Nr. 219 SamStag, 17. September 1938 Veit« S Das Gebot der Stunde Von V/enxel Jaksch Der Partelvirsitzeudi der DLAP, Abgerrdnrter Wenzel Jaksch , hielt gestern abends stier den Melniker Lender felgende Ansprache an die Tudetendrutschen: Deserteur Henlein di«täfle einmal vöMg Aar ausgesprochen werden, daß und Krebs und»die ihm ähnlichen Führer, welche desertieren, au» der Seele zuwider sind. Wenn jemand»ar der ver- ant Wartung flieht, ist er für uns erledigt. (Konrad Henlein am S. Oktober 1934.) So sieht, Sudetendeutsche, der Mann aus, ter sich als euer Führer bezeichnet hat, dem ihr zugejubelt hobt, der euer Herrgott war, desien Wort euch heilig gewesen ist. Vor fast genau vier Jahren hat er die Männer der damaligen natio­nalsozialistischen Partei, die Krebs und Jung, als Deserteure bezeichnet, die für ihn erledigt sind. Run ist er selbst Deserteur geworden, ist nach sei. nen eigenen Worten vor der Verantwortung ge­flohen und damit selbst erledigt. Welch furchtbare Enttäuschung hat er denen bereitet, die an ihm geglaubt haben! Sie sahen in ihm den Einiger des Volkes, ihren Mann, der ihnen von Gott ge­sandt war, daS Recht zu erkämpfen, dem deutschen Bolt die Gleichberechtigung zu erstreiten. Als aber der Augenblick der Gefahr gekommen war, wo eS galt, Mut und Standhaftigkeit zu bewei­sen, als der Augenblick da war, wo es galt, Führer zu fein, hat sich Herr Henlein davon­gemacht und ist nach München in die Emigration gegangen. Es scheint ein Gesetz der sudetendeut­ schen Politik zu sein, daß die nationalistischen Führer davonlaufen, wenn daS Voll in Gefahr ist. Man kann heute schon aufstcllen eine Ehrentafel der geflüchteten BolkSführerr 1918 Wolf, Hummer und Teufel 1923 Baeran 1933 Krebst und Jung 1938 Henlein und Frank In zwanzig Jahren hat sich saft dieselbe Generation viermal entsetzlich täuschen lassen, ist sie viermal nicht Volksführern, sondern VolkS- verführern erlegen. Ist eS nicht, so muß sich jede:; emst denkende Sudetendeutsche fragen, wirklich Zeit, nach diesen vier Enttäuschungen zur Ernüch­terung zu kommen, ist eS nicht Zelt, das Volk zur Erkenntnis der Wirklichkeit zu erziehen,«st fähig z» machen, die nationalistischen Phrasen zu durch­schauen, mit denen eS immer wieder betört wird? Wo bleibt die mannschaftliche Erziehung des Mannes, der jahrelang Obmann und noch jetzt Ehrenobmann des Deutschen TurnverbandeS ge­wesen ist, in dem das heldisch-männliche Ideal der Turnerschaft als erfüllt angesehen wurde. Nicht wie ein Mann hat sich der Ehrenobmann des Deutschen TurnverbandeS und der Führer einest großen Teiles de» Sudetendeutschtums benom­men, sondern wie eine Memme. Was werden nun die Funktionäre und die Anhänger der Sudetendeutschen Partei machen? Nur wenige können flüchten» die meisten müssen da bleiben, wohin sie ihr Schicksal gestellt hat. Die Bauern könne» nicht ihre» Hof im Stich lassen, die Gewerbetreibenden nicht ihr Geschäft, die Angestellten und Arbeiter nicht ihre» Beruf. Mit ihren Lebensinteressen sind sie an ihre Hei­mat gebunden. Sie müssen in dieser Heimat leben und sie müssen hier auch politisch leben. Wie wollen die von der SdP gewählten Gemeinde­funktionäre ihre Gemeinde verwalten, wenn sie von einer Partei erkoren wurden, deren Führer steckbrieflich verfolgt ist, der Hochverrat geübt hat, Was werden die Universitätsprofessoren machen, die den Geflüchteten als ihren politischen Führer anerkannt haben, die Mittelschüllehrer, die Lehrer an Bürger- und-Bolkstschulen, die Staats­und öffentlichen Angestellten, die in Konrad Hen­ lein ihren politischen Führer gesehen haben? Wird der Deutsche Lehrerbund weiter zu Konrad Hen­ lein , dem Geflüchteten, stehen, oder bekennen sich unsere Lehrer zum demokratischen Staate? Will der Kulturver-and weiter öffentliche Subven­tionen