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Dienstag, 20. September 1038
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Sebekowsky verleumdet Jaksch Montag abends hat der geflüchtete SdP« Führer Sebekowskyin einer Dresdner Emi« granienverfammlung wiederum die bereits widerlegte Lüge von der angeblichen BestechungSfumme in der Höhe von 600.000 KC wiederholt, die Abg. Jaksch angeblich von einem tschechoslowakischen Minister erhalten haben soll. Dazu teilt Mg. 2 a k s ch mit: Sebekowsky galt bisher als einer der wenigen anständigen Menschen in der Führung der ehemaligen SdP. Er hat sich durch die Uebernahme dieser dreisten Lüge de» deutschen Rundfunk» nunmehr als nichtsivürdiger Verleumder entpuppt. SebekowSsky kann sich nach seinen eigenen Erfahrungen wahrscheinlich überhaupt keinen Politiker vorstellen, der nicht von dieser oder jener Regierung ausgehalten wird. Daß Sebekowsky diese ehrabschneiderische Behauptung erst nach geglückter Flucht gewagt hat, nachdem er der Aufgabe enthoben ist, vor einem tschechoslowakischen Gericht den Wahrheitsbeweis antreten zu müssen, richtet ihn in den Augen aller anständigen Menschen. Mit Gangstern zu polemisieren, ist nicht meine Ausgabe. Diejenigen, welche an die perfide Behauptung SebekowskyS glauben sollten, daß meine Gesinnung käuflich ist, fordere ich auf, sie In einer Form zu wiederholen, die eü mir ermöglicht, ihr vor einem tschechoslowakischen Gericht entgegenzutreten. Dort will ich mich jedem Beweisverfahren unterziehen, tuelcheS festznstellen hat, ob ich jemals in meinem Leben von irgendeiner Stelle anderes Geld angenommen habe, alS mein verdientes Gehalt und ob ich in irgendeiner Bank des In. und Auslandes oder sonstwo auch nur eine Krone Ersparnisse angelegt habe. Dutzende meiner politischen Freunde und zahlreiche ausländische Journalisten konnten sich in den letzten Wochen davon überzeugen, daß ich er in meiner zwanzigjährigen Laufbahn zu nichts gebracht habe, als zu einer bescheidenen Zweizimmerwohnung, die jeder SdP-Politiker als nicht standesgemäß abgelehnt hätte. Es mag für die in geschenkten LuxuSautoS emigrierten SdP-Hänpt- linge peinlich sein, dah auch ein großer Teil ihrer Anhänger, wie ich a»S vielen Zeugnissen weiß, von meiner Ehrenhaftigkeit überzeugt ist, und auch ein Sebekowsky wird durch freche Lügen daran nichts ändern können.
Der Frontkämpfer Henlein In Theorie und Praxis Manche jener, die den Weltkrieg mit all den Uitgeheuerlichkeiien jenes entsetzlichen Völkermorde- an der Front erlebt hatten und die in den NachkriegSjahren bescheiden ihrem Berufe gelebt und nur in gewissen Dämmerstunden mitteilsam von dieser Hölle fürLebende erzählt hat- t.n, schüttelten zweifelnd den Kopf, als der Vorturner Henlein ettvas reichlich spät die sudetendeutsche Not entdeckte und noch später den vom Krieg her eilvaS abgegriffenen Begriff„Kamerad", damals nur für tvenige erkennbar, mit Katzensilber überzog. Henlein stellte sich nicht nur an die Spitze einer politischen Partei, sondern— was den ehemaligen Frontkämpfer viel mehr mitriß— eö stellte seine heldenhafte Kriegs« Dienstleistung in strahlende Glanzlichter einer ge« schickten Propaganda und appellierte an die Kameradschaft des einfachen Mannes, dem dieses Wort schon seinerzeit in der Praxis keineswegs e ne Phrase Ivar. Geschickt verband er zwei Begriffe zu einem;„Heimat"— nach der sich Mil
