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Eiferunerfsgesellschaft ,, Rheinmetall- Borfig" in Dif feldorf ums Leben.

Paris  - Reise des belgischen Königs. Mittwoch um 9.17 Uhr trat der König der Belgier   in Beglei tung seiner Suite die Reise nach Paris   an.

Das Wetter. Unter dem Einfluß eines Drud­hochs, das munmehr über Mitteleuropa   liegt, hat sich das Wetter in der' epublik größtenteils aufs geheitert. Die Besserung dürfte jedoch nur vorüber­gehend sein. Im Zusammenhang mit der ozeanischen Störung fällt bereits in England neuerlich Regen. Wahrscheinliches Wetter Donnerstag: Wechselnd bewölkt, meist troden. Nachttemperaturen um 15 Grad, Minima um 5 Grad. Im Osten wär mer. Zeitweise auffrischender Westwind. Wetter aussichten für reitag: Vom Westen her neuer liche Zunahme der Bewölkung und Neigung zu Re­genfällen. Bei Südwestwinden leichte Erwärmung. An den Karpathenländern Andauern des heiteren Wetters.

Der demokratische Gedanke wird von Bestand sein!

Mögen noch Jahre darüber vergehen: die letzte Entscheidung zwischen der Demokratie als Idee menschlich- staatlicher Lebensformung und jenem jest so breit ausladenden Geisteszustand antidemo­fratischer Prägung wird nicht durch die Mittel der Politit gefällt werden, deren Element, wie gesagt, die Macht ist. Es liegt im Wesen dieses wie jedes Zustandes selbst, daß er ein vorübergehen der ist. Auch große nationale Erfolge, die ein Volk mit Stolz, ja mit Rausch zu erfüllen und dadurch

feinen Zustand zu verlängern vermögen, fönnen auf

die Dauer den tief in jeder menschlichen Natur be­gründeten Willen zu persönlicher Freiheit nicht ab töten. Schärfster staatlicher Drud fonnte seine Wir

menschliche Eigenschaft, mit deren Funktion man be­

" Sozialdemokrat"

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

Donnerstag, 13. Oftober 1938. Mr. 241

durch einen Monat aufrechterhalten. Man rechnet damit, daß bis dahin die Verkehrs- und andere Fragen geregelt sein werden. Auch andere Un­ternehmungen bemühen sich, den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten, damit die Angestellten und die Arbeiterschaft und damit auch die demobili­

Die Gewerkschaften beim Ministerpräsidenten een beter die Arbeitsgelegenheit gefichert

haben.

Trager Zeitung

Vorlage des gemeinsamen Programms der Zentralen Prag  . Der Vorſizende der Regierung entertaif- und Kreditpolitif die Entwicklung zentralen, daß mit allen Mitteln der Finanz-, Armeegeneral Jan Syrový   empfing am 11. d. M. die Vertreter des Gemeinschaftsrates der Ge- des privaten Unternehmertums unterstützt wer wertschaftszentralen, die im Namen von 2 Millio- den solle, insbesondere die Aufrechterhaltung des nen Mitgliedern der gewerkschaftlichen Arbeiter Betriebes der verbleibenden Unternehmungen und Unterbringung deutscher   Flüchtlingskinder. und Beamtenorganisationen dem Ministerpräsi- der Ausbau einer neuen Induſtrie, die wir be- Die Deutsche Hauptstelle für Stinderschutz und denten ihre Ergebenheit zum Ausdruck brachten nötigen. Jugendfürsorge Prag II., Preslová 7, Telephon und ihre Bereitwilligkeit betonten, bei der Lösung Als eine dringende Aufgabe betrachten die 391-92 hat in Zusammenarbeit mit der Sozial der wirtschaftlichen und sozialen Probleme, die Gewerkschaftszentralen die Sicherung der Aus- beratung der Stadt Prag   die Unterbringung von nach dem unseligen Münchner   Dittat sich ergeben fuhr unserer Erzeugnisse und das Aufsuchen deutschen   Flüchtlingsfindern übernommen und haben, auf das wirksamste mitzuarbeiten. neuer Absatzgebiete. Sie empfehlen zu diesem richtet an deutsche Familien, die bereit sind, sols

