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Wie er in die Gemeinde hineingekommen war, diesen armen Und wäre nicht die Armenkasse gewesen, in die der Lensmann Kjefjord- Anex, wo er vom ersten Tage an so wenig hingehörte, wie ihn so ungern hineintreiben wollte, dann der Mond?
So war der Himmel Tobine eigentlich immer voll drohender Das Unglück schrieb sich davon her, daß das gelbe Pierd Gewitterwolken. Das eine Unwetter vertrieb ständig das andere, Hans Harstadt's sich am Steinabhang das Bein brach. Natürlich aber dennoch ging es mit zerrissenem Segel und zerbrechlichem Boot wollte weder auf noch außerhalb des Hofes sich jemand zu der weiter. Zigeuner und Banditenarbeit hergeben, das Thier abzudecken. Aber die Haut mußte doch in irgend einer Weise herunter, und da waren sie froh, den Tobias dazu zu bekommen.
Er war am Tage vorher auf den Instmannsplah gekommen ohne offenbar mehr sein eigen zu nennen, als die Birkenrindentasche mit kleinem Werkzeug, die er in der Hand trug, und dann eine Felldecke an einer Schnur auf dem Rücken. Er hatte weder Angehörige noch Verwandte dort in der Gemeinde, die über ihn er= röthet wären, wenn er ein Pferd abdeckte, dagegen konnte er eine Tageskost und ein blankes Zwölffchillingstück verdienen.
Aber aus dieser Abdecker Geschichte auf Harstadt entstanden allerhand Konsequenzen!
Denn da er es so fein und geschickt gemacht hatte, wurde ihnen sofort klar, daß er ein überaus nüßlicher und gewandter Kerl sein müßte, wenn man etwas zu schlachten hätte. Rein Loch oder eine dünne vom Messer herrührende Stelle war in der Pferdehaut zu sehen. Und als er dann auf eigene Rechnung das Thier öffnete und die Därme ausnahm, geschah es mit so gefchickten Auffchligungen und in solch einer Geschwindigkeit, daß Hans Harstadt ihm sogleich auftrug, seine beiden Weihnachtsschweine zu schlachten. Und damit war das Spundloch eingeschlagen!
Nun bestellten sie ihn überall in den Höfen zum Schlachten. Das hieß natürlich einem fremden Tagelöhner ordentlich Eingang verschaffen; er wurde förmlich zum Gemeindeschlächter ernannt, gleich wie ein anderer Dorfschuhmacher oder Dorfschneider ist. Vier Schillinge für ein Schwein, acht für eine Ruh, sechs für eine Färse außer der Kost! Das Geld steckte er in die Tasche. Und dann hatte er seinen Antheil an den Därmen, aus denen er Schnüre für fleine Dorfchangeln machte und zum häuslichen Fischfang längs ganzen Kjefordstrandes verkaufte. Dazu tam, daß er sich überall nüglich zu machen wußte; er richtete Frieswaffen ein, stellte Rattenfallen auf, theerte Boote und setzte Fischgeräthe in stand.
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Ab und zu verschwand er und blieb einige Monate fort, und dann konnten sie lange nach dem Tobias ausschauen, wenn sie Schlachttage angesetzt hatten.
Aber zur rechten Zeit war er doch, so sicher, wie der Schlachtmionat im Kalender, wieder da, und zog von Hof zu Hof am Fjord entlang. Er hatte dann gern ein paar Dutzend Schneehühner mit, von denen er behauptete, daß er sie oben auf den Bergen in Fallen gefangen hätte. Ueberall war er beliebt und willkommen, da es auch ein ganz anderes Vergnügen für die Dorfleute war, beim Schlachten zuzusehen, wenn er es besorgte.
Aber in derartigen schwierigen Lagen kann oft eine ganz kleine Ursache Katastrophen hervorrufen und so viel hinzufügen, daß das Ganze das Gleichgewicht verliert.
Tobias hatte gleichsam eine Art gewitterschwüler Ahnung von etwas der Art in sich, als er eines Sonntags spät im Herbst unten am Boothause stand und sinnend einen seiner Komagen betrachtete, dessen Nath aufgetrennt war.
