Seite 4

Mittwoch, 28. September 1938

Bei unseren Flüchtlingen

II.

Bericht über zwei Rundfahrten

Unser Besuch gilt den Flüchtlingslagern süd­westlich von ra g. In 3., einem Ort mit etwa 3000 Einwohnern machen wir zum erstenmal alt. Man muß nicht lange fragen, wo hier die deuts schen Sozialdemokraten sind, die dieser Ort bisher nur vom Hörensagen gefannt hat und die es sich auch nie träumen ließen, einmal daher verschlagen zu werden. Schon auf der Straße kommen sie uns entgegen, Männer und Frauen aus dem Nieder­land, aus Nixdorf und Zeidler. Sie waren eben daran, sich an diesem herrlichen Herbstsonntag ein wenig die Umgebung anzuschauen. Sofort führen

ihre Blicke auf die Zeitungen, die wir ihnen mit­gebracht haben. Im Nu liest alles den Sozials demokrat", von dem wir ein größeres Bündel hierlassen: er hat selten aufmerksamere Leser ge­funden. Inständig bitten uns die Genossen vor allem um eins: daß man ihnen das Blatt, ihr Blatt aber auch wirklich täglich schickt. Sie sind glücklich, als wir ihnen das zusagen können.

Nun bringen sie uns noch in das zweite La­ger des Ortes, in dem zwei prächtige Bodenbacher Genossinnen die Führung übernehmen. Hier, wo die Essensausgabe für alle in 3. untergebrachten Flüchtlinge erfolgt, ist die Unterbringung eine weit bessere und wir können beruhigter bald weiter fah­ren, nicht ohne ein größeres Bündel unserer Zei tungen verteilt zu haben. Auch hier große Freude darüber, daß das Blatt nun täglich kommen soll, auch hier kein Klagen und Jammern, höchstens die

immer wiederholte Frage: Wißt Ihr nicht viel­Teicht, wo mein Mann ist? Er war doch bei der RW und die Henleins haben es immer auf ihn ab­gesehen gehabt." Wir können diese Frage nicht beantworten, aber vielleicht wird es auf Grund der Fragebogen, die die Partei an alle Flüchtlinge verteilt, doch möglich sein, mancher Frau den Mann, manchem Kind den Vater wiederzugeben.

Nächste Station H: Im Volkshaus der tsche­chischen Genossen sind Freunde aus Nord, Nord west- und Westböhmen untergebracht. Jubelnd be­

