Sonntag, 30. Cffoßer 1033 9tr. 250 ihrer jüngste» Phase wird jedoch nicht im gering» ne» die Folgen beseitigen, die sich trotz der Ver- sickierung DaladierS, daß Frankreich bei der Ent» scheidnng in München völlig gleichberechtigt war, ergeben werden. Frankreich ist heute in Mittel» europa eine andere Stellung, als sie da» Land in den ersten anderthalb Jahrzehnten nach dem Versailler Frieden gehabt hat. Man braucht sich nur an den Einfluh Frankreichs , den es noch vor einigen Jahren in Oesterreich , in der Tschecho« slowakei, in Polen , in Jugoslawien , in Rumänien und ans dem ganzen Balkan gehabt bat, zu erin» nern. Die Machtverschiebungen, die sich da voll» zogen haben, sind Wohl auch den Teilnehmern de» Marseiller Kongresses, ohne dah es ihnen von Daladier und Bonnet gesagt wurde, zum Be- lvuhtsein gekommen. Die französische Politik hat sich von Ost» und Mitteleuropa nunmehr nach Westeuropa und nach Afrika verschoben, wo Frankreich ein bedeutendes Kolonialgebiet hat— eine Verschiebung, mit der man für die nächst« Phase der europäischen Politik rechnen muh. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dah der französische Auhenminister in seiner Rede ausdrücklich gesagt hat, dah Frankreich auf die mit dem Sowjetverband abgeschlossenen Verträge nicht verzichtet. Formal mag da» französischrussische Bündnis ja wohl noch ebenso bestehen wie I im Jahre 1035, al» es geschlossen wurde, aber ob sein Effekt für die europäische Politik heute »och derselbe ist wie vor drei Jahren, kann doch wohl bezweifelt werden. Auch da» Bestehen dieses Bündnisses ändert wenig an der Tatsache, bah Frankreich den Rückzug hinter die Maginotlinie angetreten hat, bah e» für die nächste Feit keine andere Absicht hat, als die, sein wirtschaftliches und innerpolitisches Leben, geschützt durch seine Befestigungen im Osten, in Ordnung zu bringen. Es wird auch bereit» in der europäischen Presse die Frage nach ber Zukunft de» französischenglischen Bündnisses aufgeworfen. Wohl hat sich hier noch weniger geändert al» an dem Bündnis Frankreichs mit ber Sowjetunion . Ob aber nicht auch der Inhalt der englisch -französischen Allianz in der kommenden Gestaltung der europäische» Politik ein anderer sein wird, da» steht noch dahin. England braucht Frankreich , aber eS braucht ein starkes Frankreich . Und ob Frankreich stark genug ist, der englischen Politik jene Stütze zu bieten, die dessen Politik in allen Erdteilen braucht, dawird die Zukunft lehren. So kommt man zu dem Ergebnis, dah trotz der Berücksichtigung besten, was man für den festen Punkt und ruhenden Pol der europäischen Politik hält, nämlich da» Zusammengehen der beiden Westmächte, doch in der europäischen Politik alles in Bewegung ist. Hinterlassene Wohnungseinrichtungen im besetzten Gebiet Die deutsche Gesandtschaft hat dem tschechoslowakischen Außenministerium mitgeteilt, daß die reich-deut schen Polizeiämter mit dem Oberkommando der Wehrmacht dafür Sorge tragen werden, daß die beweglichen Gegenstünde, die von tschechoslowakischen Staatsbürgern im besetzten Gebiet-urüchgelassen wurden, sichergestellt werden. Die Sicherstellung ist allerding- nur in dem Zustande mSg- llch, in welchem die Gegenstände an Ort und Stelle bei der Aebernahme durch die deutschen Behörden vorgefunden wurden. Weiter- hat die deutsche Gesandtschaft mitgeteilt, daß in der nächsten Zelt ein Abtransport dieser Gegenstände Einzelpersonen noch nicht ermöglicht werden Kan«. Ein gemeinsamer Abtransport der Wohnungseinrichtungen und Bedarfsgegenstände au- dem besetzten Gebiet wird gegenwärtig durchberaten und die Oeffent- lichkeit wird sofort informiert werden, sobald die Verhandlungen abgeschlossen sind. Sensation In Tokio Plötzlicher Wechsel Im Außenministerium