Seite 2

ſind, desto größer wird ihr Wut. In den Sude­tengebieten bangen aber Millionen Menschen um den weiteren Lauf der Dinge. Die Führer sind in Sicherheit, das Volt ist in Gefahr.

Dienstag, 20. September 1938

Die Kundgebung Hodžas

Mahnung zur Besonnenheit

Am 18. September 1988 um 12 Uhr hielt Ministerpräsident Dr. Hodda eine Rundfunk

Rede, in der er u. a. sagte:

Mr. 221

Außerordentliche Vorschriften für den Postverkehr

und

Quart.

tschechoslowakische Regierung hat ihren Stand­punkt am Sonntag durch die Rundfunkrede Dr. Hodža s präzisiert. Die Negierung dürfte, In Verfolg der Einführung von außer. ohne den Plan der Westmächte, ihre Bereitschaft ordentlichen Maßnahmen gemäß der Regierungs. befunden, ihn als Basis weiterer diplomatischer Besprechungen mit London   und Paris   betrachten. und trots feines Aufruhrverfuches, baf die Regierung berordnung vom 17. September 1938. S. b. G. Die Verantwortung liegt wiederum bei Paris   und nichts an ihrer bisherigen Politik der Berständigung u. B. Nr. 177 wird für ins Ausland bestimmte London  . Fraglich bleibt weiter, ob das national­mit ben Nationalitäten und befonders mit ben Sube- Sendungen folgende Einschränkungen festgejezt: sozialistische Regime seine aufgeputschten Anhän tendeutschen ändert, wobei fie die volle Integrität a) Briefe müssen nur offen aufgegeben werden. Es wurde demnach in den letzten Monaten die ger durch den Gewinn einiger Sudeten  - Bezirke des Staates verteidigen und die Verhandlungen auf Schriftliche Mitteilungen sind nur gestattet, fofern befriedigen könnte. In einer Dresdner   Emigran   Politik der Regierung unter dem Gesichtswinkel einer der Grundlage ihrer letzten Vorschläge führen wird. sie in tschechoslowakischer, fleinrussischer, russischer, ten- Versammlung wurde Montag abends davon doppelten Verantwortung geführt, mit dem Bewußt­Die Regierung braucht hiezu heute nicht Henlein und polnischer, deutscher, ungarischer, ferbokroatischer, gesprochen, daß die tschechisch- deutsche Frage mit ſein der Verantwortung für die unbedingte Erhaltung bie entflohenen Führer; benn die Ereignisse bei uns rumänischer, französischer, englischer und italienischer der Waffe in der Hand" gelöst werden müsse. der staatlichen Autorität in entscheidenden Augen­und der Zusammenbruch des Aufruhrs zeigen am fontrollierbaren Schrift oder Sprache, einer Ges Je weiter die Herren SdP- Führer vom Schusse blicken und dann mit dem Bewußtsein der Verant deutschen   Volkes vor sich hat, deren überwältigende heimschrift, Kurz( Stenographie-) schrift, alles dessen, wortung für alle möglichen Folgen, welche fich aus beſten, daß die Regierung heute Waffen des jubeten fontolt abgefaßt find. Die Verwendung einer une dem tschechisch- deutschen Verhältnis, so weit es noch Mehrheit eine friebliche Regelung ber nationalen was durch indizierte Stilliſierung, Chiffern und der. nicht geregelt iſt, ergeben können. Daher unsere un Berhältnisse und des nationalen Broblems wünscht. gleichen Werbacht erregen würde, iſt nicht gestattet. erschöpfliche Ausdauer bei den Verhandlungen, daher Wir begannen eine Politik der nationalen Die Mitteilung muß in genauer unser ehrliches Bemühen, weder die Veranlassung noch den leiſeſten Anschein suzulaſſen, die Berants Regelungen, die wir in einer Reihe von Regierunge Schrift verfaßt sein und bark atvei Geiterlider wortung für die weitere Entwidlung auf unsere anträgen formulierten. Vor kurzem hat fast noch nie format nicht überschreiten. Für Briefe können nur Schultern zu wälzen. Nicht nur einmal hat so man- mand in diesem Staate daran gezweifelt, daß diese einfache Umschläge verwendet werden; b) Wertbriefe und Wertschachteln müssen cher von uns die Geduld schon verloren und die Anträge zur Befriedigung führen werden. Während Regierungsorgane der Schwäche bezichtigt. Nun aber aber die Regierung daran arbeitete, daß alle Natio- gleichfalls offen aufgegeben werden und dürfen feine wird die Situation wohl jedem flar sein. Mit unserer nalitätenprobleme im Wege des Friedens und der schriftlichen Mitteilungen oder exponierte, jedoch Politik, die im geeigneten Augenblide zuwartend, Vereinbarung gründlich gelöst werden, wurden von nicht entwickelte Filme, photographische Platten und aber auch unnachgebig ist, haben wir die Anerken der anderen Seite anonyme Aftionen unternommen, ähnliche photographische Gegenstände enthalten. Der nung unserer Freunde und auch aller objektiven die auf eine Zerstörung hinzielen. Auf der einen Poſtannahmebeamte hat sich davon zu überzeugen. Beobachter erzielt, daß wir uns um den Frieden ver- Seite also unbestreitbare Arbeit für den Frieden, auf Sodann   legt der Aufgeber in Gegenwart und unter dient gemacht haben und daß wir bei aller unserer der anderen Seite unbestreitbare Arbeit für die ständiger Kontrolle des Annahmebeamtens den Werts inhalt in den Umschlag( Schachtel) ein, verschlickt Entschlossenheit das unsere zu verteidigen einer Berstörung. und versiegelt ihn mit dem Privatsiegel, das er mits Einigung fähig sind und daß daher die Tschechoslo­bringt. Der Brief wird dann amtlich bersiegelt. Für wakei ein verläßlicher Arbeiter für den Frieden ist. die offene Aufgabe und die amtliche Versiegeluna Dieſe Tatsache ermöglicht es der Regierung, eine wird eine Gebühr nicht eingehoben, ein Vermer! Staatspolitik auf fester Grundlage sowohl im In­nern, als auch in der Außenpolitik zu führen. Mit der Politik der letzten Monate erzielten wir in diesen Tagen unersetzliche Ergebnisse für die Republik  . Heute kann man sagen, daß die Tschechoslowakei   alle aus ihrer Verantwortlichkeit erfließenden Aufgaben erfüllt hat. Es liegt nunmehr an allen anderen, das gleiche zu tun.