sie uns in den Gasthof, in dessen Tanzsaal sie ihr Lager aufgeschlagen haben. Schon am Weg haben sie uns berichtet, daß sie mit der Verpflegung ganz zufrieden sind, daß aber die Unterbringung leider manches zu wünschen übrig läßt. Wir sind auch tatsächlich etwas betroffen, wie wir in den Saal eintreten, der 40 Menschen Schlaf- und Aufent­jaltsraum zugleich ist. Nur wenige Betten stehen hier, die meisten Wenschen müssen auf Stroh schlafen; da sie überhaupt nichts an Wäsche mit­nehmen fonnten, fönnen sie sie auch nicht wechseln. In der Nacht müssen sie angezogen, ohne Decken in dem zugigen Raum auf bloßem Stroh schlafen. Es gibt feine ordentlichen Waschgelegenheiten, nur bei der Pumpe am Hof fann man sich notdürftig waschen und noch dazu muß man mit dem Wasser sparen. Da der Großteil der Flüchtlinge aus grüßen uns Bekannte, viele erinnern sich, den oder Frauen besteht, ist das ein Zustand, der auf die ienen der Besucher in einer Versammlung spre­Dauer einfach unhaltbar ist. Wir verlangen für hen gehört zu haben. Unſer Zeitungsvorrat unsere Flüchtlinge sicher nicht, daß man sie behan- schmilzt zuſammen, aber auch dorthin wird schon diese Nummer unseres Plattes wieder zuge land, einen Herrn, deſſen Auftraggebern dieſe ſtellt. Die Unterbringung ist leidlich, die Koſt iſt raven judetendeutschen Arbeiter und Arbeiterin gut, die Flüchtlinge sprechen voll Dankbarkeit von nen den Verlust ihrer Heimat verdanken. Wir ver- dem Entgegenkommen, das sie überall finden. fangen auch nicht, daß man sie hier jo hätscheltwäsche wäre notwendig, auch Deden für die Nacht. wie die Landsknechte vom Sudetendeutschen Frei- Schon sehen wir Frauen verschiedene Wäschestüde orps im Dritten Reich , aber menschenwürdig muß waschen, für die ſie doch Erſatz aufgetrieben haben, man diese unschuldigen Opfer ihrer Ueberzeugung schon werden Männerhosen gebügelt, die Kinder spielen auf einem großen, schönen Spielplak, fie and ihrer Treue zum Staat behandeln. Doch mag s ihnen noch so schlecht gehen, mögen ihnen, was fühlen sich hier schon sehr heimisch. Rasch noch ein vir nicht hoffen wollen, noch ärgere Tage bevor- Bericht an die aufmerksam zuhörenden Genoſſen tehen, nichts tann sie erschüttern in über die politische Lage, dann noch ein Blick in ein ihrer Liebe zur Partei, in ihrem zweites der vier Lager der Stadt, die 5000 Ein­Glauben an die Bewegung, der sie in des Wortes wohner umfaßt. Auch hier die gleichen günstigen wahrster Bedeutung ihr Leben geweiht Gindrücke, auch hier dieſelbe Freude über unſer haben. Keinen Laut des Jammers, fein Slagen Sommen und über die mitgebrachten Zeitungen, sernimmt man von ihnen über ihr Schicksal. Sie von denen ein Vertrauensmann der Flüchtlinge ind gefaßt und beherzt. Nichts kann sie wantend ein Baket nimmt, um sie den reſtlichen Lagern machen in ihrer Ueberzeugung, daß es unsere zufommen zu lassen. Sache sein wird, die schließlich siegt, daß sie an In der Bezirksstadt N. finden wir eine

delt wie einen anderen Flüchtling in dessen Gast­

er Partei eine so feste Stüße haben wie diese an hnen. Die Männer, soweit sie nicht eingerückt sind aber noch in der Heimat auf dem Posten stehen, sprechen davon, daß sie versuchen wollen, in dem nahen Königshofer Zementwerf Arbeit zu bekom­nen. Sie sind feine Almosenempfänger, sie wollen n jeder Lebenslage von ihrer Hände Arbeit leben. Aber zunächst wollen sie, die von der Welt abge­schnitten, ohne Zeitungen und ohne Radio, in einer Gegend leben, deren Sprache sie nicht verstehen, zunächst wollen sie wissen, was in der Welt vor­eht, wie die weitere politische Entwicklung sein vird, ob denn die Bäume des Faschismus wirklich In den Himmel wachsen sollen. Gierig werfen sie

Was essen

Gruppe von Graslizer Genossen beim Mittagessen. Auch sie bejammern ihr Los nicht, sondern freuen sich, daß die demokratische Republif erneut ihren Lebens- und Abwehrwils Ten gezeigt hat. Mitten unter den Arbeitern und Arbeitermädchen, die mit unverkennbarem Appetit ihr Gulasch essen, sist, ein wahrhaft rührendes Bild, der pensionierte sozialdemokra­tische Oberlehrer von Grasliß. Er fennt die Flüchtlinge von flein auf, er war ihr Lehrer und Berater, aber auch ihr Genosse, er bleibt auch in den Stunden der Gefahr bei ihnen und will fie nie verlassen, will nie anders leben als unter Gleichgesinnten in einem freien Land. Ueber 50

