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Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh/ Einzelpreis 75 Heller
Redaktion u. Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 58077- Herausgeber: Siegfried Taub- Berantw. Rebatteur i. B.: Zdenko Neuwirth, Prag
18. Jahrgang
Schreckliches Unglück
in einem Brünner Magazin
Zwel Tote und ein Schwerverletzter
Brünn.( Eigenbericht.) Montag gegen 15 Uhr ereignete sich im Magazin der Firma Viche in Brünn , Zeile 28, ein außerordentlich schweres Unglück, dem zwei Menschenleben zum Opfer fielen. In dem Magazin waren die Arbeiter Ernst Mottitschka und Wilhelm Křensky sowie der Angestellte Anton Mrhač beschäftigt. Plötzlich stürzte ein riefiges mit einigen Tonnen Eifen belabenes Regal ein und begrub die brei Beschäftigten unter ungeheuerem Getöße. Auf der Unglücksstätte erschienen die Feuerwehr und die Rettungsgefell. schaft, denen es erst nach breiviertelstündiger Be mühung gelang, die Verunglückten zu bergen. Mottitschka wurde mit schweren Verlegungen ins Spital eingeliefert, während die beiden anderen nur mehr als Leichen geborgen werden konnten. Nach einer provisorischen Untersuchung wurde festgestellt, daß das Regal überlastet war. Die
Untersuchung wird weitergeführt.
Die polnischen Wahlen
Regierung meldet Erfolge
Wars cha u. Von mehr als 17 Millionen Wählern fanden sich bei den fonntägigen Wahlen in den neuen Sejm etwa 12 Millionen, also 67 Prozent, an der Wahlurne ein. Bei den vorangegangenen Wahlen haben sich 46 Prozent der Wähler beteiligt. Sie brachten nach den bisher vorliegenden Meldungen den Kandidaten des Lagers der Nationalen Vereinigung einen ftar fen Erfolg. Von der Gesamtzahl von 208 Abgeordneten gehören 161 Abgeordnete diesem Lager an, das fomit im neuen Seint eine erbrückende
Mehrheit besitzen wird. Starken Eindruck rief in politischen Kreisen der Umstand hervor, daß der
Schöpfer der gegenwärtig in Polen geltenden
Wahlordnung und einer der Hauptautoren der
April- Verfassung, der ehemalige Ministerpräft dent und zuletzt Sejmmarschall, Oberst Slavit, der in Warschau kandidierte, bei der Wahl durch gefallen ist. Trotz des unleugbaren Erfolges des Lagers der Nationalen Vereinigung wird sich im neuen Sejm eine namhafte Gruppe von unabhän gigen Abgeordneten befinden, die allgemein als Anhänger der oppofitionellen Parteien, besonders der Oppositionellen Bauernpartei, angesehen wer
ben.
Paul Faure wiedergewählt Wahlerfolg der Sozialpartei in Paris
Charolle. Der Generalsekretär der so zialistischen Partei Faure wurde zum Deputierten des Bezirkes Charolle ( Dep. Saone et Loire) mit 8505 Stimmen gegen den Radikalſozialisten Morin gewählt, der 7918 Stimmen auf sich ver einigte. Es handelte sich um die Besetzung des Mandates, das nach dem Sozialisten Labille frei war.
Paris . Sonntag wurde zum Deputierten des 9. Pariser Bezirkes 3 Wa II i n von der franzöſi schen Sozialpartei( de la Rocque) mit 5602 ge
gen 3889 Stimmen, die der Radikalsozialiſt Orh auf sich vereinigte, gewählt. Es handelte sich um die Besetzung des Mandates, das nach dem Tode
des Pastors Souliers, eines Mitgliedes der Republikanischen Vereinigung, frei geworden war.
Dienstag, 8. November 1938
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Weimar: In seiner sonntägigen Weimarer | daß das deutsche Volk dafür sorgen wird, daß die Rede wandte sich Hitler vor allem gegen die eng- sen Herren ihre Pläne nie gelingen, genau so lische Opposition. Er sagte u. a.: das weiß ich wird das italienische Volk dafür sorgen, daß sie nicht gelingen. Churchill antwortet
„ Ich bin auch bereit zu verhandeln," sagte der Reichskanzler, aber ich lasse teine Zweifel darüber: Das deutsche Recht lasse ich weder auf dem Verhandlungswege noch auf einem anderen Wege fürzen." Es sei ſehr ſchön, von internationalem Frieden und internationaler Abrüstung zu reden." Allein, ich bin mißtrauisch gegenüber der Abrüstung der Waffen, solange man nicht einmal im Geiste abrüstet."