Alles, was wir in den letzten Tagen der fudetendeutschen Oeffentlichkeit sagten, wird jeder geschichtlichen Prüfung standhalten können. Nach wie vor sind wir der Meinung, daß eine Gleich berechtigung ohne Krieg zehnmal besser wäre, als eine Gebietsteilung, selbst wenn sie friedlich er folgt. Wenn aber doch das Risiko des Krieges damit verbunden ist, dann werden noch viele darüber wehtlagen, daß sie den Friedensruf der Sozialdemokratie überhörten. Die weiteren Ent­scheidungen werden nicht mehr von dem Willen und von den Lebensinteressen der Sudetendeuts schen abhängen. Es hat keinen Sinn, den Vertres tern der Großmacht- Politik neue Ratschläge zu geben. Sie entscheiden nicht nur über uns, son­dern auch über ihre eigenen Völker und über die Zukunft Europas  . Wir haben unseren Teil getan. Ob die anderen bestehen oder versagen, ist zu gleich Bestimmung ihres eigenen Schicksals.

Seit den ersten Anfängen der Arbeiter bewegung ist noch niemals den sozialistischen Menschen eine solche Prüfung ihrer Seelenstärke und ihrer Gesinnungstreue auferlegt worden. Die deutsche Sozialdemokratie hat heute die Auf­

Es ging und geht auch heute nicht um etwas

Geringeres als um einen ſyſtematiſch geführten polis tischen Angriff gegen die bedeutendsten Voraussetzun, gen des tschechoslowakischen Staates. Wir stehen, das muß ich betonen, vor einer großen histori fchen Prüfung. Es geht nicht nur um ein Teilproblem; es geht darum, daß wir nicht nur durch unsere internationale Stellung, sondern auch haupt­fächlich und vor allem durch unsere immere Stärke jeden Versuch, uns zu bebrohen abwehren, und daß wir jeden Zweifel beseitigen, der unser Zusammen halten untergraben könnte. Es geht nicht nur um die selbstverständliche Einheit der Herzen, fon­dern auch um die Einheit der Vernunft und der Erwägungen und dann um die Einheit der Kraft. Diese Einheit wird notwendig sein, besonders in der allernächsten Zeit, wo wir vor die schwierigen Aufgaben gestellt sein werden.

überzählt" wird nicht angebracht;

c) Paletsendungen dürfen ebenfalls feine schriftlichen Mitteilungen enthalten. Auf den Ab­schnitten von Postbegleitadressen und anderen Be gleitpapieren wie auch auf den Abschnitten von Post. anweisungen dürfen gleichfalls leine schriftlichen Mitteilungen enthalten sein.

