Seite\h „Sozialdemokrat" Sam-tag, 24. September 1938. Nr. 225 Aus der Stadtratsitjung In der gestrigen Stadiratsihung dankte Primator Dr. Zenkl dec Prager Bevölkerung für die musterhafte Ruhe und Beherrschung, die sie in diesen Tagen bewahrt hatte. Dann beglückwünschte der Prtmatorstellvertreter Dr. Stüla Dr. Zenkl zu seiner Ernennung zum Minister. Dr. B r b e n« k k i). der Vertreter der Kommunisten sagte, daß die gesamte Bevölkerung hinter der neuen Regierung stehe. Eine ähnliche Erklärung gab auch der sozialdemokratische Primatorstellvertreter Dr. I. 2 e k ä b e k ab. ES wurde beschlossen, für neue Kommunikationsarbeiten den Betrag von Kö 6,958.700.— bereitzustellen. Die Preiskommission besteht darauf, daß dem Wucher resolut begegnet werde und daß Konsumgenossenschaften von Fall zn Fall zu den Sitzungen dieser Kommission zugelassen werden.— Die Zahl der unterstützten Arbeitslosen beträgt nun 6606. Die Sechserlinie wird verlegt. Tie Sechserlinie wird zum Westbahnhof verlegt werden, bevor der Transport aus der TrolehbuSstrecke beginnen wird. In der Zwischenzeit wird die Verbindung zwischen der Pilsnerstraße und der SantoSka mit Autobussen ausrechterhalte» werden als Ersatz für die Linie 6. Auf dieser Ersahstrecke werden Fahrscheine, die für die elektrische Bahn von SantoSka auSgegeben werden, das Umsteigrecht für die Stationen Weinberger-, Moldau« und Pilsnerstraße genießen, wobei dieses Umsteigen für die Fahrt auf die SantoSka oder zurück nicht in die normalen zwei Umsteigmöglichkeiten eingerechnet wird. Für die Fahrt in der Richtung Ean- toSka werden in dieser Autobuslinie ohne sede Auszahlung alle Arten von Fahrscheinen nnd Monatskarten, die für die elektrischen Bahnen gelten, anerkannt werden, sofern sie das Recht zur Fahrt mit der Strecke 6 in diesem Abschnitt hatten. Ein Mordversuch in Prag . An Prag wurde in dem neuen Automaten in Pokli ein Mordversuch unternommen. Der 43jährige Beamte Vladimir V o I e j n t k aus der Umgebung von Pklbram zog dort auf einmal die Pistole heraus und gab einen Schuß auf die Frau des Eigentümers dieses Unternehmens, Julie R e j I e k, gerade in dem Augenblick ab, als sie Kaffee trinken wollte. Die Kaffeeschale zerbrach, die Rejlek wurde jedoch nicht verwundet. Sie ries um Hilfe. Der GeschäftSführende deS Unternehmens C i l ä n stellte sich vor sie, um sie vor dem Angreifer zu beschütz:«. Volejnlk schoß zum zweiten Male und Eiläit bekam diesen Schuß in die Seite. Nach der Schießerei warf Bolejnkk daS Geld auf das Pult und wollte fliehen. Er wurde jedoch von den Angestellten angehalten und der Polizei übergeben. Cikän wurde in« Svital geschafft. Bei Volejnlk fand man eine Repetierpistole und sechs Geschosse. Er will nicht angeben, warum er auf die Frau geschossen hatte. Eine Engländerin wählt lieber den Tod, al» daß sie Prag verläßt. In da« Allgemeine Krankenhaus ivurde in tiefer Betvußtlosigkeit die 68jährige Privatlehrerin der englischen Sprache M. Richards geschafft. Sie nahm in selbstmörderischer Absicht in ihrer Wohnung in Iirchäre, Prag II, eine große Menge Veramon. Erst gegen den Morgen kam sie zu sich. M. Richards ist eine gebürtige Engländerin. Tie kam in die Tschechoslowakei kurz nach dent Umsturz, um hier die englische Sprache zu unterrichten. Sie hatte genug Schüler und lebte ganz gut. Nun fühlte sie sich von den Begebenheiten so sehr betroffen, denn sie lieble unser Land sehr, daß sie nicht mehr weiter leben wollte. Die Bereinigung„Adravä generare", die ihren Sitz im VolkShauS in der Hybernerstraße