Aus dem Inhalt:
Attentat auf deutschen Botschaftssekretär
Für Spanien gilt München nicht
Der Wahlsieg der schwedischen Sozialdemokratie
Nr. 263
Neuaufteilung der Erde
Durch die Entscheidungen von München und Wien sind die neuen territorialen und damit auch Machtverhältnisse in Mitteleuropa festgelegt wor den. Ob das Nationalitätenprinzip, welches bei der Festsetzung der Grenzen zur Richtschnur ges nommen wurde, auch noch in anderen Teilen Europas zur Veränderung der Landkarte führen wird, bleibe unentschieden, was aber doch als London . Lord Churchill übergab der wahrscheinlich angesehen werden kann, ist die Breffe eine Mitteilung, in welcher er auf die Kri- Tatsache, daß es in anderen Erdteilen gleichfalls tik des Reichskanzlers Hitler in feiner Weimarer in Asien , wo Japan sich anſchickt, Einfluß über zu Bejizveränderungen kommen wird. Nicht nur Rede antwortet. Churchill wundert sich vor allem, daß das Haupt eines großen Staates fich über ein weite Gebiete des Festlandes zu gewinnen und über Barlamentsmitglied ärgere, das keine amtliche schen, wie es Wandschukuo beherrscht, sondern vor einige Teile Chinas zum mindesten so zu herra Es habe sich so fuhr Reichskanzler Hitler Stellung besitzt und nicht einmal Vorsitzender fort in der Welt eine gewisse Gepflogenheit einer Bartei ist.„ Ehe dieser große Mann irgend des Stillen Ozeans. In seiner Nürnberger Rede allem in Afrika und vielleicht in der Inselweit herausgebildet. Es gebe sogenannte autoritäre eine Beschuldigung vorbringt, daß jemand, sei es und es gebe demokratische Staaten. In den auto- wer immer, den Krieg will, möge er sein Gewisbat der deutsche Reichstanzler versichert, daß die ritären Ländern sei natürlich eine Striegshebze un- fen erforschen. Die Völker des Britischen Reiches Abtrennung der judetendeutschen Gebiete von der ſtatthaft, denn diese Regierungen seien ja ver- und der Französischen Revublik wollen aufrichtig Tschechoslowakei seine letzte territoriale Forde pflichtet dafür zu sorgen, daß es in ihren Völkern im Frieden an der Seite Deutschlands leben, sind rung in Europa darstelle. Darin war schon indi feine Kriegshebe gebe. In den demokratischen Län- aber aufrichtig entschlossen, ihre Rechte und ihre reft die Aufrollung der deutschen Kolonialfrage dern aber hätten die Regierungen nur eine alte Stultur zu verteidigen." angekündigt und das Deutsche Nachrichten- Bureau Pflicht: die Demokratie zu erhalten, d. h. die hat am 23. Oftober 1938 die Forderung nach der Rückgabe der 1919 Deutschland weggenommenen Kolonien erhoben.
reiheit, wenn notwendig, auch zum Kriege heten
zu dürfen. Herr Churchill habe ganz offen erklärt, er sei der Meinung, daß man das heutige Re
Deutschland hat vor dem Kriege eine Reibe aime in Deutſchland beseitigen müßte unter Bu- lers findet auch in der Pariſer Abendpreſſe ein von Kolonien besessen. Es waren das in Afrika hilfenahme innerdeutſcher Kräfte. Wenn Churchill lebhaftes Echo und zahlreiche Kommentare. Togo , Kamerun und Ostafrita, Südwestafrita weniger mit Emigrantenkreisen, d. h. mit vom" Temps " bezeichnet sie als abwartende Rede" würde als mit den Deutschen , dann würde er den gewesen. Es wird erwartet, daß von dieſer PoleAusland bezahlten Landesverrätern verkehren und sagt von ihr, sie sei vor allem eine Polemik ganzen Wahnsinn seines Geredes einsehen. Ich mit bald zu einer fruchtbareren Periode übergefann diesem Herrn, der auf dem Monde zu leben gangen werden wird. Vorderhand läßt jedoch die gibt es in Deutschland nicht, die sich gegen das bestehen, was das Münchener Abkommen für die ſcheint, aber eines versichern: Eine solche Straft Weimarer Rede vollkommene Unklarheit darüber heutige Regime wendet. Es gibt in Deutschland Zukunft Nüßliches bringen werde und ob es zu nur eine Straft, die Straft der deutschen Nation in irgendwelchen wertvollen Ergebnissen führen wird.nnegionen verbunden sei, wurden dieje KoloFührung, in Gefolgschaft und in ehernen Waffen. England verdutzt