beziehen und einen Hochverräter als Füh­rer anerkennen? Heute werden vielleicht manche von jenen, die an der Spitze dieser Organisatio­nen stehen, einsehen, wie wenig ManneSmut und wie wenig politische Voraussicht sie bewiesen haben. ES bleibt nur eines übrig: ein offenes, männliches Bekenntnis, daß man einen Fehler begangen hat und daß man seinen Irrtum einge­steht. Man muß dem Volke sagen, welche» Verbre­chen Henlein und Frank begangen haben und man muß ein offenes Bekenntnis zur Demokratie ab­legen. Viele sind zu Konrad Henlein gestoßen, weil sie geglaubt haben, ihrem Volke zu dienen; sie sollen ihrem Volke weiter dienen, aber nicht in den Reihen der Anhänger dessen, der sein Volk im Stiche gelassen hat, sondern in der Armee jener, die für ein« glücklichere Zukunft des deut­ schen Volkes kämpfen, welche die nationale Frage in Frieden lösen und die eS zu keiner Katastrophe kommen lassen wollen, in der daö deutsch : Volk und alle seine Kulturgüter zugrunde gehen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, Farbe zu bekennen, deutschen ManneSmut zu zeigen und dem Volk« zu dienen, est vor dem Abgrund zu retten, der Welt zu zeigen, daß ein Teil des Sudetendeutsch­tums demokratisch gesinnt ist und nichts mit den Hasardeuren zu tun haben will, die Europa in den Abgrund stürzen woflen. Wir haben Konrad Henlein im Gegen­satz zu vielen Deutschen und Tschechen nie für «inen loahlen Bürger dieses Staates gehalten, sondern immer für einen Nazi, wir haben an seine Tarnung nicht geglaubt, weil wir da» Wesen des Nationalsozialismus kennen. Wir haben gewußt, welche Gefahren diese Bewegung mit'sich bringt,, daß sie zu Krieg und Zusammen». »Das Gebot der Stunde ist B e s i n n u n g. Lassen wir unst nicht einreden, daß da» eine Voll nur aus Teufeln besteht und das andere nur aus Engeln. Ob uns eine deutsche oder eine tschechische Mutter geboren hat: vergessen wir nicht, daß wir auch Menschen sind. Um jeden Toten weint eine Mutter. Jedes Menschen­leben, sei eS nun als Opfer gewissenloser Verfüh­rer oder in Ausübung beschworener Dienstpflicht gefallen, ist ein unersetzlicher Verlust. Lassen wir nicht zu, daß künstlich erzeugte Giftschwaden de» Hasses da» Land überfluten und die Sonne des Friedens verdunkeln. Heute ist es Mannespflicht, laut' und flar die Stimme der Menschlichkeit zu erheben. GenugderZwietracht, genug des Hasses! In allen Parteilagern gibt es Menschen, die das Beste wollen für ihr Volk. Sie streben es vielleicht auf verschiedenen Wegen an, aber sie tun eS aus idealen Motiven. Die Zeit ist gekommen, in der das Trennende zurückweichen und das menschenverbindende Wollen obsiegen muß. Die Sache, die uns alle angeht, steht einfach so: Tschechen und Deutsche können einander nicht auSrotten. Jede Nation hat ihre Schwachen, aber auch ihre Vorzüge. So»der so müsse« endlich die Formen eine­ehrenvollen friedlichen Zusammenleben- der Ratto««« gefunden werden. Nicht nur bei un- im Lande, sondem in ganz Europa . Ja ich bin der Ueberzeugung, daß genug LebenSraum für alle europäischen Menschen vor­handen sein wird, sobald sie sich gemeinsam auf die Bahn des sozialen Aufbaues und der wirt­schaftlichen Zusammenarbeit begeben. Europas Stellung in der Welt ist begründet auf der Bunt­heit seiner Struktur und auf der Fülle der Löl- kertalente, die es in tausendjährigem Werden her­vorgebracht hat und noch unendlich zu entwickeln vermag. Jawohl, auch wir Deutsche haben Anspruch auf einen Platz an der Sonne. Auch die Sude­tendeutschen müssen Ausblick auf eine ge­sicherte nationale Zukunft und auf ausreichende soziale Lebens« Möglichkeiten gewinnen, damit die guten Geister der Lebensbejahung, der menschlichen Ver­bundenheit und der nationalen Verträglichkeit wie­der die Oberhand gewinnen. Au» tiefster Ueberzeugung sage