Nr. 219 SamStag, 17. September 1938 Seite 8 Bei den Flüchtlingen in Prag Auf dem Masaryk -Stadlon Als schon alle verfügbaren Quartiere besetzt waren und immer noch Hunderte von Flüchtlingen mit Sack und Pack auf den Stufen der Bahnhofsgebäude sahen, immer neue Züge, immer neue Ankömmlinge brachten, ist man darangegangen, in den Garderoben der Masarhk-StadionS Massenquartiere aufzuschlagen. So wälzte sich in den Abendstunden der Mittwoch«in trauriger Zug von der Haltestelle der Straßenbahn hinauf-um Stadion gegen einen eiskalten Wind: Frauen mit einem Kind auf dem Arm, einigen anderen am Rockzipfel, Männer mit schweren Lasten, die Alte und Kranke führten. Immer neue Scharen kamen. Und alle waren ruhig, ernst und besonnen, verhärmt. Das war der Einzug inneue Heim. Schwestern vom Roten Kreuz, Beamte der Stadt, freiwillige Helfer standen zu ihrem Empfang bereit. Nicht- war vorher besprochen oder organisiert, aber olle» klappte wie am Schnürchen. Jeder half da, wo e- nötig war, und bald war jeder an seinem Platz untergebracht. Dann kamen Strohsäcke und Decken zur Verteilung und äußerlich war aller in Ordnung. Zwischendurch galt e- noch Kranke zu Aerzten zu führen, schreiende Kinder zu beruhigen, verzweifelte Frauen zu trösten. Auch dar ist gelungen und die erste Nacht war schließlich doch schon für olle fast eine Erlösung. Zunächst sind alle diese Menschen noch betäubt von dem Unglück, dar sie betroffen hat. Besonders die Leute aus dem Egerer Gebiet erzählen immer wieder^ wie man ste einfach au» der Arbeitsstätte jagte, weil die Anhänger ihrer politischen Gegenpartei erklärt haben, datz sie nicht mehr mit den Roten arbeiten.„Denken Sie nur: Deutsche gegen Deutsche", da» sagen ste alle, immer wieder, in jeder Gruppe. ,,Sie haben Spottlieder auf un» gesungen, al- wir wandern mutzten, von denen noch da- mildeste war:„Mutz i denn-um Städtele hinaus". Die Deutschen haben un» au» unserer Heimat vertrieben, un» unsere Arbeit genommen." Das ist ihnen am unbegreiflichsten, liegt wie ein schwerer Alb auf allen. Eine Mutter ist dabei mit einem Kind von vierzehn Tagen, eine andere hat rin sechswöchige» Kindchen bei sich und dann gibt e» Kinder in allen Altersstufen. Diese Rinder wiffen nicht, was mit ihnen geschehen ist, sic spielen miteinander, lassen sich da» Esscn schmecken, wa» ihnen geschenkt wird und sind guter Ding«. Nur ein scheuer Blick wird dann und wann auf die Erwachsenen geworfen, die so besonder- ernst umherblicken, ihnen so wenig verbieten. Ich spreche mit den ,Frauen. Sie sind grenzenlos dankbar/' wenn man ein guter Dort an'sie richtet, geben bereitwillig auf alle» Antwort. Spricht man ein liebe» Wort zu ihren Kindern, gibt man denen gar«in Stückchen Schokolade, so verzieht ein glückliche» Lächeln ihr abgehärmte» Gesicht. Alle wollen wiffen, wa- in der Welt lok ist, und alle fragen immer wieder:„Mutz e- denn Krieg geben? Soll unsere schöne Heimat auch noch verwüstet werden? Wir wollen keinen Krieg." Allen ist da- Weinen näher al» do- Lachen. Aber sie sind unendlich tapfer. In ernsten Gesprächen stehen sie auf ihren Plätzen vor den Strohsäcken. Wenn einer jungen Frau einmal die Tränen kommen, dann trösten sie die anderen sofort, stehen ihr zur Seit«. Alle sind wie eine einzige grotze Familie. Die rührende Dankbarkeit dieser gehetzten und geplagten Leute zeigt sich an Neinen Beispielen. Sie bemühen sich krampfhaft tschechisch zu sprechen, antworten sogar auf deutsche Fragen tschechisch, so weit sie e- nur irgend können. Selbst die Kinder eifern ihnen hierin nach. Ich habe mich eine Zeitlang mit einer Gruppe wilder Rangen beschäftigt, damit die Eltern sich in Ruhe um Schlafsäcke und ihre Habseligkeiten bekümmern können. Al» ich meine Schützlinge wieder austeilen will, erhebt sich in ihren