Diese Einschränkungen gelten für die Dauer von drei Monaten, beginnend mit dem 17. Gus tember 1938.

Zur Lage Im Sudetendeutschtum

Der DND meldet: Während die Leitung des Deutschen Kulturverbandes" im Lande geblieben ist, hat sich die Leitung des Bundes der Deutschen  " nach Deutschland   begeben. Die Leitung des Deut schen Turnverbandes" übt keinerlei Tätigkeit aus.

Die Regelung der tschechisch- deutschen Be­gabe zu lösen, für Freiheit und Menschlichkeit bis ichungen kann und darf nicht die Quelle eines neuen Streites und auch kein Hindernis fein, das dann zum Leßten einzustehen, ohne das Leben ihrer psychologisch die kommende Zusammenarbeit der Wöl­Anhänger sinnlos zu opfern. Möge jedem von fer gerade in jenen Teilen Europas  , wo auf der uns das Bewußtsein Riesenträfte verleihen, daß friedlichen und aufbauenden Zusammenarbeit biefer ein Stüd des gewaltigen Menschheitsschicksals in unsere Hand gelegt ist. Der Engpaß, in dem sich Völker der Friede, der Fortschritt und das Glück be­Wir wissen, daß die Prüfung, vor der unsere die Entscheidung eines Jahrhunderts zusammen ruhen, unmöglich machen würde. Das soge. nannte Plebiszit tann unter Republik   steht, eine schwere Prüfung ist und daß die zwängt, ist da. Wir müssen hindurch, so befiehlt teinen Umständen eine Lösung Anforderungen an unseren Opfermut und an unsere es der Ruf unserer roten Fahnen und die unverbringen, die diesem großen Biele Kraft mit jedem Tage wachsen. Die Jahrhunderte gängliche Jdee des Sozialismus! entspräche. Hierin find fich nicht nur alle jene, haben uns gelehrt, daß niemand vom Frieden träu­bie hier zu Hause die Verantwortung tragen, sondern men darf, der unfähig ist, zu kämpfen. Deshalb wol­Der Aufruf des Abg. Jatsch, Senator Kostlas, auch die objektiven Kenner der nationalen und ter- len wir auch in den nächsten Tagen ruhigen Herzens Sitte zur Bildung eines Sudetendeutschen Nation Generaldirektor Reichenbergers und des Dozenten Völkerbund   gegen Japan   itorialen fo komplizierten Berhältnisse der Tschecho entgegengehen, wie Menschen, welche sich zu wehren nalrats" hat ein lebhaftes Echo gefunden. Die Ge­slowakei und Mitteleuropas   einig. Dort, wo Bolts verstehen, geschehe was immer, denn sie sind sich selbst nannten haben zahlreiche Buschriften erhalten, in Ein weltreichender Beschluß In Genf  abftime, worben. imb Frieden! Wir haben und wir brauchen: teine und auch Organisationen das Get f. Der Bölkerbundrat beschloh in einer Wenn das Plebiszit ein geeigneter Weg zur Rege- starken Worte. Wir brauchen und haben auch feste deutsche Nationalrat" selbst ist geschaffen worden, vertraulichen Sihung, der Forderung der chine- lung des Nationalitätenproblems in der Tschechoslo. Entschlossenheit und starke Herzen. fischen Regierung, daß im chinesisch- japanischen wakei hätte sein können, wäre es als willkommenes um in die durch die Abwesenheit der SdP- Leitung entstandene Lüde einzutreten. Jene Teile des Su Konflikt der Artikel 17 des Paktes zur Anwen- Mittel von der Friedenskonferenz angewendet wor Aufstandsversuch mißbil.

bienen

Regelung der

find fie auch ätenfrage treu. Wir wollen Frieden und Freiheit, und Freiheit benen i

Vertrou bringen. Der Sudeten  

bung fomme, zu entsprechen. Diesen seinen Be- den. Das Plebifsitinber Tschecho. Grenzzwischenfall im Fernen Osten igen, haben hier eine Vertretung gefunden.

slowakei   ist daher un annehmbar, schluß wird der Rat der öffentlichen Sigung be­nicht nur vom fubjektiven Standpunkt des Staates, kanntgegeben und auf Grund dieses Artikels fondorn auch objektiv beshalb, weil es eine Reihe Japan   auffordern, die Beilegung des Konfliktes neuer Fragen aufrollen würde. Die Tschechoslowa. den Verbindlichkeiten unterzuordnen, die vom fifche Republik ist bereit, auch im Augenblick der hen­Bölferbunde allen auferlegt wurden. Wenn Ja- tigen Spannung in ihrer Friedensarbeit fortzufah. pan dies ablehnen sollte, werden im Sinne des biefes Staates erkläre ich trots der Ablehnung Hen­ren. Jun Namen aller gelehmäßigen Autoritäten Artikels 16 Sanktionen angewendet wer- leins, sich mit der tschechoslowakischen Regierung über die Regelung des Nationalitätenproblems zu einigen

den fönnen.