lionen einstens gesehnt, an der sie mit allen Fasern des Herzens hingen— und„Front", den Begriff, der unauslöschlich bei allen Kriegsteilnehmern vor der Seele stand--- Heimat- fr o n tl Man ging der Kriegstätigleit Henlein» gar bald nach! Aal Der Oberkamerad Henlein, der solch wunderbare Aufrufe an die Heimatsöhne im Weltkriege— wenn auch kaum verfaßte— so doch als Feldherr großen Stil»„zeichnete", war während des Weltkriege» eingerückt— das ist Tatsache. Es wurde ermittelt, daß er beim ehemaligen Anf.-Reg. Nr. 73 seine Ausbildung als gemusterter Landstürmer erhielt; e» mag auch gerne zugegeben werden, daß Henlein zu Ende dcS Jahres 1018 soweit zum Frontkämpfer ausgebildet war, daß er mit Irgendeinem der letzten Marschbataillone ins Feld abging, um dort ge- i.ide recht zur Gefangenschaft oder zur Rückkehr in die Heimat zu kommen. Eine langwierige Umfrage bei ehemaligen 78ern, wer mit Henlein eigentlich an der Front war, blieb ergebnislos, er scheint daher den Krieg als detachierter Einzelkämpfer mitgemacht zu haben I— Es dürfte im weiten Sudetenland kaum einen Mann geben oder gegeben haben, der so viel von Kameradschaft sprach und sich so auffallend al» tapferer Frontkämpfer feiern ließ wie Konrad Henlein , obwohl in den Listen der dekorierten 78er der Name Hen- lcin nicht auffindbar ist. Die Zeit des Weltkrieges hat also Herr Henlein zur Erbringung des Beweise» über seine Tapferkeit versäumt, er nahm aber dafür in den letzten Jahren reichlich Vorschußlorbeeren für sein gottbegnadete» Führertum rind verpaßte aber darüber die zweite Gelegenheit— Tapferkeit und Kameradschaft in der Praxis zu zeigen: Herr Henlein fehlte bei S ch w a d e r b a ch und in Eger , er desertierte feige über die Grenzen! Nach KriegSrecht feder kämpfenden Truppe— eilte solche ist die FS— steht auf Flucht vor dem Feinde die Todesstrafe. Diese Strafe setzt an Henlein zu vollziehen, tväre Sache der reichsdeutschen Drndersormation der FS, also der SA. Nun— Herr Henlein hat da nichts zu fürchten. Ter Führer gehört vor die Front jener, zu deren Führer er bestimmt wurde— oder sich selbst bestimmte, denn das Wort Führer kommt von der Tätigkeit„führen". Tausenden jungen Menschen wurde Henlein Vi einem Verführer, erbittert und zerstört— in» Innerste getroffen— sieben sie vor der ersten er- l-bten großen Erbärmlichkeit ihres Leben»; fas- kungSko» hören sie im Geratter der Maschinengewehre. die ihnen der Führer in die Hand gab. daß Herr Henlein vorzog, in Deutschland die Ge« haltSbezüge eine» HofrateS einzustecken. Während am Rande des Erzgebirges, im Böhmerwald und im Riesengebirge verführte Jünglinge ihr Leben für den Führer aufopfern— fährt Held Henlein imLuruSwagen zur Sendestation, um zur Tapferkeit und zum Durchhalten anfzurnfen. Sudetendeutsche Mütter weinen um ihre verführten Kinder, tausende bangen nm HauS und Hof, in schlaflosen Nächten droht die durch Krieg verwüstete Heimat, doch von sicherer Stelle auS hetzt Herr Henlein znm Krieg: der Führer wird zum feigen Verbrecher am ganzen deutschen Volke.
Troppauer SdP gegen Henlein SamSiag fand in Troppau eine Sitzung der dortigen Bezirksvertretung statt, in welcher die deutschen Sozialdemokraten einen Antrag einge- bracht haben de» Anhalt», daß die Bezirtsvertre- tung mit der Politik Konrad Henleins nicht über« einstimme. Dieser Antrag wurde, einstimmig, auch mit den Stimmen der SdP-Berireter, angenommen. An Troppau werden eine große Menge
Waffen abgeliefert, In den Kirchen wird für den Frieden gebetet. Ueberall in Gassen und Park» wurden Hunderte von SdP-Abzeichen weggeworfen.
