Kleines Feuilleton.
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Bosheiten.( Aus: Aphorismen. Gedanken und Mein ungen von Emanuel Wertheimer. Stuttgart . Deutsche Verlags anstalt .) Wer den Gesprächen Vorübergehender lauscht, hört zwei Worte am häufigsten:„ Ich“ und„ Geld".
Wie stolz wären die Menschen erst, wüßten sie, wie tief fie
fränten können.
Im Testament giebt selbst der Geizhals so viel wie er tann. Ter Stil ist der Mensch? Giebt es so wenig gute
Menschen?
Spott ist Selbstlob.
Origineller Unsinn findet immer seine enthusiastischen Apofteľ: Dummköpfe, denen es schmeichelt, das zu verstehen, was Kluge nicht verstehen.
Die Geschmacklosigkeit hat sich zu allen Zeiten den Begriff des Modernen beigelegt; im wesentlichen giebt es aber ebensowenig eine Manches Talent geht verloren, weil es aus dem Staunen über sich nicht herauskommen kann.
moderne Kunst, wie eine moderne Natur.
Literarisches.
Einen Wandkalender auf das Jahr 1897, der sich sowohl durch Eigenartigkeit des Entwurfes, wie durch vortreff liche technische Ausführung auszeichnet, versandte der Berliner Buchdruckereibefizer Otto v. Holten an seine Geschäftsfreunde und an die Presse. Das Figurenmaterial der interessanten Arbeit ift einem mittelalterlichen Kalendarium entnommen, von dem der Prof. Ad. M. Hildebrandt in Berlin eine genaue Kopie besitzt.
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von dem Blitz geschmolzen werden kann. Danach entspricht die von einem Blitz geleistete Arbeit durchschnittlich 7000 Pferdekräften in einer Sekunde.
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- Wie entstand das Petroleum? Auf diese Frage sind schon die verschiedensten Antworten erfolgt. Diejenige, welche den meisten Anklang gefunden, besagt, daß die großen Erdölvorräthe an verschiedenen Stellen der Erde nicht, wie die Braun- und Steintohle, pflanzlichen, sondern thierischen Ursprungs sind. Aus irgend einem Grunde starben große Mengen von Säugethieren, Vögeln und namentlich Fischen in einer ziemlich abgegrenzten Meeresbucht, und im Laufe der Jahrhunderte bildeten sich aus dem Seewaffer und den in den verwesenden Thierleibern vorhandenen großen Kohlenmengen jene Roblenwasserstoffe, die wir heute als Naphta , Erdöl , auch als Naturgas kennen. Untlar ivar bis jett, welche Ursache dieses maffenhafte Absterben der Meeresbewohner herbeiführen fonnte. Eine neuere Beob Raspischen Meer befindet sich der Karabugasbusen, der, früher achtung scheint auch hierüber Licht zu verschaffen. eine Art Binnensee bildend, erst jetzt wieder durch einen schmalen Kanal mit dem Kaspischen Meer direkt verbunden ist. Früher nun batte der Binnensee weder Zu- noch Abfluß, und da das nie erneuerte Waffer beständig verdunftete, so wurde es schließlich sozitsagen zu einer Salzlauge eingedickt, und die Thiere, die jetzt durch die inzwischen entstandene natürliche Verbindung aus dem Kaspischen Meer in den Karabugasbusen gelangen, müssen in dessen übermäßig salzhaltigem Waffer sterben, sie sinken zu Boden, und hier bildet sich ein neues Petroleumlager der Zukunft, Wahrscheinlich ist es, daß auch die jetzigen Erdölstellen in gleicher Weise entstanden sind, indem Meereslagunen durch Verdunsten des Wassers sehr salzhaltig wurden, wodurch, wenn das nagende Meer sich einen Weg zu ihnen gebahnt hatte, die mit dem Meer hereinkommenden Thiere vergiftet wurden.
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Humoristisches.
