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Stahl Gelb ober Blut!

Diese erzählten es daheim, die Vögel thäten fingen: Der Nat ist ein braver Mann!

Auf solche Weise wurde der Pechöl- Nazz immer mehr der Mittelpunkt der kleinen armen Rinderwelt zu Altenmoos. Manch mal, wenn das behendige Männlein auf einem Steine oder auf dem grünen Rasen saß und die Kleinen sich im Kreise ver sammelten, erzählte es alte Geschichten, und wie es vor Zeiten zugegangen war in Altenmoos, wie die Leute gelebt und gearbeitet hatten und für einander eingestanden waren in aller Freud  ' und Noth; sang unter Bitherbegleitung sogar Lieder, wie sie die Vorfahren gesungen, und die Kinder sangen mit und waren voller Fröhlichkeit.

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Geld oder Blut!" rief es und am Fenster erschien der Brauntopf eines jungen Burschen.

" Ja freilich," lachte die Angerl auf und verhüllte keusch ihre Andacht, der mich erschrecken wollt, der müßt' ein an­deres Ausgeschau haben wie Du."

Der junge Florian Hüttenmauser sah in der That nicht so aus, als ob die feinen Dirndeln vor ihm davonlaufen müßten.

Den Kettenhund funnt'st just loslassen," sagte nun der Bursche. Fünf Junge im Robel! So eine Familie haben und an der Rette hängen! Was wolltest Du dazu sagen?" ,, Laß ihn nur los," sagte sie.

" Ich bedank' mich," antwortete er. Wir zwei stehen nicht ganz gut miteinder, der Waldl und ich. Aber das magst mir glauben, so lang' das Bich nicht ledig ist, giebt's keine Ruh' in der Nacht. Es bellt nur an der Kette."

Ja freilich, Dich wird sein Bellen irren drüben beim Hüttenmauser!" und

,, Drüben nicht, aber herüben," sagte der Florian, jetzt sei so gut, Angerl, und mach die Thür auf." " Nein, mein Bürschel," versetzte sie, die Thür mach' ich nicht auf."

So steige ich beim Fenster hinein."

Da geschah es auch, daß der Jakob der schon etwelche graue Haare auf dem Haupte trug-mitten unter den Kindern saß und horchte und mitthat und dann brütend in sich versant. Wie dieser Mann, schwerer Sorgen voll, zu altern begann, so ward der Pechöl- Naz wieder jung. Hatte er doch lauter frische, frohe Jugend um sich, und Jugend auch in der Erinnerung an sonnige Zeiten. Er war immer arm und verborgen gewesen, und wie sein Ohr taub war gegen schlimme Red', hingegen der Vögel Sang verstand, so war sein Auge stets blind gewesen für das Elend der Welt und hatte nur das Anmuthige und Erfreuliche gesehen. Er sah auch jetzt den Untergang nicht, er sah das Aufleben. An den Ruinen der Häuser ging er gedankenlos vorüber, an den jungen Lärchen- und Fichtenbeständen freute er sich und sagte: Das wird einmal ein schöner Wald! Je weniger Menschen sich fanden in Altenmoos, desto mehr sah und hörte er Gevögel, Hasen und Rehe, im Wasser Forellen, in den Höhlen Füchse, Marder und anderes Gethier. Das tam ihm Er schwang sich, steckte den Kopf herein, stemmte den lustig vor. Der Nat behauptete, daß vor Jahren eines seiner Arm nach ein Ruck und der junge hübsche Kerl stand in Weiber ihm schon einmal graue Haare ausgezupft hätte, jetzt der Stube. Dort war sein erstes, daß er die Art nahm und aber wären alle wieder schier schwarz. Wenn es so fortginge, mit dem Daumen ihre Schärfe prüfte. Hat eine gute so müsse er nochmals an eine Paarung denken, aber an eine Schneid"", sprach er, aber weißt, Dirndel, ich hab' eine noch flügere, als die früheren gewesen; es frage sich jedoch, ob es bessere." unter den zwanzigjährigen Mädeln eines gebe, das für ihn munter genug wäre.

Die Liebe ist da!

So stand zur stillen heiligen Hoffnung des Jakob neue Jugend auf in Altenmoos. Und in den Reuthof fast gewaltsam die Liebe ein.

eine zog

Eines Sommersonntages war der Jakob wieder einmal nach Sandeben gegangen. In Altenmoos waren die Hand­werker abgekommen, so mußte man Kleider, Geräthe und Werkzeuge in Sandeben machen lassen. Jetzt sollte auch in Altenmoos Baargeld sein und um solcherlei hatte sich der Renthofer zu bekümmern an Sonn- und Feiertagen, da er sonst in seiner alten Bibel sich zu erbauen pflegte und frohe Sonntagsruhe gehalten hatte.