ich hier, daß dl« Möglichkeit greifbar vor un- liegt,«inen Au», weg im Guten za finden und unser schöne- Gtenz- land wieder in«ine Heimstatt de- Frieden- und des frohen Schaffen- z« verwandeln. Hunderte von Zuschriften au- allen Schichten der Bevölke» rung haben e- i« den letzten Tage« ausgesprochen: Wir wollen unser-ule- Recht, wir wollen nicht- mehr von Versprechungen wissen, wir wollen einen nationalen Frieden-pakt auf der Last- voller Gleichberechtigung, der aber nicht aus dem Papier bleiben darf, sondem nach jeder Richtung hin verbürgt sein muß. Aber wir wol­le« wieder zur Ruh« kommen. Dir können nicht dauernd Objekt der großen Machtpolitik bleiben. Und tausendfach habe ich im sudetendeutschen Grenzland immer wieder den Wunsch gehört: Mr wolle« Arbeit, Arbeit, Arbeit! So denkt noch immer die Mehrheit der Arbeiter, so denken viele Bauern, Geschäftsleute und Ge­werbetreibende, so denken vor allem die Frauen und Mütter, die um den Frieden, um das Lebest ihrer Teueren bangen. Die Blicke einer besorgten Welt sind auf unser unglückliches Grenzland gerichtet. Wird hier die Flamme eines neuen Weltbrandes zuerst auf­züngeln oder wird von uns aus eine Botschaft des Frieden- durch die Länder gehen? Das ist die bange Frage, die auf aller Lippen schwebt. An uns liegt es, sie zu beantworten. Die Sudetcndeutschen können sich mit goldenen Lettern in die Geschichte unseres Zeitalter» einzeichnen, wenn sie in histo­rischer Stunde den Frieden bejahen. Ein gewal­tige» Schicksal hat e» so gefügt, daß ein Stück der Entscheidung über die Zukunft Europas in unserer Hand liegt. Jawohl, wir können dem eigenen Bolle und den Völkern Europas einen gewaltigen Dienst erweisen, indem wir der Hoffnung auf die Ge ­bruch führt. Moralisch und politisch stehen wir heute gerechtfertigt da, und mögen wir eine Min­derheit sein, wir haben die bessere Erkenntnis und die größere, echtere Liebe zum deutschen Volk. Deswegen glauben wir, daß unsere Fahne wieder stolz im Winde wehen wird. Noch ist die Frage, ob Krieg oder Frieden nicht entschieden: aut der angekündigten neuen Konferenz werden die Wür­fel fallen und wird es sich entscheiden, ob ein großer Teil Europa » ein Meer von Blut werden wird oder ob wir durch den Engpaß hindurch in eine bessere Zukunft gelangen werden. Wie aber auch die Entscheidungen der nächsten Tage fallen mögen: Wir kämpfen für eine große Idee, und so, wie e» sich schon heute zu zeigen beginnt, daß wir innenpolitisch recht behalten werden, so wer­den sich auch in der ganzen Welt die Demokratien als die Stärkeren erweisen, werden Wahrheit und Recht siegen, mit besseren Argumenten oder mit besseren Waffen! walt entsagen und die Sttmme der Menschlichkeit hell aufllingen lassen in diesen Tagen. Wahrlich, auch daS tschechische Boll braucht den Frieden und ich sage offen an seine Adresse, daß es diesen Friede» durch Verzicht auf all« Methoden erkaufen muß, welche die deutschen Mitbürger alS Zurücksetzung, nationale Bedro­hung oder wirtschaftliche Vernachlässigung empfun­den haben. In diesem Punkte sind keine Halbhei­ten mehr möglich, sondern nur eine volle und ganze Lösung kann die Rettung bringen. Möge dieser große Augenblick nicht ungenützt vergeudet werden. Welch ein Segen für da» Land, wenn eS gelänge, es zum Ausgangspunkt einer neuen Epoche des europäischen Friedens zu machen! Der Schlüssel dazu liegt in aller unser Hand. So rufen wir denn alle Gutgesinnten zu einem mutigen Bekenntnis auf. In welchen Parteienformen sich die weitere Ent­wicklung vollziehen wird, ist zur Stunde reichlich uninteressant. So wie wir unsere Ueberzeugung respektiert wissen wollen, so hat auch gute nationale Gesinnung vollen Anspruch darauf, respektiert zu werden. Streiten wir nicht darüber, in wessen Herzen die Liebe zur Nation tiefer