Reihen ein Tuscheln und ein Bub wird vorgeschoben, dreht verlegen di« Mütze, sagt aber nicht». Da ruft ein keckes Mädelstimmchen au» der Mitte der Gruppe: „Mit dem Buben da vorn können sie tschechisch sprechen, er übersetzt e» un»." Aber niemand war mehr erleichtert al» der kleine Dolmetscher, al» ich auf seine Dienste verzichtete. Draußen gibt e» keine Sprachunierschiede: Trautzen gibt e» nur guten Willen und in die Tat umgesetzte Menschenliebe. Der tschechische Arbeiter, der die auf Lastauto» von den Bahnhöfen kommenden Gepäckstiicke autlädt,.hat für jeden ein Scherzwort und zaubert trotz seiner derben Art manch' schönet Lächeln auf die verhärmten Gesichter. Die Schwestern greiien zu, wo man sie braucht, ihnen ist keine Arbeit zu viel und wo ihr« Sprach« versagt, schasst die Tat ihnen Zutrauen und Dankbarkeit. Ich bin von Gruppe zu Grupp« gegangen und habe olle nach besonderen Wünschen gefragt, vor allem auch noch dem Gesundheitszustand und besonder» notwendigen Dingen. Niemand hat auch nur den kleinsten Wunsch für sich geäutzert. Einzig und allein die Mütter kleiner Kinder haben gefragt, ob sie abend» Milch für die Kleinen bekommen können. Zu einer Frau sag« ich dabei:„Ja, und Sie bekommen auch zu effen, Sie sehen au», als ob Sie e» bitter notwendig hätten."„Ich habe auch zwei Tage nicht gegessen", war di« ruhige Antwort.„Ich habe nur Sorge um die Müder." Die Mütter mit den Säuglingen empfinden ei am schwersten, datz ste die Kleinen nicht richtig pflegen können, sie nicht so sauber halten, wie sie e» gewöhnt sind und«in Mnd e» braucht. Immer und immer wieder stellen ste die bange Frage:„Wird e» tcm Kleinen auch wirklich nicht schaden?" Alle, di« auf dem Stadion untergekommen sind, kennen da» Leben nur von der schwersten und härtesten Seite. Leben war für sie immer noch gleichbedeutend mit: kämpfen und entbehren. Jetzt sind ie autzerdem noch heimatlos. Aber doch haben sie den Glauben an die Menschen, an Freiheit und Ge- rechttgkeit nicht verloren. Für ihn leiden sie jetzt ein Märtprerschicksal: still und klaglos tragen sie auch dieses Lo». Wenn sie aber einen Wunsch äußern so ist eS der: Seid auch Ihr standhastl Dient auch Jhc der guten Sache mit all' Euren Kräften l Kämpsr auch Ihr weiter, bi» der Mensch wirklich frei geworden ist! 3m Baxa-Helm Im Bara-Kinderheim der Stadt Prag , da» mitten im gepflegten und gehüteten Havliäek-Park liegt, sind zum grötzten Teil die Frauen und Kinder au» Westböhmen untergebracht. Ein herrliche» Gebäude, da» eher an ein Schloß erinnert mit seinen breiten marmorenem Treppenaufgang, ist nun das Heim unserer Getreuen geworden. In allen Zimmern sind saubere Betten, moderne Möbel, Licht und Reinlichkeit sichtbar. Die Zufriedenheit der Frauen mit ihrem Ouar- tter ist überall zu hören. ES ist auch die Berpslc- gung wirklich reichlich und vorzüglich. Nach den Strapazen und Sorgen der letzten Tage wirkt der freund- liche Speisesaal mit den vielen einzelnen Tischen, den netten, sauberen Tischtüchern, den schönen Möbeln direkt beruhigend. E» muß anerkannt werden, datz die Schwestern, da» gesamte Personal vom Portier angefangen bi» zur Fürsorgebeamtin der Stadt Prag , Frau Toutova, ehrlich bemüht sind, in jeder Weise zu helfen. Die Kinder hatten sich im herrlichen Park auf, wo«» auch Spielplätze gibt, viele Frauen benützen die Gelegenheit und sehen sich die Stadt an. Wenn sie etwa» bedrückt, so ist e» die Sorg« inn ihre Männer, di« in selbstloser Weise für ihre Idee Leben und Familie«Insctzen. Wer kann e» z. B. einer Familie au» der Nähe von Eger verdenken, daß ihnen schwer um» Herz ist, wenn die drei Frauen, die wir sprachen, erzählten, sie seien au» einer Familie, die Großmutter ist auch mit und„da sind unsere acht Kinder, unsere drei Männer stehen im Grenzdienst, wir