Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Einzelpreis 75 Heller
Rebattion u. Berwaltung: Brag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Redakteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag 18. Jahrgang Mittwoch, 21. September 1938
dint
Die demokratischen
Völker
gegen die Londoner Vorschläge
Nr. 222
Der Widerstand erstarkt
Die Antwort an London und Paris gestern abgegangen
Fest bleiben! Prag ,( Tſch.-Pr.-B.) Die tschechoslowakische Regierung hat Dienstag nachmittags dem französischen und britischen
Es ist folgendes festzustellen: Die Nach richten, welche sowohl in Prag , als auch im Ausland verbreitet waren, wonach die tscjedjo. slowakische Regierung den Londoner Plan angenommen, das heißt, in die Abtretung ge. wisser Gebiete des Landes eingewilligt habe, entsprechen nicht den Tatsachen. Denjenigen,
Gesandten in Prag eine Note übergeben, in welcher sie ihren Standpunkt zu dem Vorschlage zum Ausdruck bringt, der ihr durch die britische und französische Regierung verdolmetscht worden war, und welche weitere diplomatische Verhandlungen im Geiste der Versöhnlichkeit ermöglicht, die von der tschechosl. Regierung immer bekundet worden ist.
Falschmeldungen über Annahme
Zu dem Inhalte der Note, welchen die tschechoslowakische Regierung heute den Gesandten Großbritanniens und Frankreichs übergeben hat, erfährt das Tsch. P.-B., daß die tschechoslowaki
welche derartige Nachrichten verbreiten, handelt Wahrung der Lebensinteressen des Staates und aller fche Regierung verlangt, daß die franzöſiſche
seiner Nationalitäten
Prag . Amtlich war im Laufe des gestrigen Tages mitgeteilt worden: Die Nachrichten einer englischen Nachrichtenagentur, die in London verbreitet wurden und denen zufolge die tschechoslowakische Regierung die Vorschläge angenommen hätte, die ihr von der Regierung Großbritanniens mitgeteilt wurden, entsprechen nicht den Tatsachen, weil bisher eine Antwort von der tschechoslowakischen Regierung nicht erteilt wurde. Die Beschlüsse sind inzwischen gefaßt worden.
Regierung und die Regierung Großbritanniens ihre Vorschläge auf Abtretung der Grenzbezirfe ant das Deutsche Reich erwägen. Die tschechoslo. wafische Regierung legt in der Note die Gründe und Einwände in Angelegenheit des französischbritischen Vorſchlages dar.
es sich um Manöver. In allen Ländern gibt es Elemente, welchen die Existenz einer auf gesunder Grundlage beruhenden, freien und de mokratischen Tschechoslowakischen Republik ein Dorn im Auge ist. Diese Elemente versuchen durch die Verbreitung falscher Nachrichten eine Stimmung hervorzurufen, die es den Feinden Am Dienstag fanden Beratungen der Reder Tschechoslowakei möglich macht, ihr Ziel gierung über die Anregungen der französischzu erreichen. Einer der Haupturheber dieser britischen Konferenz statt. Die vormittägigen Nach den Beratungen am Montag wurde im Zusammenhange damit mit allen befreundeten Beratungen des politischen Ministerkomités wurfalschen Gerüchte ist der Vertreter der Agence Dienstag vormittags die Tätigkeit der Regierung Staaten, insbesondere aber mit den beiden Teil- den nachmittags in einer gemeinsamen Sihung Havas in Prag , welcher die Nachricht von der mit Konferenzen der einzelnen Regierungsfatto- hmern der erfolgten Annahme des Londoner Planes nach ren und Beratungen des politifchen Miniſterkomi ferenz entwidelt hat. Der definitive Standpunkt ten Parteien der Regierungsmehrheit fortgefekt. uber Cryboner franzöfifch engliſchen Kon- diefes Komités mit den Vorsitzenden der kvalier. Paris telephoniert hat, worauf natürlich der tees fortgefeht. Man erwartet, daß die Regie- her tfchechoslowakischen Regierung wird formuliert Eine dieser Sinungen fand beim Präsidenten der deutsche Sender prompt die Nachricht übernom- rung ihre endgültige Entscheidung über die Lonmen hat, damit sowohl in Deutschland , als auch doner Vorschläge erst auf Grund der Ergebnisse werden, bis dieser Meinungsaustausch abgefchlof- Republit auf der Prager Burg statt. Alle diese im Ausland jene Stimmung hervorgerufen der diplomatischen Verhandlungen, die im Gange fen sein wird. Er wird so gefaßt sein, daß die Ministerfonferenzen stehen im Susammenhang werde, welche das