-

74

-

fekte er lächelnd, legte den Schein in seinen Geldschrank und der Lensmann- dann hätte er fein Segel in anderer Richtung zahlte 400 Mark zurüd. Dann sagte er: Kommen Sie, ich aufgesetzt. Aber das kann man dem nebeligen Fjord nicht ansehen! werde Sie gleich mit meinen Damen bekannt machen. Sie

werden hier ganz mit uns in der Familie leben; wir nehmen Fluth und Ebbe brauste gleich einem wilden Strom zwei außer dem Kaffee alle Mahlzeiten gemeinsam ein; es giebt Mal am Tage in den engen Sund draußen vor der Kjerik aus und bei uns eine einfache, aber gesunde und kräftige Hausmanns- ein, und auf den Klippen mitten darin saß die Scharbe, der Alte­toft. Gelegentlich werde ich Sie dann auch in die Nachbar- Gabriel, mit schwarzen und verwirrten Federn und spähte nach schaft mitnehmen, sowie in den Landwirthschaftlichen Verein und zu Versammlungen."

Ja, aber ich bitte, Herr Amtsrath, daß Sie mir eine Quittung über die Pension geben."

Ach, das ist doch nicht nöthig unter Ehrenmännern wie wir, das habe ich noch nie gethan, und das hat auch noch kein Volontär von mir erbeten", entgegnete der Amtsrath etwas überrascht.

Das mag sein, Herr Amtsrath, aber ich bin das so ge­wöhnt und ich muß sie deshalb bitten, es zu thun."

Der Amtsrath sah den jungen Mann groß an, als er aber merkte, daß es demselben damit ernst war, sagte er: Na, wenn Sie durchaus wollen, mir soll es recht sein." Dann sette er sich hin und schrieb.

Der Amtsrath Reck schien etwas betreten, was ihm sonst nur höchst selten passirte, als er den jungen Mann mit den Worten: Herr Dr. Nauck aus Berlin , unser neuer Volontär, meine Frau und meine Tochter Käthe, vorstellte. Da Nauck nicht blos in Berlin geboren war, sondern auch ein echtes Berliner Mund­werk besaß und schon viele Reisen gemacht hatte, so entwickelte er bald eine sehr lebhafte Unterhaltung mit den Damen. Ganz gegen seine Gewohnheit betheiligte sich der Amtsrath nur wenig an dem Gespräch; er schien nachdenklich und verstimmt zu sein, wie er es zu sein pflegte, wenn der Spiritus im Preise fiel.

Fischen. Es waren nun eine Weile nur Tintenfische zwischen dem Tang und den Algen hin und zurückgeschwommen. Aber nun ging die Ebbezeit zu Ende; und das war gut, dann gab es Rochfische für die Seinigen zu Hause, während Tobias sich bereit machte, auf den Fischfang hinauszugehen.

Er lag nun den legten Morgen auf dem Fischgrunde im Fjord draußen außerhalb des Sundes und angelte fleine Dorsche.

Sein ältester Junge, der zehn Jahre zählte, war mit ihm im Boot, und sie hatten bereits das halbe Hintertheil des Schiffes voll fleiner Fische. Sie zogen sie nun um die Wette auf, und die Fische bissen in dem schönen grauen Vormittagswetter so eilig an, sobald sie nur die Angel hinunterbrachten.

Er faß mit der Hand auf der Reling, als er plöglich sich unter­brach und hinausblickte. Er zog die Angelschnur so heftig hinein, als hätte ein richtiger Großfisch angebiffen.

reits

" Hinauf mit der Schnur, Junge!" drängte er. Und er saß be­am Ruder und ruderte mit aller Kraft landeinwärts, bevor der Junge noch seine Schnur hereinbekommen hatte. Er hatte drinnen im Fjord ein Boot entdeckt, das er wohl fennen sollte; es war kein anderes als der Achtruderer des Lens­manns, der dort mit dem Segel schräg bei Wind nach der Kjerif zu lag. Und was er dort zu thun hatte, das war ihnen doch zweifellos klar. Nun sollte er gerupft werden!

Und da galt es in aller Eile zu bergen, was noch vor der Plünderung geborgen werden konnte.

mochte.

Er befestigte das Boot an den Steinen am Landungsplatz und schritt mit so langen und flinken Beinen hinauf, als er nur ver­Martha Malvina gehörte nicht zu denen, die bei der ge­In Wahrheit aber ärgerte es ihn, daß er durch das ringsten Kleinigkeit eine rathlose Miene zeigen. Gleich bei der gewissermaßen überrumpelnde, sichere und selbstbewußte Nachricht vom Lensmanns- Boot legte sie schnell den Säug Auftreten dieses jungen Menschen von den alten, er- ling ins Bett und griff mit beiden Händen zu, um das, was mit fort sollte, Sechsruderer. hinunterzuschaffen in den Sie probten Gepflogenheiten in seinen Abmachungen den Volontären sich hatte abdrängen lassen. In hatte ihre Gedanken immer schnell beisammen, und es dauerte nicht stinktiv fühlte sich der Amtsrath dadurch der Amtsrath dadurch in seinen lange, bis das Boot dort mit der guten Felldecke, der Holzuhr, dem Herrenrechten getränkt. Das war ihm peinlich, denn Kaffeekessel, den Angelschnüren und anderen kleinen Geräthen im Nachgeben war sonst nicht sein Fall, besonders nicht jungen Hintertheil dalag, bereit davonzufliegen. oder gar ihm untergebenen Personen gegenüber. Freilich andererseits hatte er sich auch dieses Geschäft nicht entgehen lassen wollen. Herr Nauck war ein gebildeter, sehr vermögender, ehemündiger junger Mann und er hatte eine heirathsfähige Tochter. Kurz, das waren alles Gesichtspunkte, die überlegt sein wollten. Und das überlegte sich der Amtsrath, während die andern sich unterhielten.