Diesmal waren auch sein Weib und der Friedel mit nach Sandeben gegangen, erstere, weil das Fest der heiligen Drei­faltigkeit war, letzterer, weil er draußen in Sandeben etwas Liebes wußte. Er bewahrte seine Liebe zur Jderl als tiefstes Geheimniß und hatte keine Ahnung, daß sie aus seinen munteren Augen leuchtete, aus seinem hellen Jauchzen hinaustlang in die schöne Gotteswelt. Der Jakob und die Maria blickten sich manchmal verständnißvoll an. Furchenbauer's Jda! Sie hätten nichts dagegen, wenn's einmal so weit kommen und der Friedel ein junges Weib heimführen wird in den Reuthof. Wenn der Friedel gleichwohl nicht Jakob heißt, so soll er baß seinen ersten Buben so heißen, denn die Jakobe dürfen nicht abkommen in diesem Hause.

Sie nahm die breite Holzart von der Wand, hielt die­selbe gegen das Fenster und sagte mit drohender Geberde: Sobald Du den Kopf hinein steckst, purzelt er unter den Tisch hinab!" Ist schon recht," antwortete er, ich will mich just einmal von Dir töpfen lassen."

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Jetzt, daß Du nicht umsonst hereingestiegen bist," sagte die Angerl und fuiete mit der Rosenkranzschnur wieder an den Tisch, jezt mußt Du mir beten helfen."

Beten? Das kann auch jedes allein." " Zwei richten mehr aus als eins."

Das wohl. Aber nicht beim Beten." So antwortete der Bursche und legte seinen Arm um ihren Nacken.

" Uh, wohin willst denn mit mir fahren, daß Du mir ein so schweres Halsjoch anlegst?" fragte sie.

( Fortsetzung folgt.)

Morgen, Mops!

Vor Jahr und Tag lief durch alle gutgesinnten Zeitungen die Beschreibung eines Stalles, den eine Königin für ihre Hunde erbaut. Der begeisterte Sänger fonnte sich garnicht genug thun in der Schilderung, ein wie herrliches Leben diese auserforenen Vierfüßler führten. In hellen, hohen Gemächern, die von Marmelstein gleißten, wohnten sie, jeder habe sein eigenes Bettchen, für jeden werde extra gefocht; und wenn einer stürbe, werde er in einem schönen Park begraben, unter uralten Bäumen, und fein Bild tomme in die hündische Ahnengallerie.

Ungefähr zu derselben Zeit brachten dieselben Blätter die Nach richt, daß alle Morgen hinter der Berliner   Zentral- Markthalle ein Auflauf entstehe, hervorgerufen von Arbeitslosen, die sich um die halbverfaulten Aepfel rauften, welche die Hallenhändler in den innstein geschüttet.

Ich weiß nicht, ob dainals diesen Hungernden und Frierenden die Beschreibung des ausländischen Hundeparadieses unter die Augen gekommen. Gut wäre es jedenfalls gewesen; denn überzeugender hätte ihnen die Gerechtigkeit der heutigen Weltordnung wohl nicht bewiefen werden tönnen.

Da sich an diesem Tage auch die paar Dienstboten zerstreut hatten, theils ebenfalls in der Kirche, theils bei der Heerde auf der Weide waren, so fand sich die Angerl allein Die Welt hat sich seitdem gedreht. Und was vor Jahren nur daheim, um das Haus zu hüten. Sie verriegelte die Thür, tniete an den Tisch hin und hielt still und fromm ihre im Ausland möglich schien, hat heute auch im theneren Vaterlande Sonntagsandacht. Sie sprach den" goldenen Rosenkranz". Weil begeisterte Anhänger und Lobfänger gefunden. Mögen auch noch einige feinnäfige Zeitungsbefizer verärgert behaupten, die Haupt­fie ganz allein war, so faltete sie recht herzinnig die Hände, mann'schen Dramen röchen nach Hundebraten, so ist es doch zur schaute mit ihren treuen unschuldigen Augen zu den Bildnissen unbestreitbaren Thatsache geworden:" Tout- Berlin", Ganz- Berlin  des Hausaltares auf und betete:" Jesus   mein' Lieb', Maria steht im Zeichen des Hundes, und Halb Berlin  " selbstverständlich mein' Hoffnung, Josef mein' Chr', Joachim mein' Fürbitt, auch. Endlich hat ein würdiges Objekt gefunden, das man all seine Liebe, all feine Anna mein' Helferin! Steht uns bei in der Noth, jetzt und auf Bärtlichkeit, und Mitleids wenden auch in dem Tod, Jesus  , Maria, Josef, Joachim   und die ganze Fülle des Wohlwollens fann. Nicht mehr wird fernerhin die Langeweile spinnen in Anna!" den hohen Palästen, Billen und Pruntgemächern: Pinscher   ist's Banier und foll es bleiben.

Zu den offenen Fenstern leuchteten die gegenüberliegenden sonnigen Waldlehnen in die Stube, eine Hummel läutete zu einem Fenster herein, zum anderen hinaus. Es war ein heiliger Frieden ringsum und das Mädchen betete.

Plöglich schlug draußen der Kettenhund an.

man

"

Wie alle Blüthen der Zivilisation, ist der Kultur- Mops und Favorit- Hund nicht auf einmal über Nacht gekommen. Schon die älteften Geschichtsquellen erzählen von Seidenbündchen, die von und in Frauenzimmern wohl gelitten waren. Aber damals hatte man