sind um Mitternacht alarmiert worden und mußten im Augenblick unser Häufl und alle», Iva» wir zusammen in den Jahren erarbeitet haben, ini Stich lasten! Schng'r Genossen, sagte die eine, vor an' Krieg hätt'n mer kane Angst, aber diese Henleinleute sind so schlimm, die hätt'n un» und d' Kinder um'brachtl" Jetzt sind sie froh und danken der Partei für ihre Fürsorge. Ein Parteifunktionär, der für den Parteivorstand unsere guten Mütter und Kinder begrüßte und ihnen allen im Namen der Partei die Hand drückte, sagte ihnen gleichzeitig, daß die Partei sie nicht vergißt und alle» tun wird, um ihr Lo» zu erleichtern. Da» Baxa -Kinderheim hat alle modernen l Einrichtungen eine» solchen Heime», e» ist, wenn notwendig, auch ärztliche Hilfe bei der Hand. Die Flüchtlinge bleiben nicht ohne Information, da ihnen täglich in genügender Anzahl der„Sozialdemokrat" unentgeltlich zur Berfiigung steht. Dankbar muß man sich auch der Stadt Prag erinnern und seinem hochherzigen Primator, der diese» schöne Heim unseren Frauen und Kindern zur Verfügung stellt«. Tschechische Mütter, die sich im Havliäek-Park mit ihren Kindern aufhalten, beschenken unsere Kinder mit Obst und versuchen sich mit ihnen, oft nur mit ein paar deutschen Brocken, zu verständigen. Und e» ist erhebend, wenn man Worte hört wie diese:„Wer für un» ist, für den sind auch wirl" Vie Situation im sudetendeutschen Grenzgebiet am Freitag Prag . Fast in allen gemischtsprachigen Bezirken ist die Lage vollkommen ruhig. Man kann noch eine Flucht von Angehörigen der Sudeten deutschen Partei über die Grenze beobachten, aber zugleich sind umgekehrte Bestrebungen deutlich zu. sehen: Biele Mitglieder und Funktionäre der SdP bleiben auf ihrem Platz und bemühen sich zur Beruhigung beizutragen. Die Sekretariate und Braunen Häuser der SdP im Karlsbader Bezirk sind vollständig verlosten. In der Gemeinde T u p a d l, Bezirk Dauba, wurde auf zwei Milttärpatrouillen zweimal geschossen". Verwundet würde üirmand. Im Wald» Hotel H e i d h o f, Bezirk Römerstadt, wurden zwei Angehörige der Sudetrndeutschen Partei, die Waffen hatten, vrrhastet. In Neustadt an der Taftzlficht« gab eS am Donnerstag Streik und in WarnSdorf wurden zwei Trlephonmasten atgesägt. Um Mitternacht ertappte eine Patrouille der StaatSverteidigungömochc am Rande eine- WaldeS tri der Gemeinde Schlappenhof in der Nähe von Eger einen Mann in Ord» neruniform, den ste aufforderte, stehen zu bleiten. Der Mann ging gegen die Patrouille vor, worauf auf ihn geschossen wurde. Er wurde getroffen und war auf der Stelle tot. ES ist, wir srstgestrllt wurde, der Wandermustkrr Johann Pförtner, der offensichtlich einen Kurierdienst für die SdP versah. Die Nachricht deS reichSdentschen Rundfunks, datz der BezirkSführer der Sudeten deutschen Partei Karl HauSmann in Eger erschossen worrn sei, ist nicht wahr. HauSmann ist nach Deutschland entflohen. In Kreibitz , Bezirk WarnSdorf, wurden in der Nacht die Fenster deö Postamtes elnseschlagen. Die beispiellose Verantwortungslosigkeit der deutschen Provinzpreise Seit Jahr und Tag und Insbesondere seit der Vervollkommnung der Gleichschaltung nach dem Falle Oesterreichs hat die deutschbürgerliche Provinzpreffe ausnahmslos in das Horn der SdP geblasen. Alle Wendungen hat sie zugleich mit ihr mitgemacht, bedenkenlos hat sie mitgeholfen, das sudetendeutsche Volk mit an den Rand des Abgrunds zu führen. Diese Verantwortungslosigkeit der sudetendeutschen Provinzblätter* hat in den letzten Tagen einen unvergeßlichen Höhepunkt er«, reicht. Wir müßten Bände zusammenschreiben, wollten wir für die Geschichte nur einen Ueberblick darüber geben, was diese Blätter, von der„Rei chenberger Zeitung " angefangen, insbesondere seit Hitlers montägiger Rede, von ihnen mit Begeisterung