eine Kundgebung der demokratischen Hochschaler Der Freiheitsbund deutscher Hochschüler sendet un» eine längere Kundgebung, in dec vor allem gegen die Agitation Stellung genoinmen wird, die deutschen Hochschüler mögen anderswo al» in Prag und in Brünn studieren.„Die deut schen Hochschüler", so heißt es wörtlich,„werden auch in Zukunft ihre Lehr« und Fortschrittstätigkeit vollkommen uneingeschränkt und ungehindert durchführen. Alle Befürchtungen, daß da» Studium durch äußere Einflüße gehindert werden könnte, sind gegenstandslos... Es besteht gar kein Grund, Prag oder Brünn fernzubleiben, die Inskription zu verzögern oder sich an andersstaatlichen Hochschulen einschreiben zu lassen." Es wird dann weiter die Berücksichtigung nur der wissenschaftlichen Eignung und des Bekenntnisses zur demokratischen Verfassung bei der Besetzung der Lehrkanzeln, die volle Gleichberechtigung der deutschen Hochschulen, die Durchführung der notwendigen Bauten und die rasche Besetzung der vakanten Lehrkanzeln geforderte
Noch ein Todesopfer Henleins Der Bodenbacher Polizeibericht meldet: Am 17. d. M. in den Nachmittagsstunden wurde auf der Bahnstrecke zwischen Bodenbach und Mittelgrund der au» Bodenbach stammende W. V. durch einen Streckenmeister im schwerverletzten Zustanoe aufgefunden. Laut Feststellung wollte W. B. auf einen fahren Lastzug springen, wobei er jedoch abrutschte und mit beiden Beinen unter den fahrenden Zug kam. Der Vorletzte wurde dem Tetschner Krankenhaus zugeführt, wo er in der Nacht noch verstarb. MUDr. Bühn» leistete dem Verletzten die erste Hilfe. Dazu wird berichtet, daß B., dem beide Beine von den Rädern abgetrennt worden waren, den Lastzug nach Deutschland benützen wollte und „schwarz" dahin zu gelangen trachtete. Er kann füglich al» ein Opfer der Hetzpolitik Konrad Henleins angesprochen werden.
Deutscher Arbeitersängerbund In der CSR An alle Mitglieder! Genossinnen und Genossen 1 In bittersten Stunden wendet sich der Bundesvorstand an Euch. Die von den deutschen faschistischen Kräften über höheren Austrag in unserem Staate mit Lüge und Heuchelei betriebene hochverräterische Politik hat da» sudetendeutsche Volk in einen Bürgerkrieg zu treiben versucht, wodurch die Gefahr eines Weltbrande- von unermeßlichen Auswirkungen in bedrohliche Nähe gerückt ist. Mitschuldig au diesen Zuständen, die auch Menschenopfer gefordert haben, ist der Sudetendeutsche Sängerbund, welcher sich der politischen, daß-Gotierbarm-Führung Henlein » unterstellt hat. Da» muß vor aller Oeffentlichkeit ausgesprochen werden. Auch für die weiteren schlimmen Folgen, die sich au» der Politik der gewesenen SdP ergeben sollten, muß die Miwerantworwng de» Sudetendeutschen Sängerbünde» schon jetzt festge« stellt werden. Der Deutsche Arbeiter-Sängerbund, hat im Gegensätze zur Tätigkeit de» Sndetendeulschen Sän
gerbünde» seine Aufgabe immer darin erblicke. Bildung«« und Erziehungsarbeit zu leisten und dem Frieden und der Völkerverständigung zu dienen. Von diesem Bestreben wird auch die weitere Tätigkeit de» Deutschen Arbeitersängerbunde» geleitet sein. Die derzeitigen Verhältnisse lassen den Gesang leider in den Hintergrund treten. Dafür gibt e« andere wichtige Aufgaben zu erfüllen. Jede» Mitglied unsere» Bunde» wird sich in diesen sorgenvollen Tagen gerne der Partei zur Verfügung stellen und den ihm von derselben zugelviesenen Posten gewissenhaft ausfüllen. Je mehr Kräfte in unserer Bewegung lebendig werden, und dazu beitragen, die Zabl de» faschistischen Anhänge» zu vermindern, desto größer wird die Chance aus Erhaltung de» Frieden» sein. Gewiß ist von unseren Funktionären in diesem Sinne bisher da» menschenmöglichste geleistet worden, wa» Dank und uneingeschränkte Anerkennung verdient. Der Kampf ist aber noch nicht zu Ende. Er geht weiter und da muß jede» Mitglied unerschrockener, unerschütterlicher und tatkräftiger Helfer sein. Genossinnen, Genossen! E» gilt jetzt mehr denn je, alle» einzusehen für die Rettung de» höchsten Gute» der Menschheit, de» Frieden». Nur im Frieden kann Kunstsinn gedeihen, nur im Frieden kann Bildung und wahre» Kulturleben. sich entfallen. Daher alle Kräfte eingesetzt zur Bekämpfung de» Faschismus und damit für die Erhaltung de» Frieden». Der Bundesvorstand.