Die Abordnung legte dem Vorsitzenden der Zwede auch die Errichtung von Exportsyndikaten. chen Kindern für eine vorübergehende kurze Zeit Regierung auch Vorschläge vor, die sich auf die Weiter verlangen sie eine einheitliche Regelung fostenlos Unterkunft und Kost zu geben, die herz­Uebergangswirtschaft und auf die zukünftige der Arbeitsvermittlung und wünschen unter an- liche Bitte, ihr ihre Adressen brieflich oder teles Wirtschaft der Republik   beziehen und namentlich derem auch eine organisierte Auswanderungs- phonisch bekanntzugeben. die Schaffung einer obersten wirtschaftlichen fürsorge. Sentrale verlangen, die die systematische Tätigkeit Der Vorsitzende der Regierung nahm die ge­aller Bestandteile unseres wirtschaftlichen Lebens meinschaftliche Erklärung der Vertreter der Ge­zu einer gedeihlichen wirtschaftlichen Erneuerung werkschaftszentralen zur Kenntnis und sagte, daß hinführen würde. Im Rahmen des Wirtschaftspro- r die Mitarbeit begrüße, die in den Wirtschafts­gramms betont die Eingabe der Gewerkschafts- organen des Staates möglich gemacht werden solle.

Die Wirtschaftsziele der Regierung

Prag  . Der tschechoslowakische Rundfunk verbreitete folgenden Bericht:

gen jovohl dem Staate als auch der arbeitenden Bevölkerung zwei Vorteile: einmal einen mora lischen Vorteil, der darin besteht, daß der arbei­tenden Bevölkerung nüßliche Arbeit und nicht demoralisierende Unterstützungen gegeben werden, und zum zweiten einen wirtschaftlichen Vorteil, der darin besteht, daß die Arbeitsfrüchte der Mit glieder der Arbeitslager dauernde Werte sein verden, und daß der Staat für den gemachten Einrichtungen erhält, die im Rahmen der nor malen Investitionstätigkeit zu schaffen nicht mög­lich wäre.

Dr. Wolf- Zdekauer gestorben. Am Dienstag verstarb im 73. Lebensjahre JUDr. Karl Wolf 3defauer, eine der befanntesten Persönlichkeiten des Prager   deutschen Bürgeriums. Dr. Zdelauer, der ein Prager   Banfunternehmen leitete, hat sich insbeson dere durch seine Mitarbeit im Prager   Deutschen  Theaterverein verdient gemacht, dessen Vors sisender er viele Jahre war.

Die demobilisierten Handschuhmacher mögen sich sofort bei ihren Arbeitgebern melden. Die arbeitslosen Handschuhmacher mögen ihre Meldung in der Kanzlei der Handschuhmachergenossenschaft, Brag II, Stratovská ul. 20, 1. Stod  , erstatten, wo täglich von 4 bis 5 1hr nachmittags amtiert wird. Sie erhalten dort sofort einen Arbeitsnachweis. Wiederaufnahme von Autobusstrecken. Die Staatsbahndirektion in Prag   eröffnet am 13. d. M. flab, 1011 und 1012 Prag  - Kouřim Kutná Hora  , 1008 Prag  - Sázava  , 1002 Prag  - Mladá Bole 1041 Prag  - Kladno   über Buštěhrad. 1044 Brag Louny, 1050 Prag  - Libochovice   und 1004 Prag­Voděbrady nach den bisher gültigen Fahrplänen. am 13. d. M. einen beschränkten Autobusverkehr auf Die Staatsbahndirektion Prag   eröffnet des weiteren der Autobusstrede Nr. 1016 Praq- Jilové u Prahy. auf den Autobusitreden Nr. 1019 Branché 30­povice und Nr. 1020 Prag  - Týnec   n. Sáz  . nach dem Winterfahrplan.

In allen Zweigen der Staatsverwaltung fung noch stets nur eine gewisse Zeit ausüben. wird an vielseitigen wirtschaftlichen Maßnahmen Jedem Menschen und gewiß dem Deutschen   ist das Bedürfnis eingeboren, auch einmal seine eigene gearbeitet, deren Zweck es sein wird, während der Meinung zu haben sie mag falsch oder richtig, Beit des wirtschaftlichen Umbaues des Staates dumm oder klug sein. Dies ist eine elementare Die Staatsverwaltung bemüht sich, insbesondere Aufwand den Gegenwert dauernder nützlicher den Autobusverkehr auf den Straßenlinien Nr. die Arbeitslosigkeit der Bevölkerung zu mildern. die demobilisierten Soldaten aufzufangen und ihnen einen glatten Uebergang in das bürger­Tiche Leben zu ermöglichen. Damit soll erzielt werden, sowohl in der Erzeugung als auch in der Jene, die Mitglieder der Arbeitslager sein alles getan, daß auch der Lebensstandard der Behalten, ihre Familienangehörigen erhalten Ver­Verteilung Störungen zu vermeiden. Es wird werden, werden Kleidung und Verpflegung er­öfferung und ihre Kauftraft nicht vermindert