hat, wendet sich auf die gesamte demokratische Oessentlichkeit mit der Bitte, den deutschen und tschechischen Flüchtlingen, die jeden Tag auS den Grenzgebieten nach Prag kommen, je nach Möglichkeit zn helfen.. Geldbeiträge können auf die Rechnung Nr. 20.150,„Zdravä generaee", eventuell an die VSeobecnä dilnickä Moina, Prag II, Hybernergasse 7, oder an ihre Filialen in Smlchov,„II andila", oder in Lieben, Na Palmovce", mit der Anmerkung, welchem Zwecke der Betrag dienen soll, adressiert werden. Geschenke von verschiedenen Sachen nimmt die Kanzlei der „Zdrava generaee", Prag II, Htzbernskä 7,1. Stiege, 2. Stock, an. Größere Pakete wird man auch abholen. Telephonnnmmer 33.186. Einen AuSslng zur Marocha und nach Brünn veranstalten die AuSfluaSzüge der Staatsbahnen einschließlich Eintrittsgeld in die Kasematten in Brünn , das Mittagessen. Rundfahrten im Auto- Brünn, da» Milla?esfen. Rundfahrten im Autocar. da» Eintrittsgeld in die Höhlen, das Nachtmahl, die Führung, die Versicherung und das Fahrgeld. Abfahrt von Prag Wilson-Bahnhof 6.05 Uhr, Rückkehr nach Prag 23.89 Ubr. Anmeldungen und Informationen im Referat der AuSflugSzüge der tschechoslowalifchen Staatsbahnen neben dem Wilson-Bahnhof, Telephon 888-85 . Weil Ihn seine Geliebte soviel kostete Vor dem Einzelrichter Dr. K a p l a n verantwortete sich gestern der 48jährige Privatbeamte Johann Karafiät, welcher Veruntreuungen großen Stil» verübt batte. Johann Karafiät war lange Zeit ein braver Beamter, war verheiratet, die Ebe blieb jedoch kinderlos. Zuerst war er im Elektrizitätswerk in Seestadt! angestellt, dann kam er vor elf Jahren in die Zentrale der Elektrizitätswerke nach Prag . Er bekleidete dort die Stelle eines Kassiers nnd hatte einen Gehalt von 1700 KL monatlich. Auch in Prag ging zuerst alle- gut. Karafiät lebte mit seiner Krau in gutem Einvcrnebmen und beide leisteten sich kleine Freuden der Daseins, die arbeitenden Leuten ihres Milieu- erschwinglich sind. Vor mehr als zwei Jahren lernte aber Kara« kiät eine hübsche junge Dame kennen und nahm mit ibr intimere Beziehungen auf. Die hübsche Dame war aber nicht für platonische Liebe zu haben. Sie wollte gut leben und da- kostet Geld. Sie selbst hatte keine-, eS mußte also Herr Karafiät herhalten. Sein Gehalt genügte zwar für bescheidene Ansprüche zweier Leute, für die hübsche Dame aber langte er nicht. Karafiät griff deshalb in die Kasse, die ibm im Elektrizitätsiverk anvertraut war. Er stahl Geld und auch Bon». er trug die Eingänge nicht in die Bücher ein, sondern verwendete dar Geld für sich. Da- trieb er volle zwei Jahre hindurch, bi» man seine Schwindeleien entdeckte. Die entwendeten Gelder betrugen damals schon 125.000 KL. woran- man ersehen kann, daß die hübsche Dame nicht besonder« sparsam war. Karafiät, wurde nun zu 18 Monaten schweren Kerker- unbedingt, vierteljährig mit Fasten verschärft, verurteilt. Er tat vor Gericht sehr gerührt, aber dahalf ihm schon gar nichts. mg. Wer war der Vater? Vor dem OGR. Dr. Berner stand gestern die 25jährige Arbeiterin Rose B u d s k ä nur deswegen, weil sie sich nicht entschließen konnte, wen sie al- den Vater ihre- außerehelichen Kinder bezeichnen soll. ES hals ihr wenig, daß sie einen bösen Geist batte in dem 28jährigen Arbeiter Josef Hazuka, der ebenfalls angeklagt war. wird aber separat gerichtet werden. Role Budikä sollte im Mai vor dem KreiSgericht aussagen, wer der Vater ihres Kinde- sei. Sie mußte zuerst den üblichen Schwur leisten und dann sagte sie, daß sie dar Kind von ihrent Onkel Herrn