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Eines der Kirchenboote hatte ihm Botschaft vom Lensmann ge bracht, daß er am Dienstag in acht Tagen zu ihm zum Schlachten tommen müßte. Aber die Sache war nun die und das machte ihm solches Kopfzerbrechen, daß sich fast seine Haare firäubten- daß auch der Landhändler für denselben Dienstag nach ihm ge= schickt hatte. Sie hatten wohl alle beide den Kalender um Rath gefragt; alle beide wollten schlachten, während der Mond noch im ersten Viertel stand, da das das Fleisch haltbarer macht.
3u wem sollte er nun zuerst hinfahren, zum Lensmann oder zum Landhändler? Mit dieser Frage im Kopf wanderte er langsam bergauf und kam endlich in die Stube hinein, wo Martha Malvina auf finnische Weise beim Herde kauerte, während der Kleine die Händchen nach den Zweigen ausstreckte, mit denen sie Feuer anmachte. Er stand eine Weile und schob seine Zipfelmütze hin und her, setzte sich dann auf den Bettrand und rückte weiter an seiner Müße. Diese konnte auf diese Weise mohl zweimal auf seinem durch Denken überanstrengten Kopf herumgekommen sein, als er es am besten fand, sein Herz dadurch zu erleichtern, daß er seine Sorgen seiner gelbbraunen, schiefäugigen Ehehälfte anvertraute.
So?" platte sie plöglich heraus,„ Sie sind doch nicht verrückt und verdreht, daß Du an zwei Stellen auf einmal sein sollst"... Da müßte sie lachen! Aber so verrückt wären sie nun.
Sie sah eine Weile ins Feuer und äußerte dann entschieden: Der Landhändler geht vor!"
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Wenn aber der Lensmann böse wird? Dann?... Er bellt nicht, er schnappt gleich zu, der Kerl!" ,, Ach, er frißt die Leute wohl auch nicht auf, denke ich!"
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( Fortseyung folgt.)
Kleines Feuilleton.
Das ideale Pferd. Die Wochenschrift Sport im Bild"
theilt folgende Anekdote mit: Um ein Pferd zu kaufen, begab sich turz vor Weihnachten ein Mann auf eine Auktion. Er fand dort Aber die glücklichen Tage Tobiae, da er die Annehmlichkeit der eine ziemliche Auswahl von Thieren von guter Herkunft, doch schien Volkegunst in der Gemeinde genoß, sollten nur allzubald eine jähe der ein alter Bekannter von ihm war:" Ich kann ein solches Pferd ihm keines so recht zu passen. Endlich sagte er zu dem Auktionator, Veränderung erleiden. Der Lensmann war plöglich mit wahrem Feuereifer und Jagdlust hinter„ Landstreichern und allerhand losem nicht brauchen. Die fressen erstens zu viel, und dann sind sie zu schwer und auf der andern Seite wieder zu empfindlich. Gie Gesindel" her, das angehalten und zur Ansässigmachung gezwungen würden mehr Pflege brauchen, als meine Leute Zeit hätten ihnen wurde. Und eine Kathe drang der Lensmann selbst bei seinem Streifzug dem Tobias auf seinem eigenen Grund und Boden angedeihen zu laffen. Ich suche ein Thier, das wenig frißt, klein draußen im Kjefjord auf mit allen üblichen Klauseln und Bestim- und leicht ist, und doch ein elegantes Aeußere hat; dazu soll es ruhig und ausdauernd sein, soll sich eventuell für eine Dame eigneu, mungen betreffs einer hinterlassenen Wittwe und und auch wieder schnell sein, wenn es verlangt wird." Der gehörigen. Auktionator hatte aufmerksam zugehört, dann sagte er:„ Oh ja, ich verstehe Sie schon, doch was Sie da verlangen, das ist überhaupt kein Pferd, sondern ein Fahrrad!"
aller AuEtwas anders dachte der Lensmann ja über die Sache, als er im Jahr darauf im Herbst einen Ausflug in die Scheeren hinaus unternahm und fand, daß Tobias dort mit Martha Malvina und zwei Kindern im Nest saß!