Tokio , 29. Oktober. Auf Vorschlag deS Ministerpräsidenten Kanone wurde der frühere Außenminister Hachiro Arita zum Außenminister und H a t t a, früherer Vizepräsident der südmandschurischen Eisenbahn,»um Kolonialminister ernannt. Zu der Aenderung im Außenministerium wird erklärt, daß diese vollkommen unerwartet kam und in politischen Kreisen große Sensation verursacht hat. China denkt nicht an FrledenschluB Washington, 29. Oktober. (HavaS) Der neue chinesische Botschafter Huhisch übergab gestern dem Präsidenten Roosevelt seine Beglaubigungsschreiben. Rach der Audienz erklärte er zu Pressevertretern: Alle Gerüchte über Friedensverhandlungen zwischen China und Japan sind leicht zu widerlegen, da gegenwärtig ein gerech» ter Friede nicht zu erreichen ist. Ich habe gute Gründe, um überzeugt zu sein, dah die chinesische Regierung und daS chinesische Volk den Vertei- digungSkrieg bis zu jenem Zeitpunkt fortsehen werden, wo eS sicher sein wird, dah sie einen g e» rechten und ehrenvollen Frie» den erlangen. Am Schluffe sagte der neue Botschafter, daß ühina nicht zu sehr auf die Hilfe der Sowjetunion baue, da diese voll von Sorgen um die innere Politik ist. Ola Judenausweisunsen aus Deutschland Berlin , 29. Oktober. Die Verhandlungen zwischen Polen und Deutschland in Angelegenheit der Ausweisung der Polen aus Deutschland schreiten fort. Bisher konnte keinEinverneh- m e n erziet werden. Die Ausweisungen der polnischen Juden aus Deutschland gehen weiter. Heute nachmittag überschritten die polnische Grenze bei Radzionki in Oberschlesien 2500 jüdische polnische Staatsangehörige, die aus Wien und Lundenburg ausgewiesen wurden. Un» 1er ihnen befinden sich auch Frauen und Kinder. I» den Grenzstationen sind Mitglieder der jüdischen Hilfsorganisationen eingetroffen, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Vorläufig eingestellt Berlin. (JNB) In der Frage der Behandlung der in Deutschland lebenden polnischen Staatsangehörigen ist SamStag nachmittag zwischen der deutschen und der polnischen Regierung ein Einvernehmen dahin erzielt worden, dah zu Beginn der nächsten Woche Verhandlungen darüber in Warschau stattfinden. Jnfolgedeffen sind die beiderseitigen Mahnahmen der Ausweisungen von Polen au» Deutschland und von Deutschen au» Polen e i n g e st e ll t worden. Flach 18 Jahren Kriegszustand in Litauen auf gehoben Kowno, 29. Oktober. Wie amtlich gemeldet wird, hat die litauische Regierung den Kriegszustand vom 1, November ab aufgehoben. Damit wird, wie das Deutsche Nachrichtenbüro meldet, eine der dringendsten Forderungen deS Memelgebiete» erfüllt. Der Kriegszustand bestand in Litauen seit dem Jahre 1929 und im Memelgebiet seit 1920. „Mein Kampf“ erlaubt Und neun reichsdeutsche Zeitungen Prag , 29. Oktober. Die morgige Ausgabe deS„Amtsblattes" veröffentlicht folgende Kundmachung: DaS Ministerium de» Innern in Prag hat im Einvernehmen mit dem Ministerium deS Aeuheren das Verbot der Beförderung und Ver» breitung folgender ausländischer periodischer Zeitschriften widerrufen: 1.»Der Angriff", Berlin . 2.„Berliner Bor» senzeitung", Berlin . 3.„Berliner Tageblatt und Handelszeitung", Berlin . 4.„Frankfurter Zei tung ", Frankfurt . 5.„Münchener Neueste Nachrichten", München , 6.„Nationalzeitung", Effen. 7.„Neue Freie Preffe", Wien . 8.„Neues Wiener Journal", Wien . 9.