Dort erscheint der Bauerntrapfen, der ein ganz anderes Aussehen hat als der gefüllte runde Strapfen des Stadtbäckers, nicht allein an den die Sudetendeutschen? hohen firchlichen Festtagen, sondern auch zu 30­In dem Sammelwert,, Das Subetendeutsch- hanni, zum Abschluß des Kornschnittes( Schnit­tum, sein Wesen und Werden im Wandel der terfrapfen), zur Kirchweih und zu anderen An­Jahrhunderte", das soeben in zwei Bänden im läsſſen. Und nur zu Weihnachten tritt ihm der Verlag Rudolf M. Rohrer, Brünn , erſchienen und Striezel zur Seite, den man als Stollen auch in in welchem eine Reihe interessanter Beiträge ent- Nordböhmen und anderen Landschaften kennt, wo halten ist wir werden auf das Wert noch zu- aber auch das Chriſtbrot und andere Weihnachts­rüdfommen veröffentlicht Univ.- Prof. Dr. Gu- gebäcke üblich sind, stav Jungbauer eine Studie Sudeten - und far­pathendeutsche Volkskunde", der wir die nach­stehende interessante Stelle entnehmen:

-

Mr. 228

Reichs- Katzenjammer

wegen Henlein

Die ,, Lidové Noviny" berichten aus Eger :

Einige Reisende, die aus Deutschland kn men, erzählen über Unruhen in München , Hamburg und Berlin und über Versuche, De­monstrationen gegen den Krieg zu veranstalten. Nach anderen Nachrichten aus Deutschland herrscht an nazistischen Stellen große Verär­

Lehrer bekannten sich im Bezirk Graslih nach dem Umsturz zur Partei der Arbeiter, vor kurs zem waren es nur noch zwei, die den schimpf­lichen Weg der Gleichschaltung nicht gegangen sind. Einer von ihnen sist jetzt mit uns in der Hinterstube eines Gasthauses in einer ihm völlig fremden Umgebung und erzählt uns, während sein Auge den Blick nicht von der Zeitung lassen fann, mit stolzer Vefriedigung, de es gelingen wird, 18 Graslizer Arbeiterfamilien hier im Tschechischen in einem Betrieb unterzubringen. der gleichfalls von Graslik her übersiedeln will. gerung über das Mißlingen des Henleinputſches. Aber nicht von sich wollen diese herrlichen Men­schen sprechen, sie fragen nur, wie es mit der Partei steht, ob sie dem Ansturm auch weiter gut standhält, ob denn die Stunde der Abrechnung bald schlagen wird.

Henlein und Frank wird vorgeworfen, daß sic die reichsdeutschen Nazis über die Verhältnisse in der Tschechoslowakei unrichtig informierten, do ihre Flucht die SdP- Anhänger desorien tierte, wie auch, daß sich die tschechoslowakischen Behörden der Waffenlager, der geheimen Sender fien enthüllen konnten. Auf diese Vorbereitun bemächtigen und die geheimen Pläne derHenleini­

gen waren viele reichsdeutsche Millionen verwen det worden. Die Nazi bedauern den Verlust die­ser Geldmittel und ihre Erregung fehrt sich gegen ten angeblich von der Gest a po bewacht. Die Henlein- Helden

nirgends Niedergeschlagenheit, aber überall, Nirgends haben wir Kleinmut angetroffen, hier mehr, dort weniger, Bedarf an fürsorges rischer Nachhilfe. Das Entgegenkommen der staatlichen und kommunalen Behörden und der Fürsorgeforenlein und Frank. Diese beiden Führer wer porationen ist einzigartig, die Bevöl terung dieses hundertprozentig tschechischen Gebietes verhält sich zu den Fremdlingen, von denen faum einer etwas tschechisch radebrechen kann, beispielhaft. Deutsche haben diese deutschen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, weil sie ihrer Ueberzeugung treu geblieben sind, bei Tschechen haben sie freundliche, ja vielfach herzliche Aufnahme gefunden. Wo bleibt da die Stimme des Blutes"?

