Kleines Feuilleton.

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ist, felbst als Frau v. Imhoff ihm die Wahrheit eingestanden, wie der Autor endlich zum Schluß mit tiefsinniger Miene Was London   trinkt. Die Themsestadt hat trotz aller dasteht und predigt: Ja, ja, meine verehrten Herrschaften, Mäßikeitsbestrebungen noch einen recht guten Durst. Nach Cassel's so etwas scheint ihnen unmöglich und kommt doch im Leben vor Magazine  " trinkt London   jährlich allein an englischem Bier einige das kann niemanden mehr interessiren. 177 Millionen Gallonen, d. h. täglich 485 000 Gallonen= 2193 840 Auch das Publikum verlor die Beifallslust, sobald es einmal Liter. Der tägliche Wein- und Schnapstonsum beläuft sich auf wußte, wer es war. Frl. Dumont vom Stuttgarter   Hoftheater 5500 Gallonen, bezw. 16 000 Gallonen(= 24 992, bezw. 72 700 Liter). gab die Hauptrolle. Ihre Kunst ist zu fein für das gröbliche Hand­Außerdem konsumirt die Hauptstadt jährlich 33 Millionen Pfund werk, das Philippi treibt. Den Junker Romberg spielte Herr Thee, was ungefähr 90 000 Pfund pro Tag ausmacht, gegen Stahl: es war der richtige Schönmann. Ganz prächtig war 112 000 Pfund Kaffee und 8800 Pfund Kakao. Herr Guthery in der Rolle eines grobpolternden, aber aufo richtigen Arztes. Kunst.

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-Damenhüte im Theater. Der Munizipalrath von Chicago  hat ein Dekret erlassen, demzufolge Theaterbesucherinnen durch Auf­behalten ihrer Hüte sich eines strafbaren Vergehens schuldig machen, das mit einer Polizeiftrafe von 10 Dollars zu abnden ist. Und zwar bat diese Strafe nicht die Verbrecherin" selbst, auch nicht ihr Ehemann, Vater oder Bruder, sondern der betreffende Direttor des Theaters zu zahlen, in welchem die hutsrohe Echöne ergriffen wird.

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Literarisches.

F. Mirator, Seminar Geheimnisse. München  , 1896. Pößenbacher'sche Buchdruckerei. 19 S.

Die sich mehrenden Standale in Erziehungsanstalten, sagt der Verfasser, haben ihn veranlaßt, diese Broschüre zu schreiben. Er be­spricht nach verbürgten Schilderungen" ein Bamberger   Seminar, wie es 1887-89 war, und behauptet, den Wahrheitsbeweis an bietend", eine Reihe von hygienischen und moralischen Mißständen. Besonders beschäftigt er sich mit einem damals am Seminar an­gestellten geistlichen Präfekten, der sich im Talar auf Schläger berumgepauft, mit frisch geflicktem Gesicht Messe gelesen u. f. w. Er knüpft daran eine Mahnung an die Eltern, bei Unterbringung ihrer Söhne in Seminaren vorsichtig zu sein. Wenn es dem Ver: fasser oder seinen Gewährsmännern darauf ankam, mit ihren Ent­hüllungen Nutzen zu stiften und nicht blos Aufsehen zu erregen, so hätten sie vor allen Dingen viel früher auspacken sollen.--r.

Akademie", Organ der sozialistischen   Jugend. Diese Monatsschrift, die seit Neujahr in Prag   herausgegeben wird, hat einen zweisprachigen Text; Artikel in czechischer und solche in deutscher Sprache lösen einander ab. Das Januarheft enthält an Beiträgen in deutscher Sprache: Ein Gedicht von Robert Seidl, die Artikel zu neuen Ufern"," Studenten und Sozialismus in Desterreich"," Das Deutschthum unserer Studenten", Zuschriften von Bebel und Kautsky  , Notizen, unter anderen auch eine über den Hamburger Streit. Die Ausstattung ist nicht übel.

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Theater.