„Völkischer Beobachter", Erscheinungsorte: München , Berlin , Wien . Unter einem widerruft da» Ministerium de» Innern das Verbot der Beförderung und Ver» breitung der reichsdeutschen nichtperiodischen Druckschrift„Mein Kamps", Hlinka-Garde— einzige Wehrorganisation der Slowakei Das Amtsblatt der slowakischen Regierung vom 29. Oktober veröffentlicht eine Verordnung, durch welche alle halbmilitärischen Webrorganisa» tionen mit Ausnahme der Hlinka-Garden, die als einzige Wehrorganisation auf dem Gebiet der Slowakei zugelaffen wird, aufgelöst werden. Un» ter den aufgelösten Organisationen befindet sich die Nationalgarde, der Verband der SicherheitS» wache, die natwnale Schützenvereinigung, die bewaffneten Formationen de» Sokol, der Arbeiterturnvereine, des Orel, der Bauernresterei, der Donauwache und andere ähnliche Organisationen. Die aufgelösten Organisationen bezw. ihre Mitglieder haben ihre Waffen unverzüglich den lokalen Militärkommando» bzw. den Sicherheitsbehörden abzuliefern. Einzige Wehrorganisation in der Slowakei bleibt die Hlinka-Garde,. welche ihr Organisationsnetz auf dem Gebiete der gesamten Slowakei aurdehnen kann. Dir Verhandlungen der deutschen Bank mit der Böhmischen Unionbank sind nunmehr soweit abgeschlossen, daß die Deutsche Bank die sude« tendrutschen Filialen der Böhmischen Unionbank in Kürze tn ihr Filialnetz einbezieht. Die Filialen der Böhmischen Unionbank nehmen bereits jetzt alle Aufträge für die Deutsche Bank im Sude- tengebiet entgegen Bemerkungen zu. einigen aktuellen Rechtsfragen Von Dr. Egon Schwelb Das Abkommen von München , die Besetzung von Gebietsteilen der Tschechoslowakischen Republik durch deutsche und polnische Truppen, die Räumung von Gebietsteilen an der slowakischungarischen Grenze sind politische Tatsachen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Vom Standpunkt der tschechoslowakischen innerstaatlichen Rechtsordnung sind die Gebiete» um die e» geht, zivar besetzt und geräumt, sie haben aber..vorläufig nicht aufgehört, rechtlich zur Tschechoslowakischen Republik zu gehören. Die Zugehörigkeit zur Republik wird rechtlich erst auf- hören, bis die auf die Abtretung und ihre Konsequenzen Bezug habenden Staatsverträge ge« schlossen und die dazu nottvendigen Gesetze erlassen sein werden. Die Verfügungen de» Ständigen Ausschusses und die Regierungsverordnungen, die in den letzten Wochen erlassen worden find, bringen diesen Rechtsstandpunkt llar und eindeutig zum Ausdruck. In den Verfügungen über die provisorische oder dauevnde Organisation der Gerichte, Finanzbehörden, Handelskammern und Advokatenkammern wird teils von Ärenzveränderungen gesprochen, die(in Zukunft!) erfolgen werden, teil» vom besetzten und geräumten Gebiet, niemals von vollzogenen Grenzveränderungen oder von einer bereit» erfolgten Gebietsabtretung. Wa» die Staatsbevölkerung der gerämnten Gebiete anlangt, so geht au» der Verordnung vom 9. Oktober 1988 Slg. Nr. 217 über die Entlassung tschechoslowakischer Staatsbürger deutscher Nationalität vom Militärdienste ausdrücklich hervor, datzderzeitnochalle Bürger der Tschechoslowakischen Republik in ihren ursprünglichen Grenzen alstschechoslo- wakische Staatsbürger anzu- e h e n sind. Die Verordnung spricht von der Entlassung von Personen, welche eine fremde Staatsbürgerschaft nach den Vorschriften erlangen würden, die zur Durchführung des Münchner Abkommens erlassen werden. Nach der au» dieser Verordnung llar hervorgehenden Rechtsauffassung wird der Verlust der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft der zu dem an Deutschland abgetretenen Gebiet gehörenden Bürger erst eintreten, sobald die Vorschriften zur Durchführung de» Münchener Abkommens erlassen sind. Allerdings haben die in den letzten Wochen erlassenen Verfügungen des Ständigen Ausschusses und Regierungsverordnungen bereits in vielfacher Hinsicht eine Sonderbehandlung, nämlich eine Schlechterjtellung der zu den abgetretenen Gebieten gehörenden Bevölkerung im Vergleich mit der Bevüllerung der übrigen Gebiete des tschechoslowakischen Staates vorgenommen. Hier ist zunächst auf die Kundmachung des Landespräsidenten in Prag vom 9. Oktober 1938 Slg. Nr. 