teilen uns mit, daß feiner von den Henlein­Freunde, die jest als Reservisten einrüdten, Lenten, die nun gleichfalls tschechoslowakische Sol­daten sind, sich etwa zu ihrer Gesinnung oder zu ihrer bisherigen mitgliedsmäßigen Zugehörigkeit zur eingestellten SdP bekennen. Die Sop- Leute hat en weder Herrn Henlein Gefolgschaft geleistet, Aber vieles bleibt zu tun, die Demokratische als er, selber ausgerissen, aus sicherem Versted in Flüchtlingshilfe erwarten gewaltige Aufgaben. Deutschland aufforderte, dem Mobilisierungsbefehl Der Wäschemangel wird in wenigen Tagen schon nicht zu gehorchen, noch haben sie den Mut, au unangenehme Auswirkungen zeitigen, wenn gestehen, daß fie eben Henlein- Leute waren oder nicht rechtzeitig etwas geschicht. Der Mangel an gar geblieben sind. Alle möchten sie jest, Waschgelegenheiten und an Trinkwasser birgt da das Blatt sich gewendet hat und da sie Soldas ernſte geſundheitliche Gefahren in sich. Sier gilt ten gevorden sind, von ie her treue es schleunigst einzugreifen und es wird auch ein Staatsbürger gewesen sein. Bei den gegriffen werden. Die Flüchtlinge können über Komgagnien und Regimentern, denen sie zuge­zeugt sein, daß die Sozialdemokratie teilt sind, versuchen sogar etliche von ihnen, sich ihre treuesten Söhne nicht verplötzlich als deutsche Sozialdemoras läßt. Und sie sind davon überzeugt. Sie spres en oder Kommunisten auszugeben! Wenn aber chen mit Liebe von der Partei, an der sie mit schon nicht das, so ziehen sie sich zumindest auf allen Fasern ihrer Herzen hängen, sie sprechenbre angebliche Parteilosigkeit" zurüd. mit Haß und Verachtung von den Gegnern, die Auch diese Erscheinung ist fennzeichnend für ihnen nicht das bißchen nackte Leben gönnen. Und die gewandelte äußere Situation, die aber zu­wenn man sie so untereinander sprechen hört, als gleich auch innere Wandlung der Menschen nicht wäre das, was sie um ihrer Ueberzeugung wil ausschließt. Ten auf sich genommen haben, eine Selbſtver­ſtändlichkeit, wenn man hört und ficht, wie jie nach nichts so sehr verlangen als nach dem Wort und dem Zuspruch der Partei, dann fühlt man es: mag es noch so wüst um uns zugehen, eine solche Bewegung fann man nicht vernichten. Ihr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht!

Achtung vor Spionen!

b.

Von hoher militärischer Stelle werden fol­gende Mahnungen ausgegeben:

Achtung auf Spione! Unbekannten Leuten foll man nichts erzählen. Vor unbekannten Leuten foll man nicht sprechen. Neugierige follen an Ort und Stelle fichergestellt werden. Reservisten sollen mit niemanden über ihre Zuteilung sprechen. Die Refer­viftenfrauen sollen niemanden erzählen, woher ihnen ihr Mann geschrieben hat und bei welcher Waffen­gattung er zugeteilt ist."

"

Einschränkung

der Auslandsreisen

männliche Personen, die der Wehrpflicht nach Durch Regierungsverordnung wird für dem Wehrgesete oder der Pflicht zu persönlichen Leistungen nach dem Staatsverteidigungsgesehe unterliegen, alfo Personen im Alter von 17 bis 8u603ahren, die Ausstellung von Päffen für Reifen ins Ausland verboten. Ausnahmen fann die Landesbehörde im Ein. bernehmen mit dem zuständigen Korpskommando bewilligen.

Spenden für Staatsverteidigungszwede. Am 24. September betrug der Fonds für Staatsvers teidigungszwvede 543,054.795, am 26. Sep­tember 546,968.070. Die Anzahl der Spen= der betrug am 24. September 337.778 Personen, am 26. September 339.884 Personen.