ſtimmt rechnen darf und die noch immer erneut in Wirkung getreten ist gegenüber jedem Versuch, sie durch hermetische Abschließung von jeder geistigen Auseinandersetzung zu unterdrücken. Der Mensch ist,

newiſſen anderen lebenden Raisen zum Unterschied, maI Nein!" jagen zu dürfen. Nimmt

ein Wesen, das den Drang in sich hat, auch ein

verden.

pflegung und die Arbeitenden auch eine Geldent­

man ihm hierzu jede Möglichkeit, unterdrüdt man schädigung. Damit werden aber die Vorteile der durch Zwang diesen natürlichen und legitimen Trieb, Zu diesem Ziele arbeiten die Regierung und Mitglieder der Arbeitslager nicht erschöpft sein. so speichern sich, je länger je stärker, die Widerstands alle Ressorts in drei Richtungen. Die erste Der Hauptvorteil wird der sein, daß die Mitglie fräfte innerlich auf, bis sie eines Tages durchbre Gruppe der Fürsorge bezieht sich auf die pri der der Arbeitslager überall dort, wo es sich um chen müssen. Dann wird ein solcher Geisteszustandvaten unternehmen. Die Regierung die Stellenbeschaffung entweder bei ordentlichen zwangsläufig sein Ende finden. bemüht sich, mit allen Mitteln, die Vorausseßun staatlichen Investitionsarbeiten oder bei der Ein­gen der privaten industriellen und gewerblichen reihung in den normalen privaten Produktions­Produktion zu erhalten, damit die Privat- Unter- prozeß handeln wird, den Vorzug genießen wer­nehmer nicht gezwungen werden, die Zahl ihrer den. Deshalb wird auch die Zugehörigkeit zum Angestellten zu vermindern. Eine zweite Gruppe Arbeitslager   feine dauernde sein. Die Arbeits­widmet sich der planmäßigen Investitions- lager werden zu Reservoiren der Arbeitskräfte, Fürsorge. In allen Ressorts sind bereits um aus deren sowohl der Staat als auch die Privat­fangreiche Investitionsprojekte ausgearbeitet wor- unternehmungen dauernd schöpfen werden. den, zu deren Durchführung in der nächsten Zeit geschritten werden wird.

Der demokratische Gedanke aber wird von Be­stand sein. Denn er ist die Idee vom ethischen Aus­gleich zwischen Recht und Pflicht, zwischen Trieb und Zwang, zwischen Autorität und Freiheit, zwischen Mensch und Gemeinschaft. In ihrer Verwirklichung freilich ist diese Idee dem Gestalt wandel der Zeiten unterworfen. Die Formgestaltung dieser Idee war, als sie der griechischen Demokratie die Kraft zur Ueberwindung der persischen Uebermacht Da jedoch zu erivarten ist, daß bei starkem Tich, eine andere als die der Demokratie des neun zehnten Jahrhunderts. Weil eine Idee von Dauer Bustrom von Arbeitskräften und bei den großen ihren Kern bildet, hat die Demokratie den Gesezen Aenderungen, deren unsere Wirtschaft derzeit der Entwicklung zu folgen. Sic darf und kann nicht unterworfen ist, es nicht möglich sein wird, alle in einer bestimmten Form erstarren, sondern muß Arbeitslosigkeit durch diese zwei Mittel abzuwen­lebendig bleiben. Auch jener spezifische Geisteszu- den, arbeitete die Regierung das Projekt der stand dieser Jahre enthält Elemente und das Arbeitslager aus, in deren jener Teil der schmerzlichste Geschehen geschichtliche Lehren, welche Arbeitslosen erfaßt werden soll, die in den Pri­die Demokratie in sich und für ihre Fortentwidlung vatunternehmungen oder bei den ordentlichen ( ,, Bohemia") bracht werden können. Diese Arbeitslager brin­

Die Schwierigkeiten in M.- Ostrau

Mitteilungen der Urania«

Masaryk Volkshochschule. Tschechisch für Anfänger. Kursbeginn heute 18 Uhr! Urania  - Kino

Lezzier Tag Goldfieber" in deutscher Sprache mit Clark Gable  , Loretta Young  , Jad Datie! 6, 49 Uhr.- Morgen: Premiere ,, Schwar& fahrt ins GIüd"!