und fester ver­wurzelt ist, beweisen wir diese Liebe zu ihr und zu den arbeitSfrohcn sudetendeutschen Menschen, die wahrhaftig ein bessere» Lo» verdienen, al» die Massengräber eine» neuen Völkcrringen» zu fül­len. Einigkeit tut not, aber sie kann nicht durch Terror und Blutvergießen erzwungen werden, sondern sie muß auf den Gleichllang der Herzen beruhen. Bielleicht haben wir in verschiedenen Partei­lagern stehend doch dasselbe gewollt, ein ge­sicherte- Dasein unserer Menschen, eine schöne Zukunft unsere- BolkrS. Diese hohen Ziele sind nur in Frieden und in Freundschaft mit unse­ren Nachbarn zu erreichen. Ein neuer Tag bricht an, sobald der unbe­streitbare Friedenswille der sudetendeutsche» VollSmehrheit politisch zum Durchbruch kommt. Laßt unS alle Kräfte'zusammenschließen in den« Bestreben, daß unser heimatliches Grcnzland weder Kriegsursache noch Kriegs­schauplatz werde. Laßt un» die höheren For­men eines guten Zusammenlebens zlveier Volks- stämme schaffen, die einen gemeinsamen Schick- salSboden bewohnen und berufen sind, Brücken- fchläger zwischen deutschem und flaivischcm Wesen zu sein. Es geht heute nicht darum, ein neues Parteiprogramm zu entwickeln und neue« Meinungsstreit zu entfachen. Wenn die Gutgesinnten aus allen La­ger« sich finden, wird ihnen die heiße Liebe zum Volkstum und die Verant­wortung vor Europa Führerin zu guten Ratschlüssen sein. Wo ein Wille, da ein Weg. DaS Gebot der Stunde lautet: Rückbesinnung auf die Gesetze der Menschlichkeit, DorwürtS- strebe«!« ein friedliches Europa gleichberechtigter Völker!" Die Enttäuschung und Erbitterung unter den Hcnleinleuten über die feige Flucht der Führer, die das Sudctendeutschtum an den Rand des Krieges und sich selbst in Sicherheit gebracht haben, ist ungeheuer. Aus allen Städten und Dörfern Ivird eine starke Ernüchterung unter den Henleinleuten gemeldet. Aber auch Unterführer, die bis jetzt die Hasardeur-Politik der SdP-Führung mitge­macht haben und also ein gut Stück Verantwor­tung tragen für das, was angerichtet wurde, be­ginnen sich anscheinend zu besinnen. So begab sich am Freitag der SdP-Senator Ludwig Frank mit einer Abordnung auf die Bezirksbehörde in Marienbad . Er erklärte dort, daß er sich den Behörden zur Verfügung stelle, daß man über die Niederlage der Radilalen froh sei und für Ruhe und Ordnung sorgen werde. In Asch begab sichrer Bezirksführer der SdP. Otto Ritter, auf die Bezirköbehörde, um eine ähnliche Erklärung abzugeben. Dieser Schritt Ritters ist besonders deshalb wichtig, weil Asch ganz unter der Herrschaft der SdP stand. Ritter sagte, daß die SdP-Anhängcr über die Haltung Henleins konsterniert seien und ihm nicht zu fol­gen beabsichtigen. In einigen Städten haben bis­herige Anhänger der SdP die Auflösung dieser Partei verlangt. Die sichtbarste Wirkung der Henleinprojlamation besteht darin, daß überall Ruhe herrscht und die Bevöllerung sich noch weni­ger al» bisher geneigt zeigt, den verbrecherischen Parolen der SdP Folge zu leisten. Der Teplitzer SdP-Führer Dr. Zippelius ist geflüchtet. Solidarisch mit der Tschechoslowakei Eine einstimmige Adresse des Pariser Volksfront-Klubs Die Versammlung de» Klub» der Volks­front hat am 14. September inParjS, nach Anhören eine» Exposes de» Sozialisten Philippe L a m o u r, der eben von der Tschechoslowakei zurllckgekchrt ist, folgende Tagesordnung bri Anwesenheit von 1500 Klubmitgliedern einstim­mig angenommen: Im Hinblick darauf, daß die Sudete n- frage nur ein Lorwand ist, der dazu be­nützt wird, um die Zrrsetztmg de» tschechoslowaki­schen Staate» al» eine erste Etappe de» europäi­schen Hegemonieplanr» und der Attacke gegen Frankreich zu betreiben, so wie sie inMein Kampf" geschildert sind, und im Hinblick darauf, daß die Lerteidigung der Tschechoslowakei eng mit der