Von Getränken kommt neben Wasser in der

heißen Sommerszeit oft saure Milch, an Neſttagen selten Schnaps in Betracht. In neuerer Zeit wird liebter. Met ( Honigivein) ist heute fast unbe Kaffee- meist aus Korn gebrannt- immer be kannt, während z. B. der Egerer Honigmet im 16. Jahrhundert weithin berühmt gewesen ist. Säufig bereitet man aus Hagebutten, Ribiſeln. Heidelbeeren u. a. Hausweine.

gelegten Eier, die sogenannten Antlasseiener| Leichenessen, einem Leichenbier oder zum Leid­( mh. d. Antlaß, Evtlassung, Erlaß, Ablaß. 3m vertrinfen" usw. einzuladen. Meist beschränkt sich Mittelalter wurden am Gründonnerstag die die Bewirtung auf die nächsten Verwandten. Wird öffentlichen Büßer wieder in die Kirche aufgenom- eine ledige Person begraben, welche die richtige men und losgesprochen, weshalb er noch heute in Sochzeit nicht mehr halten fonnte, jo feiert man Süddeutschland Antlaßtag oder Antlaßpfinztag im Braunauer Ländchen, im Adlergebirge , Schön­heißt.) In einzelnen Orten Weſtböymens werden hengitgau und anderen Gegenden die Totenhoch­diese Eier am Heimweg von der Kirche ſtehend mit zeit, bei welcher stets getanzt wird. der Schale verzehrt, was für die Gesundheit sehr gut ſein und gegen Leibschaden( Bruch) helfen Am Neujahrstag ist das Essen besonders richten vorgeschrieben. So gibt es im Riesenge wichtig. In Egerland ißt man vor allem Sirsebrei, birge am Weihnachtsabend neuerlich Gerichte, denn dann hat man im ganzen Jahr viel Geld. worunter früher stets auch aus Pilzen bereitete Hirse, in neuerer Zeit Neis, wird auch sonst als Speisen waren. Auch in Weſtböhmen ist in man­Nur bei der ländlichen und kleinstädtischen segenbringende Stultspeise genossen, z. B. noch chen Bezirken am heiligen Abend Schwämme Bevölkerung kann man noch von einer altüber vielfach bei Hochzeiten. Am Neujahrstag ist der brühe ein feststehendes Gericht. In neuerer Zeit lieferten Volfsnahrung sprechen. Auch hier gibt Egerländer gern auch Schweinefleisch, weil es tommt an diesem Tage ein Apfelstrudel auf den es große Unterschiede. Die beim Schweineschlach ebenfalls Glück bringt. Je fetter das Fleisch ist, Tisch, in Nordböhmen werden am Weihnachts­ten im südlichen Böhmerwald seit alters her desto besser lebt es sich im neuen Jahre. Wer aber abend neben Fischen oft auch Bratwürste bevor­erzeugten Fleischwürste" und" Leberwürste" sind einen Hasen oder eine Gans ist, dem läuft, bzw. zugt. etwas ganz anderes als etwa die" Graupen- fliegt das Glück davon. Auch in der Iglauter Auch die Festtage im einzelnen Menschen­würste" in Nordmähren , Schlesien und in der Sprachinsel ist man zu Neujahr Schweinsohr und leben sind durch besondere Gerichte ausgezeichnet. Sprachinsel Deutschproben , und die ,, Leberwürste" Schweinsrüssel mit Stren: es muß überhaupt So bereitet man im südlichen Böhmerwalde bei sind durchaus nicht dieselben wie in anderen Schweinernes auf den Tisch, dann hat man das der Geburt eines Kindes den" Samfas"( Chri­Gegenden. Aus der Verwendung anderer Zu- ganze Jahr Sau". Auch in Brünn ißt man das sam- Käse), der den Taufpaten und Gästen vorge taten und Gewürze ergeben sich oft schon zwischen selbe, womöglich einen gefochten Schweinstopf. fezt wird. Er bildet mit Weißbrot den Tauf­Dörfern, die nur stundenweit von einander ents Aus diesem bricht sich jedes Familienmitglied schmaus, der je nach den Vermögensverhältnissen fernt liegen, Unterschiede in der Art und im Ge- einen Zahn heraus, den man als glückbringenden der Eltern bald dürftig, bald reichlich ist und sich Powidel( povidla Pflaumenmus) gefüllt sind, schmad der