-Sophia". Tausend Rezepte für Küche und Haus, Gesundheits- und Körperpflege. Berlin 1897, Verlag von Franz Lipperheide. Ein nicht ganz unbeträchtlicher Theil vom Inhalt des handlichen und geschmackvollen Büchleins dürfte für unsere Leserinnen nur einen problematischen Werth haben, da sie Der Bürgermeister auf der Schau". Ein reichs. faum in die Lage kommen werden, ihre Gatten z. B. mit Ananas- ländisches Blatt erzählt: Der Ziegenbockhalter der Gemeinde... Grême in Marzipan- Croustade zu ergögen. Mit gutem Nutzen sind sah sich genöthigt, den dringenden Wunsch zahlreicher Ziegenaber außer manchen gewöhnlicheren Küchenrezepten die in den Ab- befizer zu erfüllen, sich einen neuen Bock anzuschaffen. Ein wahres schnitten Haus" und" Gesundheits- und Körperpflege" gegebenen Brachtstück in seiner Art war es, das er nun faufte. Jedermann Rathschläge anzuwenden. Für alle möglichen Fälle finden sich da wollte ihn sehen, was dem Besizer viel Zeit und Umstände machte. Auskunftsertheilungen.- Er fiel daher auf den flugen Gedanken, den schönen Bock Die, Leichenkammer" des Théâtre Français auf die Schau" zu führen. Auf ein großes Papier fezte ist um die Jahreswende wieder einmal geräumt worden. Bei der er nun in möglichst großen Buchstaben folgendes: Zuwissen ersten Bühne Frankreichs laufen alljährlich eine große Menge allen Burgern unserer Gemain, main Bock will sich den Theaterstücke ein. Wird nun eines dieser Stücke vom Lesekomitee Leiten zeichen, und wird gehn durch die Straß morgen zurückgewiesen, so erhält der Verfasser ein Schreiben, in dem er Uhr. Buwissen er ist ein figlich Stückvieh, sol ihn niemand anrüren höflich aufgefordert wird, sein Manuskript wieder abzuholen. Von oder heten." Stolz ob seiner Fertigkeit im Schreiben, trägt unser zehn Autoren holen aber neun ihre Arbeiten nicht wieder ab. Zuerst Bauer den Zettel, nachdem er ihn auf der Rückseite tüchtig mit bewahrte man die zurückgewiesenen Stücke in dem Bibliothekzimmer Leim bestrichen, zum Wirth, an deffen Haus derselbe angeklebt des Theaters auf. Im Laufe der Jahre schwoll die Zahl dieser Manuskripte so hoch, daß man ihnen ein besonderes Zimmer, die fogenannte„ Leichenkammer", einräumen mußte. Jetzt scheint auch diese zu klein geworden zu sein. Vor einiger Zeit machte die Direktion des Theaters befannt: Die Manuskripte, die bis zu dem und dem Tage nicht abgeholt sind, werden verbrannt. Wie viel Arbeit und Mühe, Schweiß und Gehirnschmalz ist da in Rauch aufgegangen!
Geographisches.
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Rannten die alten Chinesen Amerita? Seit früher Zeit, seit der Dynastie der Kaiser aus dem Hause" Thfi", wird in der chinesischen Literatur ein Land Fu- Sang" genannt, von dem man bisher nur wußte, daß es östlich vom asiatischen Festlande liegen sollte. In neuerer Zeit hat ein französischer Forscher die Ansicht geäußert, dieses Fu- Sang sei eine Bezeichnung für Amerika gewesen, so daß also die Chinesen bereits viele Jahre vor uns den neuen Welttheil gekannt hätten. Kürzlich nun ist dieser Ansicht von berufener Seite widersprochen worden. Gustav Schlegel , Profeffor der chinesischen Sprache in Leiden, hat die chinesischen Texte und auch eine chinesische Karte des Oftmeeres untersucht und danach festgestellt, daß das Land Fu- Sang westlich vom Kuro- Shiwo, bem großen warmen Meeresftrome, welcher von der Ostküste von Japan nach Kalifornien hin verläuft, gelegen, war. Danach ist es unmöglich, daß das Land eine Bezeichnung für Amerika gewesen sein sollte. Auch Cordier, einer der ersten Kenner der alten chinesischen Geographie, hat sich der Ansicht Schlegel's angeschlossen. Trotzdem wird feineswegs bestritten, daß die Chinesen eine Renntnis von der Eristenz Amerika's thatsächlich besessen haben, es wäre auch eigentlich nur wunderbar, wenn das anders wäre, da die äquatorialen Meeresströmungen heute alljährlich chinesische Dschunken an die Westküste Amerika's treiben. Auch finden sich unter den amerikanischen Völkern zahlreiche Spuren, welche auf eine chinesische Berührung schließen laffen. Der Zeitpunkt der ersten Entdeckung Amerika's durch eines der Völker der alten Welt rückt also immer weiter in das Alterthum zurück und läßt sich wärtig noch nicht bestimmen. Naturwissenschaftliches.