229 und die Kundmachung des Landespräsidenten in Brünn vom 8. Oktober 1938, Slg. Nr. 248, zu verweisen, durch welche auf Grund de» Gesetzes über die ausserordentlichen Ber- sügungen jenen Personen, die nach dem 29. Mai 1938 aus den von deutschem oder polnischem Militär besetzten Gebiet zugewandert sind, eine besondere Meldepflicht auferlegt worden ist. Wie bekannt, war die Meldepflicht in vielen Fällen mit dem Auftrage verbunden» den Aufenthaltsort in dem tschechoslowakisch verbleibenden Gebiet zu verlassen und an den früheren Wohnort zurückzukehren. Die Verordnung vom 9. Oktober 1938, Slg. Nr. 219, über zeitweise Einschränkungen auf dem 'Gebiete gewerblichen und anderen auf Erwerb gerichteten Beschäftigungen, die sogenaimte Gewerbesperre, richtet sich ihrem Wortlaute nach nicht nur gegen die Bevölkerung der besetzten Gebiete, sondern gegen jedermann, der an einem anderen Orte als dort wo er vor dem 31. Juli 1938 den ordentlichen Wohnsitz gehabt hat oder schon eine Erwerbsbeschäftigung betrieben hat, ein Gewerbe oder eine andere aus Erwerb gerichtete Beschäftigung betreiben will. Praktisch trifft diese Verordnung, dies ist ja auch ihr Sinn und ihr Zweck, die Bevölkerung des besetzten Gebietes, soweit sie die Absicht hat, im verbleibenden Staatsgebiet selbständig erwerbstätig zu sein. Durch die Verordnung vom 19. Okrober 1938 ,Slg. Nr. 244, wurden wesentliche Einschränkungen für die Beschäftigung in unselbständiger Stellung(im Dienstverhältnisse) erlassen. Nach dieser Verordnung haben die Dienstgeber alle Angestellten zu melden, die sie seit 1. Mai 1988 ausgenommen haben, wenn die Angestellten am 1. Mai 1988 oder später den ordentlichen Wohnsitz oder das Heimatsrecht auf dem besetzten Gebiet hatten. Der Dienstgeber mutz um Bewilligung zur Beschäftigung dieser seit 1. Mai ausgenommenen oder in Zukunft in seine Dienste tretenden Angestellten ansuchen. Die Behörde entscheidet über da» Gesuch nach freiem Ermessen. Diese Verordnung ist sehr hart. Sie beantwortet nämlich provisorisch die noch ungelöste Frage, ob bei der endgültigen Regelung der Staatsbürgerschaft das Heimatrecht oder der Wohnsitz matzgebend sein wird, vorläufig gegen die Betroffenen und unterwirft den Beschränkungen alle Personen, die e n t w e d e r infolge ihre» Wohnsitzes in der entscheidenden Zeit o d e r infolge de» Heimatrechtes zum besetzten Gebiete gehören. Unter die Verordnung fallen also Arbeiter und Angestellte, welche nach dem 1. Mat 1933 i ihre Dkenstpossen gewechselt haben oder wechseln, falls sie im besetzten Gebiet heimatberechtigt sind, selbst dann, wenn sie seit vielen Jahren oder Jahrzehnten ihren ordentlichen Wohnsitz auf dem unbesetzten tschechoslowakischen Gebiete haben. Die Verordnung steht also auf dem Standpunkt: im Zweifel gegen die Zulässigkeit der Anstellung, fast möchte man sagen: in dubio e o n t r a reum. Ist einer, der nach dem 1. Mai 1938 im besetz- jen Gebiet gewohnt hat, im unbesetzten Gebiet heimatberechtigt: es nützt ihm nicht», er darf nur mit Bewilligung der Bezirksbehörde beschäftigt werden. Ist er seit Jahren oder noch länger ununterbrochen im rein tschechischen Gebiet an, sässig, eS nützt ihm auch nichts, wenn er im besetzten Gebiet das Heimatrecht hat. mag er auch zu seiner Heima(gemeinde keinerlei reale Beziehungen haben, ja sie überhaupt nicht kennen. Postabkommen mit Deutschland DaS Ministerium für Post« und Telegraphenwesen teilt mit: SamStag kurz vor Mittag wurde in Berlin ein Abkomme» zwischen der tschechoslowakischen und reichsdeutschen.Postverwaltung unterzeichnet, welches eine ganze Reihe von Fragen, die durch die Besetzung des sudetendeutschen Gebietes auf dem Gebiete des PostverkehreS sowie des Telegraphen- und Telephonverkehres entstanden