Demonstrationen in London Während die englischen und französischen Mi- nister am Sonntag in London berieten, sammelte sich in Whitehall eine Menge, die im Laufe der Zeit auf 18.000 Personen awvuch». Sie zog demonstrierend durch die Straßen und man hörte Stufe: Halter fest zur Tschechoslowakei ! Haltet Hitler und den Krieg aufi und Fort mit Chamberlain I Hunderte von Polizisten mußten zusammengerufen werden, um die Demonstranten immer wieder zu zerstreuen. Der Verkehr in Whitehall wurde durch die Demonstration zum Stillswnd gebracht, so dah die Straße von der Polizei gesperrt werden mußte. Downing Street , wo die Beratungen slatlsanden, wurde für da» Publikum völlig gespenrt, und nur einigen wenigen Personen wurde erlaubt, schriftliche Petitionen an Chamberlain» Adresse abzngeben. Besonder» scharf mußte die deutsche Gesandtschaft bewacht werden. Drei Demonstranten wurden verhaftet. Ansprachen an die Demonstranten hielten die Abgeordneten Ellen W i l k i n s o n, Eleanor Hathbone und W. Robert». Amerikanische Kundgebungen für die Tschechoslowakei Wie der New-Yorker Korrespondent de» „Daily Telegraph " meldet, hat Senator P i 11• in a n, der Vorsitzende de» Außenpolittschen Se- iiat»au»schusse», in einer Rede an der Pazisikküste erklärt, angesicht» der Bedrohungen der kleinen Demokratien durch die Diktatoren hätten die Tschechen ein Recht darauf, von denen unterstützt zu werden, die für die Schaffung ihre» Staate» mitverantwortlich seien. Am Sonntag sagte der Rew-Porker Gouver- neuer Lehmann in einer Rede:„Wir wären unzttrechnungSfähig, wenn wir unsere Augen vor der Drohung verschlössen, die heute die Diktatur für die Demokratien bedeutet."— Die größte amerikanische Zeitung„New Nori Times" schreibt:„Welche Garantie könnte Hitler dafür geben, daß er, wenn Deutschland die Minderheiten im Sudelengebiet bekäme— die Tschechen, Slowakei und anttnazistischen Deutschen —, ihre Rechte schützen würde? Er hat nicht» vorzuweisen als einen fünfjährigen Rekord berechneten und kaltblütigen Terrors." Die„Denver Post" bemerkt:„Keine Einigung, die jetzt zivifchen Britannien, Deutschland und Frankreich erreicht wird, lvird den Krieg verhindern. Jede Vereinbarung wird Hitler mehr Zeit geben, seine Kriegsmaschine ztt stärken und den Tag vorzubereiten, an dem die Nazi» Frankreich bekämpfen werden, um Revanche für die Niederlage des Weltkrieges zu nehmen."
Ueber den Hartspiritus Es ist noch nicht so lange her, daß auf dem Markte die weißen Würfel und Plättchen erschienen, die man anzünden konnte, und die mit leicht bläulicher Flamme brannten. Sie fanden besonder» für kurzdauernde Erhitzung: für kleine Kocher, Brennscheren, für Reisezwecke und Camping im Freien Verlvendung und ettviesen sich al» sehr praktisch. Dian nannte und nennt die Diasse meist Hartspiritus, weil sie eine Art Brennspirilu» in fester Form darstellt. Chemisch betrachtet ist die Bezeichnung nicht ganz richtig. ES handelt sich um einen Körper, den die Chemie al » Metaldehyd bezeichnet. Dargestellt wurde da» Produkt bereit» von dem großen deutschen Chemiker JustuS von Liebig im Jahre 1882. Wenn man Azechlen mit Schwefelsäure zusammenbringt, die etwa» Ouecksilberoxyd enthält, bildet sich Azetal « dehyd, ein in reinem Zustande unbegrenzt haltbarer Körper. Unter dem Einfluß voll Spuren von Chlorfalzen zerfällt er jedoch in da» früher in der Psychiatrie vielfach al» Schlafmittel verwendete Para!« dehyd und da» Metaldehyd. Die Herstellung de» weißen Pulver», da» einen leichten Geruch nach Methylalkohol au »strömt, ist an sich einfach. Um aber 100 Gramm Metaldehyd herzustellen, braucht man etwa ein Kilogramm Azetal- dehyd. Die Herstellung größerer Mengen erübrigte sich, solange keine industrielle Verwendung für die Substanz vorhanden war. Erst spät erinnert man sich