Dritte Reich braucht, um find, treffen wird. Bei diesen Verhandlungen Lebensintereffen des Staates ge- mit der internationalen Krise, die um das tschefeine Biele zu erreichen, die Tschechoslowakei hundelt es dh um den Meinungsaustausch zur wahrt und gleichzeitig die Intereffen aller choslowakische Problem entstanden ist und um zu schwächen und die Herrschaft über den Do- Lösung der Nationalitätenfragen und Bereini- feiner Nationalitäten durchgefekt deffen Klärung an sich in diesen Stunden in den europäischen Hauptstädten bemüht. nauraum zu gewinnen. Allen Menschen guten Bung der ganzen europäischen Krise, welche sich werden. Willens, allen denjenigen, welche die Freiheit und Demokratie in der Tschechoslowakei er. halten wollen, allen jenen, welchen die weitere Ausbreitung des Faschismus in Mittel. und Osteuropa unerträglich ist, welche in dem Plan einer deutschen Weltherrschaft ein Unglüc für die Menschheit sehen, muß gesagt werden,
Französische Gewerkschafter in Prag Labour für die
Eine Solidaritätskundgebung für die Tschechoslowakei Tschechoslowakei
daß man solche Gerüchte weder glauben noch zösische Gewerkschafter eingetroffen, und zwar verbreiten darf, weil sie nicht wahr sind und of let, der Lokaljekretär der Gewerkschaften in zöfifchen Volkes entfchloffen hin- Party im Londoner Transport- Haus zu einer weil man damit den Feinden der Freiheit ihr Paris , Timbaud, Sekretär der Wietallarbeiter der Tschechoslowateiſt che. neuen Sitzung zusammen, die folgende Erklärung herausgab: Spiel erleichtert. ter, und Marcel, Sekretär des Verbandes der Eine Eigenmeldung des A- Zet" befagt, daß ,, Der Nationalrat de Labour- Party, ser Das Gegenteil ist wahr. Es kann keine Elektrizitätsarbeiter. Sie sind im Auftrag Rede davon sein, daß die Regierung das ge. der Gewerkschaften gekommen, um die Dietschechoslowakische Gesandtschaft in Paris tau- ernstlich die Erhaltung des Friedens wünscht, nehmigt hat, was ihr vorgeschlagen wurde. Situation in der Tschechoslowakei zu überprüfen sende schriftliche und telegraphische Sympathic- fieht mit Mißbilligung die Vorschläge der britiSie hat ihren Standpunkt zu dem Londoner und Paris zu informieren. In Paris fundgebungen von Franzosen erhält, die sich der schen und französischen Regierung, wie sie berich). tet wurden, Vorschläge, die Tschechoslowakei unter Vorschlag zum Ausdruck gebracht und will wei waren am Montag Gerüchte verbreitet, wonach Ereignisse in London ſchämen.„ Die franzöſiſche der brutalen Drohung der bewaffneten Macht ter verhandeln. Sie will ein Problem, welches die tschechoslowakische Regierung bereits den Bor- Arbeiterschaft", erklärte der Führer der franzö- Nazi- Deutschlands zu zergliedern, ohne vorherige in den Mittelpunkt der europäischen Politik gerückt ist, durch Verhandlungen und nicht durch Gewerkschafter konnten sich nun an Ort und Stelle fiſchen Gewerkschaften, Jouhaug, der jeht in Beratung mit der tschechoslowakischen Regierung. informieren, daß diese Nachricht den Tatsachen Washington weilt ,,, wird niemals Hitlers Bedin- Der Nationalrat erklärt, daß das ein schändlicher einen Krieg, im Geiste der Versöhnlichkeit und nicht entspricht. Sie haben verschiedene führende gungen annehmen, soweit sie die Tschechoslowakei Berrat des friedlichen und demokratischen Volke nicht im Geiste des Hasses lösen. Man glaube Gewerkschafter und Politiker in Prag besucht und betreffen". Viele Kenner des franzöfifchen Volkes Zukunft darstellt. Der Nationalrat drückt seine ist und einen gefährlichen Präzendenzfall für die nicht, daß die Freunde der Demokratie und der auch dem Vorsitzenden der judetendeutschen- erklären, daß die Oeffentlichkeit nie ma 18| tiefite Sympathic mit dem tschechoslowakischen wohl in Großbritannien als auch in Frankreich fuch abgestattet. In dem Gespräch mit Jatsch 3 uſt im men wird, d. Frankreich Verträge Volke in den schweren Sorgen aus, die es jet wird die öffentliche Meinung, die immer haben alle übereinstimmend erklärt, daß die fran- verrät. stärker zum Ausdruck kommt, bearbeitet, jie sufischen Gewerkschaften entschieden an der Seite
Prag . Am Dienstag sind hier drei fraiceniei und daberlain hatten, trat der Nationalrat der Labour.