sind, regelt. Einzelheiten, die aus diesem Abkommen sich ergeben, werden der Oeffentlichkeit zeitgerecht mitgeteilt werden. « In der Vereinbarung wird betont, daß die bisherigen Abkommen hinsichtlich de» gegenseitigen Post», Telephon- und Telegraphenverkehrs, insbesondere soweit e» sich um eine Herabsetzung der Postgebühren handelt, unverändert in Geltung bleiben. Hinsichtlich der Beförderung von Postsendungen wurde vereinbart, datz die Postbeförderung sowohl zwischen Deutschland al» auch der Tschechoslo- wakei sowie der Transit-Begleiwerkehr für andere Staaten eröffnet werden wird, sobald die Eisenbahnbeförderung fteigegeben werden wird. Zum Zwecke der Erzielung«ine» einwandftelen gegenseitigen Telegraphen- und Telephonverkehr- wurden Grundsätze vereinbart, deren zufolge da» Telegraphen« und Telephon-Netz an den neuen Grenzen geregelt wird. Auch in anderen Fragen, welche da» gegenseitige Verhältnis der beiden Poswerwaltungen betreffen, wurde eine Einigung erzielt. Um die Selbstverwaltung Mährens Brünn . Gestern fand im Sitzungssaal der mährisch-schlesischen Landesvertretung eine Sitzung der Abgeordneten, Senatoren, Landesvertreter und LandeSauSschustbeisitzer unter dem Vorsitz von Senator Dolansky statt. Abgeordneter Langer und LandesauSschussbeisiher Drobnh berichteten über' die Vorsprache einer Abordnung des Landes beim Ministerpräsidenten General Syrovh und Innenminister Dr. Eernh, welchen der Wunsch der mährischen Bevölkerung» die Selbstverwaltung des Lande» zu behalten, verdolmetscht wurde. Die beiden Minister erklärten der Abordnung, daß die Gerüchte über eine Einschränkung der Selbständigkeit deS Landes nicht der Wahrheit entsprechen. Die Abordnung überreichte bei dieser Gelegenheit ein Memorandum, in dem die Forderungen des Landes enthalten sind. Die Berichte wurden von der Versammlung einstimmig zur Kenntnis genommen und daS Vorgehen der Deputation wurde gebilligt. Die Versammlung nahm eine Manifestationskundgebung an, in der die Ueberzeugung auögedrückt wird, datz die Selbstverwaltung des Lande» erhalten bleiben wird. Der Ausschuss der mährischen Abgeordneten, Senatoren, Landesvertreter und LandeSauSschuhbeisiher wird ermächtigt, alle diesbezüglichen Fragen weiter zu verfolgen und darüber in einer neuen Sitzung zu berichten. Die Versuche, Teile des Landes Mäh ren abzutrennen, wurden einmütig und energisch abgelehnt. Weitere Verwirklichung der slowakischen Autonomie Wie die„Prager Abendzeitung" meldet, hat die siowakische Regierung eine Reihe von Massnahmen getroffen, durch welche die Autonomie der Slowakei weiter auSgebaut wird. So werden die Agenden der Zivil-Luftschiffahrt und des Auto- mobilismuS, die bisher vom Ministerium für öffentliche Arbeiten in Prag zentral betreut wurden, auf das Wirtschaftsministerium in Bra tislava übertragen. Dasselbe Bestreben der Verselbständigung zeigt die slowakische Regierung im Hinblick auf die Pensionsversicherung der Ana-- stellten, eS stzll der auf die Slowakei und Kar- paihorussland entfallende BermögenSanteil der Peusionsanstalt auSgesondert werden, was wohl den Anfang der völligen Selbständigkeit der Pensionsversicherung für die beiden Länder bedeutet. Bemerkenswert ist auch, dass die slowakische Regierung bei einzelnen Zeitungsbetrieben Regierungskommissäre eingesetzt hat, und zwar sowobl bei den agrarischen als auch bei den sozialdemokratischen, und ebenso bei den beiden deutschen Zeitungen, die in Bratislava erscheinen. Dass in wirtschaftlichen Institutionen wie in der Handelskammer und im Verband landwirtschaftlicher Vorschusskassen schon frühere derartige Regie- rungSkommiffäre eingesetzt wurden, haben wir bereits gemeldet.
Ausgabe
18 (30.10.1938) 256
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