sowie einige Besitzungen in der australischen Inselwelt und Kiautschau in Ostasien . Im Para Graph 119 des Versailler Friedensvertrages und Ansprüche in bezug auf seine überseeischen wurde Deutschland gezwungen, auf seine Rechte Bejigungen zu verzichten. Da nun aber Wilson den Wunsch hatte, daß der Frieden mit keinen nien formal nicht an die Sieger abgetreten, sondern es wurden sogenannte Mandate geschaffen. die der Völkerbund einzelnen Mächten zur VerLondon. Die Rede Hitlers in Weimar gibt waltung hätte übergeben sollen. Das geschah aber fassungen änderten.„ Ich habe nur die Pflicht, als Chamberlains Friedenspolitik nach Ansicht der ge- nicht, sondern Großbritannien , Frankreich , Belmöglichkeiten, die sich daraus ergeben, zu berüd- Daily Telegraph " hebt hervor, daß sich die Rede der Kolonien untereinander ohne Völkerbund ge Führer der Deutschen diese Verfassungen und die mäßigten Londoner Kreise wenig Förderung. aien und Japan haben sich über die Verteilung sichtigen." Wenn vor wenigen Tagen der Stell- zum großen Teile mit Angriffen auf die Demo- einigt. Die Mandate wurden in drei Klassen vertreter des Führers der englischen Opposition tratien, auf Churchill respektive Greenwood be- geteilt. Erstens solche, die von der betreffenden im Unterhaus erklärt, er wünsche, daß Italien faßte, aber keine Antwort auf den fürzlichen Ap- Macht solange zu verwalten wären, bis sie selb und Deutschland vernichtet würden, dann lönne vell Chamberlains auf eine Annäherung zwischen ständig werden könnten, was sich aber auf feine natürlich nicht verhindert werden, daß dieser Demokratien und autoritären Staaten gab. Der der ehemaligen deutschen Besibungen, sondern Mann vielleicht auf Grund der demokratischen Ton der Rede lasse vermuten, daß Hitler den wei- nur auf ehemalige Gebiete der Türkei , wie MesoSpielregeln mit seiner Partei tatsächlich in ein teren Bestand der Redefreiheit in den demokrati- potamien, Syrien und Palästina bezog. Zweitens oder zwei Jahren zur Regierung komme.„ Das schen Staaten als unerträglich erachte. Die Rede in solche Mandate, deren Verwaltung mit geaber," so sagt Adolf Hitler , kann ich ihm ver- fei die bisher weitestgehende in der Richtung einer wissen Verpflichtungen für die neuen Herren ver sichern: Ich werde verhindern, daß er Deutsch- Erklärung, daß solange die Demokratien bleiben, bunden war( Togo , Kamerun und Ostafrika ) und land vernichtet. Genau so wie ich überzeugt bin, es keine Freundschaft mit ihnen geben könne. schließlich in solche, die den betreffenden Staaten, die sie verwalten, als integrierender Bestandteil eingegliedert werden, was mit den deutschen Kolonien in Ozeanien der Fall war.
Leon Blums Resolution angenommen
Die Forderung Deutschlands nach Mückgabe der Kolonien stellt ihre gegenwärtigen Besitzer vor schwierige Probleme. So sind einige dieser Kolo Der Kleine Parteitag für Regierung der nationalen Einigung nien, wie Kamerun und Togo , zwischen England Paris . Der Kleine Kongreß der soziali- der Erhaltung des Friedens. Wie sie erklären, und Frankreich aufgeteilt worden, das ehemalige ſtiſchen Partei hat mit 6755 Mandatsstimmen mar die Tichechoslowatei bereits bei ihrer Schaf- Deutsch- Ostafrika ist mit der engliſchen Koloni Kenya verbunden, ein kleiner Teil an Belgien ab. die Schlußresolution Leon Blums gegen 1241 fung fehlerhaft und die Sudetendeutschen hatten Stimmen angenommen, die auf die Linksreso- das volle Recht auf ein Leben in Deutschland uno getreten worden. Für England ergibt sich noch die lution Zyromsti entfielen. Der Text der ange- die freie Entscheidung, wie dies die übrigen fran weitere Schwierigkeit, daß die Bahn, welche der Einigkeit der Volksfront der Linken, spricht zwar insbesondere zu der Zeit, da in Deutschland Kapstadt , durchquert und deren größter Teil durd nommenen Resolution betont die Notwendigkeit zösischen Sozialisten bereits früher glaubten, und Afrika vom Norden bis Süden, von Kairo nach ich gegen den Abbruch der Beziehungen der Nadi- die Sozialisten am Ruder waren. Einige Redner englisches Gebiet läuft, auf einer langen Stred kalen zu den Kommunisten aus und verlangt, daß kritisierten scharf die gegenwärtigen Verhältnisse auch durch das ehemalige Deutſch- Oſtafrika gebt. im Intereffe der Erhaltung der Freiheit und in der Tschechoslowakei . Das Münchener Abtom. Ob England so leicht geneigt sein wird, auf dra Demokratie desbalb neue Erwägungen angestellt men, sagten die Redner, hat der Welt eine ziem Beherrschung dieser Bahn zu verzichten, ist werden. Die Resolution spricht sich weiters gegen liche Erleichterung, wenn auch vielleicht nicht die Frage. Ebenso würde der französische Kolonial jedwede Berlängerung der Bollmacht an die Ne- beste Lösung gebracht. Sie empfehlen eine Stevi, besit in die Nachbarschaft deutscher Besitzungen gierung aus und empfiehlt die Bildung einer sion der Verträge, eventuell des Sowjetvertrags. geraten, was in Frankreich durchaus keine Freuss Regierung der französischen Einiquna. Die Anhänger der zweiten These erblicken in der hervorrufen wird.