14

Die neue Sintflut

Roman von Noëlle Roger  

Aus dem Französischen übersetzt von Irma Rippel

Endlich Paris  !" seufzte Frau von Miramar erleichtert auf. Eine überreizte Menschenmenge drängte sich an den Zugängen der Gare d'Orléans, riß sich die Abendblätter aus den Händen und kommentierte die verworrenen Nachrichten.

Als Herr von Miramar seine nach Lawendel und Kampfer duftende Wohnung betrat, rief er vor allem feinen Bruder an. Der Doktor kam

Charbin, 19. September.  ( Havas.) Die Unabhängig hievon vollzieht sich die Neubildung japanische   Presseagentur Domei meldet, daß eine der aktivistischen Gruppen, insbesondere ihres bauers Abteilung Sowjettavallerie Sonntag abends in lichen Teils. Selbstverständlich werden sich dieſe der Nähe von Mandtschuli die Grenze überschrit- Gruppen dem Nationalrat unterstellen. Die Be ten habe. Die Sowjet- Reiter begannen die Mand- ratungen der Aktivisten stehen im Schatten der welt­schu- Grenzwache zu beschießen. Die Mandschu- Maßnahmen, die im Fall weltpolitischer Verschie politischen Ereignisse und befassen sich auch mit jenen wache erividerte das Feuer und vertrieb die bungen oder eines offenen Konflittes nötig er Sowjetioldaten. fcheinen.

Wieder abreisen?" rief Frau von Mira-| wiederholte Hubert wie verzweifelt. Wie gerne| nicht. Alle unsere Kleider haben wir dortgelass mar, die zusammengesunken in einem Fauteuil bätte er, angesichts dieser allgemeinen nents fen", sagte sie zu Charles- Henri. Auch uniere iak. schlossenheit, der gebieterischen Stimme in seinem Stoffer und das Auto. Das ist alles, was ich für " Ja, abreisen, ins Gebirge, feinen Tag mehr Herzen, die ihn unaufhörlich quälte, freien Lauf meinen Teib gerettet habe!". warten... Wir müssen fort... ich weiß es gelassen. ... ich weiß es...", wiederholte Hubert wie im Fieber und es war, als ob die allzulang zu üdgedrängten. Worte gegen seinen Willen aus ihm hervorsprudelten. Und ohne auf ihre Ein­wendungen zu achten, wandte er sich an jeden ein­zeinen von ihnen und flehte sie an.

" Jns Gebirge... wir müssen... wir müssen... Heute geht es nicht mehr... aber morgen, unbedingt..."

und

So viel Angst und Sorge lag in seinem Ton Blick, daß sie einander schweigend ansahen. Hubert hat recht", entschied Charles- Henri. auch fast augenblicklich. Er traf die Reisenden, die Gelehrte, indem er sich vor seinen Bruder hin Aber ivas befürchtest du denn?" fragte der gerade eine improvisierte Mahlzeit beendeten, erstellte und ihn fest ansah. frischt und entspannt an. Die Mädchen lachten in Wer das wüßte?" antwortete dieser. Im Was für eine düstere Miene du aufsetzt, Angesichte einer Statastrophe von solchen Ausma­Onkel", rief Yvonne. Man könnte meinen, daß ken. Wo wird das Meer halt machen? Sicher du zwölf Stunden ohne Essen   in der dritten ist, daß die Seine wieder eine ungeheure Ueber­Klasse und mit vierzehn Personen in einem Abteil zusammengepfercht gefahren bist!"

nervöser Reaktion.

Und daß du deine unentbehrlichsten Bücher eingebüßt hast", fügte Herr von Miramar hinzu.

Doktor Charles- Henri verhehlte nicht seine Unruhe. Mit jeder Stunde tamen schlechtere Nach­richten. Die Seine stieg mit unheimlicher Ges schwindigkeit. Man sprach von einer Ueberschwem mung in der Gegend von Bercy  . Dieses Vordrin gen des Meeres... diese Angst und Schrecken berbreitenden Telegramme aus allen Orten der Küste... was sollte daraus werden?

schwemmung anrichten wird. Später wird es schwerer sein fortzukommen. Alles wird auf ein mitgemacht... ihr wisset ja. mal fort wollen. Ihr, habt es doch schon einmal

"

"

Ach ja! Wir wissen...". flüsterte bonne. Trachtet doch einer neuen Banif aus dem Wege zu gehen... Reiset morgen!".