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Im Lessing- Theater wurde am Sonnabend das Schauspiel Wer war's?" von Felix Philippi   zum erfien Male gegeben. Wie die Ueberschrift zu einem Räthsel flingt der Titel des Stückes. Aber wer den Theaterschriftsteller Philippi tennt, weiß, daß es sich nicht um Räthsel der menschlichen Seele handelt, daß es vielmehr auf eine Verirfrage an die Hörer abgesehen sei. Die Vor bilder, denen Philippi nacheifert, find jene Pariser Dramen, die mit großem Raffinement technischen aufgebaut find und innerlich aller Poesie bar und frostig bleiben können. Diese Art ist nicht gerade des Ehrgeizes der Edlen werth, aber Philippi's Ehrgeiz ist es einmal. Daher auch sein Jagen hinter jeder neuesten Senfation.

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In Paris   wurde Ende der vorigen Woche die fünfte Die Ausstellung der weiblichen Künstler eröffnet. Ausstellung bietet von allem etwas: Delgemälde, Aquarelle, Pastelle, Efulptur, Gravure, Miniatur- und Email- Arbeiten. Die Aquarelle bilden die interessanteste Partie, doch das Delgemälde genießt den Vorzug der größten Zahl und Reichhaltigkeit der Sujets. Sehr bemerkt werden die von Louise Desbordes ausgestellten Blumenstücke. Naturwissenschaftliches.

Vom Tanganyika See. Die britischen Gelehrten waren längst zu der Ansicht gekommen, daß der Tanganyika- See  ( Afrika  ) einst mit dem Meere in Verbindung gestanden haben muß. Hatte man doch in dem See sogen. Jelly( Gelée-) Fische, also See­fiiche angetroffen. Vor einiger Zeit wurde nun der englische   Ge= lebrte Moore nach Afrika   gefandt, um die Thierwelt des Nyassa­und Tanganyika  - Sees zu erforschen. Die Untersuchungen des Forschers bestätigten vollständig die Ansicht, daß der Tanganyika   einmal ein Meerestheil gewesen. Moore hat in dem See Tiefmeerfische gefangen und auch Schwämme gefunden.

Meteorologisches.

Sterngefunkel und Wetterveränderung. Die Sterne junkeln bekanntlich nicht immer gleich stark, sondern an manchen Abenden stärker als sonst, und um io mehr, je näher ihre Stellung dem Horizonte kommt. Nach der Theorie Aragos ist dieses Farbenspielen der Firfterne, welches bei den Planeten wegen ihrer größeren Scheiben viel weniger stark ist, so daß man im Gegensatz zu dem Farbenspiel der Fixsterne von dem ruhigen Licht der Planeten spricht, eine Interferenzerscheinung, die von der Ungleichmäßigkeit der Atmosphäre herrührt, in welcher der Lichtstrahl ungleichmäßig abgelenft wird. Deshalb funkeln Sterne mit weißem Licht, wie Sirius, stärker als rothe Sterne, wie Aldebaran, in dessen Gefunkel immer das Roth verschiedener Nüancen vorwiegt, während Sirius in allen Regenbogenfarben funfelt. In neuerer Zeit waren ver­schiedene hiervon abweichende Erklärungen aufgestellt worden, aber der schweizerische Astronom Ch. Dufour hat unlängst durch dahin gerichtete Beobachtungsreihen nachgewiesen, daß unzweifelhaft eine Beziehung zu meteorologischen Vorgängen und der Zu- oder Ab­nahme des Gefunkels besteht. Ein mittelstartes Funkeln der Sterne begleitet in der Regel schönes Wetter und zeigt dessen Fortdauer an, ein schwächer werdendes Funkeln deutet auf Eintritt schlechteren Wetters und auch ein sehr starkes Gefunkel deutet auf Störungen in der Atmo­( Prometheus".) sphäre.

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Humoristisches.