Speisen. Talisman in die Geldbörse legt. Auch in der in manchen Gegenden zu einem vollen Mahle mit Liwanzen( livanec= Gießtalfen), Wuchteln Im ganzen Gebiet scheidet man noch immer Sprachinsel Deutschproven pflegt man zu Neu- Suppe, Fleisch und Zuspeisen, Gebäck und Ge-( buchta) u. a. Doch gibt es da bisweilen feinere zwischen Alltagsnahrung, bei der Brot- und Mehl- jahr gewöhnlich Schweinernes zu essen. Im Rie- tränken( Bier oder Wein, Kaffee) erweitert. Beim Unterschiede. Im südlichen Böhmerwalde heißen speisen, dann Kartoffeln, Milch und Kraut im fengebirge ißt man ihsebrei nicht allein am Neu- Hochzeitsmahl war es im Egerland selbstverständ- die nicht gefüllten Buchteln Ofenknödel und nur Vordergrund stehen, und den Festtagspeisen, bei jahrstag, sondern hie und da auch am Aschermitt- lich, daß der glückbringende Hirsebrei nicht fehlen die mit Mus u. a. gefüllten, also besseren Buchten welchen sich feſte Speiſenfolgen namentlich bei woh. Die Ostertage selbst bringen nach der langen durfte, und es entstand daher die Redensart: werden Wuchteln" genannt. Mitunter tann fich Hochzeiten und zur Kirchweih ſeit Jahrhun- Fastenzeit eine Fülle von Sveisen. Der Osterlais, Er ist wie der Hirsebrei auf allen Hochzeiten." für ein ganzes Festessen die tschechische Bezeich derten erhalten haben. Vielfach fehlen auch heute im Riesengebirge auch Süßbrot" genannt, ist als In Südböhmen aibt es unter den Hochzeitsges nung samt dem Brauche einbürgern. So heißt in noch bei solchen Festmählern Kartoffeln und dies Festgebäd besonders im mitteldeutschen Gebiet da bäden neben den Krapfen Kolatichen u. a., auch Nirflowiß im Bezirke Olmüz der Leichenschmaus nur deshalb, weil sie zu jenen Zeiten, aus welchen heim. Am Ostersonntag pflegt man ein ge- Gugelhupfe. Ein großer Gugelhupf, in dem ein" Trachta"( tschechisch trachta= Schmaus. Das diese altüberlieferte Speisenfolge stammt, in badenes Bidel zu verspeisen. Während dies nur Bäumchen mit allerlei Zuckeriverk und eine Wiege Wort ist aus dem deutschen trattieren" entstan­Europa noch unbekannt waren. Im bayerischen vereinzelt üblich ist, ist der Brauch weit verbreitet. mit einem Kindlein an der Spize stedt, Stammesgebiet ist die wichtigste Festspeise der in daß an diesem Tage alle Hausgenossen beim Essen gewöhnlich auf den Brauttisch, während Ileinere geht). Während die böhmische Küche auch auf tommt den, das wieder auf lateiniſches tractare" zurüids heißem Schmalz gebadene Strapfen. 3m mittels auch ein hartgekochtes Ei verspeisen. Gewöhnlich Gugelhupfe ohne Wiege auf den übrigen Tisch fudetendeutschem Boden Antlang gefunden hat, deutschem Gebiete entspricht ihm der im Backofen sind dies Eier, die mit dem Osterlaib und Fleisch chen stehen. Fast überall ist es endlich üblich, nach fann man bei den Deutschen der Slowakei und oder in der Badröhre gebadene weniger fette Ken während des Dochamtes geweiht wurden. Man einem Begräbnis entweder in das Trauerhaus Karpahhenrußlands eine starte Abhängigkeit von gen, ben man als Streufeffugen am liebsten hat, nimmt hiezu vor allem die am Gründonnerstag oder in das Gasthaus au einer Totensuppe, einem der madjarischen Küche feststellen,

-

Bei Nachbarvöltern kommt es natürlich be­sonders bei Speisen und Getränken zu Entlehnun gen Das Fremde schmeckt immer besser als das Bekannte, aber Frauen, Köchinnen und Dienst­mädchen pflegen die geivohnte Stüche auch in frem­der Umgebung zu bevorzugen. Der Deutsche hat von den Tschechen vornehmlich Mehlspeisen mit ihren Bezeichnungen übernommen, so z. B. Ko­latschen( foláč Kuchen), die nicht selten mit

-