Mähr. Ostrau. Die Ostrauer Industrie befindet sich unter den heutigen Verhältnissen, da die Hauptstrecke der Eisenbahn durch die Oltu   Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins vation unterbrochen ist, in einer schwierigen Lage. Saus oder bet Bezug durch die Bost monatlich 17.-. Einige große Werke wurden durch die Offupa- vierteljübrig 51.-, halbjährig 102.-, ganzjährig tion in zwei Teile zerrissen. So können z. B. die Ke 204.-.- Inferate werden laut Tarif billigt berechnet. Witkowißer Eisenwerke aus ihren Brüchen in Stramberg   feinen Saltstein einführen, den sie für ihre Hochöfen brauchen. Troßdem fönnen die Wit

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Rüdftellung von Manuffripten erfolgt nur bei Einfen.

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bung der Retourmarken. Die Zeitungsfranfatur wurde 13.800/ VII/ 1930 bewilligt.( Stontrouvostamt Braba 25).

von der Poft- und Telegraphendirektion mit Erlas Nr.

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verarbeiten sollte. Um so schneller und kraftvoller öffentlichen Investitionsarbeiten nicht untergefowißer Eisenwerke den normalen Betrieb noch| Druderei ,, Orbis". Drud, Verlags- u. Zeitungs-.- G., Prag  

wird sie sich erheben!

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Die neue Sintflut

Roman von Noëlle Roger  

Aus dem Französischen übersetzt von Irma Rippel

" Ignaz, siehst du sie nicht?" fragte Mag, über den Abgrund geneigt.

Der Hirt schüttelte den Kopf. Und mit sei­ner ganzen Straft stieß er jenen Ruf aus, der einst

seine am Fuße der Denis Blanches verstreuten Herden zu sammeln pflegte. Es war ein langge= 80gener, schriller und zugleich schwermütiger Jod­ler, ein nicht endenwollender Lockruf. Das Echo wiederholte ihn, verstärkte ihn hundertfach. Und das ganze Gebirge hallte wider von dieser mensch lichen Stimme, die beharrlich forschte und rief.

Endlich ging dem Hirten der Atem aus und er hielt inne. Da hörte man aus der Schlucht, faum hörbar, einen ebensolchen Nuf aufsteigen, der seine Töne aus weiter Ferne decrescendo an­einanderreihte.

" Das ist einer aus unserer Gegend", rief der Hirt.

Aufs neue sandte er seinen Jodler aus. Und

die beiden Stimmen schwollen an, folgten ein­

ander, erwarteten einander mit Inbrunst.

Im gleichen Augenblid fast sah man auf dem weißen Grund drei dunkle Gestalten auf­tauchen. Sie schienen zwischen den Felsen durch zufriechen. Sie erflommen die Höhe von Soir. " Schnell!" schrie Jean.

Sie sprangen den Abhang hinunter, Ian­deten auf dem schräg abfallenden Boden der Schlucht. Die beiden Gruppen näherten sich. Plötzlich rief einer: Soyez les bienvenus!") Ein Mann löste sich aus der Gruppe und lief

*) Willkommen.

mit ausgestreckten Armen auf sie zu. Er war flein  von Gestalt, sein Rüden war geivölbt; er hatte einen langen grauen Bart und schüttere weiße Haare. In dem Knopfloch seiner zerfetzten Jacke prangte die Rosette der Ehrenlegion. Sein er­schöpftes Gesicht war bleich vor Erregung.

"

meine Herren, meine Herren", wie derholte er immer wieder, indem er Mag und Lavorel die Hände schüttelte, meine Herren..." Dann, fich dem blonden Walliser   zuwendend, sagte er immer wieder:

" Dante... dante..."

Eine Flut von Fragen drängte sich auf seine Lippen. Woher sie kämen... ob sie die einzigen

Ueberlebenden seien...

Seine beiden Gefährten hatten ihn einge­holt: ein tahlköpfiger Mann, dem seine Lumpen um den abgemagerten Leib schlotterten und ein Schultern, ein schniger, kräftiger Mensch, den der fräftiger Gebirgler mit rotem Haar und breiten Hirte plöglich freudig anrief:

.

,, Ei, das ist ja der Jorris Emil!".. " Du, Ignaz!" rief Jorris zurück. Und da lag auch schon der Jüngling an sci­ner breiten Bruſt.

Die Ueberlebenden von Soir betrachteten die Die anderen schauten einander verblüfft an. Ueberlebenden von Susanfe und bestaunten ihre

Fellgewänder, ihre abgehärtete Haut, ihr träf tiges wildes Aussehen. Sie selbst waren nur noch ausgemergelte, zerlumpte Gestalten, deren ganzes Wesen von Entbehrungen und unendlichem Elend zu und bemühte sich zu lächeln; aber plötzlich brach sprach. Der Kahlföpfige wandte sich Jean Lavorel er auf den Steinen zusammen, berbarg sein Ge­sicht in den Händen und weinte.