Berteidigung Frankreichs verknüpft ist, ent­sendet die Bersammlung brüderliche Grüße dem Präsidenten Bene», dem sie zu seinem Mute, zu seiner Klarheit und zu dem Werke beglück­wünscht, die er auf dein Borposten der Demokratie sür sein Land» für s ränkreich, für die Freiheit und für den Frieden beiträgt." Slowakische Volkspartei: Die gemSfllgte Richtung Im Vordringen Für die Aenderung, die in der innerpoliti­schen Situation eingetreten ist, ist auch kenn­zeichnend die Annäherung der Slowakischen ÄolkSpartei an die Regierung. ES ist kein Zweifel, daß nach dem Tod: Hlinka » der gemäßigte Flügel der Partei allmählich Oberwasser bekommt. Diese Gruppe ist geführt vom ehemaligen Minister T i s o, der seit jeher den Standpunkt eingenom­men hat, e» liege im Interesse der Slowaken, zu einer gewissen Zusammenarbeit mit der Prager Negierung zu gelangen. Der radikale Flügel be­herrscht vorläufig durch den Chefredakteur de» Sloväk", Sidor, die Presse, während in der Partei selbst der Einfluß Tiso» größer ist. Be­zeichnend war, daß einige der Führer der Partei in der letzten Zeit Erklärungen nicht in dem Blatt ihrer eigenen Partei, im Sloväk", sondern im Blatt de» MinisterpräsidentenSlovenskh Hla»" abgaben. Vorgestern waren beim Präsidenten der Republik vier Vertreter der Slowakischen Volks­partei zum Mittagessen geladen, unter ihnen be­fand sich Sidor nicht. Während man noch vor einigen Tagen geglaubt hat, es werde zu einer Zusammenarbeit zwischen der SdP und der Slo­ wakischen Bolkspartei kommen, bat nun die Slo­wakische VolkSpartei ihre Beziehungen zur SdP abgebrochen. Falls die Verhaiwlungen zwischen der Regierung und den Slowaken gut au»fallen, ist e» nicht ausgeschlossen, daß die Slowakische Volkspartei'in die Regierungskoalition eintritt. Prag . Der Vorsitzende der Regierung Dr. Milan Hodja empfing Freitag vormittag« in Audienz den Gesandten Künzl-Jizerskh, der vor­übergehend den Vorsitz in dem Koordinations­komitee für die Berichterstattung führte, da» beim Ministerratspräsidium errichtet wurde. Der Vor­sitzende der Regierung danlle dem Gesandten Künzl-Jizerslh für die Bereitwilligkeit und die Aufopferung, mit der er sich seiner Aufglwe ge- widmct hat. Gesandter Kiinzl-Jizerskh versieht iveiterhin seinen Dienst im Außenministerium. Ter Vorsitzende der Negierung empfing auch den englischen Gesandten Newton und den rumäni­schen Gesandten CrutzeScu. Da« Manifest der Deutschen sozialdemokra­tischen Arbeiterpartei, da» Freitag in alle sude- tendeutschrn Orte kam, hat ungeheure- Aufsehen erregt. Bor den Plakatsäulen in Trplitz und Rei- chenberg stauen sich die Menschen. Die Flugblät­ter mit der Frirdrnsproklamation wurden den Kolporteuren buchstäblich au» der Hand gerissen. In Reichrnberg zahlten die SdP-Leute sogar untereinander für ein Exemplar eine- solche» Flugblattes bis zu k> KL. Die mutige Initiative der sozialdemokratischen Partei wurde mit großem Beifall aufgenommr». * Vier, die sieh meiden... Herr Dr. N e u w i r t h, SdP-Abgeordneter und Rechtsanwall, teilte uns gestern aus seiner Kai^lei mit, daß die SdP-Abgeordneten K u n d t und Dr. Peters und der Prager SdP-Stadt« Vertreter Prof. P f i h n e r nicht unauffindbar und nicht ins Ausland abgcgangen seien, sondern vielmehr sich in Prag befinden und hier ihren bürgerlichen Pflichten" nachgehen. Wir bringen diese Feststellungen des Herrn Abgeordneten Dr. Neuwirth der Oeffentlichkeit zur Kenntnis. Sowohl die Tatsache als auch der Umstand, daß sie uns eigens mitgeteilt wird, sind kemerkenSwert. Um so mehr, als die große Masse der SdP-Hauptführer mit Konrad H enl e i n an der Spitze eben au s g e- ri s s e n sind und ihren bürgerlichen Pflichten be­reit» direkt imDrittenReich nachzukommen Ichemenl Enttäuschung und Erbitterung Unterführer gegen die Geflüchteten