( Fortsetzung folgt.)

Er hatte nur noch gerade einen Augenblick Zeit, auf Martha Malvina zu warten, bis sie kam und den Mathias, das Schwein, am Ohr zum Wasser hinunterzog! Das Schwein stemmte sich mit den Füßen dagegen und schrie, als würde es gestochen. Aber ins Boot hinein mußte es; es ging mit einem Schub, eine Hand am Dhr und die andere an seinem natürlichen, schwungvoll gedrehten Tau­ende hinten niemand fragte es um Erlaubniß. Tobias legte aus und verschwand dank der Strömung, die so flott den Kjerit- Fjord hinunterstürmte, gerade hinter der einen Land­zunge, als hinter der andern das Segel des Lensmanns- Bootes

auftauchte. ( Nachdruck untersagt.).

Schlächter- Tobias. Erzählung von Jonas Lie .

Einzig autorisirte Uebersetzung aus dem Norwegischen von E. Brausewetter.

,, Nein, aber er fann kommen und uns und den Kindern das Haus über'm Kopf wegnehmen!"

Kann er das? Na, dann müssen sie aber sehen, was fie mit uns anfangen!"

"

Es ist wohl am besten, doch dem Lensmann zu Willen zu sein, Malvina! Er ist Eigenthümer des Bodens wie des Hauses." Aber nun wurde Martha Malvina wild.

" Höre Du, Tobias! Von wem bekommst Du Mehl und Hering für all diese offenen Mäuler hier? Vom Landhändler oder vom Lensmann? Ich meine, Du würdest nicht fett von dem werden, was uns der Lensmann giebt. Oder können wir vielleicht die Hütte anbeißen, oder die kahlen Wände?"

Sie stand aufrecht da wie ein Licht und focht mit dem einen Arm, den sie vom Kinde frei hatte, herum. Nein, laß ihn seine Schweine und auch seine Schlachtkuh mästen, bis Du bei dem fertig bist, der uns das Essen borgt! Sonst geht es nur für Abzug an der Schuld d'rauf, wie voriges Mal! So ein netter Mann, wie der Landhändler! Es wäre Sünde und Schande, ihn zum Narren zu halten! Er hat ja Dein Messer und auch Dein erstes Ver­sprechen, Tobias!"

Das waren wirksame Argumente.

Tobias saß noch eine Weile und blickte grübelnd zu Boden. Er mußte zum Landhändler, da sie dem Essen so viel Gewicht beilegte.

Aber der Lensmann lag ihm doch schwer im Magen. Es war wie ein Stachel. Ihm gehörte nun einmal das Haus!

Hätte Tobias, während er so dasaß und seine Müße hin- und herschob, hätte er von all' der Feindschaft gewußt, die zwischen dem Lensmann und dem Landhändler herrschte, und was es heißen wollte, daß der Landhändler mit dem Schlachten früher fertig wurde, als

-

-

Nun galt es für die Frau, sich unschuldig zu stellen, als wenn fie im Hause überrascht worden wäre, und den Kindern einzupaufen, sie sollten antworten:" Vater wäre schon vorige Woche auf den Fischfang hinaus."

Raum hatte sie sich auf den Schemel gesetzt, mit dem Kleinen an der Brust und ihn zum Saugen gebracht, so öffnete sich die Thüre und ein langer, schwarzer, tahlköpfiger Mann mit einer Nase, die dem Schnabel eines Fischadlers glich und ein paar Augen, die mit einem Blick die ganze Stube überflogen, steckte den Kopf herein: Ist der Tobias nicht zu Hause? Ich sehe sein Boot nicht." Der Vater

als

Der Vater ist schon

-

"

"

Der Vater ist schon vorige Woche auf Fischfang aus!"

Nur der Aelteste bekam es ganz heraus; aber es hörte sich an, wenn sie wie aus einem Munde antworteten.

,, Ach, ist ein Fremder heut' draußen auf See?" tam es nun ruhig von Martha Malvina, während sie innerlich fror und gleichsam durcheist war. Sie that, als machte sie sich mit dem Kleinen zu schaffen, und setzte ihn dann zu Andres hin.

Nein, der Tobias ist draußen auf Fischfang!"

Der Mann war in der Thüre stehen geblieben, fam jetzt aber ganz herein. Er hatte einen rothen Shawl, eine Ledertasche an einem Riemen über der Schulter und ein blaues Tintenfaß mit einem Kork darin in der Hand. Dicht auf den Hacken folgten ihm zwei Männer.

Jm Boot hießen diese drei: der Lensmann mit seinen Knechten; hier hießen sie aber, wie Martha Malwina nur zu bald zu hören bekommen sollte, der Exekutor mit zwei Zeugen.

Das Protokoll wurde auf dem Stückchen Tischplatte, das fest an der Wand angebracht war, zurechtgelegt, und die drei Männer setzten sich auf die Bank daneben.

So, der Mann ist also nicht zu Hause?" sagte der in dem langen Rock und mit der wollenen Schärpe; das ist aber schlimm".

Er begann zu schreiben.