Die

Mittlerweile hatte der mit der Ehrenlegion Sprache wiedergefunden.

"

Gestatten Sie uns, daß ich mich vorstelle und Sie mit meinen Gefährten befannt mache!" Sier in dieser Einöde, am Rande des ab­grundtiefen Wassers flang diese Höflichkeitsformel

aus früheren Tagen etwas sonderbar aus dem Munde dieses verwahrlosten Greises, dem die nadten Knie durch die zerlumpten Hosen schienen.

Herr Frizz Schmideli aus Basel  , Schul­lehrer und begeisterter Botanifer, dem es um die Pflanzen noch mehr leid tat als um die Menschen, und der Führer Emil Jorris aus Champéry  , dem wir unser bißchen Leben verdanken.

dergewonnenen Unbefangenheit standen die soeben Im Angesicht dieser weltmännischen, wie Angekommenen verdußt da. Aber schon wirfte sie anstedend. Die herkömmlichen Phrasen wedien ähnliche in ihrem Munde. Beinahe hätte Mar ge­jagt, als er dem Lehrer seine Hand hinstreckte: " Sehr erfreut, mein Herr, Ihre Bekanntschaft zu machen".

Da begann er zu lachen. Der Baseler sah ihn freundlich an und in seinen Augen standen Tränen; schweigend drückte er jedem die Hand.

Und ich... Georges Grisolles... aus

Paris  ..."

"

Georges Grisolles, der Schriftsteller!" rief Jean Javorel.

Er selbst", antwortete Grisolles bescheiden. Und schvermütig fügte er hinzu:

Genugtuung dieser Art bleiben..." " Ihre Ueberraschung wird wohl meine letzte

Grisolles, Mitglied der Académie Francaise  ,

der Modeautor, dessen auflagenreiche Romane in alle Sprachen übersetzt worden waren, der Schil­derer des mondänen Lebens, der mit kundiger Feder die" Chronique scandaleuse" mit idealen Gewissen zu beruhigen verstand. Betrachtungen zu verflechten und ein verschrecktes

" Wie sonderbar", sagte Jean leise, daß wir uns hier treffen".

,, Ach ja!" wiederholte Grisolles, sonder= bar... und was haben wir alles durchgemacht." Sie verstummten. Grauenhafte Bilder füll­ten dieses Schweigen.

" Ihr habt euch besser angepaßt als wir..." begann der Schriftsteller wieder.

Da trat Mag vor, und wie aus einem Traum erwachend, stellte auch er seine Gefährten vor. Dann fügte er hinzu:

" In Susanse werden Sie meinen Schwie­gervater, Francois de Miramar, treffen, den Sie wahrscheinlich schon dem Namen nach kennen..."

" Ob ich ihn kenne!" rief der Schriftsteller aus, wie oft habe ich in seinem schönen Werke: fragte Ignaz den Jorris. Vergleich der Mythen" nachgeschlagen. ,, Wieviel Ziegen habt ihr dori oben?"

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Städter von ihrer Gewohnheit, unnötige Worte Er dachte wahrscheinlich bei sich, daß diese verschwenden, noch immer nicht geheilt waren. der Schriftsteller sprach immer weiter, ohne auf Sie wandten sich nun der Talsohle zu und die Steine zu achten, gegen die er stolperte.

,, Ach, was wir für ein Leben führen, es ist unausdenfbar... Es war uns nichts anderes übriggeblieben als den Tod zu erwarten, aber wir waren nicht in unser Schicksal ergeben... Ihre Gegenwart belebt uns auf's neue... Und Sie, Sie haben Hütten, Sie haben Feuer?... Sie können sich Essen zubereiten und sich wärmen?"

Er konnte sich vor Staunen nicht erholen. Man hörte Jorris lachen: Feuer?"

Teufel... fuhr Grifolles fort. Ein tranfer Eng­länder, ein russischer Fürst, ein Finanzmann... eines der größten Vermögen des Kontinents.. Dobreman, Sie wissen, der, welcher die schöne Frau Moreau- Delval entführte... wie man sich erzählte... die Frau des einstigen Ministers... Sie erinnern sich doch, sie waren das Tagesges spräch von ganz Paris  !

,, Wir sind hier ein ganzes Häuflein armer

May nickte. Diese Namen weckten in ihm das ferne Echo einer Standalaffäre. Zwei Monate ... ein Jahrhundert hatten sie aus seinem Ge­dächtnis fortgefegt...

( Fortsetzung folgt)

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