daran, daß da» Metaldehyd al» Wärmespender eine große Kraft besitzt. Bei der Verbrennung von einem Kilogramm Metaldehyd werden 6200 Kalorien Wärme produziert. Damit kommt e» al» Brennkraft dem besten Brennspiritu» gleich. Da» Metaldehyd al« Pulver brennt außerordentlich schnell, fast explosivartig ab. Um e» brauchbar zu machen, muß e» stark komprimiert werden. Die so erhaltenen festen Massen brennen auf sehr eigentüm« liche Weise. E» ist nämlich nicht eigentlich da» Metaldehyd. da» brennt. E» ist manchem Verbraucher von Hartspiritu» vielleicht schon ausgefallen, daß man die Tabletten brennend in der Hand halten kann, wenn man nicht direkt mit der Flamme in Berührung kommt, und daß man— ist die Flamme ausgelöscht — mit Erstaunen feststellt, daß da» Stück keineswegs heiß ist. Man kann ein brennende» Stück Hartspiritus mit der Hand auslöschen. Durch die Wärme der Flamme verwandelt sich nämlich da» Metaldehyd in Azetaldehyd . Dieses bildet um die Tablette eine Schicht von kühlem Gas, da» hindert, daß die Flamme an da» Metaldehyd selbst kommt. E» ist also eigentlich da» Azetaldehyd, Iva» brennt. Dadurch regelt sich die Flamme automatisch und brennt sehr ruhig. Sobald die Flamme näher an den Hartspiritu» herankommt, wird die Garschicht dicker und entfernt die Flamme. Er entwickelt sich also eine immer gleich bleibende Menge brennbaren Gase». Neuere Untersuchungen haben nun noch ein theoretisch und praktisch sehr interessante» weitere»
Phänomen bei dem Produkt entdeckt. Wie bei industrieller Herstellung fast immer handelt es sich nicht um einen chemisch ganz reinen Körper. E» hasten den Metaldehydkristallen winzige Beimischungen eine» Katalysator» an. Dazu müssen wir erst erklären, wa» ein Katalysator ist. Man bezeichnet damit chemische Körper von meist sehr komplizierter Struktur, die eine eigentümliche Funktton bei manchen chemischen Prozessen haben. Ihre Anwesenheit ist bei manchen Vorgängen noüvendig, ohne daß diese Körper selbst bei dem Prozeß durch Zersetzung oder Hinzufügung beteiligt sind. Eine solche katalytische Substanz ist also im rohen Metaldehyd vorhanden. Man kann sie mit chemischen Mitteln neutralisieren, und man kann auch das Mataldehyd chemisch rein darstellen. Dann erlebt man die Ueberrafchung, daß da» Metaldehyd auch in fest komprimierter Form sehr schwer anzuzünden ist. Brennt e» aber einmal, dann erhitzt e» sich im Gegensatz zu dem Produkt mit dem Katalysator außerordentlich stark. Löscht man die Flamme, dann bleibt lange Zeit ein Nebel von Metaldehyd in der Lust. Der Katalysator ist also für da» ruhige Brennen d<» Produkte» durchaus notwendig, für seine gute Konservierung aber mindesten» überflüssig, wenn nicht unerwünscht. Die Industrie hat aber auch hier ein Mittel gefunden, da» den katalytischen Fattor bei normalen Temperaturen unwirksam hält, ihn bei höheren Temperaturen aber aktiviert. Erst dadurch ist ein wirklich j
vollkommen brauchbarer Brennstoff erhältlich gewesen. Bisher war da» VerwendungSgebiet de» Hartspiritus relattv beschränkt. Er war eigentlich nur ein für manche Gelegenheiten recht praktischer Ersatz für den Brennspiritu», dessen Gebrauch an sich schon durch die elektrischen Apparate immer stärker eingeschränkt wird. Nachdem man jetzt da» Metaldehyd in großen Mengen industriell herstellt, haben sich Weitere Gebiete ihm erschlossen. So verbraucht zum Beispiel die Farben- und Lackindustrie schon ganz bettächtliche Mengen de» Präparate». Auch bei der Herstellung von Feuer« Werkskörpern wird e» verwandt. Eine besonder» interessante Anwendung aber gibt e» in der Landwirtschaft, zur Bekämpfung von Ungeziefer. Da» Metaldehhdpulver wird im Berhältni» von 60 Gramm auf ein Kilo der Kleie zugesetzt. Diese» Gemisch wird auf Beeten auSgelegt, die von allerhand Schnecken heimgesucht werden. Salat, Erdbeeren, Kohl und andere» Gemüse leidet bekanntlich beson- dr» an feuchten Stellen und in feuchten Jahren sehr stark unter der Schneckenplage. Die Schnecken werden nun von den Kleiehäufchen angezogen. Sobald sie mit ihnen in Berührung kommen, wird ihre Schleimproduktion so stark angeregt, daß die Tiere innerhalb weniger Stunden absterben. Wir haben, wie au» diesen Ausführungen her« vorgcht, in den so unscheinbar und appetitlich au»« sehenden Täfelchen de» Hartspiritu» ein Prakttsch und theorettsch gleich interessante» Produtt vor un», -dessen Brauchbarkeit sicherlich noch nicht erschöpft jste Dr. E. L,