Du fommit doch mit uns?" fragte Francois von Miramar seinen Bruder.

" Ich bin nicht frei", sagte Charles- Henri ernst. " Ich muß bei meinen Kranten bleiben. Wenn Paris   geräumt werden sollte, dann werde Hubert war aufgestanden. Totenbleich wandte ich euch nachkommen. Ein Mann allein tommt er sich an seinen Water: immer irgendwie durch...

Wir müssen unverzüglich wieder abreis sen", sagte er.

Einen Augenblid war man sprachlos.

" Wohin sollen wir?" stöhnte Frau von Miramar.

In die Schweiz  ... in die Schweia...".

" Ich glaube", fügte der Doktor ernst hinzu, daß es das Beste ist. Nehmen wir sogar an, daß das Meer schon morgen still steht, so wird doch lein Mensch an die See zurückwollen. Alles wird in die Berge ziehen. Wenn ihr sofort abreiset, so werdet ihr wenigstens noch Zimmer in den Hotels bekommen."

Wir kennen die Schweiz   nicht... wir kennen das Gebirge nicht..." murrte Frau von Miramar.

Mama", rief Yvonne, da ist doch dieses Dorf, wie heißt es doch nur? Ja, Champért, to Hotel oder einer Schutzhüttel" Ican Lavorel den Sommer verbringt; er wird uns helfen, wird uns Unterkunft verschaffen, in einem

" Champéry  ? Warum nicht?" meinte der

Gelehrte.

"

Morgen früh müssen wir reisen", erklärte plößlich Frau Andelot..

Bisher hatte sie nichts gesagt, hatte teinerlei angit gezeigt. Es war, als bewegte sie fich ami­fajen logischen, bereits vorausgesehenen Ereigs niffen, die sie ohne jedes Staunen zur Kenntnis nahm.

"

Mag! Du fommst doch mit uns!" bat Eva inständig.

Er zögerte eine Weile. Seine Eltern waren in den Phrenäen und in Sicherheit. Er hatte vierzehn Tage Urlaub. Ja, er würde mittom men, um seine zukünftige Familie dort oben unter zubringen.

En atmete Eva auf. Was fümmerte es sie, ob Meer oder Gebirge, wenn sie sich nur von dies fcm lieben Jungen nicht trennen mußte, dessen heiße Umarmung im flutenumtosten ahn ihr so ungeahnten Trost gegeben hatte!

"

Jeßt, da die Entscheidung getroffen war, lächelte sie und hielt ihm ihr Sandtäschchen hin. Es enthielt einen Schlüsselbund, Postkarten und die Liste der Hochzeitsgäste.

" Frau Andelot verdankte ich es, daß ich meine Manuskripte, meine Notizen und meine Bettel have", sagte der nunmehr ebenfalls lächelnde Gelehrte.

"

Und ich", flüsterte Eva Mag zu, ich habe meine Liebe..." und für sie beide war dieser fürchtetliche Tag vergessen.

Als das Tari sie zum Lhoner Bahnhof brachte, erstrahte die Stadt prächtiger unter der aufgehenden Sonne. Frau von Miramar bes trachtete durch die Wagenscheiben die vorbeizies henden, in rosiger Feuchtigkeit schimmernden Straßen. Am Sai stieß sie einen Schrei aus: von einer riesenhaften Springflut aufgewühlt. rollte die Seine ihre reißenden Fluten stromauf­wärts und die aufgepeitschte schlammige Masse umwvogte schon den Belag der Brücken. Eine gafs fende Menge stand sprachlos vor dem Schauspiel. Ja, es war höchste Zeit fortzukommen. Frau von Miramar sagte au ihrem Sohne:

" Dich hat Gott   erleuchtet!" Ich fann kein Wasser mehr sehen, Mama". ftöhnte vonne. zerstörbaren Feldwände begrüßten sie alle mit den Die Berge von Ain, diese großartigen, uns Worten: Hcit."

Wir sind gerettet... wir sind in Sichers

Bellegarde!..

Beim Verlassen des Tunnels erschloß sich ihren Bliden das Genfer   Tal, das wie ein edler Bolal zwischen den weit zurüdtretenden Bergen

Wir haben eine Nacht, um uns vorzuberei- talag. ten", jeufate Frau von Miramar. Biel   ist das

( Fortschung folgt.),