N., hatte. Hazuka hatte ihr nämlich zugeredet, sie werde vom reichen Onkel höhere Alimente bezahlt bekommen als von einem getvissen K.. der der wirkliche Vater ihre- Kinde« ist. Rose gehorchte und nun kamen die Folgen: sie wurde zu drei Monaten bedingt verurteilt, weil sie bisher noch unbescholten war. Hoffentlich hat sie jetzt gelernt, daß man vor dem Gericht so, wie e« in der Schwursormel steht,.Wahrheit und nur die Wahrheit" sagen muß. mg. JCtuisl und Wte&rn Spielplan de» Neuen Deutschen Theater». Samstag, 19 Uhr:„Don EarloS" lneu inszeniert). — Sonntag, 19.80 Uhr:„ToSea"<volkstümliche Vorstellung).— Montag: Geschlossen.— Dien-taz, 10.80 Uhr:„Luise Miller".— Mittwoch, 19.80 Uhr:„Ein Sommernachtstraum "(Shakespeare « ZykluS).— Donnerstag, 19.80 Uhr:„Don Carlos".— Freitag: Geschlossen.— Samstag, 19.80 Uhr:„Luise Miller". Spielplan der Kleinen Bühne. Samstag, 20.00 Uhr:„Dreißig Sekunden Liebe".— Sonntag, 20 Uhr:„Liaison".— Montag: Geschlossen. — Dien-tag, 20 Uhr:„Komödie der Irruimen". — Mittwoch: Geschlossen.— Donnerstag, 19.80 Uhr:„Nora".— Freitag: Geschlossen.— Samstag, 20 Uhr:„Große Liebe" lvoll-tümliche Vorstellung). Der Mm Patriot Das Theaterstück, dal der deutsche Roman« schriststeller Alfred Neumann , der heute zu den Emigranten zählt, vor Jahren nach einer gleichnamigen Novelle schrieb, ist von dem französischen Regisseur Maurice Tourneur al» Vorlage für einen Film benützt worden, der ansehnlich ist, aber nicht die starke dramatische Spannung erreicht, die da- Bühnenstück— in weniger dramatischen Zeiten — aufwies. Es faßte den Ablauf eine» historischen Vorgang» lder Verschwörung des russischen Hofminister» Graf Pahlen gegen den geisteskranken Zaren Paul) in erregende, wenn auch einigermaßen reißerische Austritte zusammen, während der fran zösische Film von der Haupthandlung oft ins Private nnd in die Milieu-Malerei abweicht und— was ihm künstlerisch zur Ehre gereicht— da» Reißerische vermeidet. So sehen wir die Verschwörung hier nur sangsam heranreifen und den gefährliche» Wahnsinn de- Zaren, der sein Land in» Unheil zu führen droht, nicht so aufregend zum Vorschein fonunen wie seinerzeit auf der Bühne. Harry Baur spielt diesen Geisteskranken sehr nüancen« reich, nicht einfach als düsteren Unhold, sondern al- kindisch irren Tyrannen, der eigensinnig, hilflo», von Stolz und Angst gleichermaßen besessen ist. Eine sehr interessante, wenn auch zuweilen etwa» theatralische Darstellerleistung, der Pierre Re noir » Pahlen in seiner krampfhaften Beherrschung rind unterdrückten Gewissensnot würdig gegenübersteht. Auch Suzi P r i m ist in der Rolle einer Sängerin, die dem Zaren al» Geliebte zugeführt wird, beachtlich. Die Regie, die nicht immer scharf genug im HerauSarbeiten der dramatischen Zuspitzungen und der politischen Motivierung der Handlung ist, beweist ihre Qualität in der bildhaften Ausgestaltung der Szenen.—eia— Urania-Kino „Ihr Leibhusar", Lachsilm. Ufawoche. 6.'.19 Uhr. Filme In Prager Lichtspielhäusern Urania.„Ihr Leibhusar". sD.) Englisch , Kemp, Schneider.— Adria:„Er— nach 8000 Jahren". (Am. Harald Lloyd.)— Alsa-„Schneewitt« <6en".(Am. 28. Di-neu.)— Apollo:„Patriot". (Fr.) Harry Baur.— Artr„Die silberne Wolke". (Tsch.)—Avion:„Da- Ideal der Septima".(Tsch.) I. Plachta.— Baikal :„Gefängnis ohne Gitter".(Fr.) Beränek:„Die Laterne".(Tsch.) Korbeläi, K-irovä.)— Broadway:„Gräfin Wa- lewska".(Am.) Garbo, Boyer.— Ftnix:„Die Zunft der Kuttenberger Jungfrauen".(Tsch.)— Flora:„Die Laterne".(Tsch.) Nach Jirasek.— Hollywood:„DaS Ideal der Septima".(Tsch.)