Nun wollte er, daß sie von einander sollten und drohte mit der Strafe des Gesetzes! Martha Malvina sollte zu den Seefinnen heimgesandt werden, zu ihrem Vater drinnen in Sejebotten, wo Tobias seinen Wohnplatz gehabt hatte, bis der Lensmann ihm hier ein Haus zur Unterkunft gewährt. Dorthin er bei gutem viele Meilen wie schlechtem Wetter weit in all diesen Jahren über die Berge geklettert, seit er sie tennen gelernt hatte, als er einmal auf die Seehundjagd ging. Aber Tobias widersetzte sich nun der Gewalt; er ging zum Küster und verlangte Aufgebot und Trauung und Taufe- alles zugleich.
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Und dann mußte der Pfarrer trauen und taufen, und der Küster sagte Amen dazu, obgleich er in der Armenkommission saß. Der Pfarrer predigte von Leichtsinn und Armuth und Martha Malvina weinte. Sie verstand es nicht beffer; aber sie meinte, es wäre so außerordentlich schön und so sonderbar, daß sie nun plöglich richtig verheirathet wäre und einen Jungen hätte, der wirklich Johann hieß, und einen, der wirklich Andres hieß und nicht nur so genannt wurden.
Als sie heimwärts ruderten, und die Kleinen mit Kringelstücken im Munde im Hintertheil des Bootes lagen, war sie so überglücklich, daß sie sich fortwährend nach ihnen umsehen mußte, und dann in ihrem Halbfinnisch rief:
Wieviel Kinder hast Du mit Deiner Frau, Tobias?"
Aber daß es für kleine Leute nicht so günstig ist, einen Lensmann in Ungelegenheit zu bringen, das sollte Tobias dann sowohl gelegentlich der Grundmiethe, als der Kaufmannsschuld zu fühlen bekommen.
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Straffällige Zugverspätung. In Paris hat ein Arbeiter, der infolge Verspätung eines von ihm benutzten Zuges der Ringbahn zu spät zur Arbeitsstätte fam, die Ringbahn- Gesellschaft beim Friedensrichter auf Schadensersatz verklagt. Das Urtheil besagt, die Jurisprudenz sei einig in der Annahme, daß die Tarife der Eisenbahnen und ihre Fahrpläne in allen ihren Theilen, betreffend Fahrund Fracht- Preis, Art, Zeitpunkt und Dauer des Transports obliga: torisch sind und daß die Vorbehalts Klauseln nicht die Wirkung haben, daß die Eisenbahn- Gesellschaften von jeder Verantwortlichkeit befreit sind. Die Gesellschaft wurde somit zu 5 Fres. Schadensersatz an den Arbeiter für eine halbstündige Verspätung verurtheilt.
- Eine Energische. Ein Chicagoer Blatt bringt folgenden Aufruf:„ Gestohlen oder verlaufen ein Individuum, das zu heirathen ich dumm genug war, als ich mich eines Tages außergewöhnlich einsam fühlte und zu faul war, mich nach einem andern umzusehen. Er schaut wie ein anständiger Kerl aus, doch ist er sehr charakterschwach; deffenungeachtet ist er flug genug, immer heimzukommen, wenn es regnet, es sei denn, ein hübsches Mädchen leiht ihm seinen Regenschirm. Er hört auf den Namen Tom. Das letzte Mal sah ich ihn mit Julia Harris herumlaufen, und er sah gerade so närrisch aus wie immer. Wer immer den armen Teufel greift und ihn mir zurückstellt, so daß ich ihm seine fahrende Laune und seine Neigung zu Liebesabenteuern gründlich austreiben kann, ist hiermit freundlichst eingeladen, mit mir eine Tasse Thee zu trinten. Henriette A. Smith." Theater.
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Im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater wurde am Sonnabend das Volksstück von May Kreter,„ Der Lockvogel", zum ersten Male aufgeführt. Der Autor hat weder viel