Anterhaltungsblatt des Vorwärts

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Str. 28.

Dienstag, den 9. Februar.

1897.

( Nachdruck verboten.) dem es hieß, daß er auch die Rabenbergischen Waldungen an­taufen wolle.

Jakob der Tekke.

Eine Waldbauerngeschichte aus unseren Tagen. Bon Peter Rosegger  .

Ob der Guldeisner zu Hause ist!" fragte er die Bauern mit seiner eigenthümlich scharfen, dabei etwas näselnden Aussprache.

Nein," antwortete der Rodel, da geht der Waldmeister umsonst hinauf."

,, Will ich lieber umkehren," knurrte der Förster und schlug seitab einen Waldsteig ein.

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,, Nachbar," fuhr der Jakob fort und legte seine Hand auf den Tisch hin gegen den Großbauer, Nachbar, bleib' da! Du gehörst zu uns. Deine Vorfahren sind auf diesem Fleck geboren worden und gestorben, haben ein zufriedenes Leben geführt, sind alt geworden, wie draußen selten einer Warum hast Du ihn angelogen?" fragte der Jakob seinen wird. Mit Geld und Herrenhuld hat sich kein Guldeisner Nachbarn. wenden lassen seit die Schirmtannen stehen da draußen vor Der wäre jetzt schnurgerad' hinaufgegangen und hätte Deinem Haus. Weit und breit ist dieser Hof bekannt und ihm das Gut abgekauft," antwortete der Rodel. geachtet als erbgesessen und ehrenfest! Das Guldeisner Mit der Lug werden wir's nicht hintertreiben," sagte Blut ist ein frischer Brunnen, draußen that' es in Sand ver- der Jakob. Schlecht Sach' muß man mit gut Sach' toot­rinnen. Und auch unsertwegen, Franz, verlaß' uns nicht. schlagen. Ich denk' aber, er verkauft nicht,' s ist lauter Truz, Viele Verwandtschaft hast in Altenmoos; Leute, die sich bei was er sagt." Dir anlehnen müssen, ihuen bist ein Halt, Dir macht's nichts, Du bist start. Dir geht's gut, bleib bei uns. Schau, wir halten alle zusammen, und sollt Dich auch einmal was Hartes treffen Gott verhüt' es! so find wir Dir brave Rame­raden, wie Du uns bist." Laß das sein, Neuthofer!" unterbrach ihn der Guldeisner in gleichgiltigem Tone.

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Nein, es ist nicht möglich," fuhr der Jakob fort, Du fannst nicht davon gehen, versuch's, Du kannst nicht. Du wirst sehen, wie der Mensch verwachsen ist mit seiner Erden, mit allen Kräutern und Bäumen, die darauf stehen, selbst mit dem Käfer auf dem Grashelm und mit dem Vogel auf dem Wipfel, geschweige mit dem Vieh auf der Weide. Du wirst es sehen! In den besten Jahren, wie Du bist, kannst Du die Arbeit nicht entbehren und die Arbeit Dich nicht. Ohne Arbeit stirbt der Bauersmensch ab, glaub' es mir. Wenn Du schon was ändern willst, Guldeisner, eine brave Hausfrau nimm Dir. Du hast die Wahl weitum. Mit lieb Weib und Kind wirst es erst erkennen, was Dein fests grundiger Hof bedeutet. Franz, versprich es uns! Bleib' daheim!"

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Und auch Truß, was er thut, Nachbarn, der Guldeisner­hof ist hin." Sagte der Rodel.

Bald darauf trennten sich ihre Wege. Der Neuthofer dachte auf dem seinen noch lange vor sich hin: Nein, der Franz ist gescheit, er thut's nicht.

Wie der Jackerl and Anhänglichkeit daheim bleibt.

Als der Jakob Steinreuter nach Hause kam in seinen Reuthof, funkelten am Himmel schon etliche Sterne, und über den schwarzen Baumzacken des Nockwaldes ging der Mond auf.

An der Hausthür stand der Jackerl. Geh' hinein!" befahl der Vater. Nein," antwortete der Knabe.

Alsdann bleib' da stehen so lang' Du willst."

" Nein!" knirschte der Knab. Ich will Schottensterz*) haben, dann geh' ich fort. Ganz fort. Ich bleib nimmer da!" ,, Warum bist Du denn also von Sandeben her heims gegangen?"

,, Weil ich's versprochen hab'."

Alsdann muß auch ich mein Versprechen halten," sagte der Jakob, ergriff mit festem Arm den Jungen und führte ihn in den Moosbarren.