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werden sollte, und läßt sich einen Schoppen geben, um sich von feiner Arbeit zu erholen. Das Papier legt er inzwischen fein säuberlich auf die Bank. Kaum hatte er dies gethan, da sieht er den Herrn Bürgermeister herbeikommen, mit dem er auf Kriegsfuß steht. Flugs packt er seinen Schoppen und flüchtet damit in die Hinterſtube. Der Herr Bürgermeister tritt gravitätisch ein, läßt sich ohne weiteres auf die Bank nieder und verlangt ein Gläschen „ Rothen". Ueber dem„ Rothen" diskutirt er eifrig über die Kreistagswahlen, die nicht nach seinem Geschmack ausgefallen sind. Endlich erhebt er sich, merkt aber nicht, daß auf seiner Hinterfassade das mit so vieler Mühe fabrizirte Plakat prangt. Feierlich schreitet er seiner Wohnung zu, die am andern Ende des Dorfes liegt, vorbei an dem tief grüßenden Gemeindediener. Die Leute bleiben topfschüttelnd stehen, eine Anzahl Jungens treiben sich nahe hinter dem Gemeinde- Oberhaupt her und studiren den Zettel. Beim Eintritt in die Stube erst wird die Frau Bürgermeister den schmählichen Fleck gewahr. D Jesses, Güstel, wia tummscht denn Dü dohare!" Nicht allzu zärtlich wird der Gemeindediener angefahren:„ Warum haben Sie den Zettel mir nicht abgenommen, Sie. Ja," erwiderte dieser erschrocken:„ Es stand ja darauf: Niemand soll ihn anrühren oder hetzen."
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- Von einem Bayer, der Salz und Brot aß, damit ihm der Trunk schmecken sollte, erzählt Jörg Wickram's im Jahre 1555 zum ersten Mal gedrucktes Einmal fuhr ein mächtig Schiff auf Rollwagenbüchlein": dem Meer, mit großem Gut und Kaufmannsschatz laden. Es begab sich, daß ein großer Unfall und Sturm an sie tam, also daß sich männiglich gefaßt machte, zu sterben und zu ers trinken. Auf dem Schiff war ein grober Bayer; als er von allen hörte, daß sie sich darauf gefaßt gemacht, zu verfinken und zu ers trinken, ging er über feinen ledernen Sad, nahm daraus eine gute, große Schnitte Brot, rieb ein gut Theil Salz darauf, hub an und aß das ganz gemüthlich in sich hinein, indem er andere Leute beten ließ und Gott und seine Heiligen anrufen. Als nun zuletzt der fragten sie den Bayer, was er mit seiner Weise gemeint hätte. Der Sturm verging und alles Volk auf dem Schiff wieder zur Ruhe kam, gute Bayer gab auf ihre Fragen Antwort und sagte:" Dieweil ich von Euch allen hörte, wie wir untergehen und gar ertrinken sollten, aß ich Salz und Brot, damit mir ein solcher großer Trunk auch schmecken möchte."
Die Arbeit eines Blisstrahles fann in der Weise gemeffen werden, daß man bestimmt, eine wie große Menge Eisen Berantwortlicher Redakteur: Angust Jacobey in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin .