sich in den Augen des Aus Henlein führt zur Katastrophe überbrachte, daß er im Prinzip bereit sei, über alle landes, wie die Times" schreiben, selbst gerichtet. Forderungen der Sdß mit deren Vertretern zu ver- In Deutschland mag diese Demagogie Eindruc Paris. Einige der Blätter, die berichten, Hen­handeln, daß jedoch eine telephonische Verhandlung machen, im Ausland erkenne man aber die Riele. Tein habe beschlossen, die Verhandlungen mit der über diese Angelegenheiten nicht möglich sei. Wenn die sich hinter ihr verbergen. Wenn die Frage des Regierung abzubrechen, ſtellen einmütig fest, daß die Regierung über diese Verhandlungen mit der Selbstbestimmungsrechtes der Sudetendeutschen so diese Ereignisse aur Statastrophe führen können, die Sudetendeutschen Partei verhandeln solle, müßten einfach wäre, wie es Hitler in seiner Rede Hinstellte, ganz Europa erfaffen könnte und es notwendig ist, deren Vertreter zu mündlichen Verhandlungen zu dann hätte man Runciman nicht nach Prag zu alles zu unternehmen, um in der lekten Minute noch dem Zwede nach Prag kommen, um als Grundvor schicken brauchen. Aber das berühmte Karlsbader den Frieden zu retten. Programm war in allem Wesentlichen unbestimmt Im Petit Parifien" schreibt Bourgel, die Su­ausseßung des weiteren Vorgehens eine Proklama- und atveideutig". detendeutsche Partei habe sich durch diese Stellung­tion zu vereinbaren, durch welche die Sudeten Daily Telegraph " sagt, daß die Regierung nahme in einen Bustand des Aufruhrs gegen die deutsche Partei öffentlich und verbindlich ihre Ange- auch weiter auf friedliche Lösung der judetendeutschen Regierungsmacht hineinmanövriert. Das Blatt fügt

liche Aktionen und strafbare Sandlungen gestört wurden, war es die selbstverständliche Pflicht der Regierung, die giltige Rechtsordnung mit allen ge­feylichen Mitteln durchzusehen. Die Draane des Sicherheitsdienstes, denen das Gefet diefes Pflicht auferlegt, find bei der Erfüllung derselben mit der größten urückhaltung vorgegangen, welde bis zur Selbstverlengnung ging. Ueberall, wo es möglich war. baben sie durch ihr Verhalten einen blutigen Ausgang der Zusammenstöße ver. hindert, welche, wie einwandfrei festgestellt wurde. und auch die Reibe ihrer aemeinschaftlichen Merk­

Daily Expreß " schreibt: Die Lage beinhalte ein sehr gefährliches Element, das sich Hitler vor Augen führen sollte: Wenn das britische Bolt allzu lange bedroht und gereizt würde, fönnte es einmal sagen, daß jedwede Tatsache bejjer sei als unsicher­heit, und fönnte erklären: Jezt wollen wir uns schlagen!"

10 sem Lugus... dem wir aber trotzdem verfallen| samen Sicherheit, jener unerbittlichen Gewalt, die" Ich habe die Kleinen geweckt", sprach sie find." in leblosen Dingen liegt und langsam versank der Raum. ,, Alle rasch in den ersten Stod!" schrie Frau von Miramar, die auf der Treppe erschien.

Die neue Sintflut

Roman von Noëlle Roger

ME..Dante bestens". Iachte sie. Mar..."

Jäh brach ihr Lachen ab. Sie sah sein Ge= sicht erstarren. Seine unheimlich aufgerissenen Augen schauten über sie hinweg nach der Tür. So verharrte er sprachlos, bleich und entsetzt. Eva

Aus dem Französischen übersetzt von Irma Rippel felgte seinem Blid und schrie auf. Alle fuhren in

Von seinem Beobachtungsposten aus verkün­dete Hubert jede Viertelstunde beruhigende Situas tionsberichte. Das Meer stieg nicht mehr. Einige Meter vor dem Garten machte die schwarze Flut, in der sich die Sterne spiegelten, Halt.

die Höhe. Durch die geschlossene Tür siderte Wasser, bildete schon eine Lache, wurde breiter und bieiter, ledte am Partett mit gieriger Bunge, und man sah diese schwarze Bunge sich vorstrecken, immer weiter und weiter und von Sekunde zu Sekunde breiter werden.

Geschrei erhob sich, Gepolter von umgeivors Eva sezte sich ans Klavier. Mit entzüdender fenen Sesseln; Hubert rannte zum Fenster, stieß Zartheit spielte sie ein Nocturno von Chopin , die Läden auf, beugte sich hinaus, um nach der dessen herzzerreißende Klage unter ihren Fingern Terrasse, dem Garten, der Straße Umschau au dahin schwand und zu kindlichem Geplauder halten und auch nach jenem Teil des Strandes, wurde. den sonst nur die Sonnwendstürme zu über­sdywemmen vermochten. Nichts war zu sehen, nichts als eine schwarze Fläche, die sich unendlich weit unter dem Klaren Himmel hinauszog und an die Mauern des Hauses schlugen die Fluten. Ein Korb schaukelte auf den Wellen und stieß bald hier, bald dort an.

Herr von Miramar hatte wieder sein Bim mer aufgesucht; auch seine Frau zog sich zurüd, während das junge Paar mit Hubert und Yvonne nech den Abend genoß.

Hubert nahm jetzt den Platz seiner Schwester am Klavier ein, Yvonne saß traumverloren neben ihm, und die Verlobten plauderten leise in der Fensternische.

,, Mir ist", sagte Mar, als ob die Glück­wünsche unserer Freunde, die Geschenke, die glanzvolle Feier die man uns bereitet, und all das Glück und alle Annehmlichkeiten rings um uns... als ob das alles nichts ist gegen das, was ich heute abends zum ersten Male erschaue..." Sie blickte ihn vertrauensvoll an: ,, Was ist es, Mag?"

Vorsichtig wählte er seine Worte, vermied schamhaft jedes Pathos und Nührung übermannte ibn, als diese Kinderhand ihn berührte und sich in die seine schmiegte.

,, Eva, ich wünschte, du wärest ein armes Mädel, das ich beschüßen, dem ich dienen, für das tch mein Leben einsehen dürfte, fern von all dies

Hubert stürzte zu dem gegenüberliegenden Fenster, öffnete es und auch hier sah er nur die dunkle, wogende, weithin sich dehnende Fläche. Die Lichter der Villen am Fuße der Felſen ſchie nen auf dem schwarzen Wasser zu schwimmen. Das Haus war schon eine Insel...

Er hörte Eva im Vorzimmer schreien: ,, Auf! Auf! Alle müssen getvedt verden!" Da sah er seinen Vater in der Türe stehen. ,, Sollten wir nicht versuchen, von hier fort­zukommen?" fragte Yvonne.

Die Flut wird uns einholen", antwortete Max, der sein Gleichgewicht wiedergewonnen hatte. ,, Seht wie rasch sie steigt."

Schon bedeckte das Wasser den ganzen Bo­den. Die Möbelleiste war schon nicht mehr sicht­bar. Tückisch und lautlos stieg es mit jener langs

,, Gott sei dant, daß mein Arbeitszimmer ganz oben liegt", murmelte der Gelehrte, indem durch die überschwemmte Diele zu seiner Frau hinüber watete.

er

,, Es ist doch besser, wenn ich das Fenster schließe", sagte Hubert.

Er beugte sich hinaus. Vom Orte her hörte er eine einsame Glocke mit verzweifelter Kraft jammernd, eindringlich läuten, während sich die Fenster der Villen öffneten, von deren beleuch­teten Hintergrund die Umrisse bestürzter Gestal ten sich abhoben.

Dh, dieses Läuten", stöhnte Yvonne, die bei ihrem Bruder geblieben war. ,, Was soll dieses Lauten?"

Hubert schloß sorgfältig die Läden und sich zu ihr wendend, sagte er:

auf!

,, Sturm!"

:

III.

Die Flucht

" Frau Andelot, Frau Andelot, wachen Sie Stehen Sie auf! Ueberschwemmung das Meer... Das Speisezimmer ist schon voll Wasser!"

kläglich, die Gouvernante,... man weiß ia nicht. Was sollen wir tun?... was sollen wir tun?"

Frau Andelot richtete sich auf. Sie preßte die Hände gegen die Stirn. Vor ihrem geistigen Auge stieg ein fernes Bild auf und schob sich mit reängstigender Gewalt in die verwirrende Gegen­

ivart.

" Jch komme, gnädige Frau! Ich werde Herrn bon Miramar helfen. Das ist da das Wichtigste, nicht wahr? Und alles zur Flucht be­reitmachen..."

,, Wie aber fliehen?" ächste Frau von Mira­mar. " Es verkehren doch Züge", antwortete Frau Andelot. Vor allem heißt es die Manuskripte retten." Vor allem heißt es uns Menschen retten". fluchzte Frau von Miramar. Meine Kinder, meine beiden Kleinen!"

Alle werden gerettet werden... nur nicht den Kopf verlieren, gnädige Frau... Nur Ruhe, Ruhe... tommen Sie mit mir."

Schon war sie angezogen und verließ das Simmer. Sie dachte nicht einmal daran, ihre eigenen Sachen zusammenzuraffen. Sie erschien an der Schwelle des Arbeitszimmers, wo Herr Stripten, zwischen Feuerstein- und Knochen­ven Miramar zwischen Stößen von Büchern und sammlungen geschäftig hin- und herschoß.

" Ich werde Ihnen helfen."

Frau Andelot öffnete die Augen. Tei schmerzende Ring um ihre Stirn lockerte sich nicht. Im Hause ging es bunt zu. Man hatte die Das Slappern der Schreibmaschinen verfolgte sie leichten Möbel, das Geschirr, die Wäsche aus dem bis in ihren Dämmerschlaf. Da sah sie eine zu Erdgeschoß in den ersten Stock geschafft. Türen fammengefuntene Gestalt neben ihrem Bette. Klapperten, Dienstboten jagten treppauf, treppab. 2cim Aufladern der Kerze erkannte sie sie zuerst und mit bestürzter Miene meldeten sie einander nicht. Dieses arme, verzweifelte Wesen, das da die Fortschritte der Ueberschwemmung. Eine Stufe um Hilfe flehte, war das Frau von Miramar? ist schon unter Wasser, zwei Stufen... jekt In ihrem Crepe- Satinkleid, mit ihren Diaman finds schon drei... ten und Perlen behängt, lag sie da, elender als die elendeste der Frauen.

( Fortsetzung folgt).