Der Großbauer hatte während dieser Worte des Jakob anch das dritte Gläschen Schnaps ausgetrunken. Jetzt stauten sich seine Nasennüstern auf. Bedant' mich!" feuchte er, teinen Der Moosbarren war ein Hintergelaß des Wirthschafts­Bormund brauch ich nicht. Ob ich ledig bin oder ver gebäudes, eine kleine Kammer, in welcher Stallstreumoos heirathet, das geht Dich nichts an, Grabendodl, verdammter! getrocknet und aufbewahrt zu werden pflegte. Es hatte zwei Der Zimmermann, dort hat er das Loch gemacht, dort, kleine glaslose Fenster nnd eine feste Bretterthür, die von außen durch ein Kettlein angehängt werden konnte, so daß sie von innen nicht zu öffnen war. Dieser Barren war im Reuthofe das Zuchthaus.

dort!"

Na, na, Guldeisner," versetzte der Sepp, während die drei Bauern aufstanden, brauchst Dich nicht so anzustrengen mit dem Hinauswerfen, wir gehen schon freiwillig. Gute Nacht oder guten Morgen! Wie Du's brauchst."

So viel hatten sie ausgerichtet, die Bauern beim Guld­eisner.

" Verdorben hab ich's," sagte der Jakob, als sie aus dem Hause traten, ich hab ihn zu scharf getroffen." Getroffen oder nicht, es ist ein Stierkopf," antwortete

der Rodel.

Und da drinnen lag der wilde Jackerl nun wieder auf dem Mooshaufen, wo er schon recht oft gelegen war. Die Thür von innen aufzubrechen, zu einer Fensterluke hinauszus triechen, ein Flezzbrett zu heben, um unterhalb hinauszukommen, diese unfruchtbaren Versuche waren längst aufgegeben worden. Jezt lag er rücklings auf dem Moos, ließ den Mond auf sein Gesicht scheinen und war ganz ruhig. Es war ihm ja nichts Neues, im Kriege mit seinem Vater zu unterliegen, Als sie die bezäunte Gaffe zwischen Gemüsegarten und und er fand es eigentlich auch in Ordnung so. Er hielt den Hauswiese hinabgingen, sahen sie ein junges wohluntersettes Vater im ganzen für einen braven Mann, dem man nun Weib, welches beschäftigt war, die zum Bleichen über eben einmal zu gehorchen hätte, schon aus dem Grunde, weil die Wiese hin aufgespannten Leinwandfächer zusammen zu man der Schwächere ist. Der Jackerl will aber nicht gehorchen, rollen. und solchen just am wenigsten, die es scharf von ihm verlangen. Schlecht genug, daß es fast allemal was Ver­nünftiges ist, was der Vater begehrt. Das jedoch ist nichts Vernünftiges, für alle Ewigkeit im Altenmooser Winkel sigen bleiben und die Welt ist so weit und ist so schön und hat so viel Geld und Gut! Wir der Jackerl sind nun einmal zwölf Jahre alt. Leichter lauft der Mensch sein Lebtag nie, als in diefem Alter, und wenn er da nicht davon lauft, wann soll er's denn thun? Einstweilen möchten wir einen Schottensterz haben.

Auch eine Guldeifnerin," murmelte der Sepp, ob er mit nehmen wird in sein Herren- Schloß?"

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Ich denk'," schmunzelte der Rodel, die läßt er uns da. Daß doch die Gattung nicht ganz ausgeht in Altenmoos."

Sie schritten topfschüttelnd thalwärts. Unten, wo der Weg durch jungen Anwuchs ging, begegnete ihnen der Förster, oder Waldmeister, wie er in der Gegend genannt war. Das mar ein großer, stämmiger Mann in Jägertracht und stets mit dem Gewehr auf dem Rücken. Die Gebirgstracht, die er trug, schien aber nicht auf dieser Figur gewachsen zu sein, sie stand nicht ganz zu den manchmal fremdartigen Bewegungen des Mannes. Das Gesicht? Ein schöner rother Bollbart machte alles gut, was etwa die kleinen stechenden Augen und die unförmig lange Nase verdarben. Er war ein Ausländer. Seit wenigen Jahren bei der Herrschaft Rabenberg angestellt, ging er jetzt viel in Angelegenheit des Kampelherrn um, von

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" Jackerl!" rief draußen in der Nacht jemand, es war die. Stimme der Schwester Angerl, da greif' an, wenn Du hungrig bist!" sie hielt ein Stück Brot zur Fensterluke herein. So greif an, Jackerl!" Nein!" knirschte der Junge.

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Ein geröstetes Mus mit Käsestoff( Schotten) versetzt.io]