ausgenommen, mit dazubeitrugen, um das sudetendeutsche Volk völlig zu verblenden. Der Historiker unserer Tage, der einmal die Aufgabe haben wird, dem Geschehenen und der Volksstimmung während dieses beispiellos bedeutsamen Abschnittes nachzuspüren, wird Wohl ungläubig und fassungslos dastehen, wenn er wird feststellen müssen, daß, von der sozialdemokratischen Presse abgesehen, in der sudetendeutschen Provinz in diesen Septembertagen sich auch nicht«ine einzige sudeteudeutsche Zeitung fand, die den Bürgern die Gefahr und daS Grauen eines Krieges auf sudetendeutschem Schauplatz und eines Weltkrieges vor Augen geführt hätte. Noch gestern beispielsweise wagte Nach den bisherigen Meldungen herrscht vollkommene Ruhe in folgenden größeren Städten und Bezirken: In Träutenau, Reicherberg, Schluckenau , Komotau , Preßnitz , Böhm.-Leipa, Kaadcn. im Bezirke Tachau , im Bezirke Braunau , im Bezirke GraSlitz , im Bezirke Neudek , in Falkenau, in Teplitz-Schönau , wo die Mehrziihl der Geschäfte geöffnet ist, in Karlsbad ,-in B'sckof» teinih, im Bezirk Dauba, in Rumburg , im Bezirke Böhmisch-Krumau , im Bezirke San',, im Bezirke Clbogen und im Bezirke Joachimsthal . Begräbnis der Opfer aus der Exekutive Prag . Am 17. September findet um 13.48 Uhr in Fallenau a. E. das militärische Begräbnis von acht Gendarmen statt, die in Ausübung des Sicherheitsdienstes ermordet und so zu Opfern des Aufstandes wurden. Es sind dies Oberwachtmeister Frantisek N o v ä k, Fähnrich Jan Koukol, Wachtmeister Josef Briäk, Wachtmeister Josef Falber, Wachtmeister Antonin K k e p e l, Wachtmeister Bäclav R ä j, Gendarm auf Probe Vladimir E e r n h und Gendarm auf Probe Stanislav R o u b a l. Die Leichen der genannten Gendarmen werden nach dem militärischen Begräbnis in ihre Heimat übergeführt, wo das kirchliche Begräbnis stattfindefl Das Begräbnis des Stabswachtmeisters Jan H e k m a n e k, der in Ausübung des Sicherheitsdienstes in St. SebastianSberg heimtückisch ermordet wurde, findet am 18. September um 18 Uhr in Unitice bei Roztok statt. es die„Brüxer Zeitung" das Mailänder Blatt„Regime Fascista " kommentarlos zu zitieren, um darauf hinzuweisen, daß„heute ein Krieg für die Demokratien nicht wie der von 1914 sei. Frankreich würde vor der unüberwindlichen deut schen VerteidigungSmaucr stehen und England hätte nicht nur keine aktive Unterstützung Irlands , sondern auch wahrscheinlich nicht der Dominien." Mit einem Worte: in dem Augenblick, in dem ungezählte Millionen anständiger und denkender Menschen in der ganzen Welt vor dem AuSbruch des Unermeßlichen zittern und da auch im sude tendeutschen Gebiet viele von den lange genug Betörten zu begreifen beginnen, worum es geht— noch in diesem Augenblick also versuchen die Schriftleiter, die Gehirne der Menschen zu umnebeln und ihnen verbrecherisch daS ungefähre Bild eines preußischen Spaziergangs vorzugaukeln, bei dem die Demokratien, natürlich voran die Tschechoslowakei , alles zu verlieren hätten, aber selbstverständlich Hitlerdeutsch« land und die SudetonaziS nur alles zu gewinnen! Wir sind davon überzeugt, daß Vernunft sich auch entgegen der sich Überschlagenden reichsdeutschen Rundfunkhetze und entgegen der Gewissenlosigkeit der heimischen Schriftleiterpreffe durchsetzen kann. Wir hoffen eS. Aber ob so oder so— den Herren Schriftleitern wird ihreHaltungvonheuteundmorgen keineswegs vergessen werden! So wie vor 1914 haben sie sich auch in diesen Wochen mit der fürchterlichsten Mitverantwortung für alle fluchwürdigen und verderbenbringenden Möglichkeiten beladen. Wiederum melden sie nicht tieWahrheit—, sogar die Flucht Henleins, Nachtisch für unerwartete Gäste (schnell und einfach herxustellen) 6 Semmeln werden in fingerdidte Scheiben geschnitten, mit etwas Wein oder Himbeersaft übergossen und darin eingeweicht. Die Scheiben werden mit Ei und Semmelbröseln paniert, in Keibern Ceresfett hellbraun gebacken und dann mit Staubzucker bestreut. - 100* Dreines Pflanzenfett Achtung! Dm adrig bleibende Ceres* Speisefett kann immer wieder sum Ausbacken verwendet werden, denn Ceres Ist unbegrenzt haltbar. Frank« und der übrigen Nazi-Größen suchen sie dem Volke zu verheimlichen!