der Tschechoslowakei stehen und mit aller Kraft wird vor allem über die wahren Tatsachen inbemüht sein werden, auf die offizielle formiert. Auch die judetendeutsche Sozial. Weinung und die Regierung in dem demokratie tut da ihre Pflicht und nützt alle inne einzuwirken, daß der tsche= ihre internationalen Verbindungen aus, um choslowakisch französische Paft der Wahrheit zu dienen und die demokratische unter allen Umständen bestehe. Die Weltöffentlichkeit zu informieren. Journalisten drei Gewerkschafter gaben ihrer Meinung Ausund Politiker des demokratischen Auslandes hrud, daß es sich im gegenwärtigen Augenblick
handele, sondern auch um
Tschechoslowakci
durchlebt."
Nächtliche Ueberfälle auf unsere Grenzorgane
find spontan nach Brag gekommen, um sich zu nicht nur um die Exiſtenz der Eichenhofonte Freche Verleumdungskampagne reichsdeutscher Propaganda unterrichten und mit aller Eile, die not tui, Frankreich& , und daß Frankreich gegebenen- Pra 8. In der Nacht auf Dienstag wurden stärkungen flohen die Angreifer nach Deutschdie Demokratien, insbesondere in den beiden falls gezwungen würde, in einem späteren Zeit einige Angriffe auf unsere Grenz- und Wachein- land. Nach 3 Uhr morgens wurde die Gemeinde großen Weststaaten, mobil zu machen. Je fester, punkt den Kampf unter ungünstigeren Bedingun- heiten unternommen. Sämtliche Angriffe wurden wir dastehen, je fester. Regierung und die tsche- zen aufzunehmen. Die drei Genannten haben von bewaffneten Banden aus Deutschland Ebersdorf bei Friedland überfallen. Eine Bande von 13 Mann aus Deutschland bcchoslowakische Massendemokratic zusammen- noch am Dienstag auf telephonischem Wege den durchgeführt. Kurz vor der zweiten Morgenstunde griff eine nützte bei dem Angriffe Granaten reichsdeutschen stehen, je entschiedener ihr Standpunkt ist und Führer der franzöfifchen Gewerkschaften, 3ou. au&, informiert, der bereits alle Schritte unter- Bande von etwa 15 Mann das Zollamt in Neu- Ursprunges. Der Angriff richtete sich fortschreitend men bat, ut auf die Regierung entsprechend for sebei Braunau an. Die Angreifer auf das Zollamt, dann die Poſt und schließlich nammen ves Telegramm an eine gewaltige Versam m- Drei tschechoslowakische Zollbeamte machten zur ferer Seite schritt eine Abteilung der Gendarmeinng der Parifer Arbeiter geschickt, die Selbstwehr von ihren Gewehren Gebrauch und ricbereitschaft, ein Zug Soldaten und Polizei mit am Dienstag getagt hat und in der zum Aus- warfen zwei Handgranaten. Dann riefen fie die einem Panzerwagen ein. Das Zollamt wurde omingongt wurde, daß die Regierung Dala- Feldwachen zu Silfe. Bei der Ankunft der Ver- vollständig demoliert. Sechs von unseren Finanz
ie unbeugsamer sie die Lebensinteressen dieses Staates und seiner demokratischen Verfassung wahren, desto mehr wird sich auch die demokra tische Weltöffentlichkeit in Bewegung setzen und an unserer Seite stehen. Wir müssen uns der Schicksalsstunde gewachsen zeigen!
Pistolen ausgerüstet. wollte die Bande die Gemeinde besetzen. Von un