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- Ein Schwindelstreich. Der Baron F. von B., ein reicher Junggeselle, wollte seine Wohnung, die jährlich 20 000 Frcs. Miethe foftete, aufgeben. Eines Vormittags wird ihm der Graf In seinem jüngsten Trama sind die Erinnerungen an anonyme Maurice de la Grandière gemeldet, der das Quartier besichtigen Schreibereien, an den Potstamer Vorfall, wo eine junge Dame aus möchte. Der Baron empfängt ihn sehr liebenswürdig: Sind bester Gesellschaft" ganz Potsdam   verhette, und an den Fall Sie, Herr Graf, der Sohn des Generals gleichen Namens?" Aber die natür Gewiß, mein Kozze verwerthet und in einander verwoben. und Herr," Graf erzählt, daß lichen Vorgänge find für einen spekulativen Kopf wie Philippi lange in diplomatischen Diensten und auf Reisen war, jetzt ift, zu schlicht. In Potsdam   hatte Da der man es mit einem sich aber bauernd in Paris   niederlassen wolle. Mädchen von franker Geistesverfassung zu thun, und die Diener gerade das Dejeuner ankündigt, ladet der Baron den Briefe, die zum Fall Kotze führten, waren gewiß nicht von den fein- Grafen hierzu ein, dann fahren sie aus, diniren in der Stadt zu­finnigsten Leuten geschrieben. Was sollte Philippi mit solcher Natur- sammen und verbringen den Abend im Theater. Zur Wohnungs wahrheit? Er braucht Exaltation, Theaterdonner; und so wurde besichtigung war es gar nicht gekommen, aber auf die Bitte des die anonyme Briefschreiberin in seinem Stück eine innerlich vor: Barons   stellte sich der Graf zu diesem Behuse am nächsten Tage nehme, geiftvolle Frau. Wenn eine solche Frau schmutzige Dinge wieder ein. Man durchschritt die Räume, sie gefielen dem Grafen verübt, so fann das nur in der bekannten großen Leidenschaft zu außerordentlich, man fam ins Badezimmer, es war sehr geräumig ihm" den Grund haben. Er ist diesmal ein Baron Romberg, ein und fiel durch die Menge seiner Douchen auf. Ja," bemerkte der preußischer Sonnenheld, der den Männern im Kampfe ob- Baron auf eine verwunderte Frage des Grafen, ich bin ein großer sieget und zierlichen Frauen auch" wie es bei Freund von Wasserkuren, diese Douchen erhalten einem die Jugend Grillparzer   heißt. Junker Romberg wird nämlich manchmal von und Gesundheit," und er verbreitete sich des näheren über Anwendung. Der Graf börte den Philistern der Stadt geärgert, und Frau von Imhoff, die nicht ihre höchst interesfirt zu: in glücklicher Ehe lebt, fürchtet, daß diese Philifter ihren Seelen- Sagen, Sie, Herr Baron, würden Sie mir wohl einmal Aber mit Ber  freund, den Romberger, gänzlich fortgraulen" können. Darum einen Eleinen praktischen Kurfus hier zeigen?" schreibt sie an alle Feinde Romberg's die anonymen Drohbriefe. gnügen, mein lieber Graf," und er entfleidete sich und douchte luftig So kommt die äußerste theatralische Findigkeit zum äußersten Un- los. Nur einen Augenblid," entschuldigte sich der Graf, ich geschmack! Der Koulissenwig wird zur lächerlichsten Lüge. Wie fäme fomme sogleich wieder." Nach zehn Minuten wird der Baron, der der Herr Graf hatte nämlich ein stolzes Weib zu solcher Gemeinheit, wie eine gescheite Frau seinen Diener fortgeschickt hatte so barem Understand? E3 lohnt sich nicht, darüber gestern Abend im Restaurant seine silberne Zigarettendose liegen zu grübeln. Ist die äußerliche Spannung vorüber und die Verir- gelassen und nach derselben den Diener des Barons geschickt frage Wer war's?" gelöst, dann haben Stücke vom Schlag des mißtranisch, er verläßt das Badezimmer; vom Grafen war nichts neuesten Drama's von Philippi ihre Echuldigkeit gethan. Wie der zu sehen, und mit ihm waren aber auch die Brieftasche des Barons, Verfasser seine Puppen tanzen läßt, wie er um der anonymen die auf dem Schreibtische gelegen, nebst allerhand Kostbarkeiten ver­Briefe willen Duelle heraufbeschwört, wie sein Halbgott Momberg schwunden.( Paul Lindenberg  : Aus dem dunklen Paris  . dabei als fundiger Pistolenschüße auf Mord auszugehen entschlossen Leipzig  . Pb. Reclain's Universal- Bibliothet.)

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Verantwortlicher Redakteur: Auguft Jacobey in Berlin  . Druck und Verlag von May Bading in Berlin  .