— Hvizdä: ,,Er— nach 3000 Jahren".(Am.) Harold Lloyd.— Juli«:„Patriot".(Fr.) Nach Ad. Neumann.— Kinema: Journale, Grotesken, Repor tagen. ('/2—7).— Koruna: Journale, Grotesken, Reportagen.(2—10).— Kotva:„Gefängnis ohne Gitter."(Fr.)— Lueerna:„Die Zunft der Kuttenberger Jungfrauen".(Tsch.)— Metro: „Mexikanische Nächte".(Am.) D. Lamour, R. Milland.— Passage:„Der verlorene Horizont".(Am.) R. Colman.— Praha :„Der Kolben au» Elfenbein". (Am.)— Radio:„Drei fesche Mädel»".(Am.) Deanne Durbin.— Skaut:„Fräulein Mama". (Tsch.)— Svitozor:„Der verlorene Horizont". (Am.) R. Colman.— Beletrhy:„D ie baltischen Matrosen".(Ruff.).— Belvedere: „Die Laterne".(Tsch.)— Beseda:.Klapperzahn» XI".(Tsch.) Nach E. Baß.— Carlton:„Fräulein Mama".(Tsch.) Aira Ferba».— Lido II:„Fräulein Mama".(Tsch.)— Louvre:„Die Kopfjäger von Ekuador".(Am.)— Macetka:„Auf sonniger Farm."(Am.) Shirley Temple.— Olympie: „Marco Polo."(Am.) Gary Cooper.— Pertttinr „Marco Polo."(Am.)— Rory:„Fräulein Mama". (Tsch.)— Tatra:„Fräulein Mama".(Tsch.)— U Bejvodü:„Fräulein Doktor".(Am.) Parlo, Stroheim.— Baldek:„Fräulein Mama."(Tsch.) Reg.-Zahl 1460/6. Kundmachung betreffend die Einführung der normale« Dienstzeit bei den städtischen Aemtern. Mit 26. September 1988 werden bei den fiädt. Aemtern und Betrieben die normalen Amtszeiten wiederum oingeführt. Diese sind: An Wochentagen, mit Ausnahme de» Samstage» von 8 bi» 12 Uhr bormittagr und von 14 bi» 17 Uhr nachmittag», an Samstag von 8 bi» 18 Uhr.. Der Parteienverkehr bei den einzelnen Aemtern findet wie folgt statt:* An Wochentagen, mit Ausnahme de» Samstagebon W bi» 12 Uhr vormittag» und von 14 bis 16 Uhr nachmittag». An Samstagen von 369 Uhr bi» 12 Uhr mittag». Beim BUrgermeisteramte, beim Rentamte und beim Bauamte findet an Nachmittagen kein Partelenverkehr statt. Bürgermeisteramt Komotau , am 28. September 1988. 886 Der Bürgermeister: Eduard Fiedler e. h. Oie erste OMjIinilkerei und Käserei in Gratzen, Böhmerwald empfiehlt Ihr« erstklass. Erzeugnisse Beachten Els dl« Sohu tzmarke* Gremium der Koygenyünoler für denpoß.«erßrE Muffig KundmaGung ttremium der KoMendSndler für den»ol.'&rairl AUnMn Dar gefertigte Gremium hat mit Rücksicht auf die gegenwärtigen außergewöhnlichen Verhältniffe folgende» befchloffen: 1. Damit die Mitglieder des Gremiums ihren eigenen Zahlungsverpflichtungen ordnungsgemäß nachkommen können, muß gebeten werden, daß die fälligen Fakturenbeträge.für gelieferte Kohle im Interesse einer weiteren klaglosen Belieferung safovt bezahlt werden. 2. Lieferungen für Kohle können von nun an tut» segen vorherige« Erlag de» Fakturenbetrage» und unter der Boranasrßnng, baß bße alten Faktnrenbetrstge bezahlt slab, entgegengenommen werden. 8. Anderslautende Zahlungivereinbarungen gelten hierdurch als aufgehoben. Wir bitten HLfl. um Kenntnisnahme und hoffe», daß alle Kohlenbezieher im Interesse der Allgüneinheit diesem Ersuchen bereitwillig Rechnung wagen. B e z u a S b e d t n a u n a e n: Bei Zustellnna niSHanS oder de: Bezua»neck: die Bolt monatlich Xi 17.—, vierreljährig Xi 51.—, halbjährig Kö 102,—, ganzjährig Xi 204. Inserate werden la n Tarik billigst berechnet.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Rewurmarken.— Die ZeirungSsrankatur wurde von der Post- u. Te'.egraphendtrelnon mir Erlaß Nr. 18.800,'V 11/1980 bewilligt-(Kontrollpostamt Praha 2V.— Druckerei: jOtbi»*, Druck«. Verlags- u. ZeitunaS-A.-G. Prag .
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18 (24.9.1938) 225
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