— sondern streuen ihnen Sand in die Augen und, weit' entfernt davon, auch nur einen Handgriff für die Republik und für die Demokratie zu tun, fühlen sie sich einzig und allein Herrn Ad olf Hitler unter st ellt. Nicht mit einem Worte hat diese verdammte Schriftleiterpresse gegen daS Uebermaß von Lügen protestiert, daS die deutschen Sender und die deutschen Zeitungen zumal in den jüngsten Tagen in die Welt setzten, mit nicht einem Worte haben sie die tollgewordenen Fanatiker zur Mäßigung zu verwarnen versucht, mit nicht einem Worte steuern sie etlvaS zum wahren Interesse de» sudetendeutschen Volke« bei. So bedenkenlos verfälschen sie die Wahrheit, so bedingungslos machen sie die Katastrophenpolitik Hitlers und Henleins mit, daß diejenigen, die sich in Sicherheit brachten, glauben durften, auch die Einstellung der„Zeit" werde an den Dingen nichts ändern, denn die„Reichenberger ZeituNg ", der„Teplih-Schönauec Anzeiger", die„Brüxer Zeitung" und wie sie alle heißen, würden schon dafür sorgen, daß die Sudolendeut» scheu weiter im Sinne der davongelausenen„Zeit" unterrichtet würden. Da» haben die Herren Haupt- schristlciter denn auch gründlich besorgt— und haben dabei gar nicht bemerkt,, daß der Wind, der durch di« sudetendeutsche Bevöllerung und überhaupt durch die Republik weht, sich einigermaßen zu drohen beginnt. Die Tätigkeit der PreiSkommiffäre: 892 Kommissionen— 26 Bestrafungen. Die Tätigkeit der auS der böhmischen Provinz in Prag konzentrierten sechzig P r e i S k o m m i s s ä r e, die den Prager LebenSmittelmarkt kontrollierten sollten. geht sehr rasch vonstatten. Bisher wurden 292 Geschäfte kontrolliert. Die Kontrolleure richten ihr Augenmerk nickt nur auf die Preisgestaltung, sondern auck darauf, ob die Kaufleute au» spekulativen Motiven nicht Vorräte anhäufen. Bisher sind 26 Fälle den vorgesetzten Behörden zur Durchführung von Strafverfahren angemeldet worden. Propagandaministerium eingerichtet Prag . Der Präsident der Republik hat Freitag ein Handschreiben folgenden Wortlautes erlassen: „Herr Bavreöka. Ich ernenne Sie zum Minister. Dr. Milan Hodja m. p. Dr. Edvard Beneö m. p. Laut Information von Regierungsstellen wird der neuernannte Minister Hugo Bavreäka mit der Leitung de« zentralisierten Nachrichtendienstes betraut. kunclrnan In London eingetroffen Prag . Das Sekretariat der Mission Lord Runciman hat Freitag folgenden Bericht ouSge- gebcn: Lord Runeiman wurde Freitag um lü Uhr vormittags vom Präsidenten der Republik empfangen und reiste später in Begleitung de» Herrn Ashton-Gwatkin im Flugzeug nach London ab. Die Gattin des Lord Runciman und die übrigen Mitglieder der Mission bleiben in Prag . Um 3 Uhr nachmittags empfing die Mission den Abg. Dr. Angelo Goldstein, Jng. Ernst Frischer, Dr. Kohn-Schanzer und Dr. Viktor Fischl, die der Mission als Vertreter der jüdischen Partei in der Tschechoslowakei ein Memorandum vorlegten, Lady Runciman, Herr und Frau Peto, Herr und Frau Henderson und Herr Stephens nahmen Freitag abends an einem Mnstkabend teil, wobei ste einer Einladung Dr. Bouöeks und seiner Frau folgten. London . Lord Runciman ist auf dem Flugplatz von Croydon um 17.18 Uhr ringetrof. fen. Er«rllärte:„Die Situation ist äntzerst deli- tat. Sie liegt in Gotte» Hand."
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18 (17.9.1938) 219
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