Moskau , 6. November. ( Taß.) Das Präsi In der Debatte über die Außenpolitik stießen Tschechoslowakei das Opfer eines demokratischen Attuell ist übrigens in den letzten Tagen das dium dez Oberſten Sowjets von USSR ernannte zwei Grundiäße scharf aufeinander, und zwar auf Staates, der der deutschen Expansion im Wege Kolonialproblem auch durch die Reiſe des füd. Frinovský zum Volkskommissär für die Kriegs- der einenseite der sozialistisch- pazifistische Grund- stehe. Das Münchener Abkommen habe nach ihrer afrikanischen Verteidigungsministers Pirow- marine. Frinovstý tritt an die Stelle Smirnows, faz um jeden Preis, auf der anderen Seite der Ansicht den Frieden in Europa nicht gerettet, son, worden. Dieser Staatsmann bereist gegenwärtig der vom diesem Amte enthoben wurde und sich, der Anhänger des Widerstandes eventuell auch mit dern die Stellung Mussolinis und Hitlers bes einige Länder Europas und hat das Anrecht wie aus gut informierten Quellen verlautet, in den Waffen. Die Vertreter der ersten These, die festigt. Sie befürchten, daß die Lage für Frant. Deutschlands auf Kolonien grundsäßlich anerHaft befindet. Smirnow, von dem erklärt wird, in der Partei die Mehrheit besiben, sind insbeson reich jetzt ärger sein wird." fannt. Allerdings macht Pirow in der Pragis eine daß ihm der gegenwärtige unbefriedigende Stand dere die jungen sozialistischen Deputierten der Sowjetmarine zum Vorwurf gemacht wird, ist' Seveder, Lazurick, Philipp, Le Troquer. der nicht ein, sondern erklärte nur beim Abschluß Deutsch - Südwestafrita, nicht hergeben will. PiBlum griff in die außenpolitische Debatte Land, dessen Minister er ist, zusteht, nämlich Ausnahme, indem er gerade das Mandat, das dem der dritte Kommissär dieses Ressorts seit Oktober Stellvertreter des Generalfekrtärs der Partei dieser, daß die Franzosen eine starke Nation sein cow ist bereit, alles herzuschenken, nur das nicht, Severac und andere. Die Anhänger der zweiten These sind u. a. Byromiti, Brade, Louis Lévy, müssen und um einen Strieg zu verhindern, fünf was seinem Land gehört. Es ist der Gedanke aufLoch u. a. Die tschechoslowakische Frage und die tighin diesen Krieg faktisch zu riskieren den Wils getaucht, Deutschland nicht seine ehemaligen KoloSeptember- Strise in Europa waren ebenfalls Gelen haben müssen. Im Hinblick auf die ziemlichen nien zurückzugeben, sondern das Land lolonia! genstand dieses Jdeen- Kampfes. Die pazifistischen Differenzen in der Partei, hat sich die Schluß auf andere Weise dadurch zu entschädigen, daß Sozialisten erklärten, daß der Sozialismus im resolution des Kongresses über die auswärtige man ihm Teile des belgischen Kongos und des Striege die Lösung nicht erblide, sondern eben in Politit nicht geäußert. portugiesischen Angola geben will, was in Bels
1937.